immernoch_ratlos hat geschrieben:(26 Aug 2017, 14:30)
Ja die Schweizer haben auch allen Grund zu Kritik und Spott :Wer es in den ebenfalls 17 Jahren nicht schafft, da auch nur annähernd mitzuhalten ist das "Technologiewunderland" D sche.. auf den Staatsvertrag mit den Schweizern
Wenn das so weitergeht, sollten jedenfalls Jüngere sich ein anderes Land suchen oder was auch nicht übel wäre, einiges in D an die Realität angepasst werden. So weitergemauschelt unter totalem Realitätsverlust, schaffen wir allerdings die "schwarze Null" - praktisch überall...
Frage am Rande, hat irgendwer eine Idee, wen, von den zur Wahl stehenden Pfeifen, man ohne im Vollrausch oder wenigstens ordentlich bekifft zu sein, man / frau in wenigen Wochen eigentlich wählen sollte
Nunja, ich seh das nicht so dramatisch. Dass Projekte nicht wie erhofft laufen, kennt man in allen Ländern. Bloß kriegt der deutsche Steuerzahler davon nicht viel mit bzw. empört sich nicht im gleichen Maße, da er ja nicht das Gefühl hat, es wäre sein Portemonnaie. Oder erinnert sich irgendwer z.B. an die Kosten vom Big Dig in Boston, die U-Bahnlinie 4 in Ungarn, die Winterolympiade in Sotschi, den Neubau des schottischen Parlaments oder ans Olympiastadion in Montreal? Betrifft uns ja nicht... und genau so geht es unter, wenn die meisten Projekte nach Plan laufen. Davon können wir in Hamburg einige Lieder singen. Kaum fällt der Stadtname, kommt jemand an und sagt "Elbphilharmonie". Dass direkt nebenan der kompliziertes U-Bahnbau Deutschlands mit der Linie U4 (durch Altstadt, historische Hafenbecken etc.) realisiert wird, wissen die wenigsten. Warum auch? Der erste Teilabschnitt wurde u.a. durch die damalige MwSt-Erhöhung leicht teurer (300 auf 320 Mio. Euro) und wurde ein halbes Jahr früher als geplant fertiggestellt. Der zweite und vorerst letzte Teilabschnitt liegt kurz vor seiner Fertigstellung im Zeitplan und wurde *Trommelwirbel* günstiger als ursprünglich einkalkuliert (160 statt 180 Mio. Euro:
http://www.radiohamburg.de/Nachrichten/ ... guenstiger). Heißt: die zusammen 480 Millionen Euro wurden eingehalten und das Gesamtprojekt sechs Monate früher als geplant fertig. Das sind halt keine Schlagzeilen. Ein Einsturz eines Archivs in Köln hingegen schon. Da sollte man schon zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und den realen Ereignissen differenzieren, zumal es ja nicht so ist, als wenn sich ein immer gleiches Problem wiederholt. Vielleicht sind es mal schlecht ausgearbeitete Verträge, vielleicht bewusst gewollte Nachbesserungen (z.B. mehr Schallschutz als ursprünglich geplant, eine umweltverträglichere Route einer Trasse oder höhere Kapazitäten und Sicherheitsstandards), mal Fehler bei der Ausführung des Baus und mal schlichtweg unvorhersehbare Dinge wie ein historischer Fund oder unerwartet schwierige Bodenverhältnisse.
Die schwarze Null ist natürlich auch so'n Thema für sich. Von 2000 bis 2015 verlor die Infrastruktur einen Wert von rund 500 Milliarden Euro (
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 68970.html). Das heißt, es wird weniger investiert als es nötig wäre, um zumindest den Status Quo aufrechtzuerhalten. Und das betrifft vor allem das Verkehrswesen. Die Bundesregierungen haben schon diverse Gremien aufgestellt (u.a. Bodewig-, Daehre- und Pällmann-Kommission), die unabhängig voneinander mit unterschiedlichen Methoden zu dem Ergebnis kamen, dass wir pro Jahr 7-8 Milliarden Euro (mittlerweile vermutlich mind. 10 Milliarden) mehr ausgeben müssten, um den Rückstau und Ausbau über die nächsten 25 Jahre Schritt zu Schritt zu begegnen. Bloß nützt es nichts, einfach mehr Geld zur Verfügung zu stellen, wenn es aufgrund extrem irrsinniger Kriterien kaum von Ländern und Kommunen abgerufen werden kann. Derzeit haben wir ein gewaltiges Schlamassel durch diverse Töpfe (u.a. GVFG, RegG, EntflechtG, PBefG, ... allein auf nationaler Ebene) und die Regierung setzte ihr Versprechen, in dieser Legislaturperiode einen nachhaltigen Nachfolger für die auslaufenden Gesetze auf den Weg zu bringen, bisher nicht um. Stattdessen gab's mit viel Verzögerungen einen sinnfreien Bundesverkehrswegeplan und die elendige Diskussion über eine Maut, bei der noch nicht klar ist, ob sie a) kommt und b) im Glücksfall 0,2 Mrd. im Jahr einspielt statt durch den Verwaltungsaufwand mehr zu kosten als sie einbringt. Und selbst wenn sie etwas einbringt und wir ignorieren, dass 0,1-0,2 Mrd. etwas wenig sind, wenn man wohl so um die 10 Mrd. dauerhaft mehr bräuchte, weiß keiner, ob nicht Schäuble im selben Umfang die Mittel kürzt, so wie es bei der Lkw-Maut der Fall war, die 2-3 Mrd. pro Jahr bringt und in der selben Höhe das Budget des Verkehrsministeriums reduziert wurde. Und dort sieht's ja auch entsprechend aus:
2014:
Nach einem Jahr großer Koalition sind die Deutschen mit der Regierungsarbeit mehrheitlich zufrieden. Nur Verkehrsminister Alexander Dobrindt fällt durch: 55 Prozent finden seine Arbeit schlecht, nur 21 Prozent gut, wie eine Emnid-Umfrage für die «Bild am Sonntag» ergab.
http://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa ... 20584.html
2017:
Es folgen Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) und Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU), die jeweils auf 28 Prozent Zustimmung und 37 Prozent Ablehnung kommen. Die letzten Plätze belegen Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU, 30 zu 41 Prozent), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU, 36 zu 54 Prozent) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU, 23 zu 60 Prozent).
https://www.welt.de/politik/deutschland ... ieden.html
Vier völlig verschenkte Jahre. Kaum zu glauben, dass man Ramsauer nochmal deutlich unterbieten konnte.