Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(30 May 2021, 12:55)

Putin und rechts gerichtet? Putin ist imperial und nutzt den Eurasianismus als Grundlage - das ist ein Widerspruch. Der ist nicht nationalistisch.
Das überzeugt mich nicht. Das Konzept des Imperialismus ja rechts, weil es vom Recht einer Nation ausgeht, andere Nationen zu beherrschen. Und es gibt in Russland einen weit verbreiteten (im Grunde rassistischen) Überlegenheitshabitus vor allem gegenüber den ukrainischen "Brüdern" , der durch die Staatspropaganda noch befeuert wird. Und dass die belarussische Sprache von Putins Statthalter in Minsk an den Rand des Aussterbens gebracht wurde, ist auch kein Zufall. Es wird oft verdrängt, dass die Sowjetunion im Grunde die Fortführung eines Kolonialreichs war. Während andere Europäer in Übersee kolonisiert haben, hatten die Russen das Glück, dies vor der eigenen Haustür tun zu können.
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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(30 May 2021, 13:36)
Imperialismus und Nationalismus ist offenbar kein Widerspruch.
Natürlich nicht. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn Putin den Ukrainern das Recht abspricht, ihre außenpolitische Ausrichtung selbst zu bestimmen, dann muss er sich fragen lassen warum. Haben die Ukrainer weniger Rechte als die Russen? Was sollte das anderes sein als Nationalismus?
Zuletzt geändert von Rautenberger am So 30. Mai 2021, 18:51, insgesamt 1-mal geändert.
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sünnerklaas
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von sünnerklaas »

Rautenberger hat geschrieben:(30 May 2021, 15:18)

Natürlich nicht. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn Putin den Ukrainern das Recht abspricht, ihre außenpolitische Ausrichtung selbst zu bestimmen, dann muss er sich fragen lassen warum. Sind die Ukrainer weniger Rechte als die Russen? Was sollte das anderes sein als Nationalismus?
Bis zum Zerfall der Sowjetunion gab es die Ukraine als unabhängigen Staat nicht. Regiert wurde - wie schon zu Zeiten der Zaren - von Moskau aus. Eines der obersten Ziele - sowohl unter den Zaren, als auch zu sowjetischen Zeiten war die Russifizierung.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Panarin »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(30 May 2021, 12:55)

Putin und rechts gerichtet? Putin ist imperial und nutzt den Eurasianismus als Grundlage - das ist ein Widerspruch. Der ist nicht nationalistisch.

Zum Artikel - war zu erwarten. Der wird Lukaschenko erst fallen lassen wenn die Abhängigkeit so groß wird das zukünftige Staatschefs in Belarus es schwer haben werden sich von Moskau abzuwenden. Sieht man auch in Ländern wie Montenegro aktuell wie das geht.
In Wirklichkeit hat Putin keine Ideologie. Am ehesten kann man ihm Sowjetnostalgie zuschreiben. Am sonsten bedient er sich überall, Zarentum, konservative Trafitionspflege, Religisiotät. Und Nationalismus natürlich auch oder was soll das Gerede vom Schutz aller Russen in der GUS, Noworossija oder das Gelaber von den besonderen russischen Genen.

Anscheinend gefällt ihm auch die Geschichte der Cosa Nostra, wenn man sieht wie er den russischen Staat in den letzten 20 Jahren in ein mafiöse Gebilde verwandelt hat.
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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

Panarin hat geschrieben:(30 May 2021, 15:49)

In Wirklichkeit hat Putin keine Ideologie. Am ehesten kann man ihm Sowjetnostalgie zuschreiben. Am sonsten bedient er sich überall, Zarentum, konservative Trafitionspflege, Religisiotät. Und Nationalismus natürlich auch oder was soll das Gerede vom Schutz aller Russen in der GUS, Noworossija oder das Gelaber von den besonderen russischen Genen.

Anscheinend gefällt ihm auch die Geschichte der Cosa Nostra, wenn man sieht wie er den russischen Staat in den letzten 20 Jahren in ein mafiöse Gebilde verwandelt hat.
Für mich ist Putin ein großrussischer Imperialist und steht damit in der Tradition seiner sich als "Kommunisten" bezeichnenden Vorgänger und wiederum deren Vorgänger. Sicher gab es überzeugte Kommunisten, aber am Ende diente doch die kommunistische Ideologie mehr als Rechtfertigung dafür, halb Europa zu beherrschen. Die heutige Kommunistische Partei Russlands zeigt eindrucksvoll, wie viel die Ideologie wert ist: Sie unterstützen Putins Bestrebungen, Moskaus Hegemonie im postsowjetischen Raum wiederherzustellen. Die Korruption, Putins Palast und die himmelschreiende Ungerechtigkeit im Land sind den Herrschaften "Kommunisten" vergleichsweise schnurzpiepegal. In meinem Verständnis ist diese großrussische Politik - egal ob sie von Putin oder einem KP-Führer betrieben wird - in ihrem Wesen rechts und nicht links.
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DevilsNeverCry
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DevilsNeverCry »

DarkLightbringer hat geschrieben:(30 May 2021, 13:36)

Es wird das Bild eines mächtigen Staates unter Putins Führung vermittelt.

Und gibt es nicht auch Vorbehalte gegenüber Nichtrussen, wenn man etwa an Rogosin denkt, einen der stellv. Ministerpräsidenten bis 2018?

https://de.wikipedia.org/wiki/Dmitri_Ol ... ch_Rogosin

Imperialismus und Nationalismus ist offenbar kein Widerspruch. Römer und Föderaten hatten auch ein Verhältnis, in dem die Dominanz Roms kaum anzufechten war.
Rautenberger hat geschrieben:(30 May 2021, 15:02)

Das überzeugt mich nicht. Das Konzept des Imperialismus ja rechts, weil es vom Recht einer Nation ausgeht, andere Nationen zu beherrschen. Und es gibt in Russland einen weit verbreiteten (im Grunde rassistischen) Überlegenheitshabitus vor allem gegenüber den ukrainischen "Brüdern" , der durch die Staatspropaganda noch befeuert wird. Und dass die belarussische Sprache von Putins Statthalter in Minsk an den Rand des Aussterbens gebracht wurde, ist auch kein Zufall. Es wird oft verdrängt, dass die Sowjetunion im Grunde die Fortführung eines Kolonialreichs war. Während andere Europäer in Übersee kolonisiert haben, hatten die Russen das Glück, dies vor der eigenen Haustür tun zu können.
Ich packe beide Kommentare mal zusammen da sie im Kern darauf abzielen Putin und die russische Regierung als rechts abzustempeln.

Mag sein das es Figuren wie Rogosin und Glasjew gibt denen man Nationalismus vorwerfen kann. Trotzdem sind das nur einzelne Ausnahmen.
Was die belarussische Sprache angeht so sollte man bedenken das der "Statthalter Putins" eine Konsequenz schlechter Wirtschaftspolitik der Vorgängerregierung war die erst zu seinem Aufstieg geführt hat. Russisch selbst wurde per Referendum in den 90ern (wieder) zur 2 Staatssprache. Es waren übrigens die Sowjets die das belarussische in der CCCP als 2 Staatssprache neben dem russischen einführten. Zuvor war belarussisch einer starken Zensur - ähnlich wie das ukrainische - im Zarenregime unterlegt.

In Wirklichkeit führt Russland eine Innenpolitik die teils anti-nationalistisch ist. Letztes Jahr wurde ein Denkmal in Sotschi zum Andenken an die "Helden des Kaukasus Krieges" eröffnet. Das Denkmal wurde von privaten Mitteln finanziert. Die Tscherkessen haben sich gegen dieses Denkmal gewehrt da es sie an die Eroberungszüge des Zarenregimes und der Vertreibung vieler Tscherkessen aus ihrer Heimat erinnerte. Das Denkmal wurde abgeschafft. Interessanterweise wohnen in Sotschi aber mehrheitlich Russen.
Vor kurzem hat der oberste Geistliche der Muslimen in Kasan einen Gedenktag ausgerufen um an die gefallenen Tataren zu Zeiten Iwan des Schrecklichen zu erinnern.

Das sind jetzt nur ein paar Beispiele. Russische Nationalisten kritisieren die oben genannten Handlungen offen. In Kreml nahen Medien wird zumindest der 2 Punkt mit Kritik aufgenommen. Aber mehr kommt momentan nicht.

Putin als Sowjetnostalgiker nutzt den Eurasianismus um seine Einflussphäre zu erweitern. Wenn es ihm passt dann mixt er hin und wieder etwas "russkij mir" in seine Außenpolitik - siehe Ukraine. Das sind aber nur Slogans. Er will an aller erste Stelle Macht und Reichtum. Das haben die russischen Nationalisten 2014 erfahren müssen als sie erfahren haben das die russische Armee ihnen nicht zur Hilfe kommen würde im Donbass - von Söldnern im Auftrag des Kremls sehen wir jetzt mal ab. Spätestens da können die Putin nicht mehr ab.

Und was die Verwandschaft von Nationalismus und Imperialismus angeht - ja das eine schließt das andere nicht unbedingt aus. Siehe Japan im 2 Weltkrieg und Deutschland im 19 Jahrhundert als Beispiel. Aber Imperien bzw. Imperialismus - die auf Eroberung und Ausbeutung eroberte Gebiete abzielen - gab es schon bevor es überhaupt Nationalstaaten gab.
Zuletzt geändert von DevilsNeverCry am Mo 31. Mai 2021, 22:11, insgesamt 2-mal geändert.
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DevilsNeverCry
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DevilsNeverCry »

Panarin hat geschrieben:(30 May 2021, 15:49)

In Wirklichkeit hat Putin keine Ideologie. Am ehesten kann man ihm Sowjetnostalgie zuschreiben. Am sonsten bedient er sich überall, Zarentum, konservative Trafitionspflege, Religisiotät. Und Nationalismus natürlich auch oder was soll das Gerede vom Schutz aller Russen in der GUS, Noworossija oder das Gelaber von den besonderen russischen Genen.

Anscheinend gefällt ihm auch die Geschichte der Cosa Nostra, wenn man sieht wie er den russischen Staat in den letzten 20 Jahren in ein mafiöse Gebilde verwandelt hat.
Genau, er istveine Kind der Sowjetunion. Daher kommt ihm der Eurasianismus so gelegen. Wenn es ihm passt dann bedient er sich auch an anderen Stellen wie dem Konservatismus.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Vongole »

"Ermittlungen" gegen Sofja Sapega sollen mit Putins Einverständnis in Belarus stattfinden:
https://www.spiegel.de/ausland/freundin ... 08a38b73ea

Eine Krähe hackt der anderen halt kein Auge aus :dead:
Auch aus dem Artikel:
Aufsehen erregte am Dienstag auch der belarussische Aktivist Stsiapan Latypau. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, fügte sich Latypau bei einem Prozess in Minsk mit einem Stift schwere Verletzungen am Hals zu. Die Menschenrechtsorganisation Viasna teilte laut AP mit, Latypau sei in ein Krankenhaus gebracht und dort in ein künstliches Koma versetzt worden.
Bevor er sich die Verletzung zufügte, soll Latypau in dem Prozess ausgesagt haben, dass er von den Ermittlern massiv unter Druck gesetzt wurde. Man habe ihm gedroht, dass weitere Verfahren gegen seine Verwandten und Bekannten eröffnet würden, wenn er sich nicht schuldig bekenne, berichtete AP.
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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(31 May 2021, 21:54)

Ich packe beide Kommentare mal zusammen da sie im Kern darauf abzielen Putin und die russische Regierung als rechts abzustempeln.
Ich halte Putins Politik für rechts. Das ist kein "Abstempeln", sondern - sorry! - meine Meinung. :D
Mag sein das es Figuren wie Rogosin und Glasjew gibt denen man Nationalismus vorwerfen kann. Trotzdem sind das nur einzelne Ausnahmen.
Was die belarussische Sprache angeht so sollte man bedenken das der "Statthalter Putins" eine Konsequenz schlechter Wirtschaftspolitik der Vorgängerregierung war die erst zu seinem Aufstieg geführt hat. Russisch selbst wurde per Referendum in den 90ern (wieder) zur 2 Staatssprache. Es waren übrigens die Sowjets die das belarussische in der CCCP als 2 Staatssprache neben dem russischen einführten. Zuvor war belarussisch einer starken Zensur - ähnlich wie das ukrainische - im Zarenregime unterlegt.

In Wirklichkeit führt Russland eine Innenpolitik die teils anti-nationalistisch ist. Letztes Jahr wurde ein Denkmal in Sotschi zum Andenken an die "Helden des Kaukasus Krieges" eröffnet. Das Denkmal wurde von privaten Mitteln finanziert. Die Tscherkessen haben sich gegen dieses Denkmal gewehrt da es sie an die Eroberungszüge des Zarenregimes und der Vertreibung vieler Tscherkessen aus ihrer Heimat erinnerte. Das Denkmal wurde abgeschafft. Interessanterweise wohnen in Sotschi aber mehrheitlich Russen.
Vor kurzem hat der oberste Geistliche der Muslimen in Kasan einen Gedenktag ausgerufen um an die gefallenen Tataren zu Zeiten Iwan des Schrecklichen zu erinnern.

Das sind jetzt nur ein paar Beispiele. Russische Nationalisten kritisieren die oben genannten Handlungen offen. In Kreml nahen Medien wird zumindest der 2 Punkt mit Kritik aufgenommen. Aber mehr kommt momentan nicht.

Putin als Sowjetnostalgiker nutzt den Eurasianismus um seine Einflussphäre zu erweitern. Wenn es ihm passt dann mixt er hin und wieder etwas "russkij mir" in seine Außenpolitik - siehe Ukraine. Das sind aber nur Slogans. Er will an aller erste Stelle Macht und Reichtum. Das haben die russischen Nationalisten 2014 erfahren müssen als sie erfahren haben das die russische Armee ihnen nicht zur Hilfe kommen würde im Donbass - von Söldnern im Auftrag des Kremls sehen wir jetzt mal ab. Spätestens da können die Putin nicht mehr ab.

Und was die Verwandschaft von Nationalismus und Imperialismus angeht - ja das eine schließt das andere nicht unbedingt aus. Siehe Japan im 2 Weltkrieg und Deutschland im 19 Jahrhundert als Beispiel. Aber Imperien bzw. Imperialismus - die auf Eroberung und Ausbeutung eroberte Gebiete abzielen - gab es schon bevor es überhaupt Nationalstaaten gab.
Das überzeugt mich nicht. Ich sage ja nicht, dass Putin ein Nazi ist, aber für mich ist er ohne Zweifel rechts. Das kann man an mehreren Punkten festmachen:
1. Ist er eher egalitär oder eher elitär? Bemüht er sich um soziale Gerechtigkeit? Nicht erkennbar. Die Eliten machen sich die Taschen voll, das Volk kann sehen wo es bleibt. Das ist eher elitäre, also eher rechte Politik.
2. Dass er gesellschaftspolitisch erzkonservativ ist, muss man wohl niemandem erklären. Russland war schon mal liberaler. Putin hat das zurückgedreht, siehe LGBT-Gesetzgebung. Von der in der SU zumindest propagierten Gleichberechtigung von Frau und Mann ist auch nicht mehr viel übrig. Das ist sicher keine linke, sondern ganz eindeutig rechte Politik.
3. Imperialismus ist sicher nicht links, sondern rechts. Und da spielt es überhaupt keine Rolle, ob dieser Imperialismus einen offen nationalistischen oder rassistischen Unterbau hat oder ob das Konzept des Imperialismus älter ist als das des Nationalismus. Würde man die Expansions- und Bevölkerungspolitik der alten Römer nach heutigen Maßstäben beurteilen, wäre sie ohne Zweifel rechts: Römer sind die Herren, die andere Völker unterwerfen und sich zu Sklaven machen.
4. Ist es Zufall, dass Putin im Westen eben nicht Kontakt mit linken oder liberalen Kräften sucht, sondern mit erzkonservativen und nationalistischen Kräften? AfD, Le Pen etc.? Natürlich nicht!

Und wenn hier als Argument angeführt wird, Putin sei ein Sowjetnostalgiker, dann muss man fragen: Auf welche Aspekte bezieht sich seine Sowjetnostalgie? Auf die Planwirtschaft? Sicher nicht, sonst würde er sich um deren Wiedereinführung bemühen. Auf die sozialen Sicherungssysteme? Auch nicht. In Putins Russland muss doch jeder sehen, wo er bleibt. Auf den Staat kann sich niemand verlassen. Auf die Ideologie der Gleichberechtigung von Frau und Mann? Auch nicht. Oder hat schon jemand gehört, dass in Russland über Quotenregelungen o. Ä. diskutiert wird? Auf die territoriale Größe und geostrategische Macht der SU? Ja! Und das ist das einzige - und der einzige der aufgeführten Aspekte, den man als rechts bezeichnen kann.
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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

Vongole hat geschrieben:(01 Jun 2021, 20:02)

"Ermittlungen" gegen Sofja Sapega sollen mit Putins Einverständnis in Belarus stattfinden:
https://www.spiegel.de/ausland/freundin ... 08a38b73ea

Eine Krähe hackt der anderen halt kein Auge aus :dead:
Auch aus dem Artikel:
Ergänzung zum Fall Latypau: Er sprach vor seinem Selbstmordversuch auch davon, dass man ihm damit gedroht habe, ihn in der "Press-chata" unterzubringen, und dass er dort dann auch 51 Tage gesessen habe. Die "Press-chata" ist eine Zelle, in der besonders üble Gestalten sitzen. Menschen, deren Willen man brechen will, etwa um Geständnisse zu erzwingen, oder die man loswerden will, schickt man da rein und die Mitgefangenen machen ihnen dann das Leben zu Hölle (Schikane, Prügel, Vergewaltigungen etc.) oder töten sie im Auftrag des Gefängnispersonals. Es ist erschütternd, dass im 21. Jahrhundert mitten in Europa und mit Hilfe Russlands solch ein stalinistisch-faschistisches Regime an der Macht ist.
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Ammianus
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Ammianus »

Ich habe schon heute Vormittag das sogenannte Interview gesehen. Und da war nur noch Hass. Ich wünsche Lukatschenkow das Ende von Ceaușescu ...
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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

Ammianus hat geschrieben:(04 Jun 2021, 20:26)

Ich habe schon heute Vormittag das sogenannte Interview gesehen. Und da war nur noch Hass. Ich wünsche Lukatschenkow das Ende von Ceaușescu ...
Kann ich absolut nachvollziehen. Ich frage mich auch, was im Hirn von diesem "Moderator" abgeht. Der muss doch die eigene Propaganda glauben, dass finstere westliche Mächte am Werk sind, vor denen Belarus geschützt werden muss, sonst könnte er den Job gar nicht machen. Man muss ja sowas vor sich selbst rechtfertigen. "Damit wir das Land weiter ungestört ausplündern können" taugt da schlecht als Begründung...
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DevilsNeverCry
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DevilsNeverCry »

Rautenberger hat geschrieben:(02 Jun 2021, 11:03)

Ich halte Putins Politik für rechts. Das ist kein "Abstempeln", sondern - sorry! - meine Meinung. :D


Das überzeugt mich nicht. Ich sage ja nicht, dass Putin ein Nazi ist, aber für mich ist er ohne Zweifel rechts. Das kann man an mehreren Punkten festmachen:
1. Ist er eher egalitär oder eher elitär? Bemüht er sich um soziale Gerechtigkeit? Nicht erkennbar. Die Eliten machen sich die Taschen voll, das Volk kann sehen wo es bleibt. Das ist eher elitäre, also eher rechte Politik.
2. Dass er gesellschaftspolitisch erzkonservativ ist, muss man wohl niemandem erklären. Russland war schon mal liberaler. Putin hat das zurückgedreht, siehe LGBT-Gesetzgebung. Von der in der SU zumindest propagierten Gleichberechtigung von Frau und Mann ist auch nicht mehr viel übrig. Das ist sicher keine linke, sondern ganz eindeutig rechte Politik.
3. Imperialismus ist sicher nicht links, sondern rechts. Und da spielt es überhaupt keine Rolle, ob dieser Imperialismus einen offen nationalistischen oder rassistischen Unterbau hat oder ob das Konzept des Imperialismus älter ist als das des Nationalismus. Würde man die Expansions- und Bevölkerungspolitik der alten Römer nach heutigen Maßstäben beurteilen, wäre sie ohne Zweifel rechts: Römer sind die Herren, die andere Völker unterwerfen und sich zu Sklaven machen.
4. Ist es Zufall, dass Putin im Westen eben nicht Kontakt mit linken oder liberalen Kräften sucht, sondern mit erzkonservativen und nationalistischen Kräften? AfD, Le Pen etc.? Natürlich nicht!

Und wenn hier als Argument angeführt wird, Putin sei ein Sowjetnostalgiker, dann muss man fragen: Auf welche Aspekte bezieht sich seine Sowjetnostalgie? Auf die Planwirtschaft? Sicher nicht, sonst würde er sich um deren Wiedereinführung bemühen. Auf die sozialen Sicherungssysteme? Auch nicht. In Putins Russland muss doch jeder sehen, wo er bleibt. Auf den Staat kann sich niemand verlassen. Auf die Ideologie der Gleichberechtigung von Frau und Mann? Auch nicht. Oder hat schon jemand gehört, dass in Russland über Quotenregelungen o. Ä. diskutiert wird? Auf die territoriale Größe und geostrategische Macht der SU? Ja! Und das ist das einzige - und der einzige der aufgeführten Aspekte, den man als rechts bezeichnen kann.
Ich wollte das nur nicht offen stehen lassen. Die Abschaffung des Denkmals und der Gedenktag für die Muslime sind definitiv nicht nationalistisch. Die Position der russischen Nationalisten zur Ukraine ist ebenfalls eine andere als bei Putin. Auch die Islamisierung von Teilen des Nordkaukasus kann man wohl kaum als nationalistisch bezeichnen. Von der Einwanderungdpolitik muss ich nicht viel schreiben. Russland ist eines der größten Einwanderungsländer der Welt - vor allem wenn es um Einwanderer aus Zentralasien geht. Die Position der Nationalisten zu diesem Thema ist ähnlich zu der von Gauland, Le Pen und co. in der EU.
Die Sprach- und Religionspolitik in vielen russischen Republiken ist im übrigen deutlich weniger restriktiv als in vielen anderen Staaten der ehemaligen CCCP. Ein rechter Politiker handelt nicht so.

1) Ja, seine Politik ist eher elitär. Er beansprucht mit einer kleinen Gruppe von Leuten eine gewisse Exklusivität.

Rechts ist an erster Stelle volksnahe und links ist sozial. Elitär sind heute auch viele sozialistische Regime in Lateinamerika - Venezuela z. B.
2) Gegen LGBT sein ist nicht automatisch rechts. Da wirst du auch viele Konservative finden die sich unzer anderem zur Kirche bekennen und gegen LGBT sind. Ein Blick in andere Länder Europas reicht dafür aus. ;)
3) Nach heutigen Maßstäben wären die Römer rechts, ja.
4) Der unterhält zu allen Kontakt die ihm nützlich sind. Die Linken in Deutschland sind ein gutes Beispiel dafür.

Putin geht es um Einflussphären, ähnlich wie den USA und China. Er nutzt rechte Slogans nur so lange wie es ihm nützt und die Ukraine von 2012 bis 2014 hat das eigentlich ziemlich gut gezeigt. Wenn die russisch sprachige Minderheit wirklich in Gefahr war, wo waren dann seine Soldaten in Kiew, Charkow, Odessa und co. gewesen? Das war ihm wohl seinen eigenen Geldbeutel nicht Wert. Dabei gab es Leute in höherer Position die ihn zu diesem Schritt drängten
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(05 Jun 2021, 10:46)

Ich wollte das nur nicht offen stehen lassen. Die Abschaffung des Denkmals und der Gedenktag für die Muslime sind definitiv nicht nationalistisch. Die Position der russischen Nationalisten zur Ukraine ist ebenfalls eine andere als bei Putin. Auch die Islamisierung von Teilen des Nordkaukasus kann man wohl kaum als nationalistisch bezeichnen. Von der Einwanderungdpolitik muss ich nicht viel schreiben. Russland ist eines der größten Einwanderungsländer der Welt - vor allem wenn es um Einwanderer aus Zentralasien geht. Die Position der Nationalisten zu diesem Thema ist ähnlich zu der von Gauland, Le Pen und co. in der EU.
Die Sprach- und Religionspolitik in vielen russischen Republiken ist im übrigen deutlich weniger restriktiv als in vielen anderen Staaten der ehemaligen CCCP. Ein rechter Politiker handelt nicht so.

1) Ja, seine Politik ist eher elitär. Er beansprucht mit einer kleinen Gruppe von Leuten eine gewisse Exklusivität.

Rechts ist an erster Stelle volksnahe und links ist sozial. Elitär sind heute auch viele sozialistische Regime in Lateinamerika - Venezuela z. B.
2) Gegen LGBT sein ist nicht automatisch rechts. Da wirst du auch viele Konservative finden die sich unzer anderem zur Kirche bekennen und gegen LGBT sind. Ein Blick in andere Länder Europas reicht dafür aus. ;)
3) Nach heutigen Maßstäben wären die Römer rechts, ja.
4) Der unterhält zu allen Kontakt die ihm nützlich sind. Die Linken in Deutschland sind ein gutes Beispiel dafür.

Putin geht es um Einflussphären, ähnlich wie den USA und China. Er nutzt rechte Slogans nur so lange wie es ihm nützt und die Ukraine von 2012 bis 2014 hat das eigentlich ziemlich gut gezeigt. Wenn die russisch sprachige Minderheit wirklich in Gefahr war, wo waren dann seine Soldaten in Kiew, Charkow, Odessa und co. gewesen? Das war ihm wohl seinen eigenen Geldbeutel nicht Wert. Dabei gab es Leute in höherer Position die ihn zu diesem Schritt drängten
Zum Teil liegt hier ein Missverständnis zwischen uns vor. Mit "rechts" meine ich nicht, dass Putin ein Nazi oder Nationalist ist. Auch Konservative sind Rechte. Sie sind nicht rechtsradikal, aber doch rechts.

Putins imperialistische Politik einfach als Kampf um Einflusssphären mit der Außenpolitik der USA gleichzusetzen, finde ich nicht gerechtfertigt. Mir ist nicht bekannt, dass irgendein Land zur Annäherung an die NATO gezwungen worden wäre. Putin dagegen setzt auf Gewalt, um eine solche Annäherung zu verhindern (siehe Ukraine).
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

Interessant:

Litauen meldet mehr Migranten aus Belarus

Ist das schon die Schleusenöffnung, mit der Lukaschenka gedroht hat? Wenn Putin bei dem Spielchen mitmacht, könnte das vielleicht wirklich zum Problem werden...
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DevilsNeverCry »

Rautenberger hat geschrieben:(06 Jun 2021, 14:34)

Zum Teil liegt hier ein Missverständnis zwischen uns vor. Mit "rechts" meine ich nicht, dass Putin ein Nazi oder Nationalist ist. Auch Konservative sind Rechte. Sie sind nicht rechtsradikal, aber doch rechts.

Putins imperialistische Politik einfach als Kampf um Einflusssphären mit der Außenpolitik der USA gleichzusetzen, finde ich nicht gerechtfertigt. Mir ist nicht bekannt, dass irgendein Land zur Annäherung an die NATO gezwungen worden wäre. Putin dagegen setzt auf Gewalt, um eine solche Annäherung zu verhindern (siehe Ukraine).
Ich habe Moskau mit Washington nicht 1:1 gleich gesetzt. Ansonsten führt die USA sehr wohl eine imperialistischen Politik. Siehe z. B. Irak seit 2003. ;)
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Realist2014 »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(12 Jun 2021, 11:43)

Ich habe Moskau mit Washington nicht 1:1 gleich gesetzt. Ansonsten führt die USA sehr wohl eine imperialistischen Politik. Siehe z. B. Irak seit 2003. ;)

Der Kampf gegen den Terrorismus seit nine-eleven hat was mit "Imperialismus" zu tun?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Panarin »

Realist2014 hat geschrieben:(12 Jun 2021, 13:25)

Der Kampf gegen den Terrorismus seit nine-eleven hat was mit "Imperialismus" zu tun?
Was hat der Angriff auf den Irak mit dem Kampf gegen Terrorismus zu tun? Haben die Amerikaner eigentlich die Massenvernichtungswaffen dort mittlerweile gefunden? :rolleyes:
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Panarin »

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... ogger.html

Protassewitsch wurde wieder vorgeführt. Er fühlt sich angeblich pudelwohl und scherzt sogar mit aufgesetzt-fröhlicher Miene mit den Journalisten. Man muss schon sehr naiv oder zynisch sein um an dieses Theater zu glauben.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DarkLightbringer »

Die Journalistin eines privaten Senders fand noch während der "Pressekonferenz" tröstliche Worte, die sie direkt an den Blogger richtete:
»Roman, ich fühle aufrichtig mit Ihnen.« Dies würden auch viele der Kolleginnen und Kollegen in Belarus tun, sagte die Journalistin weiter. »Ich kann mir vorstellen, was sie mit Ihnen machen könnten. Und ich glaube kein Wort von dem, was Sie sagen. Halten Sie einfach durch und überstehen das.«
https://www.spiegel.de/ausland/belarus- ... 79ac4097be

Die Opposition betrachtet Protassewitsch als Geisel des Diktators.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DarkLightbringer »

Diktator Lukaschenko setzt offenbar Vergeltungsmaßnahmen um

https://www.spiegel.de/ausland/belarus- ... d3e1541990

Ob die EU damit umgehen kann?
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Jun 2021, 10:46)

Diktator Lukaschenko setzt offenbar Vergeltungsmaßnahmen um

https://www.spiegel.de/ausland/belarus- ... d3e1541990

Ob die EU damit umgehen kann?
Die Zahlen (387!) sind Peanuts. Selbst für ein kleines Land wie Litauen. Erst recht für ein großes Land wie Polen.

Im Jahr 2015 kamen allein etwa eine Million Migranten durch Serbien Richtung EU.

Chancen gäbe es für Kompromisslösungen der EU mit Polen. Leider habe ich die konkreten Zahlen nicht zur Hand, aber ich glaube gehört zu haben, dass realiter Polen das inzwischen pro Kopf gesehen größte Einwanderungsland der EU ist. Das wird man erstmal vielleicht nicht glauben. Wegen der strikten Weigerung der Aufnahme von Menschen aus dem Nahen Osten oder Afrika. Die Einwanderer kommen aus den ehemaligen GUS-Staaten. Ehemalig. Auch wenn die Benennung dieses Unterforums etwas anderes suggeriert. Aus der Ukraine, Moldawien und natürlich Belarus. Hier ließe sich vielleicht eine Art Arbeitsteilung innerhalb der EU bezüglich der Aufnahmekapazitäten denken. Polen hat wegen des eigenen Wirtschaftsaufschwungs auf der einen Seite, aber auch wegen der Arbeitsmigration der eigenen Bevölkerung in Richtung Westen zudem einen wachsenden Bedarf an Arbeitskräften.

In Interviews mit (zeitweilig) nach Polen migrierten Oppositionellen hörte man häufig: Wir dachten, wir müssen nur eben mal kurzzeitig nach Polen ... bis Lukaschenko abgetreten ist. Und dass er in Kürze abtreten muss und wird ... naja daran besteht ja nun kein Zweifel. Jetzt hört sich das eher so an: Aus der vermeintlich zeitweiligen Migration wird wies aussieht nun wohl eher eine dauerhafte.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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DevilsNeverCry
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DevilsNeverCry »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jun 2021, 11:39)

Die Zahlen (387!) sind Peanuts. Selbst für ein kleines Land wie Litauen. Erst recht für ein großes Land wie Polen.

Im Jahr 2015 kamen allein etwa eine Million Migranten durch Serbien Richtung EU.

Chancen gäbe es für Kompromisslösungen der EU mit Polen. Leider habe ich die konkreten Zahlen nicht zur Hand, aber ich glaube gehört zu haben, dass realiter Polen das inzwischen pro Kopf gesehen größte Einwanderungsland der EU ist. Das wird man erstmal vielleicht nicht glauben. Wegen der strikten Weigerung der Aufnahme von Menschen aus dem Nahen Osten oder Afrika. Die Einwanderer kommen aus den ehemaligen GUS-Staaten. Ehemalig. Auch wenn die Benennung dieses Unterforums etwas anderes suggeriert. Aus der Ukraine, Moldawien und natürlich Belarus. Hier ließe sich vielleicht eine Art Arbeitsteilung innerhalb der EU bezüglich der Aufnahmekapazitäten denken. Polen hat wegen des eigenen Wirtschaftsaufschwungs auf der einen Seite, aber auch wegen der Arbeitsmigration der eigenen Bevölkerung in Richtung Westen zudem einen wachsenden Bedarf an Arbeitskräften.

In Interviews mit (zeitweilig) nach Polen migrierten Oppositionellen hörte man häufig: Wir dachten, wir müssen nur eben mal kurzzeitig nach Polen ... bis Lukaschenko abgetreten ist. Und dass er in Kürze abtreten muss und wird ... naja daran besteht ja nun kein Zweifel. Jetzt hört sich das eher so an: Aus der vermeintlich zeitweiligen Migration wird wies aussieht nun wohl eher eine dauerhafte.
Wobei Polen immer mehr damit konfrontiert wird das gute Arbeitskräfte aus der Ukraine lieber Deutschland, Österreich und co. präferieren - wegen der Perspektive halt. Sprich Ärzte und IT'ler wandern immer mehr Richtung Deutschland aus. Kenne da auch genügend Beispiele aus diesen beiden Berufen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DarkLightbringer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jun 2021, 11:39)

Die Zahlen (387!) sind Peanuts. Selbst für ein kleines Land wie Litauen. Erst recht für ein großes Land wie Polen.

Im Jahr 2015 kamen allein etwa eine Million Migranten durch Serbien Richtung EU.

Chancen gäbe es für Kompromisslösungen der EU mit Polen. Leider habe ich die konkreten Zahlen nicht zur Hand, aber ich glaube gehört zu haben, dass realiter Polen das inzwischen pro Kopf gesehen größte Einwanderungsland der EU ist. Das wird man erstmal vielleicht nicht glauben. Wegen der strikten Weigerung der Aufnahme von Menschen aus dem Nahen Osten oder Afrika. Die Einwanderer kommen aus den ehemaligen GUS-Staaten. Ehemalig. Auch wenn die Benennung dieses Unterforums etwas anderes suggeriert. Aus der Ukraine, Moldawien und natürlich Belarus. Hier ließe sich vielleicht eine Art Arbeitsteilung innerhalb der EU bezüglich der Aufnahmekapazitäten denken. Polen hat wegen des eigenen Wirtschaftsaufschwungs auf der einen Seite, aber auch wegen der Arbeitsmigration der eigenen Bevölkerung in Richtung Westen zudem einen wachsenden Bedarf an Arbeitskräften.

In Interviews mit (zeitweilig) nach Polen migrierten Oppositionellen hörte man häufig: Wir dachten, wir müssen nur eben mal kurzzeitig nach Polen ... bis Lukaschenko abgetreten ist. Und dass er in Kürze abtreten muss und wird ... naja daran besteht ja nun kein Zweifel. Jetzt hört sich das eher so an: Aus der vermeintlich zeitweiligen Migration wird wies aussieht nun wohl eher eine dauerhafte.
Nach Einschätzung des litauischen Außenministers ist es ein Test.
Lukaschenko hatte der EU bereits im Mai damit gedroht, Grenzvorgänge als Druckmittel einzusetzen. »Wir halten Drogen und Migranten auf – nun werdet ihr sie selbst einnehmen und fangen müssen«, hatte der Diktator dem Bericht zufolge im Landesparlament verkündet.
https://www.spiegel.de/ausland/belarus- ... d3e1541990

Unterdessen geht in Belarus die Angst um. Im Staats-TV ist verkündet worden, die Opposition auszumerzen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von lili »

https://www.tagesspiegel.de/politik/80- ... 09258.html

Ein bisschen Geschichte und die Reflektion auf den heutigen Zustand.
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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

Interessant: Pratassewitsch und Sapega wurden aus dem Gefängnis in den Hausarrest "entlassen". Ob das schon eine Reaktion auf die EU-Sanktionen ist?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Panarin »

Lukaschenko hat wieder einen "Umsturzkomplott" aufgedeckt:
Laut Lukaschenko – „Terrorzellen“ mit Verbindungen zu Deutschland enttarnt

In einer „groß angelegten Anti-Terror-Operation“ will Belarus zahlreiche Schläferzellen ausgehoben haben. Nach Angaben von Staatspräsident Alexander Lukaschenko planten diese einen Staatsstreich – auch Deutschland soll beteiligt sein.

Die belarussischen Behörden haben angeblich „terroristische Schläferzellen“ enttarnt, die in Verbindung mit Deutschland und anderen westlichen Staaten stehen sollen. „Heute wurden terroristische Schläferzellen zerschlagen, sogenannte Selbstverteidigungseinheiten“, erklärte Machthaber Alexander Lukaschenko nach Angaben seines Büros am Freitag. Diese hätten einen Bezug zu Deutschland, der Ukraine, den USA, Polen und Litauen. Ziel dieser Zellen sei es, die Regierung „mit Gewalt zu stürzen“.

Lukaschenko sprach vom Abschluss einer „groß angelegten Anti-Terror-Operation“ und kündigte an, die belarussischen Behörden würden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Vorwürfen konfrontieren. Eine „enorme Anzahl an Waffen“ sei aus der Ukraine nach Belarus gelangt, fügte er hinzu. Er habe die Grenzschutzbehörden angewiesen, „die Grenze zur Ukraine endgültig zu schließen.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... l#Comments
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

https://www.dw.com/de/weiterer-schlag-g ... a-58204049

Back to the USSR... Ob das gutgehen kann?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

Panarin hat geschrieben:(02 Jul 2021, 23:04)

Lukaschenko hat wieder einen "Umsturzkomplott" aufgedeckt:



https://www.welt.de/politik/ausland/art ... l#Comments
Ist schon bezeichnend, dass sich Lukaschenko massiv gegen Deutschland wendet. Naja, freie Medien und Demokratie, das sind Feinde eines Diktators.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

Lukaschenka holt systematisch Migranten ins Land, um sie über die Grenze in die EU zu schicken. Von Bagdad aus gibt es Direktflüge in genau zwei europäische Städte: Istanbul und Minsk - nicht Moskau, Berlin, London oder Paris, sondern Minsk! Völlig irre! Und Iraqi Airways hat angekündigt die Zahl der Flüge nach Minsk "wegen der hohen Nachfrage" von zwei auf vier pro Woche zu erhöhen. Was wollen Irakis massenhaft in Belarus - noch dazu in Corona-Zeiten? Es ist völlig klar, dass das organisierte Schlepperei ist. Die EU müsste schnellstens in Bagdad intervenieren, um das zu stoppen.

Das einzig Positive, das ich dem abgewinnen kann: Länder wie Litauen und Lettland, die in der Vergangenheit unsolidarisch waren, wenn es um die Verteilung von Flüchtlingen ging, bekommen jetzt am eigenen Leib zu spüren, wie es ist, Ziel von Flüchtlingen zu sein.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

DER SPIEGEL: Belarussischer Diktator Lukaschenko droht mit russischen Truppen im eigenen Land

Das sind ganz finstere Aussichten. Ich zweifle nicht daran, dass Putin Truppen schicken würde, um Belarus zu halten. Für eine Demokratisierung Belarus' bräuchte man also Putins Zustimmung. Mir fällt kein Grund ein, warum er diese Zustimmung geben könnte. Wobei er riskiert, mit der Unterstützung Lukaschenkas die Belarussen für immer zu verlieren (so wie zuvor die Ukrainer) und so seinem Land schweren Schaden zuzufügen. Aber das kapiert dieser Mann nicht.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Vongole »

Ohne Zustimmung seines Gesinnungsgenossen Putin hätte Lukaschenka diese Drohung wohl kaum ausgesprochen.

Der Versuch, die kritische Sportlerin Kristina Timanowskaja aus Tokio zu entführen, ist gescheitert:
https://www.spiegel.de/sport/olympia/ol ... fd8fa15b58
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

Vongole hat geschrieben:(02 Aug 2021, 17:58)

Der Versuch, die kritische Sportlerin Kristina Timanowskaja aus Tokio zu entführen, ist gescheitert:
https://www.spiegel.de/sport/olympia/ol ... fd8fa15b58
Eine heftige Nummer. Jetzt wird die kritische Stimme im Ausland verweilen, und möglicherweise das nächste Mal für das Ausland antreten.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von sünnerklaas »

Rautenberger hat geschrieben:(24 Jul 2021, 14:56)

Lukaschenka holt systematisch Migranten ins Land, um sie über die Grenze in die EU zu schicken. Von Bagdad aus gibt es Direktflüge in genau zwei europäische Städte: Istanbul und Minsk - nicht Moskau, Berlin, London oder Paris, sondern Minsk! Völlig irre! Und Iraqi Airways hat angekündigt die Zahl der Flüge nach Minsk "wegen der hohen Nachfrage" von zwei auf vier pro Woche zu erhöhen. Was wollen Irakis massenhaft in Belarus - noch dazu in Corona-Zeiten? Es ist völlig klar, dass das organisierte Schlepperei ist. Die EU müsste schnellstens in Bagdad intervenieren, um das zu stoppen.

Das einzig Positive, das ich dem abgewinnen kann: Länder wie Litauen und Lettland, die in der Vergangenheit unsolidarisch waren, wenn es um die Verteilung von Flüchtlingen ging, bekommen jetzt am eigenen Leib zu spüren, wie es ist, Ziel von Flüchtlingen zu sein.
Und die AfD-Fanbase jubelt: endlich kommen neue Messermänner. Die braucht man händeringend. Die AfD steht im Moment sehr schlecht da. Wissen wir ja durch den Herrn Lüth von der AfD, wie man das verändern kann.

Allerdings vermute ich mal, dass auch Polen demnächst im Focus des Flüchtlinge-Rüberschiebens stehen könnte. Der Grund: der Fall Kristina Timanowskaja. Die hat in Polen Asyl bekommen. Die Entführung hat nicht geklappt, in Minsk ist man sauer. Sehr sauer.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

Rautenberger hat geschrieben:(24 Jul 2021, 14:56)

Lukaschenka holt systematisch Migranten ins Land, um sie über die Grenze in die EU zu schicken. Von Bagdad aus gibt es Direktflüge in genau zwei europäische Städte: Istanbul und Minsk - nicht Moskau, Berlin, London oder Paris, sondern Minsk! Völlig irre! Und Iraqi Airways hat angekündigt die Zahl der Flüge nach Minsk "wegen der hohen Nachfrage" von zwei auf vier pro Woche zu erhöhen.
Staatliche Schlepperei - hast du einen Link dazu?
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Haegar »

streicher hat geschrieben:(02 Aug 2021, 20:01)

Staatliche Schlepperei - hast du einen Link dazu?
Hier als Info:

https://www.dw.com/de/auf-patrouille-im ... a-58657387
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Panarin »

Belarussischer Aktivist tot in der Ukraine aufgefunden

Der oppositionelle Belarusse Witali Schischow ist nach Angaben der ukrainischen Polizei tot in einem Park gefunden worden. Zuvor soll er sich verfolgt gefühlt haben.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... d-58080776

Da hat doch bestimmt Lukaschenko nachgeholfen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

Panarin hat geschrieben:(03 Aug 2021, 11:23)

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... d-58080776

Da hat doch bestimmt Lukaschenko nachgeholfen.
Ich finde es auch delikat, dass dieser "Auftragsmord" in der Ukraine stattgefunden hat.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von sünnerklaas »

streicher hat geschrieben:(03 Aug 2021, 10:40)

Danke dir.
Lituaen droht, die Migranten notfalls mit Gewalt am Grenzübertritt zu hindern:
https://www.spiegel.de/ausland/litauen- ... 207784d966

Inzwischen hat Iraki-Airlines die Flüge nach Minsk auf vier pro Tag aufgestockt.
Lukaschenka wartet anscheinend nur darauf, dass es da zu Grenzzwischenfällen kommt und sich Belarus "angegriffen" fühlt.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

streicher hat geschrieben:(03 Aug 2021, 15:21)

Ich finde es auch delikat, dass dieser "Auftragsmord" in der Ukraine stattgefunden hat.
...aber verwunderlich ist es nicht. Es gibt Vermutungen, der "große Bruder" könnte Lukaschenka in der Sache geholfen haben. Es wäre nicht der erste Oppositionelle, der von Putins Leuten in der Ukraine ermordet wurde. Ich gehe davon aus, dass es in der Ukraine von FSBler und GRUlern nur so wimmelt. Das Nachbarland hat für den Kreml Top-Priorität und man wird auch keine großen Probleme haben, Leute einzuschleusen oder Einheimische anzuwerben...
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

sünnerklaas hat geschrieben:(03 Aug 2021, 17:10)

Lituaen droht, die Migranten notfalls mit Gewalt am Grenzübertritt zu hindern:
https://www.spiegel.de/ausland/litauen- ... 207784d966

Inzwischen hat Iraki-Airlines die Flüge nach Minsk auf vier pro Tag aufgestockt.
Lukaschenka wartet anscheinend nur darauf, dass es da zu Grenzzwischenfällen kommt und sich Belarus "angegriffen" fühlt.
Ich glaube nicht, dass es Lukaschenka auf einen militärischen Konflikt anlegt. Der will die EU unter Druck setzen, um sie von der Sanktionspolitik abzubringen. Und da hat er ein sehr wirksames Mittel gefunden. Was soll die EU da machen? Von heute auf morgen eine Mauer bauen? Und wenn der Druck auf den Irak wirkt und die Flüge eingestellt werden (siehe unten) kann sich Lukaschenka die nächste Airline suchen, die sich eine goldene Nase mit "touristischen" Flügen nach Belarus verdienen will...

Im Fall Iraqi Airways scheint die EU-Intervention Wirkung zu zeigen: Die Flüge werden vorübergehend eingestellt - hoffentlich doch dauerhaft...

Unglaublich:
According to the websites of Minsk Airport and Iraqi Airways, the airline had plans to start operating flights to Minsk not only from Baghdad, but also from Basra, Erbil and Sulaymaniyah in the near future. https://www.lrt.lt/en/news-in-english/1 ... for-a-week
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Lukaschenka verhaelt sich wie ein tollwuetiger Hund, der wild um sich beisst sowohl innerhalb Belarus als auch auserhalb.

Das Durchlassen von Illegalen nach Europa ist ein kriegerischer Akt, genauso wie die Noetigung zur Landung der Ryan Air Boeing. Die versuchte Entfuehrung der belarussischen Athletin in Japan ebenfalls.

Wenn man ihn jetzt nicht stoppt wird er immer dreister werden.

Frage wie lange wird Putin ihn noch stuetzen? oder wie kann man Putin dazu bringen ihn fallen zu lassen?
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Rautenberger
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

Niklas hat geschrieben:(07 Aug 2021, 19:38)

Die EU wird von Feinden regiert. Deswegen diese Migrantenflut. Nichteuropäische Migranten kommen nach Europa, weil sie kommen dürfen, weil in Europa europafeindliche Gesetze gelten.
Die Hauptfeinde Europas befinden sich in Europa, nicht in Belarus, nicht irgendwo sonst.
Weder Lukaschenka noch Erdoğan könnten die EU unter Druck setzen, wäre die EU nicht so europafeindlich.
Warum sollte es "europafeindlich" sein, Nichteuropäer einreisen zu lassen? Schräge These... "Europafeindlich", weil europäischen Werten widersprechend, wäre es, alle pauschal abzuschieben, ohne zu prüfen, ob sie ggf. politisch verfolgt sind. Oder bist du der Meinung, die Bundesrepublik hätte in den 1980ern z. B. Flüchtlinge aus der VR Polen dorthin zurückschicken sollen? Und ja, weil wir nicht alle pauschal abweisen, können diese Autokraten Druck auf uns ausüben. Die EU tut aber auch einiges, um Migranten von der Einreise abzuhalten. Warum lässt man sie denn auf Lesbos versauern trotz der prekären Umstände dort? Ganz zu Schweigen von den Zuständen in Libyen und dem Deal mit Erdoğan. Um Nachahmer abzuschrecken!
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Rautenberger »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(08 Aug 2021, 05:50)
Frage wie lange wird Putin ihn noch stuetzen? oder wie kann man Putin dazu bringen ihn fallen zu lassen?
Ich denke, indem man den Preis in die Höhe treibt. Sämtliche Schäden, die die Sanktionen in Belarus anrichten, landen nämlich irgendwann als Rechnung auf Putins Schreibtisch. Ohne die finanzielle Unterstützung aus Moskau wäre Lukaschenka längst am Ende. Seine Handlanger und Folterknechte müssen ja irgendwie mit Cash bei Laune gehalten werden. Also: Sanktionen weiter verschärfen. Meinetwegen gar kein Handel mehr mit Belarus, kein Warentransit, SWIFT-Ausschluss oder weiß der Teufel was...
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Cobra9 »

Rautenberger hat geschrieben:(08 Aug 2021, 10:39)

Ich denke, indem man den Preis in die Höhe treibt. Sämtliche Schäden, die die Sanktionen in Belarus anrichten, landen nämlich irgendwann als Rechnung auf Putins Schreibtisch. Ohne die finanzielle Unterstützung aus Moskau wäre Lukaschenka längst am Ende. Seine Handlanger und Folterknechte müssen ja irgendwie mit Cash bei Laune gehalten werden. Also: Sanktionen weiter verschärfen. Meinetwegen gar kein Handel mehr mit Belarus, kein Warentransit, SWIFT-Ausschluss oder weiß der Teufel was...

Wäre tatsächlich möglich. Aber erwarte ich nicht.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von DevilsNeverCry »

Rautenberger hat geschrieben:(08 Aug 2021, 10:39)

Ich denke, indem man den Preis in die Höhe treibt. Sämtliche Schäden, die die Sanktionen in Belarus anrichten, landen nämlich irgendwann als Rechnung auf Putins Schreibtisch. Ohne die finanzielle Unterstützung aus Moskau wäre Lukaschenka längst am Ende. Seine Handlanger und Folterknechte müssen ja irgendwie mit Cash bei Laune gehalten werden. Also: Sanktionen weiter verschärfen. Meinetwegen gar kein Handel mehr mit Belarus, kein Warentransit, SWIFT-Ausschluss oder weiß der Teufel was...
Du darfst die finanzielle Unterstützung aus Beijing nicht vergessen. Außerdem unterhält Lukaschenko gute Beziehungen zu den Arabern und Türken. Aber keine Frage, Putin spielt hier die wichtigste Rolle.

Deinen Vorschlag halte ich für schlecht, denn das trifft die ganze Bevölkerung. Aber langfristig wird man mit solchen Aktionen Moskaus Position nur stärken:

- SWIFT ausschalten? Dann greift man eben auf das russische oder chinesische Zahlungssystem zurück. Belarus handelt ohnehin viel ohne Euro und Dollar.
- den Transit sperren? Dann wird alles in Zukunft über russische Häfen laufen. Bei Ölprodukten wird jetzt schon der Großteil über Russland exportiert und nicht mehr über das Baltikum. Bei Kalidünger kann man mittelfristig auch eine Lösung finden. Stand jetzt reicht die russische Infrastruktur noch nicht aus
- beim Import von belarussischen Waren kann man in der Tat einen Schlag versetzen. Aber auch hier besteht die Gefahr das man sich mittel- bis langfristig andere Märkte sucht. Was will man machen wenn der Export von belarussischen Waren über Russland läuft? Handelskrieg mit Russland wegen Belarus? Halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Der wichtigste Grund der gegen solche Sanktionen spricht - es trifft sowohl staatliche als auch private Akteure. Es trifft die ganze Bevölkerung. Damit macht man sich keine Freunde in Belarus, bis auf Tichanowskaja die sich wie ein Kind freut wenn Biden ihr ein paar Kekse zum essen gibt. :rolleyes: :rolleyes: Sie führt ja in Europa ein schönes Leben. So was braucht keiner in Belarus. Ich unterstütze die Belarussen und bin mir sicher das sie es aus eigener Kraft schaffen eine Änderung im Land zu vollziehen. Das haben die Franzosen 1789 geschafft und die Deutschen 1918 und 1989 ebenfalls. Das schlimmste für eine Demokriebewegung ist die Einmischung von außen aufgrund geopolitischer Gründe - und von nichts anderem lässt man sich in den EU Staaten (leider) häufig leiten. Ansonsten hätte die Vertreibung und das "wegbomben" der armenischen Zivilbevölkerung aus Bergkarabach letztes Jahr Sanktionen gegen Baku hervorgerufen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Rautenberger hat geschrieben:(08 Aug 2021, 10:39)

Ich denke, indem man den Preis in die Höhe treibt. Sämtliche Schäden, die die Sanktionen in Belarus anrichten, landen nämlich irgendwann als Rechnung auf Putins Schreibtisch. Ohne die finanzielle Unterstützung aus Moskau wäre Lukaschenka längst am Ende. Seine Handlanger und Folterknechte müssen ja irgendwie mit Cash bei Laune gehalten werden. Also: Sanktionen weiter verschärfen. Meinetwegen gar kein Handel mehr mit Belarus, kein Warentransit, SWIFT-Ausschluss oder weiß der Teufel was...
Alles moeglich, aber es trifft in erster Linie die Bevoelkerung. Little Rocket Man in ord Korea wird immer fetter trotzt all den Sanktionen und die Nord Koreaner hungern und leiden.

Wie waere es mit mehr Druck auf Putinauszuueben, zB koennte man die Inbetriebnahme von Nord Stream aussetzen und ihm Lockerungen von Sanktionen in Aussicht stellen wenn er den Lukaschenka fallen laesst. Das alles auf dem diplomatischen Weg ohne an die gross Presseglocke zu haengen.
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von streicher »

Irak fliegt übrigens Flüchtlinge, die wie Geisel benutzt werden, wieder aus.
https://amp.n-tv.de/politik/Irak-fliegt ... 32662.html
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Re: Entwicklung in Belarus (Weißrussland)

Beitrag von Alexander Sommer »

streicher hat geschrieben:(10 Aug 2021, 10:44)

Irak fliegt übrigens Flüchtlinge, die wie Geisel benutzt werden, wieder aus.
https://amp.n-tv.de/politik/Irak-fliegt ... 32662.html

Wie Geiseln benutzt ??
Werden die Iraker von Luka höchst selbst in Bagdad in die Flugzeuge gezwungen oder wie?
Im Übrigen, weshalb verlassen denn die Irakis das Land, wo sie doch jetzt angeblich in einer Demokratie leben
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