Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

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Gruwe
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Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Gruwe »

Hallo,

in den letzten Tagen waren ja wieder häufiger die Tafel in den Medien. Damit geht ja immer einher, dass das Aufkommen der Tafel als ein Zeichen verkorkster Politik gesehen wird.
Ich habe mir hierzu mal einige Gedanken gemacht, ob dem tatsächlich so ist oder ob es eine "normale" Erscheinung reicher Nationen ist und ob die Politik theoretisch gesehen,
überhaupt die Möglichkeit hat, das Erscheinen einer Organisation wie der Tafel zu verhindern (abgesehen natürlich von einem gesetzlichen Verbot). Dies würde ich hier gerne mal diskutieren,
dazu meine einführenden Gedanken, damit ihr wisst, wo genau ich drauf hinaus will:

Im Zuge der öffentlichen Diskussion über die Tafel wird ja stets die Meinung vertreten, dass es ein "Armutszeugnis" für ein reiches Land wie Deutschland ist, dass etwas wie die Tafeln notwendig ist.
Nun denke ich mir, dass ein reiches Land ja erstmal Grundvoraussetzung dafür ist, dass eine Tafel entstehen kann. Denn schließlich ist Grundlage für die Tafel, dass Lebensmittel gespendet werden.
Nun ist es aus meiner Sicht logisch, dass die Bereitschaft Lebensmittel zu spenden mit dem Reichtum eines Landes korreliert. Denn entweder muss ein Nahrungsüberschuss vorliegen (der nicht verkauft wird,
aus welchen Gründen auch immer), damit gespendet werden kann. Weiterhin sind Menschen eher bereits zu spenden, je höher die eigenen zur Verfügung stehenden Mittel sind. Beides liegt somit in reichen
Ländern eher vor, als in armen. Ich weiß jetzt zwar nicht, wie verbreitet solche Organisationen in Dritte-Welt-Ländern (wohl kaum) bzw. Schwellenländern sind, aber ein kurzer Blick in die Wikipedia verrät,
dass es in so ziemlich allen Ländern der EU/Europa Tafeln gibt, auch in der "reichen" Schweiz und Co.! Insofern sehe ich es als trivial an, dass es nicht nur "schlechte Politik" ist, dass Tafeln in reichen Ländern
vorhanden sind, sondern sogar dort hauptsächlich vorkommen.

So, warum gehen Menschen zur Tafel? Nun, das Geld ist knapp und muss rationiert werden. Entweder reicht es unter rationalen Gesichtspunkten tatsächlich nicht aus, um sich zu versorgen ODER es wird
eben auf die kostenfreien Lebensmittel zurückgegriffen, um das Budget etwas zu entspannen und mehr Geld für andere Bedürfnisse zur Verfügung zu haben...oder eben eine Mischung aus beidem. Nun ist
es logisch, dass demzufolge die Menschen, die zur Tafel gehen am unteren Rand der Einkommensbandbreite leben, sprich es wird stets ein "Substitutionsverhalten" vorliegen, Geld das für Lebensmittel
vorgesehen ist, dadurch für andere Dinge freizubekommen, dadurch dass man eben kostenfreie Lebensmittel erhält.

Was kann die Politik dagegen tun?

Die naheliegende Lösung wäre wohl, die Bezugssätze in den Hilfeleistungen zu erhöhen, sprich ALG, etc. zu erhöhen. Nun stellt sich die Frage, ob es möglich ist, die monetären Sozialleistungen derart
zu erhöhen, dass dieses Ausweichverhalten KOMPLETT zum erliegen kommt, sprich die Leute nicht mehr zur Tafel gehen, um das Budget zu entspannen und somit Geld für andere Dinge freizubekommen?
Natürlich gibt es irgendwo einen Hilfesatz, der diese Eigenschaft erfüllt. Die wenigsten Arbeitnehmer, etc. dürften wohl zur Tafel gehen, und das nicht nur, weil sie es nicht dürfen (nicht anspruchsberechtigt),
sondern weil sie "genug" verdienen bzw. das Ausweichverhalten dadurch beschränkt wird, dass die psychologische Hürde als höher eingeschätzt wird, als die Möglichkeit, die Budget freizuschaffen.

Allerdings wird es politisch kaum möglich sein, die Hilfesätze derart hoch festzulegen, da dadurch die Einkommenslücke zu geringen Einkommen geringer wird und ab einem bestimmten Punkte wieder das Thema
aufkommt, dass sich Arbeit nicht lohnt, da die Hilfesätze zu hoch seien.

Insofern könnte man formulieren, dass eine Tafel nur dann in einem Land nicht erscheint, wenn der Geldbetrag, den man als als Transferleistung auszahlen müsste, höher ist als die Geldschwelle, zu der der Besuch der Tafel komplett zum Erliegen kommt UND geringer ist, als die Geldschwelle, ab der Diskussionen über einen zu geringen Einkommensabstand zwischen Transferleistungsbeziehern und den unteren Arbeitseinkommen aufkommen.

Man könnte nun annehmen, dass mit ansteigendem Reichtum und steigender Produktivität eines Landes, sich das Problem von selbst löst, da das benötigte Budget für Lebensmittel immer geringer wird und - bei gleichbleibenden Relationen zwischen Transferleistungen und Einkommen - auch einen immer kleineren Anteil, der Transferleistung bedarf. Hierdurch würde dann die Geldschwelle, ab der keine Tafel mehr in Anspruch genommen wird, absinken und sich das Problem im Laufe der Zeit von selbst lösen, die Tafel wären also nur eine vorübergehende Erscheinung im Lebenszyklus eines Landes.

Die Vergangenheit zeigt, dass dies wohl nicht so ist: Aufgrund der Tatsache, dass die Bevölkerung mit steigendem Einkommen auch absolut (Annahme: relativ gesehen konstant, evtl. leicht sinkend) bereit ist, mehr Geld für Lebensmittel (relativ zum Einkommen eben evtl. konstant) auszugeben. Da die Menschen ja nicht unbedingt quantitativ mehr Lebensmittel kaufen, sondern dieses Mehr stark in die Qualität fließt, verdrängen qualitativ hochwertigere Lebensmittel die "Standard-Lebensmittel" vom Markt, wie es etwa wohl mit Bio-Lebensmittel kommen wird bzw. kommen könnte (sprich: Wer weiß ob in 10 Jahren ausschließlich teurere Bio-Lebensmittel zum Verkauf stehen...oder was die Zukunft noch so bringen wird). Dies führt dazu, dass auch ärmere Leute angewiesen sind, teure Lebensmittel zu kaufen, da die konventionellen Lebensmittel eben vom Markt verdrängt wurden!

So, ich hoffe, dass ich meine Gedanken ansatzweise verständlich rüberbringen konnte...und bin auf eure Meinungen zu meiner Ansicht gespannt! Sind die Tafeln also durch Politik zu vermeiden?
Polibu

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

Ich kenne die Tafel als neue Erscheinung. So lange gibt es die doch noch gar nicht. Die Frage ist also warum man sie früher nicht benötigte und warum man sie heute benötigt?
Ger9374

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Ger9374 »

Nicht pauschal mit armut zu erklären.
Wäre interessant welche Menschen diese Tafeln in anspruch nehmen. Ich denke das es viele neu eingewanderte sind die das Tafel image nicht stört, und die Lebensmittel gerne mitnehmen.
Dann etliche Deutsche kleinstrentner.Die trotz scham keine andere Wahl haben.Erstaunlich das bis anfang der neunziger jahre mir die Tafeln nichts sagten. Erst später .
Boracay
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Boracay »

Ger9374 hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:43)

Nicht pauschal mit armut zu erklären.
Wäre interessant welche Menschen diese Tafeln in anspruch nehmen. Ich denke das es viele neu eingewanderte sind die das Tafel image nicht stört, und die Lebensmittel gerne mitnehmen.
Dann etliche Deutsche kleinstrentner.Die trotz scham keine andere Wahl haben.Erstaunlich das bis anfang der neunziger jahre mir die Tafeln nichts sagten. Erst später .
Die Tafeln gibt es erst seit 1993, in der Masse erst seit 2005. Vor der Einführung von Hartz 4 gab es ja meist deutlich weniger Sozialhilfe als heute Hartz 4, trotzdem ist keiner verhungert. Ist irgendwann halt eine Mode-Erscheinung geworden, nötig hat es kein einziger der "Kunden".
Nun ist
es logisch, dass demzufolge die Menschen, die zur Tafel gehen am unteren Rand der Einkommensbandbreite leben, sprich es wird stets ein "Substitutionsverhalten" vorliegen, Geld das für Lebensmittel
vorgesehen ist, dadurch für andere Dinge freizubekommen, dadurch dass man eben kostenfreie Lebensmittel erhält.
Um Überhaupt bei den Tafeln "einkaufen" zu können musst du dein Bedürfnis nachweisen. So können auch nur "arme" dort hin gehen. Ansonsten würde da auch so mancher Gutverdiener "einkaufen" zum Beispiel ich.

Für die Gesundheit der "Betroffenen" haben die Tafeln einen negativen Effekt, da das gesparte Geld meist in Kippen, Bier oder Auslandsüberweisungen fliest.
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3x schwarzer Kater
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:34)

Ich kenne die Tafel als neue Erscheinung. So lange gibt es die doch noch gar nicht. Die Frage ist also warum man sie früher nicht benötigte und warum man sie heute benötigt?
Was ist neu? Die Tafel gibt es in Deutschland seit 25 Jahren in Frankreich z.B. schon länger. Und man benötigt sie hier auch nicht. Natürlich kann man die ganzen Lebensmittel auch wegschmeißen.
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Orbiter1
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Orbiter1 »

Die Tafeln konnten doch nur entstehen weil es Lebensmittel gab die sonst im Abfall gelandet wären. Start war vor 25 Jahren in Berlin. Die Dame die damit begonnen hat wurde ja in den letzten Tagen mehrfach interviewt. Soweit ich die technische Entwicklung mitbekomme (Künstliche Intelligenz, usw.) dürfte die Menge der Lebensmittel die täglich unverkauft entsorgt werden müssen deutlich abnehmen. Damit dürfte den Tafeln mehr und mehr die Grundlage entzogen werden und der Staat muß sich dieser Aufgabe annehmen.
Polibu

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:59)

Was ist neu? Die Tafel gibt es in Deutschland seit 25 Jahren in Frankreich z.B. schon länger. Und man benötigt sie hier auch nicht. Natürlich kann man die ganzen Lebensmittel auch wegschmeißen.
Die BRD besteht aber nicht erst seit 25 Jahren.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Boracay »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:01)

Die BRD besteht aber nicht erst seit 25 Jahren.
Es gibt auch nicht die tafeln in der Breite seit 25 Jahren sondern eher seit 12 Jahren.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

Boracay hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:03)

Es gibt auch nicht die tafeln in der Breite seit 25 Jahren sondern eher seit 12 Jahren.
Hat nicht zufällig was mit den Reformen von Schröder zu tun?
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:01)

Die BRD besteht aber nicht erst seit 25 Jahren.
Und stell dir vor. Die Welt gibt's noch viel länger.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:05)

Und stell dir vor. Die Welt gibt's noch viel länger.
Dann kannst du mir vielleicht jetzt die Frage beantworten warum man früher die Tafeln nicht benötigte und warum sie heute benötigt werden?
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:06)

Dann kannst du mir vielleicht jetzt die Frage beantworten warum man früher die Tafeln nicht benötigte und warum sie heute benötigt werden?
Warum sollte man sie heute benötigen? Man benötigt sie heute genau so wenig wie vor 25 Jahren.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:09)

Warum sollte man sie heute benötigen? Man benötigt sie heute genau so wenig wie vor 25 Jahren.
Ah ja. Die Leuten stellen sich also aus lauter Langeweile in die Schlange. :)
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:10)

Ah ja. Die Leuten stellen sich also aus lauter Langeweile in die Schlange. :)
nö, es ist billig und dient der Budgetoptimierung. Du fragst ja auch nicht, warum man vor 25 noch kein Handy oder einen PC benötigt hat
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:11)

nö, es ist billig und dient der Budgetoptimierung. Du fragst ja auch nicht, warum man vor 25 noch kein Handy oder einen PC benötigt hat
Dann sind die also alle gar nicht bedürftig? Sind alles nur Geizhälse, die ihre eigene Kohle nicht für Lebensmittel ausgeben wollen. So habe ich das natürlich noch nicht betrachtet.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:14)

Dann sind die also alle gar nicht bedürftig? .
Doch, sie müssen das natürlich sein um gute Lebensmittel zum Spottpreis zu bekommen, die du nicht mehr haben willst, weil das MHD abgelaufen ist.
Notwendig ist das nicht. Es dient lediglich der Budgetoptimierung.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Quatschki »

Offiziell werden die Tafeln nicht benötigt.
Die HartzIV-Sätze sind angeblich so kalkuliert, dass man davon genug zu Essen bekommt.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Adam Smith »

Gruwe hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:28)

So, warum gehen Menschen zur Tafel?
Warum wohnen manche Menschen auf der Straße, wieso sammeln manche Menschen Flachen? Das könnte man genauso gut fragen. Bei der Tafel könnte es auch der soziale Kontakt sein. Das ist aber nur eine Vermutung von mir, weil ich noch nie selber eine Tafel besucht habe.

Hier mal Köln:
Voraussetzung für die Abgabe von Lebensmitteln ist der Nachweis der Bedürftigkeit in Form eines Hartz IV- oder Rentenbescheids sowie die Vorlage des Personalausweises. Auf dieser Karte finden Sie die Stadtteile Kölns. Wenn Sie diese anklicken, führt das zur Liste mit den jeweiligen Informationen der Ausgabestellen.
http://koelner-tafel.de/index.php?id=26
Das ist Kapitalismus:

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Orbiter1
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Orbiter1 »

Quatschki hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:18)

Offiziell werden die Tafeln nicht benötigt.
Die HartzIV-Sätze sind angeblich so kalkuliert, dass man davon genug zu Essen bekommt.
Dafür reicht es auch. Ist ja schon mehrfach überprüft worden. Aber es reicht natürlich nicht wenn man noch eine größere Smartphonerechnung hat, mehr raucht als vorgesehen .... oder noch Verwandschaft im Ausland versorgen will. Ist doch klar dass man sich dann bei den Tafeln versorgen lässt.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

Quatschki hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:18)

Offiziell werden die Tafeln nicht benötigt.
Die HartzIV-Sätze sind angeblich so kalkuliert, dass man davon genug zu Essen bekommt.
Dann könnte man den Leuten, die zur Tafel gehen, ja die Bezüge kürzen. :)
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:31)

Dann könnte man den Leuten, die zur Tafel gehen, ja die Bezüge kürzen. :)
Das entspräche nicht der aktuellen Rechtslage.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:39)

Das entspräche nicht der aktuellen Rechtslage.
Kommt doch drauf an wie viel sie dadurch einsparen. Wie viel darf man sich den als Hartz4ler dazu verdienen, ohne dass die Bezüge gekürzt werden?
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:41)

Kommt doch drauf an wie viel sie dadurch einsparen.
Nö, die Höhe von H4 ist ja genau definiert. Es enspricht dem Bedarf des unteren Quintels der arbeitenden Bevölkerung, die keine zusätzliche Hilfen durch den Staat benötigt. Die können auch nicht bei der Tafel einkaufen.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von jack000 »

Boracay hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:55)

Die Tafeln gibt es erst seit 1993, in der Masse erst seit 2005. Vor der Einführung von Hartz 4 gab es ja meist deutlich weniger Sozialhilfe als heute Hartz 4, trotzdem ist keiner verhungert. Ist irgendwann halt eine Mode-Erscheinung geworden, nötig hat es kein einziger der "Kunden".
"Nötig" ist da relativ. Wenn es tatsächlich nötig wäre, wäre H4 falsch berechnet. Es ist aber die Kombination aus wenig Geld und viel Zeit sowie dem Wunsch soviel wie möglich aus seinem Dasein herauszuholen das man zur Tafel geht.
=> Wenn ich H4-Empfänger wäre würde ich auch dort hin gehen, das ist völlig nachvollziehbar und legitim (Denn wozu brauchbare Lebensmittel wegschmeißen? Das MHD ist auch für mich schon lange kein Grund mehr Lebensmittel wegzuschmeißen.
Um Überhaupt bei den Tafeln "einkaufen" zu können musst du dein Bedürfnis nachweisen. So können auch nur "arme" dort hin gehen. Ansonsten würde da auch so mancher Gutverdiener "einkaufen" zum Beispiel ich.
Deswegen ist der Nachweis der Bedürftigkeit auch richtig und wichtig. Man sieht es an der eigentlich guten Idee Pfandflaschen an sogenannten Pfandringen außerhalb der Mülleimer anbringen zu können aber dann grabschten sich diese Pfandflaschen auch solche die gar nicht bedürftig sind.
=> Eine Schande sondergleichen aber in der Tat war/ist der Mülleimer der "Schutzraum" für diejenigen die wirklich in der Not sind Flaschen zu sammeln (i.d.R. Rentner deren Rente nicht ausreicht und die sich schämen die Grundsicherung zu beantragen).
Für die Gesundheit der "Betroffenen" haben die Tafeln einen negativen Effekt, da das gesparte Geld meist in Kippen, Bier oder Auslandsüberweisungen fliest.
=> Das kann durchaus sein, aber ein jeder kann selbst entscheiden für was er sein Geld ausgibt. Wenn das halt jeden Tag ein Döner für 3,50€ und eine Flasche Schnaps von Aldi für 5,99€ ist (Den meisten Rest lässt man dan halt weg) lässt sich so auch ein Alkoholikerdasein finanzieren ... allerdings kein anzustrebender Lebensentwurf ... Einen Grund neidisch darauf zu sein sehe ich nicht!
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
Polibu

Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Polibu »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:47)

Nö, die Höhe von H4 ist ja genau definiert. Es enspricht dem Bedarf des unteren Quintels der arbeitenden Bevölkerung, die keine zusätzliche Hilfen durch den Staat benötigt. Die können auch nicht bei der Tafel einkaufen.
Eben. Die Höhe ist definiert und Zusatzeinkommen ist nur bis zu einem gewissen Betrag erlaubt. Wird dieser Betrag überschritten, dann werden die Bezüge gekürzt. Und wenn jemand durch die Tafel soviel einspart, dass dieser Betrag überschritten wird, dann könnte man ja die Bezüge kürzen. Du sagst ja die Leute bekommen genug Geld. Im Grunde sind die Tafeln nicht nötig sagst du ja.
Zuletzt geändert von Polibu am So 25. Feb 2018, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Misterfritz »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:41)

Kommt doch drauf an wie viel sie dadurch einsparen. Wie viel darf man sich den als Hartz4ler dazu verdienen, ohne dass die Bezüge gekürzt werden?
165,00€ monatlich - das wird als Aufwandsentschädigung gewertet, um zum Arbeitsplatz zu kommen und so.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Misterfritz »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 19:02)

Eben. Die Höhe ist definiert und Zusatzeinkommen ist nur bis zu einem gewissen Betrag erlaubt. Wird dieser Betrag überschritten, dann werden die Bezüge gekürzt. Und wenn jemand durch die Tafel soviel einspart, dass dieser Betrag überschritten wird, dann könnte man ja die Bezüge kürzen. Du sagst ja die Leute bekommen genug Geld. Im Grunde sind die Tafeln nicht nötig sagst du ja.
Das ist aber der falsche Ansatz, wer was für wie viel Geld einkauft, das bleibt jedem selbst überlassen - auch Hartz4-lern.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 19:02)

Eben. Die Höhe ist definiert und Zusatzeinkommen ist nur bis zu einem gewissen Betrag erlaubt. Wird dieser Betrag überschritten, dann werden die Bezüge gekürzt. Und wenn jemand durch die Tafel soviel einspart, dass dieser Betrag überschritten wird, dann könnte man ja die Bezüge kürzen. Du sagst ja die Leute bekommen genug Geld. Im Grunde sind die Tafeln nicht nötig sagst du ja.
Warum? Es wird ja niemand gezwungen in der Tafel einzukaufen. Das dient letztendlich nur der Budgetoptimierung. Man kürzt ja auch nicht H4 nur weil sich jemand auf dem Balkon selber Gemüse anbaut oder nur weil er beschließt von altem Brot und Wasser zu leben.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Ger9374 »

Wer zu den Tafeln geht ,muss es oder will es.
Wer es muss tut mir leid.
Wer es will sollte das mal selbst hinterfragen!
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Sorgenking »

Ger9374 hat geschrieben:(25 Feb 2018, 19:17)

Wer zu den Tafeln geht ,muss es oder will es.
Wer es muss tut mir leid.
Wer es will sollte das mal selbst hinterfragen!
Das es Leute gibt die dahin müssen ist wirklich ein ARmutszeugnis für ein Land wie Deutschland.
Allerdings finde ich auch daran nix schlimmes, wenn jemand dahin will, ist schließlich besser als die Lebensmittel wegzuschmeißen.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Adam Smith »

Ger9374 hat geschrieben:(25 Feb 2018, 19:17)
Wer es will sollte das mal selbst hinterfragen!
Es könnte bei älteren Menschen auch der soziale Kontakt sein. Hier trifft man sich ja auf jeden Fall.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Milady de Winter »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:34)

Ich kenne die Tafel als neue Erscheinung. So lange gibt es die doch noch gar nicht. Die Frage ist also warum man sie früher nicht benötigte und warum man sie heute benötigt?
Ich kehre die Frage mal um: woher weiß man, dass man sie früher nicht auch schon benötigt hätte? Es gab sie nur nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch früher viele Bedürftige auf dieses Angebot zurückgegriffen hätten, hätte es die Tafeln oder ähnliche Einrichtungen gegeben.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Mich hatte das Thema "Tafeln" auch innerlich aufgewühlt; insbesondere, nachdem es einer Tafel als Notmaßnahme sinnvoll erschien, in den nächsten Wochen nur noch Neumitglieder mit deutschem Paß an zu nehmen, weil die deutschen Bedürftigen in letzter Zeit zu einer Minderheit von 25% geschrumpft waren.

Auch ist mir inzwischen nicht mehr klar, wie weit öffentliche Tafeln von ehrenamtlich betriebenen gemeinnützigen Vereinen angeboten werden, und wie weit dort auch öffentlich staatliche Funktionen mitwirken. Ich war einmal von bürgerschaftlichem Einsatz gemeinnütziger Vereine ausgegangen.

Das Entstehen von Tafeln habe ich ganz anders im Blick: Unsere Vermarktungsverfahren für Lebensmittel haben zum Ergebnis, daß mehr Nahrungsmittel zum Verkauf vorgehalten werden, als bis zum Verfall ihrer Genußfähigkeit verkauft werden können. Der Kunde würde bei leeren Verkaufsregalen den Weg zum Wettbewerber suchen und vielleicht künftig gleich dort einkaufen.

Da aber nicht mehr genußfähige Nahrung durch ein Verfallsdatum zu erkennen sein muß, das mit genügend Abstand zum endgültigen Verfall mit Gesundheitsgefährdung der Verbraucher ausgelegt ist, werden große Mengen von in diesem Sinne nicht mehr verkehrsfähiger Waren als Abfall enden. Der Überfluß an Waren allein kann also nicht als wesentlicher Grund für die Möglichkeit, Tafeln zu betreiben, herangezogen werden. Dafür sind eher unsere Vermarktungsverfahren und der Wettbewerb im Handel verantwortlich zu machen... die ihrerseits sicher vom Überfluß getrieben werden.

Jetzt muß man nachforschen, wie Tafeln überhaupt entstanden sind. Die nicht mehr verkehrsfähige Ware wurde aus den Regalen entsorgt, nachdem sie auch mit Hilfe von Sonderangeboten nicht noch kurz vor dem Verfallsdatum zu Geld gemacht werden konnte. Der Anbieter gerät auch in die Klemme, daß preisbewußte Kunden ihren Kurzzeitbedarf dann mit Sonderangeboten decken und die "reguläre Ware" in den Regalen auf ihr Verfallsdatum "wartet". Also werden diese Waren meist rechtzeitig aus dem Verkaufsraum entfernt. Sie gelangen in große Abfallbehälter, die öffentlich zugänglich sind, weil verschlossener Lagerraum für Neuware benötigt wird.

Aus diesen Abfallbehältern bedienten sich sehr bald Leute, die dieses Warenverteilungsverfahren durchschaut hatten, und die sich damit weitgehend zum Nulltarif versorgen konnten. Studenten, rüstige Rentner, plietsche Empfänger von Sozialhilfe, die so zur Selbsthilfe griffen. Das ließ gewinnsüchtigen Handelsleuten keine Ruhe... und sie machten die betriebsbedingten Abfälle durch reichlich ausgestreute Desinfektionsmittel unbrauchbar. Was wiederum die Nutznießer dieser Abfallwirtschaft erboste und erbosen mußte: Noch brauchbare Ware aus Gewinnsucht vernichten!

Vermutlich schlug danach die Stunde der gemeinnützigen Tafeln. Die aktiveren Selbstversorger machten aus ihrer günstigen Versorgungsmöglichkeit eine Wohltätigkeitsveranstaltung, die mit dem Handel eine Art Abkommen schließen konnte, daß nicht mehr verkaufsfähige Ware nicht mehr vernichtet werden sollte, sondern nun einen geordneten Weg zum bedürftigen Endverbraucher finden sollte. Die Unternehmen, die von der Vernichtung ihres betriebsbedingten Abfalls nicht absehen wollten, bekamen dann über Leserbriefe und eifrige Journalisten eine ganz schlechte Presse... ganz schlecht als Werbung um zahlende Kunden zu nutzen! Dieser "Vertriebsweg" war damit gesetzt.

Bis jetzt war diese Entwicklung eine allein von Mitbürgern ehrenamtlich getragene Angelegenheit. Nun kommt aber die Frage nach "Verkaufsflächen" ins Spiel. Da konnten Kommunen sich nicht gut verweigern; irgendwie gab es irgendwann Räume, wo die Ware für "kleines Geld" (Miete?)oder zum Nulltarif (öffentlicher Raum) angeboten werden konnte. Und irgendwann sah man dann den zittrigen Greis, dem schon die Zubereitung von Mahlzeiten schwer fiel, und man bereitete aus der Ware gut genießbare Gerichte vor, die wiederum ehrenamtlich hergestellt und angeboten wurden. Beim Verzehr wird auch eine gewisse Geselligkeit entstehen, also eine Möglichkeit der häuslichen Einsamkeit zu entfliehen. Man kennt sich und man redet miteinander über Gott und die Welt beim Warten und beim Essen.

Vermutlich muß nun auch der Blick auf den ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Einsatz gerichtet werden. Waren das zu Beginn der Möglichkeit, zum Nulltarif an noch brauchbare Nahrung zu gelangen, Studenten und einige rüstige Rentner, so dürfte nun der Einsatz in den Tafeln schon auf gesetzte Wohltätigkeitsvereine übergegangen sein. So etwas will schließlich zweckmäßig organisiert werden, mitsamt der zugehörigen Logistik. Aber immerhin ehrenamtlich und wohltätig.

Die Welt hätte also so weit in Ordnung sein können, wenn nicht die Punkte "Trittbrettfahrer" und "Geselligkeit" ins Spiel gekommen wären. Da versorgten sich eben Leute aus Tafeln, die das vom Geldbeutel her überhaupt nicht nötig hatten, die Geselligkeit zu geringstmöglichen Kosten suchten. Und dabei vielleicht auch noch ein Gefühl von solidarischer Verbundenheit mit ihren Tischgenossen pflegen konnten. Ich vermute, daß deshalb der neu entstandene Mangel durch Bezugsscheine für wirklich Bedürftige verwaltet wurde.

Das wäre unsere derzeitige Lage, wenn nicht die massenhafte Zuwanderung bedürftiger Menschen "über uns gekommen" wäre. Die hatten und haben natürlich auch Anspruch auf wohltätige Behandlung, treten aber durch ihre Unterbringung in lagerähnlichen Unterkünften örtlich sehr zahlreich in Erscheinung. Und so setzt selbst mit dem Ausweis der Bedürftigkeit ein Wettkampf um die Waren und Dienste der Tafeln ein. Ich gehe davon aus, daß den Zuwanderern der gemeinnützige Charakter der Verteilung gar nicht bewußt ist... daß sie also diese Tafeln für ein Element staatlicher Fürsorge halten, die leider nicht den Anforderungen gerecht wird. Entsprechend kocht der Ärger über staatliches Versagen hoch... und trifft Leute, die ihre Freizeit mit wohltätiger Arbeit ausfüllen. In deren Gefühle kann man sich vor diesem Hintergrund wohl leicht hinein denken.

Der zittrige Greis, die ledige Mutter... sie alle können in diesem auch körperlichen Wettkampf in Warteschlangen nur verlieren. So berichten es die nach allen Regeln der Kunst allein gelassenen Wohltäter. Also werden Nachweise der Bedürftigkeit und Zulassung zur Tafel nicht allein von der Bedürftigkeit abhängig gemacht, sondern eben auch vor der Zugehörigkeit zum alteingesessenen Volk.

Und nun setzt das wirkliche Bubenstück an: Alle denkbaren öffentlichen Vereinigungen und politischen Kräfte überschlagen sich in Empörung über diese Form der Fremdenfeindlichkeit. Niemand hätte die berufsmäßig Empörten gehindert, selbst solche Tafeln zu betreiben und dort so zu verfahren, wie sie es nun einfordern. Ihr einziger Beitrag zum Vorhandensein der Tafeln war höchstwahrscheinlich, daß sie nicht die Polizei mit deren Schließung (Hygienevorschriften, fehlende öffentliche Toiletten sind dazu ein gutes Mittel!) beauftragt hatten. Und vielleicht auch noch die Öffnung ansonsten ungenutzter Räume und Flächen für die Unterbringung der Tafeln nicht verhindert hatten.

Wie schon in vielen anderen Fällen, etwa bei der Bekämpfung des Terrors, der Kleinkriminalität und der Integration von Flüchtlingen, der Abwehr von Zuwanderung in unsere Sozialsysteme, zeigt sich auch in dieser heiklen Frage des Zugangs zu Tafeln das bewußte Wegschauen des Staates und das dann übereifrige Gezeter derer, die erst dann etwas merken, wenn die Flammen aus dem Dach schlagen, welches der oben genannten Felder auch immer es in den Empörungsbereich der Öffentlichkeit schafft. Die berühmte Sau, die durch das Dorf getrieben wird, bis eine andere arme Sau dafür herhalten muß.

Trotzdem und nach alledem: Wir sollten unsere Hochachtung den vielen ehrenamtlichen Kräften im Lande nicht versagen, die unser gesellschaftliches Leben insgesamt erträglicher machen. In diesem Sinne: Herzlichen Dank unseren Wohltätern!
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(25 Feb 2018, 19:42)

Mich hatte das Thema "Tafeln" auch innerlich aufgewühlt; insbesondere, nachdem es einer Tafel als Notmaßnahme sinnvoll erschien, in den nächsten Wochen nur noch Neumitglieder mit deutschem Paß an zu nehmen, weil die deutschen Bedürftigen in letzter Zeit zu einer Minderheit von 25% geschrumpft waren.
Das Problem dabei war aber doch nicht der Anteil der Ausländer (75%) sondern deren Verhalten.

"Der Vorsitzende Sartor sagte der WAZ: "Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt." In den vergangenen zwei Jahren hätten sich gerade ältere Tafel-Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, bei denen er teilweise auch "mangelnden Respekt gegenüber Frauen" beobachtet habe. "Wenn wir morgens die Tür aufgeschlossen haben, gab es Geschubse und Gedrängel ohne Rücksicht auf die Oma in der Schlange", sagte Sartor der Zeitung."
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Feb 2018, 19:58)

Das Problem dabei war aber doch nicht der Anteil der Ausländer (75%) sondern deren Verhalten.

"Der Vorsitzende Sartor sagte der WAZ: "Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt." In den vergangenen zwei Jahren hätten sich gerade ältere Tafel-Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, bei denen er teilweise auch "mangelnden Respekt gegenüber Frauen" beobachtet habe. "Wenn wir morgens die Tür aufgeschlossen haben, gab es Geschubse und Gedrängel ohne Rücksicht auf die Oma in der Schlange", sagte Sartor der Zeitung."
Ja, wenn Sie meinen doch recht lang geratenen Beitrag durchlesen, dann finden Sie gegen Ende des Beitrags etwas weniger feindselige Anmerkungen auch zu diesem Thema. Ich rate davon ab, aus einem sozialen Thema eine fremdenfeindliche Streitschrift zu machen... so wie ich auch davon abgeraten habe, sich in die Empörungsfront der Berufsempörten ein zu reihen.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(25 Feb 2018, 20:08)

Ich rate davon ab, aus einem sozialen Thema eine fremdenfeindliche Streitschrift zu machen...
Vielleicht sollten sie mal nachlesen wer in diesem Thread mit seinem Posting eine fremdenfeindliche Komponente reingebracht hat. Was die soziale Komponente betrifft sind die Tafeln gut gemeint, also das Gegeneil von gut. Sie nehmen Druck vom Staat Armut gezielt zu bekämpfen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen.
Zuletzt geändert von Orbiter1 am So 25. Feb 2018, 20:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Odin1506 »

Vor den Tafeln gab es die Suppenküchen.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Feb 2018, 20:51)

Vielleicht solltest du mal nachlesen wer in diesem Thread mit seinem Posting eine fremdenfeindliche Komponente reingebracht hat. Was die soziale Komponente betrifft sind die Tafeln gut gemeint, also das Gegeneil von gut. Sie nehmen Druck vom Staat Armut gezielt zu bekämpfen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen.
Das alles kann man so sehen. Ich folge in diesen Dingen eher der Linie von Wilhelm Busch:

  • "Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es!"
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Odin1506 hat geschrieben:(25 Feb 2018, 20:54)

Vor den Tafeln gab es die Suppenküchen.
Ich meine, daß es die immer noch gibt... Bahnhofsmission, kirchliche Einrichtungen. Aber die arbeiten auf anderer Grundlage. Spenden und Einkauf... im Dauerbetrieb ist so etwas auch nicht ehrenamtlich wuppen.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Odin1506 »

H2O hat geschrieben:(25 Feb 2018, 20:57)

Ich meine, daß es die immer noch gibt... Bahnhofsmission, kirchliche Einrichtungen. Aber die arbeiten auf anderer Grundlage. Spenden und Einkauf... im Dauerbetrieb ist so etwas auch nicht ehrenamtlich wuppen.
Da hast du recht, aber die Suppenküchen gab es schon lange vor den Tafeln, und die Tafeln sind sind heute bekannter als die Suppenküchen.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Quatschki »

Polibu hat geschrieben:(25 Feb 2018, 18:31)

Dann könnte man den Leuten, die zur Tafel gehen, ja die Bezüge kürzen. :)
Warum?
Andere sammeln Altpapier, Pfandflaschen oder Schrott. Oder gehen Containern?
Es reicht doch, festzustellen, dass Tafeln nicht nötig sind, dass sie aber Dank mildtätiger Spender armen Menschen helfen, Geld zu sparen für Dinge, die von Hartz für sie nicht vorgesehen ist.
Oder dass Flüchtilanten von dem Geld, das sie für Essenkauf sparen, ihre Schlepperkosten abstottern können...
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Odin1506 hat geschrieben:(25 Feb 2018, 21:02)

Da hast du recht, aber die Suppenküchen gab es schon lange vor den Tafeln, und die Tafeln sind sind heute bekannter als die Suppenküchen.
Ich vermute, daß der Bekanntheitsgrad dieser Einrichtungen mit ihrer Entstehungsgeschichte zu tun hat, und natürlich auch mit ihrer schieren Anzahl.

Die Suppenküchen waren höchstwahrscheinlich Einrichtungen gestandener Organisationen, also der "Sozialabteilungen" von Kirchen und Vereinigungen wie Arbeiter-Samariter-Bund, Rotes Kreuz, die dem wahren Elend nach Kriegen und Revolutionen nicht untätig den Lauf lassen wollten. Also insgesamt hochherzige und wohl auch elitäre Entscheidungen.

Die Tafeln sind vermutlich so entstanden, wie ich das in meinem langen Leben beobachtet habe. Also doch mehr "Graswurzelbewegung" und "Selbsthilfebewegung". Natürlich wird es dann auch Seiteneinsteiger geben, die dieses Bild im Laufe der Zeit verändern.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben:(25 Feb 2018, 21:18)

Ich vermute, daß der Bekanntheitsgrad dieser Einrichtungen mit ihrer Entstehungsgeschichte zu tun hat, und natürlich auch mit ihrer schieren Anzahl.
Ich würde eher darauf tippen, dass es zu Zeiten von Suppenküchen kein Internet gab und es deshalb auch keine Verbreitung solcher Nachrichten über regionale Grenzen hinweg gegeben hat. ;)
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Feb 2018, 21:59)

Ich würde eher darauf tippen, dass es zu Zeiten von Suppenküchen kein Internet gab und es deshalb auch keine Verbreitung solcher Nachrichten über regionale Grenzen hinweg gegeben hat. ;)
Das ist sicher so; aber die Suppenküchen hatten natürlich 70 Jahre Vorlauf; die Angabe ist aber ohne Gewähr! Schlaffe Schätzung: Suppenküchen gibt es seit dem 18. Jahrhundert als weltliches Gegenstück zur "Armenspeisung" in Klöstern. (wiki weiß alles!)
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Dampflok94 »

Boracay hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:55)

Die Tafeln gibt es erst seit 1993, in der Masse erst seit 2005. Vor der Einführung von Hartz 4 gab es ja meist deutlich weniger Sozialhilfe als heute Hartz 4, trotzdem ist keiner verhungert. Ist irgendwann halt eine Mode-Erscheinung geworden, nötig hat es kein einziger der "Kunden".
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Dampflok94 hat geschrieben:(26 Feb 2018, 14:49)

Nötig haben ist relativ. Fasten soll ja manchmal ganz gesund sein. :(
Mal objektiv betrachtet. H4 richtet sich gesellschaftlich gesehen nach dem Bedarf, den das unterste Quantil der Bevölkerung hat, die ohne irgendwelche sozialen Hilfen um die Runde kommt. Dahingehend berechnet sich die Geldleistung. Zugegebenermaßen muss man dann doch Anmerken, dass übermäßiger Alkoholkonsum oder Zigarettenkonsum (des unteren Quantils) herausgerechnet werden können. Gleichzeitig muss man allerdings anmerken, dass H4-Empfänger ja grundsätzlich mal günstig Lebensmittel in der Tafel besorgen können. Der Vergleichsgruppe (also dem unterem Quantil das keine keine Hilfen bekommt) ist diese Möglichkeit verwehrt.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Watchful_Eye »

Trittbrettfahrer hin oder her, aber an der Berechtigung der Tafel an sich sollte meines Erachtens kein Zweifel bestehen. Und Lebensmittelverschwendung ist nun wirklich ein Klassiker der Probleme unserer Gesellschaft. Andernfalls im Abfall gelandete Produkte bedürftigen Menschen anzubieten ist ein durchweg unterstützenswertes und lobenswertes Konzept, selbst wenn da vielleicht auch ein paar Leute hingehen, die es nicht nötig haben. Ich halte es alleine schon vom Nachhaltigkeitsgedanken her für sinnvoll, dass irgendwer diese Lebensmittel isst.

Ich seh da echt nicht den großen Haken. Eine private Organisation setzt sich erfolgreich gegen Armut ein bzw. federt die in einigen Städten sehr harsche soziale Situation ab. Ist doch super, wenn das weitgehend auch ohne Staat funktioniert. Das Argument, dass der Staat dadurch zu wenig gegen Armut tut, ist für mich nicht nachvollziehbar. Selbstverständlich ist das eine Zusatzleistung, die den Staat nicht aus der Verantwortung nimmt. Wenn das der Fall ist, sind daran nicht die Tafeln schuld. Die tragen ihren Teil bei.

Und laut Wikipedia wird die Bedürftigkeit durchaus kontrolliert - wenn also die falschen profitieren, müssen eben die Maßstäbe, ab wann jemand als "bedürftig" gilt, entsprechend angepasst werden.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Excellero »

Ich sehe nicht weshalb man die Tafeln vermeiden sollte. Neben dem sozialen Aspekt sorgen die doch dafür, daß Lebensmittel noch an den Mann gebracht werden, die sonst weggeworfen würden. Das ist in vielerlei Hinsicht doch positiv.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Watchful_Eye hat geschrieben:(26 Feb 2018, 15:57)

Trittbrettfahrer hin oder her, aber an der Berechtigung der Tafel an sich sollte meines Erachtens kein Zweifel bestehen. Und Lebensmittelverschwendung ist nun wirklich ein Klassiker der Probleme unserer Gesellschaft. Andernfalls im Abfall gelandete Produkte bedürftigen Menschen anzubieten ist ein durchweg unterstützenswertes und lobenswertes Konzept, selbst wenn da vielleicht auch ein paar Leute hingehen, die es nicht nötig haben. Ich halte es alleine schon vom Nachhaltigkeitsgedanken her für sinnvoll, dass irgendwer diese Lebensmittel isst.

Ich seh da echt nicht den großen Haken. Eine private Organisation setzt sich erfolgreich gegen Armut ein bzw. federt die in einigen Städten sehr harsche soziale Situation ab. Ist doch super, wenn das weitgehend auch ohne Staat funktioniert. Das Argument, dass der Staat dadurch zu wenig gegen Armut tut, ist für mich nicht nachvollziehbar. Selbstverständlich ist das eine Zusatzleistung, die den Staat nicht aus der Verantwortung nimmt. Wenn das der Fall ist, sind daran nicht die Tafeln schuld. Die tragen ihren Teil bei.

Und laut Wikipedia wird die Bedürftigkeit durchaus kontrolliert - wenn also die falschen profitieren, müssen eben die Maßstäbe, ab wann jemand als "bedürftig" gilt, entsprechend angepasst werden.
Eben und das ist genau der Punkt. Letztendlich profitieren nur Bedürftige davon. Auf die Höhe des Transfereinkommens hat das keine Auswirkung.
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Re: Die Tafel - Eine unvermeidbare Erscheinung?

Beitrag von Rob Schuberth »

Gruwe hat geschrieben:(25 Feb 2018, 17:28)

Hallo,

So, ich hoffe, dass ich meine Gedanken ansatzweise verständlich rüberbringen konnte...und bin auf eure Meinungen zu meiner Ansicht gespannt! Sind die Tafeln also durch Politik zu vermeiden?
Habe mir erlaubt die ellenlange Einleitung wegzukürzen und nur die Frage stehen zu lassen.

Am Bsp. der Tafeln u. insbesondere der aktuellen Maßnahme einer Tafel in Essen, den Zulauf weiterer Flüchtlinge - zum Vorteil armer Deutscher - zu unterbinden, zeigen sich m. E. zweierlei.

1. Frechheit u. Dreistigkeit nehmen zu und obsiegen.
Welche Gruppen v. Menschen damit gemeint sind kann sich jeder denken.
Kleiner Tipp: Es sind bestimmt nicht unsere Rentner, die wg. ihrer kleinen Rente zur Tafel gehen, bzw. gingen.

2. Eine zunehmende Ent-Solidarisierung der Gesellschaft.
Klingt paradox, da ja Tafeln Hilfsprojekte sind, aber sie "kitten" eben nur, wo der gesellschaftliche Kitt verloren gegangen ist.

Politik (ich spreche lieber von Politikern, um das Abstrakte gegen den pers. Bezug zu ersetzen) haben also eigtl. den Auftrag zu schauen, warum muss es Tafeln geben, anstatt diese als angenehme Entlastung ihrer Haushalte gern anzunehmen (und wohl auch einzuplanen). Primär betrifft das die Kommunen.

Politiker u. Kommunen haben ergo kein, oder zumindest kaum, ein Int. daran die Tafeln abzuschaffen.

Der Aufnahme-Stop in Essen könnte endlich ein Weckruf sein und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der zunehmenden Armut in D. darstellen.

Allein mir fehlt der Glaube.

Durch die massenhafte Einwanderung kommt es in vielen Bereichen (Arbeit/Wohnen/Tafel....) zu Verdrängungsprozessen.
Essen hat uns gezeigt wer dabei auf der Strecke bleibt.
Nun gilt es sich zu entscheiden (auch die Multikulti-Pediger) ob wirklich JEDER, der es irgendwie nach D schafft und das Wort Asyl über die Lippen bringt, die gleichen Rechte haben soll, wie hier aufgewachsene und in die Sozialsysteme einzahlenden Menschen.
Ich sage nein, es muss da Einschränkungen geben dürfen.

Denn sonst wird es nur noch schlimmer werden.
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