MäckIntaier hat geschrieben:(08 Nov 2018, 08:22)
Geschichte setzt sich zusammen aus Fakten, aber auch aus Bedeutungen. Rosa Parks hat sich einmal im Bus auf einen Platz gesetzt, der für andere reserviert war, und ist verhaftet worden. Ein ganz normaler Fall. Aber es ist etwas passiert, sie hat etwas ausgelöst. Wie die Matrosen in Kiel, was immer dort nun geschah oder nicht. Man muss halt sehen, dass auch im 21. JH ein Volk noch immer von unzähligen Mythen lebt, im Guten wie im Schlechten. Und, um eben doch nochmal auf die AfD zu kommen, das weiß die AfD und deshalb engagiert sie sich hier. Mythen leben nicht so sehr von den Fakten, als von den Deutungen, die damit einhergehen. Und Geschichte ist immer mit Mythen verbunden, die gedeutet werden wollen (Theodor Lessing hat die Geschichte deshalb auch als Sinngebung des Sinnlosen bezeichnet), und wer die Deutungshoheit über die Geschichte gewinnt, hat im Tagespolitischen einen Machtvorteil.
In dem Fall hat die AfD nunmal Recht.
Der Aufstand wird als wer weiß was glorifiziert, und in einem völlig falschen Bild dargestellt. Historisch normalerweise nur eine Randnotiz, weil Ursache/Wirkung in dem Fall und für den allgemeinen Kriegsverlauf unbedeutend waren. Wie im vorherigen Beitrag erwähnt, die Matrosen haben für sich angemessen gehandelt, weil sie sich nicht abschlachten lassen wollten, und bereits kurz vor dem Aufstand alles vorbei war. Wäre die Situation dagewesen, und man hätte gewusst, man sei den Engländern überlegen, wären dieselben Matrosen wieder rausgefahren, so wie sie es vorher auch getan haben. Der kleine Spannungspunkt war nur, dass sie wegen Befehlsverweigerung Konsequenzen hätten befürchten müssen, aber selbst da hat sich gezeigt, dass wirklich schon alles vorbei war, weil kaum was nachkam. Die Einschätzung der Matrosen war daher richtig, aber dann auch keine Sensation im Verhalten.
Solange einige Historiker, auch Deutsche, das Kaiserreich auch als Hauptschuldigen des Ersten Weltkrieges sehen, sprechen wir sowieso von völlig falschen Fakten. Man soll jetzt nicht alles wieder toll finden müssen, aber differenziert zu betrachten aufgrund der Tatsachen wäre schon nicht verkehrt. Vor allem wenn man verstehen will, wie sich der Nationalsozialismus nachher entwickeln konnte, durch überzogene Sanktionen und erzwungene Schuldeingeständnisse, die völlig surreal waren, was auch von Historikern, außer französischen - weil die es richtig ausgekostet haben für 1871 - aus England, USA und Russland. Im übrigen waren diese Schuldeingständnisse und Sanktionen auch der Auslöser für den Aufschwung der Nazis, weil es keiner nachvollziehen konnte und Viele nicht wollten, was man da in Versailles unterschreiben musste. Unsere Vorfahren sind dem Bündnisaufruf gefolgt, die SPD hatte auch dafür gestimmt ja auch nach langer Überlegung, der Kaiser auch nicht, und man hat verloren, weil man irgendwann keine Soldaten mehr stellen konnte, und auch das Material zur Neige ging, nicht mehr und nicht weniger.