Einführung von Autoreisezügen für Elektroautos

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H2O
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Re: Einführung von Autoreisezügen für Elektroautos

Beitrag von H2O »

Teeernte hat geschrieben:(16 Aug 2017, 22:36)

Ja - da fährt die Familie eben weiter Harley....
Das sei ihr gegönnt; es gibt eben auch arme Leute im Lande! Gegönnt, wenn die Mittel fehlen, eine nette BMW zu kaufen: Altmännerträume!
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jorikke
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Re: Einführung von Autoreisezügen für Elektroautos

Beitrag von jorikke »

H2O hat geschrieben:(11 Aug 2017, 21:09)

Dagegen spricht meine Erfahrung mit dieser Dienstleistung der DB. Zweimal in Richtung Narbonne und einmal nach Neapel.

Natürlich wurde dieses Angebot stark beworben, und für einen "Nichtkenner" klang das alles auch sehr überzeugend: Keine nervenzehrende Zeit im Stau auf überlasteten Autobahnen, eingesparte Hotelübernachtungen. Man bucht ein Abteil und fährt über Nacht dem Ziel schlafend entgegen. Die Kosten sind nicht gering, aber erträglich, wenn man die Reisezeit, Kraftstoffverbrauch und Hotelübernachtungen daneben hält. Das Konzept ist also ganz wunderbar.

Aber das Angebot wurde immer geringer... entweder, weil die Leistung weniger nachgefragt wurde, oder sie weniger angeboten wurde; und seit einigen Jahren findet man sie nicht nicht mehr im Programm der DB.

Dem an sich ganz vernünftigen Konzept standen ganz erhebliche Unzulänglichkeiten gegenüber.

Die unangenehmste war schon der Verladevorgang. Das Verladen wurde zunächst in etlichen Großstädten (Hamburg,. Bremen, Hannover) angeboten. Dann verschwanden Bremen und Hannover aus dem Angebot zugunsten von Hildesheim und Hamburg. Was das in Nordwestdeutschland bedeutet, das lehrt ein Blick auf die Landkarte. Der verehrten Kundschaft wurden regelrechte Anreisen zugemutet.

Der Verladebahnhof und der Einsteigebereich in die Passagierwagons waren durch einige hundert Meter unebenen Laufweg getrennt. Auch nicht lustig, wenn man Waschzeug und Schlafanzüge und Kinder dahin lotsen mußte.

Über den Zustand der Abteile konnte ich mich nicht beschweren; das war in Ordnung. Aber das mit warmen Worten angepriesene Abendessen im Speisewagen scheiterte an zu wenig und dazu auch noch ungeschultem Personal und einem lächerlichen Angebot. Gut, daraus lernt man; und beim nächsten Mal hat man einen "Freßkorb" für die Familie dabei. Den trägt man dann auch noch neben dem Waschzeug und den Schlafanzügen.

Die Fahrt war dann ganz wunderbar... verging größtenteils im Schlaf. Und ein Frühstückspaket gab es morgens auch noch rechtzeitig vor der Ankunft am Ziel. Sehr schön!

Am Ziel wiederholte sich der Verladevorgang mit dem ausgedehnten Anmarsch zu den Autos auf den Pritschenwagen. Ja, ein Bus stand da auch... nur niemand, der die Fahrgäste einwies. Am Ende dieses unerfreulichen Abschnitts: Man war am Ziel, oder doch schon nahe am Zielort. Prima!

So weit also von Norddeutschland nach Narbonne in Südfrankreich.

Der Reisezug von Norddeutschland nach Neapel waren zwei Reisezüge. Halt in München mit Übernachtung, weil kein Anschlußzug eingesetzt wurde. Verladen und marschieren also dort doppelt, und natürlich Hotelkosten... immerhin konnte man mit dem Auto außerhalb Münchens ein bezahlbares Hotel finden.

Tja, und dann die Ankunft in Neapel auf den Campi Flegrei mitten in dieser chaotischen Großstadt. Eine Bahnhofsruine und nur die Ahnung, daß am Ende eines langen Ganges und zwei Treppen höher die Pritschenwagen mit den Autos sein könnten. War auch so! Diese Stadt zu verlassen in der gewünschten Richtung... das war eine Prüfung! Aber dazu konnte die DB nichts.

Es geschah, was immer einmal passieren kann: Eine lebensbedrohliche Erkrankung im fernen Norddeutschland, und Mutter wird dort dringend gebraucht. Also Abbruch des Urlaubs und Rückreise. Ging nicht, keine Umbuchung oder Reserve in akuter Not möglich... für Geld nicht und auch nicht für gute Worte. Also einen Heimflug für Muttern gebucht... das ging nämlich... und den restlichen Urlaub ohne Mutter mit Kindern und Haustier "genossen".

Meine Lehre aus diesen Erfahrungen: Lange Urlaubsreisen nur noch mit dem Flugzeug planen und vor Ort einen Leihwagen mieten. Mit Kindern und Haustier vielleicht etwas aufwendig; aber man kann die Preise nebeneinander halten: Zeitersparnis... und man gönnt sich ja sonst nix. Haustier klappt meist auch ganz gut, wenn man das vorher anmeldet und plant.

Ich habe das hier nur aufgeschrieben, um zu zeigen, daß auch ein ganz gutes Konzept durch eine ziemlich dumme Organisation zu Schanden gehen kann. Wird ja auch nicht mehr angeboten. Ich kann nach meinen Erfahrungen nicht sagen, daß ich diesen Mangel ernsthaft bedauere. Und: Warum sollte der Autoreisezug mit Elektroauto seinen Nutzern diese Mängel nicht auch aufbürden?
Ladestationen im Autoreisezug. Echt der Brüller. Ich habe in den letzten 45 Jahren ein einziges Mal einen Autoreisezug benutzt. (Straßburg-Brest) ich hätte dann 1 x in 45 Jahren mein Auto aufladen können.
Zu was sollen technische Innovationen gut sein die in der dritten Nachkommastelle des Promillebereiches einigen Wenigen nützen?
Wieviel von 30 (?) Millionen angemeldeten PKW, die einmal pro Woche "geladen" werden müssen, findet man auf einem Autoreisezug?
...aber gut darüber geredet zu haben.
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Tom Bombadil
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Re: Einführung von Autoreisezügen für Elektroautos

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben:(16 Aug 2017, 11:33)

Blöd ist die Sache dann, wenn die Familie mit dem Gepäck und Haustieren mitreisen will.
Wo ist das Problem? Ich verstehe zwar nicht, warum man unbedingt sein Haustier mitnehmen muss, aber gut, dafür gibt es dann Boxen, in denen die Tiere transportiert werden. Wer den halben Hausstand als Gepäck mitschleppen will, wäre vllt. mit einem Wohnmobil besser beraten, da gibt es sicher auch bald Elektromodelle.
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frems
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Re: Einführung von Autoreisezügen für Elektroautos

Beitrag von frems »

Anderus hat geschrieben:(14 Aug 2017, 20:37)

Frems. Du wirst mir immer sympathischer. Mit Dir kann man sich ja richtig gut austauschen, und, von Dir kann man sogar noch was lernen. Gefällt mir. Und, vor allem, wirst Du nie agressiv oder dummdreist. Mit deinem letzten Beitrag zu meinem Beitrag, kann ich mich vollständig identifizieren.
Gebe ich gerne zurück. Könnte auch daran liegen, dass wir keinen so unterschiedlichen (Bildungs-)Hintergrund haben. ;) Da muss man nicht lange über Fakten streiten, solange sie eine solide Grundlage haben.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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