Was Griechenland betrifft, so hatten doch damals alle Angst vor den schwer kalkulierbaren Folgen eines Staatsbankrotts innerhalb Europas, nachdem die weltweite Finanzkrise gerade überwunden war. Heute ist es natürlich leicht, schlauer zu sein.Kibuka hat geschrieben:(09 May 2017, 22:21)
Der Laden wäre auch "zusammengehalten" worden, wenn man Griechenland hätte normal pleite gehen lassen, so wie es die EU-Verträge vorsahen. Die EZB hätte den Finanzmarkt stabilisiert, wie es später ohnehin geschah. Stattdessen jagte ein Rettungspaket das Nächste, Schulden privater Investoren wurden zu öffentlichen Schulden der Euroländer und ihrer Steuerzahler.
Merkel hat nicht verstanden, dass sie mit ihrer vermeintlichen Hilfsaktion einen gefährlichen Pfad beschritten hat, an dessen Ende eine Schuldenunion steht, die viel Porzellan zwischen den Ländern zerschlägt, Gewinne privatisiert und Schulden sozialisiert.
In der Flüchtlingskrise glänzte sie erneut mit Bauchentscheidungen, statt Rationalität. Sie öffnete einfach die Grenze, setzte Dublin damit außer Kraft und machte darüber hinaus Selfies mit Migranten. Die Botschaft war noch am anderen Ende der Welt zu hören. Ein "freundliches Gesicht" wollte sie zeigen.
Die vorzeitige Abschaltung der Atomkraftwerke kostet den Steuerzahler Milliarden und hat Unternehmen über Nacht enteignet (Entschädigungszahlungen wurden per Gerichtsentscheid fällig) und marginalisiert. Auch diese Entscheidung fiel aus dem Bauch heraus, quasi von heute auf morgen.
Wenn die Frau zur Abwechslung einmal nachdenken würde, was die Konsequenzen ihres Handelns sind, wäre schon viel gewonnen. Aber Merkel ist eine Frau der Phrasen und des Bauches. Paradoxerweise steckt hinter ihrer distanzierten, scheinbar emotionslosen Erscheinung, eine Person, die sich von ihren eigenen und öffentlichen Gefühlsströmungen leiten lässt. Für mich ist das ein politisches Nogo.
Der Atomausstieg in dieser Form wirkte auf mich auch nicht als "von Herzen kommend", sondern eher "auf der Welle schwimmend" - also nicht überzeugend.
In der Flüchtlingskrise hat Merkel sich schlicht verkalkuliert hinsichtlich der Reichweite ihres EU-Einflusses. Bei Griechenland hatte sie noch alle hinter sich und dachte, das funktioniert wieder, aber dem war nicht so. Hätte sie sich durchgesetzt und sowohl rechtzeitig die EU-Aussengrenzen in den Griff bekommen als auch die bereits gekommenen Flüchtlinge verteilen können, wir würden heute anders urteilen. Naja, Fahradkette. Nein, eine Glanzleistung war das nicht.
Für überemotional und irrational halte ich sie aber trotzdem nicht, eher im Gegenteil. Man muss sie eigentlich nur reden hören, um von dieser irrigen Idee abzukommen. Und wenn sich ein Politiker (auch) nach Emotionen und Stimmungslagen in der Bevölkerung richtet, folgt daraus noch lange nicht, dass er selbst überemotional sei - man kann Gefühle ja ganz rational analysieren. Merkel hat doch durch die Energiewende definitiv auch Wählerstimmen gewonnen, zB von den Grünen.