Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

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Polibu

Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Polibu »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Aug 2018, 09:10)

Das ist nicht mein Ernst sondern der Ernst, der 1909 in Mainz als Sohn eines Dachdeckermeisters Neger geboren wurde und fortan "Ernst Neger" hieß. Schaust Du hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Neger.

Beim Thema "Sprachpolizei" muss man vor allem mal etwas Lockerheit und Humor an den Tag legen. Mal ein bissel Kurt Schwitters lesen.
Ernst Neger hat auch dieses Firmenlogo entworfen. Finden nicht alle toll.

https://www.focus.de/panorama/welt/allt ... 80950.html
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Betrachter »

Billie Holiday hat geschrieben:(29 Aug 2018, 12:56)

"herzeliebez vrouwelin" :)

Ist doch viel schöner.
Versuche mal, damit heute ein Fräulein zu bezirzen.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Billie Holiday »

Betrachter hat geschrieben:(29 Aug 2018, 13:02)

Versuche mal, damit heute ein Fräulein zu bezirzen.
Kann man nicht pauschalisieren und ist auch eine Frage des Klientels, welches einen so anzieht. :cool:
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Betrachter »

Billie Holiday hat geschrieben:(29 Aug 2018, 13:11)

Kann man nicht pauschalisieren und ist auch eine Frage des Klientels, welches einen so anzieht. :cool:
Gehören Germanistik- Studentinnen zu deinem Beuteschema? Dichterinnen?
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Billie Holiday »

Betrachter hat geschrieben:(29 Aug 2018, 13:21)

Gehören Germanistik- Studentinnen zu deinem Beuteschema? Dichterinnen?
Ich bin keine Lesbe. :cool:
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Betrachter »

Billie Holiday hat geschrieben:(29 Aug 2018, 13:22)

Ich bin keine Lesbe. :cool:
Es geht nicht um deine sexuelle Orientierung, sondern darum, mit welchen Worten du andere verführst. Mit mittelalterlicher Sprache?
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Polibu hat geschrieben:(29 Aug 2018, 13:01)

Ernst Neger hat auch dieses Firmenlogo entworfen. Finden nicht alle toll.

https://www.focus.de/panorama/welt/allt ... 80950.html
Ich assoziiere da sofort Blackfaces und Minstrelshows. "Humba Täterä" ist in gewisser Weise eine Art inverse Minstrelshow mit white faces. Also passt schon. Den nötigen schwarzen Humor vorausgesetzt.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Aug 2018, 10:16)

Es war in meinem Beitrag (wörtlich) von "Vorschlägen", nicht von "Dekreten" die Rede. Vorschlag in dem Sinne, dass man bei der Suche nach einer für sich passenden Sprechweise diesen Vorschlag aufgreifen oder auch sein lassen kann.
Ändert nichts an der Tatsache, dass sich Sprache NICHT verordnen lässt - auch nicht mittels irgendwelcher Vorschläge.
Die Vorschläge bzw das Geschwafel von "gendersensibler Sprache" zeigt nur, dass die Protagonisten - einschließlich von das Hornscheidt nicht die geringste Ahnung von Sprachentwicklung (Linguistik) haben.
Das genuine Maskulinum, Femininum oder Neutrum haben in "unserer" (der Indoeuropäischen Sprachfamilie) absolut nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun - ganz im Gegenteil:
1. Das Maskulinum ist das Standardgeschlecht.

2. Zum Neutrum gehören Substantive, die den Inhalt oder das Ergebnis einer konkreten Hand­lung bezeichnen.

3. Zum Femininum gehören Ableitungen mit komplexer abstrakter Bedeutung und einem speziellen Suffix.


Es scheint, den "genderforschenden" Sprachverhunzern noch nie aufgefallen zu sein, dass Pluralbildungen von Substantiven IMMER das genuine Femininum haben.

Es geht den den so genannten "Genderforschern" NICHT um eine "passende Sprechweise", sondern um ihre ganz persönlichen Befindlichkeiten, was im Endeffekt dazu führt, dass Texte unverständlich werden, niemand mehr begreift, was eigentlich ausgesagt werden soll. Sprache als Mittel der Kommunikation, wird damit ad absurdum geführt.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Aug 2018, 10:21)

Lann-Hornscheid hat eine Promotion und eine Habilitationsschrift in Linguistik/Skandinavistik vorgelegt. Eine politisch motivierte Professur ist völlig unbelegt. Die verschiedenen Hasskampagnen auch in öffentlichen Medien dagegen sind allesamt belegbar.
Ach ist es das wirklich?
Die Habilitationsschrift von das Lann Hornscheidt beschäftigt sich mit: "sprachlicher Benennung von Personen aus konstruktivistischer Sicht im heutigen Schwedisch."

Konstruktivismus hat was mit Linguistik zu tun? kannst du das vielleicht mal erklären?
Wenn für eine Ideologie gleich mehr als 200 Professuren eingerichtet werden, hat das nichts mit Politik zu tun? Wirklich nicht?

Für das Lann ist Sprache kein Mittel zur Kommunikation und Infermationsweitergabe, sondern "politisches Handeln" und deshalb ist Sprache (für das Lann) auch per se diskriminierend und sexistisch - eine Frau auch als Frau zu bezeichnen und anzusprechen ist sexistisch und gleichzeitig diskriminierend, weil es ja lt. das Lann "eigentlich gar keine Frauen gibt, weil das ja alles nur sozial kontruiert ist"

Und hier noch ein Schmankerl, was das Hornscheidt so von sich gibt:
"Geschlecht ist für Sie nichts als eine soziale Kategorie?

Hornscheidt: Es ist eine Erfindung von Sexismus. Bei Rasse würden alle sagen: Die Rasseneinteilung gibt es nur, weil es Rassismus gibt. Keine Person sagt das bei Frauen und Männern, aber diese Unterteilung gibt es auch nur, weil es Sexismus gibt." [...]
"Zweigeschlechtlichkeit hilft, die Gesellschaft zu ordnen und Sachen vom Staat an die Familie abzugeben. Da passiert ganz viel, an Pflege, Bildung, Fürsorge, Unterstützung." [...]
"Sexualität, Körperlichkeit und Gefühle sind für uns etwas ganz Ursprüngliches: Ich fühle mich so, und dann muss es auch so sein. Ich liebe nun mal Frauen, oder Männer, also gibt es die auch. Wir glauben, es gibt ein natürliches Empfinden. Aber in einer konstruktivistischen Denkweise gibt es das nicht. Es ist spannend, darüber nachzudenken, was wir glauben, was Lieben ist. Welche Anteile davon vielleicht gesellschaftlich gewollt und konstruiert sind."
Quelle
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2018, 13:44)

Ach ist es das wirklich?
Die Habilitationsschrift von das Lann Hornscheidt beschäftigt sich mit: "sprachlicher Benennung von Personen aus konstruktivistischer Sicht im heutigen Schwedisch."

Konstruktivismus hat was mit Linguistik zu tun? kannst du das vielleicht mal erklären?
Erstmal hat "Konstruktivismus" mehrere ziemlich unterschiedliche Bedeutungen. Unter anderem eine Strömung in der bildenden Kunst. In der Habilitationsschrift von Hornscheid bedeutet "Konstruktivismus", den Prozess der Wahrnehmung von Wirklichkeit zu hinterfragen. Dieser Prozess erfolgt niemals eins zu eins. Wahrnehmung selbst ist bereits während der Wahrnehmung mit Wirklichkeits-Beschreibungen verknüpft. Und damit mit einem Plus an Bedeutungs- und Objektbildungen. Konstruktionen eben. Und Sprache ist nunmal der wichtigste Wirklichkeitsbeschreibungsformalismus.
Im Zentrum der konstruktivistisch begründeten wissenschaftlichen Aufmerksamkeit steht damit die Art des Erkenntnisvorgangs und nicht die nach dem Erkenntnisobjekt der angenommenen Wirklichkeit. Das WOrt "Tisch", das ich für die Beschreibung eines gesehenen Tisches verwende, ist keineswegs eine eins-zu-eins-Abbildung des Wirklichkeitsgegenstands sondern (unter anderem) auch die Menge an Tisch-Assoziationen, die ich persönlich mit diesem Wort verbinde. Der Schriftsteller Franz Fühmann hat (schon vor längerer Zeit) in seinem essayistischen Buch "Vor Feuerschlünden - Erfahrung mit Georg Trakls Gedicht" ganz ähnliche Betrachtungen angestellt. Zu empfehlen.
(Seite 11 ihrer Habilitationsschrift).
Faszinierendes, hochinteressantes Wissenschaftsthema und die Verbindung zwischen (dem verwendeten) Konstruktivismus-Begriff und Linguistik ist für mich völlig offensichtlich.
Wenn für eine Ideologie gleich mehr als 200 Professuren eingerichtet werden, hat das nichts mit Politik zu tun? Wirklich nicht?
Die Verwendung des Ideologie-Begriffs in diesem Zusammenhang würde ich mal als ideologisch motiviert bezeichnen.

Wissenschaftsministerin Wanka schlägt vor, allein aus der Bafög-Entlastung der Länder (durch den Bund) zehntausend neue Professoren-Stellen zu schaffen. Man könnte ja mal für einige Fachgebiete recherchieren, wieviel Professorenstellen es jeweils deutschlandweit gibt. Egal: Politisch betrachtet stellt sich angesichts solcher Zahlen nur die Frage, warum es für ein Fachgebiet wie Gender-Forschung eine vergleichsweise so verschwindend geringe Anzahl von Professuren gibt. Es ist offensichtlich politisch gewollt, Gender-Forschung kleinzuhalten.

Das zitierte ZEIT-Interview enthält hinlänglich bekannte Positionen, die hier schon öfter diskutiert wurden und die man eben zu soundsovielen Teilen nachvollziehen oder eben nicht.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Aug 2018, 15:25)

Erstmal hat "Konstruktivismus" mehrere ziemlich unterschiedliche Bedeutungen. Unter anderem eine Strömung in der bildenden Kunst. In der Habilitationsschrift von Hornscheid bedeutet "Konstruktivismus", den Prozess der Wahrnehmung von Wirklichkeit zu hinterfragen.
Wir sprechen hier nicht von bildender Kunst, sondern von Kontruktivismus als philosophische Denkrichtung und diese Denkrichtung hinterfragt NICHT "den Prozess der Wahrnehmung von Wirklichkeit", sondern sie bestreitet, dass es so etwas wie eine objektive Wirklichkeit/Realität überhaupt gibt. Konstruktivisten behaupten, Wirklichkeit/Realität würde durch den Vorgang des Betrachtens/Erkennens überhaupt erst konstuiert/hervorgebracht.
schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Aug 2018, 15:25) Dieser Prozess erfolgt niemals eins zu eins. Wahrnehmung selbst ist bereits während der Wahrnehmung mit Wirklichkeits-Beschreibungen verknüpft. Und damit mit einem Plus an Bedeutungs- und Objektbildungen. Konstruktionen eben. Und Sprache ist nunmal der wichtigste Wirklichkeitsbeschreibungsformalismus.
(Seite 11 ihrer Habilitationsschrift).
Faszinierendes, hochinteressantes Wissenschaftsthema und die Verbindung zwischen (dem verwendeten) Konstruktivismus-Begriff und Linguistik ist für mich völlig offensichtlich.
Und genau diese Sichtweise IST Schwachsinn!
Man kann nichts "wahrnehmen und beschreiben", was nicht objektiv = unabhängig vom Betrachter vorhanden ist.

Wenn ich ein Skelett ausgrabe und seine Lage insitu beschreibe, zeichne oder fotografiere, dann ist das Skelett bereits vorhanden, ansonsten könnte ich es weder ausgraben, noch fotografieren, zeichnen oder beschreiben. Das (ausgegrabene) Skelett ist eben KEINE Konstruktion, es entsteht eben NICHT (erst) bei der Grabungshandlung und auch NICHT bei der Beschreibung.

Sprache ist auch KEIN "Wirklichkeitsbeschreibungsformalismus", sondern Mittel zum Zweck - Mittel zum Zweck der Kommunikation und des Informationsaustausches bzw der Informationsweitergabe.
schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Aug 2018, 15:25)Die Verwendung des Ideologie-Begriffs in diesem Zusammenhang würde ich mal als ideologisch motiviert bezeichnen.
Nonsens!
Ideologie ist die Instrumentalisierung menschlicher Erkenntnsfähigkeit (geschlossenes Sinnsystem) und dient der Legitimation bestehender Ordnungen.
Im Unterschied zur Wissenschaft/den Wissenschaften scheitert Ideologie - als selbstreferierendes Erklärungsmodell - an der komplexen Wirklichkeit/Realität. Genau DAS ist bei den Gender Studies der Fall!
Die so genannten "Forschungen" und "Erkenntnisse" scheitern regelmäßig an der komplexen Realität, eben WEIL sie die Erkenntnisse der Naturwissenschaften nicht nur ignorieren, sondern leugnen.
Geschlecht ist nunmal KEINE soziale/gesellschaftliche Konstruktion, sondern biologische Gegebenheit, es wird NICHT " diskursiv zugeschrieben", sondern ist von Anfang an da, IST Realität.
schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Aug 2018, 15:25)Wissenschaftsministerin Wanka schlägt vor, allein aus der Bafög-Entlastung der Länder (durch den Bund) zehntausend neue Professoren-Stellen zu schaffen. Man könnte ja mal für einige Fachgebiete recherchieren, wieviel Professorenstellen es jeweils deutschlandweit gibt. Egal: Politisch betrachtet stellt sich angesichts solcher Zahlen nur die Frage, warum es für ein Fachgebiet wie Gender-Forschung eine vergleichsweise so verschwindend geringe Anzahl von Professuren gibt. Es ist offensichtlich politisch gewollt, Gender-Forschung kleinzuhalten.
Und wenn da noch 1000 Professuren für Gender Studies eingerichtet werden, wird aus einer Ideologie KEINE Forschung und KEINE Wissenschaft!
Wer Schwangerschaft als "Phänomen bzw "soziale Handlung als "scheinbar biologisch" oder "Körperpraktik" bezeichnet oder von "Frauisierung der Schwangerschaft" schwafelt, kann KEINEN Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben!
Beispiel für die Wissenschaftlichkeit der Gender"forschung" gefällig?
"Betont wird, dass eine Schwangerschaft nicht nur durch dei Austragende und den Ko-Schwangeren hervorgebracht werde, sondern ebenso durch weitere Teilnehmende, wie professionelle Erfüllungsgehilfen, das Publikum und Leidensgenossinnen."
"... plädiert, die schwangere Frau aus dem Fokus zu nehmen, die 'dort nicht allein durch die Medizin oder die geschlechtliche Arbeitsteilung, die den Frauen das Schwangersein zuschreiben positioniert wurde, sondern ebenso durch werdende Mütter und durch eine kritische Frauenforschung, die das Schwangersein für Frauen reklamieren"
Quelle: "Fortpflanzung und Geschlecht" (eine Dissertation)

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Aug 2018, 15:25)Das zitierte ZEIT-Interview enthält hinlänglich bekannte Positionen, die hier schon öfter diskutiert wurden und die man eben zu soundsovielen Teilen nachvollziehen oder eben nicht.
Diskutieren kann man darüber und nachvolliehen in gewissen Grenzen auch, nur hat das Ganze mit Wissenschaft oder Forschung nichts zu tun!
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Aug 2018, 15:25)

Erstmal hat "Konstruktivismus" mehrere ziemlich unterschiedliche Bedeutungen. Unter anderem eine Strömung in der bildenden Kunst. In der Habilitationsschrift von Hornscheid bedeutet "Konstruktivismus", den Prozess der Wahrnehmung von Wirklichkeit zu hinterfragen. Dieser Prozess erfolgt niemals eins zu eins. Wahrnehmung selbst ist bereits während der Wahrnehmung mit Wirklichkeits-Beschreibungen verknüpft. Und damit mit einem Plus an Bedeutungs- und Objektbildungen. Konstruktionen eben. Und Sprache ist nunmal der wichtigste Wirklichkeitsbeschreibungsformalismus.
Nachtrag: "Wahrnehmung" produziert ein Abbild/Kopie der Wirklichkeit und zwar 1:1, da wird weder etwas beschrieben noch wird irgendeine Bedeutung zugemessen und noch viel weniger wird irgendetwas hergestellt oder "gebildet".
Realität ist IMMER das, was bereits objektiv = außerhalb und unabhängig von unserer "Wahrnehmung" existiert.
Dabei ergibt sich lediglich die Frage wie genau stimmt das Abbild/die Kopie mit der objektiven Realität/Wirklichkeit überein?
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Betrachter »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Aug 2018, 15:25)
In der Habilitationsschrift von Hornscheid bedeutet "Konstruktivismus", den Prozess der Wahrnehmung von Wirklichkeit zu hinterfragen.

>> Im Zentrum der konstruktivistisch begründeten wissenschaftlichen Aufmerksamkeit steht damit die Art des Erkenntnisvorgangs und nicht die nach dem Erkenntnisobjekt der angenommenen Wirklichkeit. Das WOrt "Tisch", das ich für die Beschreibung eines gesehenen Tisches verwende, ist keineswegs eine eins-zu-eins-Abbildung des Wirklichkeitsgegenstands sondern (unter anderem) auch die Menge an Tisch-Assoziationen, die ich persönlich mit diesem Wort verbinde. <<

(Seite 11 ihrer Habilitationsschrift).
Das ist mindestens so alt wie Kants "Kritik der reinen Vernunft". Man will Erkenntnisgrenzen bestimmen- ausgerechnet mit der eigenen, angeblich so begrenzten Erkenntnisfähigkeit. Einem geistig gesunden Menschen reicht es, einen Tisch als das zu erkennen, was er ist, und nicht noch ein Butterbrot hineinzudeuteln, das der Tisch ja irgendwie auch sein könnte.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

Betrachter hat geschrieben:(30 Aug 2018, 18:51)

Das ist mindestens so alt wie Kants "Kritik der reinen Vernunft". Man will Erkenntnisgrenzen bestimmen- ausgerechnet mit der eigenen, angeblich so begrenzten Erkenntnisfähigkeit. Einem geistig gesunden Menschen reicht es, einen Tisch als das zu erkennen, was er ist, und nicht noch ein Butterbrot hineinzudeuteln, das der Tisch ja irgendwie auch sein könnte.
Schon die Aussage:
"... der konstruktivistisch begründeten wissenschaftlichen Aufmerksamkeit ..."

ist Nonsens, weil Konstruktivismus mehrere philosphische Erkenntnistheorien zusammenfast, aber selbst keine wissenschaftliche Methode ist. Die verschiedenen kontruktivistischen Theorien beschäftigen sich damit WIE Erkenntnis gewonnen wird, liefern aber selbst keine wissenschaftlichen Erkenntnisse.
.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Betrachter »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2018, 19:14)

Schon die Aussage:
"... der konstruktivistisch begründeten wissenschaftlichen Aufmerksamkeit ..."

ist Nonsens, weil Konstruktivismus mehrere philosphische Erkenntnistheorien zusammenfast, aber selbst keine wissenschaftliche Methode ist. Die verschiedenen kontruktivistischen Theorien beschäftigen sich damit WIE Erkenntnis gewonnen wird, liefern aber selbst keine wissenschaftlichen Erkenntnisse.
.
So ungefähr meinte ich das auch. Welch ein Unsinn, mit dem sich u. a. lauter Hirnforscher beschäftigen. "Wie denkt der Mensch?" das beantwortet sich durch das, was er sagt und tut. Dass dabei lauter Hirnströme fließen- wen interessierts? Naja, Erkenntnistheoretiker...
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2018, 16:52)
Wenn ich ein Skelett ausgrabe und seine Lage insitu beschreibe, zeichne oder fotografiere, dann ist das Skelett bereits vorhanden, ansonsten könnte ich es weder ausgraben, noch fotografieren, zeichnen oder beschreiben. Das (ausgegrabene) Skelett ist eben KEINE Konstruktion, es entsteht eben NICHT (erst) bei der Grabungshandlung und auch NICHT bei der Beschreibung.

Sprache ist auch KEIN "Wirklichkeitsbeschreibungsformalismus", sondern Mittel zum Zweck - Mittel zum Zweck der Kommunikation und des Informationsaustausches bzw der Informationsweitergabe.
Ach je ... Das ist für mich der Stand 1748, als Julien Offray de La Mettrie mit "L'homme machine", deutsch als "Der Mensch als Maschine" erschienen einen Jahrhundertbestseller schrieb. Im Geiste eines radikalen Materialismus und im Geiste Descartes. Friedrich der II war so beeindruckt, dass er ihn protegierte. Heute wird er als ein Enfant Terrible der Philosophie und Geisteswissenschaft angesehen. Wenn Du "Sprache" in der Kultur der Menschen auf eine ähnliche Funktion reduzierst wie Mathematik in den Naturwissenschaften, wirst du eine Reihe von entscheidenden Sachen einfach nicht nachvollziehen können.

Ich habe mit der Gender-Forschung ja auch ein Problem. Ein großes und grundsätzliches: Warum dieser ganze eigentlich hochinteressante Ansatz der "Konstruktion allein schon durch Fassung in Sprache" um alles in der Welt auf die Geschlechterfrage reduziert werden soll. Ich verstehe es nicht! Diese Beschränkung verhindert den eigentlichen möglichen Aufstieg. Der sehr schwierige aber unglaublich faszinierende Bezug zu den Erkenntnissen der modernen Physik hinsichtlich Beobachterabhängigkeit, Indeterminismus, Zustandsreduktion durch Messung usw. könnte thematisiert werden.

Aber mich der geifernden Meute anzuschließen und aus einer sicheren und geschützten Mehrheitsposition ein bissel beim Gender-Forschungs-Bashing mitzumachen ... das ist mir einfach zu doof. Und vor allem auch zu schäbig.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Maskulist »

schokoschendrezki hat geschrieben:(31 Aug 2018, 23:08)

Ach je ... Das ist für mich der Stand 1748, als Julien Offray de La Mettrie mit "L'homme machine", deutsch als "Der Mensch als Maschine" erschienen einen Jahrhundertbestseller schrieb. Im Geiste eines radikalen Materialismus und im Geiste Descartes. Friedrich der II war so beeindruckt, dass er ihn protegierte. Heute wird er als ein Enfant Terrible der Philosophie und Geisteswissenschaft angesehen. Wenn Du "Sprache" in der Kultur der Menschen auf eine ähnliche Funktion reduzierst wie Mathematik in den Naturwissenschaften, wirst du eine Reihe von entscheidenden Sachen einfach nicht nachvollziehen können.

Ich habe mit der Gender-Forschung ja auch ein Problem. Ein großes und grundsätzliches: Warum dieser ganze eigentlich hochinteressante Ansatz der "Konstruktion allein schon durch Fassung in Sprache" um alles in der Welt auf die Geschlechterfrage reduziert werden soll. Ich verstehe es nicht! Diese Beschränkung verhindert den eigentlichen möglichen Aufstieg. Der sehr schwierige aber unglaublich faszinierende Bezug zu den Erkenntnissen der modernen Physik hinsichtlich Beobachterabhängigkeit, Indeterminismus, Zustandsreduktion durch Messung usw. könnte thematisiert werden.

Aber mich der geifernden Meute anzuschließen und aus einer sicheren und geschützten Mehrheitsposition ein bissel beim Gender-Forschungs-Bashing mitzumachen ... das ist mir einfach zu doof. Und vor allem auch zu schäbig.
Allerdings ist es so, dass sich Geisteswissenschaften nicht in Naturwissenschaften einmischen sollten. Natürlich kann man Mathematik auch aus dem philosophischen Spektrum betrachten, aber man kann keine philosophische Mathematik oder Archäologie betreiben.

Philosophie, Religion und auch GS haben dort nichts zu suchen. Die Einmischung der Religion in die Naturwissenschaften wurde erfolgreich zurückgedrängt, deren Ersatz ist leider GS, welches versucht, sich in diversen Naturwissenschaften - wie der Biologie (Kutschera lässt mit seiner Kritik grüßen) - einmischt.

GS sollte sich auf sein eigenes Themengebiet beschränken und vor allem dort erst einmal Ergebnisse liefern, die von Relevanz sind. Leider ist von dort bis heute nichts, wirklich gar nichts relevantes bekommen oder warum hätte man sonst die Anfrage von Prof. Buchholz so konsequent ignoriert, wo doch jedes Forschungsgebiet eigentlich Stolz auf seine Ergebnisse ist?
Maskulistisch zu sein, bedeutet wesensimmanent, sich antisexistisch zu orientieren und jede Form der Diskriminierung und Herabsetzung aus geschlechtlich-sexuellen Gründen zu bekämpfen.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(31 Aug 2018, 23:08)

Ach je ... Das ist für mich der Stand 1748, als Julien Offray de La Mettrie mit "L'homme machine", deutsch als "Der Mensch als Maschine" erschienen einen Jahrhundertbestseller schrieb. Im Geiste eines radikalen Materialismus und im Geiste Descartes. Friedrich der II war so beeindruckt, dass er ihn protegierte. Heute wird er als ein Enfant Terrible der Philosophie und Geisteswissenschaft angesehen. Wenn Du "Sprache" in der Kultur der Menschen auf eine ähnliche Funktion reduzierst wie Mathematik in den Naturwissenschaften, wirst du eine Reihe von entscheidenden Sachen einfach nicht nachvollziehen können.
Ich reduziere Sprache auf gar nichts, sondern sehe bzw betrachte Sprache als das was sie ist - nämlich ein komplexes System der Kommunikation. UND - ganz wichtig: WIE Sprache verabeitet wird, welche Funtion(en) sie hat, wie Sprache unser Denken beeinflusst, WIE (sich) Sprachregeln (Grammatik) entstanden sind und sich entwickeln etc pp IST immer noch Gegenstand der Forschung (Naturwissenschaften + Sprachwissenschaften).
Daraus wird eines definitv deutlich: Sprache ist KEIN Formalismus und auch KEIN "Wirklichkeitsbeschreibungsformalismus", sondern sehr viel mehr!
Was man allerdings durchaus ableiten kann - als komplexes System DER Kommunikation ist Sprache auch Mittel ZUR Kommunikation und Informationsweitergabe, wobei Kommunikation selbst ein komplexes System ist.

Tut mir schrecklich leid, aber Geisteswissenschaften - insbesondere der Konstruktivismus liefert KEINE Erklärung(en) der Wirklichkeit/Realität. DAS tun die Naturwissenschaften und die nutzen Popers Kritischen Rationalismus als Erkenntnistheorie ==> Aussagen (Hypothesen/Theorien) müssen nachvollziehbar, an/in der Realität überprüfbar und falsifizierbar sein.

Genau diesen Anforderungen wird der Konstruktivismus, mit seiner Nähe zum Relativismus NICHT gerecht!
Und aus diesem Grund können Gender Studies - die sich ausschließlich des Konstruktivismus, Poststrukturalismus und der Dekonstruktion bedienen, dabei alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ignorieren, leugnen oder gar meinen dekonstruieren zu können - NICHT den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit für sich beanspruchen.
Die Wissenschaftlichkeit der - in Gender Studies - angewendeten Theoriegebilde (Poststrukturalismus/Konstruktivismus) wurden nicht nur von Jürgen Habermas als "linkshegelianische, nitzeanische Traditionslinie" kritisiert, sondern auch von Alan Sokal experimentell widerlegt.
Zur Information: Hegels Philosophie gibt dem Geist den Vorrang vor dem Körper und genauso verfahren Gender"forscher" - sie räumen der Gesellschaft den Vorrang vor der Biologie ein, deshalb sprechen sie permanent von "Zuschreibungen", "herstellen von ..." und "scheinbar biologisch". Die Gender Studies "produzieren" somit KEINE wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern Glaubenssätze.

Da der Körper jedoch Vorrang VOR dem Geist hat, hat auch das - zu beschreibende Skelett - Vorrang VOR der Beschreibung - heißt es muss zwingend existieren, DAMIT es überhaupt beschrieben werden KANN. Bei der Beschreibung wird gar nichts konstruiert oder hergestellt!
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(01 Sep 2018, 14:22)

Geisteswissenschaften - insbesondere der Konstruktivismus liefert KEINE Erklärung(en) der Wirklichkeit/Realität. DAS tun die Naturwissenschaften und die nutzen Popers Kritischen Rationalismus als Erkenntnistheorie ==> Aussagen (Hypothesen/Theorien) müssen nachvollziehbar, an/in der Realität überprüfbar und falsifizierbar sein.
Auch der Naturwissenschaftler lebt in einer Welt der Bedeutungen, welche er nicht in der Natur findet. Wenn der Neurologe etwas über Hirnfunktionen beschreibt, endet seine Aufgabe dort, wo es um die Interpretation seiner Erkenntnisse geht. Was beispielsweise "Schuld" ist, wird er nicht erklären können. Geisteswissenschaften mit Konstruktivismus gleichzusetzen ist auch falsch.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

MäckIntaier hat geschrieben:(01 Sep 2018, 17:57)

Auch der Naturwissenschaftler lebt in einer Welt der Bedeutungen, welche er nicht in der Natur findet. Wenn der Neurologe etwas über Hirnfunktionen beschreibt, endet seine Aufgabe dort, wo es um die Interpretation seiner Erkenntnisse geht. Was beispielsweise "Schuld" ist, wird er nicht erklären können. Geisteswissenschaften mit Konstruktivismus gleichzusetzen ist auch falsch.
Ich setze Geisteswissenschaften nicht mit Konstruktivismus gleich.
Am 30.08. um 18:14 Uhr habe ich geschrieben "Konstruktivismus fasst mehrere philosophische Erkenntnistheorien zusammen".
Weiter schrieb ich:
"Die verschiedenen kontruktivistischen Theorien beschäftigen sich damit WIE Erkenntnis gewonnen wird, liefern aber selbst keine wissenschaftlichen Erkenntnisse."

Ich habe nirgendwo bestritten, dass Naturwissenschaften auch mit Interpretationen arbeiten. Allerdings dienen diese Interpretationen der Hypothesen-/Theoriebildung und müssen in sich widerspruchsfrei und nachvollziehbar sein, mit Konstruktivismus haben diese Interpretationen nichts zu tun.

Geisteswissenschaften arbeiten hingegen nur mit Interpretationen.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Betrachter »

Feministen beweisen: der Penis ist schuld am Klimawandel!

„Am Beispiel des Klimawandels sollte die Studie den "vorherrschenden, schädlichen Tropos herausfordern, den Penis als männliches Sexualorgan zu verstehen und ihm eine passendere Rolle als Art maskuliner Performance zuweisen." Die Forscher kommen zu dem Schluss, der Penis sei "der konzeptionelle Treiber für einen Großteil des Klimawandels".



Ein Wissenschafts- Fake entlarvt Wissenschafts- Publizistik- und den Feminismus als politisch erwünschten Blödsinn


Prä-post-patriarchalische Gesellschaft? Nicht einmal dieser Begriff weckte Misstrauen

Wenn Männer mit breiten Beinen sitzen, entspreche dies der Vergewaltigung des leeren Raumes um sie herum.
Zum anderen, so Lindsay und Boghossian, wollten sie zeigen, dass sich in manchen akademischen Feldern der gröbste Unfug publizieren lässt, wenn er nur zu den dort vorherrschenden Überzeugungen passt. Im Fall der Gendertheorie bedeute das, so die Überlegungen der beiden, dass ein Aufsatz die Redaktion schneller überzeugt, wenn Männlichkeit darin als grundsätzlich problematisch und toxisch dargestellt werde.

Zum anderen würden politisch gewünschte Ergebnisse und moderner Fachjargon dazu verleiten, Blödsinn nicht zu erkennen, glauben Boghossian und Lindsay erkannt zu haben.

Die Notwendigkeit einer feministischen Gletscherkunde; oder der darüber, dass Zoobesuche mit Kindern Geschlechterstereotypen verfestigen; oder der Aufsatz mit der These, dass es ein Zeichen maskulinen Hegemoniestrebens sei, wenn Männer zu Hause kochen.

Am Beispiel des Klimawandels sollte die Studie den "vorherrschenden, schädlichen Tropos herausfordern, den Penis als männliches Sexualorgan zu verstehen und ihm eine passendere Rolle als Art maskuliner Performance zuweisen." Die Forscher kommen zu dem Schluss, der Penis sei "der konzeptionelle Treiber für einen Großteil des Klimawandels".
Die Begründung: "Destruktive, unnachhaltige, hegemoniale, männliche Einstellungen, Umweltpolitik zu prägen, sind das vorhersehbare Resultat einer Vergewaltigung der Natur durch eine männlich dominierte Mentalität. Diese Mentalität wird am besten gefasst, indem man die Rolle des konzeptuellen Penis bei der maskulinen Psychologie berücksichtigt." Insbesondere "jungfräuliche Landschaften" könnten "billig ausgebeutet werden".

Quellen:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 48845.html

http://www.sueddeutsche.de/wissen/wisse ... -1.3518463

englisches Original:

https://web.archive.org/web/20170522110 ... 330439.pdf
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(01 Sep 2018, 14:22)

Ich reduziere Sprache auf gar nichts, sondern sehe bzw betrachte Sprache als das was sie ist - nämlich ein komplexes System der Kommunikation. UND - ganz wichtig: WIE Sprache verabeitet wird, welche Funtion(en) sie hat, wie Sprache unser Denken beeinflusst, WIE (sich) Sprachregeln (Grammatik) entstanden sind und sich entwickeln etc pp IST immer noch Gegenstand der Forschung (Naturwissenschaften + Sprachwissenschaften).
Daraus wird eines definitv deutlich: Sprache ist KEIN Formalismus und auch KEIN "Wirklichkeitsbeschreibungsformalismus", sondern sehr viel mehr!
Was man allerdings durchaus ableiten kann - als komplexes System DER Kommunikation ist Sprache auch Mittel ZUR Kommunikation und Informationsweitergabe, wobei Kommunikation selbst ein komplexes System ist.
("auch" von mir fett gekennzeichnet).
Das ist ja richtig. Dann habe ich dich missverstanden.
Tut mir schrecklich leid, aber Geisteswissenschaften - insbesondere der Konstruktivismus liefert KEINE Erklärung(en) der Wirklichkeit/Realität. DAS tun die Naturwissenschaften und die nutzen Popers Kritischen Rationalismus als Erkenntnistheorie ==> Aussagen (Hypothesen/Theorien) müssen nachvollziehbar, an/in der Realität überprüfbar und falsifizierbar sein.
Zunächst mal müssen Konstruktionen sich gar nicht zwangsläufig der Aufgabe widmen, die Wirklichkeit zu erklären. Sie finden einfach statt. Lasse ich aber meine gedanklichen Konstruktionen durch Sprache, Musik, Gesten oder was auch immer aus mir heraus ... schwupps sind sie bereits tatsächlich Teil der Realität. Und unter bestimmten Bedingungen verändern sie diese auch. Es ist doch ganz einfach. Jedes fiktionale Kunstwerk, ein Buch zum Beispiel, ist eine gedankliche Konstruktion seines Autors. Was denn sonst. Das sagt ja schon das Adjektiv "fiktional". Und wenns als Buch erscheint ist diese Fiktion ein Teil der Realität. Und einige dieser Bücher haben schon ziemlich massiv diese Realität verändert.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Maskulist hat geschrieben:(01 Sep 2018, 11:21)

Allerdings ist es so, dass sich Geisteswissenschaften nicht in Naturwissenschaften einmischen sollten. Natürlich kann man Mathematik auch aus dem philosophischen Spektrum betrachten, aber man kann keine philosophische Mathematik oder Archäologie betreiben.

Philosophie, Religion und auch GS haben dort nichts zu suchen. Die Einmischung der Religion in die Naturwissenschaften wurde erfolgreich zurückgedrängt, deren Ersatz ist leider GS, welches versucht, sich in diversen Naturwissenschaften - wie der Biologie (Kutschera lässt mit seiner Kritik grüßen) - einmischt.
Zumindest im Eingangsbeitrag ging es ja gar nicht um die Rolle der Naturwissenschaften. Sondern um die Frage "Politischer Korrektheit". Ich meine .. wo befinden wir uns denn hier? In einem Politikforum! Nehmen wir mal exemplarisch "Politikwissenschaften" her. Eine hybride Wissenschaftsdisziplin mit geisteswissenschaftlichen Anteilen (z.B. "Normative Politikwissenschaft"), bei denen es u.a. um Ideengeschichte und Politische Theorie geht. Aber eben auch die "Empirische Politikwissenschaft", bei denen u.a. Wirtschafts- und Demografie-Daten untersucht werden und in der auch mal Beiträge geschrieben werden, die von Anfang bis Ende zu großen Teilen aus mathematischen Formeln bestehen. Dein "Kooperationsverbot" geht ziemlich an der realen Praxis vorbei.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 11:26)

("auch" von mir fett gekennzeichnet).
Das ist ja richtig. Dann habe ich dich missverstanden.

Zunächst mal müssen Konstruktionen sich gar nicht zwangsläufig der Aufgabe widmen, die Wirklichkeit zu erklären. Sie finden einfach statt. Lasse ich aber meine gedanklichen Konstruktionen durch Sprache, Musik, Gesten oder was auch immer aus mir heraus ... schwupps sind sie bereits tatsächlich Teil der Realität. Und unter bestimmten Bedingungen verändern sie diese auch. Es ist doch ganz einfach. Jedes fiktionale Kunstwerk, ein Buch zum Beispiel, ist eine gedankliche Konstruktion seines Autors. Was denn sonst. Das sagt ja schon das Adjektiv "fiktional". Und wenns als Buch erscheint ist diese Fiktion ein Teil der Realität. Und einige dieser Bücher haben schon ziemlich massiv diese Realität verändert.
Bastelst du mal wieder Strohmänner?
Es ging darum, dass Konstruktivisten behaupten, es gäbe KEINE objektive Realität, weil jeder einzelne SEINE Realität im Kopf, mit Hilfe seiner Sinne erst konstruiere, es ging darum dass Konstruktivisten behaupten auch Naturwissenschaften seien nur Konstruktion - die Realität würde mittels Sprache bzw Bildgebung überhaupt erst hergestellt.
Genau aus DIESEM Grund mein Beispiel mit dem ausgegrabenen Skelett.
Es ging darum dass Genderforscher sich dieses Konstruktivismus bedienen, wenn sie behaupten Geschlecht sei zugeschrieben, würde durch diese "Zuschreibung" erst hergestellt.
Auf diesem Postulat basiert die gesamte "Theorie" der sozialen Konstruktion von "Geschlechterrollen" - eine "Theorie", die regelmäßig in der Realität widerlegt wird, eben WEIL naturwissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und geleugnet werden.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Sep 2018, 13:13)

Bastelst du mal wieder Strohmänner?
Es ging darum, dass Konstruktivisten behaupten, es gäbe KEINE objektive Realität, weil jeder einzelne SEINE Realität im Kopf, mit Hilfe seiner Sinne erst konstruiere, es ging darum dass Konstruktivisten behaupten auch Naturwissenschaften seien nur Konstruktion - die Realität würde mittels Sprache bzw Bildgebung überhaupt erst hergestellt.
Das ist doch völliger Unsinn! Ich habe dir aus Hornscheids Habilitationsschrift (wörtlich) zitiert
Im Zentrum der konstruktivistisch begründeten wissenschaftlichen Aufmerksamkeit steht damit die Art des Erkenntnisvorgangs und nicht die nach dem Erkenntnisobjekt der angenommenen Wirklichkeit.
Und weiter heißt es ebenda:
Wirklichkeit ist in dieser Sicht nicht objektiv erfassbar, sondern immer nur konkret konstruiert.
Und das ist vollkommen richtig und in Übereinstimmung auch mit den Natruwissenschaften. Kannst Du tatsächlich die Behauptung, Wirklichkeit sei konstruiert nicht von der Behauptung Wirklichkeitswahrnehmung sei konstruiert unterscheiden? Darüber hinaus ist auch gar nicht von einer Konstruktion "from scratch" die Rede sondern von Konstruktion im SInne einer persönlichen Konkretisierung.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Und im übrigen liefert die moderne Physik als vielleicht die naturwissenschaftlichste aller Naturwissenschaften einen konkreten Anlass für einen ziemlich radikalen Paradigmenwechsel. In der Quantheorie wird gezeigt und begründet, dass die Annahme eines unabhängigen Beobachters nur eine Annäherung ist Tatsächlich ist jede Beobachtung, jede Messung eine Wechselwirkung. Was u.a. zur Folge hat, dass man niemals Ort und Impuls eines Teilchens gleichzeitig beliebig genau messen kann. Auch wenn diese Aussage für die Bereiche des Lebens, in denen man Steine fallen lässt und die Fallzeiten misst, keine praktische Bedeutung hat. Unschärfe und Beobachterabhängigkeit ist eine fundamentale Eigenschaft der Welt als solcher. Wenn man der Materie allzunahe rückt, löst sich ein Aspekt grundsätzlich in Chaos auf.

Auch wenn diese Tatsachen längst verifiziert, angewendet und von kaum jemandem ersnthaft bestritten wird: Ins gesamtgesellschaftliche Bewusstsein, in die Vorstellung vom Wesen der Welt, ist sie glaube ich noch nicht wirklich gedrungen.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mo 3. Sep 2018, 13:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 13:42)

Das ist doch völliger Unsinn! Ich habe dir aus Hornscheids Habilitationsschrift (wörtlich) zitiert
Und weiter heißt es ebenda:

Und das ist vollkommen richtig und in Übereinstimmung auch mit den Natruwissenschaften. Kannst Du tatsächlich die Behauptung, Wirklichkeit sei konstruiert nicht von der Behauptung Wirklichkeitswahrnehmung sei konstruiert unterscheiden? Darüber hinaus ist auch gar nicht von einer Konstruktion "from scratch" die Rede sondern von Konstruktion im SInne einer persönlichen Konkretisierung.
Weder Wirklichkeit/Realität noch Wirklichkeitswahrnehmung sind konstruiert!
Realität IST konkret i.S.v. objektiv vorhanden und um eine Abbild dieser Realität zu vermitteln, muss sie so detailgetreu wie möglich beschrieben werden - eben in sich widerspruchsfrei, nachvollziehbar (in und an der Realität) überprüfbar und falsifizierbar. Auch das hat nichts mit "Konstruktion im SInne einer persönlichen Konkretisierung" zu tun.
Persönliche, subjektive Eindrücke/Assoziationen haben in einer Beschreibung der Realität nichts zu suchen, weil NICHT überprüfbar und damit entfällt ein wichtiges Kriterium des Kritischen Rationalismus.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 13:52)

Und im übrigen liefert die moderne Physik als vielleicht die naturwissenschaftlichste aller Naturwissenschaften einen konkreten Anlass für einen ziemlich radikalen Paradigmenwechsel. In der Quantheorie wird gezeigt und begründet, dass die Annahme eines unabhängigen Beobachters nur eine Annäherung ist Tatsächlich ist jede Beobachtung, jede Messung eine Wechselwirkung. Was u.a. zur Folge hat, dass man niemals Ort und Impuls eines Teilchens gleichzeitig beliebig genau messen kann. Auch wenn diese Aussage für die Welt, in der man Steine fallen lässt und die Fallzeiten misst, keine praktische bedeutung hat. Unschärfe und beobachterabhängigkeit ist eine fundamentale Eigenschaft der Welt als solcher.

Auch wenn diese Tatsachen längst verifiziert, angewendet und von kaum jemandem ersnthaft bestritten wird: Ins gesamtgesellschaftliche Bewusstsein, in die Vorstellung vom Wesen der Welt, ist sie glaube ich noch nicht wirklich gedrungen.
Auch die Ergebnisse der Quantenmechanik (übrigens nur ein TEIL der modernen Physik, die besteht nämlich NICHT nur aus der Beschäftigung mit subatomaren Teilche) haben nichts, aber auch gar nichts mit Konstruktivismus i.S.v. "Beobachter konstruiert Realität/stellt Realität erst her" zu tun!
Vielleicht solltest du dich mal mit der Rolle des Beobachters in der Physik beschäftigen, ehe du hier weiter Unsinn verzapfst - und das tust du wieder mal!
Ist ein sehr schwieriges Terrain!
Es lassen sich Erkenntnisse aus der Quantenmechanik weder auf andere Naturwissenschaften übertragen und erst Recht nicht auf gsellschaftliche Vorgänge!
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Sep 2018, 13:53)

Weder Wirklichkeit/Realität noch Wirklichkeitswahrnehmung sind konstruiert!
Realität IST konkret i.S.v. objektiv vorhanden und um eine Abbild dieser Realität zu vermitteln, muss sie so detailgetreu wie möglich beschrieben werden - eben in sich widerspruchsfrei, nachvollziehbar (in und an der Realität) überprüfbar und falsifizierbar. Auch das hat nichts mit "Konstruktion im SInne einer persönlichen Konkretisierung" zu tun.
Persönliche, subjektive Eindrücke/Assoziationen haben in einer Beschreibung der Realität nichts zu suchen, weil NICHT überprüfbar und damit entfällt ein wichtiges Kriterium des Kritischen Rationalismus.
Es ist eine bloße Annahme, Konstruktivisten würden (grundsätzlich) die Existenz einer tatsächlichen Realität außerhalb aller Wahnehmungen leugnen. Diese objektive Realität ist lediglich nicht der Fokus des Interesses. In Analogie zur berühmten Katze Schrödingers. Die Katze in der Kiste ist weder tot noch lebendig. Solange niemand reinschaut. Wenn der Messprozess, die Beobbachtung grundsätzlich eine Wechselwirkung ist, bei der sich das beobachtete Objekt infolge der Beobachtung verändert, beißt sich irgendeine Katze in den Schwanz.

In Hinsicht auf politische Prozesse können wir das Tag für Tag beobachten. Die Tatsache des und das Maß und die Art des Beobachtetwerdens beeinflusst das Reden und Handeln von Politikern teils erheblich.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:03)

Auch die Ergebnisse der Quantenmechanik (übrigens nur ein TEIL der modernen Physik, die besteht nämlich NICHT nur aus der Beschäftigung mit subatomaren Teilche) haben nichts, aber auch gar nichts mit Konstruktivismus i.S.v. "Beobachter konstruiert Realität/stellt Realität erst her" zu tun!
Vielleicht solltest du dich mal mit der Rolle des Beobachters in der Physik beschäftigen, ehe du hier weiter Unsinn verzapfst - und das tust du wieder mal!
Ist ein sehr schwieriges Terrain!
Ich denke mal, ich kenne mich da einigermaßen aus. Ich habe überhaupt nicht behauptet, dass die moderne Physik nur aus Quantenphysik bestehe. Vielleicht solltest du Beträge auch mal richtig lesen und nicht nur einfach überfliegen und dann unreflektierte und affektbetonte Antworten schreiben.
Es lassen sich Erkenntnisse aus der Quantenmechanik weder auf andere Naturwissenschaften übertragen und erst Recht nicht auf gsellschaftliche Vorgänge!
Aber sicher doch lassen sie sich übertragen. In den bei der Photosynthese von Pflanzen eingesetzten Lichtsammelkomplexen, Membranproteinen wird die Quantenverschränkung von Photonen zum effektiven Energietransfer eingesetzt. Also nicht weil Pflanzen und Tiere aus Teilchen bestehen und sich unzählige Quanteneffekte solange überlagern sondern direkt.

Das abstrakte Prinzip, dass Beobachtungen die Wirklichkeit in der Regel verändern und nicht nur abbilden und damit zwangsläufig eine gewisse Unschärfe erzeugen, lässt sich sehr wohl auch auf gesellschaftliche Vorgänge übertragen. Denke nur mal daran, dass in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen Interviews eine wichtige Untersuchungsmethode sind. Es ist praktisch unmöglich, in einem Interview jeden Einfluss des Interviewers auf den Interviewten zu vermeiden.

Für weitaus wichtiger jedoch halte ich den grundsätzlichen philosophischen Paradigmenwechsel, dass die Welt im Innersten eben nicht so ist und nicht so zusammengehalten wird, wie man dachte. Dass alles scheinbar Unhinterfragbare eben doch hinterfragbar ist.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:10)

Es ist eine bloße Annahme, Konstruktivisten würden (grundsätzlich) die Existenz einer tatsächlichen Realität außerhalb aller Wahnehmungen leugnen. Diese objektive Realität ist lediglich nicht der Fokus des Interesses. In Analogie zur berühmten Katze Schrödingers. Die Katze in der Kiste ist weder tot noch lebendig. Solange niemand reinschaut. Wenn der Messprozess, die Beobbachtung grundsätzlich eine Wechselwirkung ist, bei der sich das beobachtete Objekt infolge der Beobachtung verändert, beißt sich irgendeine Katze in den Schwanz.
Nein, es ist KEINE "bloße Annahme"!
Wie ich bereits mehrfach schrieb "fasst Konstruktivismus mehrere philosophische Erkenntnistheorien zusammen".
Ich wiederhole - es handelt sich um Theorien WIE Erkenntnis überhaupt entsteht, dabei wird davon ausgegangen, dass "dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert [i.S.v. hergestellt] wird." (Wikipedia).
Das hat mit deinem Strohmann und seiner Katze wieder mal genau NULL zu tun!
Menschliche Gesellschaft ist nunmal KEIN Bereich der Quantenmechanik und es können auch KEINE Erkenntnisse der Quantenmechanik auf die menschliche Gesellschaft angewendet werden, ebenso wenig ist Biologie ein Bereich der Quantenmechanik und ebenso wenig können Erkenntnisse aus der Quantenmechanik auf die Biologie übertragen werden!

Tatsache IST allerdings, dass sich die so genannte Genderforschung ausschließlich der Theorien des Konstruktivismus, Poststrukturalismus und der Dekonstruktion bedient und auf DIESER Grundlage ihre Postulate vom "zugeschriebenen Geschlecht, sozial hergestellten bzw sozial konstruierten Geschlecht" aufstellt und damit jede Erkenntnis aus der Biologie und Evolutionspsychologie leugnet!

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:10)In Hinsicht auf politische Prozesse können wir das Tag für Tag beobachten. Die Tatsache des und das Maß und die Art des Beobachtetwerdens beeinflusst das Reden und Handeln von Politikern teils erheblich.
Das hat nichts, aber auch gar nichts mit "sozial kontruiert" zu tun, sondern mit sozialer/gesellschaftlicher Interaktion. Einflussnahme ist Teil sozialer/gesellschaftlicher Interaktion.
Du schwurbelst mal wieder alles mögliche, was nix miteinander zu tun hat, zu einem ungenießbaren Brei zusammen!
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von roadrunner »

Billie Holiday hat geschrieben:(24 Aug 2018, 13:54)

Das Wort Neger ist rassistisch und in meinem Umfeld absolut unüblich. Es ist hier nahezu aus dem alltäglichen Sprachgebrauch verschwunden. Entweder höre ich „der Schwarze...“ oder „der Dunkelhäutige“, wenn man nicht den Namen der Person kennt. Das Wort Neger höre ich im Alltag in normalen Unterhaltungen nie.
Echte üble Rassisten sagen Nigger oder Bimbo.
Linke benutzen das Wort Neger, um anderen, die selbst dieses Wort nie benutzen würden, indirekt zu unterstellen, sie würden es benutzen.
"... sagen Nigger oder Bimbo" oder Boy.
Was antwortete früher ein englischer Farmer aus Kenia einem schwarzen Soldaten bei der Zwischenlandung in Kinshasa" "Thank you very much Sir!" :thumbup:
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:39)

Ich denke mal, ich kenne mich da einigermaßen aus. Ich habe überhaupt nicht behauptet, dass die moderne Physik nur aus Quantenphysik bestehe. Vielleicht solltest du Beträge auch mal richtig lesen und nicht nur einfach überfliegen und dann unreflektierte und affektbetonte Antworten schreiben.

Aber sicher doch lassen sie sich übertragen. In den bei der Photosynthese von Pflanzen eingesetzten Lichtsammelkomplexen, Membranproteinen wird die Quantenverschränkung von Photonen zum effektiven Energietransfer eingesetzt. Also nicht weil Pflanzen und Tiere aus Teilchen bestehen und sich unzählige Quanteneffekte solange überlagern sondern direkt.

Das abstrakte Prinzip, dass Beobachtungen die Wirklichkeit in der Regel verändern und nicht nur abbilden und damit zwangsläufig eine gewisse Unschärfe erzeugen, lässt sich sehr wohl auch auf gesellschaftliche Vorgänge übertragen. Denke nur mal daran, dass in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen Interviews eine wichtige Untersuchungsmethode sind. Es ist praktisch unmöglich, in einem Interview jeden Einfluss des Interviewers auf den Interviewten zu vermeiden.
Kannst du mir bitte mal verraten, was das alles mit dem Postulat des Konstruktivismus, dass "dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert [i.S.v. hergestellt] wird." zu tun haben soll?
Deine Strohmänner kannst du da lassen, wo sie hingehören - auf dem Acker!
schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:39)Für weitaus wichtiger jedoch halte ich den grundsätzlichen philosophischen Paradigmenwechsel, dass die Welt im Innersten eben nicht so ist und nicht so zusammengehalten wird, wie man dachte. Dass alles scheinbar Unhinterfragbare eben doch hinterfragbar ist.
Tja - das mit dem grundsätzlichen Hinterfragen ALLER Erkenntnisse/Theorien machen die Naturwissenschaften schon lange!
Wenn "die Philosophie" da gepennt hat, ist das das Problem der Philosophie, was das Ganze auch nicht besser macht.
Und es sind immer noch keine Philosophen, die die Erklärungen liefern "wie unsere Welt aufgebaut ist und unsere Welt zusammen hält", sondern Naturwissenschaftler! ==> hinreichend genau und zeitkernig gültig!
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von roadrunner »

Ich lese gerade, dass "negroide Nase" noch nicht in "schwarze Nase" o. ä. sprachlich abgewandelt wurde, kommt aber vermutlich noch.
Zigeuner ist ja auch aus dem Sprachgebrauch gelöscht. Wie müsste Rudolf Schock also heute in Gräfin Mariza singen: "Komm Sinti, komm Roma spiel mir was vor...." Ich lache mich schlapp ;) . Die Welt ist voller dringlicher Probleme und da kommen Sesselfurzer und bauschen Fliegenfurze auf. :rolleyes:
Stoner

Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:54)

Und es sind immer noch keine Philosophen, die die Erklärungen liefern "wie unsere Welt aufgebaut ist und unsere Welt zusammen hält", sondern Naturwissenschaftler! ==> hinreichend genau und zeitkernig gültig!
Was immer zeitkernig hier bedeutet oder Philosophen zu erzählen haben, der Naturwissenschaftler erklärt die materielle Welt und sonst nichts. Für kulturelle Phänomene ist er nicht zuständig, aber auch dort gibt es nach durchaus wissenschaftlichen Methoden ermittelte Erkenntnisse, was die jeweilige Lebenswelt zusammenhält. Und es gibt Philosophen, die sogar ziemlich gut erklären könnten, weshalb eher abstruse Theorien wie bestimmte konstruktivistische Richtungen so erfolgreich sind.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

MäckIntaier hat geschrieben:(03 Sep 2018, 15:11)

Was immer zeitkernig hier bedeutet oder Philosophen zu erzählen haben, der Naturwissenschaftler erklärt die materielle Welt und sonst nichts.
"Zeitkernig gültig" bedeutet "so lange gültig, bis die Erklärung widerlegt wurde".
Ja - Naturwissenschaftler erklären die materielle Welt, Philosophen erklären gar nichts, was daran ersichtlich ist, dass es viele verschiedene, sich teilweise gegenseitig widersprechende Denkrichtungen gibt und jede ist der Meinung "den Stein der Weisen gefunden zu haben".
MäckIntaier hat geschrieben:(03 Sep 2018, 15:11)Für kulturelle Phänomene ist er nicht zuständig, aber auch dort gibt es nach durchaus wissenschaftlichen Methoden ermittelte Erkenntnisse, was die jeweilige Lebenswelt zusammenhält. Und es gibt Philosophen, die sogar ziemlich gut erklären könnten, weshalb eher abstruse Theorien wie bestimmte konstruktivistische Richtungen so erfolgreich sind.
Philosophen können gar nix erklären - schon gar nicht, was die "jeweilige Lebenswelt zusammenhält", wobei einige Gedanken/Werke durchaus interessant sind.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:54)

Kannst du mir bitte mal verraten, was das alles mit dem Postulat des Konstruktivismus, dass "dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert [i.S.v. hergestellt] wird." zu tun haben soll?
Ich jedenfalls habe nirgends behauptet, dass die Gegenstände der Erkenntnis selbst konstruiert sind sondern anstelle dessen Hornscheid mit dem Satz zitiert "Im Zentrum der konstruktivistisch begründeten wissenschaftlichen Aufmerksamkeit steht damit die Art des Erkenntnisvorgangs und nicht die nach dem Erkenntnisobjekt der angenommenen Wirklichkeit.", der klar besagt, dass die Existenz einer objektiven Wirklichkeit gar nicht geleugnet wird sondern eben nur nicht im Fokus steht.
Deine Strohmänner kannst du da lassen, wo sie hingehören - auf dem Acker!
Und damit geht der Vorwurf stante pede an dich zurück.

Anfangs hat mich diese absurde Unterstellung irgendeines geheimen Plans (keine Ahnung welcher Art) noch amüsiert. Mit der Zeit hab' ich aber mitbekommen, dass das einfach rhetorische Floskeln aus einem kleinen Baukasten von vielleicht 10, 20 Teilen sind. "Strohmänner basteln", "Hast Du wieder" usw. Als wenn man das nicht durchschauen könnte. Und dann wirds langweilig.
Tja - das mit dem grundsätzlichen Hinterfragen ALLER Erkenntnisse/Theorien machen die Naturwissenschaften schon lange!
Wenn "die Philosophie" da gepennt hat, ist das das Problem der Philosophie, was das Ganze auch nicht besser macht.
Und es sind immer noch keine Philosophen, die die Erklärungen liefern "wie unsere Welt aufgebaut ist und unsere Welt zusammen hält", sondern Naturwissenschaftler! ==> hinreichend genau und zeitkernig gültig!
Erklärungen im Sinne von Antworten auf ontologische, metaphysische Fragen liefern die Naturwissenschaften eben gerade nicht. Können sie gar nicht. Wollen sie auch gar nicht.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mo 3. Sep 2018, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Sep 2018, 15:27)

Philosophen können gar nix erklären - schon gar nicht, was die "jeweilige Lebenswelt zusammenhält", wobei einige Gedanken/Werke durchaus interessant sind.
Ob das historisch und aktuell haltbar ist? Argumentationstheorie und Logik sind traditionell Teilbereiche der Philosophie (Ihr Münchhausentrilemma, auf das Sie sich berufen, stammt auch aus dieser Disziplin), und praktische Philosophie und Ethik sind ebenfalls Disziplinen, in denen der Naturwissenschaftler erst einmal Laie ist und nichts erklärt. Der Naturwissenschaftler wird dem Sprachphilosophen, der sich wiederum auf die Semantik stützt, auch nicht weiterhelfen können.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

MäckIntaier hat geschrieben:(03 Sep 2018, 16:35)

Ob das historisch und aktuell haltbar ist? Argumentationstheorie und Logik sind traditionell Teilbereiche der Philosophie (Ihr Münchhausentrilemma, auf das Sie sich berufen, stammt auch aus dieser Disziplin), und praktische Philosophie und Ethik sind ebenfalls Disziplinen, in denen der Naturwissenschaftler erst einmal Laie ist und nichts erklärt. Der Naturwissenschaftler wird dem Sprachphilosophen, der sich wiederum auf die Semantik stützt, auch nicht weiterhelfen können.
Und was hat das mit "Lebenswelt zuammenhalten" zu tun?
Theorien zur Ethik gibt es mindestens so viele, wie es Philosophen gibt, jeder hat seine eigene "Erklärung".
Letztendlich sind es doch wieder Naturwissenschaftler, die eine Antwort/Erklärung liefern ==> siehe "Evolution der Moral" Max-Planck-Institut für evolutionäre Ahthropologie.
Beim Münchhausen-Trilemma handelt es sich nicht um eine philosophische Erklärung, sondern um ein philosophisches Problem, ähnlich dem Theodizee-Problem
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Stoner »

Dark Angel hat geschrieben:(03 Sep 2018, 17:19)

Und was hat das mit "Lebenswelt zuammenhalten" zu tun?
Theorien zur Ethik gibt es mindestens so viele, wie es Philosophen gibt, jeder hat seine eigene "Erklärung".
Letztendlich sind es doch wieder Naturwissenschaftler, die eine Antwort/Erklärung liefern ==> siehe "Evolution der Moral" Max-Planck-Institut für evolutionäre Ahthropologie.
Beim Münchhausen-Trilemma handelt es sich nicht um eine philosophische Erklärung, sondern um ein philosophisches Problem, ähnlich dem Theodizee-Problem
Es hat was damit zu tun, dass die Argumentationstheorie und die Logik uns praktisch weiterhelfen wie die Naturwissenschaften bei der Technik und damit einen Teil zum Zusammenhalt der Lebenswelt beitragen. Indem wir beispielsweise sinnvolles Sprechen von sinnlosem Sprechen auseinanderhalten können, wenn wir uns an die Regeln halten. Und unsere Lebenswelt funktioniert auch dann besser, wenn wir allgemeine Aussagen wie "Die Wissenschaft kann keine Warum-Fragen beantworten" auf ihre Richtigkeit überprüfen und dann feststellen, dass die Wissenschaft uns sehr viele Warum-Fragen, die nach den Ursachen natürlicher Phänomene fragen (etwa dem Regenbogen), beantworten kann, aber keine Warum-Fragen, die sich auf den Sinn ihres Erscheinens beziehen. Und das Max-Planck-Institut mag nun eine Erklärung oder einen Versuch zur Entstehung von Moral liefern, es kann aber keine Erklärung liefern, warum es irgendwo in der Südsee sexuelle Freizügigkeit gab, aber Männer und Frauen nicht miteinander die Mahlzeiten einnehmen durften. Da fischt man ebenso im Trüben wie der geschmähte Philosoph.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(03 Sep 2018, 15:11)

Was immer zeitkernig hier bedeutet oder Philosophen zu erzählen haben, der Naturwissenschaftler erklärt die materielle Welt und sonst nichts. Für kulturelle Phänomene ist er nicht zuständig, aber auch dort gibt es nach durchaus wissenschaftlichen Methoden ermittelte Erkenntnisse, was die jeweilige Lebenswelt zusammenhält. Und es gibt Philosophen, die sogar ziemlich gut erklären könnten, weshalb eher abstruse Theorien wie bestimmte konstruktivistische Richtungen so erfolgreich sind.
"Bestimmte" und nicht einfach alle ... ja. Die wesentlichen Schöpfer des Konzepts "Autopoiesis", Varela und Maturana, werden allgemein als "radikale Konstruktivisten" angesehen, lehnen aber selbst und für sich selbst den Begriff "Konstruktivismus" ab.

Gute Zusammenfassung von Renate Martinsen, Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Theorie an der Uni Duisburg-Essen:
Es gibt nicht den Konstruktivismus, sondern vielmehr ein Spektrum an konstruktivistischen Varianten. Dreh- und Angelpunkt der konstruktivistischen Wende, die Anfang der 70er Jahre unterschiedliche natur- sowie geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen erfasst hat, ist die Erkenntnis, dass alles Wissen beobachterabhängig ist. Es gibt somit keinen archimedischen Punkt mehr, von dem aus die Welt gedanklich als Ganzes erfasst werden kann, sondern nur noch unterschiedliche Welt- und Selbstbeschreibungen.
https://www.uni-due.de/politik/martinse ... ogramm.pdf

Der Kritik am Konstruktivismus sollte die Kritik am Szientismus gegenübergestellt werden. Also der Vorstellung, dass alle wesentlichen Menschheitsfragen mit den klassischen Methoden der Naturwissenschaften beantwortbar sind. Karl Popper übrigens, der häufig von seiten der Szientisten als Kronzeuge angeführt wird, stand dem Szientismus absolut kritisch gegenüber. Sein Falsifikationsprinzip läuft ebenfalls auf eine Beobachterabhängigkeit hinaus. Die auf einer "aktiven Veränderung des Forschungsgegenstands im Experiment zwecks Lösung von Problemen basiert und nicht, wie in der szientistischen Vorstellung, in Form passiver Beobachtung." (wikipedia)

Den Dreh zum eigentlichen Threadthema sehe ich darin, dass kreative Sprachneuschöpfungen eben gerade solche "Veränderungen des Forschungsgegenstands" und gleichzeitig produktive soziale Experimente sind. Und die angemessenste Haltung demgegenüber ist ... wer hätte es gedacht: Humor. Der wesentliche Kern von Humor besteht in der Fähigkeit, den eigenen Standpunkt immer mit hinterfragen zu können.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Sep 2018, 08:28)

"Bestimmte" und nicht einfach alle ... ja. Die wesentlichen Schöpfer des Konzepts "Autopoiesis", Varela und Maturana, werden allgemein als "radikale Konstruktivisten" angesehen, lehnen aber selbst und für sich selbst den Begriff "Konstruktivismus" ab.

Gute Zusammenfassung von Renate Martinsen, Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Theorie an der Uni Duisburg-Essen:

https://www.uni-due.de/politik/martinse ... ogramm.pdf

Der Kritik am Konstruktivismus sollte die Kritik am Szientismus gegenübergestellt werden. Also der Vorstellung, dass alle wesentlichen Menschheitsfragen mit den klassischen Methoden der Naturwissenschaften beantwortbar sind. Karl Popper übrigens, der häufig von seiten der Szientisten als Kronzeuge angeführt wird, stand dem Szientismus absolut kritisch gegenüber. Sein Falsifikationsprinzip läuft ebenfalls auf eine Beobachterabhängigkeit hinaus. Die auf einer "aktiven Veränderung des Forschungsgegenstands im Experiment zwecks Lösung von Problemen basiert und nicht, wie in der szientistischen Vorstellung, in Form passiver Beobachtung." (wikipedia)
Dein Link führt zu "Error 404 - Seite kann nicht gefunden werden". Wenn du schon verlinkst, sollte das auch nachvollziehbar sein! :s :?
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Sep 2018, 08:28)Den Dreh zum eigentlichen Threadthema sehe ich darin, dass kreative Sprachneuschöpfungen eben gerade solche "Veränderungen des Forschungsgegenstands" und gleichzeitig produktive soziale Experimente sind. Und die angemessenste Haltung demgegenüber ist ... wer hätte es gedacht: Humor. Der wesentliche Kern von Humor besteht in der Fähigkeit, den eigenen Standpunkt immer mit hinterfragen zu können.
Philosophen können ja in ihrem Elfenbeinturm mit Sprache herum spielen so viel sie wollen, was sie NICHT können/dürfen, ist Sprache nach ihrem Gusto "kreativ neu schöpfen" und schon gar nicht damit "experimentieren". Das macht Sprache als Kommunikationsmittel unbrauchbar, weil zunehmend unverständlich.
Sprache und ihre Regeln basiert auf intersubjektivem Konsens und sie unterliegen einer Evolution.
Und - "oh Graus" mit dieser Sprachevolution beschäftigen sich ausgerechnet Naturwissenschaftler.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(04 Sep 2018, 09:37)

Dein Link führt zu "Error 404 - Seite kann nicht gefunden werden". Wenn du schon verlinkst, sollte das auch nachvollziehbar sein! :s :?
Sorry, der Link wurde versehentlich doppelt gepastet:

https://www.uni-due.de/politik/martinse ... ogramm.pdf
Philosophen können ja in ihrem Elfenbeinturm mit Sprache herum spielen so viel sie wollen, was sie NICHT können/dürfen, ist Sprache nach ihrem Gusto "kreativ neu schöpfen" und schon gar nicht damit "experimentieren". Das macht Sprache als Kommunikationsmittel unbrauchbar, weil zunehmend unverständlich.
Sprache und ihre Regeln basiert auf intersubjektivem Konsens und sie unterliegen einer Evolution.
Erstmal neu schöpfen und experimentieren kann jeder. Na, das wäre ja noch schöner, wenn das verboten wäre. Dann hätten wir wirklich und definitiv eine "Sprachpolizei". Wie und ob sich in die Welt geworfene experimentelle Sprach-Neuschöpfungen tatsächlich verbreiten liegt dann weder in der Hand des Neuschöpfers noch unterliegt es irgendeiner Regelungsbehörde. Der gebräuchliche Begriff lautet bekanntlich Neologismus. Es entstehen beinahe täglich zahlreiche Neologismen, von denen ein Teil gebräuchlich wird und wiederum davon ein Teil Eingang in Sprachwörterbücher findet. Völlig normaler Vorgang.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Sep 2018, 11:51)



Erstmal neu schöpfen und experimentieren kann jeder. Na, das wäre ja noch schöner, wenn das verboten wäre. Dann hätten wir wirklich und definitiv eine "Sprachpolizei". Wie und ob sich in die Welt geworfene experimentelle Sprach-Neuschöpfungen tatsächlich verbreiten liegt dann weder in der Hand des Neuschöpfers noch unterliegt es irgendeiner Regelungsbehörde. Der gebräuchliche Begriff lautet bekanntlich Neologismus. Es entstehen beinahe täglich zahlreiche Neologismen, von denen ein Teil gebräuchlich wird und wiederum davon ein Teil Eingang in Sprachwörterbücher findet. Völlig normaler Vorgang.
Da muss man genau hinschauen. Die GfdS steht unter massivem Druck der Politik, solche Neologismen, die unterm Deckmantel angeblicher Wissenschaftlichkeit geprägt wurden, anzuerkennen und im Rahmen ihrer Tätigkeit weiterzuempfehlen. Und gerade Sprechweisen mit Sonderzeichen usw. sollen durchgedrückt werden, weil sie sich anders eben nicht durchsetzen.

Ein paar Gedanken zum Flüchtling/Geflüchteten gab es am Morgen:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/sp ... _id=427095

Womit der Bogen zurück zum Thema, wenigstens im allgemeinen Sinne, wohl wieder gefunden wäre.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(04 Sep 2018, 12:09)

Da muss man genau hinschauen. Die GfdS steht unter massivem Druck der Politik, solche Neologismen, die unterm Deckmantel angeblicher Wissenschaftlichkeit geprägt wurden, anzuerkennen und im Rahmen ihrer Tätigkeit weiterzuempfehlen. Und gerade Sprechweisen mit Sonderzeichen usw. sollen durchgedrückt werden, weil sie sich anders eben nicht durchsetzen.

Ein paar Gedanken zum Flüchtling/Geflüchteten gab es am Morgen:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/sp ... _id=427095

Womit der Bogen zurück zum Thema, wenigstens im allgemeinen Sinne, wohl wieder gefunden wäre.
Der Journalist Goldmann argumentiert in der verwiesenen Sendung einfach mit sprachlogischen Erwägungen. Das sei jedem unbenommen. Ich halte die Bezeichnung "Flüchtling" allerdings auch unter diesem sprachlogischen Aspekt für ziemlich unzutreffend. Der Suffix "-ling" deutet auf Permanenz. Es ist das Wesen vieler Arten von Schmetterlingen/Butterflies, dass sie von Schmetten (Rahm, Schmand) angezogen werden. Und das bleibt auch so. Es ist keineswegs das Wesen oder gar der Wunsch eines Geflüchteten, sein Leben lang auf der Flucht, sprich: ein Flüchtling zu sein.

Die Rolle der GfsS ... wäre nochmal ein Thema für sich. Ich dachte erst, die GfdS wäre so etwas wie der Rat der fünf Wirtschaftweisen. Aber letzterer berät die Regierung während die GfdS sowohl Ministerien wie auch den Bundestag berät. Die Empfehlungen der GfdS haben sicher eine ziemliche normative Kraft. An die normative Kraft des Faktischen kommen sie dennoch nicht heran.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Zunder »

Ein Säugling ist auch nicht sein Leben lang Säugling.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Sep 2018, 13:35)

Der Journalist Goldmann argumentiert in der verwiesenen Sendung einfach mit sprachlogischen Erwägungen.
Das tut er m.E. gerade nicht, wie an den beiden Abschnitten hier deutlich wird:
Gerade im politischen Kontext lassen sich für fast jeden Begriff Gründe finden, die gegen seine Verwendung sprechen: Missbrauch zur NS-Zeit, fehlende Möglichkeit der Geschlechterrepräsentation, irgendeine "eigentliche" Bedeutung aus dem 17. Jahrhundert: Kein Begriff ist unschuldig, jeder trägt den Ballast seiner Verwendungsgeschichte mit sich. Doch nach aller Diskussion kommen wir an einer Frage nicht vorbei: Ermöglicht er es zwei Personen, unmissverständlich von derselben Sache zu sprechen? Meinen wir Menschen, die vor Krieg, Gewalt oder Armut geflohen sind, gibt es momentan keine Bezeichnung, die diese Aufgabe besser erledigt.
Es stimmt, was Kritiker sagen: "Flüchtling" wird missbraucht, beschönigt und abgewertet. Aber er trägt nicht nur einen vielleicht problematischen Suffix und die Narben unzähliger migrationspolitischer Auseinandersetzungen mit sich. Er steht auf einem Fundament, das ihn wehrhaft gegen Vereinnahmungsversuche macht: "Flüchtling" ist ein Begriff, für dessen Bedeutung seit 64 Jahren die Genfer Flüchtlingskonvention bürgt, dessen Geltungsbereich das UN-Flüchtlingshilfswerk sichert, der seine Hoheit mit Hilfe von Flüchtlingsorganisationen und Flüchtlingsräten mühsam gegen Angreifer wie "Asylant" verteidigte. Flüchtlinge kamen aus der DDR und flohen vor den Nazis, sie stehen in Geschichtsbüchern und Gesetzestexten.
Die beiden Abschnitte gehen weit über formale Sprachkriterien hinaus. Er erinnert hier daran, dass die Verwendung oder Nicht-Verwendung zu einer politischen Frage gemacht wird, eine Frage sinnvollen Sprechens und Verständigens ist, und er verweist auf die simple Tatsache, dass es Flüchtlingskonvention und nicht Geflüchtetenkonvention heißt.

Ihr Hinweis auf die Permanenz des Suffix ist nicht richtig. Der Häuptling muss nicht lebenslang Häuptling sein, der Neuling an der Schule bleibt dies ebensowenig wie der Fiesling zu jeder Tages- und Nachtzeit und lebenslang in dieser Rolle bleiben muss. Nicht jede Eigenschaft ist permanent, wie Zunder hier auch mit seinem Beispiel Säugling andeutete.

Am wichtigsten scheint, hellhörig zu sein, wenn Sprache ins politische Fahrwasser gerät. Kein noch so guter Zweck heiligt ein Sprachdiktat, könnte das erste und wichtigste Sprachgebot lauten.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von Zunder »

Ein DDR-"Flüchtling" war im eigentlichen Sinne kein Flüchtling.
Jeder DDR-Bürger war potentieller BRD-Bürger, so daß er seinen Status als Flüchtling umgehend verlor, sobald er im Westen angekommen war und sich bei den Behörden meldete. Er war einfach nur geflüchtet wie man aus einem brennenden Haus flüchtet. Ein Geflüchteter, kein Flüchtling.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(04 Sep 2018, 21:51)
Die beiden Abschnitte gehen weit über formale Sprachkriterien hinaus. Er erinnert hier daran, dass die Verwendung oder Nicht-Verwendung zu einer politischen Frage gemacht wird, eine Frage sinnvollen Sprechens und Verständigens ist, und er verweist auf die simple Tatsache, dass es Flüchtlingskonvention und nicht Geflüchtetenkonvention heißt.

Ihr Hinweis auf die Permanenz des Suffix ist nicht richtig. Der Häuptling muss nicht lebenslang Häuptling sein, der Neuling an der Schule bleibt dies ebensowenig wie der Fiesling zu jeder Tages- und Nachtzeit und lebenslang in dieser Rolle bleiben muss. Nicht jede Eigenschaft ist permanent, wie Zunder hier auch mit seinem Beispiel Säugling andeutete.

Am wichtigsten scheint, hellhörig zu sein, wenn Sprache ins politische Fahrwasser gerät. Kein noch so guter Zweck heiligt ein Sprachdiktat, könnte das erste und wichtigste Sprachgebot lauten.
Gut. Die Beispiele "Säugling" und "Neuling" überzeugen mich schon ...
-ling hat bei einigen wenigen Personencharakterisierungen und der Ableitung von einem ursprünglich positiv besetzten Begriff einen pejorativen Charakter (vgl. Schönling, Günstling), nicht jedoch bei Liebling. Die meisten Ableitungen auf -ling sind neutral, z. B. Ankömmling, Höfling, Firmling, Lehrling, Säugling oder auch Bläuling, Bückling, Pfifferling, Schmetterling. Bei Wörtern wie Feigling oder Sträfling ergibt sich die negative Bedeutung aus dem zugrundeliegenden Wort (die Person ist feige bzw. wird bestraft), eine pejorative Wirkung von -ling ist auch hier nicht feststellbar.
(wikipedia)
Der alltägliche Gebrauch von "Flüchtling" ist und bleibt zweischneidig. Berufbarkeit etwa auf "Flüchtlingskonvention" einerseits versus Statuszuschreibung "Flüchtling" über "Mensch" andererseits.
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Re: Sprachpolizei: Darf man politisch korrekt „Weiber“ sagen?

Beitrag von firlefanz11 »

MäckIntaier hat geschrieben:(24 Aug 2018, 13:41)

Man müsste wissen, ob sie Ehefrau ist (Bedeutung 1), ...
NOCH darfst Du diesen Begriff verwenden aber dank Homo-, Transgender und whatnot Ehe gibt es in ZUkunft nur noch den Begriff Ehe*X... ;) :D
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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