Senexx hat geschrieben:(04 Oct 2017, 18:25)
Angesichts der Ereignisse in Katalonien wird es Zeit, diesen Strang zu reaktivieren.
Bisher haben die Zentralisten das Sagen. Immer mehr Kompetenzen sollen nach Brüssel verlagert werden. Dieser Zentralismus entspricht dem alten Reichsgedanken und ist von der Geschichte längst überholt. Viele Staaten werden derzeit noch von Zentralisten beherrscht. Spanien zerfällt gerade. Vielleicht können sich die Zentralisten in Madrid dieses Mal noch gerade so über Wasser halten. Aber sicher nicht mehr lange.
Der Weg, welcher für Europa vorgezeichnet ist, ist die Auflösung der großen Nationalstaaten und die Bildung kleiner Einheiten. Die EU muss sich vom Versuch eines neuen Zentralismus lösen und den Subsidiaritätsgedanken stärker berücksichtigen.
Es besteht die wirkliche Chance, Europa neu zu gestalten. Dazu müssen aber die Zentralisten auf allen Ebenen erst einmal besiegt werden.
Ob nun von Ihnen zu Ende gedacht, oder doch ein Geistesblitz: In Ihrer Zielvorstellung treffen Sie den Nagel auf dem Kopf! Es ist wahr, daß die großen Nationalstaaten erhebliche Bindekraft abgeben müssen, damit Europas Staaten über ihre Grenzen hinaus harmonisch zusammen wachsen können. Das gelingt am überzeugendsten, wenn die Nationalstaaten viele ihrer Hoheitsrechte auf die EU übertragen, während die EU an der Harmonisierung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, die Finanzen, die Sicherheit und das Sozialwesen arbeiten muß.
Aus meiner Sicht muß das Hoheitsrecht über kulturelle und weltanschauliche Dinge bei den Völkern verbleiben. Über alle anderen Dinge kann man reden und gemeinsam vernünftige Lösungen finden. Dann kommen wir dem Gedanken eines Europas der Regionen näher, die durch sehr weitgehende Gemeinsamkeiten auf ihre Weise grenzübergreifende Infrastrukuren und Wohlstand entwickeln können.
Wenn wir Deutschen an unseren Staatsgrenzen entlang wandern, dann erkennen wir doch solche Regionen auf einen Blick:
Im deutsch-dänischen Grenzgebiet leben Dänen und Deutsche auf beiden Seiten der Grenze harmonisch zusammen. Warum sollen diese Menschen nicht ihre Region gemeinsam und ohne ferngesteuerte Maßnahmen aus Berlin oder Kopenhagen entwickeln? Da verliert niemand etwas, und am Ende gewinnen beide Länder etwas durch verbessertes Steueraufkommen in ihren Grenzregionen.
Solche Zusammenarbeit kann ich mir leicht vorstellen in der niederländisch-deutschen und belgisch-deutschen Grenzregion. Im französisch-deutschen Grenzraum könnte man von Saarland-Lothringen etwas entwickeln, was über den gegenseitigen Besuch von Volkstanzgruppen hinaus geht, wo durch Abbau verwaltungstechnischer Hürden neuer Wohlstand erarbeitet werden kann. Die Region BaWü-Vogesen hätte sicher ein sehr ähnliches Potential... zum Nutzen Frankreichs und wohl kaum zum Nachteil Deutschlands. Zwischen Tirol und Vorarlberg und Oberbayern gibt es enge Verbindungen... auch die sind sicher regional gemeinsam zu entwickeln und zu verbessern.
Nur in Richtung Osten, nach Tschechien und Polen hin, sehe ich wenig Selbstläufer entstehen... das sind die Folgen des 2. Weltkriegs, die das menschliche Miteinander so erschweren. Das könnte nur sehr gezielt durch Sprachunterricht im Grenzraum allmählich abgebaut werden, so daß die Menschen mit einander vertrauter werden können. Ein Selbstläufer wird so etwas nicht sein, sondern zunächst bestenfalls eine Kopfgeburt, um mitten in Europa nicht Rücken an Rücken vor sich hin zu leben. Denn es liegt doch nahe, den Ostseeraum von Lübeck bis Reval (Tallin) gemeinsam zu entwickeln, um daraus eine gemeinsame Region mit geplanter Infrastruktur und gemeinsamem Wohlstand entstehen zu lassen.
Das ist meine europäisch-deutsche Sicht. Ich meine, daß zwischen Österreich und Slowenien und Norditalien ähnliche gemeinsame Schwerpunkte gebildet werden könnten... vorausgesetzt, daß die Zentralstaaten ihren Grenzregionen freie Hand lassen... sie vielleicht sogar noch fördern.