oga hat geschrieben:(17 May 2020, 15:36)
Sagen wir mal: er probiert es.
Die parlamentarische Opposition ist in der Tat zu schwach um effektiv zu sein, aber einen investigativen Journalismus gibt es, wenn auch hauptsächlich im Internet.
Da solltest du mal ein bisschen genauer hinsehen. Pro forma gibt es Oppositionsparteien im Parlament, aber die sind unübersehbar Teil des Systems. Man fühlt sich unweigerlich an die realsozialistischen Blockparteien erinnert. Wären sie wirkliche Oppositionsparteien, dann würden sie sich mit Eifer auf die Aufdeckung der zahlreichen korrupten Machenschaften stürzen, in die Putins Günstlinge verwickelt sind und dank derer sie in teilweise obszönem Reichtum leben. Was macht die größte Oppositionspartei, die ihrem Namen nach "kommunistisch" zu sein glaubt, stattdessen? Sie beschimpft Alexei Nawalny, der ihren Job macht(!), als CIA-Mann. Die parlamentarische Opposition ist de facto abgeschafft.
Und der freie, investigative Journalismus ist marginalisiert. Oppositionelle Medien wurden konsequent verdrängt. Das frei empfangbare Fernsehen, das in Russland für viele immer noch Hauptinformationsquelle ist, ist vollständig unter Kontrolle des Kreml. Investigative Journalisten sind nicht selten in Lebensgefahr. Letztes Beispiel ist Ramsan Kadyrows unverhohlene Drohung gegen die Journalistin Jelena Milaschina. Eine normale Regierung würde sich schützend vor die Journalistin stellen und bei Bedarf Personenschutz anordnen. Der Kreml schweigt. Kein Wunder. Er profitiert ja davon, dass die Mordtrupps aus Grosny die Drecksarbeit für ihn erledigen und seine schärfsten Kritiker in unregelmäßigen Abständen unter die Erde bringen.
Von "probieren" kann hier keine Rede sein. Putin hat Fakten geschaffen - vollendeter Aspekt! Die Reste an Opposition und freiem Journalismus, die er noch zulässt, sind nichts weiter als ein Feigenblatt.
Перемен требуют наши сердца, перемен требуют наши глаза...