Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

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franktoast
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

BlueMonday hat geschrieben:(09 Aug 2017, 11:45)

Dieser Dritte nennt sich Zentralbank in einem Zentralbankensystem, wie es heutzutage üblich ist.
Die rückt in der Regel Geldbasis gegen notenbankfähige Sicherheiten heraus, die bei ihr im Pfandpool hinterlegt sind.
Und das als Repogeschäft, sprich das Ganze muss zu einem Termin wieder rückabgewickelt werden, also geht immer nur um eine zweitweilige Liquidität.
Zu Bgeinn muss eine GB dann praktisch mit eigenen Sicherheiten antreten und dann mit Pfändern des später hinzutretenden und geld/kreditsuchenden Publikums.
Also letztlich: durch Belastung von Eigentum als Pfand kommt Geld in einem Kreditgeldsystem in Umlauf.

Der Geschäftsbank fließt auch kein Giralgeld (anderer Geschäftsbanken) zu, sondern eben "harte" Geldbasis.
"Giralgeld" ist eh ein eher verklärender Begriff. Die Geschäftsbank schöpft kein "Giralgeld", sondern räumt Guthaben bspw. auf Euro lautend ein.
Und da hat man "richtige" Euros gut, also Geldbasis. Und die muss sie eben beschaffen, vorhalten und auch für "Fristenkongruenz" etc. sorgen.
"Giralgeld" hat nur im Binnenkontext einer Bank bzw Bankengruppe eine Bedeutung, und diese Bedeutung nimmt sicherlich zu, je größer die Bank/Bankengruppe ist. Eine Zahlung innerhalb dieser Bank ist dann letztlich wie eine Zession einer Schuld. Statt dass die Bank Kunde A 100 Euro schuldet, schuldet sie dann Kunde B diese 100 Euro, wenn Kunde A Kunde B 100 Euro überweist. Und dazu braucht sie dann natürlich keine Geldbasis, sondern "bucht" nur um.

Im Grunde könnten auch Privatleute solch ein "Giralgeld" oder Buchgeld erzeugen, sie müssten halt nur Buch über ihre Euroguthaben und Schulden untereinander führen und die miteinander verrechnen, wenn es zu Transaktionen kommt. Herr Schulze lässt beim Wirt Meier 20 Euro anschreiben. Und wenn man diese Schuld gewissermaßen umlauffähig macht, hat man schon so eine Art Kreditgeld, also wenn man sie quasi von Meier entkoppelt und stattdessen an ein glaubhaftes Dokument koppelt: "Herr Schulze zahlt zum Termin X dem Überbringer dieses Dokuments 20 Euro" steht da drauf, Unterschrift Schulze. Solange es Wirt Meier besitzt, hat er diese 20 Euro gut, aber er könnte sie auch weiterreichen zur Bezahlung seiner Schulden an Leute, die den Schulze als zuverlässigen Menschen kennen und auch glauben, dass er die 20 Euro zum Termin hat...

Das Problem ist halt nur, dass so etwas nicht aus dem Nichts entstehen kann, sondern eben schon ein etabliertes Geld benötigt, auf das dann die Guthaben lauten. Oder man basiert es wie früher auf einer Ware wie Gold bspw.
Es ist klar, dass es eine Zentralbank gibt, die als allgegenwärtiger Kreditgeber theoretisch zur Verfügung steht. In der heutigen Zeit sollte die auch immer willig sein, Geld zu verleihen. Aber das verkompliziert den Sachverhalt nochmal - erstmal - unnötig.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

franktoast hat geschrieben:(09 Aug 2017, 08:54)

Und wie viele Kundeneinlagen sie hat. Wenn eine Bank nix hat, kann sie auch nix verleihen.
Nochmal: Die Kundeneinlagen sind Schulden der Bank gegenüber Kunden. Schulden kann sie nicht verleihen.
Es sei denn, ein gütiger Dritter leiht der Bank eben den Betrag in bar. Natürlich kann unsre Bank darauf spekulieren, dass der Kreditnehmer die 1000€ auf seinem Girokonto liegen lässt, aber das ergibt keinen Sinn.

Wenn nicht die gleiche Menge an Giralgeld zufließt die abfließt, hat die Bank ein Problem.
Wie gesagt. Im Zweifelsfall kommt das Bargeld von der Zentralbank.
Mag sein. Kommt drauf an, wie man "Zusammenhang" definiert ;)
Ich dachte du meinst einen konstanten Multiplikator.
Genau das ist der Punkt. Wenn einer Bank jeden Tag 1Mio. abfließt und 1Mio. zufließt und nun zusätzlich ein Kredit von 100€ vergeben werden will, (was in der Regel abfließt), benötigt die Bank entweder 100€ in bar oder einen zusätzlichen Kunden, über den 100€ zufließen.

Ich weiß immer noch nicht, worauf du bei dieser historischen Betrachtung hinaus willst.
Das Gold entspricht dem Zentralbankgeld heute. Es ist die Geldbasis. Die Scheine der Goldschmiede entsprechen dem Buchgeld heute.
Die Goldschmiede wissen aus Erfahrung, wieviel Gold sie immer vorrätig halten müssen. Das geht den Banken heute mit dem Bargeld genauso. Die Rechtsvorschriften dienen im Wesentlichen dazu, die Banken zu zwingen vernünftig zu bleiben.

Nochmal die letzte Goldschmiedgeschichte.
Die Leute gewöhnen sich an die Scheine und holen sich ihr Gold nur noch ausnahmsweise wenn sie bei jemandem bezahlen wollen, der das Geld bei einem anderen Goldschmied bunkern will.
Da kommt dann einer am Montag morgen zu Goldschmied A, holt sich Gold und bezahlt was damit. Der Empfänger gibt das Gold dann am Abend zu Goldschmied B. Am Dienstag morgen holt sich einer Gold vom Goldschmied B und... am Abend ist es dann bei Goldschmied A.
Die Goldschmiede machen aus, dass sie die Scheine des jeweils anderen akzeptieren. So bleibt bei beiden immer etwas mehr Gold im Tresor und sie können noch mehr Scheine rausgeben.
Einmal in der Woche treffen sie sich zum Clearen. Da tauschen sie dann die Scheine wieder zurück, und nur wenn was übrig ist, fließt Gold. Dann kann der eine entsprechend mehr, der andere weniger Scheine wieder in Umlauf bringen. Wenn beide dieselbe Reserve halten (z.B. 1 gramm Gold für 4 gramm Goldscheine), dann ändert sich an der Geldmenge nichts.


Die Scheine die von einem zum anderen Goldschmied fließen, entsprechen Überweisungen heutzutage. Wenn von einem Goldschmied Gold abfließt, kann er weniger Goldscheine rausgeben. Aber der andere kann, um genau denselben Betrag, mehr rausgeben.
So ist es auch mit den Banken. Wenn Zentralbankgeld von einer abfließt, kann sie weniger Buchgeld schöpfen, die Zielbank aber umso mehr. Das heißt Überweisungen ändern gesamt betrachtet nichts. Man könnte sich genau so gut eine einzelne Bank vorstellen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Loki hat geschrieben:(09 Aug 2017, 11:26)

Neue These: Wenn innerhalb eines Währungsraumes zu viele Personen ihr verfügbares Einkommen monatlich in den Aktienmarkt "stecken", kann dies zu einer Deflation führen, wenn zeitgleich die umlaufende Geldmenge oder wenigstens die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (außerhalb des Aktienmarktes) nicht merklich erhöht wird.
So nicht. Wenn jemand Aktien kauft, dann fließt das Geld vom Käufer zum Verkäufer. Damit es Deflation geben kann, müsste der Verkäufer das Geld horten. Denn das würde zu einer Verringerung der Umlaufgeschwindigkeit führen. Das heißt man müsste neues Geld in Umlauf bringen um die Umlaufgeschwindigkeit konstant zu halten.
Damit die These funktioniert muss man also zusätzliche Annahmen über das Ausgabeverhalten machen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(09 Aug 2017, 12:59)

Deine Argumentation war: In einer Deflation investiert und kauft man viel weniger, wodurch das Geld ständig an Wert gewinnt und noch weniger Geld im Umlauf ist, wodurch das Geld immer mehr wert wird. Nun sagst du plötzlich, dass eine Deflation zu einer Hyperinflation führe.
Führen kann; je nachdem, ob in der heutigen Zeit die Zentralbank die oder eine Hyperinflation tatsächlich unterbinden könnte.
Kerngedanke ist: Die in der Deflationszeit angesparten, gehorteten und in sonstiger Weise zurückgehaltenen Geldmittel, welche in der Summe enorm groß sind, werden fast schlagartig zu einer umlaufenden Geldmenge.

Je nachdem welche Auswirkungen die deflationäre Zeit zuvor hatte, trifft hier dann unter Umständen eine plötzlich große umlaufende Geldmenge auf ein vergleichsweise nur noch kleines Güterangebot (bezogen auf den regionalen Raum).
Finden nun Preissteigerung und Lohnerhöhungen statt, ist die Hyperinflation nahezu eingeleitet.
Die Hyperinflations-Experten können das detaillierter erklären.



Es ist übrigens immer toll, ein beliebiges historisches Ereignis raus zu suchen, das grad in den Kram passt. Wie war das denn in den USA Anfang der 30er? Die hatten da auch Deflation. Gab es dann auch Hyperinflation?
Keine mit Deutschland vergleichbare Deflation; vielleicht sogar nur ein einfacher simpler Preisrückgang.
Müßte hierfür wissen, wie stark der allg. Lohn- und Gehaltsrückgang war bzw. wie die Arbeitslosenzahlen sich dort über einen bestimmten Zeitraum änderten. Mitentscheidend ist die Entwicklung der allg. Kaufkraft.
Auch das Kaufverhalten der Großgeldbesitzer hat einen Einfluss, sind sie doch die, die neben dem Staat Großinvestitionen tätigen können.

Und ja, jede deflationäre Phase kann sich anscheinend anders entwickeln, wenn eben die politisch, ökonomischen Entscheidungen anders sind.
Die USA haben sich für eine Überschuldung (Bekämpfung eines Preisrückganges mit "Gelddrucken") entschieden; Konsequenzen daraus sind eine immer noch bestehende und weitergeführte Überschuldung im Jahr 2017.

Auch Hitler und seine Partei bekämpfte die Deflation - und die Arbeitslosigkeit - mit Gelddrucken...

Dass während einer Crashphase weniger konsumiert wird, liegt ja wohl kaum an den 5 oder 10% Deflation, sondern an Arbeitslosigkeit etc.
Das ist die Thematik mit Ursache ungleich Wirkung; ja, da könnte genauer nachgeforscht werden.

Arbeitslosigkeit ist nur in Teilen des EU-Raumes hierbei ein Thema.
[...] trotzdem muss jeder entscheiden, ob sich das Warten lohnt.

Diese simplen ökonomischen Betrachtungen machen Private genauso wie Unternehmer. Sicherlich auch die Verwalter öffentlicher Haushalte, wobei diese zudem im Blick haben, was der Allgemeinheit (dauerhaft) gut tun würde.
Ja und weiter?
Schulden während einer (langen) Deflation: Lohnstagnationen oder gar -kürzungen finden kaum deswegen statt, weil die Arbeitgeber halt alle so gemein sind, sondern weil die Umsätze es einfach nicht zulassen. Realist würde es so beschreiben: Die Löhne müssen verdient werden!
Und wenn schon die Umsätze nicht hinreichend für Lohnerhöhungen sind, dann wird auch das Tilgen von Krediten sich nicht ganz so einfach für das Unternehmen gestalten wie einst gehofft oder gar berechnet.

Nun wird vielleicht versucht, durch Reduzierung der Preise der angebotenen Güter mehr Kunden zu gewinnen und somit den Umsatz sowie den Gewinn zu erhöhen. Möglicherweise wird sogar der Effekt der Massenproduktion genutzt; mitsamt einer Horde neueingestellter Niedriglöhner. Und tatsächlich mag es keine roten Zahlen geben. Doch ist der Gewinn gering im Vergleich zur noch bestehenden Kreditsumme.

Es ist so ein bisschen das Gegenteil vom sog. Schulden weginflationieren:
"Wie Staaten ihre Schulden "weginflationieren"

Das Problem: Nimmt am Ende einer Rezession die Konsumnachfrage zu, bevor der Produktionsmotor hochfährt, lässt die große Geldmenge die Preise steigen, das steht in jedem Lehrbuch.

Billionensummen auf der Rechnung: Viele Staaten werfen in der Krise die Gelddruckmaschinen an
Auf diese Weise werden Inflationen geboren - die sich danach spiralförmig verschärfen können.
Ein probates Mittel dagegen wäre, den Geldhahn im richtigen Moment wieder zuzudrehen. Die Krux ist jedoch: Genau daran ist vielen Staaten gar nicht gelegen. Denn die enorme Verschuldung, die auf den Etats dann immer noch lastet, lässt sich durch eine Geldentwertung bequem verringern (der Fachmann spricht vom "Weginflationieren").
"
http://www.manager-magazin.de/finanzen/ ... 986-3.html



Du meintest, Unternehmer investieren nicht mehr, wenn sie 2% Rendite dadurch erzielen, wenn sie ihr Geld bar in den Tresor legen. Das stimmt ja offenbar nicht. Siehe Gilded Age...[/quote]
Es gibt riskofreudigere Unternehmer und es gibt solche, die das Risiko in Bezug auf deflationäre Phasen anders abwägen und entsprechend ökonomisch handeln.

Im Artikel von manager-magazin.de ein paar Beiträge vorher wurden ein paar Unternehmen genannt, die Fans von Tresoren/Geldhortung geworden sind. Ob aus Gründen die mit Deflationsängsten oder -befürchtungen zu tun haben, wissen nur die Verantwortlichen selbst.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Voight-Kampff hat geschrieben:(09 Aug 2017, 13:39)

So nicht. Wenn jemand Aktien kauft, dann fließt das Geld vom Käufer zum Verkäufer. Damit es Deflation geben kann, müsste der Verkäufer das Geld horten. Denn das würde zu einer Verringerung der Umlaufgeschwindigkeit führen. Das heißt man müsste neues Geld in Umlauf bringen um die Umlaufgeschwindigkeit konstant zu halten.
Damit die These funktioniert muss man also zusätzliche Annahmen über das Ausgabeverhalten machen.
Ok, es müßte im Kreislauf (Aktienmarkt) bleiben.

Macht natürlich keinen Sinn für den Verkäufer, wenn er mit den Geldmitteln sich eigentlich Futter kaufen wollte; warum auch sonst sollte er verkaufen.
Höchstens vielleicht, weil er lieber Aktien einer andere AG ordern will. Dann bleiben die Geldmittel vorerst im "Aktienmarkt-Geldkreislauf".
Sonstige Handelsstrategien natürlich denkbar.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(19 Jul 2017, 13:33)


Kennst du die Gilded Age in den USA? Das war die Zeit, als die USA - pro Kopf gerechnet - die Welt in ihrem Wohlstand eingeholt hat. Zwischen 1870 und 1913 gab es im Schnitt eine Deflation von 0,5% pro Jahr.
Es war zB. die Zeit, in der Rockefeller durch eine Kapitalakkumulation und kluges Management den Preis von Öl um 90% senkte. Hm, haben die ganzen Leute dann gesagt? Hm, ne, heute Abend lassen wir es lieber dunkel, weil der Kerosinpreis ja pro Jahr um 5% sinkt? Oder haben sie gesagt: So, durch den niedrigeren Preis können wir heute Abend Licht machen.

[...]
http://www.multpl.com/inflation/table
https://en.wikipedia.org/wiki/List_o...PP)_per_capita


Discuss!
Ich habe mir die besagten historischen Infla.-Raten mal angeschaut. Solch ein Auszug wie
Jan 1, 1913 7.34%
Jan 1, 1912 -1.08%
Jan 1, 1911 -6.77%
Jan 1, 1910 10.74%
Jan 1, 1909 3.23%
Jan 1, 1908 -2.15%
Jan 1, 1907 4.49%
Jan 1, 1906 0.00%
Jan 1, 1905 2.29%
Jan 1, 1904 -4.39%
Jan 1, 1903 9.62%
Jan 1, 1902 2.46%
Jan 1, 1901 -2.41%
zeigt, daß es eine enorme Pendelbewegung gab.
In den anderen Jahren immer mal wieder Beträge im zweistelligen Bereich, mal mit + mal mit - davor.

Ob jeweils mit Neuverschuldung versucht wurde, eine Deflationsspirale zu verhindern ?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Realist2014 »

Loki hat geschrieben:(09 Aug 2017, 11:26)

Neue These: Wenn innerhalb eines Währungsraumes zu viele Personen ihr verfügbares Einkommen monatlich in den Aktienmarkt "stecken", kann dies zu einer Deflation führen, wenn zeitgleich die umlaufende Geldmenge oder wenigstens die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (außerhalb des Aktienmarktes) nicht merklich erhöht wird.
dann erhöht das ( möglicherweise) die "Sparquote"...

möglicherweise auch nicht...

ist ja bei steigender Lebenserwartung kein schlechter Gedanke...

nur führt das nicht zwingend zu einer "Deflation"
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Realist2014 »

Loki hat geschrieben:(09 Aug 2017, 14:15)

Ok, es müßte im Kreislauf (Aktienmarkt) bleiben.

Macht natürlich keinen Sinn für den Verkäufer, wenn er mit den Geldmitteln sich eigentlich Futter kaufen wollte; warum auch sonst sollte er verkaufen.
Höchstens vielleicht, weil er lieber Aktien einer andere AG ordern will. Dann bleiben die Geldmittel vorerst im "Aktienmarkt-Geldkreislauf".
Sonstige Handelsstrategien natürlich denkbar.
er könnte die Aktien ja auch mittels Kredit kaufen...

dann erhöht das ja die Geldmenge...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(09 Aug 2017, 13:58)

Führen kann; je nachdem, ob in der heutigen Zeit die Zentralbank die oder eine Hyperinflation tatsächlich unterbinden könnte.
Kerngedanke ist: Die in der Deflationszeit angesparten, gehorteten und in sonstiger Weise zurückgehaltenen Geldmittel, welche in der Summe enorm groß sind, werden fast schlagartig zu einer umlaufenden Geldmenge.

Je nachdem welche Auswirkungen die deflationäre Zeit zuvor hatte, trifft hier dann unter Umständen eine plötzlich große umlaufende Geldmenge auf ein vergleichsweise nur noch kleines Güterangebot (bezogen auf den regionalen Raum).
Finden nun Preissteigerung und Lohnerhöhungen statt, ist die Hyperinflation nahezu eingeleitet.
Die Hyperinflations-Experten können das detaillierter erklären.
Sorry und was löst das aus, dass die, die Geld anhorten, dann plötzlich ganz viel kaufen? Deine Theorie ist doch: Wenn etwas günstiger ist, dann wartet man. Bis es nicht mehr günstiger wird. Meine Theorie ist: Warten kostet und genau deswegen kauft man auch einen Fernseher, obwohl der seit 20 Jahren jedes Jahr um 20% günstiger wird.
Keine mit Deutschland vergleichbare Deflation; vielleicht sogar nur ein einfacher simpler Preisrückgang.
Müßte hierfür wissen, wie stark der allg. Lohn- und Gehaltsrückgang war bzw. wie die Arbeitslosenzahlen sich dort über einen bestimmten Zeitraum änderten. Mitentscheidend ist die Entwicklung der allg. Kaufkraft.
Auch das Kaufverhalten der Großgeldbesitzer hat einen Einfluss, sind sie doch die, die neben dem Staat Großinvestitionen tätigen können.

Und ja, jede deflationäre Phase kann sich anscheinend anders entwickeln, wenn eben die politisch, ökonomischen Entscheidungen anders sind.
Die USA haben sich für eine Überschuldung (Bekämpfung eines Preisrückganges mit "Gelddrucken") entschieden; Konsequenzen daraus sind eine immer noch bestehende und weitergeführte Überschuldung im Jahr 2017.

Auch Hitler und seine Partei bekämpfte die Deflation - und die Arbeitslosigkeit - mit Gelddrucken...
Ja eben. Es kann sich immer anders entwickeln. Also ist Hyperinflation keine Folge der Deflation, sondern hat andere Ursachen. Die USA hatte die ersten Jahre nach dem ersten Weltkrieg eine sehr hohe Inflation. Einige Jahre gab es da 20% Inflation pro Jahr. Dann kamen die goldenen 20er Jahre und es kam zum Crash. Da gab es dann 3 Jahre in Folge etwa 10% Deflation. Die Inflation blieb dann aber aus.
http://www.multpl.com/inflation/table
Das ist die Thematik mit Ursache ungleich Wirkung; ja, da könnte genauer nachgeforscht werden.
Der entscheidende Punkt bleibt ja, um welche Deflation es sich handelt:
1. Nach einer Boomphase (Inflation) kommt es zu einem Crash(Deflation). In der Boomphase wurde der Luftballon aufgeblasen und irgendwann war er so voll, dass er platzte. In der Boomphase wurden (ausgelöst durch expansive Geldpolitik) Fehlinvestitionen getätigt, die dann auffolgen. Dadurch verloren viele ihren Job, da es zu einer Neuordnung der Produktion kommt. Warum wird da weniger konsumiert? Weil Preise um 5-10% sinken, oder weil das Einkommen stark zurück geht bzw. die Unsicherheit steigt (und man für schlechtere Zeiten zurück legt)? Eigentliche eine rhetorische Frage.
2. Während eine wirtschaftlich guten Phase steigt die Gütermenge schneller als die Geldmenge. Wie eben zur Gilded Age in den USA, als die USA pro Kopf zum reichsten Land der Welt wurde und eben all das nicht eintrat, was du hier vermutest.

Diese simplen ökonomischen Betrachtungen machen Private genauso wie Unternehmer. Sicherlich auch die Verwalter öffentlicher Haushalte, wobei diese zudem im Blick haben, was der Allgemeinheit (dauerhaft) gut tun würde.
Genau deswegen hält in der Fernseherbranche niemand seinen Konsum zurück, obwohl die Preise dort stark fallen.
Schulden während einer (langen) Deflation: Lohnstagnationen oder gar -kürzungen finden kaum deswegen statt, weil die Arbeitgeber halt alle so gemein sind, sondern weil die Umsätze es einfach nicht zulassen. Realist würde es so beschreiben: Die Löhne müssen verdient werden!
Und wenn schon die Umsätze nicht hinreichend für Lohnerhöhungen sind, dann wird auch das Tilgen von Krediten sich nicht ganz so einfach für das Unternehmen gestalten wie einst gehofft oder gar berechnet.

Nun wird vielleicht versucht, durch Reduzierung der Preise der angebotenen Güter mehr Kunden zu gewinnen und somit den Umsatz sowie den Gewinn zu erhöhen. Möglicherweise wird sogar der Effekt der Massenproduktion genutzt; mitsamt einer Horde neueingestellter Niedriglöhner. Und tatsächlich mag es keine roten Zahlen geben. Doch ist der Gewinn gering im Vergleich zur noch bestehenden Kreditsumme.

Es ist so ein bisschen das Gegenteil vom sog. Schulden weginflationieren:
"Wie Staaten ihre Schulden "weginflationieren"

Das Problem: Nimmt am Ende einer Rezession die Konsumnachfrage zu, bevor der Produktionsmotor hochfährt, lässt die große Geldmenge die Preise steigen, das steht in jedem Lehrbuch.

Billionensummen auf der Rechnung: Viele Staaten werfen in der Krise die Gelddruckmaschinen an
Auf diese Weise werden Inflationen geboren - die sich danach spiralförmig verschärfen können.
Ein probates Mittel dagegen wäre, den Geldhahn im richtigen Moment wieder zuzudrehen. Die Krux ist jedoch: Genau daran ist vielen Staaten gar nicht gelegen. Denn die enorme Verschuldung, die auf den Etats dann immer noch lastet, lässt sich durch eine Geldentwertung bequem verringern (der Fachmann spricht vom "Weginflationieren").
"
http://www.manager-magazin.de/finanzen/ ... 986-3.html



Du meintest, Unternehmer investieren nicht mehr, wenn sie 2% Rendite dadurch erzielen, wenn sie ihr Geld bar in den Tresor legen. Das stimmt ja offenbar nicht. Siehe Gilded Age...
Es gibt riskofreudigere Unternehmer und es gibt solche, die das Risiko in Bezug auf deflationäre Phasen anders abwägen und entsprechend ökonomisch handeln.

Im Artikel von manager-magazin.de ein paar Beiträge vorher wurden ein paar Unternehmen genannt, die Fans von Tresoren/Geldhortung geworden sind. Ob aus Gründen die mit Deflationsängsten oder -befürchtungen zu tun haben, wissen nur die Verantwortlichen selbst.[/quote]

Die längste deflationäre Phase war während der Gilded Age in den USA. Also kannst du mir zeigen, wie all diese schlimmen Dinge damals passierten, als die USA zum reichsten Land er Welt wurden?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(09 Aug 2017, 17:59)

Ich habe mir die besagten historischen Infla.-Raten mal angeschaut. Solch ein Auszug wie
Jan 1, 1913 7.34%
Jan 1, 1912 -1.08%
Jan 1, 1911 -6.77%
Jan 1, 1910 10.74%
Jan 1, 1909 3.23%
Jan 1, 1908 -2.15%
Jan 1, 1907 4.49%
Jan 1, 1906 0.00%
Jan 1, 1905 2.29%
Jan 1, 1904 -4.39%
Jan 1, 1903 9.62%
Jan 1, 1902 2.46%
Jan 1, 1901 -2.41%
zeigt, daß es eine enorme Pendelbewegung gab.
In den anderen Jahren immer mal wieder Beträge im zweistelligen Bereich, mal mit + mal mit - davor.

Ob jeweils mit Neuverschuldung versucht wurde, eine Deflationsspirale zu verhindern ?
Ja, es gab Schwankungen. Hängt auch von der Messung ab. Dein Ausschnitt weist jedoch schon eher inflationäre Tendenzen aus. DIe Jahre davor fielen Preise eher. Es geht darum, dass die USA in der Zeit nicht hätte reicher werden dürfen, wenn eure Theorien zur Deflation stimmen würden..
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Voight-Kampff hat geschrieben:(09 Aug 2017, 13:33)
Nochmal: Die Kundeneinlagen sind Schulden der Bank gegenüber Kunden. Schulden kann sie nicht verleihen.
Wenn Kundeneinlagen zufließen, sind das zum einen Schulden aber auch Forderungen aus Sicht der Bank. Es fließt ja Zentralbankgeld zu.
Wie gesagt. Im Zweifelsfall kommt das Bargeld von der Zentralbank.
Kurzfristig geht das nach meinem Wissen immer. Mittelfristig eher nicht. Aber ich gebe dir Recht, dass die Zentralbank auch als "Leiher" auf dem Markt auftritt.
Ich dachte du meinst einen konstanten Multiplikator.
Nein.
So ist es auch mit den Banken. Wenn Zentralbankgeld von einer abfließt, kann sie weniger Buchgeld schöpfen, die Zielbank aber umso mehr. Das heißt Überweisungen ändern gesamt betrachtet nichts. Man könnte sich genau so gut eine einzelne Bank vorstellen.
Es geht hier aber um die einzelne Bank und was die benötigt, um Kredite vergeben zu können. Wenn du Geld zu einem Konto einer anderen Bank überweist (kann auch vorher durch Kredit aufgenommen wurden sein) oder das Geld vom Automaten abhebst, bedeutet das für deine Bank, dass ihr Zentralbankgeld (Geldbasis) abfließt. Dieser Abfluss muss kompensiert werden. Das kann passieren durch:
1. Sie leiht sich Zentralbankgeld. Kurzfristig geht das immer, langfristig sehr schwierig.
2. Sie leiht sich Geld von anderen (Banken). Geht zu einem gewissen Umfang wohl auch oft. Die Geberbank verlangt ja ne Gebühr.
3. Ihr fließt Geld in gleicher Menge zu zB. ein Neukunde ein Konto eröffnet und sein Geld vom alten Konto zum Neuen überweist.

Punkt 1 und 2 sind eher Wackelkandidaten, aber wenn es um kurzfristige Fehlmengen geht, ein bewährtes Mittel. Ansonsten bildet die Basis #3.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:47)

Genau deswegen hält in der Fernseherbranche niemand seinen Konsum zurück, obwohl die Preise dort stark fallen.
Wie oft gab es bei Dir für den alten TV einen neuen in den vorherigen 5 Jahren ?

Die längste deflationäre Phase war während der Gilded Age in den USA. Also kannst du mir zeigen, wie all diese schlimmen Dinge damals passierten, als die USA zum reichsten Land er Welt wurden?
Ich sehe nach wie vor keine Defla.-Spirale damals. Es liegen auch keine Daten hier zu Arbeitslosenzahlen/Lohnentwicklung vor.

Die gleichzeitige Erhöhung der Menge der produzierten Güter deutet darauf hin, daß entweder per Neuverschuldung, Nutzung zuvor gesparter Geldmittel oder "Geldmittel von Außen" (Edelmetallverkauf in die Welt ?) die Produktion befeuert wurde.

Ich sehe aber auch, daß die USA überschuldet ist; und dies nicht erst seit gestern. Damit siehst du "ein schlimmes Ding", das wohl seit damals passierte und noch heute passiert.

Gilded Age auf Kosten der nächsten Generationen. Wem kommt ähnliches bekannt vor ?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:50)
DIe Jahre davor fielen Preise eher.
Um die Preise alleine geht es während einer Defla.-Phase nie. Die Lohnentwicklung, allg. Kaufkraft mitberücksichtigen.

Nicht daß diese Statistik einfach nur die Teuerungsrate zeigt !?

Es geht darum, dass die USA in der Zeit nicht hätte reicher werden dürfen, wenn eure Theorien zur Deflation stimmen würden.
Geldbesitzer werden jedoch "reicher" in einer Deflation; weil der Wert ihres Geldes steigt.

Interessant somit zu Gilded Age: Warum konnten die US-Firmen (plötzlich) so viele Güter an kaufkräftige Kunden verkaufen ? Wer waren diese Kunden und woher hatten sie ihre Geldmittel ? Arbeitslose oder bettelarme Sklaven waren wohl nicht die Käufer.
Schnäppchenjäger vielleicht, die zuvor Geld auf dem Sparbuch sparten ? Oder doch eher Neuverschuldete ?
Gar das reiche(re) Ausland ? Oder fanden staatliche Subventionen (mittels Staatsverschuldung) statt ?

Was ist/war d. M. n. das Anti-Defla.-Geheimnis der USA, welches nun Japan zu Gute käme ? Gibt es überhaupt ein solches Geheimnis/Rezept ?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Hier ein paar weitere Daten zu "Gilded Age":
Juli 1893, Dow-Jones-Index Schlussstand 26,07, Veränderung in Prozent −18,43
Infla.Wert aus der zuvor verlinkten Tabelle:
Jan 1, 1894 -13.29%
Jan 1, 1893 7.78%


Okt. 1907, Dow-Jones-Index Schlussstand 42,12, Veränderung in Prozent −14,81
Infla.-Werte:
Jan 1, 1908 -2.15%
Jan 1, 1907 4.49%


Juli 1903, DJI Schlussstand 37,06, Veränderung in Prozent −14,07
Infla.-Werte:
Jan 1, 1904 -4.39%
Jan 1, 1903 9.62%


Sep. 1903, DJI Schlussstand 33,44, Veränderung in Prozent −13,88
Infla.-Werte siehe oben


Dez. 1899 DJI Schlussstand 48,24, Veränderung in Prozent −12,55
Infla.-Werte:
Jan 1, 1900 16.86%
Jan 1, 1899 1.50%


http://de.wikipedia.org/wiki/Dow_Jones_ ... al_Average


Ich erkenne noch keinen direkten Zusammenhang von Börsengeschehen (hier einige Minicrashs) mit der Infla.- Defla-Rate.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:59)

Wenn Kundeneinlagen zufließen, sind das zum einen Schulden aber auch Forderungen aus Sicht der Bank. Es fließt ja Zentralbankgeld zu.
Die Kundeneinlage ist das Guthaben der Kunden bei der Bank. Das sind Schulden der Bank bei den Kunden und sonst nichts.
Kurzfristig geht das nach meinem Wissen immer. Mittelfristig eher nicht. Aber ich gebe dir Recht, dass die Zentralbank auch als "Leiher" auf dem Markt auftritt.
Das geht so lange wie die Zentralbank will.
Es geht hier aber um die einzelne Bank und was die benötigt, um Kredite vergeben zu können. Wenn du Geld zu einem Konto einer anderen Bank überweist (kann auch vorher durch Kredit aufgenommen wurden sein) oder das Geld vom Automaten abhebst, bedeutet das für deine Bank, dass ihr Zentralbankgeld (Geldbasis) abfließt. Dieser Abfluss muss kompensiert werden. Das kann passieren durch:
1. Sie leiht sich Zentralbankgeld. Kurzfristig geht das immer, langfristig sehr schwierig.
2. Sie leiht sich Geld von anderen (Banken). Geht zu einem gewissen Umfang wohl auch oft. Die Geberbank verlangt ja ne Gebühr.
3. Ihr fließt Geld in gleicher Menge zu zB. ein Neukunde ein Konto eröffnet und sein Geld vom alten Konto zum Neuen überweist.

Punkt 1 und 2 sind eher Wackelkandidaten, aber wenn es um kurzfristige Fehlmengen geht, ein bewährtes Mittel. Ansonsten bildet die Basis #3.
Überleg mal was der Goldschmied machen muss um neue Goldscheine ausegeben zu können. Wenn jemand kommt und ihm mehr Gold gibt, dann wär das eine Möglichkeit. Wenn jemand ihm z.B 10g Gold gibt, dann kann er z.B. Goldscheine über 40g rausgeben. Ist das soweit klar?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

franktoast hat geschrieben:(10 Aug 2017, 08:47)
Die längste deflationäre Phase war während der Gilded Age in den USA. Also kannst du mir zeigen, wie all diese schlimmen Dinge damals passierten, als die USA zum reichsten Land er Welt wurden?
Als Gilded Age bezeichnet man die Periode 1870-1900. Die Zeit 1900-1920 bezeichnet man als Progressive Era.

Während der 1870er gab es die längste Wirtschaftsdepression der US Geschichte. Es gab während dieser Zeit auch sonst so einige Finanzcrashs.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:41)

Als Gilded Age bezeichnet man die Periode 1870-1900. Die Zeit 1900-1920 bezeichnet man als Progressive Era.

Während der 1870er gab es die längste Wirtschaftsdepression der US Geschichte. Es gab während dieser Zeit auch sonst so einige Finanzcrashs.
Im 19 Jahrhundert gab es in den USA mehr Jahrzehnte mit Deflation als mit Inflation. Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:59)

Im 19 Jahrhundert gab es in den USA mehr Jahrzehnte mit Deflation als mit Inflation. Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Ich weiß leider nicht genug über das Finanzsystem des neunzehnten Jahrhunderts um da mitreden zu können. Wie misst man die Inflation in der Zeit?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:59)

[...] Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Also hauptsächlich das Konto der Superreichen und Neusuperreichen; war/ist ja schließlich keine Planwirtschaft...

Und das waren dann wahrscheinlich auch die, die die großen Kurssprünge beim Dow-Jones herbeizaubern oder wenigstens "erfolgsversprechend" einleiten konnten.




Die allg. Lehrbuchdefinition beschriebt wohl, daß in einer (längeren) Deflation die Güterpreise verringert werden und Löhne sowie Gehälter auf breiter Basis sinken, mindestens jedoch stagnieren.

Die Sache mit den Löhnen und den Gehältern könnte doch auch einfach nur als Kaufkraft zusammengefasst werden ?
Deflation: Sinkende Güterpreise, damit die Güter überhaupt hinreichend erworben werden,
und gleichzeitig kein nennenswerter Anstieg der Kaufkraft in der Bevölkerung.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 17:30)

Ich weiß leider nicht genug über das Finanzsystem des neunzehnten Jahrhunderts um da mitreden zu können. Wie misst man die Inflation in der Zeit?
:D Im Warenkorb tauchten jedenfalls damals keine Fernseher auf.


Hauptausgabe war wohl für Fleisch/Nahrung. Und Waffen.

Fraglich natürlich, woher die in etwa wußten, was die Industrie- und Hafenarbeiter, Farmer, Händler etc. so tatsächlich monatlich verdienten. Die totale Bankkontoüberwachung durch das Finanzamt gab es da noch nicht.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:26)

Die Kundeneinlage ist das Guthaben der Kunden bei der Bank. Das sind Schulden der Bank bei den Kunden und sonst nichts.
Naja, auf der Aktivseite der Bankbilanz entsteht eine Forderung gg. der Zentralbank. Es erhöhen sich also auch die Zentralbankreserven der Bank.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 17:30)

Ich weiß leider nicht genug über das Finanzsystem des neunzehnten Jahrhunderts um da mitreden zu können. Wie misst man die Inflation in der Zeit?
Hat sich erledigt. Hab selber nachgegoogelt. Ziemlich problematisch das so zu vergleichen, aber warum nicht. Ich muss erstmal drüber nachdenken.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(10 Aug 2017, 09:59)
Wie oft gab es bei Dir für den alten TV einen neuen in den vorherigen 5 Jahren ?
Einmal. Wie stark ist der Umsatz von Samsung die letzten 5 Jahre gefallen?
Ich sehe nach wie vor keine Defla.-Spirale damals. Es liegen auch keine Daten hier zu Arbeitslosenzahlen/Lohnentwicklung vor.
Zum BIP/Kopf hab ich Zahlen zur damaligen Zeit (auch im Vergleich zum Rest der Welt) verlinkt.
Die gleichzeitige Erhöhung der Menge der produzierten Güter deutet darauf hin, daß entweder per Neuverschuldung, Nutzung zuvor gesparter Geldmittel oder "Geldmittel von Außen" (Edelmetallverkauf in die Welt ?) die Produktion befeuert wurde.

Ich sehe aber auch, daß die USA überschuldet ist; und dies nicht erst seit gestern. Damit siehst du "ein schlimmes Ding", das wohl seit damals passierte und noch heute passiert.

Gilded Age auf Kosten der nächsten Generationen. Wem kommt ähnliches bekannt vor ?
Wie hoch war denn die Verschuldung in der Gilded Age? Hat Rockefeller sich derartig verschuldet, als er den Ölpreis um 90% drückte?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(10 Aug 2017, 10:14)

Um die Preise alleine geht es während einer Defla.-Phase nie. Die Lohnentwicklung, allg. Kaufkraft mitberücksichtigen.

Nicht daß diese Statistik einfach nur die Teuerungsrate zeigt !?
Doch,genau das ist Deflation.
Wikipedia: "Unter Deflation versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen."

Geldbesitzer werden jedoch "reicher" in einer Deflation; weil der Wert ihres Geldes steigt.
Also würden die Reichen üblicherweise ärmer, da diese hauptsächlich Unternehmen und Immobilien halten?
Interessant somit zu Gilded Age: Warum konnten die US-Firmen (plötzlich) so viele Güter an kaufkräftige Kunden verkaufen ? Wer waren diese Kunden und woher hatten sie ihre Geldmittel ? Arbeitslose oder bettelarme Sklaven waren wohl nicht die Käufer.
Schnäppchenjäger vielleicht, die zuvor Geld auf dem Sparbuch sparten ? Oder doch eher Neuverschuldete ?
Gar das reiche(re) Ausland ? Oder fanden staatliche Subventionen (mittels Staatsverschuldung) statt ?
Die Produktivität und somit Löhne stiegen in dieser Zeit. Kapital konnte sich damals mehr oder weniger ungehindert vermehren (siehe Rockefeller, Carnegie, Vanderbilt), was natürlich enorme Wohlfahrtseffekte zur Folge hatte, da eben die Produktivität so stark stieg. Sicherlich hat auch die Zuwanderung aus Europa die Wirtschaft begünstigt. Ich denke, das waren die beiden Hauptfaktoren. Ab 1913 war es sicherlich auch ein großer Faktor, dass die USA nicht bei zwei Weltkriegen zerstört wurde.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Voight-Kampff hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:41)

Als Gilded Age bezeichnet man die Periode 1870-1900. Die Zeit 1900-1920 bezeichnet man als Progressive Era.

Während der 1870er gab es die längste Wirtschaftsdepression der US Geschichte. Es gab während dieser Zeit auch sonst so einige Finanzcrashs.
Es gibt unterschiedlichen Datumsangaben zu der Zeit. Manche sagen, es fing 1870 an, andere 1877. Andere sagen, es ging bis zur Jahrhundertwende, andere bis 1890. Das BIP/Wachstum pro Kopf hab ich nur vom Zeitraum 1870 bis 1913 (kurz vor dem 1. Weltkrieg), also hab ich das genommen.

Es war eine Zeit der großen Investitionen. Der "Robber Barrons". Damals lebten relativ zum Gesamtreichtum die reichsten Männer der Welt. Carnegie, Rockefeller, Vanderbilt, Morgan. Oft wird die Zeit auch so dargestellt wie der Manchesterkapitalismus. Genau diese Zeit war es aber, in der es enormen Fortschritt gab. Kapital wurde akkumuliert. Anfangs natürlich erst sehr wenig, denn von nichts auf 100 ist das nicht so einfach.

Fairerweise muss man allerdings sagen, dass der Fortschritt dann nicht aufhörte. Es ist schwer zu sagen, welche Jahrzehnte den meisten "Fortschritt" brachten. Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war ja auch nicht verkehrt. Kühlschrank, Urlaub, Auto. All diese Sachen kamen zunehmend in Haushalte. Die goldenen Zwanziger waren wohl auch toll. Und die Zeit, seit es Computer, Internet und Handys gibt, war ja auch enorm. Nur stiegen die letzten 20 Jahre die Löhne nicht derartig, wie man es gewohnt war. Könnte aber auch damit zusammen hängen, weil seit etwa 20-30 Jahren mehr auf Qualität statt Quantität gesetzt wird.
Der Sprung von "Kein Fernseher" zu "Röhrenfernseher" war eben größer als "Röhrenfernseher" zu "Flatscreen". Auch war der Sprung von "Kein Urlaub" zu "1 Woche Alpen/Ostsee" größer als "1Woche Alpen/Ostsee" zu "3 Wochen USA".
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Die Löhne steigen wegen dem demographischen Wandel kaum noch. Es gibt immer mehr Rentner, die finanziert werden wollen. Des Weiteren steigen durch den demographischen Wandel auch die Gesundheitsausgaben.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von BlueMonday »

Also zusammengefasst: es gibt keinen belastbaren Zusammenhang zwischen Deflation und Rezession, weder empirisch noch theoretisch fundiert.
Es gab sogar Phasen, in denen Deflation und Wachstum zusammen auftraten. Und es gibt auch nicht ohne Grund den Begriff der Stagflation, der ja nun darauf hindeutet, dass inflationäre Geldpolitik keine "Lösung" ist, im Gegenteil.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 08:42)

Einmal. Wie stark ist der Umsatz von Samsung die letzten 5 Jahre gefallen?
TV-Sparte Samsung wäre dazu wenn überhaupt interessant.

Hab ein paar (andere) Kennzahlen zu Samsungs TV-Bereich gefunden:
"Der Bereich Consumer Electronics gab trotz höherer Umsätze mit Premium-TVs wie SUHD und Curved TVs einen Ertragsrückgang bekannt.
[...]
Für das erste Quartal 2017 wird mit einem Rückgang des Gesamtertrags im Vergleich zu Q4 2016 gerechnet, da die Erlöse in den Geschäftsbereichen aufgrund gestiegener Marketingausgaben im Mobilfunkgeschäft und eines Absatzrückgangs von Fernsehgeräten durch schwache saisonale Nachfrage zurückgehen dürften.
"
https://news.samsung.com/de/samsung-ele ... 16-bekannt

Und älter:
"Unbefriedigend verlief die Entwicklung hingegen in der Digital-Media-Sparte, in der Samsung mit seinen Flachbildschirmen die weltweite Marktführerschaft markiert. Sie fuhr einen Verlust von rund 170 Milliarden Won ein. Auch im Bereich der Produktion von LCD-Panels musste Samsung Abstriche hinnehmen. Der Nettogewinn ging gegenüber dem Vorjahr um 81 Prozent auf 100 Milliarden Won zurück.

Der Chef der TV-Sparte, Yoon Boo Keun, rechnet für das laufende Jahr trotzdem mit einer Steigerung des weltweiten Flat-TV-Absatzes von Samsung um 15 Prozent auf 45 Millionen Geräte und einer Rückehr in die Gewinnzone.
"
http://www.digitalfernsehen.de/Samsung- ... 448.0.html

Ähnlich bei SONYs TV-Sparte:
"Das Fernsehgeschäft beschert den Japanern seit acht Jahren rote Zahlen. "
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Sony-spal ... 58291.html


Und das, obwohl die Deutschen kaum TVs mehr herstellen...
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Aug 2017, 16:59)

Im 19 Jahrhundert gab es in den USA mehr Jahrzehnte mit Deflation als mit Inflation. Die Wirtschaft ist kräftig gewachsen.
Die Zahlen beruhen auf Güterpreisen in New York. Kosten für Wohnung sind nicht enthalten. Ich würde eher davon ausgehen, dass diese Kosten gestiegen sind, wegen des rapiden Bevölkerungswachstums. D.h. ich würde davon ausgehen, dass ein Messverfahren wie heute, höhere Inflation feststellen würde.

Ich denke auch, dass man die Zahlen nicht auf die gesamten USA übertragen kann. Wegen der höheren Transportkosten, müssen sich die Güterpreise von Ort zu Ort, stärker unterschieden haben, als heute. Dazu kommt, dass das Bankensystem mit dem heutigen kaum vergleichbar ist. Wenn eine Bank in einer Region mehr Scheine ausgibt kann das lokal zu Inflation führen. Wenn sie durch einen Bank Run untergeht und ihre Scheine wertlos werden, dann lokal Deflation.

Pleitewellen durch Finanzkrisen sind für diese Zeit gut dokumentiert. Genau deswegen wurde am Schluss die Fed gegründet. Deflation schränkt die Handlungsfähigkeit der Zentralbank ein und damit die Möglichkeit Abhilfe zu schaffen.

Deflation hat einen anderen Charakter wenn eine Zentralbank Fiatgeld schöpft. Würde eine heutige Zentralbank Deflation oder Null-Inflation zum Ziel erklären, so würde das einer Subvention auf Bargeldhaltung gleichkommen. Damals war Gold die Geldbasis, so dass immer die Möglichkeit bestand, dass über neue Funde oder Importe eine Wertminderung eintreten würde. Natürlich sind die verzerrenden Auswirkungen der Subvention dieselben, egal ob diese explizit über eine ZB garantiert wird, oder implizit über einen Goldstandard.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 08:42)
Wie hoch war denn die Verschuldung in der Gilded Age?
Insbesondere die Neuverschuldung.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 08:47)

Doch,genau das ist Deflation.
Wikipedia: "Unter Deflation versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen."
Das ist quatsch.


Kapital konnte sich damals mehr oder weniger ungehindert vermehren (siehe Rockefeller, Carnegie, Vanderbilt), was natürlich enorme Wohlfahrtseffekte zur Folge hatte, da eben die Produktivität so stark stieg.
Die Frage ist, mit welchem (mehr an) Geld dieses plötzliche mehr-an-Gütern aufgrund gestiegener Produktivität erworben wurde... das deutet ein wenig auf eine erhöhte Geldmenge und somit eine erhöhte Verschuldung hin.
Da es allerdings zu dieser Zeit in den USA noch einen Goldstandard gab, ist anzunehmen, daß einfach "mehr Gold zu Geld gemacht wurde"; Geldschöpfung mittels Aufkauf von Aktiva.


Hier ein Zitat zum Goldstandard, welches beim Thema US-Deflation nicht unerheblich ist: "1933 lösten sich die Vereinigten Staaten vom Goldstandard, um die Geldmenge auszuweiten und die Deflation zu beenden."
Aus dem Wiki-Artikel zum Goldstand: http://de.wikipedia.org/wiki/Goldstanda ... .281933.29
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:43)

Das ist quatsch.
Wie lautet denn die Definition?
Das ist Kapitalismus:

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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

BlueMonday hat geschrieben:(11 Aug 2017, 10:11)
Es gab sogar Phasen, in denen Deflation und Wachstum zusammen auftraten.
Wenn angenommen wird - von wem auch immer - "Deflation" sein dann, wenn das Preisniveau sinke, ist dies auch nur logisch während Wachstumsphasen,
wenn man bspw. die Preiseffekte der Massenproduktion (Gesetz der Massenproduktion) kennt...
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:50)

Wie lautet denn die Definition?
Anders.
Habe sie nicht parat. Die von der BuBA halte ich für unzureichend.

Kaufkraft der Verbraucherhaushalte sollte m. M. n. in die Definition mit rein genauso wie allg. eine nähere Erläuterung zum "Wert des Geldes" (während einer Defla.-Phase).



Grund: Stellen nahezu alle Betreibe in einem Währungsraum auf (erweiterte) Massenproduktion um und können deswegen die Preise der von ihnen hergestellten Güter gesenkt werden, stellt dies allein doch nicht eine Deflation dar; welche es möglicherweise sogar zu bekämpfen gilt ?
Ähnlich eben wie im Eingangsbeitrag erwähnt.

Ein allgemeiner, signifikanter und anhaltender Rückgang des Preisniveaus allein ist somit genauso ungleich einer waschechten Deflation,
so wie ein Raucherhusten ungleich eines krankhaft bedingten Keuchhustens ist.
Obwohl das Symptom (Husten und Hustanfälle, teilweise sogar Blutspucken) gleich ist.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:24)

TV-Sparte Samsung wäre dazu wenn überhaupt interessant.

Hab ein paar (andere) Kennzahlen zu Samsungs TV-Bereich gefunden:
"Der Bereich Consumer Electronics gab trotz höherer Umsätze mit Premium-TVs wie SUHD und Curved TVs einen Ertragsrückgang bekannt.
[...]
Für das erste Quartal 2017 wird mit einem Rückgang des Gesamtertrags im Vergleich zu Q4 2016 gerechnet, da die Erlöse in den Geschäftsbereichen aufgrund gestiegener Marketingausgaben im Mobilfunkgeschäft und eines Absatzrückgangs von Fernsehgeräten durch schwache saisonale Nachfrage zurückgehen dürften.
"
https://news.samsung.com/de/samsung-ele ... 16-bekannt

Und älter:
"Unbefriedigend verlief die Entwicklung hingegen in der Digital-Media-Sparte, in der Samsung mit seinen Flachbildschirmen die weltweite Marktführerschaft markiert. Sie fuhr einen Verlust von rund 170 Milliarden Won ein. Auch im Bereich der Produktion von LCD-Panels musste Samsung Abstriche hinnehmen. Der Nettogewinn ging gegenüber dem Vorjahr um 81 Prozent auf 100 Milliarden Won zurück.

Der Chef der TV-Sparte, Yoon Boo Keun, rechnet für das laufende Jahr trotzdem mit einer Steigerung des weltweiten Flat-TV-Absatzes von Samsung um 15 Prozent auf 45 Millionen Geräte und einer Rückehr in die Gewinnzone.
"
http://www.digitalfernsehen.de/Samsung- ... 448.0.html

Ähnlich bei SONYs TV-Sparte:
"Das Fernsehgeschäft beschert den Japanern seit acht Jahren rote Zahlen. "
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Sony-spal ... 58291.html


Und das, obwohl die Deutschen kaum TVs mehr herstellen...
Was hast du immer mit deinen Deutschen? Samsung Electronics verkauft nur Produkte, die jedes deutlich an Wert abnehmen. Der Umsatz ist die letzten 5 Jahre um 50% gestiegen. Weil die Produkte immer günstiger und billiger werden, können viele Länder überhaupt erst diese Produkte kaufen.
Aber wenn ich mir ein neues Handy, Fernseher etc. kaufe, dann ist mir klar, dass der Preis sinkt. Aber deswegen kaufe ich ja nicht weniger, sondern eher mehr.

Stell dir vor, ein Handy kostet ein Monatsgehalt und ändert sich vom Preis her nicht. Oder ein Handy kostet ein Monatsgehalt, aber jedes Jahr 20% weniger. In welchem Fall kaufst du mehr Handys in deinem Leben?
Das andere ist: Samsung hat ja auch jedes Jahr niedrigere Kosten, die sie natürlich an ihre Kunden weitergeben.

Blende mal diese ganze Geschichte mit Geldmenge, Warten etc. aus und denk mal nur daran:
Die Produktivität steigt, also werden alle Produkte relativ zum Lohn immer günstiger. Und jetzt sag mir, inwiefern das schlecht sein kann?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 11:43)
Das ist quatsch.
Zeig mir ne seriösere, objektivere Quelle als Wikipedia. (nein, kein Scherz).

Die Frage ist, mit welchem (mehr an) Geld dieses plötzliche mehr-an-Gütern aufgrund gestiegener Produktivität erworben wurde... das deutet ein wenig auf eine erhöhte Geldmenge und somit eine erhöhte Verschuldung hin.
Da es allerdings zu dieser Zeit in den USA noch einen Goldstandard gab, ist anzunehmen, daß einfach "mehr Gold zu Geld gemacht wurde"; Geldschöpfung mittels Aufkauf von Aktiva.
Wenn man sich vorstellt, dass viele gebildete Menschen aus dem Ausland zuwandern und Kapital leicht akkumuliert werden kann, dazu freie Märkte, und bahnbrechene Technologien wie Öl, Dampf, Verbrenner hat? Da erscheint es mir relativ klar, dass das zu großen Wohlstandswachstum führt. Auch wenn die Menschen der Gilded Age selber davon noch nicht krass davon profitiert haben. Nicht so krass wie ihre Kinder. Und auch heute noch profitiert man von dem damals angelegten Kapitalstock.
Hier ein Zitat zum Goldstandard, welches beim Thema US-Deflation nicht unerheblich ist: "1933 lösten sich die Vereinigten Staaten vom Goldstandard, um die Geldmenge auszuweiten und die Deflation zu beenden."
Aus dem Wiki-Artikel zum Goldstand: http://de.wikipedia.org/wiki/Goldstanda ... .281933.29
Das war in der Great Depression. Nach dem Boom folgte der Crash und die Politik suchte nach Handlungsmaßnahmen.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(11 Aug 2017, 18:37)
Blende mal diese ganze Geschichte mit Geldmenge, Warten etc. aus und denk mal nur daran:
Die Produktivität steigt, also werden alle Produkte relativ zum Lohn immer günstiger. Und jetzt sag mir, inwiefern das schlecht sein kann?
Die Produktivitätssteigerung oder das Senken der Preise ?

Werden auf breiter Front Güterpreise deswegen gesenkt, weil ansonsten die Lager zu vollbleiben, dann gilt:
Investitions- und Konsumstagnation. (Mit all den Folgen.)

Das steht sogar bei Wiki.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

BlueMonday hat geschrieben:(11 Aug 2017, 10:11)

Also zusammengefasst: es gibt keinen belastbaren Zusammenhang zwischen Deflation und Rezession, weder empirisch noch theoretisch fundiert.
Es gab sogar Phasen, in denen Deflation und Wachstum zusammen auftraten. Und es gibt auch nicht ohne Grund den Begriff der Stagflation, der ja nun darauf hindeutet, dass inflationäre Geldpolitik keine "Lösung" ist, im Gegenteil.
Warum meinst du, dass die Zentralbanken Inflation lieber haben, wenn es dafür keinen Grund gibt?

Wie siehst du das unter dem Aspekt Gerechtigkeit? Selbst wenn es keinen Einfluss auf die Gesamtwirtschaft hätte, wie rechtfertigt man die Umverteilung an Geldbesitzer und den Bankensektor?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:46)

Warum meinst du, dass die Zentralbanken Inflation lieber haben, wenn es dafür keinen Grund gibt?
Warum kauft die EZB im grossen Stil Staatsanleihen?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:48)

Warum kauft die EZB im grossen Stil Staatsanleihen?
Um mehr Geld in Umlauf zu bringen?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 20:06)

Um mehr Geld in Umlauf zu bringen?
Das ist der offizielle Grund. Könnte es noch einen Grund geben?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 23:05)

Das ist der offizielle Grund. Könnte es noch einen Grund geben?
Es könnte viele Gründe geben. Bringt es was zu spekulieren?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Adam Smith »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 23:35)

Es könnte viele Gründe geben. Bringt es was zu spekulieren?
Falls es einen anderen Grund gibt schon.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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BlueMonday
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von BlueMonday »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:46)

Warum meinst du, dass die Zentralbanken Inflation lieber haben, wenn es dafür keinen Grund gibt?

Wie siehst du das unter dem Aspekt Gerechtigkeit? Selbst wenn es keinen Einfluss auf die Gesamtwirtschaft hätte, wie rechtfertigt man die Umverteilung an Geldbesitzer und den Bankensektor?
Wieso keinen Grund? Natürlich gibt es immer Gründe für irgendeine Handlung.
Ja, warum sind die Entscheidungsträger in den Zentralbanken in der Regel Inflationisten? Als Zentralbanker ist man eine Art Politiker, ein Geldpolitiker. Als Politiker ist man wiederum in der Regel Interventionist. Die Intervention ist gewissermaßen der Arbeitsnachweis des Politikers. Würde man als Poltiker gegen die Intervention an sich argumentieren (und damit für die spontane Ordnung, für das laissez faire etc), würde man also behaupten, die Eingriffe von außen ins Marktgeschehen seien nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, dann wäre das ja so als wenn ein Drogendealer vor Drogen warnen würde ... eben höchst unwahrscheinlich. Im Rahmen der "public choice" bzw. Institutionenökonomik wurde dazu schon einiges ins Bewusstsein gerückt

Der wesentliche Arbeitsnachweis des Zentralbankers ist nun typischerweise die Geldemission zu einem vom Geldzentralplaner festgesetzten Preis (Leitzins, Spitzenrefinanzierungssatz, Lombardsatz, Diskontsatz und welch Namen dafür in der Geschichte der Zentralbanken noch ersonnen wurden).
Dagegen hat eine zurückhaltende oder gar ablehnende Ansicht natürlich den weitaus schlechteren Stand. Wenn, dann kommen entsprechende Impulse von "außerhalb". Wenn es dich interessiert, beschäftige dich doch mal mit den Texten der "Gegenseite". Die sog. "austrian economics" ist da wohl führend.
Zum Einstieg:
https://mises.org/library/deflating-deflation-myth
https://mises.org/library/what’s-so-sca ... -deflation
https://mises.org/library/defense-deflation
https://mises.org/library/price-deflati ... -optimal-0
https://mises.org/library/ecb-fears-def ... should-not
usw. usf.

Wie rechtfertigt man die Umverteilungseffekte durch Geldausweitung? Das ist doch erst einmal die zu stellende Frage. Die Intervention muss wohl begründet werden.
Und wer sind die Geldbesitzer? Wir alle sind doch wohl hoffentlich Geldbesitzer und Geldnutzer. Weh dem, der keines besitzt. An den Banken darf auch jeder partizipieren. Sei es als Kunde oder als Aktionär. Die Deutsche Bank ist bspw im breitem Streubesitz. Niemand muss sich ausgeschlossen fühlen. Eine Bank ist ja nicht irgendwie eine Instititution von extraterrestrischen Reptoloiden. Die Banken stehen im Zentrum der Gesellschaft. Genossenschaftsbanken, Sparkassen...
Wenn, dann ist wohl der Sparer gemeint, und nicht der Geldbesitzer. Wer ist der klassische Sparer? Der Rentner, der seine Anwartschaft während seines langen Arbeitsleben aufbaut, der dafür auf Konsum verzichtet. So gut wie jeder wird doch wohl hoffentlich mal Rentner sein. Warum sollte dessen Kaufkraft nicht steigen dürfen?
Zuletzt geändert von BlueMonday am Sa 12. Aug 2017, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Adam Smith hat geschrieben:(11 Aug 2017, 23:56)

Falls es einen anderen Grund gibt schon.
Stell einfach deine These vor. Ich sehe nichts was im Kontext Sinn gibt.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

BlueMonday hat geschrieben:(12 Aug 2017, 11:17)

Wieso keinen Grund? Natürlich gibt es immer Gründe für irgendeine Handlung.
Ja, warum sind die Entscheidungsträger in den Zentralbanken in der Regel Inflationisten? Als Zentralbanker ist man eine Art Politiker, ein Geldpolitiker. Als Politiker ist man wiederum in der Regel Interventionist. Die Intervention ist gewissermaßen der Arbeitsnachweis des Politikers. Würde man als Poltiker gegen die Intervention an sich argumentieren (und damit für die spontane Ordnung, für das laissez faire etc), würde man also behaupten, die Eingriffe von außen ins Marktgeschehen seien nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, dann wäre das ja so als wenn ein Drogendealer vor Drogen warnen würde ... eben höchst unwahrscheinlich. Im Rahmen der "public choice" bzw. Institutionenökonomik wurde dazu schon einiges ins Bewusstsein gerückt

Der wesentliche Arbeitsnachweis des Zentralbankers ist nun typischerweise die Geldemission zu einem vom Geldzentralplaner festgesetzten Preis (Leitzins, Spitzenrefinanzierungssatz, Lombardsatz, Diskontsatz und welch Namen dafür in der Geschichte der Zentralbanken noch ersonnen wurden).
Das funktioniert nicht als Erklärung. Die Leitzinsen können auch gesetzt werden um Deflation herbeizuführen. In wirtschaftlich besseren Zeiten wurde die Zentralbank für ihre Fähigkeit gelobt die Inflation niedrig zu halten. Da war also die niedrige Inflationsrate der Arbeitsnachweis.
Dagegen hat eine zurückhaltende oder gar ablehnende Ansicht natürlich den weitaus schlechteren Stand. Wenn, dann kommen entsprechende Impulse von "außerhalb". Wenn es dich interessiert, beschäftige dich doch mal mit den Texten der "Gegenseite". Die sog. "austrian economics" ist da wohl führend.
Ich frage mich immer, wer die ganzen schönen Webseiten bezahlt... und wieso.
Wie rechtfertigt man die Umverteilungseffekte durch Geldausweitung? Das ist doch erst einmal die zu stellende Frage. Die Intervention muss wohl begründet werden.
Und wer sind die Geldbesitzer? Wir alle sind doch wohl hoffentlich Geldbesitzer und Geldnutzer. Weh dem, der keines besitzt. An den Banken darf auch jeder partizipieren. Sei es als Kunde oder als Aktionär. Die Deutsche Bank ist bspw im breitem Streubesitz. Niemand muss sich ausgeschlossen fühlen. Eine Bank ist ja nicht irgendwie eine Instititution von extraterrestrischen Reptoloiden. Die Banken stehen im Zentrum der Gesellschaft. Genossenschaftsbanken, Sparkassen...
Wenn, dann ist wohl der Sparer gemeint, und nicht der Geldbesitzer. Wer ist der klassische Sparer? Der Rentner, der seine Anwartschaft während seines langen Arbeitsleben aufbaut, der dafür auf Konsum verzichtet. So gut wie jeder wird doch wohl hoffentlich mal Rentner sein. Warum sollte dessen Kaufkraft nicht steigen dürfen?
Ich weiß nicht was der Rentner oder der Sparer damit zu tun hat.

Mal konkreter. Hier ist eine Grafik zum Thema:
https://de.wikipedia.org/wiki/Einlagefa ... esbank.png
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Realist2014 »

Voight-Kampff hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:46)

, wie rechtfertigt man die Umverteilung an Geldbesitzer und den Bankensektor?

Umverteilung an die Geldbesitzer durch Zinsen gibt es praktisch nicht..

weil die Realzinsen in D fast immer negativ waren...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Voight-Kampff »

Realist2014 hat geschrieben:(12 Aug 2017, 14:55)

Umverteilung an die Geldbesitzer durch Zinsen gibt es praktisch nicht..

weil die Realzinsen in D fast immer negativ waren...
I finde das ist ein gutes Argument: Deflation hat es in Deutschland seit dem Krieg so gut wie nicht gegeben. Warum das Risiko eingehen daran was zu ändern?
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von franktoast »

Loki hat geschrieben:(11 Aug 2017, 19:36)

Die Produktivitätssteigerung oder das Senken der Preise ?

Werden auf breiter Front Güterpreise deswegen gesenkt, weil ansonsten die Lager zu vollbleiben, dann gilt:
Investitions- und Konsumstagnation. (Mit all den Folgen.)

Das steht sogar bei Wiki.
Die Geldmenge ist doch egal. Die Güterpreise werden deswegen gesenkt, weil die Produktionskosten gesunken sind und Wettbewerb herrscht.
Also ja, man senkt die Preise, damit das Lager nicht voll bleibt. Da diese Preissenkungen eine Erhöhung des Profits zur Folge haben (anstatt volle Lager klingend ja die Kasse), entsteht warum Investitionsstau?

Und dass der Konsum sich bei sinkenden Preisen ja sogar noch erhöht (man kann sich ja mehr leisten durch niedrigere Preise), hatten wir doch schon geklärt.

Erinnere dich mal an die 80er. Handys waren sehr teuer. Heute sind sie günstig. Wurden deswegen in den 80ern mehr Handys gekauft als heute?
Wie viel Gewinn haben die Handyhersteller in den 80ern gemacht und wie viel heute?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Die Gilded Age war eine Zeit der Deflation

Beitrag von Loki »

franktoast hat geschrieben:(14 Aug 2017, 11:55)
Die Güterpreise werden deswegen gesenkt, weil die Produktionskosten gesunken sind und Wettbewerb herrscht.
Diesen "Zustand" willst Du jedoch nicht als die Deflation verstanden haben ?

Also ja, man senkt die Preise, damit das Lager nicht voll bleibt. Da diese Preissenkungen eine Erhöhung des Profits zur Folge haben (anstatt volle Lager klingend ja die Kasse), entsteht warum Investitionsstau?
Hat ja einen Grund, warum die Lager (unnötig) voll wurden; produziert i. d. R. doch kaum jemand hauptsächlich für das Lager.

Unter der Annahme, daß solche mit Geld im Gepäck keinen Ausgabedruck haben, könnte sich Kleinfritzchen denken: "Cool, nur weil Leute wie ich das Geld zurückhalten, müssen die die Güterpreise senken; nur damit ich einen vielleicht für mich unnötigen Kauf tätige.
Na da warte ich doch gleich einfach noch ein bisschen länger..."

Dies ist zumindest ein Glaube in Bezug auf das menschliche Denken, welcher immer wieder in Bezug auf die deflationären Phasen in der Literatur erwähnt wird. Die Kaufzurückhaltung, zum einen wg. Sparangst zum anderen wg. etwas, was Realist2014 gerne als die "Geiz ist Geil Mentalität" bezeichnet.


Und dass der Konsum sich bei sinkenden Preisen ja sogar noch erhöht (man kann sich ja mehr leisten durch niedrigere Preise), hatten wir doch schon geklärt.
Erhöhen kann. Negativbeispiele waren/sind vor einigen Jahren Milchpreise und Eierpreise; beide tief bis fast zum Selbstkostenpreis
und trotzdem wollte kaum jemand wg. mehr Milch- oder Eierkonsum dicker werden...
Erinnere dich mal an die 80er. Handys waren sehr teuer. Heute sind sie günstig. Wurden deswegen in den 80ern mehr Handys gekauft als heute?
Es gab sicherlich kaum volle Lager und mit Handys überfüllte Läden.

Könnte nachgeforscht werden, ob die Dinger weg wie warme Semmeln gingen oder lange lange Ladenhüter waren.


Wie viel Gewinn haben die Handyhersteller in den 80ern gemacht und wie viel heute?
Pro einzelnes Handy oder insgesamt ?

Davon abgesehen, was hat das noch mit dem Thema zu tun ?
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