schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Nov 2017, 12:54)
Beim System der Krankenkassen können wir uns - glaube ich - den Ausflug ins Hochphilosophische sparen. Das Prinzip ist schlicht und einfach vernünftig und rational. Ich kenne Fälle, bei denen weit weit mehr Kosten anfallen als bei einer Stent-Operation. Und ich habe kein Problem damit, dass meine persönlicher Überzahlung dann mit der Unterzahlung der betroffenen Person abgeglichen wird. Kann mich ebensogut irgendwann mal treffen. Also: Nicht Solidargemeinschaft sondern Vernunftgemeinschaft. "Solidatität" kann meiner Ansicht nur in Form von persönlichen und bewusst außerhalb des normalen offiziellen Programms gestarteten Aktionen geübt werden.
Mit "Hochphilsophie" hat das nun weniger etwas zu tun, eher mit existenziellen und lebenspraktischen Problemen und mit der Entwicklung von Makrostrukturen aus "Mikroverhalten", Attitüden, Erwartungshaltungen, partiellen Interessen..
Und mit dieser Antwort verdeckst nun wieder den entscheidenen Punkt, gewissermaßen den Kulturbruch. Ein Versicherung, wogegen auch immer, basiert nun immer auf dem Prinzip, dass es "Überzahler" und "Unterzahler" gibt. Und dennoch schließen Menschen offenbar Versicherungen ab, ohne dass man sie dazu zwingen muss. Eine Versicherung ist dabei im Wesentlichen eine Wette darüber, wann und ob der Versicherungsfall eintrifft. Oder wenn man so will, ist es eine freiwillige Sozialisierung von finanziellen Lebensrisiken. Und das Ganze hat natürlich wie alles Kosten, dievordergründigen Kosten der Prämie und ferner und weniger offensichtlich etwas, das sich "moral hazard" nennt, also eine (negative) Veränderung des Verhaltens gerade durch die Absicherung, so dass der Versicherungsfall häufiger eintritt als gänzlich ohne eine Versicherung. Das ist insofern vertretbar, wenn es eben eine freiwillige Versicherung ist, wo jeder Einzelne immer wieder entscheidet, ob ihm diese Versicherung es wert ist. Und dieses Korrektiv fehlt, wenn man aus einer Versicherung eine obligatorische "Krankenkasse" macht. Allein der Name spricht schon Bände.
Es gehört ja wohl keine allzu große Vorstellungskraft dazu zu erahnen, wie sich ein solches System entwickelt, wenn man sich ansieht, wie die Anreize sich dadurch unvermeidlich verschieben und am Ende immer mehr pervertieren. Wenn wir mal bei den Herz/Gefäßkrankheiten bleiben. Da herrscht doch mittlerweile so eine Attitüde vor, dass das Ganze einfach ggfls. "reparariert" wird, das Gefäß wird wieder freigepustet oder ein Bypass gelegt, ein Stent gesetzt und was weiß ich nicht noch. So wie man sich früher die Schuhe besohlen ließ.. nur dass man die Rechnung selbst bezahlte und keine "Schuhsohlenkasse" hatte.
Dass nun Gefäßverschlüsse kein Schicksal sind und weitestgehend von der Lebensweise herrühren, interessiert hingegen kaum. Die Rechnung bezahlt die "Krankenkasse", die Gesellschaft, es wird "abgerechnet", Preise dafür politisch ausgekungelt... Die Kosten steigen, ebenso die Abhängigkeiten von diesem System, die Ansprüche und mit ihnen die Abgaben... Kein Entrinnen, man läuft wie ein Kafka durchs Schloss voller schulterzuckender Gestalten: Ist halt so.
Man muss sich doch nur mal ein bisschen umsehen in dieser Abrechnungskultur, wie die Gelder dort strömen im Vergleich zu marktförmig verdienten Einkommen. Überhaupt diese ganze Kultur der Steuern&Zwangsabgaben, die mittlerweile einen so großen Raum einnimmt und wie selbstverständlich hingenommen wird.
Und bei dem Krankenkassensystem kann man sich exemplarisch die Gangart dieser etatistischen Kultur ansehen. Schwer ächzend ihr Schritt, ihre Eigenmasse groß und träge, die Begründung für sie "schlicht", wenn auch nicht "vernünftig" oder "rational". Einmal in Bewegung gesetzt, kann man kaum noch ihre Richtung ändern, der Absprung nahezu unmöglich. Es ist eine Kultur, um die nicht mehr gekämpft wird, die sich nicht immer wieder verdient werden muss, weil es aussichtlos erscheint, überhaupt gegen sie zu kämpfen. Und vor welcher Kultur graut es dir noch mal? Irgendwas mit identitären Lederhosen? Dabei hockst du doch mit dieser schlicht-bewusstlosen Affirmation der etatistischen Kultur doch komplett drin, im "Identitären".
Andererseits: Eine Kultur, um die wenigstens noch gekämpft wird, die in Gefahr ist zu zerfallen, sich zu ändern, da brennt wenigstens ein bisschen das Fett um den feisten Wanst wieder weg, da werden die Gefäße allein durch die Anstrengung wieder frei. Da setzt das Bewusstsein wieder ein, der Blick geht tiefer, sucht nach der Wurzel..., schaut sich um, und erkennt vielleicht sogar Alternativen, zumindest sieht man andere Wege, andere Kulturen, andere Sitten, eine andere Art und Weise mit den Dingen und Menschen umzugehen. Die Grenzen werden zumindest wieder erkennbarer, die Teile, die Unterschiede. Der etatistischen Kultur ist so ein Erweckungserlebnis nur zu wünschen, ihre Schlankheitskur überfällig.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;