May159 hat geschrieben:(06 Jul 2018, 14:14)
Danke erst einmal für deine Antwort. Ich würde sie gerne aufarbeiten und vielleicht kannst du sie dann noch einmal untermauern.
1) "Holen muss man niemanden". Das verstehe ich nicht. Wenn du sagst, dass es Gründe gibt, dass Menschen kommen und diese gibt es ohne Zweifel, dann wäre es doch nur sinnvoll, diesen Menschen die Überfahrt in maroden Booten und die schrecklichen Folgen daraus (1000 faches ertrinken im Mittelmeer) zu ersparen, indem man Flugzeuge oder Schiffe für die Überfahrt bereitstellt. Dies hätte zudem den Vorteil, dass es auch nicht vom Geldbeutel und von dem Willen der Schlepper abhängt, wer nach Europa gelankt und wer nicht. Zudem müsste man dann zwingend die 8,8 Mio holen die jährlich verhungern. Also verstehe ich deine Haltung hier nicht. Warum willst du niemanden holen der kurz vor dem Hungertot ist (und dadurch sein Leben retten), hällst es aber für inhuman die Grenzen für die die kommen dicht zu machen? Mit "Holen muss man niemanden" sagst du doch aus, dass nur die die es schaffen (aus darwinistischen Gründen) ein Recht auf Leben in Europa haben. Warum hat dieses Recht nicht die 100 Mio. von Menschen, die es aus verschiedenen Gründen nicht nach Europa schaffen, denen es aber extrem schlecht geht?
Das Einzige, was ich hierbei für zwingend halte, ist Ankommenden Hilfesuchenden diese nicht zu verweigern. Dazu gehört auch eine Prüfung, ob diese Hilfe gerechtfertigt ist. Deswegen einen "Rettungstourismus", wie er dir vorschwebt, einzurichten, das ist nicht geboten. Im Übrigen vermischst du hier Hilfe für Flüchtlingen, welcher Art auch immer, mit Einmischung in die inneren Angelegenheiten von Staaten, die das vielleicht gar nicht so gerne sehen. Da wirst du sicher auf einige Probleme stoßen.
May159 hat geschrieben:(06 Jul 2018, 14:14)2) "Menschen werden immer kommen". Es gibt Forschung und Literatur zu Fluchtbewegungen. Hierzu empfehle ich das Buch "Die Flüchtlingskrise: Ursachen, Konflikte, Folgen". Es ist ein literature review und stellt die bisherige Forschung dazu anschaulich dar. Wenn man die Forschung hierzu analysiert wird man feststellen, dass die Entscheidung Merkels aus 2015 entscheidend zu der weiteren Entwicklung beigetragen haben. Das gehört aber nicht hier her. Ich denke, dass Europa zwingend die Kontrolle über die Einwanderung besitzen muss denn es werden nehezu grenzenlos Menschen kommen, denn das Leid in Afrika, wird bisher unbekannte Ausmaße annehmen. Dies ist bei derartigen Zahlen eine Gewissheit. -->
https://de.statista.com/statistik/daten ... -bis-2050/
Die Entscheidung Merkels 2015 hat eine humanitäre Katastrophe verhindert. Die Menschen waren doch schon unterwegs, zu Fuß, über Felder, unwegsames Gelände, praktisch überall dort, wo sie weiterkamen. Die Alternative wäre eine Menschenballung an den Grenzen gewesen, für die, die über Grenzübergänge kommen wollten, mit allen Konsequenzen, die so was mit sich bringt, hygienische Probleme, Versorgungsprobleme, evtl. auch Gewaltausbrüche. Und für die, die einfach losmarschierten, Zustände, wie sie meine Oma im Februar 1945 erlebte, mit einer nicht kalkulierbaren Zahl an Opfern, und das OHNE NOT! Es ging damals auch nicht um "Einwanderung", auch wenn das jetzt so dargestellt wird. Eine solche Einwanderung gibt es nämlich schon seit Jahrzehnten, und vor 2015 hat sich niemand groß darüber aufgeregt. Die Fluchtbewegung 2015 kam aber aus anderen Gründen als die Einwanderungsbewegung, aber erst da kamen die Bedenken. Daher sehe ich die Empörung über "Einwanderung" als künstlich, vorgeschützt und verlogen. Hier ist die Motivation einfach nur Menschenhass, Neid und Mißgunst. Ich glaube KEINEM EINZIGEN, der sich hier über "Migranten" echauffiert, seine Bedenken und halte sie komplett für vorgeschoben. Das auslösende Moment war das Anschwellen des Flüchtlingsstroms. Und jetzt werden diejenigen, die tatsächlich fliehen, mit allen Anderen, die aus anderen Gründen (und auch anderen Ländern) kommen, zusammengemischt und eine pauschale Ablehnung ALLER PERSONEN hier konstruiert. Das entspricht der Fremdenfeindlichen Einstellung unserer rechten Ecke, leider lassen sich auch Menschen, die nicht unbedingt rechts eingestellt sind, von solcher Hysterie anstecken.
May159 hat geschrieben:(06 Jul 2018, 14:14)3) "der Humanismus der zunehmend unter die Räder geraten würde". Aber gerät er nicht genauso unter die Räder, wenn wir die Menschen aus dem Niger, aus Uganda, aus dem Sudan aus Zentralafrika..... nicht zu uns holen. Diese Menschen sterben und es interessiert uns nicht. Ich verstehe nicht, warum sich viele, vor allem Linke für Syrer, Afghanen, Iraker usw. stark macht, aber nicht fordern, dass die 100ten Mio. auf der Welt, denen es noch viel schlechter geht, zu uns gebracht werden. Hier besteht für mich ein absoluter Logik-Bruch. Momentan läuft es so, wer es schafft hat halt Glück und die anderen Verrecken. Ich verstehe nicht wie das irgendwer als Human ansehen kann.
Das sieht auch Keiner als human an. Aber Hilfe IN DEN BETROFFENEN LÄNDERN kann nur funktionieren mit Einverständnis der lokalen Regierungen. In Ländern, die von Krieg oder Bürgerkrieg erschüttert sind, wie z.B. Syrien, Irak, Afghanistan, wird das schon mal nicht funktionieren. Worum es geht, ist Hilfe bei denen, die hier ankommen. Und da darf man durchaus feststellen, wer unter die UN-Flüchtlingskonvention fällt und wer Wirtschaftsimmigrant ist. Ersteren ist die Hilfe ohne Wenn und Aber zu gewähren, bei anderen kann entschieden werden, ob ihre Notlage so existenzbedrohend ist, wie sie angeben. Wird festgestellt, daß es nicht so ist, oder wenn falsche Angaben gemacht werden, ist die Hilfeleistung zu verweigern und diese nach Möglichkeit in ihre Heimatländer zurückzuführen. Wo das nicht geht, muß man nach einer passenden Lösung suchen. Aber generell "Schotten dicht und Hilfe verweigern", das ist nicht akzeptabel. Man muß schon die Berechtigung von Asylanträgen prüfen und daher ist es schlicht rechtlich nicht möglich, die Antragsteller "vor den Toren" warten zu lassen.
May159 hat geschrieben:(06 Jul 2018, 14:14)4) Ich kann leider auch nicht ganz nachvollziehen wie man in meinem Beitrag Bestandteile aus dem "tief braunen Eck" erkennen will. Also um es klar zu sagen aus dem Nationalsozialistischen Eck. Ich schreibe auch nicht davon, dass irgendwer schmarotzt. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, diese Aussagen finde ich oft, wenn man irgendwo eine abweichende Meinung von der "Linken-Meinung" hat. Ich denke das ist ein Problem, weil jede Vernünftige Diskussion dadurch im Keim erstickt wird.
Das Problem dabei ist die Überdeckung deiner Aussagen mit den Aussagen aus dieser Ecke. Ich bin übrigens alles Andere als "links". Schau deine Aussagen an, auch da setzt du so was schlicht mal voraus. Und du mußt das "schmarotzen" nicht wörtlich erwähnen, es geht aus dem Kontext deiner Aussagen hervor, indem du praktisch nur wirtschaftliche Gründe unterstellst.
May159 hat geschrieben:(06 Jul 2018, 14:14)5) "Eine Opfergruppe gegen die andere Ausspielen". Auch diese Aussage verstehe ich nicht ganz. Wo habe ich unrecht, wenn ich sage, die die unfassbare gefährliche, teure und anstrengende Reise schaffen haben Glück und die anderen sehen wir nicht und die haben halt dann Pech? Und wo habe ich unrecht, wenn ich sage, dass diese Situation rein darwinistisch ist? Und wo habe ich unrecht wenn ich sage, dass es doch dann nur konsequent wäre, wenn man alle Menschen holt denen es ebenso schlecht auf der Welt geht oder eben noch viel schlechter (bsp. 8,8 Mio. Hungertote)? Ich sage ja nicht einmal, dass man dann die Syrer, Afghanen und Iraker nicht trotzdem holen kann. Ich denke nur, dass eine darwinistische Auslese, wie sie gerade stattfindet, von niemanden gewollt sein kann. Oder liege ich da falsch?
Ich hoffe auf Ihre Antwort.
Ja, da liegst du falsch. Kein Nationalstaat kann "einfach so" Menschen aus souveränen Staaten abholen. Das würde die Befugnisse dieses Staates übersteigen. Dazu gehört mindestens die Feststellung einer Notlage durch den Sicherheitsrat und ein UN-Mandat. Und dann wären es sicher mehr als ein Staat, der hilft. Zu sehen ist das doch z.B. bei den Hilfeleistungen bei Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Tornados etc.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)