schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Mar 2017, 09:14)
Es geht nicht einfach um "klein" ... es geht, nochmal, um das modernere objektorientierte Paradigma "Informationsflüsse anstelle von Steuerflüssen" im Vergleich zu hergebrachtem Zentralismus, Hierarchie und Einheitlichkeit. Und es geht, ganz einfach gesagt, um eine neue EU von unten statt von oben.
Unabhängig davon und zur aktuellen Entwicklung: Sowohl Polen als auch die Slowakei haben sich jüngst ganz ausdrücklich und vehement
gegen ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten ausgesprochen. Und das aus ziemlich unterschiedlichen politischen Lagern. (Polen/Kaczynski rechtskonservativ, Slowakei/Fico sozialdemokratisch). Dazu gestern in Deutschlandfunk/Europa Heute ein diesem Thema gewidmeter Beitrag: "Gegen eine EU der zwei Geschwindigkeiten" (
http://www.deutschlandfunk.de/slowakei- ... _id=381813). Und darin der slowakische Regierungschef Fico wörtlich:
Man sollte sich von den tatsächlich massiven Differenzen, die es zwischen den
Regierungen der V4-Staaten auf der einen und den
Regierungen der "Alt"-EU-Staaten auf der anderen Seite gibt, nicht täuschen lassen: Die eigentliche, populäre, "hochprozentige" und in der Bevälkerung verankerte EU-Euphorie ist in den letzten Jahren von West nach Ost gewandert. Zumindest was die Chance auf eine wirklich von Massen mitgetragene EU "von unten" anbelangt.
Das glaube ich so wieder nicht. Natürlich habe ich die Vorstellungen von Herrn Fico gelesen. Der sieht eben die greifbaren Vorteile der EU für sein Land: Der Beitritt zur EU hat
sämtliche slowakischen Erwartungen durch den EU-Beitritt erfüllt! Und nun droht erstmals die Abkopplung von dieser Quelle weiteren Wohlstands. Da würde ich mich auch aufregen. Und das alles nur deshalb, weil die Slowakei keine moslemischen Flüchtlinge aufnehmen will. Im Rest will Herr Fico nämlich die Gemeinschaft, die Slowakei aber bitte ethnisch rein. Tja, es gibt Sachen, die gehen mir wirklich hinten vorbei.
Die EU ist eine Vielvölker-Gemeinschaft auf freiwilliger Grundlage. Wer die nicht will, kann ja eine eigene Gemeinschaft nach eigenem Geschmack aufbauen. Niemand hindert diese Sonderlinge daran... siehe BREXIT. Nur bezahlen möchte ich nicht dafür. Am Ende werden wir Europäer noch Naziverbrecher genannt, weil wir unsere Vorstellungen von einem künftigen Miteinander in einer Wertegemeinschaft verfolgen.
Niemand hat die Visegradskis zum Beitritt in die EU auf der Grundlage des Vertrags von Lissabon genötigt. Das war deren unabhängige Entscheidung, auch hinsichtlich der Gemeinschaftswährung. In diesen Verträgen steht klipp und klar, daß den Mitgliedern frei gestellt ist, miteinander weitergehende Verbindungen bis hin zum Zusammenschluß in einem Staat ein zu gehen. Da muß niemand um Erlaubnis gefragt werden... ob sich nun 2 oder 20 Mitglieder dazu entschließen. Selbstverständlich müssen die unmittelbar betroffenen Menschen einer staatlichen Vereinigung zustimmen... aus meiner Sicht mit 2/3-Mehrheit. Da steht auch nicht, daß irgendwelche Sonderlinge ein Recht haben, diese Bewegung zu verbieten. Das hatten die BREXITeers erkannt, und das war ihnen ein Graus
Eine EU "von unten" wird nie zu Stande kommen. Die wird immer ein Projekt der geistigen Eliten sein. Das betrifft die Gründung der EU vor 60 Jahren ebenso wie ihre Weiterentwicklung bis heute. Die "da unten" meckern über krumme Gurken oder Energiesparlampen; den Vorteil von Handelsnormen und Industrienormen erkennen nur die damit Befaßten. Die machen sich auch die Arbeit damit.
Im Augenblick ärgere ich mich über den Verbraucher täuschende Verpackungsgrößen:
Butter Polen 200 und 300 gr, Deutschland 250 gr.
Marmelade Polen 390 gr., Deutschland 450 gr.
Das wäre meiner Meinung nach ein Grund für die EU, hier ein zu greifen. Polnische Marmelade ist nämlich ausgezeichnet und könnte in der Verpackung so in unseren deutschen Regalen stehen.
Über die Butter liege ich mit meiner Frau im Streit: Der Geschmack ist geringfügig unterschiedlich, die Inhaltsangaben stimmen aber überein... wobei die polnische Verpackung eine sehr übersichtliche Tabelle zeigt, und die deutsche Verpackung die Angaben nach Gefühl und Wellenschlag über die Packung verteilt.
So sieht ein Europa von unten aus, und das bei offenen Grenzen und Zollfreiheit.