Na denn, sollen sie kommen.
Der " Kulturbegriff" scheint aber auch " Solche " zu includieren.
Moderator: Moderatoren Forum 8
Na denn, sollen sie kommen.
Eben.Bleibtreu hat geschrieben:(25 Nov 2017, 18:58)
Es gibt keine Sieger und auch keine SiegerEhrungen - egal wer in einem Strang das letzte Wort hat.Wer in Foren unter der Praemisse siegen zu wollen diskutiert, hat nicht verstanden wie Foren und Menschen funktionieren.
Religionen sind Relikte aus der Steinzeit.Occham hat geschrieben:(26 Nov 2017, 09:03)
Kultur wird auch von den ökonomischen Gegebenheiten geprägt. In einem armen Land herrscht mehr Religion. Man betet quasi dafür das man keinen Hungertod stirbt. In einer reichen Ökonomie ist es vermutlich der Rechtsstaat.
Sehe ich eher umgekehrt: Religion ist wie das aus der Neugier entstehende Wissen "Entlastung vom Absoluten" (Blumenberg) Religion endet also immer dort, wo an die Stelle von Glaubenssätzen nach und nach Wissen tritt. Die Reste von Religion, die bleiben, sind im Idealfall so eine Mischung aus Traditionspflege, Wellness, Therapie usw., sie zählt also zu den Sitten und Gebräuchen, aber, und das ist der entscheidende Punkt, ihre absolute normative Kraft ist gebrochen. Das war der Erfolg der Aufklärung (Kollateralschäden inbegriffen).unity in diversity hat geschrieben:(26 Nov 2017, 09:38)
Religionen sind Relikte aus der Steinzeit.
Wo das Wissen endete, begann der Aberglaube.
In gebildeten Nationen, bewahrt man die Erinnerung an das dunkle Zeitalter, auf das es sich nicht wiederholen möge.
Man besucht Wallfahrtsorte mit dem prickelnden Gefühl, einer temporären Reise in die Vergangenheit.
Man kann jederzeit in das hier und jetzt zurückkehren.
Eccezionale Zusammenfassung des eccezionalen Geschehens, in diesem Faden.Sextus Ironicus hat geschrieben:(26 Nov 2017, 10:20)
Sehe ich eher umgekehrt: Religion ist wie das aus der Neugier entstehende Wissen "Entlastung vom Absoluten" (Blumenberg) Religion endet also immer dort, wo an die Stelle von Glaubenssätzen nach und nach Wissen tritt. Die Reste von Religion, die bleiben, sind im Idealfall so eine Mischung aus Traditionspflege, Wellness, Therapie usw., sie zählt also zu den Sitten und Gebräuchen, aber, und das ist der entscheidende Punkt, ihre absolute normative Kraft ist gebrochen. Das war der Erfolg der Aufklärung (Kollateralschäden inbegriffen).
Das wäre ja dann das "richtige" Gewinnen im Sinne einer persönlichen Horizontwerweiterung.unity in diversity hat geschrieben:(26 Nov 2017, 10:33)
Es soll aber Foristen geben, die dich noch toppen können.
Schau dir nur zum Beispiel die Biographie von Karl Kraus an. "Distanz zu den eigenen Wurzeln" bis hin zur katholischen Taufe auf der einen und auf der anderen Seite das Bewusstsein, dass er innerhalb dieser teils doch sehr antisemitisch geprägten k&k-Welt zwischen Wien, Prag, Krakau und Budapest eben doch wegen seines Jüdischseins zum Anderssein verurteilt war. Die Hypothese ist, dass kreative Geister wie Karl Kraus ihre Kreativität eben gerade aus diesem Bewusstsein der Ambilavenz, der eigenen völligen Widersprüchlichkeit und vor allem der Abgegrenztheit, der Auseinandersetzung damit schöpften. Es ist schlicht nicht mehr aus der Welt zu schaffen, dass diese Art von Intellektualität wie bei Kraus mit einem Jüdischsein innerhalb einer überwiegend nichtjüdischen Welt zusammengedacht wird. Und es ist auch - denke ich mal - völlig legitim, dies gewissermaßen als allgemeingültige Parabel zu denken.Bleibtreu hat geschrieben:(24 Nov 2017, 15:12)
Da stimme ich dir zu - nur steht das im Widerspruch dazu eine kulturelle Identitaet abzulehnen. Entweder akzeptiere ich meine Wurzeln oder ich lehne sie ab, weil ich ein "wurzelloser Kosmopolit" sein will. Beides, mit und ohne Wurzeln, geht schlecht.
Das tragische an den Jugoslawien-Kriegen besteht gerade darin, dass ethnische, religiöse Spannungen über Dekaden hinweg nicht in größerem Maße zu Konflikten führten, dann aber innerhalb kürzester Zeit instrumentalisiert werden konnten. Auch wenn es im Hintergrund selbstverständlich auch um anderes ging. Wie auch bei vielen anderen jüngeren militärischen Konflikten.Zunder hat geschrieben:(24 Nov 2017, 15:00)
Genau.
Es gab gar keine Wirtschaftskrise und keine ökonomisch bedingten Spannungen zwischen den reicheren Teilrepubliken und der serbischen Zentralregierung.
Ja, sollte man meinen. Aber gerade Serben und Kroaten haben gezeigt, dass es letztendlich nicht funktioniert hat. Daraus entsteht eine andere kulturelle Identität ohne einen Autamatismus der totalen Nicht-Abgrenzung oder der Bereitschaft zur gewaltfreien Lösung von Konflikten. Der einzige halbwegs stabile Garant sind geteilte Interessen und Ziele - auch die EU begann als Wirtschftsgemeinschaft.schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Nov 2017, 10:04)
Was kann man daraus anderes schlussfolgern, als gegen Identitäts-Ideologien anzukämpfen. Je mehr Albanierinnen mit Serben und Kroatinnen mit Slowenen Kinder produzieren, je durchmischter desto besser. Je mehr sie über Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft nachdenken und je weniger über ihre nationale, ethnische, religiöse Identität, desto bessser.
Nee. Falsch verstanden. Wenn sie nix dabei fänden, wäre das ein Symptom dafür, dass - vielleicht nicht alles gut - aber sehr vieles sehr viel besser wäre als es ist.Sextus Ironicus hat geschrieben:(27 Nov 2017, 10:20)
Aber netter Gedanke. Wenn die Sunniten dann mit den Wahabiten und den Schiiten sich "mischen" würden, dann wäre nach dieser Idee von dir alles gut.
http://www.deutschlandfunkkultur.de/rad ... _id=400893Man könnte auch sagen: Seht her, hier sind wir. Jung. Jüdisch. Radikal. Und wir machen Kunst. Kunst die aufrütteln will, die traditionelle Sehgewohnheiten auf das Jüdischsein heute und auf die Koordinaten der jüdisch-deutschen Beziehung aufbricht. So verspielt wie poetisch, so schrill wie provokant. Sasha Marianna Salzmann erklärt das Motto:
"Desintegration ist eine Forderung, die wir stellen. Also wir reden nicht mehr über Shoah, Israel, Antisemitismuserfahrung. Wir machen Kunst. Wir reden über das, was unser Leben heute im 21. Jahrhundert in Deutschland ausmacht und lassen uns nicht mehr stigmatisieren. Es ist aber eben auch eine Forderung, die tiefer greift und alle möglichen Communitys einlädt, sich zu distanzieren von den Zuschreibungen, die nicht ihre eigenen sind.
Genau. Die Veranstaltung hatte ich ja auch hier verlinkt vor zirka 14 Tagen. Interessierte (bis auf dich) nur keinen hier.schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Nov 2017, 10:45)
"Desintegriert euch" heißt übrigens das künslterische Konzept, die Position und hieß auch ein Kongress am Gorki-Theater, der von vorwiegend jüdischen Berliner Künstlern veranstaltet wurde. Und dieses Konzept führt noch einmal ganz explizit deutlich und unmissversändlich die Begriffe "Jüdischsein" und "Kosmopolitimus" zusammen.
http://www.deutschlandfunkkultur.de/rad ... _id=400893
Und diese Zuschreibungen werden explizit benannt: Religion, Ethnie, Nation. Eine radikale jüdische kosmopolitische Kultur, die sich auch an alle anderenn Communities richtet.
Selber falsch verstandenschokoschendrezki hat geschrieben:(27 Nov 2017, 10:32)
Nee. Falsch verstanden. Wenn sie nix dabei fänden, wäre das ein Symptom dafür, dass - vielleicht nicht alles gut - aber sehr vieles sehr viel besser wäre als es ist.
Nun befinden wir uns allerdings auch in einem Thread zu Fragen der Kultur. Eine Künstler-Aktion wie die unter dem Titel "Desintegriert Euch" des Gporki-Theaters ist kein zielführender realpolitischer Maßnahmenkatalog sondern - eben das - eine provokante und auch provozieren wollende - Künstler-Aktion. Denn vor der Neueinrichtung von Strukturen stehen Infragestellungen bestehender Strukturen.Sextus Ironicus hat geschrieben:(27 Nov 2017, 10:50)
Selber falsch verstanden
Kultur, kulturelle Identität ist politisierbar, radikalisierbar - alle als solche erkannten Differenzen können zur Durchsetzung von Interessen zweckrationalisiert werden. Am Ende sind deine Kinder eines Serben und einer Kroatin noch immer formal serbisch oder kroatisch, das Kind des Schiiten und der Sunnitin immer noch islamisch. Für mich ist das alles praxisfremd, es geht ums Hier und Jetzt und das Problemlösen: Umgang mit Konflikten, die sich aus Differenzen ergeben.
Dann schau dich mal hier im Forum um, wie Menschen schon im Virtuellen mit Differenzen umgehen. Hier geht es um nichts, als seinen Horizont zu erweitern, und trotzdem scheint bei vielen eine ausgeprägte Bereitschaft vorhanden, den anderen zu denunzieren, ihm seine Diskurswürdigkeit abzusprechen. Und du erwartest, dass das in Lebensfragen plötzlich verschwindet? Ich nicht, jedenfalls solange ich nicht in einer Art Wiedertäuferrepublik lebe.
Riesenseufzerschokoschendrezki hat geschrieben:(27 Nov 2017, 11:26)
Nun befinden wir uns allerdings auch in einem Thread zu Fragen der Kultur. Eine Künstler-Aktion wie die unter dem Titel "Desintegriert Euch" des Gporki-Theaters ist kein zielführender realpolitischer Maßnahmenkatalog sondern - eben das - eine provokante und auch provozieren wollende - Künstler-Aktion. Denn vor der Neueinrichtung von Strukturen stehen Infragestellungen bestehender Strukturen.
Ist immer noch widerspruechlicher Schmonzes, wenn du behauptest ein Jude wuerde explizit juedisch sein ablehnen, sie aber immer noch als juedisch bezeichnest. Und dass die ueblichen Verdaechtigen wie JudenFummler einen ideellen Orgasmus bekommen, wenn einige Juden dazu aufrufen wuerden das Juedischsein abzulegen, ist nun wirklich nicht verwunderlich!schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Nov 2017, 10:45)
"Desintegriert euch" heißt übrigens das künslterische Konzept, die Position und hieß auch ein Kongress am Gorki-Theater, der von vorwiegend jüdischen Berliner Künstlern veranstaltet wurde. Und dieses Konzept führt noch einmal ganz explizit deutlich und unmissversändlich die Begriffe "Jüdischsein" und "Kosmopolitimus" zusammen.
http://www.deutschlandfunkkultur.de/rad ... _id=400893
Und diese Zuschreibungen werden explizit benannt: Religion, Ethnie, Nation. Eine radikale jüdische kosmopolitische Kultur, die sich auch an alle anderenn Communities richtet.
War das jetzt eine Frage oder eine Behauptung?Sextus Ironicus hat geschrieben:(27 Nov 2017, 11:39)
Riesenseufzer
Wenn der kleine Punker an der Straßenecke sitzt, vor sich einen Hut und ein Schild mit der Aufschrift: "Essen für den Frieden", ist das auch eine Künstleraktion, die bestehende Strukturen infrage stellt.
Der Begriff "Identität" hat ein viel breiteres Spektrum als "identisch". Identitär ist ein rein politischer Begriff, das Individuum verschwindet damit nicht. Übrigens könnte man ihn aus sozialkonstruktivistischer Sicht nicht als falsch zurückweisen Jedernfalls nicht, ohne gegen seine eigene "Wahrheit" zu verstoßen.schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Nov 2017, 12:44)
@Bleibtreu: Erstmal schließt "Kosmopolitismus" als "Weltbürgertum" bewusste Zugehörigkeiten doch keineswegs aus. Niemand, der sich "kosmopolitisch" nennt, muss dafür irgendetwas ablegen.
Wenn ich herablassend von "Identitätskram" schreibe, dann hat das u.a. damit zu tun, dass "identisch" ziemlich nahe an "identitär" liegt. Den sprachlichen Unterschied würde ich so deuten, dass bei letzterem bestimmte Zugehörigkeiten so essenziell sind, dass das Individuum als Individuum dahinter verschwindet.
Heutzutage braucht es keine Religion mehr, denn Religionen sollten zu Zeiten das Überleben fördern, wo die Ökonomie noch nicht so gut war, wie heute. In Ländern wo die Ökonomie heute noch nicht so gut bestellt ist, herrscht übrigens ebenfalls…. Religion.
Wie gesagt, Religion ist überflüssig geworden. Ich bin mir aber auch sicher, wenn unsere Ökonomie irgendwann ärmlicher werden sollte, wird Religion wieder das Weltbild ersetzen, um das ärmliche Überleben bestmöglichst zu gewährleisten.unity in diversity hat geschrieben:(26 Nov 2017, 09:38)
Wo das Wissen endete, begann der Aberglaube.
Sich umfassend zu bilden kann nie schaden.unity in diversity hat geschrieben:(26 Nov 2017, 09:38)
In gebildeten Nationen, bewahrt man die Erinnerung an das dunkle Zeitalter, auf das es sich nicht wiederholen möge.
Man besucht Wallfahrtsorte mit dem prickelnden Gefühl, einer temporären Reise in die Vergangenheit.
Man kann jederzeit in das hier und jetzt zurückkehren.
Die scheinen ausgeblieben zu sein.
Die waren da.
Ääääh, was?Occham hat geschrieben:(10 Dec 2017, 11:34)
Kultur ist ein schwammiger Begriff, er beschreibt nicht die Anpassung der Psyche und Kollektivpsyche an das vorherrschende ökonomische Umfeld, der Lebensbewältigung wegen.