Kohlhaas hat geschrieben:(28 Oct 2021, 17:50)
Das sehe ich grundlegend anders. Die USA hatten nie ein Interesse daran, irgendeinen Konflikt mit der Sowjetunion oder Russland aufrecht zu erhalten. Wozu hätte das nutzen sollen?
Weil am Ende des zweiten Weltkriges diese zwei Weltmächte um Platz 1 gestritten haben. Die USA haben nach dem zweiten Weltkrieg einen unfassbar großen Sicherheits- und Militärapparat aufgebaut, nicht nur im eigenen Land, sondern auch in Europa und in Nahost. Verbündete geschlossen, um ihre eigenen Interessen in der Heimat und im Rest der Welt zu sichern. Die Sowjetunion war hier der Gegenspieler. Europa war aufgrund der gemeinsamen Werte automatisch den USA zugeneigt, die Amerikaner haben nach dem zweiten Weltkrieg Europa durch ihre Moralvorstellungen maßgeblich geprägt, auch die Kultur, die Wirtschaft, Entertainment, den Konsum, das über Jahre.
Nach dem Fall der Mauer, nach dem Zusammenbruch gab es sicherlich die Möglichkeit auf einen Wechsel, aber nach jahrzentalnger "Feindschaft", hätte man hier ganze Apparate austauschen müssen, und es gab einfach auf beiden Seiten zu viele Menschen, die von dem Zustand profitierten, weiterhin profitieren.
Kohlhaas hat geschrieben:(28 Oct 2021, 17:50)
Das Problem liegt woander: Warum war es für Russland überhaupt ein "Problem", dass sich ehemalige Ostblock-Staaten wie Polen, Ungarn... der Nato angeschlossen haben? Estland, Letland, Littauen. Warum hat Moskau eigentlich ein Problem damit? Es war der Wunsch dieser Staaten, sich der Nato anzuschließen. Die USA haben da gar nichts forciert. Putin wollte das aus machtpolitischen Gründen einfach nicht akzeptieren. Wenn Putin klug gewesen wäre, hätte er die Aufnahme Russlands in die Nato beantragt. Das hätte alle Probleme gelöst.
Russland in die NATO ? Come on. Noch mal, Russland ist eine Weltmacht, eine Weltmacht, die sich das Essen am Tisch nicht mit anderen teilt, sondern das Essen selbst teilt und verteilt.
Kohlhaas hat geschrieben:(28 Oct 2021, 17:50)
Neinnein! Man kann es ganz sicher nicht den USA zur Last legen, dass Putin Russland weiterhin als "Weltmacht" darstellen will. Russland ist nur noch deshalb eine "Weltmacht", weil Russland Atomwaffen hat. Ansonsten gibt es für den Weltmachtanspruch keine Grundlage mehr. Die USA tragen für die Situation keinerlei Verantwortung.
Ich spreche Russland und seine Führung nicht von der Schuld frei, aber die USA haben zu diesem Zustand auch beigetragen, wie gesagt, was machst du mit dem ganzen Sicherheits- und Militärapparat, wenn alle in Frieden leben ? Es gibt Interessensgruppen, die brauchen nicht nur diesen Konflikt, sondern auch weitere. Die vergangenen 20 Jahre haben dies gezeigt.
Kohlhaas hat geschrieben:(28 Oct 2021, 17:50)
Schon die Vorstellung, die USA könnten "Europa an Russland verlieren", ist mehr als abwegig. In Europa leben mindestens dreimal so viele Menschen wie in Russland. Russland hat eine Wirtschaftskraft, die gerade mal etwas über der Wirtschaftskraft Spaniens liegt. Welche Mittel sollte Russland wohl haben, Europa zu vereinnahmen??? Letztlich geht es hier meiner Einschätzung nach um das verlorene Prestige. Putin will einfach nicht akzeptieren, dass Russland nicht die Sowjetunion ist und dass Russland damit von einer Weltmacht zu einer drittklassigen Mittelmacht verkommen ist. Atomwaffen mal ausgenommen.
Es geht um wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit, das ist der Punkt worauf ich hinaus wollte. Europa ist für die USA ein extrem wichtiger Markt, sich diesen Markt zu teilen, Einfluss zu verlieren, wäre nicht im Interesse der USA. Man hat jetzt schon ein Unwohlsein, weil China sich in Europa breit macht, die Situation wäre noch brisanter, wenn Russland die Tür aufmacht, Europa einlädt, es gab solche Avancen in der Vergangenheit und darauf hat man in Washington allergisch reagiert.