Linker Antisemitismus

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Gutmensch1
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Gutmensch1 »

JJazzGold hat geschrieben:(18 Jun 2020, 14:35)

Passt meines Erachtens gut zu linkem Antisemitismus.

Auszug 1

Das Europäische Parlament hat am Mittwochabend in Brüssel mit großer Mehrheit das Luftverkehrsabkommen der EU mit Israel gebilligt. Ein Antrag von Linken, Sozialdemokraten und Grünen, aus Protest gegen die Annektierungspläne der Netanjahu-Regierung im Westjordanland die endgültige Ratifizierung des Abkommens hinauszuschieben, wurde zurückgewiesen.
Sehr gut!
Auszug 2

Weniger kontrovers ging es im Parlament bei den Abstimmungen über die Luftverkehrsabkommen der EU mit anderen Ländern zu. So wurden ohne Aussprache die entsprechenden Verträge mit der Volksrepublik China, Jordanien und Georgien vom Parlament durchgewunken. Im Gegensatz zum Abkommen mit Israel äußerte dabei keiner der Abgeordneten völkerrechtliche Bedenken oder hatte ein Bedürfnis zu protestieren.

https://www.juedische-allgemeine.de/isr ... srael/?amp
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Moses
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Verwunderlich ist der linke Antisemitismus auf keinen Fall. Wenn man sich die Ikone der Linken mal ansieht.

https://www.n-tv.de/politik/politik_per ... 48678.html

bin echt gespannt wann die linken Denkmalstümer das erste Karl-Marx-Denkmal niederreißen.
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Gutmensch1
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Gutmensch1 »

Moses hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:14)

Verwunderlich ist der linke Antisemitismus auf keinen Fall. Wenn man sich die Ikone der Linken mal ansieht.

https://www.n-tv.de/politik/politik_per ... 48678.html

bin echt gespannt wann die linken Denkmalstümer das erste Karl-Marx-Denkmal niederreißen.

Das ist erschütternd und sehr enttäuschend, hätte ich Karl Marx nicht zugetraut. Jemand, der Kraft eigener Suppe, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge entlarvt und die Grundlage zu politischen Systemen neu erschafft, müsste nach meinem Dafürhalten klug genug sein, um Menschenfeindlichkeit zu durchschauen und rundheraus abzulehnen. So kann man sich irren.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Moses hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:14)

Verwunderlich ist der linke Antisemitismus auf keinen Fall. Wenn man sich die Ikone der Linken mal ansieht.

https://www.n-tv.de/politik/politik_per ... 48678.html

bin echt gespannt wann die linken Denkmalstümer das erste Karl-Marx-Denkmal niederreißen.
Gar nicht, schließlich muss man doch auch seine guten Seiten sehen. :rolleyes: :cool:
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Moses hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:14)

Verwunderlich ist der linke Antisemitismus auf keinen Fall. Wenn man sich die Ikone der Linken mal ansieht.

https://www.n-tv.de/politik/politik_per ... 48678.html

bin echt gespannt wann die linken Denkmalstümer das erste Karl-Marx-Denkmal niederreißen.
Unabhängig von der Frage, wie rassistisch war Marx, würde ich diesen reißerischen Artikel nicht als Diskussionsgrundlage nutzen.

Ansonsten. Ich bin links. Fordere aber (wie viele andere auch) keinesfalls, Bismarck oder Kant Statuen abzureißen. Komisch.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Billie Holiday »

Elmar Brok hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:39)

Unabhängig von der Frage, wie rassistisch war Marx, würde ich diesen reißerischen Artikel nicht als Diskussionsgrundlage nutzen.

Ansonsten. Ich bin links. Fordere aber (wie viele andere auch) keinesfalls, Bismarck oder Kant Statuen abzureißen. Komisch.
Also sollte man den Rassismus eines Marx schon differenzierter betrachten als den anderer. :thumbup:
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:44)

Also sollte man den Rassismus eines Marx schon differenzierter betrachten als den anderer. :thumbup:
Wo habe ich soetwas behauptet?
Wieso müssen diese billigen Provokationen und Unterstellungen immer sein? Es geht doch auch ohne.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Billie Holiday »

Elmar Brok hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:45)

Wo habe ich soetwas behauptet?
Wieso müssen diese billigen Provokationen und Unterstellungen immer sein? Es geht doch auch ohne.
Reißerischer Artikel...
Was unangenehm ist, ist immer reißerisch und Hetze.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:51)

Reißerischer Artikel...
Was unangenehm ist, ist immer reißerisch und Hetze.
Schau dir alleine schon die Überschrift an. Was ist daran nicht reißerisch?
Wird irgendwie auf den Kontext der Zeit (oder auch der Zitate) eingegangen?
Tatsächlich sind mir Diskussionen auf diesem Niveau unangenehm. Genauso wie der Versuch Bismarck Statuen aufgrund eines angeblichen Rassismus abzureißen. Und jetzt?
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Gutmensch1 »

Elmar Brok hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:52)

Schau dir alleine schon die Überschrift an. Was ist daran nicht reißerisch?
Wird irgendwie auf den Kontext der Zeit (oder auch der Zitate) eingegangen?
Aus unserer Perspektive ist es leicht andere Menschen zu verurteilen, die Kinder zeitgenösischer Paradigmen waren. Wir sind auch Kinder unseres Zeitgeistes. Dennoch ist blanker Antisemitsmus nichts anderes als Menschenhass und damit zweifelsohne das Produkt eines menschenverachtenen Bewusstseins.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Gutmensch1 hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:06)

Aus unserer Perspektive ist es leicht andere Menschen zu verurteilen, die Kinder zeitgenösischer Paradigmen waren. Wir sind auch Kinder unseres Zeitgeistes. Dennoch ist blanker Antisemitsmus nichts anderes als Menschenhass und damit zweifelsohne das Produkt eines menschenverachtenen Bewusstseins.
Und was bedeutet das jetzt konkret?
Antisemitismus/Rassismus oder auch grundsätzlich Hass ist unabhängig vom zeitlichen Kontext zu bewerten? Also immer negativ. Was heißt das für unser von Marx (und anderen) vermitteltes Bild?
Spielt es eine Rolle, wie ich meine Menschenverachtung ausgelebt habe?
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Elmar Brok hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:39)

Unabhängig von der Frage, wie rassistisch war Marx, würde ich diesen reißerischen Artikel nicht als Diskussionsgrundlage nutzen.

Ansonsten. Ich bin links. Fordere aber (wie viele andere auch) keinesfalls, Bismarck oder Kant Statuen abzureißen. Komisch.
Selbstverständlich war Marx kein Rassist und auch kein Antisemit. Da hat der Herr Weimer wohl einiges nicht verstanden und aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht hätte er sich mal die Jahreszahlen der Marxschen Veröffentlichungen anschauen und sich mit dem geschichtlichen und philosophischen Kontext dieser Äußerungen befassen sollen. Aber damit wäre der brave Herr Weimer ganz sicher überfordert gewesen. Hier mal zwei interessante Blog-Texte dazu:

https://www.freitag.de/autoren/elisanow ... in-rassist

https://solidaritaet.info/2020/06/war-k ... r-rassist/
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Billie Holiday »

Elmar Brok hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:15)

Und was bedeutet das jetzt konkret?
Antisemitismus/Rassismus oder auch grundsätzlich Hass ist unabhängig vom zeitlichen Kontext zu bewerten? Also immer negativ. Was heißt das für unser von Marx (und anderen) vermitteltes Bild?
Spielt es eine Rolle, wie ich meine Menschenverachtung ausgelebt habe?
Konkret heißt das, wenn schon Statuen vom Sockel gestoßen werden, dann seine auch.
Es geht ja nicht um deine persönlichen Befindlichkeiten, nur sind linke Menschen sehr aktiv zur Zeit, rassistisch-antisemitische Persönlichkeiten der Weltgeschichte von den Sockeln zu holen. Es stellt sich die Frage, wie konsequent.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von locutusvonborg »

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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:20)

Konkret heißt das, wenn schon Statuen vom Sockel gestoßen werden, dann seine auch.
Es geht ja nicht um deine persönlichen Befindlichkeiten, nur sind linke Menschen sehr aktiv zur Zeit, rassistisch-antisemitische Persönlichkeiten der Weltgeschichte von den Sockeln zu holen. Es stellt sich die Frage, wie konsequent.
Also ein reiner irrationaler Racheakt? Es ist völlig egal, ob und wie Marx rassistisch war. Wenn die Statue irgendeines Rassisten abgerissen wird, dann gefälligst auch jede Statue von Personen, die irgendwann mal den Begriff Neger benutzt haben?

Die Forderung, Bismarck-Statuen abzureißen vernehme ich kaum stärker als sonst. Das ist momentan eher ein englisches/amerikanisches Ding.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:18)

Selbstverständlich war Marx kein Rassist und auch kein Antisemit. Da hat der Herr Weimer wohl einiges nicht verstanden und aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht hätte er sich mal die Jahreszahlen der Marxschen Veröffentlichungen anschauen und sich mit dem geschichtlichen und philosophischen Kontext dieser Äußerungen befassen sollen. Aber damit wäre der brave Herr Weimer ganz sicher überfordert gewesen. Hier mal zwei interessante Blog-Texte dazu:

https://www.freitag.de/autoren/elisanow ... in-rassist

https://solidaritaet.info/2020/06/war-k ... r-rassist/
Aber selbstverständlich nicht, schließlich hat die Partei, und nur die, immer recht!
Ausgerechnet Augsteins freitag als Quelle, wär's nicht zum Heulen, wär's zum Lachen.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:27)

Aber selbstverständlich nicht, schließlich hat die Partei, und nur die, immer recht!
Ausgerechnet Augsteins freitag als Quelle, wär's nicht zum Heulen, wär's zum Lachen.
Ausgerechnet der ach so liberale Herr Weimer. Wärs nicht zum Heulen, wärs zum Lachen :D
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:29)

Ausgerechnet der ach so liberale Herr Weimer. Wärs nicht zum Heulen, wärs zum Lachen :D
Zumindest steht Herr Weimer nicht auf der Liste der 10 schlimmsten Antisemiten des Simon-Wiesenthal-Zentrums.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:34)

Zumindest steht Herr Weimer nicht auf der Liste der 10 schlimmsten Antisemiten des Simon-Wiesenthal-Zentrums.
Nein, aber auf der Achsen-Autoren-Liste.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:18)

Selbstverständlich war Marx kein Rassist und auch kein Antisemit. Da hat der Herr Weimer wohl einiges nicht verstanden und aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht hätte er sich mal die Jahreszahlen der Marxschen Veröffentlichungen anschauen und sich mit dem geschichtlichen und philosophischen Kontext dieser Äußerungen befassen sollen. Aber damit wäre der brave Herr Weimer ganz sicher überfordert gewesen. Hier mal zwei interessante Blog-Texte dazu:

https://www.freitag.de/autoren/elisanow ... in-rassist

https://solidaritaet.info/2020/06/war-k ... r-rassist/
Ob er Rassist war? Keine Ahnung. Vermutlich ist etwas dran. Was das für unser Erinnern bedeutet? Noch viel weniger Ahnung.

Wie diese Debatte geführt wird, ist aber mehr als peinlich. Reinstes Schubladendenken und dem Narrativ eines linken vs rechten Kulturkampfs folgend. Der ist rechts —> abreißen, der ist links—> abreißen. Ziemlich peinlich eigentlich. Hatte das Niveau hier und in Deutschland eigentlich höher eingeschätzt.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:38)

Nein, aber auf der Achsen-Autoren-Liste.
Mit solchen Gleichsetzungen wäre ich vorsichtig.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Elmar Brok hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:38)

Ob er Rassist war? Keine Ahnung. Vermutlich ist etwas dran. Was das für unser Erinnern bedeutet? Noch viel weniger Ahnung.

Wie diese Debatte geführt wird, ist aber mehr als peinlich. Reinstes Schubladendenken und dem Narrativ eines linken vs rechten Kulturkampfs folgend. Der ist rechts —> abreißen, der ist links—> abreißen. Ziemlich peinlich eigentlich. Hatte das Niveau hier und in Deutschland eigentlich höher eingeschätzt.
Ja. Man könnte auch sagen, eine moderne Bilderstürmerei. So ein Käse, das mit der Denkmal-Abreißerei. Besser wäre: Alles stehenlassen und sich inhaltlich auseinandersetzen mit den Leuten. Da gibts meistens sehr widersprüchliche Hintergründe, nix Schwarz-Weißes. Und würde man ein wenig in der Geschichte der alten Bundesrepublik "blättern", fände man ebenfalls jede Menge Rassismus.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Elmar Brok hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:38)

Ob er Rassist war? Keine Ahnung. Vermutlich ist etwas dran. Was das für unser Erinnern bedeutet? Noch viel weniger Ahnung.

Wie diese Debatte geführt wird, ist aber mehr als peinlich. Reinstes Schubladendenken und dem Narrativ eines linken vs rechten Kulturkampfs folgend. Der ist rechts —> abreißen, der ist links—> abreißen. Ziemlich peinlich eigentlich. Hatte das Niveau hier und in Deutschland eigentlich höher eingeschätzt.
Ich bin überhaupt nicht - mit wenigen Ausnahmen - für abreißen, aber für eine Auseinandersetzung mit den jeweiligen Thesen/Aussagen, sei es nun Marx oder Churchill.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Billie Holiday »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:38)

Nein, aber auf der Achsen-Autoren-Liste.
Und die ist vergleichbar mit Untersuchungen des Simon-Wiesenthal-Zentrums bezüglich der Aufarbeitung des Holocaust.
:|
Das ist peinlich..
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:45)

Und die ist vergleichbar mit Untersuchungen des Simon-Wiesenthal-Zentrums bezüglich der Aufarbeitung des Holocaust.
:|
Das ist peinlich..
Ich habe nichts verglichen. Peinlich ist es eher, in dieser Autorengemeinschaft mitzuwirken.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Keoma »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:52)

Ich habe nichts verglichen. Peinlich ist es eher, in dieser Autorengemeinschaft mitzuwirken.
Da wäre es mir schon peinlicher, auf der Liste des Wiesenthal-Instituts zu stehen.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Selina »

Moses hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:41)

Mit solchen Gleichsetzungen wäre ich vorsichtig.
Ich setze nichts gleich. Ich stelle nur fest, dass der hochgelobte Autor an einer Online-Zeitung mitwirkt, die sich inhaltlich im Grenzbereich erzkonservativ bis neurechts bewegt. Und diesem Mann soll ich dann eine Marx-Analyse glauben?
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Vongole hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:43)

Ich bin überhaupt nicht - mit wenigen Ausnahmen - für abreißen, aber für eine Auseinandersetzung mit den jeweiligen Thesen/Aussagen, sei es nun Marx oder Churchill.
Dann kam es vielleicht falsch rüber. Die Auseinandersetzung unterstütze ich. Ich halte sie für sehr spannend. Habe aber mehr Fragen als Antworten. Aus dieser Perspektive ist der ntv-Artikel durchaus eine Anregung/eine Provokation, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Er sollte aber auf keinen Fall als Diskussions- oder gar Faktenlage gelten. Intention des Autors dürfte klar sein. Benennt er ja auch selbst. Gefährlich sind ebenfalls Aussagen wie, wenn Churchill fällt, dann fällt auch Marx (oder umgekehrt). Oder: Bismarck war Rassist, aber Marx war doch viel schlimmer. Genau auf diese Ebene sollte die Diskussion nicht rutschen. Denn dann wird es ein reines Kräftemessen. Deshalb halte ich auch das Abreißen ohne einen demokratischen und gesellschaftliche Prozess, der dem vorher geht, für fatal. Wobei die Situation in den USA nochmal eine andere sein kann.

Mir ist durchaus bewusst, dass diese Diskussion mühsam ist. Wahrscheinlich wird sie auch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kommen. Wichtig ist es zwar, gleiche Maßstäbe anzuwenden, jede Persönlichkeit individuell und ihrem Kontext entsprechend zu bewerten.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:57)

Ich setze nichts gleich. Ich stelle nur fest, dass der hochgelobte Autor an einer Online-Zeitung mitwirkt, die sich inhaltlich im Grenzbereich erzkonservativ bis neurechts bewegt. Und diesem Mann soll ich dann eine Marx-Analyse glauben?
Wenn Du meinen Hinweis nicht verstanden hast oder nicht verstehen willst, ich kann ihn gerne auch in grün wiederholen.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:43)

Ja. Man könnte auch sagen, eine moderne Bilderstürmerei. So ein Käse, das mit der Denkmal-Abreißerei. Besser wäre: Alles stehenlassen und sich inhaltlich auseinandersetzen mit den Leuten. Da gibts meistens sehr widersprüchliche Hintergründe, nix Schwarz-Weißes. Und würde man ein wenig in der Geschichte der alten Bundesrepublik "blättern", fände man ebenfalls jede Menge Rassismus.
Richtig, vielleicht müssen wir uns damit abfinden, dass die allermeisten historischen Persönlichkeiten nicht gut oder böse waren, sondern facettenreich und durchaus ambivalent, was die Bewertung angeht.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von JJazzGold »

Gutmensch1 hat geschrieben:(18 Jun 2020, 15:01)

Sehr gut!



Wie erwartet, die Linken und ihr antiimperialistischer Reflex, sie denken und handeln nach der Devise, der Feind meines Feindes, ist mein Freund. Daran erkennt man die pure Heuchelei ihres zu Unrecht gepachteten, humanistischen Anspruchs. :rolleyes:

Das ist zutiefst bigottes Verhalten der versammelten Linken, an Israel einen anderen Maßstab zu legen, als an die anderen Staaten. Dieses jetzt ratifizierte Abkommen wird seit Jahren gelebt. Der Versuch ist ergo pure linke Symbolpolitik der versammelten Linken, die sich noch nicht einmal schämen dies zuzugeben, dass sie “den Juden“ nach ihrer Facon erziehen, den kommunistischen Bruder China aber gewähren lassen wollen.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:18)

Selbstverständlich war Marx kein Rassist und auch kein Antisemit. Da hat der Herr Weimer wohl einiges nicht verstanden und aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht hätte er sich mal die Jahreszahlen der Marxschen Veröffentlichungen anschauen und sich mit dem geschichtlichen und philosophischen Kontext dieser Äußerungen befassen sollen. Aber damit wäre der brave Herr Weimer ganz sicher überfordert gewesen. Hier mal zwei interessante Blog-Texte dazu:

https://www.freitag.de/autoren/elisanow ... in-rassist

https://solidaritaet.info/2020/06/war-k ... r-rassist/
Das ist enttäuschend. Von Ihnen, die Marx quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat, hätte ich eine detaillierte Erklärung erwartet, wie der Briefwechsel zwischen Marx und Runge bezüglich der Jahreszahlen und im Kontext mit Geschichte und Philosophie zu verstehen sei und weshalb Marx von daher dem Vorwurf des Antisemitismus nach Meinung der Linken entgeht.

Statt dessen folgen zwei indiskutable Blogeinträge.
Statt dessen ereifern Sie sich über den Autor des n-tv Beitrags, was dessen Beitrag über Marx nicht entkräftet, sondern eher hilflos wirkt. Vielleicht weil dann letztendlich doch die geschichtliche und philosophische Substanz fehlt, um Marx,

Quote
„Die gesellschaftliche Emanzipation des Juden ist die Emanzipation der Gesellschaft vom Judentum“.
unquote

nicht als Antisemiten zu entlarven, sondern ihn uns im Licht des Befreiers der Juden von ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und ihrer jüdischen Religion nahezulegen?


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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von jack000 »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:38)

Nein, aber auf der Achsen-Autoren-Liste.
Aber ein entscheidender Autor von "achgut" ist doch Hendrik M. Broder und daher ist doch davon auszugehen, das dieser kein Interesse daran hat auf einer Liste von Autoren zu stehen, die antisemitisch sind?
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

Gibt es eigentlich eine Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts, die nach heutigen Maßstäben kein Rassist war?
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Selina »

jack000 hat geschrieben:(19 Jun 2020, 00:17)

Aber ein entscheidender Autor von "achgut" ist doch Hendrik M. Broder und daher ist doch davon auszugehen, das dieser kein Interesse daran hat auf einer Liste von Autoren zu stehen, die antisemitisch sind?
Er ist nicht nur entscheidender Autor, sondern Mitbegründer des Blogs. Ein anderer Mitbegründer hatte ihn ja gleich anfangs wegen des Rechtsschwenks des Online-Blättleins verlassen.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von conscience »

Es ist eine Tatsache, dass diese Zitate von Marx und Engels existieren. Von Engels sind mir allerdings auch andere Zitate bekannt: sinngemäß dass man als Sozialist, die antisemitische Karte nicht spielen könne, da wichtige Begründer des Sozialismus der jüdischen Religion angehörten: "Außerdem verdanken wir den Juden viel zuviel. Von Heine und Börne zu schweigen, war Marx von stockjüdischem Blut; Lassalle war Jude. Viele unserer besten Leute sind Juden. Mein Freund Victor Adler, der jetzt seine Hingebung für die Sache des Proletariats im Gefängnis in Wien abbüßt, Eduard Bernstein, der Redakteur des Londoner "Sozialdemokrat", Paul Singer, einer unserer besten Reichstagsmänner - Leute, auf deren Freundschaft ich stolz bin, und alles Juden! Bin ich doch selbst von der "Gartenlaube" zum Juden gemacht worden, und allerdings, wenn ich wählen müßte, dann lieber Jude als "Herr von"!" Quelle.

Ich führe den "Antisemitismus" bei Marx und einigen anderen Sozialisten und Kommunisten darauf zurück, dass neben ihrem eigentümlichen Konzept der Proletarischen Revolution noch andere Konzepte existieren, die möglich waren, aber nie auf der politischen Tagesordnung standen. Siehe dazu die wenig gelesen Schrift "Marxismus und Industrielle Revolution" (Ernst Nolte, 1983) und den Aufsatz "Marxismus und Nationalsozialismus". Online.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(19 Jun 2020, 08:36)

Er ist nicht nur entscheidender Autor, sondern Mitbegründer des Blogs. Ein anderer Mitbegründer hatte ihn ja gleich anfangs wegen des Rechtsschwenks des Online-Blättleins verlassen.
Hat z.B. der Briefaustausch zwischen Marx und Runge stattgefunden, oder nicht?

Man kann sich des Verdachts nicht mehr erwehren, dass dieser nicht stattgefunden hat, so der Autor, der sich darauf bezieht, für ein von stramm linker Seite abgelehntes Forum schreibt. Würde allerdings ein Autor, der einem linken Blatt zuzuordnen ist, sich auf diesen Briefwechsel beziehen, dann hat dieser stattgefunden. Selbstverständlich mit Marx'scher Reinwaschung.

So ist es ein Leichtes, die Diskussion ob Marx ein Antisemit war zügig zum Erliegen zu bringen und zeitgleich einem Autor und dessen Publikum nicht nur die Kompetenz zur Beurteilung absprechen, sondern beide auch noch dem linksrandigen Dogma entsprechend dem rechtsrandigen Lager zuordnen.

Die Ursache liegt darin, dass es explizit der linke und der rechte Rand ist, der ausgewiesen gerne einst verliehene Heiligenscheine seiner Vorbilder poliert und jede kritische Hinterfragung untersagen will.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von conscience »

Und noch eine persönliche Anmerkung zum Antisemitismus von Links: das ist primär ein Antizionismus von Links, der aus der Parteinahme für die nur scheinbar unterdrückten Palaestinenser erwächst, dieser Antisemitismus ist jüngeren Datums und in seinem Anhang treten mit diesem wieder die älteren antisemitischen Ideologeme und Stereotypen auf. Das macht den Antizionismus von Links nicht besser sondern verwerflicher, da diese sich nicht über ihren eigenen Ursprung Rechenschaft ablegen.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Elmar Brok »

Zunder hat geschrieben:(19 Jun 2020, 01:08)

Gibt es eigentlich eine Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts, die nach heutigen Maßstäben kein Rassist war?
Es gibt sie. Aber es dürften nicht allzu Viele sein. Ein Artikel wie auf n-tv ließe sich wohl über die meisten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts zusammstellen.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von JJazzGold »

conscience hat geschrieben:(19 Jun 2020, 09:58)

Es ist eine Tatsache, dass diese Zitate von Marx und Engels existieren. Von Engels sind mir allerdings auch andere Zitate bekannt: sinngemäß dass man als Sozialist, die antisemitische Karte nicht spielen könne, da wichtige Begründer des Sozialismus der jüdischen Religion angehörten: "Außerdem verdanken wir den Juden viel zuviel. Von Heine und Börne zu schweigen, war Marx von stockjüdischem Blut; Lassalle war Jude. Viele unserer besten Leute sind Juden. Mein Freund Victor Adler, der jetzt seine Hingebung für die Sache des Proletariats im Gefängnis in Wien abbüßt, Eduard Bernstein, der Redakteur des Londoner "Sozialdemokrat", Paul Singer, einer unserer besten Reichstagsmänner - Leute, auf deren Freundschaft ich stolz bin, und alles Juden! Bin ich doch selbst von der "Gartenlaube" zum Juden gemacht worden, und allerdings, wenn ich wählen müßte, dann lieber Jude als "Herr von"!" Quelle.

Ich führe den "Antisemitismus" bei Marx und einigen anderen Sozialisten und Kommunisten darauf zurück, dass neben ihrem eigentümlichen Konzept der Proletarischen Revolution noch andere Konzepte existieren, die möglich waren, aber nie auf der politischen Tagesordnung standen. Siehe dazu die wenig gelesen Schrift "Marxismus und Industrielle Revolution" (Ernst Nolte, 1983) und den Aufsatz "Marxismus und Nationalsozialismus". Online.
Lassalle.....war das nicht derjenige, den Marx als “kraushaarigen Niggerjuden“ bezeichnete?

Letztendlich war Marx nicht weniger Antisemit als Luther. Beide forderten von den Juden sich ihrer Religion zu entledigen, wenn auch aus unterschiedlicher Intention in der geforderten Assimilation.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben:(19 Jun 2020, 11:55)

Lassalle.....war das nicht derjenige, den Marx als “kraushaarigen Niggerjuden“ bezeichnete?

Letztendlich war Marx nicht weniger Antisemit als Luther. Beide forderten von den Juden sich ihrer Religion zu entledigen, wenn auch aus unterschiedlicher Intention in der geforderten Assimilation.
Die Rede vom "jüdischen Nigger Lassalle" steht in einem Brief an Engels, in welchem es um die prekäre finanzielle Lage von Marx geht und um die Ablehnung eines daraus resultierenden Geldleihgesuchs an Lassalle. Bei Marx als Person und bei den Marxens als Familiie, das sollte man wissen, ging es so zu: Wenn kein Geld da war, war kein Geld da und zur Not brachte man das Klavier ins Pfandleihhaus und Marx saß im Lesesaal der öffentlichen Bibliothek und tüftelte am "Kapital". Wenn Geld da war, flossen Wein und Champagner. Lassalle kam bekanntlich in deinem Duell wegen einer Frauengeschichte ums Leben. Jüdischer Herkunft waren sie beide. Also: Ideologie? Ich würde das eher für einen deftigen Ausbruch zwischen Leuten halten, die beide ziemlich gut wissen, wer sie sind und wohin sie beide gemeinsam gehören. Aber .., gehört das nicht ins Forum 8 :p

Der Linke Antisemitismus - hier in Europa jedenfalls - ist vielleicht am wirksamsten zu bekämpfen durch eine - im linksliberalen Sinne - positive Erzählung vom Projekt Zionismus. Das sollte solchen Erzählungen wie denen von Kuba oder Nicaragua entgegengesetzt werden. Die "Sandinisten", ehemalige Groß-Helden linker Erzählungen sind heute schlimmere Autokraten und Selbstbereicherer als der Somoza-Clan, gegen den sie in den 70er antraten. Und womit sie fast schon einen biblisch verklärten Befreier- und Erlösermythos erlangten. Tatsächlich jedoch ist das Zionismus-Projekt an sich bis heute wesentlich besser geeignet für eine linksutopische Erzählung. Vorausgesetzt man reduziert "Israel" und "Zionismus" nicht auf die gegenwärtige Regierung Israels. Die Herstellung einer festen positiven Assoziation zu Wörtern wie "Israel" und "Zionismus" innerhalb der linksliberalen Kultur Europas ... das wäre eine gute Sache ... auch als Gegenposition zu dieser traditionellen Festlegung auf "nationale Befreiungsbewegungen". Zionismus als ursprünglich eiigentlich linkes Projekt. Und auch als Gegenstrategie zu den erwartungsgemäß negativen Folgen für den Trump-Nahost-Plan.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Perkeo »

Selina hat geschrieben:(18 Jun 2020, 16:57)

Ich setze nichts gleich. Ich stelle nur fest, dass der hochgelobte Autor an einer Online-Zeitung mitwirkt, die sich inhaltlich im Grenzbereich erzkonservativ bis neurechts bewegt. Und diesem Mann soll ich dann eine Marx-Analyse glauben?
Wenn du umgekehrt dann auch nie wieder die Analyse eines Marxisten über den Kapitalismus - oder die Analyse eines Palästinensers über Israel - glaubst, wäre dies selbstkonsistent.
Generell aber ist argumentum ad personam ein schlechter Ratgeber. Eine Äußerung ist nicht rassistisch, weil sie von einem “Rechten” geäußert wird, sondern rassistische Äußerungen machen den Rassisten. Alle die Marx entschuldigen, sollten sich überlegen was sie sagen würden wenn Bismarck das Gleiche gesagt hätte.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Maxxy01 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 Jul 2020, 00:56)
Zionismus als ursprünglich eiigentlich linkes Projekt.
War es so? Zionismus ist doch jüdischer Nationalismus und Nationalismus ist per se rechts.
Wenn ein Linker (Antinationalist) den Zionismus ablehnt, muss das Motiv nicht zwangsläufig Judenhass sein.

"Linker Antisemitismus" ist an sich ein Widerspruch, denn Linke verachten keine Menschen aufgrund von Hautfarbe, Relgion, Herkunft, Ethnie, Nationalität.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Billie Holiday »

Maxxy01 hat geschrieben:(24 Jul 2020, 10:51)

War es so? Zionismus ist doch jüdischer Nationalismus und Nationalismus ist per se rechts.
Wenn ein Linker (Antinationalist) den Zionismus ablehnt, muss das Motiv nicht zwangsläufig Judenhass sein.

"Linker Antisemitismus" ist an sich ein Widerspruch, denn Linke verachten keine Menschen aufgrund von Hautfarbe, Relgion, Herkunft, Ethnie, Nationalität.
Ganz im Gegenteil finden sie alle ganz toll, ohne diese persönlich zu kennen. Ein „ich hab dich gern, weil du schwarz bist“ ist ein subtiler Rassismus, den man nicht sofort merkt. :thumbup:
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von JJazzGold »

Billie Holiday hat geschrieben:(24 Jul 2020, 10:59)

Ganz im Gegenteil finden sie alle ganz toll, ohne diese persönlich zu kennen. Ein „ich hab dich gern, weil du schwarz bist“ ist ein subtiler Rassismus, den man nicht sofort merkt. :thumbup:
:thumbup: Perfekt ausgedrückt.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von Maxxy01 »

Billie Holiday hat geschrieben: Ein „ich hab dich gern, weil du schwarz bist“ ist ein subtiler Rassismus, den man nicht sofort merkt. :thumbup:
Das stimmt, aber wer denkt schon so?
Die Christen vielleicht, mit ihrer Nächstenliebe.

Aber sonst sollte doch jeder wissen, dass sich alle Menschen charakterlich unterscheiden.
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von tarkomed »

Billie Holiday hat geschrieben:(24 Jul 2020, 10:59)

Ganz im Gegenteil finden sie alle ganz toll, ohne diese persönlich zu kennen.
Immer noch besser, als wenn man sie hassen würde, ohne sie persönlich zu kennen. Das kommt nämlich viel häufiger vor, aber nicht bei den Linken.
Billie Holiday hat geschrieben:(24 Jul 2020, 10:59)
Ein „ich hab dich gern, weil du schwarz bist“ ist ein subtiler Rassismus, den man nicht sofort merkt. :thumbup:
Warum muss denn die Hautfarbe eine Rolle spielen, ob man jemanden liebhat oder nicht?
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Maxxy01 hat geschrieben:(24 Jul 2020, 10:51)

War es so? Zionismus ist doch jüdischer Nationalismus und Nationalismus ist per se rechts.
Wenn ein Linker (Antinationalist) den Zionismus ablehnt, muss das Motiv nicht zwangsläufig Judenhass sein.

"Linker Antisemitismus" ist an sich ein Widerspruch, denn Linke verachten keine Menschen aufgrund von Hautfarbe, Relgion, Herkunft, Ethnie, Nationalität.
->
Israelische Rechtskonservative fürchten eine „antizionistische“ Regierung. Sich selbst sehen sie als Garanten des zionistischen Traums und nennen sich Neo-Zionisten. Aber was soll das sein? Schließlich war der Zionismus von jeher eher links geprägt.
Interessanter, empfehlenswerter Beitrag: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ne ... _id=460336 ("Eine rechtskonservative Idee mit linken Wurzeln").
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Jul 2020, 12:56)

->


Interessanter, empfehlenswerter Beitrag: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ne ... _id=460336 ("Eine rechtskonservative Idee mit linken Wurzeln").

Wobei es damals auch linke oder liberale Vorstellungen gab, die Diaspora weiterhin vorzuziehen. Und diese Ansicht gibt es offensichtlich bis heute. Mehr als die Hälfte der Juden lebt eben dauerhaft nicht in Israel.
Und das ist es ja wohl, was heute auch noch als "links" gilt, eine weltweite Zerstreutheit vs eines strikten, isolierenden Nationalismus.

Und hier noch ein interessantes Buch über das Verhältnis von zionistischer Bewegungen und Antisemitismus im 3. Reich (von Francis R. Nicosia):

http://www.igdj-hh.de/files/IGDJ/pdf/ha ... tismus.pdf

"Er stellte heraus, dass Theodor Herzl mit der Veröffentlichung seines Werkes Der Judenstaat: Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage (1896) ein zum Teil taktisches Ziel verfolgt hatte. Herzl wollte damit auch die Unterstützung nichtjüdischer Gruppen für seine Vorschläge erreichen, die unter Juden umstritten waren und in der damaligen Zeit kaum Anklang fanden. Da die jüdischen Reaktionen auf Herzls Buch größtenteils negativ waren, hoffte er auf positive Reaktionen von nichtjüdischer Seite. Und diese Rezipienten sprachen durchaus darauf an : Ihre Reaktionen reichten von Gleichgültigkeit bis zu Akzeptanz und sogar Enthusiasmus. Insgesamt beschrieb Herzl die Reaktion der Antisemiten folgendermaßen : »Die Antisemiten behandeln mich fair.«11 Zur Zeit der Veröffentlichung des Buches Der Judenstaat scheint sich Herzl damit auseinandergesetzt zu haben, dass das Verhältnis zwischen Antisemiten und Zionisten für beide Seiten in den kommenden Jahren ein heikles Thema sein würde. Während nichtjüdische Kritik am Zionismus oder dem Staat Israel heutzutage oft als Ausdruck eines tiefer liegenden Antisemitismus gewertet werden, so hätte zu Herzls Zeit eine nichtjüdische Unterstützung der zionistischen Idee zu einer ähnlichen Wirkung führen können."

Zum einen wird da die innerjüdische Kontroverse zum Thema Zionismus wieder bewusst (die es auch bis zum heutigen Tage gibt). Und interessant auch, dass damals die Vorzeichen völlig umgekehrt waren. Dass man gerade mit einer starken Befürwortung des Zionismus sich eher dem Verdacht des Antisemitismus "aussetzte". Und eine gewisse "Überlappung" der Interessen beider so verschieden wirkender Gruppen gab es damals ja unübersehbar.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Linker Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(24 Jul 2020, 14:38)

Wobei es damals auch linke oder liberale Vorstellungen gab, die Diaspora weiterhin vorzuziehen. Und diese Ansicht gibt es offensichtlich bis heute. Mehr als die Hälfte der Juden lebt eben dauerhaft nicht in Israel.
Und das ist es ja wohl, was heute auch noch als "links" gilt, eine weltweite Zerstreutheit vs eines strikten, isolierenden Nationalismus.
Montreal, Toronto und natürlioch New York. Nur als Beispiel zu Montreal:
The Jewish left and secular Jewish culture have flourished in Montreal, producing famous artists and public figures such as Charles Krauthammer, Mort Zuckerman, Naomi Klein, Leonard Cohen, Irving Layton and Gerald Cohen.
"Zerstreutheit" kann man das wohl nicht nennen. Es sind eher einzelne urbane Zentren dann auch nicht ganz linker sondern doch eher liberaler oder linksliberaler jüdischer Kultur. Ich persönlich bin in dieser Hinsicht vor allem von der musikalischen Szene um die etwas neuere Band "God Speed You! Black Emperor" und speziell von dessen Kontrabassisten Thierry Amar und seinen Projekten "Black Ox Orkestar" und "A Silver Mt. Zion" beeinflusst. Einen ziemlich linksliberalen oder zumindest antikonservativen Bias haben die schon.

Jetzt kommt aber in jüngerer Zeit ein angebliches Revival der definitiv sehr sehr linken Kibbuz-Bewegung in Israel selbst dazu. "Angeblich" deshalb, weil ich dies selbst und aus erster Hand nicht objektiv beurteilen kann. Dieses Revival kann ganz einfach auch mit den Teuerungen und insbesondere den Mietsteigerungen in Israel zusammenhängen. Die Bewerbung bei einem der neueren privaten oder auch klassischen gemeinschaftlichen Kibuzze kann natürlich auch einfach damit zusammenhängen, dass sich selbst sagen wir mal ein gutverdienender Programmierer aus Tel Aviv dort eine Wohnung nicht mehr leisten kann oder will und auf der anderen Seite keine Lust hat, wie etliche seiner Landsleute für eine gewisse Zeit in eine europäische Metropole wie Berlin zu wechseln.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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