Troh.Klaus hat geschrieben:(17 Mar 2018, 21:12)
Das ist ein guter Punkt, finde ich. Die Linken sehen in Putins Russland immer noch den Antagonisten zu den USA, die für sie nach wie vor der Feind Numero Uno ist, von dem alles Böse in dieser Welt ausgeht.
Das ist eher ein naiver Punkt, der vor allem Realitäts- und Faktenverweigerung zeigt. Korrigiere mich, falls ich mich irre, aber alle - AUSNAHMSLOS ALLE - "Sanktionen" zwischen beiden Parteien gehen ausschließlich von einer Partei aus. Die andere Partei zieht, wenn überhaupt, nur nach. Und, auch hier kannst du mich gern korrigieren, auch die "militärische Drohgebärde", nicht angefangen bei der NATO-Osterweiterung und nicht endend bei der VJTF, der "Speerspitze der NATO" an der Ostfront, wie sie sich selbst nennt, geht AUSNAHMSLOS von einer Seite aus. Und ja, diese Seite hat einen Namen.
Troh.Klaus hat geschrieben:(17 Mar 2018, 21:12)
Die Linken sehen in Putins Russland immer noch den Antagonisten zu den USA, ...
Nicht nur "die Linken". Auch
die USA selbst betrachten sich als "Antagonist" und kamen, nachdem sie es rund 20 Jahre lang mit verschiedenen anderen Antagonisten - von Taliban bis IS - probierten, wieder auf ihren Lieblingsfeind zurück, um die nicht zu leugnenden Steigerungen der Rüstungsausgaben, die sich seit 2001 zwischenzeitlich fast verdoppelt hatten, rechtfertigen zu können.
Stellen wir uns mal eine Sekunde lang vor, die USA würde es in der Weltgeschichte nicht geben. Einfach annulliert. Weg. Und mit ihr alle ihre Einflüsse. Kannst du dir vorstellen, dass die Welt damit nicht schlechter werden würde? Noch nicht einmal für die Beendigung des Zweiten Weltkrieges wären die USA erforderlich gewesen. (Tatsächlich streiten die Historiker sogar, ob der Zweite Weltkrieg überhaupt so massiv hätte werden können, wenn die USA nicht Milliarden-Geschäfte mit "Hitler-Deutschland" gemacht und so die Kriegsmaschinerie massiv befeuert hätten. Auch die Bush-Familie begründet einen nicht unwesentlichen Teil ihres Reichtums auf Geschäften von Grandpa Prescott Sheldon Bush mit der IG Farben und anderen Nazi-Konzernen; etwa, um Material für die Giftgas-Produktion zu liefern, das Deutschland in den erforderlichen Mengen anders nur schwieriger bekommen hätte.) Und das ist der Aufhänger schlechthin, um jeglichen(!) Einfluss in Europa zu rechtfertigen.
Von den USA geht also sicherlich nicht "alles" Böse dieser Welt aus. Aber der überwältigende Teil durchaus. Nachweislich. Denn es gibt, um nur ein Beispiel zu nennen, in der jüngeren Geschichte, also der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, keinen einzigen Putsch in sich entwickelnden Ländern, in dem die USA nicht ihre Finger im Spiel hatten.
Nicht immer militärisch. Oft auch einfach nur wirtschaftlich* und/oder geheimdienstlich. Und es gibt auch nur eine Hand voll Kriege, bei denen die USA nicht zumindest mitverdienen und dessen Ausgang beeinflussen (wollen).
*)
Ich empfehle dir hier das Buch "Bekenntnisse eines Economic Hit Man" ( https://www.amazon.de/Bekenntnisse-eine ... 3442159180 ) Darin schreibt ein Insider, was er im Auftrag von amerikanischen Großkonzernen, aber auch im Auftrag der US-Regierung selbst, unternahm, um, sagen wir höflich, "Türen zu öffnen, die bisher verschlossen waren".
All das kann man "Scheiße finden". Für all das kann man Nivellierungen und Pseudo-Rechtfertigungen im Sinne des naiv-infantilen "
Der aber auch ..." suchen. Doch "leugnen" oder auch nur so zu tun, als sei es alles nicht so, wie es tatsächlich nachweislicher Fakten ist, also den Kopf in den Sand zu stecken, um so behaupten zu können, dass nicht existiere, was man nicht sehe, ist infantil.
Denn ich möchte nur diesen einen Punkt wirklich mal erleben: Wie würde "der Westen" reagieren, wenn Russland in aller Offenheit über Jahrzehnte hinweg - noch dazu, sagen wir, mitten in Deutschland - einen unzweifelhaft völkerrechtswidrigen Knast betreiben und dort ganz offen foltern würde. Obendrein gestützt durch eine Variante des "Haague Invasion Act" (mittlerweile "Patriot Act" genannt), wonach sich Russland das Recht herausnehmen würde, notfalls militärische Aktionen zur Befreiung von vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagten Russen durchzuführen, ohne dass die UN dies als "Akt der Aggression" betrachten dürften. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man das ebenso handhaben würde, wie beim "Freund": "
Knast? Völkerrechtswidrig? Echt jetzt?! Und Folter? Nee, oder?! ... Ach was! Und wenn doch: Egal. Ist ja für was Gutes!" Anscheinend ist also das Messen mit zweierlei Maß - und damit das zutiefst unchristliche Verhalten jener, die sich so gern auf christlich-abendländische Kultur berufen - systemimmanent, doch keineswegs nicht zu erkennen.