Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nato wegen der Ukraine in den Krieg ziehen wird. Ganz egal was Putin macht. Ich glaube allerdings auch nicht, dass Russland eine Eroberung der gesamten Ukraine plant. Das wäre dann doch ein zu dicker Happen, um ihn so einfach zu schlucken. Die Ukraine ist ja nicht wehrlos. Schlimmstenfalls wird Putin versuchen, eine Landverbindung zur Krim herzustellen und das ganze Asowsche Meer unter russische Kontrolle zu bringen. Selbst das wäre schon eine Katastrophe für die russische Außenpolitik. Damit würde Putin sein Land vollständig isolieren. Die wahrscheinlichsten Reaktionen der EU und der Nato wären dann: Schärfste Wirtschaftssanktionen, erhebliche Verstärkung der Nato-Truppen in Polen, Rumänien und auf dem Baltikum, dauerhafte Stationierung dieser Truppen, vermutlich außerdem die Aufnahme weiterer Nationen (Georgien, Ukraine...) in die Nato. Zudem würde ein russischer Angriff auf die Ost-Ukraine dazu führen, dass die EU-Staaten ihre Militärdoktrin weiter verändern in Richtung auf Landes- und Bündnisverteidigung. Insbesondere in Deutschland würden es die "Friedensbewegten" um Herrn Mützenich dann sehr schwer haben, sich noch gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr auszusprechen.H2O hat geschrieben:(03 Dec 2021, 20:17)
Nun ja, im Kalten Krieg gab es die Kremologen, die auch immer wußten, was dort gedacht und geplant wurde. Als Teil eines Gesellschaftsspiels sicher gut zum Zeitvertreib.
Ich frage mich schon, was denn Europa (also die EU) auffahren würde, um einen russischen Vorstoß in die Ukraine abweisen zu können. So richtig überraschend kann der Vorstoß inzwischen nicht mehr sein. Was, wenn eine Mehrheit der Russen sich von der Begeisterung über die gewachsene imperiale Macht anstecken läßt und sich mit den wirtschaftlichen Strafmaßnahmen der EU als Teil dieser Vorgänge abfindet?
Ich meine, daß EU und NATO eine Gegengewalt aufbieten müssen, die einen russischen Vorstoß abweisen kann, ohne deshalb gleich den Einsatz von Kernwaffen herauf zu beschwören. Das könnte die Begeisterung für das imperialistische Schachspiel etwas dämpfen... wie weit? Keine Ahnung! Rußland scheint derzeit sehr risikobereit zu sein, stichelt ohne Not mit Belarus hybridem Krieg mit der EU, versetzt die Ukraine mit ständig wiederholten Truppenaufmärschen in Angst und Schrecken.
Europa beobachtet wie gelähmt diese Entwicklung. Eine fette Beute?
Ein Angriff auf die Ukraine würde für Russland sehr, sehr teuer werden. Und der Nutzen wäre kaum nennenswert. Deshalb vermute ich eher, dass Putin mit dem Truppenaufmarsch die EU und die Nato zu Verhandlungen "motivieren" will, um die von ihm gewünschten weiteren Sicherheitsgarantien für sein Land zu bekommen. Die EU macht gegenüber Russland in der Tat gerade keine gute Figur. Ich halte es für einen schweren Fehler, dass einige EU-Mitgliedsländer einen direkten Dialog zwischen der EU-Führung und Russland verhindert haben. Damit macht sich die EU unnötig selbst klein. Ich hoffe, dass die neue Bundesregierung auch in diesem Punkt zu einer Änderung der Politik beitragen kann. Es ist ja das erklärte Ziel von Scholz, auch im Bereich der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik vom Prinzip der Einstimmigkeit wegzukommen und Mehrheitsentscheidungen zu ermöglichen.