Kohlhaas hat geschrieben:(24 Sep 2021, 19:07)
Das habe ich jetzt nicht verstanden. Wir dürfen im Umgang mit Russland doch ganz locker "idealistische Werte" zum Thema machen.
"Ganz locker" ist schon lange nichts mehr an unserem Umgang mit Rußland. Und das sage ich nicht, um Rußland irgendwie in Schutz zu nehmen oder zu verteidigen, sondern weil es schlicht so ist. Eine Tatsache, die man zur Kentniss nehmen und nicht mit lockeren Formulierungen unter den Tisch kehren sollte.
Der Umgang ist nicht "locker", also hat das Konsequenzen. Und was haben wir damit erreicht? Und was hat es uns gebracht? Eben.
Kohlhaas hat geschrieben:(24 Sep 2021, 19:07)Es geht bei dem ganzen Zank nicht um idealistische Werte.
Nicht? Nach meinem Dafürhalten geht es
fast ausschließlich darum. Und mich persönlich nervt es, zunehmend.
Rein logisch macht nämlich nichts, was in den letzten Jahren passiert ist von westeuropäischer Seite aus gesehen Sinn. Für die USA, sicher. Für Rußland, als Reaktion darauf, ja. Für Europa? Wohl kaum.
Tja, passiert eben, wenn man natomäßig der russichen Grenze immer näher kommt und dann noch irgendwann Sanktionen verhängt (die rein moralisch sicher begründet sind - hilft nur nichts).
Wenn ich ein eher unleidlicher Mensch bin und mir der Nachbarshund aus meiner Perspektive ständig an den Zaunpfahl pinkelt, landen irgendwann faule Äpfel an den Fensterscheiben dieses Nachbarn. Das kleine Einmaleins der freundlichen Nachbarschaftspflege halt. Was ist daran sonderlich schwer nachvollziehbar?
Kohlhaas hat geschrieben:(24 Sep 2021, 19:07)Dazu hat Russland kein Recht. Putin soll seine Wichsgriffel gefälligst bei sich behalten und nicht ständig Deutschland begrabschen. Was uns das konkret bringt, solche "Eingriffe" zu verurteilen? Wir wählen gerade einen neuen Bundestag. Das hat Russland und Putin genau gar nichts zu interessieren. Dass Putin und Russland sich auf unlautere Weise in diese Wahl einmischen, ist ein aggressiver Akt. Dafür muss eine Rechnung ausgestellt werden. Das passiert zunehmend. Richtig so. Es kann überhaupt keinen Grund geben, darüber nachzudenken, ob Russland vielleicht Gründe haben könnte, sich in unsere Wahl einzumischen. So ein Verhalten ist einfach illegal und nicht zu tolerieren.
Und der ganze Absatz war moralischer Idealismus in
Reinstform ("darf nicht", "sollte nicht", "hat kein Recht") - von dem du oben sagst das er keine Rolle spielt... Pragmatische Problemlösungsansätze? Fehlanzeige. Nicht falsch verstehen, ist leider bei vielen heutzutage so. "Ich habe recht", also eskalieren wir eben munter weiter. Weil wir moralisch "im Recht" sind - für das wir uns nichts kaufen können. Und dann wundert man sich, das genau das passiert; Eskalation eben. Das verstehe
ich nicht.
Nur, wo genau soll das hinführen? Rußland wird nicht von der Landkarte verschwinden, egal was wir sonst noch so lustiges veranstalten. Sie werden die Nato
niemals in der Ukraine, Georgien whatever dulden. Das ist eine Tatsache. Also, entweder wir steigen irgendwann mal von unserem hohen moralischen Roß herunter - vollkommen egal ob wir im Recht sind - und fangen an, pragmatisch und realistisch mit Moskau zu verhandeln und
tragfähige, gemeinsame Lösungen zu finden. Oder wir müssen u.U. eben doch noch irgendwann in den Krieg ziehen, von dem man 1990 glaubte ihn endgültig vermieden zu haben.
In der Hinsicht würde ich mir dringend wünschen, das die politischen Entscheidungsträger vor allem Westeuropas (und die Menschen, von denen sie gewählt werden) endlich aus ihren Illusionen aufwachen. Aber wünschen tut man sich ja vieles, was sich mitunter nie erfüllt...