Blick nach Russland Sammelstrang

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Nomen Nescio
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

Selina hat geschrieben:(17 May 2018, 08:59)

Was ich die ganze Zeit lang versuche zu erklären, ist: Man kann Russland durchaus kritisch sehen, man kann die Krim-Annexion verurteilen und man kann kritisch auf das russische Oligarchen-System schauen. Aber, jetzt kommt das Aber: In der Diplomatie und beim Verhandeln (das ist immer und überall schon so gewesen) sprechen Gegenseiten trotzdem miteinander. Das ist einfach dringend notwendig, will man die Eskalations-Spirale stoppen. Siehe der Aufruf von Vollmer, Verheugen und co.
du redest so einfach, zu einfach, über solche sachen. ukraine z.b. wird - mit recht und nicht nur die ukraine - fragen »wer bezahlt die zeche«?
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zollagent
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(16 May 2018, 16:42)

Das sollst du doch auch kritisieren. Selbstverständlich. Ich bin halt nur gegen die Glorifizierung des Westens und die Verteufelung Russlands. Die Wahrheit liegt immer zwischen den beiden Extremen ;)

Hast du den Aufruf von den Politikern gesehen, den ich neulich hier verlinkte? Hier bitte, nochmal für dich. Dazu würde mich deine Meinung sehr interessieren.

http://www.antje-vollmer.de/russlandpolitik.htm
Es gibt keine "Glorifizierung des Westens". Wo bitte und von wem wäre die? Für ein Beispiel wäre ich dankbar. Es gibt aber sehr fundierte Kritik an Russlands Handeln. Und DAS dürfte eher der Punkt sein, an dem dein Zorn sich entzündet. ;)
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

van Kessel hat geschrieben:(16 May 2018, 23:22)

klar, die 'echten' Bayern lieben halt eine rechte Wirtshausprügelei, ist schon genetisch.

Das ist auch der Grund, weshalb ein Königsberger die 'reine Vernunft' ins Spiel brachte, welche die Möglichkeit lieferte, sich anders zu verhalten. Aber klar ist auch, dass die Beton-Atlantiker noch immer vom Kalten Krieg träumen, wo es 'klare Kante' gab, wer zu welchem Lager gehörte.

Diese Angst der Deutschen, sich nach 70 Jahren abzunabeln, ist schon befremdlich - scheinbar als Untertanen geboren. Verstärkt wird diese Eigenschaft durch die letzten Grokos und sonstiger 'Atlantiker' welche meinen, ohne Amerika ginge unsere Welt unter. Sie ist schon vor 70 Jahren untergegangen.

Man kann das iranische Öl (denn darum geht es dem Trump ja in Wahrheit, weil er sein Dreckszeugs verscherbeln will) auch in Euro bezahlen, oder Anlagen und Geschäfte in Euro begleichen. Wer fesselt die Welt an den Dollar?

Dieser Präsident bekämpft den alten US-Präsidenten (Obama) und den jetzigen russischen Präsidenten, weil er seiner Klientel versprochen hat, sich für sie einzusetzen. Deutschland aber zuerst! Und niemand schreibt uns vor, mit wem wir reden und Handel treiben. Oder bezahlt uns der Trump unsere Arbeitssuchenden und Rentner? Früher sorgte man sich um die Salamitaktik der Russen und bekämpfte sie zu Recht. Trump macht dies aber genau so. Ihn interessieren keine Ergebenheitsgesten, Kniefälle oder Verträge. Deutschland und die europäische Gemeinschaft (und zu Europa gehört nicht nur geografisch auch Russland), ist unser Schicksal; nicht die USA, China, Indien oder Afrika.

Krisen belasten die Außenwirtschaft, diese wiederum ist aber Treibriemen der Binnenwirtschaft, denn nur wer Arbeit hat, kann sich in Deutschland etwas kaufen. Trump greift mit seinen 'Dekreten' massiv in die deutsche Außenwirtschaft ein. Deshalb muss Trump in Europa isoliert werden; unisono! Schon sein Versuch bei den Macron- und Merkel-Besuchen die Europäer zu 'werten' hätte nicht mit einer Schnute beantwortet werden müssen, sondern mit einem sofortigen Besuch Merkels in China oder Russland.

Die europäischen Auxiliaries sollten sich wirklich den berühmten Ladestock in den Rücken schieben.
Es gibt keine Wahl "Trump oder Putin". Und die Kritik der reinen Vernunft besagt vor allem, in seinen Handlungen Vorbild zu sein. Das sehe ich weder bei Trump noch bei Putin. Europa verhält sich längst anders, als von jenseits des großen Teichs gewünscht. Das war schon zu Zeiten des Irak-Kriegs zu sehen. Übrigens wird auch durch Rückgänge der Außenwirtschaft keineswegs die Binnenwirtschaft beflügelt. Schon allein deshalb nicht, weil wir in Deutschland, besser sogar in Zentraleuropa, einen weitgehend gesättigten Markt haben, der zwar ein gewisses Umsatzvolumen hat, aber wenig Potential für großes Wachstum. Nebenbei, der Dollar ist zwar die Umrechnungseinheit für Ölgeschäfte, aber kein Zwangsumtauschmittel. Es ist keinem Land untersagt, seine Ölimporte mit anderen akzeptierten Devisen oder der eigenen Währung, sofern die natürlich vom Verkäufer akzeptiert wird, zu begleichen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

van Kessel hat geschrieben:(16 May 2018, 23:41)

in der Antwort auf den Einspruch der 'Hundert' wurde geantwortet:
nicht die EU oder die NATO (dies ist kein Staat) wollten die Schwäche der Russen nutzen, sondern die USA. Europa war mit seiner Erweiterungsbesoffenheit beschäftigt und die NATO plante schon ihre Positionen im Baltikum.

Klar, sie hätten mit Washington sprechen können, warum diese sich im Schwarzen Meer herumtreiben möchten, aber Russland war im Umbruch. Die USA werden Europa mit Soldaten und Waffen fluten (neue Länder tun sich auf diese 'Besatzer' aufzunehmen). Sie werden - wenn es die Europäer nicht selbst tun - die EU vernichten, weil diese Organisation ein Hindernis für den US-Handel darstellt.
Nochmal auch für dich: Die Zeit der "Einflußzonen", die ausschließlich einem Block zustehen, ist und war vorbei. Übrigens ist einer der Anrainer des schwarzen Meeres ein Verbündeter der USA, die Türkei. Ebensowenig sind andere Anrainer keineswegs gehindert, auch US-Schiffe zu Besuchen in ihren Häfen einzuladen. Russland hat da nun mal kein 'Veto-Recht. Die Breshnew-Doktrin ist nun mal tot, auch wenn Russland sie gerne wiederbeleben möchte.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von van Kessel »

zollagent hat geschrieben:(17 May 2018, 10:58)

Es gibt keine Wahl "Trump oder Putin".
du solltest nicht etwas schreiben, was noch nicht einmal im Ansatz geschrieben wurde. Es mag dich betrüben wenn ich dir empfehle: erst lesen, dann verstehen, dann antworten.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von van Kessel »

zollagent hat geschrieben:(17 May 2018, 11:02)

Nochmal auch für dich: Die Zeit der "Einflußzonen", die ausschließlich einem Block zustehen, ist und war vorbei. Übrigens ist einer der Anrainer des schwarzen Meeres ein Verbündeter der USA, die Türkei. Ebensowenig sind andere Anrainer keineswegs gehindert, auch US-Schiffe zu Besuchen in ihren Häfen einzuladen. Russland hat da nun mal kein 'Veto-Recht. Die Breshnew-Doktrin ist nun mal tot, auch wenn Russland sie gerne wiederbeleben möchte.
du solltest deine Defizite - die Weltpolitik betreffend - nicht so lauthals äußern. :rolleyes:
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

DagDag hat geschrieben:(17 May 2018, 09:35)

Eben. Aber ich frag mich auch immer, warum man so ein gigantisches Treiben in der Normandie betrieb.
Ein paar hundert hätten es sicher auch getan. :D

Es zeigt Putins Gedankenwelt, der ernsthaft einen Angriff seitens der EU befürchtet.
Wobei diese 4.000 Mann nicht von der EU entsandt wurden, sondern von der NATO. Und von der baltischen Bevölkerung willkommen geheißen wurden. Anders als die russischen Interventionisten in der Ukraine, die sich nur durch Terror gegenüber der lokalen Bevölkerung halten können.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

van Kessel hat geschrieben:(17 May 2018, 11:20)

du solltest deine Defizite - die Weltpolitik betreffend - nicht so lauthals äußern. :rolleyes:
...und statt dessen die derjenigen übernehmen, die selbst noch dicke im kalten Krieg steckengeblieben sind? Danke, das ist mir fremd. Wo bitte ist denn hier ein Defizit zu erkennen? Daß US-Schiffe durchaus Häfen von Verbündeten und auch Freunden anlaufen dürfen, dürfte unbestreitbar sein. Das schwarze Meer ist keinesfalls ein Mare Rossija.

Ich denke, die Defizite solltest du in deiner eigenen Gedankenwelt suchen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(17 May 2018, 08:59)

Wenn ich sagte, die Wahrheit liegt immer zwischen den Extremen, dann meinte ich damit natürlich nicht, die Wahrheit liege zwischen Krieg und Frieden, @DarkLightbringer, sondern ich meinte natürlich die "Wahrheit" (eine absolute gibt es ja nicht, daher die Anführung) hier in dieser Diskussion. Das heißt, Kriegsrhetorik (siehe Uthoff-Anstalts-Satire) ist das eine Extrem und Verharmlosung und Bagatellisierung wäre das andere. Die "Wahrheit" befindet sich aber dazwischen, nämlich in einer möglichst sachlichen und unaufgeregten Analyse und in der Beschreibung dessen, was man sich in Zukunft im Zusammenleben der Staaten wünscht. Das kann man der jeweils anderen Seite sagen.
Dann würde ich doch den Ausdruck des "Standpunktes" bevorzugen, wenn man keine absolute Wahrheit verkaufen will. Es gibt da so ein Sprichwort: Erfahrene Propheten warten die Ereignisse ab.
Auch die von interessierter Seite oft gepriesene Sendung "Die Anstalt" verkündet eigentlich nicht das Evangelium, sondern bedient den Geschmack des Zielpublikums. Es gab doch sogar mal Gerichtsprozesse, weil auf Basis von Falschbehauptungen zwei Journalisten ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sagen, oder so ähnlich.
Was ich die ganze Zeit lang versuche zu erklären, ist: Man kann Russland durchaus kritisch sehen, man kann die Krim-Annexion verurteilen und man kann kritisch auf das russische Oligarchen-System schauen. Aber, jetzt kommt das Aber: In der Diplomatie und beim Verhandeln (das ist immer und überall schon so gewesen) sprechen Gegenseiten trotzdem miteinander. Das ist einfach dringend notwendig, will man die Eskalations-Spirale stoppen. Siehe der Aufruf von Vollmer, Verheugen und co.
Es wird ja viel gesprochen, in der Ukraine eben mit dem Gewehrlauf. Maas war erst jüngst persönlich in Moskau zum Vorsprechen.

Selbst innerhalb Russlands kam die offizielle Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak mal zu Wort und meinte, keinen Menschen würde es interessieren, wie toll die Raketen fliegen können, es brauche stattdessen Sozialwohnungen.
In der entsprechenden Talk Show beschüttete sie noch Schirinowski, den hoch dekorierten Neonazi, mit einem Glas Wasser.

Zum Thema Dialog: Siehe auch den Aufruf der 100 Osteuropa-Experten, "Friedenssicherung statt Expansionsbelohnung", usw.
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Zumindest bin ich nicht alleine mit meinen Gedanken zu einer neuen friedlichen Koexistenz und einer Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen. So denken in Deutschland sehr viele Menschen. Nur ein Beispiel:

Zitat:

Erklärung von neun deutschen Partnerorganisationen zu den Beziehungen zu Russland vom 29. März 2018

Die jüngsten politischen Entscheidungen der deutschen Bundesregierung und der EU zu Russland zwingen uns, als VertreterInnen von zivilgesellschaftlichen Vereinen Deutschlands, die sich seit vielen Jahren der Versöhnung und Verständigung zwischen unseren Völkern verpflichtet fühlen, das Vorgehen kritisch zu hinterfragen und auf eine Veränderung zu drängen! Dabei wissen wir uns eins mit vielen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes, die diese politischen Aktivitäten für gefährlich, unangemessen und leichtfertig halten. Statt mit Russland auf allen Ebenen friedliche und gut nachbarschaftliche Beziehungen zu gestalten - wir befinden uns z.B.im besonderen Jahr der Regionalen und Kommunalen Partnerschaften 2017/2018 - wird offensichtlich eine Verschlechterung der Deutsch-Russischen Beziehungen billigend in Kauf genommen.

Wir treten dafür ein, politische Probleme zwischen den Staaten müssen im 21. Jahrhundert in vernünftiger Art und Weise, im Dialog in Achtung voreinander gelöst werden. Schluss mit der Stimmungsmache, von wem auch immer vorgetragen. Unsere langjährigen Erfahrungen in Russland bestärken uns in der Auffassung, dass viele Menschen dort aufgeschlossen und konstruktiv kritisch zugleich unseren Wertvorstellungen von Recht und Freiheit, von Kultur und dem politischen System gegenüberstehen....
Das Programm „Östliche Partnerschaft und Russland“ des Auswärtigen Amtes, getragen von vielen ehrenamtlichen Vereinen, hat in den vergangenen Jahren zu nachhaltig positiven Resultaten auch in den Partnerschaftsbeziehungen mit den Menschen der Russischen Föderation geführt.

Soll das alles umsonst gewesen sein? Warum lassen wir zu, dass bei den Menschen aller Generationen in Russland ein Gefühl
entsteht, dass der Westen und die NATO wieder ihr Land bedrohen? Welche Lehren haben wir Deutschen aus dem 22. Juni 1941 wirklich gezogen? Noch heute wirkt der heimtückische Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, mehr denn je, wie ein Trauma in allen Bereichen der Russischen Zivilgesellschaft fort. Ist das nicht bekannt? Richard von Weizsäckers eindringliche Bitte an die junge Generation, vorgetragen am 8. Mai 1985 zum "Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“, war, ist und bleibt die alternativlose Grundlage deutscher und europäischer Politik: „Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß.“


Wir, die VertreterInnen von zivilgesellschaftlichen Vereinen und Verbänden in Deutschland mit aktiven Partnerschaften handeln danach und fordern dieses auch von den politisch Verantwortlichen in Russland und Deutschland ein!

Die UnterzeichnerInnen
:
Herr Dr. Martin Kummer, Deutsch - Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen e.V.; Frau Prof. h.c. Barbara Lachhein, Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung Essen e.V.; gezeichnet: Herr Helmut Hinrichs, Gesellschaft Deutschland - Dagestan e.V; Herr Gerhard Laier, Deutsch-Russische Gesellschaft Ettlingen e.V; gezeichnet: Herr Friedhelm Biederbeck, Verein der Elterncafes im Dialog Emden - Archangelsk e.V.; Herr Cyrill Pech, Berliner Freunde Russlands e.V.; gezeichnet: Herr Friedhelm Schulz, Freundeskreis Tula Villingen-Schwenningen e.V.; gezeichnet: Herr Dr. Heinz Wehmeier, Deutsch-Russländische Gesellschaft Wittenberg e.V.; gezeichnet: Herr Prof. Dr. Christian Holtz, Gesellschaft Denkendorf - Krasnaja Presnja Moskau e.V.


http://www.drfg-th.de/
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

Selina hat geschrieben:(17 May 2018, 14:32)

Zumindest bin ich nicht alleine mit meinen Gedanken zu einer neuen friedlichen Koexistenz und einer Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen. So denken in Deutschland sehr viele Menschen. Nur ein Beispiel:
...
Wir, die VertreterInnen von zivilgesellschaftlichen Vereinen und Verbänden in Deutschland mit aktiven Partnerschaften handeln danach und fordern dieses auch von den politisch Verantwortlichen in Russland und Deutschland ein!

Die UnterzeichnerInnen
:
Herr Dr. Martin Kummer, Deutsch - Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen e.V.; Frau Prof. h.c. Barbara Lachhein, Gesellschaft für Deutsch-Russische Begegnung Essen e.V.; gezeichnet: Herr Helmut Hinrichs, Gesellschaft Deutschland - Dagestan e.V; Herr Gerhard Laier, Deutsch-Russische Gesellschaft Ettlingen e.V; gezeichnet: Herr Friedhelm Biederbeck, Verein der Elterncafes im Dialog Emden - Archangelsk e.V.; Herr Cyrill Pech, Berliner Freunde Russlands e.V.; gezeichnet: Herr Friedhelm Schulz, Freundeskreis Tula Villingen-Schwenningen e.V.; gezeichnet: Herr Dr. Heinz Wehmeier, Deutsch-Russländische Gesellschaft Wittenberg e.V.; gezeichnet: Herr Prof. Dr. Christian Holtz, Gesellschaft Denkendorf - Krasnaja Presnja Moskau e.V.[/i]

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mir zuviel freunde von rußland. genau wie vor WK II.
es gab auch viel amerikanisch-deutsche freundschaften. aber ja, die japaner verdarben sie und hitler war noch so dumm die USA den krieg zu erklären.
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Selina
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Nomen Nescio hat geschrieben:(17 May 2018, 16:18)

mir zuviel freunde von rußland. genau wie vor WK II.
es gab auch viel amerikanisch-deutsche freundschaften. aber ja, die japaner verdarben sie und hitler war noch so dumm die USA den krieg zu erklären.
Die Leute, die sich heute für die Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen einsetzen, wissen alle sehr genau, wovon sie sprechen. Sie haben alle langjährige gute Kontakte zu Leuten aus Russland und machen sich halt Sorgen. Für sie ist das heutige Geschehen (Eiszeit) sehr konkret und sehr persönlich. Daher hätte mich eher interessiert, was du zu dieser Passage aus der von mir verlinkten Erklärung sagst:

Soll das alles umsonst gewesen sein? Warum lassen wir zu, dass bei den Menschen aller Generationen in Russland ein Gefühl
entsteht, dass der Westen und die NATO wieder ihr Land bedrohen? Welche Lehren haben wir Deutschen aus dem 22. Juni 1941 wirklich gezogen? Noch heute wirkt der heimtückische Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, mehr denn je, wie ein Trauma in allen Bereichen der Russischen Zivilgesellschaft fort. Ist das nicht bekannt? Richard von Weizsäckers eindringliche Bitte an die junge Generation, vorgetragen am 8. Mai 1985 zum "Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“, war, ist und bleibt die alternativlose Grundlage deutscher und europäischer Politik: „Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß.“
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Vongole »

Selina hat geschrieben:(17 May 2018, 14:32)

Zumindest bin ich nicht alleine mit meinen Gedanken zu einer neuen friedlichen Koexistenz und einer Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen. So denken in Deutschland sehr viele Menschen. Nur ein Beispiel:

Zitat:

Erklärung von neun deutschen Partnerorganisationen zu den Beziehungen zu Russland vom 29. März 2018
(..)


Soll das alles umsonst gewesen sein? Warum lassen wir zu, dass bei den Menschen aller Generationen in Russland ein Gefühl
entsteht, dass der Westen und die NATO wieder ihr Land bedrohen?
Welche Lehren haben wir Deutschen aus dem 22. Juni 1941 wirklich gezogen? Noch heute wirkt der heimtückische Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, mehr denn je, wie ein Trauma in allen Bereichen der Russischen Zivilgesellschaft fort. Ist das nicht bekannt? Richard von Weizsäckers eindringliche Bitte an die junge Generation, vorgetragen am 8. Mai 1985 zum "Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“, war, ist und bleibt die alternativlose Grundlage deutscher und europäischer Politik: „Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß.“


Wir, die VertreterInnen von zivilgesellschaftlichen Vereinen und Verbänden in Deutschland mit aktiven Partnerschaften handeln danach und fordern dieses auch von den politisch Verantwortlichen in Russland und Deutschland ein!

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Du kannst sicher sein, Selina, eine friedliche Koexistenz zwischen Russen und Deutschen wünschen sich viele, auch ich.
Deshalb habe in deinem Zitat einen Satz unterstrichen, der so nicht stehen bleiben kann:
Das Gefühl, dass der Westen Russland bedroht, entsteht dort durch Putins zynische Propaganda. Wie soll sich dieser Despot an der Macht halten, außer seinen "Untertanen" das Gefühl einer Bedrohung einzureden,
der nur durch Geschlossenheit begegnet werden kann?
Viele Russen, viel mehr als im Westen bekannt ist, haben dieses Spiel längst durchschaut, fühlen sich aber machtlos und/oder haben schlicht Angst, ihre Ansichten öffentlich zu äußern.
Warum sollten wir "die Russen" hassen? Wenn man überhaupt von Hass sprechen kann, dann gilt der Putin und seiner ganzen machtversessenen Clique, denn sie sind es, die einem friedlichen Miteinander im Wege stehen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Nomen Nescio »

Vongole hat geschrieben:(17 May 2018, 16:52)

Viele Russen, viel mehr als im Westen bekannt ist, haben dieses Spiel längst durchschaut, fühlen sich aber machtlos und/oder haben schlicht Angst, ihre Ansichten öffentlich zu äußern.
besonders jugendlichen haben durch ihre aktion gezeigt6 die machenschaften von putin zu durchschauen. sie sind ja gewöhnt ins internet zu schauen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(17 May 2018, 14:32)

Zumindest bin ich nicht alleine mit meinen Gedanken zu einer neuen friedlichen Koexistenz und einer Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen. So denken in Deutschland sehr viele Menschen.
Zu einer friedlichen Koexistenz gehört zum Beispiel, nicht mit Artillerie und Raketen zu schießen.
Derlei Dinge werden insbesondere in der Ukraine als sehr unfreundliche Akte wahrgenommen.
Nur ein Beispiel:
Zitat:
Erklärung von neun deutschen Partnerorganisationen zu den Beziehungen zu Russland vom 29. März 2018
Die jüngsten politischen Entscheidungen der deutschen Bundesregierung und der EU zu Russland zwingen uns, als VertreterInnen von zivilgesellschaftlichen Vereinen Deutschlands, die sich seit vielen Jahren der Versöhnung und Verständigung zwischen unseren Völkern verpflichtet fühlen, das Vorgehen kritisch zu hinterfragen und auf eine Veränderung zu drängen! Dabei wissen wir uns eins mit vielen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes, die diese politischen Aktivitäten für gefährlich, unangemessen und leichtfertig halten. Statt mit Russland auf allen Ebenen friedliche und gut nachbarschaftliche Beziehungen zu gestalten - wir befinden uns z.B.im besonderen Jahr der Regionalen und Kommunalen Partnerschaften 2017/2018 - wird offensichtlich eine Verschlechterung der Deutsch-Russischen Beziehungen billigend in Kauf genommen.


Ein Beispiel dafür, wie sich die Entspannungspolitik von Willy Brandt in heutiger Zeit interpretieren lässt, liefert Marieluise Beck, die zwar nicht in der SPD ist, aber sich schon sehr lange friedenspolitisch engagiert:

Zu Zeiten von Willy Brandt ging es darum, Wege von der Unfreiheit in die Freiheit zu ebnen. Die westlichen Verfechter der Entspannungspolitik bestanden gegen den Widerstand der UdSSR darauf, dass die Verpflichtung der Menschenrechte in die Schlussakte von Helsinki aufgenommen wurde, und tatsächlich öffnete diese Bereitschaft zum Wandel im Westen Spielräume für friedensstiftende Aktivitäten im Osten.
(...)
Dieser Prozess führte letztlich zu den Vereinbarungen, die wir heute als europäische Friedensordnung bezeichnen.

Dies allerdings ist mit der Annexion der Krim und dem Krieg im Donbass von der Führung der Russischen Föderation infrage gestellt worden.
https://marieluisebeck.de/artikel/17-02 ... utschlands
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Vongole hat geschrieben:(17 May 2018, 16:52)

Du kannst sicher sein, Selina, eine friedliche Koexistenz zwischen Russen und Deutschen wünschen sich viele, auch ich.
Deshalb habe in deinem Zitat einen Satz unterstrichen, der so nicht stehen bleiben kann:
Das Gefühl, dass der Westen Russland bedroht, entsteht dort durch Putins zynische Propaganda. Wie soll sich dieser Despot an der Macht halten, außer seinen "Untertanen" das Gefühl einer Bedrohung einzureden,
der nur durch Geschlossenheit begegnet werden kann?
Viele Russen, viel mehr als im Westen bekannt ist, haben dieses Spiel längst durchschaut, fühlen sich aber machtlos und/oder haben schlicht Angst, ihre Ansichten öffentlich zu äußern.
Warum sollten wir "die Russen" hassen? Wenn man überhaupt von Hass sprechen kann, dann gilt der Putin und seiner ganzen machtversessenen Clique, denn sie sind es, die einem friedlichen Miteinander im Wege stehen.
Nein, sorry, aber es ist die Sprache des Kalten Krieges, die vor allem in den hiesigen Medien und in einigen politischen Kreisen wieder Einzug gehalten hat, die diese Angst auslöst. Falls du die Satire von Uthoff (Die Anstalt) gesehen hast, die ich weiter oben verlinkte, siehst du deutlich, was ich meine. Das ist ein Krieg mit Worten, wo Deutschland kräftig mitmischt. Daher ist nicht nur militärische Abrüstung nötig, sondern auch verbale. Verheugen bringt es auf den Punkt:

https://www.tagesschau.de/inland/verheu ... w-101.html
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(17 May 2018, 16:32)

Die Leute, die sich heute für die Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen einsetzen, wissen alle sehr genau, wovon sie sprechen. Sie haben alle langjährige gute Kontakte zu Leuten aus Russland und machen sich halt Sorgen. Für sie ist das heutige Geschehen (Eiszeit) sehr konkret und sehr persönlich. Daher hätte mich eher interessiert, was du zu dieser Passage aus der von mir verlinkten Erklärung sagst:
Soll das alles umsonst gewesen sein? Warum lassen wir zu, dass bei den Menschen aller Generationen in Russland ein Gefühl
entsteht, dass der Westen und die NATO wieder ihr Land bedrohen? Welche Lehren haben wir Deutschen aus dem 22. Juni 1941 wirklich gezogen? Noch heute wirkt der heimtückische Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, mehr denn je, wie ein Trauma in allen Bereichen der Russischen Zivilgesellschaft fort. Ist das nicht bekannt? Richard von Weizsäckers eindringliche Bitte an die junge Generation, vorgetragen am 8. Mai 1985 zum "Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“, war, ist und bleibt die alternativlose Grundlage deutscher und europäischer Politik: „Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß.“
Dazu wäre zu sagen, dass man nicht ganz geschichtsvergessen sein sollte und die heutigen Verbindungen von Querfront und Rechtsextremen kritisch hinterfragen könnte.
Der schändliche Hitler-Stalin-Pakt ist bei uns fast in Vergessenheit geraten, aber bei unseren östlichen Nachbarn ist die Erinnerung an ihn noch sehr lebendig.
Es steht uns in Deutschland nie und nimmer zu, zwischen Berlin und Moskau wieder einmal eine Einigung auf Kosten der Zwischenländer zu treffen. Ich empfehle der Linkspartei, die für Deutschland beschämenden historischen Schriften von Timothy Snyder zu lesen, zum Beispiel Bloodlands. Während die Revolutionen von 1989 Freiheit brachten, drängt die russische Führung die errungenen Freiheiten etwa seit der Jahrtausendwende im Innern immer stärker zurück. Außenpolitisch verbündet sich Russland inzwischen mit den Nationalisten von UKIP, Le Pen, der AfD, Jobbik und anderen rechtspopulistischen und rechtsextremen Kräften innerhalb der Europäischen Union. Der unberechenbare Trump – in meinem Manuskript steht „gilt“; vielleicht muss man jetzt, nach dem Schicksal von Herrn Flynn, so sagen – galt in Moskau als Hoffnungsträger.
https://marieluisebeck.de/artikel/17-02 ... utschlands
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Selina »

Die Leute, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, das sind alles keine verbissenen Linken-Wähler - da sind Christen, Sozis, Grüne, Liberale darunter - die alle haben aber genau wie ich viel mehr Sorgen, wenn sie die Nato-Entwicklungen und die Verschärfung der Kriegsrhetorik des Westens erleben, und nicht wegen Putin und Russland. Und dieser Eindruck entspricht auch den Forsa-Umfrage-Ergebnissen.

Zitat:

Demnach sind 91 Prozent der Befragten der Meinung, von Russland gehe keine Gefahr aus. Vor allem die 18- bis 29-Jährigen betrachten Russland vollkommen angstfrei (98 Prozent). Dabei ist die Mehrheit der Bundesbürger (74 Prozent) der Überzeugung, die augenblicklichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland seien schlecht. Bei Umfragen 2007 und 2010 hatten noch jeweils zwei Drittel die Beziehungen als gut bewertet.

Am negativsten bewerten die über 60-Jährigen (82 Prozent) sowie die Anhänger der FDP (80 Prozent) und der AfD (87 Prozent) den gegenwärtigen Stand der Beziehungen.

Das Verhältnis zu den USA wird im Moment allerdings genauso schlecht bewertet. Nur ein Viertel der Befragten (24 Prozent) finden die aktuellen Beziehung gut (2010: 81 Prozent). 76 Prozent halten die Verbindung zu den USA für „weniger gut oder schlecht“. Dieser Auffassung sind vor allem über 60-Jährige (87 Prozent) sowie Anhänger der Linken (84 Prozent) und der AfD (89 Prozent).

„Anders als zu Zeiten des Kalten Krieges fürchten sich heute nur noch ganz wenige Deutsche vor Russland. Daran hat sich auch durch den Ukraine-Konflikt nichts geändert“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner der Mediengruppe RTL.

US-Präsident Donald Trump wird von den Deutschen derzeit als größte Gefahr für den Frieden angesehen. In der Umfrage äußerten 82 Prozent der Befragten die Meinung, Trump sei „zu einem Krieg bereit, um seine Interessen durchzusetzen“.


https://www.pfalz-express.de/umfrage-de ... -russland/
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zollagent
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(17 May 2018, 16:32)

Die Leute, die sich heute für die Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen einsetzen, wissen alle sehr genau, wovon sie sprechen. Sie haben alle langjährige gute Kontakte zu Leuten aus Russland und machen sich halt Sorgen. Für sie ist das heutige Geschehen (Eiszeit) sehr konkret und sehr persönlich. Daher hätte mich eher interessiert, was du zu dieser Passage aus der von mir verlinkten Erklärung sagst:

Soll das alles umsonst gewesen sein? Warum lassen wir zu, dass bei den Menschen aller Generationen in Russland ein Gefühl
entsteht, dass der Westen und die NATO wieder ihr Land bedrohen? Welche Lehren haben wir Deutschen aus dem 22. Juni 1941 wirklich gezogen? Noch heute wirkt der heimtückische Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, mehr denn je, wie ein Trauma in allen Bereichen der Russischen Zivilgesellschaft fort. Ist das nicht bekannt? Richard von Weizsäckers eindringliche Bitte an die junge Generation, vorgetragen am 8. Mai 1985 zum "Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“, war, ist und bleibt die alternativlose Grundlage deutscher und europäischer Politik: „Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß.“
Für Gefühle kann niemand was. Und die Bedrohung fühlen derzeit andere als Russland, die Ukraine, Georgien, Mazdonien, die baltischen Staaten, Finnland. Du brauchst nicht das tote Pferd eines westlichen Angriffs auf Russland zu reiten, denn die Aggression geht derzeit von Russland aus und es ist an Russland, diese Aggression zu beenden. Dann kann sie blühen, die deutsch-russische Freundschaft. Ein kleines Liedchen für dich dazu: [youtube][/youtube]

Als dieses Lied veröffentlicht wurde, hat Europa noch den Traum vom Frieden mit Russland geträumt. Inzwischen ist es aufgewacht.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von DarkLightbringer »

Als einen Beitrag zur Verständigung von Deutschen, Ukrainern und Russen kann eine Handreichung des Goethe-Institutes
verstanden werden, in dem es um die "Enkelgeneration" geht - anhand des Beispieles von Alina, 16 Jahre:

[youtube][/youtube]
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Das Russland eigentlich andere Prioritäten hat als die Krim zu besetzen und in der Ukraine aktiv zu sein ist ja bekannt.

Aber nur ein Problem das nicht in den öffentlichen Nachrichten in Russland kommen darf.

http://www.deutschlandfunk.de/medizinis ... _id=412468
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von bennyh »

DarkLightbringer hat geschrieben:(17 May 2018, 19:48)

Als einen Beitrag zur Verständigung von Deutschen, Ukrainern und Russen kann eine Handreichung des Goethe-Institutes
verstanden werden, in dem es um die "Enkelgeneration" geht - anhand des Beispieles von Alina, 16 Jahre:

[youtube][/youtube]
Interessant, wie eine Institution desjenigen Landes, das vor einigen Jahrzehnten noch mittels Angriffskrieg beide Völker ausrotten oder versklaven wollte, sich nun berufen fühlt, eine vermeintliche Brücke der Verständigung zwischen den beiden Völkern zu schlagen.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von DarkLightbringer »

bennyh hat geschrieben:(21 May 2018, 10:45)

Interessant, wie eine Institution desjenigen Landes, das vor einigen Jahrzehnten noch mittels Angriffskrieg beide Völker ausrotten oder versklaven wollte, sich nun berufen fühlt, eine vermeintliche Brücke der Verständigung zwischen den beiden Völkern zu schlagen.
Wofür sollte Goethe, Sprachvermittlung oder das Institut denn sonst stehen, wenn nicht für eine Brücke der Verständigung ?

Ukrainische und polnische Historiker sind übrigens vor einiger Zeit auch mal in den Dialog getreten, um die Annäherung der beiden Länder zu begünstigen.

Die russisch-ukrainische Entzweiung ist aufgrund des bewaffneten Konfliktes noch nicht abgeschlossen, aber in irgendeiner Zukunft wird wohl auch das im Dialog aufzuarbeiten sein.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Russland wird für immer weniger Firmen ein Langzeit Markt
http://m.dw.com/de/die-gesch%C3%A4fte-l ... a-43919146
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Russland hat eine neue Wunderwaffe weniger.
https://www.businessinsider.de/russland ... 018-3?IR=T

Indien ist nicht interessiert anymore
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Russland gibt Doping zu. Na welch Überraschung

https://www.sportschau.de/doping/russla ... g-100.html
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von DarkLightbringer »

Cobra9 hat geschrieben:(26 May 2018, 08:52)

Russland hat eine neue Wunderwaffe weniger.
https://www.businessinsider.de/russland ... 018-3?IR=T

Indien ist nicht interessiert anymore
In dem Artikel wird die "Wunderwaffe" als "Lachnummer" bezeichnet. Sowas ist sicherlich nicht verkaufsförderlich.

Zudem will Indien ernst genommen werden, das ist eindeutig.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Klar will Indien sein Geld nicht in die Tonne treten
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich hatte mir übrigens kürzlich bei einer Wartezeit auf einem Bahnhof, da mein Digitalzeugs grad keinen Strom hatte, einfach mal eine Ausgabe des COMPACT-Magazins von Chefredakteur Jürgen Elsässer gekauft, um mir einen schnappschussartigen Eindruck zu machen. Mal abgesehen davon, dass es anstelle einer als "Ethnopluralismus" getarnten neurechten Ideologie völlig offenen unverhüllten Rassismus gab ("Wer abends in Deutschland ins Bett geht, wacht mit dem Morgenmagazin auf einem anderen Kontinent wieder auf. Nur noch Moderatoren aus Afrika, Nahost und Asien. Schwarze Haare, braune Haut. Blondinen mit blauen Augen, das war früher. Als wir noch nicht fremd im eigenen Land waren.") ... hat mich eines denn doch überrascht: Dass anstelle einer "gewissen Russlandaffinität" schlicht und einfach massiv und gefühlt in fast jedem Beitrag reine Kremlpropaganda und Putinhuldigung zu lesen war.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 May 2018, 13:48)

Ich hatte mir übrigens kürzlich bei einer Wartezeit auf einem Bahnhof, da mein Digitalzeugs grad keinen Strom hatte, einfach mal eine Ausgabe des COMPACT-Magazins von Chefredakteur Jürgen Elsässer gekauft, um mir einen schnappschussartigen Eindruck zu machen. Mal abgesehen davon, dass es anstelle einer als "Ethnopluralismus" getarnten neurechten Ideologie völlig offenen unverhüllten Rassismus gab ("Wer abends in Deutschland ins Bett geht, wacht mit dem Morgenmagazin auf einem anderen Kontinent wieder auf. Nur noch Moderatoren aus Afrika, Nahost und Asien. Schwarze Haare, braune Haut. Blondinen mit blauen Augen, das war früher. Als wir noch nicht fremd im eigenen Land waren.") ... hat mich eines denn doch überrascht: Dass anstelle einer "gewissen Russlandaffinität" schlicht und einfach massiv und gefühlt in fast jedem Beitrag reine Kremlpropaganda und Putinhuldigung zu lesen war.
Schade eigentlich. Manchmal hatte der Autor ganz gute Stories. Langer her
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von SirToby »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 May 2018, 13:48)

Ich hatte mir übrigens kürzlich bei einer Wartezeit auf einem Bahnhof, da mein Digitalzeugs grad keinen Strom hatte, einfach mal eine Ausgabe des COMPACT-Magazins von Chefredakteur Jürgen Elsässer gekauft, um mir einen schnappschussartigen Eindruck zu machen. Mal abgesehen davon, dass es anstelle einer als "Ethnopluralismus" getarnten neurechten Ideologie völlig offenen unverhüllten Rassismus gab ("Wer abends in Deutschland ins Bett geht, wacht mit dem Morgenmagazin auf einem anderen Kontinent wieder auf. Nur noch Moderatoren aus Afrika, Nahost und Asien. Schwarze Haare, braune Haut. Blondinen mit blauen Augen, das war früher. Als wir noch nicht fremd im eigenen Land waren.") ... hat mich eines denn doch überrascht: Dass anstelle einer "gewissen Russlandaffinität" schlicht und einfach massiv und gefühlt in fast jedem Beitrag reine Kremlpropaganda und Putinhuldigung zu lesen war.
Wundert Sie das wirklich? Elsässer hat während des kalten Kriegs Kremlpropaganda gemacht, und jetzt halt wieder...
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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schokoschendrezki
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von schokoschendrezki »

SirToby hat geschrieben:(29 May 2018, 18:53)

Wundert Sie das wirklich? Elsässer hat während des kalten Kriegs Kremlpropaganda gemacht, und jetzt halt wieder...
Wenn es mal so einfach wäre ... Radikaler als eine Wandlung von einer Leitfigur der Antideutschen zu einem Ultranationalisten gehts kaum noch. Ist auch nicht mit der einfachen Gleichung extrem ist eben extrem zu lösen.

Aber mit Bezug auf Russland: Wie alle Nationalismen wird auch der deutsche pro-russische Nationalismus mit dem Widerspruch fertig werden müssen, dass er dann Ausschlussmythen erstellen muss. In "Mein Kampf" hatte Hitler noch die Japaner als "nicht kulturschöpferische Rasse" gebrandmarkt. Im 2. WK wurden sie dann zu "Ehrenariern" ernannt. Den Querfront-Nationalismus vom Typ Elsässer kann man u.a. auch durch seinen Opportunismus entlarven. Er stellt sich als ehrlich, ehrenhaft, identitär usw. dar, laviert aber eigentlich immer je nach machttaktischen Gegebenheiten.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von imp »

Vorweg: Wenn dieser kleine Exkurs in die deutsche Politik den Rahmen sprengt, bitte ausgliedern und nicht einfach entsorgen.
schokoschendrezki hat geschrieben:(30 May 2018, 08:51)

Wenn es mal so einfach wäre ... Radikaler als eine Wandlung von einer Leitfigur der Antideutschen zu einem Ultranationalisten gehts kaum noch. Ist auch nicht mit der einfachen Gleichung extrem ist eben extrem zu lösen.
Das nicht, aber es zeigt ein ähnliches Problem der Zuspitzung der Antinationalen Ende der 80er/Anfang der 90er zu den sogenannten Antideutschen, wie es auch schon der sowjetische Internationalismus sich ins Haus holte: Wer die Nation und den Nationalismus zum Bezugspunkt macht, der kommt dem Nationalismus nicht aus.

Konkret lassen sich bei Elsässer zwei Handlungsstränge erkennen:

1) Die ursprünglich undifferenzierte Sorge um "die einfachen Leute" (Bahro sprach von Underdog-Klientelismus) kauft sich typisch sozialdemokratische, auf die bestehende Nation und Ordnung bezogene Handlungsalternativen, Abwägungen und Problemfelder ein. http://www.umweltdebatte.de/klientel-bahro.htm
Daraus wird dann in der krisenhaften Zuspitzung die Mobilisierung der Volksgemeinschaft nicht nur gegen "die da oben" sondern auch "die da draußen".

Zweierlei Ausprägungen:
* Die da oben wollen die da draußen unsere Jobs machen lassen, schaffen unsere gute deutsche Arbeit ins Ausland für Einsparungen. Das dürfen die nicht, der Ausländer kann das nicht, wir haben ein Recht auf unsere deutschen Arbeitsplätze hier in Deutschland.(dominant ca 1995-2005)
* Die da oben wollen die da draußen für ihre Zwecke reinlassen, wollen uns verdrängen, verdünnen, ersetzen, zerstören unsere Kultur. Der Ausländer darf nicht rein, er ist nicht wie wir, er bringt rückschrittliche Kultur und Gewalt mit (vor allem 2005-heute)

2) Die Völkersolidarität, bevorzugt natürlich mit irgendwann ehemals progressiv, sozialistisch oder sonst wie angemalten Handlungssubjekten, hat ebenfalls Kollektive als Bezugspunkt, nicht Individuen und deren Schicksal. Wer so eingestellt ist, konnte im sowjetischen Tun bei aller Kritik an Macht- und Blockinteressen anerkennenswertes finden und hatte auch am eigenen Land, Verbündeten und USA genug zu kritisieren. Dass es dabei stellenweise etwas arg unkritisch gegenüber den unterlegenen Volkssubjekten und deren Repräsentanten, Diktaturen und Terrorgruppen vorwiegend, zuging, ist nicht spezifisch für Elsässer oder für Linke. Sowas haben wir heute mit der kritiklosen Tibetverhätschelung auch - Wir wollen hier nicht China aus der Kritik nehmen, es geht genau nur um den Blick auf die unterlegene Seite. Jedoch hat Elsässer diesen Fehler weitergesponnen zu einem Imperativ, jedes noch so unerhörte Mittel der Auseinandersetzung zu ergreifen, um nur nicht zu unterliegen. Für Europa denkt der dabei eine graduelle Interessengemeinsamkeit gegen den Orient schlechthin, jedoch klar auf Deutschlands Wohlstand bezogen. Da muss der einzelne Einwohner, der eben nicht holzschnittartig deutsch oder nichtdeutsch ist, mit allerlei Geboten, Verboten und Einordnungsbemühungen leben, wenn er nicht ausgeschlossen sein will. Das ist schon ziemlich hässlich, aber auch nicht so weit von manchem weg, das dümmere CSU-Denker an schlechten Tagen ausrufen oder aufschreiben.

Elsässer ist ein gutes schlechtes Beispiel und ein lehrbuchhaftes Anschauungsobjekt. Leider, denn das zeigt, dass er so singulär nicht ist.
Aber mit Bezug auf Russland: Wie alle Nationalismen wird auch der deutsche pro-russische Nationalismus mit dem Widerspruch fertig werden müssen, dass er dann Ausschlussmythen erstellen muss.
Das ist für den Nationalismus der Russen in Deutschland oder der Deutschen mit Sympathie für russischen Nationalismus kein ernstes Problem. Es gibt genug Gegnerbilder, die sich anbieten für solches.
In "Mein Kampf" hatte Hitler noch die Japaner als "nicht kulturschöpferische Rasse" gebrandmarkt. Im 2. WK wurden sie dann zu "Ehrenariern" ernannt. Den Querfront-Nationalismus vom Typ Elsässer kann man u.a. auch durch seinen Opportunismus entlarven. Er stellt sich als ehrlich, ehrenhaft, identitär usw. dar, laviert aber eigentlich immer je nach machttaktischen Gegebenheiten.
Es ist ein operativer Nationalismus des Tagesgeschäftes, der sich von Lehrbuchweisheiten emanzipiert. Damit kriegst du Elsässer nicht zu fassen, denn seine Fans interessieren sich nur mittelbar für tiefere Theorien. Sie interessieren sich für eine Welterklärung, in der sie gegenüber dem heute zu zornigen und unerhörten Handlungen und Forderungen berechtigt sind, in der die Außenwelt an dem nagt, das sie als ihr gutes, wohlverdientes Anrecht begreifen wollen. Ob sowas die Geschichte sauber abdeckt oder ob der operative Nationalismus des Elsässer vor 10 Jahren abwich, ist aus dieser Perspektive vollkommen gleichgültig. Das sind dann eben weitere Verrate der Außenwelt an unserer Gutmütigkeit, weitere Enttäuschungen, die unser Ausländer-Raus und unsere alternative Weltpolitik leider unumgänglich machen. Du kannst eine aktive Religion nicht durch Schrift-Exegese begreifen und so ist es auch mit Elsässers Wechselwirkung mit dem deutschen Protestklientel.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(30 May 2018, 09:16)
Zweierlei Ausprägungen:
* Die da oben wollen die da draußen unsere Jobs machen lassen, schaffen unsere gute deutsche Arbeit ins Ausland für Einsparungen. Das dürfen die nicht, der Ausländer kann das nicht, wir haben ein Recht auf unsere deutschen Arbeitsplätze hier in Deutschland.(dominant ca 1995-2005)
* Die da oben wollen die da draußen für ihre Zwecke reinlassen, wollen uns verdrängen, verdünnen, ersetzen, zerstören unsere Kultur. Der Ausländer darf nicht rein, er ist nicht wie wir, er bringt rückschrittliche Kultur und Gewalt mit (vor allem 2005-heute)
Prägnant formuliert. Alle Achtung.

Einer der Artikel in Compact 05/18 (und wahrscheinlich inzwischen auch online verfügbar) ist mit "Widerstand! Was tun?" überschrieben und beinhaltet ein Gespräch Elsässers mit Götz Kubitschek. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Anspielung auf Lenins wichtigste Pulbikation "Что делать?" (Was tun?") bewusst gewählt wurde. In beidem geht es um das strategische und taktische Bündnis-Schmieden. Bei Lenin sollte durch ein Bündnis der Arbeiterklasse mit dem Bildungsbürgertum eine "Avantgarde des Proletariats" entstehen. Als Keimzelle einer "Partei neuen Typs". Bei Elsässer/Kubitschek gehts um ein Bündnis "Bosbach bis Bachmann" und Personen wie die (im Artikel abgebildete) Vera Lengsfeld sollen das "Bildungsbürgertum" dabei sein.

Und selbstverständlich ist der Syrien-Konflikt Thema in der Ausgabe. Gleich im Editorial: Putin befiehlt seinen Truppen in Syrien "Zurückhaltung". Und bewahrt die Welt vor einem Dritten Weltkrieg. Klar. Und natürlich ist auch die Skripal-Affäre und die Fußball-WM in Russland Thema.

Zu Skripal übrigens noch eine ziemlich absurde Randgeschichte. Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, konterte Vorwürfe gegen Russland in diesem Fall mit dem Gegenargument, schon die Ermordung des Wunderheilers und Zarenvertrauten Rasputin sei im Auftrag des britischen Außenministeriums erfolgt. Nun wurde gerade wieder die Autobiographie des damaligen britischen Gesandten George Buchanan veröffentlicht und besprochen. Hätte sie dort mal nachlesen sollen. http://www.deutschlandfunk.de/george-wi ... _id=418742
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von unity in diversity »

https://www.idowa.de/inhalt.oesterreich ... b1000.html
Stammgast Putin in Östereich.
Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird von den Ereignissen überrollt.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Die so unabhängige Justiz in Russland im Blickpunkt

https://www.lto.de/recht/hintergruende/ ... exekutive/


Es gibt keinen Brain Drain ?


https://ostexperte.de/brain-drain-russland/



Russlands Zentralbank dämpft Wachstumshoffnungen

https://ostexperte.de/russland-wirtschaft-juni-2018/
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Während der WM bricht Putin seine Versprechen.

Weiterhin eine negative Entwicklung bei den Löhnen, mehr Abgaben für die Rente.......ja Russland gehts gut

https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... Preis.html
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Cobra9 hat geschrieben:(25 Jun 2018, 15:47)

Während der WM bricht Putin seine Versprechen.

Weiterhin eine negative Entwicklung bei den Löhnen, mehr Abgaben für die Rente.......ja Russland gehts gut

https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... Preis.html
So lange die Tafel im Kreml sich biegt vor guten Sachen, hat Putin wenig Anlaß, da mal nachzufragen. Russland ist groß und der Zar ist weit, das gilt offenbar noch immer.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Everythingchanges »

Cobra9 hat geschrieben:(25 Jun 2018, 15:47)

Während der WM bricht Putin seine Versprechen.

Weiterhin eine negative Entwicklung bei den Löhnen, mehr Abgaben für die Rente.......ja Russland gehts gut

https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... Preis.html
"Die Realeinkommen sind – zum ersten Mal in Putins Amtszeit – seit der Krim-Annexion im März 2014 bis zum Vorjahr vier Jahre in Folge gesunken. "
Seit dem steigen die wieder. Und zwar gar nicht mal so wenig https://tradingeconomics.com/russia/wage-growth

Interessant wird sein, ob Die Regierung die Rentenaltererhöhung "ruhig" durch bekommt.
Das wäre ein sehr großer Schritt in Richtung Anpassung an eine nachhaltige Struktur.
Dabei spielen aber einige Punkte zusammen. Einerseits brauchen die Russen Fachpersonal und die wachsen bei einer Arbeitslosenquote unter 5% nicht auf den Bäumen und andererseits steigt die Bezugsdauer der Rentner wegen der steigenden Lebenserwartung und natürlich sinken bleiben die Ausgaben für die Rente so stabil.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

Everythingchanges hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:59)

"Die Realeinkommen sind – zum ersten Mal in Putins Amtszeit – seit der Krim-Annexion im März 2014 bis zum Vorjahr vier Jahre in Folge gesunken. "
Seit dem steigen die wieder. Und zwar gar nicht mal so wenig https://tradingeconomics.com/russia/wage-growth

Interessant wird sein, ob Die Regierung die Rentenaltererhöhung "ruhig" durch bekommt.
Das wäre ein sehr großer Schritt in Richtung Anpassung an eine nachhaltige Struktur.
Dabei spielen aber einige Punkte zusammen. Einerseits brauchen die Russen Fachpersonal und die wachsen bei einer Arbeitslosenquote unter 5% nicht auf den Bäumen und andererseits steigt die Bezugsdauer der Rentner wegen der steigenden Lebenserwartung und natürlich sinken bleiben die Ausgaben für die Rente so stabil.
Steigende Lebenserwartung in Russland? Nun, sie steigt tatsächlich langsam an. Auf eine Schwelle, bei der im Westen erst der Rentenbezug beginnt.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

Everythingchanges hat geschrieben:(25 Jun 2018, 20:59)

"Die Realeinkommen sind – zum ersten Mal in Putins Amtszeit – seit der Krim-Annexion im März 2014 bis zum Vorjahr vier Jahre in Folge gesunken. "
Seit dem steigen die wieder. Und zwar gar nicht mal so wenig https://tradingeconomics.com/russia/wage-growth

Interessant wird sein, ob Die Regierung die Rentenaltererhöhung "ruhig" durch bekommt.
Das wäre ein sehr großer Schritt in Richtung Anpassung an eine nachhaltige Struktur.
Dabei spielen aber einige Punkte zusammen. Einerseits brauchen die Russen Fachpersonal und die wachsen bei einer Arbeitslosenquote unter 5% nicht auf den Bäumen und andererseits steigt die Bezugsdauer der Rentner wegen der steigenden Lebenserwartung und natürlich sinken bleiben die Ausgaben für die Rente so stabil.
Sorry aber seit 2014 stagnieren viele Bereiche in Russland. Die Wirtschaft hat Putin bis heute nicht fit gemacht für Wettbewerb. Das rächt sich langfristig.
Russland tut auch wenig um was zu ändern.

Die Sanktionen seit Putins Krim-Annexion 2014 praktisch zum Alltag in Russland. Seitdem hat Russland der Welt immer wieder neue Gründe geliefert, die Sanktionen nicht nur beizubehalten, sondern sogar auszubauen. Von der opportunistischen Einmischung im Nahen Osten, über die Beeinflussung der Präsidentschaftswahlen in den USA,, Ukraine bis heute, Mh17..um nur einige Beispiele zu nennen. Das hat Folgen.

Dutzende Staaten haben eine klare und kompromisslose Haltung. Sie haben ihre Zusammenarbeit mit Russland massiv zurückgefahren und deutlich gemacht es reicht.

Internationale Finanzpolitik, Energiepolitik und Rüstungspolitik funktionieren auch ohne Russland als Partner. Wenn es sein muss, auch dauerhaft. Anzeichen für eine drastische Kursänderung gibt es jedenfalls nicht. Eher das Russland isoliert wird.


Russlands schleichende Katastrophe nimmt ihren Lauf und daran ändern Zahlenspielchen nix. Russland muss immer mehr Geld in seine Wirtschaft pumpen. Der Argrar Sektor schluckt viel Geld.

Putin lacht über die Sanktionen. Bitte soll Er.
Stimmt schon die Sanktionen des Westens können dem Kreml kurzfristig nur wenig anhaben. Doch je länger sie dauern, desto brutaler werden sie Russland treffen.


Warum in meinen Worten erklärt.Weil viele der unsichtbaren Sanktionen erst langsam ihre Wirkung entfalten und damit eine langfristige Bedrohung für die noch immer sowjetisch geprägte Wirtschaft darstellen.
Irgendwann für Putin auch.


Kurzfristig betrachtet ,sagen wir über die nächsten sechs Jahre ,werden die Sanktionen dem System Putin weiterhin als lästig und störend erscheinen. Gleichzeitig stellen sie keine ernsthafte Bedrohung für sein Machtgefüge dar. Wehe dem wo es realistisch sieht.

Der damaligen Minister für wirtschaftliche Entwicklungsarbeit, Alexej Uljukajew, widerspricht damals Putin, als dieser Sanktionen nur bis Ende 2018 voraussagte. Das bestätigen Menschen, die bei dem Treffen dabei waren. Uljukajew sitzt heute im Gefängnis.


Putin spielt auf Zeit und da ist Unruhe nicht gut. Interessant ist das der Kreml keine positive Entwicklung zeigt und relativ machtlos agiert.



Putin macht deutlich, dass der Kreml kein ernsthaftes Interesse daran zu haben scheint, weiteren Sanktionen aus dem Weg zu gehen. Der Kreml hat zu keinem Zeitpunkt eine Strategie entwickelt, um die Auswirkungen der Sanktionen auf die russische Wirtschaft und die Bevölkerung in irgendeiner Form abzufedern. Stattdessen müht sich eine Ad-hoc-Gruppe von Finanz- und Wirtschaftsexperten aus Putins engstem Zirkel nach jedem neuen Schlag ab, den sofortigen Niedergang der russischen Wirtschaft irgendwie zu verhindern. Selbst Kudrin muss helfen.

Aber was nehme so wahr ?


Die langfristigen Auswirkungen auf die russische Wirtschaft sind dramatisch realistisch. Die Verschlechterung nahezu aller relevanten Wirtschaftsfelder, die künstlich von dem Mantel der internationalen Bedrohungen verdeckt werden, ist die eigentliche Gefahr. Ich erkenne hier keine echte Verbesserung.
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Everythingchanges »

zollagent hat geschrieben:(26 Jun 2018, 10:21)

Steigende Lebenserwartung in Russland? Nun, sie steigt tatsächlich langsam an. Auf eine Schwelle, bei der im Westen erst der Rentenbezug beginnt.
Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. ;)

Die Ziele sind bezüglich Lebenserwartung hochtrabend und ob das klappt, sehe ich eher skeptisch, aber eines ist sicher.
In westlichen Gefilden wurden Reformen ala spätere Rente in Sachen Stabilisierung des Rentensystems auch gegen Proteste umgesetzt.
Warum sollte so was dann in Russland der falsche Weg sein?
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Everythingchanges »

Cobra9 hat geschrieben:(26 Jun 2018, 10:34)

1.
Sorry aber seit 2014 stagnieren viele Bereiche in Russland. Die Wirtschaft hat Putin bis heute nicht fit gemacht für Wettbewerb. Das rächt sich langfristig.
Russland tut auch wenig um was zu ändern.

Die Sanktionen seit Putins Krim-Annexion 2014 praktisch zum Alltag in Russland. Seitdem hat Russland der Welt immer wieder neue Gründe geliefert, die Sanktionen nicht nur beizubehalten, sondern sogar auszubauen. Von der opportunistischen Einmischung im Nahen Osten, über die Beeinflussung der Präsidentschaftswahlen in den USA,, Ukraine bis heute, Mh17..um nur einige Beispiele zu nennen. Das hat Folgen.

2.
Dutzende Staaten haben eine klare und kompromisslose Haltung. Sie haben ihre Zusammenarbeit mit Russland massiv zurückgefahren und deutlich gemacht es reicht.

Internationale Finanzpolitik, Energiepolitik und Rüstungspolitik funktionieren auch ohne Russland als Partner. Wenn es sein muss, auch dauerhaft. Anzeichen für eine drastische Kursänderung gibt es jedenfalls nicht. Eher das Russland isoliert wird.

3.
Russlands schleichende Katastrophe nimmt ihren Lauf und daran ändern Zahlenspielchen nix. Russland muss immer mehr Geld in seine Wirtschaft pumpen. Der Argrar Sektor schluckt viel Geld.

Putin lacht über die Sanktionen. Bitte soll Er.
Stimmt schon die Sanktionen des Westens können dem Kreml kurzfristig nur wenig anhaben. Doch je länger sie dauern, desto brutaler werden sie Russland treffen.

4.
Warum in meinen Worten erklärt.Weil viele der unsichtbaren Sanktionen erst langsam ihre Wirkung entfalten und damit eine langfristige Bedrohung für die noch immer sowjetisch geprägte Wirtschaft darstellen.
Irgendwann für Putin auch.


Kurzfristig betrachtet ,sagen wir über die nächsten sechs Jahre ,werden die Sanktionen dem System Putin weiterhin als lästig und störend erscheinen. Gleichzeitig stellen sie keine ernsthafte Bedrohung für sein Machtgefüge dar. Wehe dem wo es realistisch sieht.

5.
Der damaligen Minister für wirtschaftliche Entwicklungsarbeit, Alexej Uljukajew, widerspricht damals Putin, als dieser Sanktionen nur bis Ende 2018 voraussagte. Das bestätigen Menschen, die bei dem Treffen dabei waren. Uljukajew sitzt heute im Gefängnis.


Putin spielt auf Zeit und da ist Unruhe nicht gut. Interessant ist das der Kreml keine positive Entwicklung zeigt und relativ machtlos agiert.

6.
Putin macht deutlich, dass der Kreml kein ernsthaftes Interesse daran zu haben scheint, weiteren Sanktionen aus dem Weg zu gehen. Der Kreml hat zu keinem Zeitpunkt eine Strategie entwickelt, um die Auswirkungen der Sanktionen auf die russische Wirtschaft und die Bevölkerung in irgendeiner Form abzufedern. Stattdessen müht sich eine Ad-hoc-Gruppe von Finanz- und Wirtschaftsexperten aus Putins engstem Zirkel nach jedem neuen Schlag ab, den sofortigen Niedergang der russischen Wirtschaft irgendwie zu verhindern. Selbst Kudrin muss helfen.

Aber was nehme so wahr ?

7.
Die langfristigen Auswirkungen auf die russische Wirtschaft sind dramatisch realistisch. Die Verschlechterung nahezu aller relevanten Wirtschaftsfelder, die künstlich von dem Mantel der internationalen Bedrohungen verdeckt werden, ist die eigentliche Gefahr. Ich erkenne hier keine echte Verbesserung.
1.
Die haben stagniert oder sind zurückgegangen.
Seitdem die Krise (sprich Wirtschaftsschrumpfung) zu Ende ging, deuten die Parameter ist sehr vielen Bereichen nach oben.
Und das trotz dieser Sanktionen.

2.
Und die weichen diese Haltung aktuell ohne Lösung wieder auf bzw. haben keine Problem damit ihre Haltungen auf anderen gebieten quasi ohne Belastung ala Krim und Co so zu gestalten, dass mehr Handel usw ermöglicht wird. Sicher gibt es Felder, wo man Russland nicht braucht, aber das liegt vor allem daran, dass Russland da nie ein großes Licht war.
Internationaler Kapitalmarkt oder Klima sind Paradebeispiele dafür. Und Rüstung wird man gerade in der EU immer mit Blick auf Russland betreiben.
Seit Steinmeier es aufgebracht hat, versucht man ja sowas wie eine europ. Rüstungskontrolle (also inkl. Russland) ins Leben zu rufen. Das wird imo nur durch Fragen von NATO bzw. Verträgen zw. Russland und USA überlagert.

3.
Das ist ebenfalls ein Sydrom, dass alle Welt betrifft.

Die Zentralbanken der westlichen Welt haben die Welt auf Gelddroge gesetzt und die Staaten werden das weiter tun, wenn die Zentralbanken ihren Stimulus zurückfahren.
Der große Unterschied besteht in der Wirkung dieser Gelder.
Wenn Russland aktuell einen Rubel ins System pumpt, kommt mehr als ein Rubel Wirtschaftskraft dabei raus. (In Dtl. funktioniert das imo auch und auch hier steigen die Subventionen an)
Aber in den meisten Staaten liegen die BIP-Steigerungen unter der Neuverschuldung, was darauf hinweist, dass die Staatsausgaben nicht für nachhaltige Wirtschaftskraft sorgen.

4.
Das ist durchaus möglich. Die Zeit wird es zeigen.
MMn ist es umso leichter sich an Sanktionen anzupassen, je länger deren Wirkhorizont sein soll.


5.
Ich hatte diese Prognose von anderen schon mit Ende 2016 bis Mitte 2017 irgendwo gelesen. Passte nicht, aber ein Grund ist dabei auch, dass die Russen ihre Sanktionen auch als Förderung heimischer Unternehmen verstehen und daher eine Lobby diese nicht loswerden will.
Ist eben das Surfen auf einer Klinge. Das gilt natürlich auch für die Russen.

6.
Die fahren eine Lokalisierungskampane nach der nächsten.
Die Strategien brauchen natürlich ihre Zeit, aber die sitzen bestimmt nicht einfach rum um warten ob die irgendwann plötzlich zusammenbrechen.
Es gibt ein paar Symbole, die das verdeutlichen, aber die Entwicklung dauert sicher länger als 2-3 Jahre.

7.
Welche Felder haben sich denn verschlechtert, seit die Krise überwunden wurde?
Das läuft dort in den meisten Bereichen wie nach (Wirtschafts)Bilderbuch.
Der Staat liefert den Stimulus für Schlüsselbranchen und Export und dann steigen die Löhne, dann der Konsum und stabilisiert das Wachstum.

Man kann gerne darüber diskutieren, ob es mit einem Wachstum von 1,x% nicht ein wenig knapp ist (würde ich sogar zustimmen), aber "Verschlechterung nahezu aller relevanten Wirtschaftsfelder"?
Es gibt da sogar sowas: https://www.roedl.de/themen/doing-busin ... g-russland
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Cobra9
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von Cobra9 »

1.
Die haben stagniert oder sind zurückgegangen.
Seitdem die Krise (sprich Wirtschaftsschrumpfung) zu Ende ging, deuten die Parameter ist sehr vielen Bereichen nach oben.
Und das trotz dieser Sanktionen.

Möp falsch. Landwirtschaft ist gewachsen, finanziert durch Rentengelder. Tolles Wachstum real. Die Russische Wirtschaft ist nach vor veraltet.

Während Putins erster Regierungszeit (2000-2008) erlebte Russland ein starkes Wirtschaftswachstum und eine drastische Verbesserung der Lebensqualität. Das lag zwar nicht an der Wirtschaftspolitik von Putin, sondern an den hohen Ölpreisen - jedoch schreiben viele in Russland die Erfolge dem Präsidenten zu.

Es war aber der Ölpreis.


Es gibt keine Gründe, von einem langfristigen Wirtschaftswachstum zu sprechen, obwohl es einige makroökonomische Gründe gibt, die zu einer Verbesserung der Wirtschaftslage in Russland führen. Beispielsweise der höhere Ölpreis, die gesunde Politik der Zentralbank und der damit verbundene Rückgang der Inflation. Dennoch sind die fundamentalen Probleme des Landes nicht gelöst. Ohne starke rechtsstaatliche Institutionen, Verminderung der Korruption und stabile und planbare Zukunftsaussichten sind die russischen Unternehmen nicht bereit, Investitionen vorzunehmen. Russland befindet sich nach wie vor in einer langfristigen Stagnation, die jedoch kurzfristige Verbesserungen der Wirtschaftslage nicht ausschließt.


Für Entwicklung fehlt das Geld

Für eines der größten Hemmnisse der Entwicklung hält Wirtschaftsanalytiker Michail Chasin die "absolut schaurige Demonetarisierung" der Wirtschaft. "Es herrscht ein Defizit an Geld, die Zinssätze für Kredite sind hoch."

Die Sanktionen haben Banken und Unternehmen vom billigen Geld im Ausland abgeschnitten, erklärt die Politikwissenschaftlerin Jewgenija Albats. Dadurch sei eine "Bankrott-Kette" in Gang gesetzt worden. Unternehmen müssten sich überteuertes Geld bei den Inlandsbanken leihen und könnten es später nicht zurückzahlen. Als Folge gingen die Unternehmen und die Banken in Konkurs. Für die letzteren hält dieser Trend seit langem an: Seit 2008 ist die Anzahl der Banken in Russland um die Hälfte geschrumpft.

https://www.tagesschau.de/ausland/russl ... t-107.html
2.
Und die weichen diese Haltung aktuell ohne Lösung wieder auf bzw. haben keine Problem damit ihre Haltungen auf anderen gebieten quasi ohne Belastung ala Krim und Co so zu gestalten, dass mehr Handel usw ermöglicht wird. Sicher gibt es Felder, wo man Russland nicht braucht, aber das liegt vor allem daran, dass Russland da nie ein großes Licht war.
Internationaler Kapitalmarkt oder Klima sind Paradebeispiele dafür. Und Rüstung wird man gerade in der EU immer mit Blick auf Russland betreiben.
Seit Steinmeier es aufgebracht hat, versucht man ja sowas wie eine europ. Rüstungskontrolle (also inkl. Russland) ins Leben zu rufen. Das wird imo nur durch Fragen von NATO bzw. Verträgen zw. Russland und USA überlagert.
Russland ist kein elementares Element für wirtschaftliche Belange und das die russ. Wirtschaft nur bei der Energie wichtig ist belegen Zahlen.

Russland muss ja Benzin Importe zulassen weil man selbst keine Kapazitäten hat :p Running Gag



3.
Das ist ebenfalls ein Sydrom, dass alle Welt betrifft.

Die Zentralbanken der westlichen Welt haben die Welt auf Gelddroge gesetzt und die Staaten werden das weiter tun, wenn die Zentralbanken ihren Stimulus zurückfahren.
Der große Unterschied besteht in der Wirkung dieser Gelder.
Wenn Russland aktuell einen Rubel ins System pumpt, kommt mehr als ein Rubel Wirtschaftskraft dabei raus. (In Dtl. funktioniert das imo auch und auch hier steigen die Subventionen an)
Aber in den meisten Staaten liegen die BIP-Steigerungen unter der Neuverschuldung, was darauf hinweist, dass die Staatsausgaben nicht für nachhaltige Wirtschaftskraft sorgen.
Falsch. Russland hat zuviel Ausgaben und ist in einer Abhängigkeit vom Ölpreis gefangen. Danach richtet sich alles. Das Russland hier Probleme hat ist erkennbar.

Holländische Krankheit nennt man es

http://m.spiegel.de/wirtschaft/unterneh ... 98313.html

5.
Ich hatte diese Prognose von anderen schon mit Ende 2016 bis Mitte 2017 irgendwo gelesen. Passte nicht, aber ein Grund ist dabei auch, dass die Russen ihre Sanktionen auch als Förderung heimischer Unternehmen verstehen und daher eine Lobby diese nicht loswerden will.
Ist eben das Surfen auf einer Klinge. Das gilt natürlich auch für die Russen.

6.
Die fahren eine Lokalisierungskampane nach der nächsten.
Die Strategien brauchen natürlich ihre Zeit, aber die sitzen bestimmt nicht einfach rum um warten ob die irgendwann plötzlich zusammenbrechen.
Es gibt ein paar Symbole, die das verdeutlichen, aber die Entwicklung dauert sicher länger als 2-3 Jahre.

7.
Welche Felder haben sich denn verschlechtert, seit die Krise überwunden wurde?
Das läuft dort in den meisten Bereichen wie nach (Wirtschafts)Bilderbuch.
Der Staat liefert den Stimulus für Schlüsselbranchen und Export und dann steigen die Löhne, dann der Konsum und stabilisiert das Wachstum.

Man kann gerne darüber diskutieren, ob es mit einem Wachstum von 1,x% nicht ein wenig knapp ist (würde ich sogar zustimmen), aber "Verschlechterung nahezu aller relevanten Wirtschaftsfelder"?
Es gibt da sogar sowas: https://www.roedl.de/themen/doing-busin ... g-russland
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Heil Putin ist angekommen.Aber die Probleme sind real

Entweder Russland kriegt die Kurve bei neuen Quellen oder hat Probleme
http://www.google.de/search?q=erd%C3%B6 ... rt=10&sa=N
https://de.rbth.com/wirtschaft/2017/03/ ... hen_731129
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von unity in diversity »

Diktator Trump trifft sich am 16. Juli mit seinem zweitwichtigsten Klassenfeind in Helsinki:
https://www.deutschlandfunk.de/usa-und- ... _id=897859
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Ivan Iljin - und warum man ihn kennen sollte.

Beitrag von Europa2050 »

Ivan Iljin ist erstmal ein historischer russischer Philosoph

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Iwan_Al ... tsch_Iljin

Er bewunderte Mussolini, den er als „genügend männliches“ Vorbild für den kommenden russischen Erlöser sah und dankte „Hitler, dem Führer, der Europa mit der Verhinderung weiterer Revolutionen nach russischem Modell gedient habe“.

An sonsten das Übliche:
- ein Erlöser, der das russische Volk von allem Übel befreie
- Juden und Homosexuelle untergraben das Volk, im dekadenten Westen haben sie‘s schon geschafft
- 1917 hat dem russischen Volk der passende Führer gefehlt, deshalb konnte der dekadente Westen die UdSSR installieren
- alles Gute kommt aus der Gemeinschaft, alles Schlechte vom Individuum
- der Staat ist der wirksame Organismus, die Menschen sind nur abhängige Körperteile

... und so weiter.

Wäre jetzt nicht weiter schlimm, ein 20er/30er-Jahre-Faschist wie ihn fast jedes Volk damals kannte, der nach dem Scheitern des Faschismus 1954 relativ unbekannt in der Schweiz starb. Weder im Westen, noch in der UdSSR interessierte sich jemand für ihn, aber ...
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Ivan Iljins Comeback

Beitrag von Europa2050 »

... plötzlich wurde er wieder entdeckt und machte posthum Karriere, wie kein anderer der damaligen faschistischen Vordenker.

Nikita Michalkow, ein Bewunderer Iljins sorgte dafür, dass Iljin 2005 von einem einfachen Grab in der Schweiz in eine orthodoxe Grabstätte für NKWD-Opfer umgebettet wurde, mit allem Pomp und der russischen Nationalhymne, gespielt von einer Militärkapelle.
Und 2009, als Putin selbst Blumen an sein Grab brachte war Iljin entgültig rehabilitiert.
Doch nicht nur sein Andenken erfuhr Rehabilitation. Auch seine Werke:
Am 23.01.12 erläuterte Putin in einem Artikel sein positives Verständnis von Iljins Staatsverständnis und benannte Iljin als größten historischen Denker Russlands...

Deswegen macht es durchaus Sinn, sich mit Iljin zu beschäftigen, wenn man „Russlandversteher“ werden will.

Auch wenn man vor dem Lesen nicht zu viel gegessen haben sollte, es könnte nochmal vorbei kommen ...
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zollagent
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von zollagent »

unity in diversity hat geschrieben:(01 Jul 2018, 14:38)

Diktator Trump trifft sich am 16. Juli mit seinem zweitwichtigsten Klassenfeind in Helsinki:
https://www.deutschlandfunk.de/usa-und- ... _id=897859
NOCH ist er kein Diktator. Er wäre es sicher gern, hat sich ja auch schon so geäußert, aber nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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imp
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Re: Blick nach Russland Sammelstrang

Beitrag von imp »

unity in diversity hat geschrieben:(05 Jun 2018, 15:55)

https://www.idowa.de/inhalt.oesterreich ... b1000.html
Stammgast Putin in Östereich.
Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird von den Ereignissen überrollt.
Kurz nach dem Rechten schauen ist in Österreich nie verkehrt. Österreich und Russland sind in der Iranfrage auf einer Linie, auch was Migration betrifft, gibt es da viel Einigkeit. Freilich erfüllt Österreich seine EU-Aufgaben als Mitglied, das ist und bleibt Grundlage für die Gespräche.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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