Nein, das meiste war jetzt aus dem Gedächtnis, hatte mich aber mal sehr lange damit beschäftigt. Such dir ein spannendes Detail aus und wir können auch gerne in die Tiefe der Quellenlage gehen. Vielleicht nicht unbedingt bei Adam und Eva beginnend...Skeptiker hat geschrieben:(19 Mar 2018, 18:12)
Das ist alles sicher ganz gut recherchiert und vielem will ich auch garnicht widersprechen.
Nicht mal die SU war unverwundbar, sondern ging sogar unter letztlich. Aber ich würde auch nicht von "Eskalationskurs" sprechen, sondern von der klassischen Sicherheitsformel "Verteidigung x Entspannung". Reagan hat mit einem nie funktionierenden Weltraum-Klimbims dazu inspiriert, astronomische Summen auszugeben. Wenn der Kühlschrank des Gegners leer ist, wird man ihn schon zur Entspannung bewegen können.In einem allerdings widerspreche ich Dir fundamental, nämlich darin, dass ein Eskalationskurs gegen Russland diese irgendwann beeindrucken wird. So wie auch schon die SU zuvor wird Russland die volle Eskalationsspirale mitgehen. Das wird ein teuerer Weg - man würde am Ende als Westen gewinnen, aber es wäre den Preis nicht wert (für die USA schon - ist ja weit weg, tolle Sache - aber für Europa nicht).
Appeasement wäre ungleich gefährlicher.
Die Ukrainer sind etwas verärgert und investieren mit einer gewissen Leidenschaft ins Militär, immerhin 6,5 % des BIP. Die Westmächte sind dabei, nachzurüsten.Immer wieder liest man hier "das darf man nicht erlauben", "kein Appeasement", "den Aggresor nicht belohnen" usw. . Das russische Volk hat Putin mit >70% wieder zum Präsidenten gewählt, nicht obwohl, sondern WEIL Putin an der Stelle nicht klein beigegeben hat. Russen fühlen sich tief gedehmütigt und absichtlich immer wieder falsch verstanden. Sie haben sich nun abgekehrt, aufgerüstet, und das ist das Ergebnis.
Die Russen sind gedemütigt, ja, aber von wem? Die Kremlisten und ihre Geschäftspartner können tun und lassen, was sie wollen, während sich das Volk mit Attrappen zufrieden zu geben hat. War in der SU schon so. Diese sog. Wahlen nimmt kaum jemand ernst. Laut Gudkow, dem Direktor des Lewada-Zentrums, sind 60 % der russischen Wähler gleichgültig. Demnach seien maximal 15 % stramme Putinisten.
http://www.huffingtonpost.de/entry/wies ... e-Homepage
Boris Reitschuster ist auch mit einer Russin verheiratet, die Kinder sind zweisprachig erzogen worden. Mit wem Gudkow verheiratet ist, weiß ich nicht. Bestimmte Dinge weisen jedenfalls darauf hin, dass sich der Kreml vor Teilen der Bevölkerung fürchtet, insbesondere vor der Jugend.Wie ich ja schon an anderer Stelle geschrieben hatte bin ich mit einer Russin verheiratet. Ich war da, habe die Leute kennengelernt. Wir haben Verwandte am Schwarzen Meer und Wurzeln der Familie meiner Frau gehen auch auf die Krim zurück. Ich teile nicht jede Meinung meiner Frau, aber obwohl sie noch nie ein Fan von Putin war, habe ich die letzten Jahre gesehen wie sehr Putin die Leute hinter sich versammelt.
Putin ist mit der Mafia groß geworden, ist aber leider auch ein geschulter KGB-Mann. Er versteht nur die Sprache der Stärke. Der Fehler des Westens lag darin, dass nicht frühzeitig erkannt zu haben.Ja, Russland braucht dringend gesellschaftliche Reformen und ein echtes demokratisches System. Das ist nun aber auf lange Sicht aussichtslos und daran trägt der Westen durch die NATO-Osterweiterung leider erhebliche Mitschuld. Erst hätte man das Fundament bilden sollen, dann die Peripherie. Wer aber zu besoffen ist vom eigenen Sieg, der wacht irgendwann auf und hat sich dann DIESEN Putin geschaffen, der zunächst mal ein anderer war.
Den kooperativen Dialog führt Kanzlerin Merkel bis heute, wenn auch eher monologisch. Und Jens Stoltenberg stellt fest, Russland wird immer aggressiver.Kooperation und Partnerschaft auf Augenhöhe ist mit Russland eine eindeutig erfolgversprechendere Strategie. Die wäre schnell in der Lage aus Russland ein halbwegs funktionierenden Staat zu machen, auch in den Beziehungen zu den Nachbarn. Ohne Konflikt nach außen wendet sich der Blick der Russen nach innen, und da gibt es viel zu tun.
Seh ich anders. Wir haben das Monster gefüttert, in der Hoffnung, es werde schon nicht beißen. Dabei ist es größer und gefräßiger geworden. Wenn man einem Aggressor alles gibt, was er will, wird er nie aufhören.Eskalation hat das Monster hervorgebracht, welches wir nun vor der Haustüre haben.
Ich sehe es eher so: Wir sollten mit der Ukraine in den engen Dialog gehen. Es ist das größte Land, das vollständig in Europa liegt. Und es wird irgendwann eine sehr große Armee haben, es wird die Türkei ersetzen können. Wir müssen die Energieversorgung diversifizieren und das Monster schrittweise auf Diät setzen.