Skull hat geschrieben:(15 Feb 2018, 09:15)
Die meisten Menschen stehen voll hinter der sozialen Marktwirtschaft.
Ist das so? Gilt nicht vielmehr: "
Die meisten Menschen stehen voll hinter dem, was sie gerade haben; ganz egal, wie es sich nennt, solange sie in Ruhe gelassen werden. Und sie haben auch kein Problem damit, wenn man es ihnen wieder wegnimmt; vorausgesetzt, es passiert in so kleinen Schritten, dass sie es sukzessive verschmerzen können."
Beispiele?
Gesundheitssystem. In der gesamten westlichen Welt ist leicht nachzuvollziehen: Je privater, desto teurer und ineffizienter. Trotzdem ist man in Deutschland bis heute bereit, sich, sein Leben und seine Gesundheit einfach verkaufen zu lassen. Nicht im Ganzen. Aber Stück für Stück. Wir dulden ein "Gesundheitssystem", in dem Ärzte für das Behandeln der Krankheit, aber nicht fürs "Gesundmachen" bezahlt werden; haben also formal eigentlich ein "Krankheitssystem", das wir euphemistisch "Gesundheitssystem" nennen. Und wir behaupten quietschvergnügt, die sinkende Lebenserwartung für die unteren Schichten, so etwa in den USA, Großbritannien und anderen "abendländisch-zivilisierten" Staaten, in denen das Gesundheitssystem systematisch durchprivatisiert wird, sei ... nun, halt ein Problem der unteren Schichten.
Sozial? ... ist daran gar nichts mehr. Nicht das System; und schon gar nicht die Menschen.
Oder wollen wir das andere Ende betrachten? Jenes, an dem das Streikrecht ein implizites Recht der "sozialen Marktwirtschaft" sein muss, solange man "sich selbst vertreten" muss? Nehmen wir mal an, die Bahner streiken. Wer steht dann noch gleich hinter der "sozialen Marktwirtschaft"? Die Pendler? Wirklich? Ja, in Frankreich kommt sowas vor; vorausgesetzt, es dauert nicht zu lange. Doch in Deutschland? Soziale Marktwirtschaft ist was feines, behaupten diese Leute. Doch wehe, sie werden damit konfrontiert. Wehe, es beeinflusst sie ... nein, noch nicht einmal negativ; sondern einfach nur "unwillig". Dann rufen sie auch schon mal schnell nach "Law & Order" und träumen von der konstitutionellen Monarchie, wo alles noch so schön geregelt war und Bahner, die streiken wollen würden, zweifellos hingerichtet, mindestens aber weggesperrt würden; auf dass man seinen Arbeitsweg ungestört durchpendeln könne.
Sozial? ... ist daran gar nichts mehr. Nicht das System; und schon gar nicht die Menschen.
Wollen wir vielleicht "in die Mitte" schauen? Dorthin, wo "die meisten Menschen" jederzeit als Korrektiv/Regulativ aktiv werden könnten? Fein, nehmen wir die Monopol-Bildung als Beispiel. Sie, also die Monopole, sind eine extreme Gefahr. Für die Freiheit. Für die Demokratie. Für die soziale Marktwirtschaft. Es gibt NICHTS GEFÄHRLICHERES. Noch nicht einmal "versagende Politiker" sind so gefährlich. Und? Was machen jene Menschen, die angeblich "voll hinter der sozialen Marktwirtschaft stehen"? ... Mache ein Feldexperiment, Skull! Stelle dich auf den Marktplatz und mache den Menschen folgendes Angebot: (A) Ich habe hier ein "Fair Trade-Telefon". Es kostet im Handel 900 Euro; davon sind 100 Euro Materialkosten und 600 Euro Arbeitnehmer-Löhne; es ist also nur billige Technik verbaut und es kann auch nicht wirklich viel. (B) Ich habe hier ein iFön von Apple. Kostet auch 900 Euro. Davon sind knapp 150 Euro Arbeitnehmer-Lohn. Weitere etwa 300 Euro sind Material- und Produktionskosten. Der Rest, also mit 450 Euro ziemlich genau die Hälfte, wandert als Profit in die Kasse des Apple-Konzerns. .......... Von welchen Telefonen wirst du wohl mehr verkaufen, Skull? Wie sehr stehen die Menschen wirklich "voll hinter der sozialen Marktwirtschaft"?
Sozial? ... ist daran gar nichts mehr. Nicht das System; und schon gar nicht die Menschen.
Es wäre für die Menschen ein Leichtes, mitzuhelfen zu verhindern, dass Konzerne (und/oder Politik) sie ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit, ihrer eigenen Macht, ihrer Demokratie, ihrer Rechte berauben. Sie müssten nur tatsächlich "voll hinter etwas stehen". Ganz egal was.