Hallo DarkLightbringer,
Ost-Aleppo wurde während der Zeit seiner Belagerung von Al-Nusra und einigen Splitterorganisationen, welche zu Al-Nusra gehörten kontrolliert. Al-Nusra wird als Terrororganisation anerkannt. Das konnte man durch etwas Recherche bereits Ende 2012 wissen (siehe meinen langen Beitrag auf Seite 42), bzw hier nochmal das Dokument des US Verteidigungsministeriums aus dem Jahre 2012, aus dem das klar hervorgeht:
http://www.judicialwatch.org/wp-content ... sion11.pdf
Nachdem Al-Nusra aus Aleppo vertrieben war, bzw. Assad ihnen freies Geleit gewährte, nachdem sie aufgegeben hatten, hörte auch die Belagerung von Ost-Aleppo auf.
An dieser Stelle ein paar kurze Zwischenfragen: Wenn die Erzählung war ist, dass Assad „gegen sein eigenes Volk kämpft“ - wieso wurde die Belagerung dann nach Abzug von Al-Nusra eingestellt? Das Volk war ja immer noch da, nur die Terrororganisation war nicht mehr dort. Wieso wurde West-Aleppo nicht ebenso bombardiert? Das Volk war ja auch in West-Aleppo. Die Situation scheint also etwas komplizierter zu sein als es eine verkürzte Erzählung wie „Assad kämpft gegen sein Volk“ fassen könnte.
Zurück zum eigentlichen Thema, der Vergleich zwischen Ost-Aleppo und Mossul:
In Mossul kämpfte eine internationale Allianz gegen Terroristen (IS) und tötete dabei nicht nur IS Kämpfer sondern auch unschuldige Zivilisten – es ist eine Millionenstadt und der IS hinderte viele Einwohner daran die Stadt zu verlassen, weil sie diese als menschliche Schutzschilde missbrauchen wollten.
In Ost-Aleppo kämpfte eine internationale Allianz gegen Terroristen (Al-Nusra) und tötete dabei nicht nur Al-Nusra kämpfer sondern auch unschuldige Zivilisten – in Ost-Aleppo lebte zu dem Zeitpunkt vermutlich einige zehntausend Menschen, die Schätzungen variieren. Auch in diesem Fall hinderten die Terroristen die Einwohner daran, die Stadt zu verlassen, weil sie diese als menschliche Schutzschilde missbrauchen wollten, um ihren Tod propagandistisch ausschlachten zu können. Russland und Assad versuchten mehrere Male einen Schutzkorridor einzurichten, um die Einwohner aus der Stadt nach West-Aleppo zu bringen, aber in allen Fällen eröffneten die Al-Nusra kämpfer das Feuer auf die Flüchtenden. Nach der Befreiung Ost-Aleppos berichteten die Einwohner, dass Al-Nusra nicht nur Scharfschützen hatte, die auf Flüchtende schossen, sondern auch Drohungen aussprach, dass sie die Freunde und Familien von jedem, der versucht zu flüchten, ausfindig machen, foltern und töten werden.
Ich kann dem Autor deines verlinkten Berichtes über den Vergleich zwischen Mossul und Aleppo nicht in den Kopf schauen, ich kenne nicht seinen Kenntnisstand, aber den Vergleich beider Städte als unangebracht zu bezeichnen, weil in Aleppo keine IS Kämpfer waren ist….mindestens naiv, wenn der Autor es besser wusste sogar eine Täuschung/Lüge. Denn es gibt mehr Terrororganisationen als den IS, nur weil der IS nicht in Aleppo war, bedeutet das nicht, dass die Terrororganisation, die dort war weniger Anlass zum Widerstand bot. Des weiteren ist es erschreckend, dass mit diesem Artikel ein weiteres Beispiel existiert, in welchem eine Terrororganisation – in diesem Fall Al-Nusra – von unseren Medien als „Rebellen“ verharmlost wird. Damit wird diese Terrororganisation unterstützt, denn Unterstützung findet nicht nur materiell und finanziell statt durch Lieferung von Kriegsgerät oder Geld sondern auch immateriell, z.B. indem einer Gruppe Ansehen verliehen oder entzogen wird, und damit ihre Position gestärkt wird, bzw. internationale Reaktionen wie Sanktionen oder militärische Eingriffe mit-legitimiert werden. Meine Vermutung ist, dass damit der Kampf gegen diese Terroristen als nicht-legitim dargestellt werden soll, womit Druck auf Assad und Russland erzeugt werden soll, bzw. das ganze als "Krieg gegen das eigene Volk" dargestellt werden soll, wohingegen es tatsächlich primär ein Krieg gegen Terroristen ist (in dessen Verlauf auch viele unschuldige Zivilisten getötet werden!). Das Töten von unschuldigen Zivilisten ist moralisch nicht zu rechtfertigen. Es ist etwas anderes, ob jemand vorsätzlich Zivilisten tötet - das also das primäre Ziel ist, oder ob jemand z.B. einen Krieg führt und dabei Zivilisten unabsichtlich tötet - auch im zweiten Fall muss sich die entsprechende Partei das Töten vorwerfen lassen - aber es ist dennoch nicht dasselbe, wie diese vorsätzlich, als gezielt zu töten. Auch Assad kann ich nicht in den Kopf schauen, und weiß deshalb nicht was seine Motive sind - der Umstand allerdings, dass von Terroristen befreite Gebiete nicht von Assads Truppen angegriffen werden, lässt mich daran zweifeln, dass Assad gegen sein Volk einen Krieg führt. Gleichzeitig muss darauf hingewiesen werden, dass es auch vor dem Ausbruch des Syrienkrieges schon Jahrzehnte lange Verfolgung und Inhaftierung von politischen Opponenten gab, das war auch einer der Hauptgründe für Kritik an Assad durch Teile seines Volkes, der jahrzehnte lange Ausnahmezustand, die Bespitzelung durch die Geheimdienste und die Inhaftierung von politischen Opponenten zum Teil ohne ordentliches Gerichtsverfahren und Berichte von Folter dieser gab es auch.
Ist dir/euch aufgefallen, dass es im Falle von Ost-Aleppo eine tägliche Berichterstattung darüber gab, wie viele Krankenhäuser zerstört wurden, wie viele Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder getötet wurden, aber im Falle von Mossul fast gar nichts berichtet wurde? Wieso wurde uns nicht berichtet wie viele Krämkenhäuser in Mossul von der internationalen Allianz zerstört wurden, wie viele Zivilisten, Frauen und Kinder sie getötet haben – und das täglich? Wieso wurde so wenig darüber berichtet, dass Al-Nusra von Ost-Aleppo aus fast täglich mit Mörsern und selbst gebauten Gaskanister-Granaten auf West-Aleppo geschossen hat und dabei viele Zivilisten getötet und ebenso Krankenhäuser zerstört hat? Wieso gab es darüber keine tägliche Berichterstattung mit detaillierten Auflistungen?
Hier haben wir es offensichtlich mit einer sehr unausgewogenen Berichterstattung zu tun, bei der eine Lupe auf Ost-Aleppo gerichtet war und der Mantel des Schweigens über Mossul ausgebreitet wurde. Es gibt nur sehr wenige Berichte über zivile Opfer in Mossul.
Abschließend möchte ich noch ein Szenario konstruieren und dann eine Frage in den Raum stellen. Stellt euch mal vor, es gäbe einige zehntausend oder sogar einige hunderttausend Terroristen in Deutschland, die gemeinsam gegen die Bundesregierung kämpfen würden, weil sie diese stürzen möchten. Diese Terroristen würden nach und nach immer mehr Städte und Landkreise einnehmen und dabei Massaker verüben. Wenn die Bundesregierung die Armee einsetzt gegen sie, ziehen sich diese Terroristen in eine Stadt oder ein Dorf zurück, halten dort die Einwohner fest und hindern sie daran zu flüchten, gleichzeitig benutzen sie Mörser und Granatwerfer, um von diesem 'gefestigten' Stand aus benachbarte Dörfer und Städte anzugreifen, bzw. greifen wann immer es die Gelegenheit gibt an und ziehen sich bei Bedarf wieder zurück. Was glaubt ihr, wie würde sich die Bundesregierung verhalten? Würde sie die Armee gegen die Terroristen einsetzen, auch wenn dabei Zivilisten sterben würden? Und falls ihr das mit "Nein" beantworten, wie würde dann die Reaktion der Bundesregierung aussehen? Wie geht man mit so einer Situation um, um einerseits den Terroristen Einhalt zu gebieten und andererseits keine Zivilisten zu töten?