Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

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discipula
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von discipula »

Schnitter hat geschrieben:(10 Jul 2021, 15:17)

Ein Witz jagt den anderen.
nun, wenn sie zu Russland gehören, ist es eh Putins Job, dort für Ordnung und Ruhe zu sorgen.
discipula
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von discipula »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jul 2021, 15:11)

Es ist in erster Linie mal eine Kennzahl, die etwas über Fortschritte in der Medizin aussagt. Dass der Lebensstandard in Russland in den vergangenen zehn Jahren gestiegen sei, gehört ja wohl ins Reich der Fabel.
.
Kindersterblichkeit hängt wesentlich an Lebensstikfaktoren zB ob es genug zu essen gibt. und geheizte Wohnungen, sauberes Wasser, Sicherheit....

während junge gesunde Frauen grundsätzlich keine medizinische Betreuung benötigen, um zu gebären. Eine Schwangerschaft ist ja keine Krankheit.


https://www.aerzteblatt.de/archiv/57331 ... -Situation
Kohlhaas
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Rautenberger hat geschrieben:(10 Jul 2021, 13:31)Und vielleicht liest du das auch noch mal nach: https://de.rbth.com/lifestyle/84807-10- ... n-russland
Von den neun dort angegebenen russischen Häfen werden 5 (!) als eisfrei bezeichnet. Und was soll "seit eh und je (!!)" heißen? Nicht mal Putin bezweifelt, dass Sewastopol bis 2014 Teil der Ukraine war!

Schön wär's! Das tut er eben nicht. Russische Interessen sind die Interessen des russischen Volkes - und die sind Putin schnurzpiepegal.
Recht hast Du. In einem Punkt muss man aber widersprechen: Die Krim hat für Russland schon eine ganz besondere Bedeutung. Insbesondere auch aus militärischer Sicht. Ja, es gibt eine ganze Reihe von ganzjährig eisfreien Häfen. Wenn man sich allerdings anschaut, wo sich diese Häfen befinden, dann werden die "strategischen Probleme" Russlands deutlich. Im Grunde genommen hat Russland (bzw. der am besten entwickelte europäische Teil des Landes) nur vom Schwarzen Meer und damit von der Krim aus einen einigermaßen günstigen Zugang zu den Weltmeeren. Und selbst von da aus haben die Russen "Engstellen" vor der Nase, die nicht unter ihrer Kontrolle stehen: Bosperus, Dardanellen, Suez-Kanal, Gibraltar. Und auf dem Weg durchs Mittelmeer sind sie auch nirgendwo "daheim". Das Mittelmeer ist ein europäisches Meer.

Die Seewege von allen anderen russischen Häfen aus sind viel schwieriger und/oder viel weiter. Von Wladiwostok oder von Murmansk aus z.B. in den Indischen Ozean oder in arabische Gewässer zu gelangen, ist ein echtes Problem.

Schauen wir nur mal auf die beiden Ostsee-Häfen Russlands: St. Petersburg und Kaliningrad. Ja, da unterhält Russland eine "Ostseeflotte". Die ist im Zweifel allerdings quasi in diesen beiden Häfen festgebunden. Um aus der Ostsee rauszukommen, müssten die Schiffe erstmal durch das Kattegat und den Skagerak. Vorher noch durch die Fahrrinnen zwischen den vielen Inseln (Fehmarnbelt zum Beispiel). Das ganze auf schmalen Fahrrinnen und unter permanenter Bewachung durch die Anrainerstaaten. Wollte Europa den Russen tatsächlich die Durchfahrt verwehren, dann hätte die Ostseeflotte nicht den Hauch einer Chance. Die wäre jederzeit binnen Minuten in Reichweite von Kampfflugzeugen aus allen Richtungen.

Wo in der Ostsee das Dilemma für Russland liegt, sieht man ja gerade an der völlig absurden Entscheidung Putins, vor Fehmarn russische Atom-Uboote herumschippern zu lassen. Damit will Russland seine "Waffenmacht" demonstrieren, wie ein Hund, der die Zähne fletscht und das Fell sträubt. Eine vollkommen sinnfreie Aktion. Wir wissen auch ohne diese "Demonstration der Stärke", dass es diese Atom-Uboote gibt. Und das Bedrohungspotenzial dieser Boote liegt nicht darin, dass man sie sehen kann, sondern darin, dass man nicht weiß wo sie sind! In der Ostsee können diese Boote sich aber nicht verstecken, denn das Meer ist so flach, dass die gar nicht tauchen können. Die sind jederzeit sichtbar und hörbar. Und im Zweifel auch angreifbar.

Eine völlig absurde "Demonstration von Stärke". Die Nato-Militärs in den Staaten rund um die Ostsee klatschen gerade begeistert in die Hände, weil sie noch nie so viel Zeit hatten, in aller Ruhe aus nächster Nähe drei russische Atom-Uboote zu "belauschen" und Aufzeichnungen über deren individuelle Geräuschentwicklung anzufertigen. Ich wäre sehr überrascht, wenn in diesem Moment nicht mehrere viel kleinere Nato-Uboote wie Flöhe an den russischen Ungetümen hängen würden.

Aber zurück zum Thema: Die Situation in der Ostsee zeigt nur, wie dringend Russland auf die Krim und auf die Beherrschungs des Schwarzen Meeres angewiesen ist. Das hat für Russland höchste strategische Bedeutung. Der größte strategische Schwachpunkt der Nato ist die brüchige Landverbindung zwischen Polen und dem Baltikum. Der größte strategische Schwachpunkt Russlands ist die Kontrolle über das Schwarze Meer. Ich persönlich gehe davon aus, dass Russland die Krim nie wieder hergeben wird. Jedenfalls nicht, solange Russland keine demokratische Nation ist, mit der man aus westlicher Sicht vertrauensvolle Kontakte pflegen kann.
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Schnitter
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Schnitter »

discipula hat geschrieben:(10 Jul 2021, 15:27)

nun, wenn sie zu Russland gehören, ist es eh Putins Job, dort für Ordnung und Ruhe zu sorgen.
Wie, ich dachte die sind "unabhängig" ? :D
Panarin
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Panarin »

discipula hat geschrieben:(10 Jul 2021, 14:40)

ja, eben.

Darum muss sich die USA an demokratischen Standards messen lassen, aber Russlsnd nicht. Da Russland keine Demokratie sein will, aber die USA schon.

und da fragt man sich schon, wieso der USA ihre riesige Gefängnispopulation verziehen wird (und es will wohl keiner gern so genau wissen, was dort drin alles so passiert), aber den Russen alles und jedes vorgeworfen wird.
Ich sage es nochmal: Putin sieht sich sehr wohl als Demokrat. Ausserdem ist es völlig unwichtig ob ein Staat demokratisch oder autokratisch ist, wenn er Mitglied der UN ist muss er sich an die allemeinen Menschenrechte halten.

Und wegen den US-Gefängnissen. Die USA werden regelmäßig deshalb kritisiert auch wegen der noch vorhandenen Todesstrafe. Wegen Guantanamo, wegen Folter, wegen dem Irak-Krieg, immer gab es Kritik. Von Menschenrechtsorganisationen, von europäischen Staaten, von der Presse und auch innerhalb der USA selbst.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

discipula hat geschrieben:(10 Jul 2021, 15:34)

Kindersterblichkeit hängt wesentlich an Lebensstikfaktoren zB ob es genug zu essen gibt. und geheizte Wohnungen, sauberes Wasser, Sicherheit....

während junge gesunde Frauen grundsätzlich keine medizinische Betreuung benötigen, um zu gebären. Eine Schwangerschaft ist ja keine Krankheit.


https://www.aerzteblatt.de/archiv/57331 ... -Situation
Muss man Schwangerschaft als "Krankheit" einstufen, um akzeptieren zu können, dass medizinische Fortschritte den Verlauf von Schwangerschaften definitiv, ohne jeden Zweifel und völlig unbestreitbar "risikofreier" gemacht haben? Auch in der Steinzeit war Schwangerschaft keine Krankheit. Damals sind aber sehr, sehr viel mehr Frauen und Neugeborene im Kindbett gestorben als heute.

Da spielen auch geheizte Wohnungen, sauberes Wasser, die Nähe eines Krankenhauses, die Verfügbarkeit eines Taxis... etc.pp. eine Rolle.

DU allerdings hast versucht, die sinkende bzw gesunkene Kindersterblichkeit als Beleg dafür anzuführen, dass in Russland der Lebensstandard gestiegen sei. Sämtliche statistische Kennzahlen zum Thema Lebensstandard in Russland widerlegen diese Deutung! Hoch ist der Lebensstandard für Menschen in Russland nur dann, wenn diese Menschen es geschafft haben, sich in die autokratische Kleptokratie des neuen russischen Herrschaftssystems einzuschleimen. Wenn sie es in die Gruppe der Menschen geschafft haben, die konsequenzlos das russische Volk ausplündern können, steigt ihr Lebensstandard. So ein Zufall!

So richtig widerwärtig wird Deine "Argumentation" allerdings dann, wenn man nicht die von Dir behauptete gesunkene Kindersterblichkeit betrachtet, sondern den Vergleich zwischen der Kindersterblichkeit in Russland und in anderen Staaten.

Da gilt: In Deutschland 0,3 Prozent, in Russland 0,8 Prozent und damit noch hinter so Vorbildern für medizinische Versorgung wie Sri Lanka. Es gilt darüber hinaus, dass die Kindersterblichkeit in Deutschland unter deutschen Politikern als Problem empfunden wird. In Russland kümmert sich da kein Schwein drum, außer den Müttern die ihre Kinder beerdigen müssen. Putin hat da ja so großartige Großtaten vollbracht!

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... hkeitsrate

Von Dir hätte ich jetzt gern einen Beleg für die Behauptung, dass der Lebensstandard in Russland in den letzten zehn Jahren gestiegen ist. Kommt so ein Beleg nicht, kannst Du Dir Deine Behauptung in die Haare schmieren. Welche Haare Du beschmierst, überlasse ich Deiner Entscheidung. :D
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Kohlhaas
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Panarin hat geschrieben:(10 Jul 2021, 16:08)

Ich sage es nochmal: Putin sieht sich sehr wohl als Demokrat.
Meinst Du das wirklich ernst?

Ich halte Putin für einen Autokraten, einen Kleptokraten, ein korruptes Arschloch, einen Auftraggeber für Morde, einen Kriegstreiber und allgemein für einen völlig gewissenlosen und ausschließlich egoistischen "Menschen". Aber ich halte ihn nicht für vollverblödet! Wenn es auf der Welt nur einen einzigen Menschen geben würde, der sich selbst NICHT für einen Demokraten hält, dann wäre es Putin. Putin hält sich nicht für einen Demokraten. Er versucht ununterbrochen, Demokratien im Ausland zu destabilisieren und im Inland jede Möglichkeit für demokratische Entscheidungen zu unterbinden. Von langer Hand vorbereitete Wahlfälschungen eines Herrschenden können ja wohl kaum als Beleg dafür gewertet werden, dass der herrschende Fälscher sich als "Demokraten" sieht. Putin scheißt auf die Demokratie uns will sie in Russland nachhaltig abschaffen und im Ausland diskreditieren.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jul 2021, 16:23)

Meinst Du das wirklich ernst?

Ich halte Putin für einen Autokraten, einen Kleptokraten, ein korruptes Arschloch, einen Auftraggeber für Morde, einen Kriegstreiber und allgemein für einen völlig gewissenlosen und ausschließlich egoistischen "Menschen". Aber ich halte ihn nicht für vollverblödet! Wenn es auf der Welt nur einen einzigen Menschen geben würde, der sich selbst NICHT für einen Demokraten hält, dann wäre es Putin.
Es ist ja ein Unterschied, was man nach außen hin vorgibt und welche innere Weltsicht und Agenda man besitzt. Aber was wohl den noch größeren Unterschied ausmachen wird ist, was Putin eigentlich unter Demokratie versteht und was jeder von uns darunter versteht. Ich bin übrigens in einem Land aufgewachsen, was unter Demokratie was völlig anderes verstanden hat. :)
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Panarin »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jul 2021, 16:23)

Meinst Du das wirklich ernst?

Ich halte Putin für einen Autokraten, einen Kleptokraten, ein korruptes Arschloch, einen Auftraggeber für Morde, einen Kriegstreiber und allgemein für einen völlig gewissenlosen und ausschließlich egoistischen "Menschen". Aber ich halte ihn nicht für vollverblödet! Wenn es auf der Welt nur einen einzigen Menschen geben würde, der sich selbst NICHT für einen Demokraten hält, dann wäre es Putin. Putin hält sich nicht für einen Demokraten. Er versucht ununterbrochen, Demokratien im Ausland zu destabilisieren und im Inland jede Möglichkeit für demokratische Entscheidungen zu unterbinden. Von langer Hand vorbereitete Wahlfälschungen eines Herrschenden können ja wohl kaum als Beleg dafür gewertet werden, dass der herrschende Fälscher sich als "Demokraten" sieht. Putin scheißt auf die Demokratie uns will sie in Russland nachhaltig abschaffen und im Ausland diskreditieren.
Ich habe mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt. Er will der Welt vorspielen, dass er Demokrat ist. Deshalb die Farce mit den Wahlen und den Fake-Oppositionellen in der Duma. Das ist ja ein Aufwand, den er einstellen könnte. Eventuell wird das in naher Zukunft auch passieren und er wird einfach "Führer der Nation auf Lebenszeit".
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(10 Jul 2021, 16:28)

Es ist ja ein Unterschied, was man nach außen hin vorgibt und welche innere Weltsicht und Agenda man besitzt. Aber was wohl den noch größeren Unterschied ausmachen wird ist, was Putin eigentlich unter Demokratie versteht und was jeder von uns darunter versteht. Ich bin übrigens in einem Land aufgewachsen, was unter Demokratie was völlig anderes verstanden hat. :)
Das hast Du schön geschrieben. Ich gratuliere Dir dazu. Ich hatte aber nicht auf Deinen Beitrag geantwortet. Ich hatte auf einen Beitrag geantwortet, in dem postuliert wurde, dass Putin sich selbst für einen Demokraten halten würde.

Du kannst ja gern mal versuchen, abseits von irgendwelchen semantischen Spitzfindigkeitne darzulegen, dass Putin irgendwann mal irgendwie für Demokratie eingetreten wäre. Demokratie war für diesen Menschen immer nur in der Weise interssant, dass er jegliche mögliche Opposition ausgeschaltet hat. Durch Einsperren oder Ermorden. Ich bin gespannt auf Belege von Dir dafür, dass Putin sich selbst für einen Demokraten halten würde.

Natürlich kannst Du Dich jetzt auf den Standpunkt stellen, dass Russland durch Ausschaltung der Opposition und durch Ermordung von Kritikern nur "vorgegeben" habe, eine bestimmte innere Agenda zu verfolgen.

Ich beglückwünsche Dich zu dieser weltbewegenden Erkenntnis. Putin ist also ein von amerikanischen Imperialisten missverstandener und verleumdeter Demokrat. Ohne Deine Mithilfe wäre ich zu dieser Erkenntnis nie gelangt. Danke, Massa, für diese Erleuchtung!

Lieber Sören, Du schreibst viele Sachen, die deutlich erkennen lassen, dass Du fähig bist, selbständig zu denken. Mach doch einfach mal Gebrauch von dieser Fähigkeit.

Welche "innere Weltsicht" Putin-Russland hat, sieht man an all den Militäraktionen in der ehemaligen SU, in Syrien, im Irak, in Libyen und der Ukraine. Man sieht das auch an den permanenten Deskinformationskampagnen gegen westliche Demokratien, an der Einmischung in die US-Präsidentenwahl oder in das britische Brexitreferendum oder an den Hackerangriffen gegen den Bundestag... Natürlich kann man hinterher noch drüber rumphilosophieren, was davon "innere Weltsicht" widerspiegelt oder nur vorgegeben war. Man kann sich auch darüber austauschen, was das größte russische Atom-Uboot vor Fehmarn machen soll oder warum russische Jets so oft für Alarmstarts von Nato-Jets im Baltikum sorgen, wenn dort gerade ausländische Politiker zu Gast sind. Man kann sich fragen, ob es einer "inneren Weltsicht" entspricht oder nur "vorgegeben" ist, wenn über der Ukraine mit russischen Waffen Passagierflugzeuge abgeschossen werden. Entspricht es innerer Weltsicht, wenn im Berliner Tiergarten russische Regimekritiker erschossen werden oder wenn in London Mordanschläge auf russische Regimekritiker mit Chemiewaffen verübt werden, die gar nicht existieren dürften?

Du willst darüber diskutieren, was Putin unter "Demokratie" versteht? Das ist für ihn der Feind, den er bekämpft, ohne überhaupt angegriffen worden zu sein. Putin scheißt auf Demokratie und will sie beseitigen.

Deine tiefgründigen Erwägungen über Demokratie interessieren Putin einen Dreck. Der ist ein Anti-Demokrat. Und er greift uns permanent an.

Jetzt kommen sicher wieder irgendwelche "Whataboutisten", die uns erklären, dass die USA doch genauso dreckig vorgehen würden. Diese Leute lügen aber. Entweder lügen sie, weil sie aus ideologischen Gründen den neuen Zaren Putin für den Messias halten, oder weil sie dafür bezahlt werden. Eine dritte Möglichkeit kann es meinem Eindruck nach nicht geben.

Wenn jemand angesichts all dessen, was so passiert ist und immer noch ständig passiert, über "innere Weltsicht" oder "missverstandene Demokratlichkeit" herumphilosophiert, dann kann ich das nur noch lächerlich finden. Die westlichen Demokratien haben das unverbrüchliche Recht, Demokratien bleiben zu wollen. Wenn Russland ständig versucht, dies zu verhindern, dann ist das ein feindseliger Akt. Die jüngsten Gipfel der G7 und der Nato haben das deutlich gemacht. Die jüngsten Aktionen russischer Hacker-Gruppen lassen den Schluss zu, dass das auch in Russland jetzt einigermaßen verstanden worden ist, wenn auch noch nicht vollständig.

Wir alle nehmen Russland viel zu ernst. Russland hat eine Wirtschaftsleistung, die unter der italienischen und - wenn überhaupt! - nur knapp über der spanischen liegt. Russland ist eigentlich seit Jahrzehnten kein Gegner mehr. Russland kann seine "Weltmachtstellung" eigentlich nur noch deshalb halten, weil es permanent völlig rücksichtslos von seinen militärischen Machtmitteln Gebrauch macht. Diese "Machtmittel" kosten allerdings Unsummen an Milliarden. Welche Chancen hat wohl ein Land mit der Wirtschaftskraft Spaniens, sich gegen die EU und die USA zu behaupten? Wir erleben gerade einen neuen Rüstungswettlauf, der zur weiteren Ausblutung Russlands führen wird. Putin findet das toll. Der kann für sich und seine kriminellen Spießgesellen damit nur weitere Milliarden in seine eigene Tasche und die Taschen seine korrupten Spießgesellen umleiten.

Russland ist längst kein Staat mehr. Russland ist ein Selbstbedienungsladen von korrupten Autokraten.
Slava Ukraini
Kohlhaas
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Panarin hat geschrieben:(10 Jul 2021, 16:32)

Ich habe mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt. Er will der Welt vorspielen, dass er Demokrat ist. Deshalb die Farce mit den Wahlen und den Fake-Oppositionellen in der Duma. Das ist ja ein Aufwand, den er einstellen könnte. Eventuell wird das in naher Zukunft auch passieren und er wird einfach "Führer der Nation auf Lebenszeit".
Okay. Dann gibt es zwischen uns keine Kontroverse. Natürlich will Putin das. Das glaubt ihm aber natürlich niemand mehr. Nicht in Russland und schon gar nicht im Ausland. Die Frage ist jetzt, wie das Ausland damit umgeht. Warten wir es mal ab. Ich persönlich hoffe, dass die nächste Bundesregierung aus CDU und Grünen gebildet wird. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn in dieser nächsten Bundesregierung die CDU die stärkste Kraft ist, die Grünen aber stark genug sind, um nicht marginalisiert werden zu können.

Ich glaube, dass wir die Grünen in der Bundespolitik brauchen, um eine "neue" Russlandpolitik aufzulegen. Laschet wird das ohne Druck von außen wohl eher nicht machen.

Auf die Wahl der Duma können wir keinen Einfluss nehmen. Wir können aber schon selbst entscheiden, wie wir mit so einer "demokratisch" gewählten Duma umgehen. Damit wird Putin dann leben müssen. Putin hat uns nicht "in der Hand". Was könnte er uns denn schlimmes antun? Er könnte Atomraketen abschießen. Sonst nichts. Glaubt jemande, dass er das tun wird? Hungern wir ihn doch einfach aus. Danach kümmern wir uns dann um China. Das ist das größere Problem. Für Russland interessiert sich eigentlich niemand mehr. Solllen die Autokraten dort sich doch gern vor China in den Staub werfen.

Nochmal: Die Wirtschaftskraft Russlands entspricht ungefähr der Wirtschaftskraft Spaniens. Wie lange kann Russland sich wohl noch diese exorbitanten Militärausgaben leisten?

Putin hat erreicht, dass Russland für den "Westen" kein nennenswerter Faktor mehr ist. China ist jetzt viel, viel wichtiger geworden. Mein Gott, wie sich das wohl auf die russische Seele auswirkt...

Da werden die Russen wohl mal drüber nachdenken müssen. Wollen sie mit dem Westen verhandeln oder wollen sie vor China devot aufs Knie sinken? Das ist die Wahl, die Putin gerade hat. Eine sehr "unkomfortable" Position. Ich bin da noch auf manche Überraschung gefasst....
Slava Ukraini
Sören74

Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jul 2021, 18:57)

Das hast Du schön geschrieben. Ich gratuliere Dir dazu. Ich hatte aber nicht auf Deinen Beitrag geantwortet. Ich hatte auf einen Beitrag geantwortet, in dem postuliert wurde, dass Putin sich selbst für einen Demokraten halten würde.

Du kannst ja gern mal versuchen, abseits von irgendwelchen semantischen Spitzfindigkeitne darzulegen, dass Putin irgendwann mal irgendwie für Demokratie eingetreten wäre. Demokratie war für diesen Menschen immer nur in der Weise interssant, dass er jegliche mögliche Opposition ausgeschaltet hat. Durch Einsperren oder Ermorden. Ich bin gespannt auf Belege von Dir dafür, dass Putin sich selbst für einen Demokraten halten würde.
Nur damit es keine Missverständnisse gibt, Du läufst bei mir offene Türen ein. Nach unseren Kriterien ist er kein Demokrat. Putin wird sehr wahrscheinlich eigene Vorstellungen von Demokratie haben, die unserer nicht gleichen wird. Er selbst spricht wohl von einer "gelenkten Demokratie". Dazu: "Die „Vertikale der Macht“ ist das zentrale Merkmal des politischen Systems, das sich in Russland unter der Präsidentschaft Vladimir Putins herausgebildet hat. Die „Vertikale der Macht“ steht für eine strikte Kommandokette des Kreml, in die sich alle staatlichen Organe, ob Ministerkabinett, Parlament oder Justiz, und selbst gesellschaftliche Einrichtungen, wie Medien, politische Parteien oder Verbände, ein- und unterzuordnen haben. Die „Vertikale der Macht“ widerspricht den Prinzipien der horizontalen wie der vertikalen Gewaltenteilung, wie sie in der russischen Verfassung vom Dezember 1993 verankert sind."

https://link.springer.com/chapter/10.10 ... 90491-7_14

Und in einem Kommentar vom Weser-Kurier heißt es: "Politiker, die ungestört "durchregieren" wollen, und Bürger, denen die klare Ansage von oben lieber ist als der Diskurs" und
"Beide erliegen dem brutalen Charme der gelenkten Demokratie. Die ist weit mehr als nur eine launige Wortschöpfung des russischen Langzeit-Regenten Wladimir Putin. Es ist ein in sich schlüssiges politisches Konzept. Man verzichtet auf allzu offensichtliche Repression durch nackte Gewalt: keine Folterkeller, keine Konzentrationslager, keine Massenhinrichtungen. So bleibt man als Partner akzeptabel auch für jene Staaten, die Bürger- und Freiheitsrechte noch bedingungslos hochhalten."

https://www.weser-kurier.de/politik/der ... gx6c13v1s6

Und im Wikipedia-Artikel zur Gelenkten Demokratie: "Nach der Präsidentschaftswahl in Russland 2000, aus der Wladimir Putin als Sieger hervorgegangen war, blieben die demokratischen Einrichtungen der Verfassung wie Wahlen und das Parlament bestehen, sie wurden jedoch zunehmend einer strikten Kontrolle bzw. Lenkung durch den Präsidenten und seine Administration unterworfen. Die unter Jelzin noch bestehende Gewaltenteilung wurde größtenteils abgebaut, und die Freiheit der Berichterstattung der Medien wurde stark eingeschränkt. Putin ersetzte Jelzins Defekte Demokratie und dessen System einer polyzentrisch aufgesplitterten Macht durch eine Gelenkte Demokratie mit einer straffen Machtvertikale."

https://de.wikipedia.org/wiki/Gelenkte_Demokratie
Kohlhaas hat geschrieben: Natürlich kannst Du Dich jetzt auf den Standpunkt stellen, dass Russland durch Ausschaltung der Opposition und durch Ermordung von Kritikern nur "vorgegeben" habe, eine bestimmte innere Agenda zu verfolgen.

Ich beglückwünsche Dich zu dieser weltbewegenden Erkenntnis. Putin ist also ein von amerikanischen Imperialisten missverstandener und verleumdeter Demokrat. Ohne Deine Mithilfe wäre ich zu dieser Erkenntnis nie gelangt. Danke, Massa, für diese Erleuchtung!
Du scheinst mich misszuverstehen, wenn Du glaubst, ich halte Putin nach unseren üblichen Kriterien für einen Demokraten. :)
Kohlhaas hat geschrieben: Deine tiefgründigen Erwägungen über Demokratie interessieren Putin einen Dreck.
Wie kommst Du auf die Idee, dass mich das interessieren könnte, was Putin über meine Sichtweise denkt. :cool:
Kohlhaas hat geschrieben: Die westlichen Demokratien haben das unverbrüchliche Recht, Demokratien bleiben zu wollen.
Wüsste nicht, wo das in Frage gestellt wurde.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

discipula hat geschrieben:(10 Jul 2021, 14:40)

ja, eben.

Darum muss sich die USA an demokratischen Standards messen lassen, aber Russlsnd nicht. Da Russland keine Demokratie sein will, aber die USA schon.
Dass Russland behauptet, keine Demokratie zu sein - also Putin zugibt, nicht demokratisch gewählt worden zu sein - , wäre mir neu. Abgesehen davon ist deine Argumentation schon ziemlich schräg. Man darf sich also alles erlauben, wenn man einfach nur zugibt, keine Demokratie zu sein... :?
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Sören74 »

Rautenberger hat geschrieben:(11 Jul 2021, 11:13)
Man darf sich also alles erlauben, wenn man einfach nur zugibt, keine Demokratie zu sein... :?
So habe ich discipula Aussage nicht unbedingt verstanden. Ich sehe es ähnlich wie mit dem privaten Umfeld, an Freunden hat man höhere Ansprüche als an Fremden oder nicht so wohlgesonnenen Menschen. So viel anders ist das in der Außenpolitik nicht. Siehe Ungarn. Ungarn ist als demokratisches Land in die EU eingetreten und wir sind noch mehr über die Veränderungen in der Presse- und Fernsehstruktur besorgt, als wenn sie beispielsweise in Russland stattfinden.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Panarin hat geschrieben:(10 Jul 2021, 16:32)

Ich habe mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt. Er will der Welt vorspielen, dass er Demokrat ist. Deshalb die Farce mit den Wahlen und den Fake-Oppositionellen in der Duma. Das ist ja ein Aufwand, den er einstellen könnte. Eventuell wird das in naher Zukunft auch passieren und er wird einfach "Führer der Nation auf Lebenszeit".
Blankocheck auf Lebenszeit? Dann hätten wir eine Aristokratie bzw. einen starken Präsidenten in Russland mit einem Kreis einflussreicher Leute. Ich kann mir vorstellen das das durchaus im Interesse einiger Leute in Russland ist. Ob die sich trauen das durchzusetzen?

Eine Monarchie kann ich mir zu Putins Lebenszeiten aber nicht vorstellen. Putin hätte so ziemlich alle Vollmachten auf sich konzentriert -> inkl. judikative und legislative. Er hätte das letzte Wort. Da würde auch Putin so ziemlich alle gegen sich aufbringen :P
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Vongole »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(11 Jul 2021, 16:47)

Blankocheck auf Lebenszeit? Dann hätten wir eine Aristokratie bzw. einen starken Präsidenten in Russland mit einem Kreis einflussreicher Leute. Ich kann mir vorstellen das das durchaus im Interesse einiger Leute in Russland ist. Ob die sich trauen das durchzusetzen?

Eine Monarchie kann ich mir zu Putins Lebenszeiten aber nicht vorstellen. Putin hätte so ziemlich alle Vollmachten auf sich konzentriert -> inkl. judikative und legislative. Er hätte das letzte Wort. Da würde auch Putin so ziemlich alle gegen sich aufbringen :P
Wozu eine Monarchie? Lebenslange Immunität hat er sich und seiner Familie doch schon zugesichert, genauso wie das Recht, theoretisch bis 2036 im Amt zu bleiben.
Judikative und Legislative hat er bereits am Bändel, auf die Zarenkrone kann er verzichten.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Warten wir mal ab, wie lange das noch gut geht. Wenn man sich anschaut, wie hemmungslos Putin und die Oligarchen Russland ausplündern und welche Summen dort in die Rüstung fließen, dann ist der wirtschaftliche Zusammenbruch eigentlich vorprogrammiert.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Panarin »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(11 Jul 2021, 16:47)

Blankocheck auf Lebenszeit? Dann hätten wir eine Aristokratie bzw. einen starken Präsidenten in Russland mit einem Kreis einflussreicher Leute. Ich kann mir vorstellen das das durchaus im Interesse einiger Leute in Russland ist. Ob die sich trauen das durchzusetzen?

Eine Monarchie kann ich mir zu Putins Lebenszeiten aber nicht vorstellen. Putin hätte so ziemlich alle Vollmachten auf sich konzentriert -> inkl. judikative und legislative. Er hätte das letzte Wort. Da würde auch Putin so ziemlich alle gegen sich aufbringen :P
Putin hat schon die Möglichkeit bis 2036 durchzuregieren. Da wird er 84 sein, also das ist schon praktisch ein Mandat bis zum Lebensende. Ob er das auch nutzt ist seine Sache. Theoretisch müsste er einen Nachfolger "aufbauen". Aber davon sieht man nichts, im Gegenteil, sein Personenkult wird weiter ausgebaut.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

Sören74 hat geschrieben:(11 Jul 2021, 14:21)

So habe ich discipula Aussage nicht unbedingt verstanden. Ich sehe es ähnlich wie mit dem privaten Umfeld, an Freunden hat man höhere Ansprüche als an Fremden oder nicht so wohlgesonnenen Menschen. So viel anders ist das in der Außenpolitik nicht. Siehe Ungarn. Ungarn ist als demokratisches Land in die EU eingetreten und wir sind noch mehr über die Veränderungen in der Presse- und Fernsehstruktur besorgt, als wenn sie beispielsweise in Russland stattfinden.
Sicher, da ist was dran. Das kenne ich auch von mir selbst. Man muss aber auch in der Lage sein, von solchen subjektiven Betrachtungsweisen zu abstrahieren.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Jul 2021, 18:48)

Warten wir mal ab, wie lange das noch gut geht. Wenn man sich anschaut, wie hemmungslos Putin und die Oligarchen Russland ausplündern und welche Summen dort in die Rüstung fließen, dann ist der wirtschaftliche Zusammenbruch eigentlich vorprogrammiert.
...das hängt vom Ölpreis ab.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Jul 2021, 18:48)

Warten wir mal ab, wie lange das noch gut geht. Wenn man sich anschaut, wie hemmungslos Putin und die Oligarchen Russland ausplündern und welche Summen dort in die Rüstung fließen, dann ist der wirtschaftliche Zusammenbruch eigentlich vorprogrammiert.
...das hängt vom Ölpreis ab.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Rautenberger hat geschrieben:(12 Jul 2021, 17:17)

...das hängt vom Ölpreis ab.
Der Ölpreis wird tendenziell keine Höhenflüge mehr antreten, spült aber natürlich immer noch ein paar Milliarden in die Kassen der Plünderer. Putin und seine räuberischen Genossen werden sicher nie Hunger leiden müssen.

Das ist aber nicht das eigentliche Problem: Die Einnahmen aus dem Rohstoffexport machen etwa 30 Prozent der russischen Wirtschaftskraft aus. Und die russische Wirtschaftskraft ist niedriger als die Italiens und nicht so sehr viel höher als die Spaniens. Davon müssen die armen Russen ihre gierigen Oligarchen durchfüttern und dazu auch noch exorbitante Ausgaben für Waffen finanzieren. Beispiel: Das BIP pro Kopf ist in Deutschland mehr als viermal so hoch wie in Russland. Trotzdem leistet sich Russland - in absoluten Zahlen! - mindestens doppelt so hohe Militärausgaben wie Deutschland. Die Bevölkerungszahl ist dabei noch gar nicht berücksichtigt! Wir stöhnen hier über die Aussicht, mal ein Zwei-Prozent-Ziel erfüllen zu müssen. Bei wie viel Prozent liegt Russland wohl aktuell? Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Auch dann nicht, wenn der Ölpreis wider Erwarten deutlich steigen sollte.

Putin ist dabei, Russland in die gleiche Falle zu treiben, in der damals die Sowjetunion ihr Ende gefunden hat. Und die Sowjetunion war größer und viel mächtiger und viel "robuster" als das heutige Russland. Putin ist dabei, Russland in den Ruin zu wirtschaften. Das System wird irgendwann zusammenbrechen. Haben wir ja schonmal erlebt. Dass Putin selbst und die mit ihm verbundenen Oligarchen darunter nicht leiden werden, ist eine andere Frage. Aber Putin und seine Oligarchen sind nicht Russland. Ein dermaßen defizitäres System kann nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden. Das muss irgendwann unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen. Und ich rede gerade nicht von "inneren Aufständen". Ich rede davon, dass irgendwann offenkundig wird, dass dieses System nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Putin ist dann natürlich aller Wahrscheinlichkeit nach längst "in Sicherheit". Russland kann sich diesen neuen Zaren aber einfach nicht mehr lange leisten.

Ein Grund mehr, dass auch Deutschland jetzt langsam mal die Schrauben enger ziehen sollte. Zum Beispiel bei Nordstream 2. Einfach mal Bedingungen stellen und Konsequenzen androhen.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Jul 2021, 19:11)
Putin ist dabei, Russland in die gleiche Falle zu treiben, in der damals die Sowjetunion ihr Ende gefunden hat. Und die Sowjetunion war größer und viel mächtiger und viel "robuster" als das heutige Russland. Putin ist dabei, Russland in den Ruin zu wirtschaften. Das System wird irgendwann zusammenbrechen. Haben wir ja schonmal erlebt. Dass Putin selbst und die mit ihm verbundenen Oligarchen darunter nicht leiden werden, ist eine andere Frage. Aber Putin und seine Oligarchen sind nicht Russland. Ein dermaßen defizitäres System kann nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden. Das muss irgendwann unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen. Und ich rede gerade nicht von "inneren Aufständen". Ich rede davon, dass irgendwann offenkundig wird, dass dieses System nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Putin ist dann natürlich aller Wahrscheinlichkeit nach längst "in Sicherheit". Russland kann sich diesen neuen Zaren aber einfach nicht mehr lange leisten.
Ich hoffe, dass du recht hast - und dass der Übergang sanft wird.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Rautenberger hat geschrieben:(12 Jul 2021, 19:19)

Ich hoffe, dass du recht hast - und dass der Übergang sanft wird.
Ich fürchte, dass der Übergang sehr unsanft wird und nicht viel verbessert. Putin hat es geschafft, die russische Bevölkerung schön zu konditionieren. Er folgt da dem Beispiel von Pawlow. Der hat auch "schön konditioniert". Der befasste sich allerdings nicht mit Menschen, sondern mit Hunden. Ich finde es ganz schrecklich, dass Putin mit der Nutzung von Pawlowschen "Gesetzmäßigkeiten" sogar Menschen "unter Kontrolle" bringen konnte. Ganz furchtbar! Aber es ist ihm gelungen. Bevor es besser werden kann, wird es schlimmer werden. Wir leben in einer üblen Zeit.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Vongole »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Jul 2021, 19:31)

Ich fürchte, dass der Übergang sehr unsanft wird und nicht viel verbessert. Putin hat es geschafft, die russische Bevölkerung schön zu konditionieren. Er folgt da dem Beispiel von Pawlow. Der hat auch "schön konditioniert". Der befasste sich allerdings nicht mit Menschen, sondern mit Hunden. Ich finde es ganz schrecklich, dass Putin mit der Nutzung von Pawlowschen "Gesetzmäßigkeiten" sogar Menschen "unter Kontrolle" bringen konnte. Ganz furchtbar! Aber es ist ihm gelungen. Bevor es besser werden kann, wird es schlimmer werden. Wir leben in einer üblen Zeit.
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob sowohl der innere wie auch der geäußerte Widerstand in der Bevölkerung nicht größer ist, als wie hier mitbekommen.
Vielleicht wird der Druck doch so groß, dass er die Angst überwindet. Allerdings rechne ich dann mit Reaktionen, die die Lukaschenkas noch übertreffen.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Cobra9 »

Guter Artikel der Faz. Man muss mit Russland unter Vladimir Putler neue Wege suchen


https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 34124.html
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Alexander Sommer »

Cobra9 hat geschrieben:(17 Jul 2021, 17:23)

Guter Artikel der Faz. Man muss mit Russland unter Vladimir Putler neue Wege suchen


https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 34124.html



Tatsächlich ??? Allzulange hat es also nicht gedauert bis der "Westen" zu der Einsicht gekommen ist dass man den Russen mit dümmlicher Propaganda nicht zu kommen braucht.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Cobra9 »

Alexander Sommer hat geschrieben:(17 Jul 2021, 18:59)

Tatsächlich ??? Allzulange hat es also nicht gedauert bis der "Westen" zu der Einsicht gekommen ist dass man den Russen mit dümmlicher Propaganda nicht zu kommen braucht.

Du verwechselt mal wieder was. Dumme Propaganda kommt aus Russland sowie Desinformation.

Schon mal in den Verfassungsschutz Berichten gelesen :)
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

Cobra9 hat geschrieben:(17 Jul 2021, 17:23)

Guter Artikel der Faz. Man muss mit Russland unter Vladimir Putler neue Wege suchen


https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 34124.html
Da ist was dran. Vielleicht könnte man sogar eine Teileinigung über die Ukraine erzielen (natürlich nur mit deren Zustimmung): Die abtrünnigen Gebiete in der Ostukraine kehren in den Staatsverband der Ukraine zurück. Russland und der Westen garantieren die Souveränität der Ukraine ohne die Krim. Dafür bleibt die Ukraine neutral - kein Beitritt zur NATO, kein Beitritt zur OVKS. Das wäre quasi das finnische Modell im Kalten Krieg. Die Krimfrage lässt sich nicht lösen und bleibt daher ausgeklammert. Der Status quo bleibt. Die Krim wird also nicht vom Westen als Teil Russlands anerkannt, aber auch nicht von Russland an die Ukraine zurückgegeben.

Die Frage ist natürlich, ob die Ukraine da mitmachen würde. Aber ebenso fraglich ist, ob das für das Putin-Regime akzeptabel wäre. Putin müsste dann Farbe bekennen, ob es ihm wirklich nur um das Vorrücken der NATO geht und er mit einer demokratischen Ukraine leben könnte. Auch angesichts seines neulich veröffentlichen Geschichts-Essays zum Thema Ukraine würde es mich nicht wundern, wenn ihm eine blockfreie Ukraine nicht genug wäre.
Der Wunsch, dass Russland aufgrund politischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten einknickt und wieder nach Westen schaut, wird sich nicht erfüllen. Auch wenn die Unzufriedenheit mit der Korruption und einem sich zunehmend von der Gesellschaft distanzierenden Staat in Russland wächst.
Das gilt aber ja wohl nur für das derzeitige Regime. Wenn es doch mal zu einem Regimewechsel kommen sollte, angetrieben von der korruptionskritischen jungen Generation, dann wüsste ich nicht, warum sich eine neue Führung in Moskau nicht dem Westen zuwenden sollte. Warum sollte man sich an China orientieren, wenn man gerade ein korruptes autokratische Regime beerdigt hat...?
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von discipula »

Rautenberger hat geschrieben:(19 Jul 2021, 12:26)

. Warum sollte man sich an China orientieren, wenn man gerade ein korruptes autokratische Regime beerdigt hat...?
Warum an der EU mit ihren Gender-Neurotizismen und dem generellen Realitätsverlust in politischen Elfenbeintürmen?

China ist immerhin die Werkstatt der Welt, das hat schon praktische Vorteile, mit den Chinesen gut auszukommen.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Haegar »

discipula hat geschrieben:(19 Jul 2021, 12:36)

Warum an der EU mit ihren Gender-Neurotizismen und dem generellen Realitätsverlust in politischen Elfenbeintürmen?

China ist immerhin "zur Zeit" (Ergänzung von Haegar) die Werkstatt der Welt, das hat schon praktische Vorteile, mit den Chinesen gut auszukommen.
Was ist denn Gender-Neurotizismen ?
Und wo siehst Du denn einen Realitätsverlust in welchen Elfenbeittürmen ?
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von discipula »

Haegar hat geschrieben:(19 Jul 2021, 13:18)

Was ist denn Gender-Neurotizismen ?
du hast sicher all die wildgewordenen "politically correct" Vorschriften und Ansprüche auch mitgekriegt, als politisch interessierter Mensch.
Und wo siehst Du denn einen Realitätsverlust in welchen Elfenbeittürmen ?
überall...?
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

discipula hat geschrieben:(19 Jul 2021, 12:36)

Warum an der EU mit ihren Gender-Neurotizismen und dem generellen Realitätsverlust in politischen Elfenbeintürmen?

China ist immerhin die Werkstatt der Welt, das hat schon praktische Vorteile, mit den Chinesen gut auszukommen.
Ach Gott ja, wir werden an Doppelpunkten und Sternchen zugrunde gehen. :rolleyes: Und die Elfenbeintürme der EU kommen an die hermetisch abgeschlossenen Bunker der "Staatsratsvorsitzenden" in Moskau und Peking lange nicht ran. Da kannst du sicher sein. Es spricht überhaupt nichts dagegen, "mit den Chinesen gut auszukommen". Das ist gar nicht die Frage. Die Frage ist, woran man sich gesellschaftlich/politisch orientiert. Ich glaube kaum, dass die kommende russische Generation Bock auf einen autokratischen Überwachungsstaat als Abklatsch Chinas hat - das haben sie ja jetzt schon. Ein friedliches, demokratisches Russland wäre in Europa als Partner hochwillkommen. Gegenüber China dagegen wäre selbst Russland nur der "Junior-Partner".
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Haegar »

discipula hat geschrieben:(19 Jul 2021, 14:06)

du hast sicher all die wildgewordenen "politically correct" Vorschriften und Ansprüche auch mitgekriegt, als politisch interessierter Mensch.



überall...?
Wenn Du überall Elfenbeintürme mit wildgeworden "politically correct" Vorschriften und Ansprüchen siehst beim Thema EU, dann habe ich Dich richtig eingeschätzt...

Und ja die EU ist für die Menschen in Russland immer noch die bessere Adresse der Orientierung als die Regierung Chinas, gerade wenn man an die Situation der Uiguren denkt.
Da hilft auch der Status momentane Werkstatt der Welt nicht weiter.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Paddyroller »

Rautenberger hat geschrieben: Ein friedliches, demokratisches Russland wäre in Europa als Partner hochwillkommen.
Ein friedliches, demokratisches Russland ist allerdings eine Utopie. Dazu müsste man den Großteil der russischen Bevölkerung austauschen. Der gewöhnliche Russe will einen starken Führer als Staatsoberhaupt und wünscht sich, dass sein Land die Welt dominiert. Uns Westler hält er für dekadent und wertlos.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kohlhaas »

Paddyroller hat geschrieben:(19 Jul 2021, 15:15)

Ein friedliches, demokratisches Russland ist allerdings eine Utopie. Dazu müsste man den Großteil der russischen Bevölkerung austauschen. Der gewöhnliche Russe will einen starken Führer als Staatsoberhaupt und wünscht sich, dass sein Land die Welt dominiert. Uns Westler hält er für dekadent und wertlos.
Den Eindruck versucht die Kreml-Propaganda zu erzeugen. Ob das wirklich so ist? Wer weiß. Jüngst gab es eine Umfrage, wonach etwa ein Drittel der Russen gern auswandern würden. Bei den jüngeren Leuten waren es sogar fast 50 Prozent. Ich vermute mal, dass die nicht ausgerechnet nach China wollen. :cool:
Weiter vermute ich, dass die Bleibewilligen keineswegs alle Putin-Anbeter sind.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Paddyroller »

Kohlhaas hat geschrieben:(19 Jul 2021, 17:15)

Den Eindruck versucht die Kreml-Propaganda zu erzeugen. Ob das wirklich so ist? Wer weiß. Jüngst gab es eine Umfrage, wonach etwa ein Drittel der Russen gern auswandern würden. Bei den jüngeren Leuten waren es sogar fast 50 Prozent. Ich vermute mal, dass die nicht ausgerechnet nach China wollen. :cool:
Weiter vermute ich, dass die Bleibewilligen keineswegs alle Putin-Anbeter sind.
Das lässt hoffen!
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Sören74 »

Cobra9 hat geschrieben:(17 Jul 2021, 17:23)

Guter Artikel der Faz. Man muss mit Russland unter Vladimir Putler neue Wege suchen


https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 34124.html
Ich bin überrascht, aber auch erfreut, dass Du den Schlussfolgerungen des Artikels positives abgewinnen kannst. Denn bisher hatte ich in Zusammenhang mit Russland hauptsächlich nur militärische Vorschläge gehört. :)

"Der prekäre Zustand der europäischen Sicherheit macht es unumgänglich, dass die EU mit Russland in Verhandlungen tritt, um die Bedrohungen in Europa zu deeskalieren und einen Prozess zur Stabilisierung einzuleiten."
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kevin Schildbürger »

Machen wir uns doch nichts vor.
Die außenpolitischen Aktionen Russlands der letzten Jahre sind doch alles nur Folgen einer Einkreisungspolitik durch die Cowboy Nations nach dem Zerfall der Sowjetunion.
Anstatt die gesuchte Kooperation anzunehmen, wurde doch schnell geplündert, was grade so zu raffen war und systematisch versucht, das alte Feindbild weiter zu nähren.
Man braucht sich nur die krass einseitige Berichterstattung in unseren Premiummedien anzuschauen, da kann man gleich abwinken.
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Cobra9 »

Sören74 hat geschrieben:(19 Jul 2021, 18:41)

Ich bin überrascht, aber auch erfreut, dass Du den Schlussfolgerungen des Artikels positives abgewinnen kannst. Denn bisher hatte ich in Zusammenhang mit Russland hauptsächlich nur militärische Vorschläge gehört. :)

"Der prekäre Zustand der europäischen Sicherheit macht es unumgänglich, dass die EU mit Russland in Verhandlungen tritt, um die Bedrohungen in Europa zu deeskalieren und einen Prozess zur Stabilisierung einzuleiten."

Das ist so nicht richtig. Ich habe gesagt das Militär so weit rüsten das Wir uns verteidigen können konventionell gegen Bedrohungen.

Sowie unsere Partner. Außerdem das jeder Aggressor weiß ein Angriff wäre teuer, dumm. Gerade für Ihn.

Stärke zeigen. Aber Ich bevorzuge vor jeder Eskalation militärischer Art eine andere Lösung und Ich finde die Ansätze im Artikel sind nicht unbedingt schlecht.

Die Streitkräfte der EU und Nato trotzdem in brauchbaren Zustand zu bringen ist weiterhin meine Forderung und jeglicher Aggression notfalls mit Gewalt zu begegnen ebenso. Sollte Russland oder wer anders unberechtigt Nato oder EU Mitglieder angreifen muss man das notfalls militärisch beantworten.

Kommt natürlich drauf an was genau passiert. Wenn man Alternativen hat warum nicht.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Cobra9 »

Kevin Schildbürger hat geschrieben:(19 Jul 2021, 21:45)

Machen wir uns doch nichts vor.

Mach Du Dir wohl weniger was vor mit Verlaub. :)

Wenn Du für Mich sprechen möchtest frag vorher nach meiner Meinung.
Die außenpolitischen Aktionen Russlands der letzten Jahre sind doch alles nur Folgen einer Einkreisungspolitik durch die Cowboy Nations nach dem Zerfall der Sowjetunion
Blödsinn. Nur kennt man in Osteuropa und so weiter eben Russland bzw die Sowjetunion Politik sowie Verhalten.

Deswegen wollte man in die Nato. Russland hat deutlich gezeigt warum man damit eine gute Entscheidung getroffen hat. Die Sowjetunion hat selbst im Sterben versucht noch Erpressung zu begehen. Russland hat es versucht ebenfalls .

Man war ganz klug beraten nicht Russland zu vertrauen und was Russland zeigt ist lediglich was die meisten Staaten in Osteuropa sagten.

Achtung vor Russland.
Hat ja gestimmt.
Anstatt die gesuchte Kooperation anzunehmen, wurde doch schnell geplündert, was grade so zu raffen war und systematisch versucht, das alte Feindbild weiter zu nähren

Ohne Unterstützung der USA und Europa wäre Russland verhungert. Was war den zu plündern in Russland?

Alte Technik aus 1979? Das ist Blödsinn was Du erzählst. Typisch Russland Propaganda. Nach dem Fall der Mauer wurde abgerüstet. Massiv.
Russland wollte sogar in die Nato bis es anfing zu wackeln.

Wenn man Russland geplündert hat wäre das Öl, Gas gewesen. Seltsam das jene Rohstoffe gerade Putins Herrschaft zementiert haben.

https://www.google.com/url?q=https://fr ... 0GEsMt0b42

Ergo nix geplündert. Argumente, Fakten statt PR wäre super.

Putin ergriff Panik um die Macht und der neue Diktatur Führer war da. Darauf muss man jetzt reagieren.

Eigene Streitkräfte aufrüsten.
Notfalls auch sich verteidigen. Ich bin nicht für Krieg solange man es anders regeln könnte. Aber wenn Russland nur ein Land der EU oder Nato angreift sollte man massiv Eingreifen.

Man braucht sich nur die krass einseitige Berichterstattung in unseren Premiummedien anzuschauen, da kann man gleich abwinken
.


Taschentuch reicht. Zwingt dich jemand normale Medien zu nutzen. Schau doch RT an. Dürfte zum Horizont passen.

Gibt echt Zombies teilweise :)



Wie Putin tickt kann man lesen


https://www.nzz.ch/international/russla ... ld.1635817


Ganz sauber wohl nicht
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Sören74 »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Jul 2021, 08:47)

Das ist so nicht richtig. Ich habe gesagt das Militär so weit rüsten das Wir uns verteidigen können konventionell gegen Bedrohungen.

Sowie unsere Partner. Außerdem das jeder Aggressor weiß ein Angriff wäre teuer, dumm. Gerade für Ihn.
Das weiß Putin.
Cobra9 hat geschrieben:Die Streitkräfte der EU und Nato trotzdem in brauchbaren Zustand zu bringen ist weiterhin meine Forderung und jeglicher Aggression notfalls mit Gewalt zu begegnen ebenso.
Wie stellst Du Dir das mit der Gewalt konkret vor?
Cobra9 hat geschrieben:Sollte Russland oder wer anders unberechtigt Nato oder EU Mitglieder angreifen muss man das notfalls militärisch beantworten.
Ich habe da keine Zweifel, dass das getan wird. Man hat sogar die Terroranschläge auf das World Trade Center als Begründung für den Verteidigungsfall herangezogen.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

Paddyroller hat geschrieben:(19 Jul 2021, 15:15)

Ein friedliches, demokratisches Russland ist allerdings eine Utopie. Dazu müsste man den Großteil der russischen Bevölkerung austauschen. Der gewöhnliche Russe will einen starken Führer als Staatsoberhaupt und wünscht sich, dass sein Land die Welt dominiert. Uns Westler hält er für dekadent und wertlos.
Dieser Austausch ist längst im Gange und nennt sich "Generationswechsel". Die zunehmende Repression ist nichts anderes als eine Reaktion darauf. Eine berechtigte Frage ist allerdings, ob dieser Generationswechsel schnell genug vorankommt.

Ganz abgesehen davon könnte die derzeitige außenpolitische Lage aber auch bei der aktuellen Generation für einen Lernprozess sorgen: Russland sitzt als Paria in der Ecke, konnte von der Ukraine gerade noch ein paar Fetzen (Krim und Donbass) greifen, bevor sie abgezischt ist und kann Belarus (mittels Statthalter Lukaschenka) nur mit Gewalt bei der Stange halten. Im Kaukasus sieht es nicht viel besser aus und in Zentralasien, insbesondere in Kasachstan, wird man interessiert Putins Gequatsche von der russischen Erde, aus der einige Sowjetrepublik angeblich bestehen, zur Kenntnis genommen haben. Ein armseliges Bild - erfolgreiche Außenpolitik sieht anders aus.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Cobra9 »

Sören74 hat geschrieben:(20 Jul 2021, 11:15)

Das weiß Putin.



Wie stellst Du Dir das mit der Gewalt konkret vor?



Ich habe da keine Zweifel, dass das getan wird. Man hat sogar die Terroranschläge auf das World Trade Center als Begründung für den Verteidigungsfall herangezogen.
Ich würde Mich hüten für Putin zu sprechen oder zu sagen Er tut jenes weil man es glaubt.


Sollte Putin Russland das Baltikum beispielsweise angreifen mit der notwendigen Gewalt antworten um die Aggression zu beenden oder abzuwehren. Im Rahmen der NATO oder EU. Nur ein Beispiel.

Ich denke die Chancen das Russland sich das oder ähnliches traut liegen bei unter 20 %. Aber man hat auch nicht geglaubt das manche Figuren so wahnsinnig sind wie die Geschichte gezeigt hat. Die Bündnisverteidigung wird ja von allen Mitgliedern beschlossen.

Ich bin aber tatsächlich eher dafür im Konsens eine Lösung zu finden und was die Faz schreibt hat ja tatsächlich viel Realität intus.


Wenn Gewalt die letzte Möglichkeit ist zur Verteidigung bin Ich dafür. Ebenso wenn man dafür seine Streitkräfte aufstellt. Auch internationale Einsätze.

Aber solange es andere Möglichkeiten gibt sollte man das probieren inklusive notwendiger Härte. Wenn Diplomatie einen Krieg verhindern kann völlig im Ordnung
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Paddyroller »

Rautenberger hat geschrieben:(20 Jul 2021, 13:34)

Dieser Austausch ist längst im Gange und nennt sich "Generationswechsel". Die zunehmende Repression ist nichts anderes als eine Reaktion darauf. Eine berechtigte Frage ist allerdings, ob dieser Generationswechsel schnell genug vorankommt.

Ganz abgesehen davon könnte die derzeitige außenpolitische Lage aber auch bei der aktuellen Generation für einen Lernprozess sorgen: Russland sitzt als Paria in der Ecke, konnte von der Ukraine gerade noch ein paar Fetzen (Krim und Donbass) greifen, bevor sie abgezischt ist und kann Belarus (mittels Statthalter Lukaschenka) nur mit Gewalt bei der Stange halten. Im Kaukasus sieht es nicht viel besser aus und in Zentralasien, insbesondere in Kasachstan, wird man interessiert Putins Gequatsche von der russischen Erde, aus der einige Sowjetrepublik angeblich bestehen, zur Kenntnis genommen haben. Ein armseliges Bild - erfolgreiche Außenpolitik sieht anders aus.
Putin hat auch dem Diktator Assad beim Abschlachten seiner Bevölkerung geholfen. Was hat er davon?
Assad und Putin lassen wieder die Bomben sprechen:
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Sören74 »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Jul 2021, 14:33)

Ich würde Mich hüten für Putin zu sprechen oder zu sagen Er tut jenes weil man es glaubt.
Da magst Du Recht haben. Aber Du stellst ja genauso Vermutungen über Putin an, also nimmt sich das jetzt auch nicht so viel. ;)
Cobra9 hat geschrieben: Sollte Putin Russland das Baltikum beispielsweise angreifen mit der notwendigen Gewalt antworten um die Aggression zu beenden oder abzuwehren. Im Rahmen der NATO oder EU. Nur ein Beispiel.
Das ist klar. Das ist der NATO-Bündnisfall. Du hattest allerdings explizit geschrieben "und jeglicher Aggression notfalls mit Gewalt zu begegnen". Aggression muss ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass ein NATO-Mitglied angegriffen wird. Ich denke da beispielsweise an die Vorkommnisse in der Krim und der Ukraine. Wäre da auch Gewalt angemessen?
Cobra9 hat geschrieben: Ich bin aber tatsächlich eher dafür im Konsens eine Lösung zu finden und was die Faz schreibt hat ja tatsächlich viel Realität intus.


Wenn Gewalt die letzte Möglichkeit ist zur Verteidigung bin Ich dafür. Ebenso wenn man dafür seine Streitkräfte aufstellt. Auch internationale Einsätze.

Aber solange es andere Möglichkeiten gibt sollte man das probieren inklusive notwendiger Härte. Wenn Diplomatie einen Krieg verhindern kann völlig im Ordnung
Nun, da läufst Du offene Türen bei mir ein. :)
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Vongole »

Paddyroller hat geschrieben:(20 Jul 2021, 14:47)

Putin hat auch dem Diktator Assad beim Abschlachten seiner Bevölkerung geholfen. Was hat er davon?
(..)
Einfluss im Nahen Osten, Erhalt zweier Militärbasen in der Region und Ausbau von Beziehungen zu anderen Schlächtern wie den Mullahs oder Erdogan.
Wird hier ganz gut beschrieben:
https://www.tagesspiegel.de/politik/sei ... 28836.html
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Rautenberger »

Paddyroller hat geschrieben:(20 Jul 2021, 14:47)

Putin hat auch dem Diktator Assad beim Abschlachten seiner Bevölkerung geholfen. Was hat er davon?
Assad und Putin lassen wieder die Bomben sprechen:
Im Grunde ist es doch immer dasselbe: Ein Regimewechsel hätte für Russland den Verlust von Einfluss in dem Land bedeutet. Im Fall Syrien ging es zudem um den einzigen (!) verbliebenen russischen Militärstützpunkt außerhalb der Ex-UdSSR. Putin wollte das um jeden Preis verhindern - egal wie viele Menschenleben es kostet. Genauso egal sind ihm die über 10.000 Toten im Donbass und die Belarussen, die in den Folterkellern seines Minsker Statthalters verrotten. Für Putin (und da steht er in der Tradition der Sowjetherrscher) zählt nur Macht- und Geopolitik, sonst nichts. Die Tragik im Fall Russlands ist, dass kaum ein Volk freiwillig Moskau die Stange hält. Moskaus "Soft Power" ist schwach. Dementsprechend geht es nur mit Gewalt: DDR 1953, Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968, Georgien 2008, Syrien 2011, Ukraine 2014, Belarus 2020...
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Kevin Schildbürger »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Jul 2021, 08:57)
Russland wollte sogar in die Nato bis es anfing zu wackeln.
Wenn man Russland geplündert hat wäre das Öl, Gas gewesen. Seltsam das jene Rohstoffe gerade Putins Herrschaft zementiert haben.
Auf die falschen Passagen gehe ich nicht ein, stelle nur mal die Passagen richtig, in denen der Verfasser irrt.
Russland wurde spätestens dann wieder zum Feind für den westlichen militärisch industriellen Komplex, als es nicht funktionierte,
das Wirtschaftssystem Russlands in das US Weltfinanzsystem einzulullen. Sie waren so dreist, auf eigene Rechnung zu arbeiten
und sich selbst aus den eigenen Rohstoffen zu bereichern. Kommt nicht gut an bei Wall Street.
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Re: Russlands Außenpolitk und ihre Folgen

Beitrag von Vongole »

Kevin Schildbürger hat geschrieben:(20 Jul 2021, 21:34)

Auf die falschen Passagen gehe ich nicht ein, stelle nur mal die Passagen richtig, in denen der Verfasser irrt.(..)
Werden Putinbots eigentlich bezahlt, oder macht ihr das aus Überzeugung?
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