H2O hat geschrieben:(16 Sep 2017, 18:51)Davon gehe ich auch aus; aber ich könnte mir schon vorstellen, daß es für einen künftigen Wissenschaftler doch sehr vernünftig wäre, sich als Bachelor in der Berufswelt seiner Disziplin um zu sehen und sich auch zu bewähren. Möglicherweise bleibt dann doch die größere Zahl im Beruf, und nur eine Minderheit mit wissenschaftlichem Ehrgeiz setzt das wissenschaftliche Studium fort. Völlig klar: Ohne diese Voraussetzung macht das wohl nur selten jemand. Da ist Geschwindigkeit keine Hexerei, und je höher der akademische Abschluß, desto besser bei der Gehaltsverhandlung zu Beginn des Arbeitslebens..
Na, das ist doch heute auch völlig normal. In vielen Studiengängen sind Pflichtpraktika die Regel und die Mehrheit der Studenten arbeitet nebenbei in fachnahen Einrichtungen. Ob man dann noch ein Urlaubssemester einlegt oder zwischen zwei Studiengängen eine "Pause" fürs Arbeiten einlegt, nimmt sich doch nicht so viel.
Wirklich besser ist aber geworden, daß zumindest staatlicherseits der Bachelor schon einmal als Berufseinstieg zugelassen ist. Wenn die Wirtschaft das nicht so übernimmt, dann hat sie offenbar genügend viele kostengünstige Bewerber mit dem Masterabschluß. Dabei sind junge Leute meist besser in die beruflichen Hierarchie ein zu bauen und durch gezielte Weiterbildung formbar für die Aufgaben in der Arbeitswelt.
Schaut man sich die Einstiegsgehälter an, ist der Masterabsolvent keineswegs günstiger, sondern eine gute Stange teurer; aber ist ja auch logisch, weil er eine höhere Qualifikation hat, genau wie ein Dr.-Ing. früher schon ein höheres Einstiegsgehalter erwarten konnte als der Dipl.-Ing. Das ist mit B.Sc., M.Sc. und PhD nicht auf einmal anders. Ebenso verdiente ein Uni-Ing. meist mehr als ein FH-Ing., und letzterer wiederum mehr als ein Absolvent einer Ingenieurschule ohne akademischen Grad.
Und schlecht angenommen werden sie ja nicht. Die Bachelorabsoventen kommen in großer Mehrheit problemlos in der Wirtschaft unter, selbst wenn der erste Job vielleicht nicht das ist, was sie sich fürs gesamte Berufsleben erhofft haben. Eher klagen die Betriebe, dass sie gerne Bachelor einstellen würden, aber insb. die talentiertesten Absolventen lieber gleich an der Uni bleiben und noch mind. den Master dranhängen. Wie im vorigen Link steht, tun dies ja 90% der Jungingenieure. Und die Promotion ist im Ingenieurwesen -- anders als in einigen Naturwissenschaften und der Medizin -- eher selten anzutreffen.
Auch halte ich als Diplomierter den Schritt vom alten Diplom zum Master für unerheblich. Vor vielen Jahrzehnten haben wir uns auch bis zum Diplom in die Riemen legen müssen, nicht selten in Nachtschicht und an 365 Tagen im Jahr, um die Studienziele mit guten Ergebnissen zu erreichen. Und das soll jetzt in kürzerer Zeit zu vergleichsweise höher bewerteten Masterabschlüssen führen?
Es hat sich ja nicht so viel geändert wie manch einer glaubt. Oder anders: viele Reformen haben mit dem Bologna-Prozess gar nichts zu tun. Und der Masterabschluss ist doch nicht schneller zu erreichen als das Diplom; eher im Gegenteil. Da sollte man schon einen Blick auf die Regelstudienzeit werfen. Und die liegt bis zum Master bei zehn Semestern. Das galt fürs Diplom als Maximum. Teilweise erhielt man es auch nach acht bis neun Semestern an Universitäten, wenn man mal davon absieht, dass es in der Nachkriegszeit sogar schon mal nach drei Jahren ein Diplom gab. Jeweils in der Regelstudienzeit, versteht sich. In der Praxis haben Studenten im Schnitt schon immer länger gebraucht. Zudem wird der Master ja nicht als höher bewertet als das Uni-Diplom. Beim Qualifizierungsrahmen sind die Abschlüsse auf der selben Stufe, sind jeweils die Eintrittskarte zum Höheren Dienst sowie zur Promotion. Dass Masterabsolventen in der Praxis etwas höhere Einstiegsgehälter in der Privatwirtschaft erzielen, hat andere Gründe und so groß ist der Unterschied nicht.