Werden EHEMALIGE HEIMKINDER wirklich entschädigt ?

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Martin MITCHELL
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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Wie ich ja schon mehrmals – über die Jahre hinweg immer wieder mal – versucht habe anzudeuten und klar zu machen, sind, m.M.n., die gesundheitsschädigenden Medikamentenversuche an Heimkindern und Psychatriepatienten im WESTEN juristisch genauso zu werten wie die (gewaltsame und unfreiwillige) Pflichtzuführung von Medikamenten / Präparaten / Drogen / Dopingmitteln an minderjährige Sportler und Sportlerinnen im OSTEN (d.h., ohne ihre Zustimmung und gegen ihren Willen verabreicht)!!
Und was letztere vom Staat nicht verhinderte, aber vielmehr sanktionierte, schwere Körperverletzungen und Menschenrechtsverletzungen betrifft, haben wir ja schon ein diesbezügliches höchstricherliches Urteil (in einer Strafsache!) des Bundesgerichtshofes (BGH): 5 StR 451/99 - BESCHLUSS vom 09.02.2000; steht jedem uneingeschränkt zur Verfügung als PDF @
http://jensweinreich.de/wp-content/uplo ... gopfer.pdf ( 9 Seiten; 1.3 MB )
Solche, unter solchen Umständen begangenen, Verbrechen – (ob begangen im OSTEN oder im WESTEN! - MM) – verjähren nicht, hielt das höchste Gericht!!


Und wenn sie, unter solchen Umständen, strafrechtlich nicht verjähren, verjähren sie natürlich auch zivilrechtlich nicht!!

Aber dieses einfache und einzig logische Argument will einfach nicht in die Köpfe hinein; es wird immer wieder, allerseits, beiseite geschoben und wieder vergessen. – Und die Medien in Deutschland greifen diesen Aspekt natürlich ebenso nicht auf.
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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am Mi 2. Nov 2016, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Martin MITCHELL
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Jemand in einem anderen Forum ist der Meinung:
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Dieses Urteil [ BGH: 5 StR 451/99 - BESCHLUSS vom 09.02.2000 ] lässt sich überhaupt nicht auf die ehemaligen [Heimkinder] (West) ummünzen!
Hier geht es um Doping in der DDR ! Urteil kam nur durch die "Hemmung der Verjährung" zustande. Dieses ist kaum für einen ehemaligen (West) umzusetzen.

Angabe falsch und schlecht recherchiert.

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Der evangelischen Pfarrer i.R. Dierk Schäfer, Diplom-Pädagoge und Diplom-Psychologe, in seinem Blog, Dierk Schaefers Blog am So. 30.10.2016, um 10:36 Uhr (MEZ/CET), @ https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... befohlene/ , hingegen vertritt diesbezüglich die Meinung:
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Beihilfe zur Körperverletzung – das Urteil des BGH[1] ist umfassender anwendbar.

Nicht nur für minderjährige Dopingopfer des DDR-Sports, auf die das Urteil speziell abzielt, nein, es dürfte auch für
ehemalige Heimkinder gelten, denen psychotrope Medikamente mit zum Teil lebenslang wirkenden Folgen verabreicht wurden, das trifft besonders für regelrechte Medikamententests zu, wie sie nun bekannt geworden sind. Die Beweislage und die Schuldfrage werden sich allerdings als schwierig herausstellen.

Darüber hinaus sehe ich auch Parallelen zur aktuell geplanten Freigabe von Medikamentenversuchen an demente Personen, selbst wenn diese in einer Patientenverfügung bei noch voller Geschäftsfähigkeit zugestimmt haben sollten. Begründung: Die Verweigerung der Nahrungsaufnahme der RAF-Gefangenen wurde während ihres Hungerstreiks respektiert. Wurden sie infolge des Nahrungsmangels ohnmächtig galt, soweit ich mich erinnere war die Rechtskonstruktion: nun seien sie nicht mehr geschäftsfähig, einen Suizid könne ein vernünftiger Mensch nicht wollen, also müsse ihre Zustimmung zur Zwangsernährung ersetzt werden durch einen Ergänzungspfleger. Dies sollte auch für den Zustand der Demenz gelten und damit alle früheren Zustimmungen zunichte machen, soweit sie dem normal-vernünftigen Wunsch nach Gesundheit und Selbsterhaltung zuwiderlaufen.


[1] http://jensweinreich.de/wp-content/uplo ... gopfer.pdf , mein Dank an Herrn Mitchell für den Hinweis auf dieses Urteil.

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Und in einem längeren Artikel vom hpd - Humanistischen Pressedienstes, vom 01.02.2010, @ http://hpd.de/node/8711 unter der Überschrift »Von Staat und Kirchen verschaukelt«, ist festgehalten und dokumentiert welche Meinung der Hamburger Rechtsanwalt Gerrit Wilmans diesbezüglich vertritt:
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Rechtsanwalt Gerrit Wilmans, der die Interessen der Heimkinder vertritt, kritisierte am Zwischenbericht [des Runden Tisches Heimerziehung], dass er das systematische Unrecht, das den Heimkindern widerfuhr, nicht als „Menschenrechtsverletzung“ werte: „Der Grund für diese Sprachregelung ist offensichtlich: Würde man von Menschenrechtsverletzungen sprechen, so könnte die Verjährung der Verbrechen ausgesetzt werden, was zur Folge hätte, dass die Heimkinder eine juristische Grundlage für materielle Entschädigungen besäßen.“ Wilmans verwies in diesem Zusammenhang auf ein Urteil des BGH (BGH - 5 StR 451/99), das die Vergabe von Dopingmitteln an uneingeweihte, minderjährige Sportler als Menschenrechtsverletzung wertete. Dabei entschied das Gericht, dass die Verjährung dieser Straftat aufgrund „eines quasi gesetzlichen Verfolgungshindernisses“ geruht habe. „Das Ruhen der Verjährung der Unrechtstaten wurde in dem angeführten Fall damit begründet, dass sie systemimmanent durch das Regime der SED nicht verfolgt wurden“, sagte Wilmans. „Müssen wir diese Logik nicht auch auf den Fall der Heimkinder anwenden? Auch hier müsste doch die Verjährung der Unrechtstaten in den Heimen ruhen, da diese durch die erwiesene Kumpanei des Staates mit den kirchlichen Heimträgern ebenfalls aus systemimmanenten Gründen nicht verfolgt wurden! Sollte sich die schädliche Kumpanei von Staat und Kirche nun am Runden Tisch [Heimerziehung] fortsetzen, wie es gegenwärtig der Fall zu sein scheint, so wirft dies kein gutes Licht auf die Verfasstheit unserer Gesellschaft!“
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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am Do 3. Nov 2016, 03:02, insgesamt 2-mal geändert.
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NACHRICHTEN IN KURZ VON EINEM DER ÖFFENTLICHRECHTLICHEN SENDER IN DER BUNDESREPUBLIK:

Mehr zu den vormaligen von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, in Bielefeld.


WDR - Westdeutsche Rundfunk @ http://www1.wdr.de/nachrichten/westfale ... r-100.html berichtet (Stand: 31.10.2016, 13:56 Uhr):
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Die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Medikamententests an Heimkindern in den 1950ern und 60ern aufzuarbeiten. Ein Team aus fünf Medizinern und Archivaren soll in den Archiven nach Hinweisen suchen.

Eine Arzneimittelforscherin hatte in einer wissenschaftliche Arbeit herausgefunden: In den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts sollen in Bethel an mindestens 38 Heimkindern mit Epilepsie heimlich Medikamente getestet worden sein.

Weil keine Namen von Betroffenen bekannt sind, muss das Team großflächig Archivregale durchforsten. Mit der genauen Auswertung des Materials sollen sich später unabhängige Historiker beschäftigen. Inzwischen haben sich zwei Personen in Bethel gemeldet, die möglicherweise selbst von den Tests betroffen waren oder das von Angehörigen vermuten.

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Weitere dortige Angaben vom WDR - Westdeutsche Rundfunk @ http://www1.wdr.de/nachrichten/westfale ... r-100.html :

Bethel räumt Medikamenten-Versuche ein @ http://www1.wdr.de/nachrichten/westfale ... e-100.html

Medikamentenversuche beschäftigen die NRW-Politik @ http://www1.wdr.de/nachrichten/reaktion ... r-100.html

Pharmatests an Heimkindern | audio @ http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5 ... n-100.html

"Unfreiwillige Medikamentenversuche sind unzulässig" @ http://www1.wdr.de/nachrichten/medikame ... r-106.html

Medikamententests auch in Bethel | video @ http://www1.wdr.de/mediathek/av/video-m ... l-100.html

Medikamentenversuche in Bethel? | video @ http://www1.wdr.de/mediathek/video/send ... l-102.html

Medikamentenversuche an Heimkindern @ http://www1.wdr.de/nachrichten/westfale ... n-100.html

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Forscherin Silvia Wagner lässt sich jetzt auch zu diesem Thema von TAZ interviewen:
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TAZ (02.11.2016)

@
http://www.taz.de/!5350110/

IM INTERVIEW:
SILVIA WAGNER

52, ist Krefelder Pharmazeutin und
deckte bei Recherchen zu ihrer Doktorarbeit einen Skandal auf: [Siehe @ http://duepublico.uni-duisburg-essen.de ... _Heime.pdf Bis Anfang der 1970er Jahre wurden in Deutschland Medikamententests, unter anderem Impfstoffe und Psychopharmaka, an Heimkindern durchgeführt. Die Kinder und ihre Eltern wurden darüber nicht informiert. Behörden und Pharmaindustrie waren ebenso involviert wie ehemalige KZ-Ärzte.

Pharmazeutin über Arzneitests im Heim


»„Impfstoffversuche an Säuglingen“«

Ohne ihr Wissen wurden Medikamente und Impfstoffe an Heimkindern getestet. Aufgedeckt hat den Skandal die Pharmazeutin Sylvia Wagner.

[ ein dazu gehöriges Foto zeigt das FRANZ SALES HAUS, mit dem darunterstehenden Vermerk: ]
In dem katholischen Hans-Sales-Haus wurde Ende der 1950er-Jahre an 28 Kindern ein Neuroleptikum der Firma Merck getestet Foto: dpa


taz: Frau Wagner, wie kamen Sie auf die Idee, nach Medikamententests an Heimkindern zu suchen?

Sylvia Wagner: Ich kenne aus meinem privaten Umfeld viele ehemalige Heimkinder. Die haben erzählt, dass sie dort mit Medikamenten ruhiggestellt wurden, oft über Jahre. Einige meinten, dass an ihnen Versuche durchgeführt wurden, weil es während der „Behandlung“ auch Untersuchungen gab. Und die Kinder selbst haben sich nicht krank gefühlt.

Was wurde ihnen denn gesagt, wenn sie gefragt haben?

Sylvia Wagner: Oft wurde ein „leichter Hirnschaden“ diagnostiziert. Das war dann die proklamierte Ursache der Unruhe, die käme von einem leichten Hirnschaden.

Als Sie sich auf die Suche machten: Was haben Sie erwartet?

Sylvia Wagner: Ich habe schon erwartet, Hinweise auf Versuche zu finden. Allerdings habe ich nicht erwartet, dass sie so gut dokumentiert sind. Es ist schon ein Unterschied, ob man etwas ahnt, oder ob man die schriftlichen Beweise findet. Das hat mich erschreckt.

Wie haben Sie diese Dokumente gefunden?

Sylvia Wagner: Ich hatte die Hinweise aus meinem privaten Umfeld. Dann habe ich die Literatur studiert und bin dabei auf eine Untersuchung über die Weimarer Republik gestoßen. Danach waren Menschenversuche in der Zeit öffentlich in Fachzeitschriften beschrieben, einfach so. Ich habe in ebendiesen Fachzeitschriften nachgeschaut: Mal sehen, was die in den 50er oder 60er Jahren geschrieben haben. Tatsächlich habe ich dort Aufsätze gefunden, in denen sich der Hinweis auf Versuche an Heimkindern fand.

Was für Medikamente wurden getestet, was wurde denn genau gemacht?

Sylvia Wagner: Vor allem Impfstoffe und Psychopharmaka. Ein Arzt hat die Folgen sehr genau dokumentiert, da haben die Kinder Schreikrämpfe und Blickkrämpfe bekommen. Ich habe auch Fälle entdeckt, bei denen zum Beispiel Impfstoffversuche an Säuglingen durchgeführt wurden. Das fand ich besonders schlimm. In einem Fall wurde das Rückenmark untersucht. An Säuglingen. Dieses Experiment wurde vom Bundesgesundheitsministerium angeordnet.

Spielten NS-Ärzte eine Rolle?

Sylvia Wagner: Ja. Einige waren an den Fleckfieberversuchen im KZ Buchenwald beteiligt. Sie konnten einfach unbehelligt weitermachen. Oder der todbringende „Euthanasie-“Gutachter Hans Heinze: Er war ab 1954 Leiter der Jugendpsychiatrie in Wunstorf. Den Kindern dort verabreichte er Psychopharmaka und sie nahmen an Experimenten teil, ohne es zu wissen.

Wer war für diese Tests verantwortlich?

Sylvia Wagner: Die Behörden, die Pharmaunternehmen, die Heime und die Ärzte. Diese Experimente geschahen bundesweit, zum Beispiel für Berlin, München, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Warum haben die Ärzte da mitgemacht?

Sylvia Wagner: Ich habe nur einen Hinweis darauf, dass Ärzte bezahlt wurden. Ich glaube, die Hauptmotivation war ein Forschungsinteresse.

Was erwarten Sie heute von den Verantwortlichen?

Sylvia Wagner: Dass sie Interesse an einer umfassenden Aufklärung haben, zum Beispiel ihre Archive öffnen und unabhängigen Historikern den Auftrag erteilen, die Fälle aufzuklären. Abgesehen davon, dass es rechtlich wohl schon nicht korrekt war, war es moralisch erst recht nicht in Ordnung.

Könnte so etwas heute noch passieren?

Sylvia Wagner: In Deutschland glaube ich nicht. Aber in anderen Ländern ist das möglich.

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NOCHMALS DIE QUELLE des Interviews mit der Forscherin Silvia Wagner: http://www.taz.de/!5350110/
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NW - Neue Westfälische

DÜSSELDORF / BIELEFELD

Medikamententests: In Bethel melden sich die ersten Betroffenen

[ (02.11.2016) @ http://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/ ... fenen.html ]

AUTOR
Florian Pfitzner


Aktualisiert am
02.11.2016, um 20:39 Uhr

Absprachen zwischen Ärzten und Pharmaindustrie „ein Dunkelfeld“

Düsseldorf. Bislang sind die Reaktionen noch überschaubar. Ungefähr eine Handvoll Betroffener hätten sich bei den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gemeldet, seitdem es die Nachrichten über Medikamententests an Kindern in landesweit mehreren Jugend- und Patienteneinrichtungen gibt. So sagt es Bethel-Vorstand Günther Wienberg bei der Vorlage seines Berichts im Gesundheitsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags. Ausgegangen von den bisherigen Erkenntnissen kann es sich nur um die Spitze des Eisbergs handeln. Insgesamt hat die Arzneimittelforscherin Sylvia Wagner Belege für bundesweit rund 50 Versuchsreihen gesammelt. In der Bethel-Epilepsieklinik Mara sollen Ärzte in den 1950er- und 1960er-Jahren an mindestens 38 Kindern heimlich Encephabol getestet haben – ein Medikament, das heute bei Demenz verabreicht wird...

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Auf ihrer eigenen umfangreichen Webseite – http://www.bethel.de – haben die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, in Bielefeld, jedoch selbst bisher noch nichts zu diesem Thema »Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND« zu sagen gehabt.
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Der Kölner Stadt-Anzeiger und viele andere Lokalzeitungen in Nordrhein-Westalen auch berichten eingehend zu diesem Thema.
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Kölner Stadt-Anzeiger

Medikamententests - Drei ehemalige Heimkinder melden sich in Bethel

[ @
http://www.ksta.de/nrw/medikamententest ... l-25028274 ]

Krefeld/Bielefeld - Nach Berichten über Medikamententests an ehemaligen Heimkindern haben sich bei den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld drei möglicherweise Betroffene gemeldet. Das teilte die Einrichtung am Donnerstag mit. Zuvor hatte die Zeitung „Neue Westfälische“ darüber berichtet. Die Stiftung plant nach Angaben einer Sprecherin ein Gespräch mit den Betroffenen. Außerdem will die Einrichtung Akten aus den Jahren 1955 bis 1975 auf die Verabreichung des Mittels Encephabol an Heimkinder prüfen.

Das Essener Franz Sales Haus hat nach Angaben von Donnerstag bisher einen möglicherweise Betroffenen ausfindig gemacht und Kontakt aufgenommen. Da für den Mann keine Dringlichkeit bestehe, werde er vermutlich erst im nächsten Jahr seine Akte einsehen, teilte Direktor Günter Oelscher am Donnerstag mit. Weitere Betroffene konnte die Einrichtung bisher nicht ausfindig machen. Die Suche nach sechs Jahrzehnten sei sehr schwierig, stellte Oelscher fest.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) will am 25. November mit den Trägern der vier bekannten Einrichtungen und der beteiligten Ministerien das weitere Vorgehen abstimmen. Sie will sich auch einen Überblick verschaffen, was über die damaligen Vorgänge bekannt ist.

Die Arzneimittelforscherin Silvia Wagner hat nach eigenen Angaben Belege für bundesweit etwa 50 Versuchsreihen mit schätzungsweise mehreren Tausend Heimkindern gefunden. Sie kam zu dem Schluss dass zwischen 1957 und 1972 unter anderem in fünf nordrhein-westfälischen Einrichtungen Medikamente an Heimkindern getestet wurden, vier davon sind namentlich bekannt.

Neben den Bodelschwinghschen-Anstalten Bethel in Bielefeld und dem Essener Kinderheim Franz Sales Haus soll es Tests im Düsseldorfer Heim Neu-Düsselthal, in einer Klinik für Jugendpsychiatrie in Viersen und in einem namentlich nicht bekannten Waisenhaus gegeben haben. (dpa)

QUELLE:
http://www.ksta.de/

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QUELLE: In diesem Falle entnommen dem Kölner Stadt-Anzeiger @ http://www.ksta.de/nrw/medikamententest ... l-25028274
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Mindestens der Landschaftsverband Rheinland (LVR) (Köln) – eine der beiden damals zuständigen und heute weiterhin bestehenden nordrheinwestfälischen Jugendwohlfahrtsbehörden – scheint tatsächlich noch Listen von Namen von Heimkindern zu haben, die damals in ihren Heimen waren:
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Borkener Zeitung

[ @
http://www.borkenerzeitung.de/in-+ausla ... 58432.html ]

NRW

Gesundheit

03.11.2016

Medikamententests: Drei ehemalige Heimkinder melden sich

Krefeld/Bielefeld (dpa/lnw) - Nach Berichten über Medikamententests an ehemaligen Heimkindern haben sich bei den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld drei möglicherweise Betroffene gemeldet. Das sagte ein Sprecher der Einrichtung am Donnerstag [03.11.2016]. Zuvor hatte die Zeitung «Neue Westfälische» darüber berichtet. Die Stiftung plant nach Angaben des Sprechers ein Gespräch mit den Betroffenen. Außerdem will sie Akten aus den Jahren 1955 bis 1975 auf die Verabreichung des Mittels Encephabol an Heimkinder prüfen.

Die
Arzneimittelforscherin Silvia Wagner war in einer Studie zu dem Schluss gekommen, dass zwischen 1957 und 1972 unter anderem in fünf nordrhein-westfälischen Einrichtungen Medikamente an Heimkindern getestet wurden. In Bethel soll ein Arzt Encephabol an 38 Epilepsie-Kranken getestet haben.

Nach Einschätzung der Wissenschaftlerin wird eine Identifizierung von Opfern nach so langer Zeit schwierig. Sie hat nach eigenen Angaben Belege für bundesweit etwa 50 Versuchsreihen mit schätzungsweise mehreren Tausend Heimkindern gefunden.
Ihr liege nur eine Liste mit 28 Nachnahmen betroffener Kinder vom Franz Seles Haus in Essen vor. Der Landschaftsverband Rheinland [LVR] habe nach ihrem Kenntnisstand eine Namensliste für das Düsseldorfer Heim Neu Düsselthal.

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Am Do. 03.11.2016, um 11:38 Uhr schrieb eine Reporterin beim WDR, oben am rechten Rand auf der FACEBOOK-Seite des Vereins ehemaliger Heimkinder e.V. @ https://de-de.facebook.com/VEHeV folgenden Aufruf:
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Guten Tag, ich bin Reporterin beim WDR und recherchiere gerade zum Thema Medikamentenversuche in Kinderheimen. Gibt es in diesem Forum Betroffene aus der Region Münster und Umgebung bzw. Menschen, die in Münster und Umgebung im Kinderheim waren und sich erinnern können, regelmäßig Medikamente bekommen zu haben? Bei PN melde ich mich gerne und rufe ggf. zurück. Viele Grüße Heike Zafar
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Ich möchte jetzt unbedingt auch hier noch einmal auf den Bundesgerichtshof-BESCHLUSS 5 StR 451/99 vom 09.02.2000 zurückkommen.

Ehemaliges Heimkind-WEST [RUHRGEBIET], Boardnutzer »
Rudi K.« in seinem Beitrag vom Mo. 31.10.2016, um 21:51 Uhr, im Thread »Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND«, im HEIMKINDER-FORUM.DE @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.ph ... #post52859 teilzitiert ehemaliges Heimkind-WEST [SCHLESWIG-HOLSTEIN], Boardnutzer »Ralf B.« (aus dessen Beitrag vom Mo. 31.10.2016, um 08:08 Uhr, in demselben Thread) :

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Ralf B. :
Also, suggeriere bitte nicht, dass Ehemalige sich auf dieses Urteil berufen könnten.

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Rudi K. :
Wie sieht es denn mit Deiner Qualifikation aus, dass Du so eine Aussage machst?
Martini [ebenso als Martin MITCHELL bekannt] stellt diese Infos ein und weist auf die Erkenntnisse anderer hin, eine versuchte Manipulation ist für mich nicht erkennbar,
eher Deinen Versuch eine nähere Betrachtung dieses Urteils zu verhindern.
Nur weil sich einem ein Zusammenhang nicht erschließt, muss das nicht zwangsläufig heißen es gebe keinen.

Auch wenn manche
Martini [ebenso als Martin MITCHELL bekannt] wie das Weihwasser fürchten, er ist in dieser Geschichte der Ehemaligen nicht der Teufel.
Staat, Kirche und viele Bauern und Industriebetriebe, haben sich nach dem Grundgesetz an uns verbrochen und haben es zur Krönung am [ bundesrepublikanischenRunden Tisch Heimerziehung“ (2009-2010, in Berlin) ] RTH wiederholt, an dem wir [ehemalige Heimkinder-WEST] keine juristische Vertretung hatten.
Deshalb frage ich Dich ob wir einander bekämpfen sollen oder gemeinsam daran arbeiten, dass diese Verbrechen an Ehemaligen restlos aufgeklärt werden.

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Ich selbst füge dann – anders von mir formuliert als zuvor – noch folgendes hinzu (steht auch schon, so von mir formuliert und veröffentlicht, an einigen anderen Stellen im Netz) :
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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.
Noch lebende verantwortliche und mitverantwortliche Personen und Organisationen – einschließlich Kirche und Staat – und ihre Rechtsnachfolger, können und könnten, meines Erachtens, durchaus für all solche, unter solchen Umständen begangenen Verbrechen (Medikamentenversuche in Heimen, sowohl wie auch für die systemimanente Zwangsarbeit all der älteren Kinder und Jugendlichen in den Heimen in der Bundesrepublik Deutschland – also im WESTEN!), durchaus auch heute noch (heute erst!) strafrechtlich sowohl wie auch zivilrechtlich belangt werden! Diesen diesbezüglichen Präzidenzfall dafür gibt es in Deutschland schon:
Bundesgerichtshof-BESCHLUSS 5 StR 451/99 vom 09.02.2000. Siehe das Original dieses höchstrichterlichen Urteils @ https://www.jensweinreich.de/wp-content ... gopfer.pdf (hier online gestellt von dem Freien Jornalist Jens Weinreich im Jahre 2009).

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Aus dem NRW-Landtag selbst:

Medikamentenversuche und Medikamentengabe in Einrichtungen der behindertenhilfe und in Einrichtungen des gesundheitswesens in NRW @
https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/d ... MMV16/4400

( Bericht von insgesamt 8 Seiten - mit der diesbezüglichen von mir hier für jeden jetzt sichtbar und direkt aufrufbar gemachten URL: )

https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/d ... MMV16/4400

VORLAGE: 16/4400 am 31.10.2016
URHEBER: Nordrhein-Westfalen / Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter

Mit einleitenden (1-seitigen) Schreiben vom 31.10.2016 von NRW-Gesundheitsministerin Frau Barbara Steffens, MdL, an die Präsidentin des NRW-Landtags Frau Carina Gödecke, MdL, bezüglich der Sitzung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales am 26.10.2016 und dem daraufhin angefertigten schriftlichen Bericht zum Thema:Medikamentenversuche und Medikamentengabe in Einrichtungen der Behindertenhilfe, der Jugendhilfe und in Einrichtungen des Gesundheitswesen in NRW“. Dem folgt eine Leerseite, und dann …

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Schriftliche Zusammenfassung des Berichtes von Frau Ministerin Steffens
im AGS am 26.10.2016 zum Thema Medikamententests an Heimkindern [
Also nur eine Zusammenverfassung eines längeren Berichtes, dessen Länge hier aber nicht angegeben wird! - Eine Zusammenfassung von insgesamt 6 Seiten Länge! ]

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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND (hier insbesondere was NRW betrifft!)

Also, einfach mal selbst reinschauen und sehen was man diesbezüglich im NRW-Landtag dazu zu sagen hat:

https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/d ... MMV16/4400

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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am Mo 7. Nov 2016, 03:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Martin MITCHELL hat geschrieben:(06 Nov 2016, 11:33)

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Aus dem NRW-Landtag selbst:

Medikamentenversuche und Medikamentengabe in Einrichtungen der behindertenhilfe und in Einrichtungen des gesundheitswesens in NRW @
https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/d ... MMV16/4400

( Bericht von insgesamt 8 Seiten - mit der diesbezüglichen von mir hier für jeden jetzt sichtbar und direkt aufrufbar gemachten URL: )

https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/d ... MMV16/4400

VORLAGE: 16/4400 am 31.10.2016
URHEBER: Nordrhein-Westfalen / Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter

Mit einleitenden (1-seitigen) Schreiben vom 31.10.2016 von NRW-Gesundheitsministerin Frau Barbara Steffens, MdL, an die Präsidentin des NRW-Landtags Frau Carina Gödecke, MdL, bezüglich der Sitzung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales am 26.10.2016 und dem daraufhin angefertigten schriftlichen Bericht zum Thema:Medikamentenversuche und Medikamentengabe in Einrichtungen der Behindertenhilfe, der Jugendhilfe und in Einrichtungen des Gesundheitswesen in NRW“. Dem folgt eine Leerseite, und dann …


ZITAT ANFANG: ZITAT EINES KURZEN AUSZUGS AUS VORLAGE 16/4400 VOM 31.10.2016.

Schriftliche Zusammenfassung des Berichtes von Frau Ministerin Steffens
im AGS am 26.10.2016 zum Thema Medikamententests an Heimkindern [
Also nur eine Zusammenverfassung eines längeren Berichtes, dessen Länge hier aber nicht angegeben wird! - Eine Zusammenfassung von insgesamt 6 Seiten Länge! ]


ZITAT ENDE: ZITAT EINES KURZEN AUSZUGS AUS VORLAGE 16/4400 VOM 31.10.2016.

Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND (hier insbesondere was NRW betrifft!)

Also, einfach mal selbst reinschauen und sehen was man diesbezüglich im NRW-Landtag dazu zu sagen hat:

https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/d ... MMV16/4400

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Was ich aus dem diesbezüglichen NRW-Landtag-Bericht 16/4400 vom 31.10.2016 herauslese und was meiner Meinung nach klar und deutlich daraus hervorgeht (auch den Aufbau dieses ganzes Berichtes berücksichtigend und zwischen den Zeilen gelesen!), ist:

Die NRW-Landesregierung / NRW-Landesbehörde(n) / NRW-Aufsichtsbehörde(n) / Rechtsnachfolger vertreten den Standpunkt:

1. Was diese „Medikamentenversuche an Kindern und Jugendlichen in Heimen, Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien“ betrifft, sind wir uns keiner Schuld bewußt!

2. Es gab in den 1950er und 1960er Jahren, bis Ende der 1970er Jahre keine diesbezüglichen Gesetze, die „solche Medikamententests“ unter Verbot stellten, und an die wir gebunden gewesen wären!

3. Wenn irgendjemand „solche Medikamententests“ durchführte, so waren nicht wir es, sondern individuelle Ärzte!

4. Wenn irgendjemand der ehemaligen Heimkinder I'm WESTEN irgendwelchen Schaden von „solchen Medikamententesten“ genommen hat, so wird sie/er ja schon von dem »
Fonds Heimerziehung-WEST« dafür entschädigt!

5. Wenn irgendjemand der ehemaligen behinderten Heimkinder und der ehemaligen Psychiatriepatienten, im WESTEN, durch „solche Medikamentenversuche“ geschädigt wurde, so wird sie/er ja demnächst alsbald über die »
Stiftung für behinderte Heimkinder« / »Stiftung "Anerkennung und Hilfe"« dafür entschädigt!

6. In anderen Worten: Niemand kann also, was „solche Medikamentenversuche“ betrifft, irgenwelche weiteren Ansprüche gegen UNS (BUND, LÄNDER und KIRCHEN) geltend machen!

7. KIRCHE und STAAT stehen da geschlossen und entschlossen Schulter an Schulter gegen alle solche Versuche und Vorhaben der Opfer!

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Österreichische Ehemalige Heimkinder im Parlament!

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Offizielle Zeremonie: „Geste der Verantwortung“
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ÖSTERREICH – profil.at- Profil//shortlist

[ @
http://www.profil.at/shortlist/oesterre ... nt-7670103 ]

Österreich inmitten: Ehemalige Heimkinder im Parlament

Erniedrigte und gequälte
ehemalige Heimkinder [ siehe @ http://www.profil.at/oesterreich/heimki ... ch-6499707 ] rücken im Parlament ins Zentrum.

Von
Edith Meinhart [ siehe @ http://www.profil.at/autoren/edith-meinhart ] ( 06.11.2016 )

Es ist der würdigste Rahmen, den die Republik aufzubieten hat. Am 17. November werden im historischen Sitzungssaal im Parlament, wo sonst Präsidenten angelobt werden, ehemalige Heimkinder sitzen, die in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen erniedrigt und gequält wurden. Nationalratspräsidentin Doris Bures (Foto) nennt den bedeutungsschweren offiziellen Akt „Geste der Verantwortung“. Der Staat holt damit die Männer und Frauen, die er in den 1950er- bis 1970er-Jahre im Stich gelassen hat, ins Zentrum. Buchstäblich, denn die Saalmitte gehört den Betroffenen, das offizielle Österreich rückt – zum ersten Mal und ganz gegen das Protokoll – zur Seite. Kanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Kardinal Christoph Schönborn werden Reden halten; das Herz der Veranstaltung aber bilden die Geschichten der Betroffenen. Schauspielgrößen Karl Markovics, Regina Fritsch, Wolfgang Böck, Florian Teichtmeister und Miriam Fussenegger werden sie von der Regierungsbank aus vortragen. Die Zeremonie löste im Vorfeld einiges an Emotionen aus.

„Wir wollen jenes Zeichen der Anerkennung setzen, das sich viele Betroffenen wünschen. Aber es soll kein Schlussstrich sein, sondern ein Mosaikstein in der Aufklärungsarbeit, die leider erst sehr spät begonnen hat“, sagt Bures. Einen Nachteil des repräsentativen Saals konnte sie auch nach viel Kopfzerbrechen nicht wettmachen: Er fasst nur 630 Sitze, davon sind 40 Prozent für National- und Bundesräte fixiert; einige bleiben aus feuerpolizeilichen Gründen frei. Die 300 Plätze für Heimkinder wurden nach der Reihenfolge der Anmeldungen und gewichtet nach Bundesländern vergeben. Für alle, die nicht zum Zug kamen, aber gerne dabei wären, überträgt der ORF die Zeremonie live.
Bisher gibt es weltweit wenig vergleichbare Zeremonien, in Deutschland warten die Heimkinder noch darauf.

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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

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Auch in Marburg Pharmatests an Heimkindern

Link zum Fernsehrbericht (Video der »Hessenschau«, gestern Di. 08.11.2016 um 19:30 Uhr gesendet als erste Nachricht!)


http://hessenschau.de/tv-sendung/video- ... r-100.html

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Heimkinder aus Hessen wurden in der Vergangenheit offenbar stärker für Arzneimitteltests missbraucht als bisher bekannt. Im Jahr 1957 soll den Kindern ohne ihr Wissen das starke Beruhigungsmittel Decentan verabreicht worden sein. Nach hr-Informationen sollen neben einer Diakonie-Einrichtung in Schwalmstadt auch zwei Heime in Marburg betroffen sein.
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QUELLE: Textauszug vom Artikel: http://hessenschau.de/panorama/auch-in- ... r-100.html
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Bei den Marburger Einrichtungen handelt es sich um die damaligen Kinderheime Bethanien und St. Elisabeth. Laut einer Arzneimittelstudie aus dem Jahr 1963, die hr-iNFO und hessenschau vorliegt, wurde dort an 30 Mädchen und Jungen ein Impfstoff gegen Kinderlähmung getestet. Die Heimkinder waren demnach sechs Monate bis elf Jahre alt.

Zuvor war durch die wissenschaftliche Arbeit einer Pharmazeutin bekannt geworden, dass es ähnliche Tests auch in einem Hephata-Heim in Schwalmstadt-Treysa gegeben hat. Dort soll 1957 ein neues Medikament des Darmstädter Pharmakonzerns Merck erprobt worden sein, das gegen Psychosen entwickelt wurde.

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QUELLE der Formulierung dieses Beitrags ingesamt: "Religionskritik-Wiesbaden" (FREIGEISTERHAUS.DE 08.11.2016, um 21:21 Uhr).
Die bei der »Hessenschau« angegebene QUELLE ist: Veröffentlicht am 08.11.16 um 15:56 Uhr - Michael Przibilla, epd

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„Fauler Kompromiss für behinderte Heimkinder“?

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Stiftung für [behinderte] Heimkinder soll gegründet werden (hieß es Mitte November 2015). --- Diese Stiftung ist jetzt (September 2016) gegründet worden und es gibt jetzt auch eine Webseite dafür.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat gerade (Mitte September 2016) folgende informative Webseite zu diesem Thema »Stiftung "Anerkennung und Hilfe"« eingerichtet.


Diese Webseite wurde eingerichtet ungefähr einen Monat bevor der jetzt in aller Munde EHEMALIGE HEIMKINDER-Medikamentenversuche-Skandal erstmalig so richtig ans Licht kam.

Die Webseite dieser »Stiftung« ist hier zu finden: http://www.bmas.de/DE/Themen/Teilhabe-I ... CB58BE80DB

Ja, ok, nun gibt es diese Webseite der »Stiftung«. Aber wie werden die Betroffenen, all diejenigen, die diese „Hilfe“ beantragen könnten, darauf aufmerksam?

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ARD - Tagesschau

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https://www.tagesschau.de/inland/heimki ... g-101.html ]


Stiftung für behinderte Heimkinder

Ende einer "Gerechtigkeitslücke"

Stand: 09.11.2016 15:19 Uhr

Für ehemalige Heimkinder in BRD und DDR gibt es inzwischen den zweiten Hilfsfonds. Menschen mit Behinderung waren bisher außen vor. Nun hat das [Bundes]Kabinett die Errichtung einer Stiftung beschlossen. [Bundes]Sozialministerin [Andrea] Nahles sprach vom Ende einer "nicht hinnehmbaren Gerechtigkeitslücke".

Menschen mit Behinderung, die in Heimen unter restriktiven Erziehungsmethoden leiden mussten, können ab kommendem Jahr
Entschädigungen erhalten. Das Bundeskabinett hat beschlossen, dass dafür eine Stiftung mit dem Namen "Anerkennung und Hilfe" errichtet wird. Sie wird von Bund, Ländern und Kirchen finanziert. Betroffene können eine Einmalzahlung von 9000 Euro erhalten. Zudem gibt es Rentenersatzleistungen von bis zu 5000 Euro.

[Verena] Bentele: "Ich bin froh"

Die Stiftung richtet sich an Menschen, die in der Bundesrepublik zwischen 1949 und 1975 oder in der DDR zwischen 1949 und 1990 in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder in Psychatrien untergebracht waren. Die Behinderten dort waren oftmals gewaltsamen Erziehungsmethoden ausgesetzt. Wenn die Kinder dort auch arbeiten mussten, haben sie zusätzlich Anspruch auf die Rentenersatzleistungen [beschränkt auf maximum 5000 Euro, völlig abgesehen davon für wie viele Jahre sie in diesen Heimen / Einrichtungen / Psychiatrien haben arbeiten müssen – MM] .

Die Behindertenbeauftragte des Bundes, Verena Bentele, begrüßte den Kabinettsbeschluss: "Ich bin froh, dass die Opfer von Leid und Unrecht in stationären Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien, die heute noch an den Folgewirkungen leiden, jetzt Unterstützung erhalten können."

Ende einer "Gerechtigkeitslücke"

Nach dem Beschluss soll die Stiftung Anfang Dezember [2016] gegründet werden. Bund, Länder und Kirchen zahlen zu gleichen Teilen in das Vermögen von 288 Millionen Euro ein. Das Geld soll für fünf Jahre reichen. Anträge können ab Beginn des kommenden Jahres [2017] bis Ende 2019 eingereicht werden. Dafür werden in Zukunft regionale Anlauf- und Beratungsstellen eingerichtet. [Bundes]Sozialministerin Andrea Nahles würdigte die Errichtung der Stiftung als Ende einer "nicht hinnehmbaren Gerechtigkeitslücke."

Schon seit Längerem gibt es Fonds für ehemalige Heimkinder [OST und WEST / BRD und DDR]. Menschen mit Behinderungen waren davon bisher immer ausgeschlossen. Dagegen hatten Behindertenvertretungen lange gekämpft.

INFO: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 09. November 2016 um 12:04 und 13:03 Uhr.

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BUNDESPRESSEPORTAL

Donnerstag, 10. November 2016 11:33

[ @ http://www.bundespresseportal.de/hessen ... ngbar.html ]

Dr. Daniela Sommer: SPD schockiert über Medikamententests an Heimkindern – lückenlose Aufklärung unabdingbar

(BPP) Zu den aktuellen Presseberichten über Medikamententest an Heimkindern ohne deren Wissen in den 1950er Jahren in Hessen sagte die stellvertretende Vorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, heute in Wiesbaden:

„Was über die Medikamententest an Heimkindern in Treysa bekannt geworden ist, schockiert und macht betroffen. Es gibt keinen Grund, an der Richtigkeit der wissenschaftlichen Studie zu zweifeln, die das Unrecht von damals ans Licht gebracht hat. Was seinerzeit im Kinderheim Treysa – und womöglich auch in anderen Heimen – geschehen ist, lässt sich weder rechtfertigen noch entschuldigen. Missbrauch an den Schwächsten der Schwachen kann und darf nicht hingenommen werden, auch wenn er Jahrzehnte zurückliegt. Es ist zynisch, wenn sich die beteiligten Pharmaunternehmen wie Merck darauf zurückziehen, man habe ‚nicht rechtswidrig‘ gehandelt. Und auch der Verweis darauf, dass andere Pharmaunternehmen ebenfalls solche Tests vorgenommen hätten, taugt nicht zur Entlastung.

Alle damals Verantwortlichen müssen nun ihren Teil zur schonungslosen Aufklärung des Geschehenen beitragen. Und von den beteiligten Unternehmen können die Opfer von damals tätige Reue verlangen: Sie müssen von denen, die ihnen Leid zugefügt haben, entschädigt werden.

Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag kann sich gut vorstellen, dass der Landtag zu dem Themenkomplex ein Hearing durchführt, bei dem die Betroffenen, die Leitungen der Einrichtungen und die Pharmaunternehmen Stellung nehmen. Das Thema muss öffentlich aufgearbeitet werden, damit das Unrecht nicht vergessen wird.“

Quelle: spd-fraktion-hessen.de

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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

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Auch dies gehört mit zur Geschichte und Nachgeschichte der diakonischen Einrichtung "Gut an der Linde" (Teilanstallt der "Bergischen Diakonie Aprath" ("BDA")) und den auch dort, in den 1950er und 1960er Jahren (wie sich jetzt erst heraustellt und auch bewiesen werden kann) stattfindenden Medikamentenversuchen und Verabreichungen an minderjährige(n) Schutzbefohlene(n).

Offener Brief der Opfervertreter "Gut an der Linde"

wiedergegeben @
http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016 ... linde.html


Und siehe auch @ https://es-la.facebook.com/VEHeV/posts/756821851084972

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt von den Autoren, sondern ausdrücklich erwünscht von ihnen!
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Offener Brief der Heim-Opfergruppe "Gut an der Linde"

Posted on April 14, 2016


Anschließend: Brief des Bloggers [Helmut Jacob] an die Leitung der Diakonie Aprath unter dem Offenen Brief der Opfervertreter


Offener Brief der Opfervertreter

Ehemaligengemeinschaft Fürsorgehölle "Gut an der Linde"
Ansprechpersonen/Sprecher Reiner Gläser, Siegfried Heinen, Axel Weiner, Brian Neuburg, Michael Schierer

Offener Brief - mit der dringenden Bitte um Weiterleitung

An Bergische Diakonie Aprath
Vorstand Jörg Hohlweger
Otto-Ohl-Weg 10,
42489 Wülfrath

Betrifft: Umgang mit ehemaligen Heimkindern und Schwerbehinderten

Sehr geehrter Herr Hohlweger,

wovor haben Sie Angst?

Mit Schreiben vom 17.03.2016 haben Sie Ihre Entscheidung vom 09.03.2016 zurück genommen, dass die Bergische Diakonie Aprath (BDA) nur noch über Ihren Anwalt mit uns, den ehemaligen Heimkindern aus der Fürsorgehölle Gut an der Linde (1959 bis 1971), kommuniziert. Mit Schreiben vom 09.04.2016 (Anlage) wiederum haben Sie genau diese Entscheidung erneut zurückgenommen und das klärende Gespräch am 19.04.2016, zu dem Sie uns eingeladen haben, abgesagt.

Das ist der Gipfel der Ignoranz! Ihre Verhaltensweise ist in Deutschland ein Novum. So verächtlich ist noch kein Vorstand mit ehemaligen Heimkindern umgegangen. Bei Ihnen sogar mit Ehemaligen, die, aufgrund der unmenschlichen Erziehungsmethoden in Ihrer Fürsorgehölle zu Schwerbehinderten geworden sind.

Die Hinhaltetaktik und die Unwahrheiten die Sie über die Fürsorgehölle und uns verbreiteten, sind unerträglich. Seit Ihrer Amtseinführung 2011 drangsalieren Sie uns damit. Das Gebot „Liebe deinen Nächsten“, hat für Sie in Bezug auf uns offensichtlich keine Bedeutung. Unsere Kindheit in der Fürsorgehölle war schon schlimm. Jetzt, Jahrzehnte später, wo einige versuchen ihre Traumatisierungen zu verarbeiten und Licht in das Dunkel ihrer prägenden Kindheit und Jugend in der Fürsorgehölle bringen wollen, bekriegen Sie uns erneut. Sie sind Pfarrer?

Eingangs ihrer Absage echauffieren Sie sich darüber, dass unser ehemaliger Heimkamerad Reiner Gläser Ihnen eine Zahlungsaufforderung in sechsstelliger Höhe geschickt hat. Sie wissen, dass an der Ruhruniversität Bochum ein neuropsychologisches Gutachten, Link:
http://amd.co.at/anti/moitzfeld/Gutacht ... hten_G.pdf zur Frage der Schädigungsfolgen früherer Heimunterbringung in der BDA für Reiner Gläser erstellt wurde. Der Grad der Schädigung (GDS) = Grad der Behinderung (GDB) ist 70%. Reiner Gläser ist also als schwerbehindert eingestuft worden. Die Contergan Opfer der Firma Grünenthal erhalten bei einem Schädigungsgrad von 70% eine Rente von 5.069 Euro monatlich. Die Opfer aus Ihrer unmenschlich betriebenen Fürsorgehölle erhalten nichts von Ihnen.

Auch wenn die Schädigungen durch Contergan und die BDA Erziehungsmethoden kaum vergleichbar sind, am Ende bleibt ein Grad der Behinderung, der nicht zu differenzieren ist. Ihre Behauptung in dem Zusammenhang, so war es der Presse zu entnehmen, wir hätten Entschädigungen vom Fonds Heimerziehung erhalten, sind unzutreffend. Die Leistungen des Fonds sind keine Entschädigungen sondern nur kleine Anerkennungsleistungen, zum Großteil für Fernseher, Computer, Möbel etc.. Auch die Leistungen der kirchlichen Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung sind keine Entschädigungen, sondern Anerkennungsleistungen für das Leid aufgrund sexualisierter Gewalt bzw. Missbrauch durch Bedienstete der BDA. Diese Leistungen sind zwar besser als nichts, aber kein Freikauf von der Schuld und Verantwortung der BDA. Die Zeit kann auch Schuld und Verantwortung nicht tilgen!

Man muss Ihnen die Frage stellen, was Ihnen die körperliche Unversehrtheit Ihrer Schutzbefohlenen oder ehemaligen Schutzbefohlenen Wert ist. Offensichtlich nichts. Mit der Entlassung aus der Fürsorgehölle waren wir abgeschrieben. Die Gehirnwäsche und Einschüchterung hatten zur Folge, dass es Jahrzehnte gedauert hat, bis wir gewagt haben die Misshandlungen öffentlich zu machen und Wiedergutmachung zu fordern. Sie nehmen das zum Anlass für Machtdemonstrationen und bekriegen uns, anstatt vernünftig zu kooperieren.

Mit der Absage des Gespräches und der erneuten Drohung mit Ihrem Rechtsanwalt haben Sie alle christlichen, diakonischen und moralischen Werte über Bord geworfen. Das Leitmotiv des Gefängnispfarrers Karl Heinersdorf, des Gründers der BDA „niemand und nichts aufgeben“ hat für Sie offensichtlich keinen Wert. Uns, die ehemaligen Heimkinder, haben Sie aufgegeben. Ihr Schreiben mit der Absage haben Sie sogar anmaßend in der „wir“ Form verfasst. Damit haben Sie mitgeteilt, dass nicht nur Sie selber, sondern alle BDA Mitarbeiter uns aufgegeben haben. Sie wollen nur noch über Ihren Anwalt mit uns kommunizieren. Das Recht, so für die gesamte BDA zu sprechen, haben Sie nicht. Sprechen Sie Ihre abstrusen Beschuldigungen und den Kommunikationsabbruch für sich aus, nicht für alle BDA Mitarbeiter. Das sind größtenteils anständige Menschen.

Dass die Gründe, die Sie für den Kommunikationsabbruch anführen, vorgeschoben sind, ist leicht ersichtlich. Ein Grund soll der Umstand sein, dass wir, fünf ehemalige Heimkinder, mit vier Begleitpersonen kommen wollten. Zwei davon Anwälte, die beiden anderen Wissenschaftler, die sich mit den Folgen der Heimerziehung beschäftigt haben.

Herr Professor Dr. rer. nat. Burkhard Wiebel von der Ruhruniversität, der bereit war zu kommen und sein Team haben im Rahmen einer Forschungsarbeit, alle Ehemaligen, die zu dem Treffen kommen wollten, aufwendig untersucht und neuropsychologische Gutachten zur Frage der Schädigungsfolgen früherer Heimunterbringung in der BDA erstellt. Der Grad der Schädigung (GDS), also Grad der Behinderung (GDB), aus der unmenschlichen Heimerziehung in der BDA wurde bei allen mit 70% bis 100% festgestellt. Die Gutachten belegen, dass Behauptungen der BDA Vorsitzenden, uns sei kein Schaden erwachsen, unwahr sind. Zudem wurden vom Fonds Heimerziehung der Bundesrepublik Deutschland und der kirchlich- diakonischen Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung (FUVSS), reihenweise Missbrauchs- und Misshandlungsopfer der BDA anerkannt. Ihre in der Presse nachzulesenden Behauptungen, es habe keine systematischen Misshandlungen gegeben, sind ebenfalls unwahr.

Frau Dr. Silvia Wagner, Pharmazeutin, die bereit war zu kommen und ihr Team beschäftigen sich an der Universität Düsseldorf mit den Schäden durch Medikamentenversuche und Verabreichungen, insbesondere von Psychopharmaka und Neuroleptika an Heimkindern. Nachweislich wurden in der BDA Fürsorgehölle in abartiger Weise Heimkinder mit Psychopillen traktiert. Das war eine Form der vielfältigen Misshandlungen; vermutlich wollen Sie das auch nicht hören.

Nehmen Sie die Tatsachen endlich zur Kenntnis und hören Sie auf, alles abzustreiten und uns öffentlich als Lügner darzustellen. Die unmenschliche und abartige BDA Heimerziehung hatte zur Folge, dass aus gesunden Kindern Schwerbehinderte wurden. Es besteht kein Zweifel daran, dass auch die Versorgungsämter den Grad der Behinderung erforderlichenfalls bestätigen, wie Professor Wiebel und sein Team ihn festgestellt haben. Professor Wiebel ist auf dem Gebiet eine in Fachkreisen und öffentlichen Institutionen anerkannte Kapazität. Offensichtlich wollen Sie seine Forschungsergebnisse, die belegen, dass in der BDA Schwerbehinderte produziert wurden, nicht hören.

Sich selber räumen Sie in der Einladung das Recht ein, ihren Rechtsanwalt und ihre Kommunikatonsfachfrau mitzubringen, uns sprechen Sie Vergleichbares ab. Offensichtlich hatten Sie vor, uns in dem Gespräch einzulullen und mit den Missbrauchszahlen abzuspeisen, die Sie uns jetzt genannt haben. Der wahre Grund ist, unserer Meinung, dass diese Absicht, durch die Personen die wir hinzuziehen wollten, Ihnen nicht realisierbar erscheint.

Tatsache ist, bevor wir als Kinder in die Fürsorgehölle deportiert wurden, waren wir gesund. Das Heim war ausdrücklich ausgerichtet auf gesunde Jungen mit normaler Intelligenz. Nur mit solchen funktionierte das abartige Marktkonzept. Große Gruppen, unausgebildeter Erzieher, Zöglinge als unbezahlte Hilfserzieher, Zwangsarbeit usw.. Behinderte oder Geisteskranke, hätten nicht gepasst. Behinderte oder Geisteskranke erfordern bekanntlich mehr kostenintensive Betreuung und sind bei Zwangsarbeiten schlecht verwertbar.

Der Zweite Grund ihrer Absage ist, dass ehemalige Heimkinder es doch tatsächlich gewagt haben, Sie um Auskunft gemäß § 34 BDSG, also Auskunft über die bei Ihnen gespeicherten Daten, zu bitten. Einer hat sich sogar, weil Sie die Bitte um Bestätigung des Eingangs ignoriert haben und die Abfrage nicht beantwortet haben, mit einer Beschwerde an den Landesdatenschutzbeauftragten gewandt. Sie schreiben, das stände im Widerspruch zu unserer Mitteilung, dass wir kein Interesse an juristischen Schritten hatten. Diese Verfälschung der Tatsachen ist nicht nachvollziehbar. Datenabfragen gem. § 34 BDSG und Beschwerden sind ein in Deutschland zig-tausendfach praktiziertes Recht und kein juristischer Schritt, zumal weder die Abfragen noch die Beschwerde über Juristen lief. Sie schreiben, dass Sie davon ausgegangen sind uns die Informationen im Rahmen des Gesprächstermins zu geben. Wir sind keine Hellseher, Sie haben uns nicht informiert. Wir mussten davon ausgehen, dass Sie auch diese Auskunft, wie viele andere davor, verweigern. Datenabfragen müssen auch schriftlich beantwortet werden, dazu kommen wir nicht nach Wülfrath. Das als Grund für die Absage und den Kommunikationsabbruch zu nennen, ist auch abwegig. Dass dieses ebenfalls vorgeschoben ist, ist auch leicht erkennbar.

Ein Schritt in die richtige Richtung war nach monatelangem Abwiegeln Ihre Mitteilung, dass von der Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung bisher 24 als Opfer sexualisierter Gewalt bzw des Missbrauchs durch BDA Mitarbeiter anerkannt wurden. Ihre Einlassung, Sie seien nicht verpflichtet uns die Zahlen zu nennen, sehen wir aber anders. Unseres Erachtens sind Sie nicht nur verpflichtet uns die Zahlen zu nennen, schließlich haben wir ein Recht auf das Wissen um unsere Vergangenheit, sondern auch verpflichtet, diese öffentlich zu machen.

Wir stehen mit ca. 30 Ehemaligen in Kontakt, die wir auf die Möglichkeit der Anerkennung hingewiesen haben. Von diesen wurden mehr als zwei Drittel als Missbrauchsopfer anerkannt. Hochgerechnet bedeutet das, dass über die Jahre in der Fürsorgehölle Gut an der Linde und dem Nachbarheim mehrere Hundert oder sogar Tausend missbraucht wurden. Es war so, dass fast jeder sexualisierte Gewalt durch BDA Mitarbeiter erfahren hat. Das ist keine Kleinigkeit die Sie verschweigen dürfen. Das was viele Ehemalige über Missbrauch berichtet haben und die Anzahl der anerkannten Opfer belegen, dass die BDA ein Paradies für Kinderschänder war. Aufgrund des Umgangs mit dem Problem ist es heute noch immer so.

Jeder von uns hat es tagtäglich selber erlebt, oder bei Heimkameraden mitbekommen. Sexualisierte Gewalt und Missbrauch, war genau so Teil des Systems, wie Prügel, Isolierzimmer, Zwangsarbeit, Essenszwang, Erbrochenes essen müssen, eiskalte Duschen wegen Bettnässen, Zwang in urintriefender Bettwäsche zu schlafen, militärische Drillmethoden, Zwangsmedikation, Ausgangssperren usw.

Gut an der Linde war die Hölle auf Erden. In Publikationen behauptet der BDA Vorstand, dass nur ein Missbrauchsfall bekannt sei. Das ist nachweislich unzutreffend.

Tatsache ist, dass von den Ehemaligen die wir kennen fast alle vom Fonds Heimerziehung und der kirchlichen- bzw diakonischen Fachstelle als Missbrauchs- oder Misshandlungsopfer anerkannt wurden. Tatsache ist, dass bei vielen eine Schwerbehinderung festgestellt wurde, die aus dem Heimaufenthalt resultiert. Tatsache ist, dass Behauptungen vom BDA Vorstand, es sei kein Schaden feststellbar, unzutreffend sind.

Unser dringendstes Anliegen, mit Verantwortlichen der BDA darüber zu sprechen, wie man mit der verursachten Schädigung und einem möglichen Schadensausgleich umzugehen gedenkt, ist aufgrund Ihres verantwortungslosen Kommunikationsabbruchs jetzt nicht mehr möglich.

Wir glauben zwar nicht, dass Sie die Bereitschaft dazu haben, trotzdem ist es Ihnen nochmals anzuraten den Umgang mit uns zu ändern. In der Anlaufstelle des Heimkinderfonds im Landschaftsverband Rheinland, ist man aufgrund der vielen Berichte ehemaliger Heimkinder aus Gut an der Linde und dem Nachbarheim der BDA zu der Überzeugung gekommen, dass die[
se] Heime die schlimmsten waren. Jetzt, Jahrzehnte später, müssen wir feststellen, dass auch der Umgang der BDA Verantwortlichen, also Ihrer, mit uns Ehemaligen das schlimmste ist, was man sich aus der Richtung der Heimträger vorstellen kann.

Weil Sie uns neuerdings wieder mit Ihrem Rechtsanwalt drohen, stellen wir vorsichtshalber fest, dass dieses Schreiben zwar nach bestem Wissen und Gewissen erstellt wurde, aber keinen Anspruch auf Richtigkeit in allen Details erhebt – wir sind keine Juristen.

Wie Sie mit Mitmenschen umgehen, die als Kinder in der BDA die Hölle erlebt haben, ist unglaublich. Nach wie vor missachten Sie die Empfehlungen des Runden Tisches Heimerziehung und helfen uns, bis auf kleine Alibi Aktionen, nicht.
Wenn Sie uns nicht helfen, müssen wir eben andere um Hilfe bitten.

So verächtlich wie Sie mit ehemaligen Heimkindern und Behinderten umgehen, macht das sonst kein Verantwortlicher.

Mit freundlichen Grüßen, für unsere Ehemaligengemeinschaft

Siegfried Heinen
Reiner Gläser
Michael Schierer
Axel Weiner
Brian Neuburg

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Und siehe auch, diesbezüglich, den Beitrag @ https://dierkschaefer.wordpress.com/tag/forensik/ (bezüglich einem vorhergehenden Brief vom 06.04.2014 an die "Bergische Diakonie Aprath")

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt von den Autoren, sondern ausdrücklich erwünscht von ihnen!
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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

Beitrag von Martin MITCHELL »

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INTERVIEW MIT DER FORSCHERIN DOKTORANDIN SILVIA WAGNER, PHARMAZEUTIN (10.11.2016) @ http://www.fr-online.de/rhein-main/inte ... 24616.html

Dieses Interview liegt zwar schon ein paar Tage zurück, ist und bleibt aber weiterhin aktuell.

Silvia Wagner, Verfechterin der Rechte und Interessen ehemaliger Heimkinder, sagt
„Verantwortung tragen alle“ !!

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Frankfurter Rundschau

Rhein-Main und Hessen
Hessische Landespolitik und Berichte aus dem Rhein-Main Gebiet


10. November 2016

INTERVIEW


„Verantwortung tragen alle“

Von PITT VON BEBENBURG

Die Krefelderin Sylvia Wagner forscht für ihre Doktorarbeit über Medikamentenversuche an Heimkindern. Mit der FR spricht sie im Interview über die skandalösen Vorgänge, die erst nach Jahrzehnten bekannt werden.

Frau Wagner, Sie haben die Medikamentenversuche an Heimkindern recherchiert. Jahrzehntelang waren sie nicht bekannt. Warum kommen sie jetzt erst heraus?

SILVIA WAGNER: Das ist eine gute Frage. Warum das so ausgeblendet wurde, ist schwer zu erklären. Das ist noch zu prüfen.

Sie sind auf Medikamentenversuche in Hessen und vielen anderen Bundesländern gestoßen. Entlastet es einzelne Träger, wenn sie so verbreitet waren?

SILVIA WAGNER: Nein. Das ist ja gerade das Schlimme, dass es so normal gewesen ist.

Wer trägt aus Ihrer Sicht Verantwortung: die Ärzte, die Pharmafirmen, die Heime, die ihrer Schutzpflicht nicht nachgekommen sind, oder die Politik?

SILVIA WAGNER: Alle tragen Verantwortung. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Die Ärzte vor Ort, die diese Studien durchgeführt haben, tragen einen großen Teil dieser Verantwortung. Aber auch die Behörden.

Pharmafirmen wie Merck oder Behring haben ihre Archive für Ihre Forschung geöffnet. Gibt es also eine Bereitschaft, sich dieser Verantwortung zu stellen?

SILVIA WAGNER: Das ist unterschiedlich bei den Pharmafirmen. Es gibt welche, die wirklich kooperativ sind. Dann gibt es welche, die sagen: Wir haben keine Unterlagen mehr. Dann gibt es auch welche, die haben wahrscheinlich noch Dokumente, wollen aber niemanden reinlassen.

Welche Geste gegenüber den Betroffenen wäre heute noch möglich und nötig?

SILVIA WAGNER: Auf jeden Fall wäre es nötig, die Verantwortung zu übernehmen und es aufzuarbeiten.

Das Kinderheim in Treysa hat sich bestürzt geäußert, dass es dort solche Medikamententests in den 50er Jahren gegeben haben soll. Obwohl Sie schon seit einigen Jahren die Geschichte von Misshandlung und Vernachlässigung im Heim aufgearbeitet und mit Betroffenen gesprochen haben, sei das Thema Medikamententest nie aufgetaucht.

SILVIA WAGNER: Das ist gut möglich. Es kann sein, dass es dazu keine Unterlagen gibt, weil der Arzt die Dokumente mitgenommen hat.

Dieses Heim sucht Zeugen, um das aufarbeiten zu können.

SILVIA WAGNER: Das ist der richtige Schritt, weil die ehemaligen Heimkinder berichten können, wie sie Medikamente bekommen haben und welche Untersuchungen gemacht worden sind. Es gab in verschiedenen Heimen unterschiedliche Untersuchungen. Manchmal wurden Blutbilder erstellt oder EEG-Messungen durchgeführt. Wahrscheinlich wurde bei einigen aber auch die Lumbalpunktion gemacht. Das ist ein schmerzhafter Eingriff, wo aus dem Rücken Liquor abgesaugt wird, umgangssprachlich Hirnwasser. Daran kann man sehen, ob das Medikament im Gehirn anlangt und was dort passiert.

Sie weisen auf Bezüge von der Nazi-Zeit bis in die frühe Bundesrepublik hin. Was haben Sie herausgefunden?

SILVIA WAGNER: Bei einigen Ärzten ist tatsächlich eine personelle Kontinuität aus der NS-Zeit gegeben. Zum Beispiel bei Hans Heinze, der während der NS-Zeit die Kinderfachabteilung in Brandenburg-Görden aufgebaut hat. Er hat Kinder in den Tod geschickt und Versuche vorgenommen, bei denen Gehirne nach dem Tod seziert wurden. Nach der NS-Zeit konnte dieser Mann Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wunstorf werden. Sein Sohn war an der Uni Gießen tätig und hat ebenfalls Test-Medikamente angefordert. Er ist später auch nach Wunstorf gegangen.

Das Denken war ungebrochen, dass es geboten sei, Medikamente ohne Rücksicht auf die Menschen zu testen?

SILVIA WAGNER: Ja. In meiner Arbeit habe ich einige Protokolle aus Sitzungen in den Behringwerken in Marburg zitiert, in denen es um Tests mit Impfstoffen ging. Es wird ganz klar gesagt: Wir müssen das jetzt an Menschen testen.

Was muss noch geschehen, in der Forschung und der Politik, um die Aufklärung vorwärtszubringen?

SILVIA WAGNER: Erst mal muss der Wille da sein. Dann braucht es Mittel. Es müssen Forschungsaufträge vergeben werden, und die Behörden müssen sich dafür öffnen. Behörden waren involviert. Auch da müssen die Akten geöffnet werden.

Interview: Pitt von Bebenburg
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Pitt von Bebenburg

Landtags-Korrepondent, Wiesbaden [ http://www.fr-online.de/wir-ueber-uns/l ... ofile.html ]

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Siehe die neue allumfassende Stellungnahme von dem Evangelischen Pfarrer i.R. Dierk Schäfer, Diplom-Pädagoge und Diplom-Psychologe, in seinem Blog, Dierk Schaefers Blog vom Di. 15.11.2016, um 20:21 Uhr (MEZ/CET) »„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“« @ https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... -gebaeren/

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!
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„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“

Muss[1]? Sie tuts.

Die Vergehen und Verbrechen an den ehemaligen Heimkindern sind in diesem Blog übergenug beschrieben worden. Sie sind auch wissenschaftlich belegt. Schlimm genug.

Im Sinne des Schillerzitats waren sie der Auftakt zu weiterem Bösen,
1.
Verleugnung,
2.
Drohung,
3.
Vertuschung,
4.
Relativierung,

und mündeten darin, die Opfer von damals über den Runden Tisch zu ziehen zur Schonung der Kassen von Staat (Bundesländer), Kirchen und ausbeuterischen Firmen [d.h., über zwei Jahre hinweg, in Berlin: 2009 und 2010, „über den bundesrepublikanischen »Runden Tisch Heimerziehung« zu ziehen“ - MM].


Zu diesem zweiten Akt des Bösen gehörte auch die Ausgrenzung der ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien [über acht lange Jahre hinweg: 2009 bis 2016 - MM].

Das betrügerische Ergebnis des Runden Tisches Heimerziehung wird nun getoppt mit einer Lösung für die Menschen mit Behinderung
[2], die
1. lange auf sich warten ließ,
2. deren Organisierung noch nicht geklärt ist, auch ist
3. noch nicht klar, in welcher Höhe es zu Zahlungen kommen wird; die
4. voller Kautelen steckt, um Zahlungen zu verhindern/einzuschränken und die ohnehin schon im Planungsstadium
5. eine deutliche Benachteiligung der Betroffenen darstellt, gemessen an den ohnehin betrugswürdigen Zahlungen an ehemalige Heimkinder aus den Erziehungsanstalten.

Muss ich noch den langen Zeitraum nennen seit dem Runden Tisch [Heimerziehung] der „Moderatorin“
[3] Antje Vollmer? Jedenfalls dürften eine Reihe von Betroffenen in diesem Zeitraum gestorben sein, kostensparend. Auf die Kosten achten die üblichen Verdächtigen und sie haben Erfolg.

Mich als Pfarrer (i.R.) und Theologen schmerzt, dass wieder einmal die Kirchen mit dabei sind. Dabei ist noch nicht einmal in allen Erziehungseinrichtungen anerkannt, dass sie für die ihnen anvertrauten Kinder nicht nur in Einzelfällen eine „Erziehungshölle“ darstellten.
[4]

[Und auch Medikamententests an Schutzbefohlenen“ / „Medikamententests an Zöglingen“ / „Medikamententests an Insassen“ / „Medikamentetests an Psychiatriepatienten“ / „Medikamententests an Behinderten“ / „Medikamententests an Zustimmungsunfähigen“ / werden von einigen noch immer geleugnet . - MM].

„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“

Muss? Diese hats getan.

Winkt den aktuellen Tätern die Hoffnung auf den Tod der Opfer? Da täuschen sie sich. Denn wenn über eine böse Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt bestimmt ein alter Esel, der es wieder runterfrisst. Das Internet hilft ihm dabei.
[5]

Und die Betroffenen? Viele sind aus der Kirche ausgetreten[6]. Sie wissen warum und erzählen ihre Geschichte ihren Kindern und Kindeskindern, weil sie sich nicht auf das Jüngste Gericht verlassen wollen.[7]

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[ Fußnoten ]


[1] Schilller, Wallenstein http://gutenberg.spiegel.de/buch/wallenstein-3306/9

[2] http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016 ... b_sharebar

[3] https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... e-vollmer/

[4] hier eine kirchlich Einrichtung. Man lese den aktuellen offenen Brief der Betroffenen: http://jacobsmeinung.over-blog.com/2016 ... linde.html

[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... chreibung/

[6] Aus dem Staat und den Bundesländern können sie halt nicht austreten, doch sie haben zu schätzen gelernt, was sie diesem Staat wert sind.

[7] https://dierkschaefer.files.wordpress.c ... richt2.pdf

dierkschaefer | 15. November 2016 um 20:21 | Tags: Ehemalige Heimkinder, Behinderten-Einrichtungen, Behindertenheime, Betrug, heimkinder, Heimkinderforschung, Menschen mit Behinderung| Kategorien: Deutschland, Ethik, Föderalismus, Bundesländer, Firmenethik, Geschichte, Gesellschaft, heimkinder, Kinder, Kinderheime, Kinderechte, Kindeswohl, Kirche, kirchen, Kriminalität, Kriminologie , Leben, Moral, Recht, Religion, Soziologie, Staat, Täter, Theologie | URL: http://wp.me/pulUf-1Vc

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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"Ralf Aust"+"Heimkind"+"Franz Sales Haus"
"Heimkinder in Deutschland für Medikamententests missbraucht"
"Bittere Vergangenheit: Heimkinder als „Menschenmaterial“ für medizinische Versuche"

Kölner Stadt-Anzeiger (18.11.2016) @
http://www.ksta.de/panorama/bittere-ver ... e-25118070
Passauer Neue Presse (19.11.2016) @ http://www.pnp.de/2299316 oder auch http://www.pnp.de/nachrichten/heute_in_ ... aucht.html !!
STERN (19.11.2016) @ http://www.stern.de/gesundheit/heimkind ... 00454.html
FRANCAIS-EXPRESS (19.11.2016) @ http://de.francais-express.com/nachrich ... -versuche/
MOPO (19.11.2016) @ http://mobil.mopo.de/news/panorama/scho ... t-25126238
QUELLE: dpa
QUELLE: ksta - Kölner Stadt-Anzeiger
QUELLE: pnpPassauer Neue Presse
QUELLE: STERN
QUELLE: Berliner Zeitung
QUELLE: MOPO - Hamburger Morgenpost
FOTOS: Ralf Aust (privat); und dpa

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19.11.2016

Heimkinder für Medizinversuche missbraucht

Arzneimittelforscherin deckt weiteres Leiden deutscher Kinder in der Nachkriegszeit auf – Spätfolgen der Nazi-Ideologie

von Elke Silberer


Berlin. Schläge, sexueller Missbrauch, seelische Gewalt. Man dachte, alles zu wissen über das Leben und Leiden von Heimkindern in der Nachkriegszeit. Doch nun tut sich ein weiterer Abgrund auf: Medikamentenversuche.

Ralf Aust erinnert sich noch daran, dass es Probleme in der Schule gab. Mit elf Jahren kam er dann nach Essen ins Heim. Die Eltern durften ihn zwei Stunden im Monat sehen. Über 50 Jahre später schwingen bei dem 63-Jährigen Wut und Verbitterung mit. Er hat viel geweint damals – geweint und gebrüllt, wie viele andere Kinder auch. "Nach dem Mittagessen mussten wir uns hintereinander aufstellen, die Hand aufhalten und bekamen eine Tablette. Die mussten wir schlucken und hinterher den Mund aufmachen und zeigen, dass sie weg ist." Bei Kindern, die sich weigerten, habe die Schwester mit ihrem Finger nachgeholfen, bis in den Rachen. Anschließend war Ruhe. Mit dem Kopf auf verschränkten Armen auf dem Tisch seien sie eingeschlafen. Ob er im Essener Franz-Sales-Haus Versuchsobjekt von Medikamententests war – er weiß es nicht.

Arzneimittelforscherin Sylvia Wagner hat mit der Veröffentlichung von ersten Ergebnissen ihrer Studie zu Medikamententests am Heimkindern in den 50er und 60er Jahren ungläubiges Entsetzen ausgelöst. Eigentlich hätte man nach der historischen Aufarbeitung von Missbrauch durch den Runden Tisch Heimerziehung 2010 annehmen können, das Schlimmste zu wissen. Wagner hat nach eigenen Angaben Belege für bundesweit rund 50 Versuchsreihen an Heimkindern gefunden. Sie geht davon aus, dass wahrscheinlich Tausende Säuglinge, Kinder und Jugendliche als Versuchsobjekte für bis dahin unerprobte Medikamente herhalten mussten – etwa wie 1960 die 139 Säuglinge, Kinder und Jugendliche im Westberliner Elisabethstift für einen Impfstoff gegen Kinderlähmung. Oder für Tests mit Medikamenten, die den Sexualtrieb hemmten, und mit Psychopharmaka wie dem beruhigenden Decentan.

Allein mit Decentan hat es laut Wagner Tests in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern gegeben. Für die Wissenschaftlerin ist das alles nur die Spitze des Eisbergs. "Ich stoße auf immer neue Studien für Medikamententests. Denen kann ich gar nicht alle nachgehen." Sie ist erstaunt, wie offen in Fachzeitschriften vor allem über Impfversuche an Heimkindern berichtet wurde.

Für Pädagogik-Professor Christian Schrapper [Universität Koblenz - Landau] zeigen sich darin Auswirkungen der Nazi-Zeit. In den "Fürsorgeanstalten" der 50er und 60er Jahre habe man den Geist nationalsozialistisch geprägter Vorstellungen über Minderwertigkeit wiedergefunden. Daraus ergebe sich das Verständnis von Heimkindern als "Menschenmaterial, was für medizinische Versuche genutzt werden kann".

Laut Arzneimittelforscherin Wagner gab es in den 50er und 60er Jahren für die Durchführung von Pharmastudien in Westdeutschland keine rechtsverbindlichen und sanktionierbaren Vorschriften. Bis zur Verabschiedung des Arzneimittelgesetzes 1978 wurden demnach Studien zum Nachweis der Sicherheit von Firmen nur in eigenem Interesse durchgeführt.

Der Pharmakonzern Merck hatte bei Bekanntwerden von Wagners Studie mitgeteilt, man habe damals unterschiedlichsten Einrichtungen die Testung des Neuroleptikum Decentan ermöglicht. Die Verantwortung liege bei dem Arzt, der das Medikament verabreicht habe. Der Konzern hatte Wagner in sein Archiv gelassen, wo sie die bisher einzigen 28 Nachnamen von Versuchskindern im Essener Franz-Sales-Haus fand. Trotzdem hat das Haus bisher nur einen ausfindig machen können.

Ralf Aust hat nach seiner Entlassung aus dem Heim ein normales Leben gelebt, sagt er. Mit den Berichten über die Studie holen ihn die Ereignisse von damals wieder ein. "Das soll nie wieder passieren", sagt er. Darum erzählt er in aller Öffentlichkeit von sich.

dpa

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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am Di 22. Nov 2016, 04:02, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Werden EHEMALIGE HEIMKINDER wirklich entschädigt ?

Beitrag von Adlerauge »

Diese ehemaligen Heimkinder können mit nichts entschädigt werden, die Verbrechen sind zu groß.
Allerdings muß ihnen der Staat zu Hilfe kommen,soweit es irgendwie geht.
Recht muss Recht bleiben, dem Unrecht muss das Recht entzogen werden!
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Re: Werden EHEMALIGE HEIMKINDER wirklich entschädigt ?

Beitrag von Adlerauge »

Es haben auch nicht nur Heimkinder zu klagen,sondern wie erst später herauskam,weil die Leute den Mund aufmachten ,auch in Klosterschulen schlimme Ereignisse.
Recht muss Recht bleiben, dem Unrecht muss das Recht entzogen werden!
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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ERSTENS – NACHRICHTEN (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... er196.html
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NRD.de - Nachrichten

RECHERCHEPOOL SCHLESWIG-HOLSTEIN

Stand: 23.11.2016 14:00 Uhr - Lesezeit: ca.6 Min.

Medikamenten-Tests in Schleswig: Noch mehr Fälle

von Julia Schumacher, Eike Lüthje, Stefan Eilts


Im ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig hat es mehr Versuchsreihen mit Psychopharmaka gegeben als bislang bekannt. Das zeigen Recherchen von NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin. Demnach bekamen in verschiedenen Testreihen in den 50er- und 60er-Jahren fast 1.000 Probanden in der jugendpsychiatrischen Abteilung Psychopharmaka verabreicht. Die entsprechenden Wirkstoffe waren für Erwachsene bereits auf dem Markt. Ein Schleswiger Mediziner erprobte die Mittel und ihre möglichen Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen.

Mehrere Fachaufsätze analysiert

Die Pharmazeutin Silvia Wagner hatte Mitte Oktober Forschungsergebnisse präsentiert, nach denen es bundesweit Medikamententests mit Heimkindern gegeben hat. Zwei dieser Versuchsreihen aus den Jahren 1966 und 1969 hatten in Schleswig stattgefunden. Reporter von NDR 1 Welle Nord und dem Schleswig-Holstein Magazin haben in verschiedenen Bibliotheken nun etwa 30 weitere Fachaufsätze über den Umgang mit Medikamenten ausfindig gemacht, die allesamt im damaligen Landeskrankenhaus Schleswig verfasst wurden. Bei sechs Aufsätzen finden sich Hinweise darauf, dass in ihnen medizinische Versuchsreihen an Kindern beschrieben werden. In vier davon erkennen Experten einen eindeutigen Versuchsaufbau zur Erprobung von Medikamenten. Diese Aufsätze wurden alle von ein und demselben Mediziner verfasst.

Hinweise auf weitere Studien

Der älteste Fund ist aus dem Jahr 1956, die anderen Aufsätze stammen aus den 60er-Jahren. In ihnen beschreibt der Mediziner, welche Mittel er wie vielen Kindern gegeben hat, welche Erfolge er beobachten konnte und welche Nebenwirkungen auftraten. Die unterschiedlichen Medikamente sind in der folgenden Blätterbox zusammengefasst:

Megaphen

Ein Aufsatz von 1956 drehte sich um das Neuroleptikum Megaphen mit dem Wirkstoff Chlorpromazin, das an 23 "anstaltsgebundenen Sonderschulkindern" beiderlei Geschlechts getestet wurde. Ziel der Versuchsreihe war es, eine Möglichkeit zu finden, weniger "zappelige" Schulkinder in den Klassen zu haben. Der Wirkstoff wirkt sedierend.

Melleretten

1962 ging es um die Erfahrungen mit dem Psychosedativum Melleretten mit dem Wirkstoff Thioridazin. Melleretten-Tropfen und -Saft wurden bei insgesamt 120 Patienten systematisch angewendet: "Das Krankengut umfasste hauptsächlich verhaltensgestörte, schwachsinnige Kinder."

Aolept

1966 beschrieb der Mediziner Erfahrungen mit dem Neuroleptikum Aolept. Beteiligt waren 141 Kinder und Jugendliche. Unter Nebenwirkungen heißt es im Aufsatz: "Daß es in 3 Fällen während der Aolept-Medikation zu einem Krampfanfall kam, kann ein Zufall sein." Außerdem zeigten zehn Probanden "Muskelverkrampfungen an den Augen, des Rückens und der mimischen Muskulatur."

Megaphen und andere

In einem weiteren Aufsatz werden Erfahrungen mit zwei Präparaten geschildert. Zum Beispiel "wurden 60 Kinder mit Megaphen bzw. Pactal und Serpasil beschickt." Der Mediziner beschreibt Nebenwirkungen wie Störungen im Bewegungsablauf, Tremor, Ataxie, sowie Schwitzen, Schwindel, Frösteln und niedrigen Blutdruck.

Knapp 1.000 nicht einwilligungsfähige Probanden

Zählt man die genannten Probanden aus allen nun bekannten Studien zusammen, kommt man auf insgesamt 967. Der Hamburger Medizinethiker Philipp Osten kritisiert vor allem die Studie rund um das Neuroleptikum Aolept mit 141 Probanden: "Das ist ein klassischer, groß angelegter Arzneimittelversuch mit einem bereits am Markt etablierten Stoff, um die Indikation bei einzelnen Krankheitsbildern auszuloten." Für Osten ist das Vorgehen in Schleswig ein Beleg für grundlegende strukturelle Probleme in der damaligen Zeit. Was heute undenkbar ist, sei damals regelmäßig geschehen.

Die Kieler Medizinethikerin Alena Buyx betrachtet das Vorgehen in Schleswig als ethisch unzulässig: "Kinder sind nicht einwilligungsfähig und in diesem Fall scheint es so zu sein, dass es auch keine stellvertretende Einwilligung gegeben hat." Auch zur damaligen Zeit durfte keine Forschung an nicht einwilligungsfähigen Personen betrieben werden, erklärt Buyx. Diese Frage danach, ob ein Patient einwilligen kann oder eben nicht, ist für die Medizinethikerin die alles entscheidende: "Ich glaube, das waren keine Frankenstein-Forscher, die da zu Tage getreten sind, aber sie haben ethische Prinzipien verletzt, weil sie nicht nach einer Einwilligung gefragt haben."


15 Tabletten, zwei bis drei Spritzen und Säfte

Auch Margret Elise Horst kann sich nicht erinnern, ob sie in ihrer Zeit im Landeskrankenhaus Schleswig jemand nach ihrer Einwilligung für Medikamentengaben gefragt hätte. "Gesprochen hat der Arzt nicht mit mir. Er gab vor allem Anweisungen." Und diese Anweisungen waren: 15 Tabletten, zwei Spritzen und zweimal Säfte am Tag, seltener Spritzen in den Arm - so erinnert sie sich.

Im Alter von 15 Jahren verbrachte Margret Elise Horst fünf Monate in Schleswig auf dem Hesterberg. Sie selbst sagt, sie sei gesund gewesen, "vielleicht sogar zu gesund." Sie beschreibt sich als energiegeladene Jugendliche, die neugierig auf die Welt war. Diese Energie habe sie bald nicht mehr gespürt, denn die Tabletten, Spritzen und Säfte hätten sie so benommen gemacht, dass sie nicht mehr habe aufstehen können: "Und meine Zunge war so geschwollen, dass ich nicht mehr sprechen konnte." Jahrzehntelang habe sie nicht verstanden, was damals passiert sei, fühlte sich als Opfer von Sadisten, so Horst: "Erst als ich das Wort Medikamentenversuche gehört habe, schien mir einiges klar zu werden."


Wissenschaftliche Aufarbeitung: Erste Ergebnisse Ende 2018

Ob sie tatsächlich Teil der Versuchsreihen war, lässt sich bislang nicht belegen. Laut Auskunft der Landesregierung liegen keine Unterlagen aus der damaligen Zeit vor, aus denen hervorgeht, ob und welche Patienten Teil von Versuchsreihen waren. Sozialministerin Kristin Alheit hatte im Oktober eine wissenschaftliche Aufarbeitung zugesagt. In der Folge hatte es aber Kritik am tatsächlichen Aufarbeitungs-Willen gegeben.

Das Sozialministerium verweist auf eine wissenschaftliche Studie, die bundesweit in Auftrag gegeben wurde und Missstände in psychiatrischen und Behinderten-Einrichtungen aufarbeiten soll. Eine solche Studie mache nur bundesweit Sinn, da die betroffenen Pharmafirmen bundes- und weltweit tätig seien, so ein Sprecher. Für die Arbeit der Wissenschaftler sind drei Jahre veranschlagt, erste Ergebnisse sollen Ende 2018 vorliegen.


Verbindung zwischen Pharmabranche und Mediziner?

Welche Rolle Pharmakonzerne genau bei den Versuchsreihen in Schleswig gespielt haben, ist unklar. Allerdings deuten gleich mehrere Stellen in den Fachaufsätzen darauf hin, dass es Verbindungen zwischen dem Mediziner, der die Versuchsreihen durchführte, und einzelnen Unternehmen gab. So schreibt der Schleswiger Arzt in einem seiner Aufsätze: "Aufrichtig möchte ich den Bayer-Werken und den Ciba-Werken für die großzügige Überlassung von Versuchsmengen danken." An anderer Stelle heißt es, die Industrie habe ihm Präparate zur Erprobung an die Hand gegeben.

Von Bayer heißt es dazu, es gebe intern keine Unterlagen. Vom Ciba-Nachfolger Novartis gab es keine Stellungnahme. Auch das Unternehmen Merck hatte Medikamente für eine Versuchsreihe zur Verfügung gestellt. Von dort hieß es: Merck habe in den 60er-Jahren entsprechende Studien in Auftrag gegeben, dabei aber nicht gegen geltendes Recht verstoßen. Zum konkreten Beispiel Schleswig äußerte sich das Unternehmen nicht.

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ZWEITENS – INTERVIEW (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... er206.html

DRITTENS – KOMMENTAR (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/Echte-Au ... er204.html

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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KOMMENTAR (23.11.2016) @ https://www.ndr.de/nachrichten/Echte-Au ... er204.html
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NRD.de - Nachrichten

[ ein Foto des Redakteurs Stefan Eilts ]

NDR Redakteur Stefan Eilts meint, dass echte Aufklärung anders aussieht.

KOMMENTAR

Stand: 23.11.2016 14:00 Uhr - Lesezeit: ca.3 Min.


Echte Aufarbeitung sieht anders aus

von Stefan Eilts [ siehe sein Profil @ http://www.ndr.de/wellenord/wir_ueber_uns/eilts150.html ]

Es klang so gut: Eine umfassende Aufarbeitung sollte es geben. Das war die klare Ansage aus dem [Schleswig-Holsteinischen Landes]Haus von Sozialministerin Kristin Alheit. Auch eine Entschädigung für Opfer stellte das Ministerium in Aussicht. NDR 1 Welle Nord und Schleswig-Holstein Magazin hatten Anfang Oktober über Medikamenten-Versuchsreihen an Kindern und Jugendlichen in der Jugendpsychiatrie im ehemaligen Landeskrankenhaus Schleswig berichtet.

Sechs Wochen später zeichnet sich ab, dass sich die historische und finanzielle Aufarbeitung hinziehen dürfte.
Das Ministerium rühmt sich [nun] damit, gemeinsam mit den anderen Ländern und dem Bund einen Fonds beschlossen zu haben. Aus diesem Fonds sollen [nun] auch mögliche Opfer der bundesweiten Versuchsreihen Gelder beantragen dürfen: Es winken einmalig bis zu 9.000 Euro und möglicherweise zusätzlich ein paar tausend Euro Rentenersatzleistungen. Insgesamt können pro Betroffenem maximal 14.000 Euro zusammenkommen.

Wer bekommt wirklich Geld?

Das hört sich positiv an, hat aber einen gewaltigen Haken: Ehemalige Heimkinder, die schon aus einem anderen Fonds Gelder erhalten haben, sollen nun nichts mehr bekommen. Im Klartext: Wer bereits eine Entschädigung erhalten hat, weil er in einem staatlichen Heim zum Beispiel sexuell missbraucht wurde, der darf für das mit medizinischen Versuchsreihen verbundene Leid keine weiteren Gelder mehr erwarten. Diese Einschränkung dürfte einen Großteil der Opfer betreffen.

Auch die historische und wissenschaftliche Aufarbeitung habe man gemeinsam mit dem Bund auf den Weg gebracht, heißt es aus dem Ministerium. Eine wissenschaftliche Studie soll in Auftrag gegeben werden. Die Wissenschaftler sollen das weite Feld sämtlichen Unrechts erforschen, das es in psychiatrischen und Behinderten-Einrichtungen in BRD und DDR gegeben hat. Die bundesweiten Medikamentenversuche werden nur ein Teil dieser Arbeit sein, die konkreten Geschehnisse in Schleswig wiederum davon nur einen Bruchteil ausmachen. Mit ersten Ergebnissen ist erst in zwei Jahren zu rechnen. Für die mutmaßlich Betroffenen, die endlich Klarheit darüber haben wollen, was mit ihnen geschehen ist, ist das eine quälend lange Zeit.


Aufarbeitung wird sich jahrelang hinziehen

Es gebe kaum Unterlagen zur damaligen Zeit, erklären Alheit und ihre Staatssekretärin Langner. Und ja, vielleicht existieren wirklich kaum noch Patientenakten. Aber es gibt unzählige Hinweise darauf, dass es neben den ursprünglich bekannt gewordenen Versuchsreihen weitere ähnliche Fälle gegeben hat. Was genau damals konkret geschah und wie dies rechtlich zu bewerten ist, ist heute schwer zu beurteilen. Aber die Ministerin hätte nur einen Beamten für einen halben Tag in die entsprechenden öffentlich zugänglichen Bibliotheken schicken müssen und hätte zumindest schnell relevante Unterlagen auf dem Tisch gehabt. Es wäre auch ein Zeichen an die ehemaligen Heimkinder gewesen, dass ihre Schilderungen ernst genommen werden. Stattdessen bleibt der Eindruck zurück, dass die Landesregierung [Schleswig-Holstein] dem Thema keine große Priorität zuspricht.

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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am So 27. Nov 2016, 02:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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JETZIGE BEKANNTGEBUNG UND AUFRUF AN BETROFFENE VON BETHEL SELBST

BETHEL --- v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

QUELLE: https://www.bethel.de/medikamentenversu ... ethel.html
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[ kein Datum angegeben ]
[ ungefährer Zeitraum der Veröffentlichung: Mitte November 2016 ]


Medikamentenversuche in Bethel

[ Mit einem Foto in dem verschiedene Medikamente abgebildet sind ]

Kontaktstelle und wissenschaftliche Untersuchung

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen wollen jetzt nachforschen, ob und wie an Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung neue Medikamente getestet wurden. Es geht um den Zeitraum der 1950er bis 1970er Jahre und die Frage, ob im Falle von Tests das Einverständnis der Betroffenen oder ihrer Angehörigen dafür vorlag. Jüngst hat eine Forschungsarbeit beim Pharmakonzern Merck Hinweise auf Medikamentenversuche in verschiedenen Heimen der Psychiatrie und Behindertenhilfe hervorgebracht.

Für Fragen von eventuell Betroffenen oder Angehörigen von Betroffenen steht in Bethel die „Kontaktstelle Medikamentenversuche“ zur Verfügung. Interessierte können sich an Sylke Albes-Reichel oder Ulrich Kachel wenden unter der Telefonnummer 0521/ 144-3232 zu den üblichen Bürozeiten oder über Mail:
sylke.albes-reichel[at]bethel.de oder ulrich.kachel[at]bethel.de .

In den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel werden jetzt die Medikamentenvergabe und Medikamententests bei Heimkindern sowie die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie durch eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung geklärt. Dies kündigte Bethels stellvertretender Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Günther Wienberg im Gesundheitsausschuss des Landtages NRW an. In Bethel sei im fraglichen Zeitraum die große Mehrzahl der betreuten Kinder und Jugendlichen an Epilepsie erkrankt gewesen, so Prof. Wienberg Anfang November. Bis zum Beginn der 1950er Jahre habe es nur wenige Möglichkeiten der medikamentösen Therapie der Epilepsie gegeben. In den 1950er und 1960er Jahren wurden aber große Behandlungsfortschritte durch neue Medikamente erzielt. Insofern sei es wahrscheinlich, so Günther Wienberg, dass auch in Bethel neue Medikamente in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie erprobt wurden. Aus Hinweisen der Firma Merck geht hervor, dass 38 junge Patienten in Bethel neue Medikamente bekommen haben sollen; Namenslisten gibt es dafür nicht.

Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung durch Medizinhistoriker und Mediziner sind nach ersten Schätzungen wahrscheinlich mehrere tausend Patientenakten, denn die Akten aus der damaligen Zeit sind weitestgehend in Bethel erhalten. Nach einer Vorstudie noch in diesem Jahr wird die eigentliche Studie 2017 beginnen und voraussichtlich mindestens zwei Jahre dauern.

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Das Gleiche, in genau demselben Wortlaut, hier mit Datumsangabe „11.11.2016“, ist auch hier zu finden:

QUELLE: https://www.bethel.de/presse/presse-det ... ethel.html ( Ohne das Foto in dem verschiedene Medikamente abgebildet sind )

Ja, es sind tatsächlich zwei verschiedene Bethel-Seiten, aber die eine Seite mit Foto und ohne Datum, und die andere ohne Foto aber mit Datum.

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Ich habe diesen Text
Ich habe diese Text-Passagen
bisher mit keiner Suchmaschine im Internet finden können;

nicht mit
GOOGLE;
nicht mit
YAHOO;
nicht mit
BING; und
nicht mit
NINEMSN

Boardnutzerin »xyz1« war ja so freundlich und informierte alle Nutzerinnen und Nutzer des HEIMKINDER-FORUM.DE – und auch alle anderen, die da sonst noch hier mitlesen – erstmalig am Fr. 25.11.2016, um 08:59 Uhr im Thread »Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND«, in dem gesagten Forum @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.ph ... post531118 bezüglich dem Inhalt des überregionalen Teils einer Zeitung und einer Bekanntgebung, die sie darin gelesen habe, und hat diese Bekanntgebung seither sogar auch noch einmal wiederholt; der Name dieser Zeitung, von der sie zitiert, wurde aber leider keinerzeit von ihr genannt.

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Hier ein paar Auszüge aus dem Artikel:

Versuchskinder in Heimen

Die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat Vertreter betroffener Einrichtungen und der Aufsichtsbehörden für heute
[Fr. 25.11.2016] zu einem Runden Tisch geladen, um den Medikamenten-Vorwürfen nachzugehen.

Aus Hinweisen der Firma Merck geht hervor, dass 38 junge Patienten in Bethel neue Medikamente bekommen haben sollen. Namenslisten gibt es dafür nicht. Aus Unterlagen der Firma Merck geht hervor, dass Heimkindern Psychopharmaka oder Sexualtrieb-Hemmer verabreicht wurden. Der Konzern sieht die verordnenden Ärzte in der Verantwortung.

Kontaktnummer für Betroffene: von Bodelschwinghsche Stiftungen, Telefon: 0521-144-3232; Franz Sales Haus
[, Telefon]: 0201-2769202

.

Kann natürlich aber auch sein, dass sich diese Bekanntgebung nur in einer Druckausgabe einer Zeitung irgendwo befand.

Wann das möglicherweise war, weiß ich nicht.

Wo das möglicherweise war, weiß ich auch nicht.

Wer es jedoch weiß, und nicht dazu verpflichtet ist es geheim zu halten, könnte uns allen ja mal auch diesbezüglich Bescheid geben:
Name der Zeitung, bitte, und natürlich auch das Datum und die Uhrzeit dieser offiziellen Bekanntgebung, bitte.

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Bielefeld09
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Re: Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

Beitrag von Bielefeld09 »

Martin MITCHELL hat geschrieben:(27 Nov 2016, 20:51)

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Ich habe diesen Text
Ich habe diese Text-Passagen
bisher mit keiner Suchmaschine im Internet finden können;

nicht mit
GOOGLE;
nicht mit
YAHOO;
nicht mit
BING; und
nicht mit
NINEMSN

Boardnutzerin »xyz1« war ja so freundlich und informierte alle Nutzerinnen und Nutzer des HEIMKINDER-FORUM.DE – und auch alle anderen, die da sonst noch hier mitlesen – erstmalig am Fr. 25.11.2016, um 08:59 Uhr im Thread »Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND«, in dem gesagten Forum @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.ph ... post531118 bezüglich dem Inhalt des überregionalen Teils einer Zeitung und einer Bekanntgebung, die sie darin gelesen habe, und hat diese Bekanntgebung seither sogar auch noch einmal wiederholt; der Name dieser Zeitung, von der sie zitiert, wurde aber leider keinerzeit von ihr genannt.



Kann natürlich aber auch sein, dass sich diese Bekanntgebung nur in einer Druckausgabe einer Zeitung irgendwo befand.

Wann das möglicherweise war, weiß ich nicht.

Wo das möglicherweise war, weiß ich auch nicht.

Wer es jedoch weiß, und nicht dazu verpflichtet ist es geheim zu halten, könnte uns allen ja mal auch diesbezüglich Bescheid geben:
Name der Zeitung, bitte, und natürlich auch das Datum und die Uhrzeit dieser offiziellen Bekanntgebung, bitte.

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Es ist eben deine Seite.
Alles gut.

Aber nichts ehrlich.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Ich glaube, über eine weitgehende Nachfrage in den social medien, jetzt den „Großen Bericht“ / das „Thema des Tages“ in dem „überregionalen Teil“ einer ganz bestimmten Tageszeitung aufgespürt zu haben:

Wer sich Zugang verschaffen kann, sollte, meines Erachtens, unbedingt folgenden diesbezüglichen sehr langen und detaillierten Artikel in der FAZ lesen und studieren.


Lesezeit ca. 15 Minuten

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2016, NR. 271 - SEITE 3 - Politik

[ der Artikel füllt die gesamte „SEITE 3“ dieser Ausgabe dieser Tageszeitung ]

Autor: Reiner Burger


Die Tabletten-Kinder

Medikamente wurden noch bis in die siebziger Jahre an Heimkindern und „milieugeschädigten“ Jugendlichen getestet. Ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen.
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QUELLE: http://plus.faz.net/evr-editions/2016-1 ... 92698.html (gebürenpflichtig!)
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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DIE EVANGELISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND (EKD), ÜBER IHREN MEDIENARM: DEN EVANGELISCHEN PRESSEDIENST, LÄSST WISSEN:

epd - Evangelischer Pressedienst LANDESDIENST WEST

QUELLE: http://www.epd.de/landesdienst/landesdi ... armaversuc und auch QUELLE: http://www.epd.de/landesdienst/landesdi ... armavers-0

epd - Schwerpunkt Artikel - LENImporter - 24.11.2016 - 16:04 Uhr

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Gesundheitsausschuss befasst sich mit Pharmaversuchen an Kindern

Düsseldorf (epd). Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat am Mittwoch im Skandal um Medikamentenversuche an Heimkindern in den 1950er bis 1970er Jahren eingeräumt, dass die Aufklärung "sicher nicht einfach" werde. Im Gesundheitsausschuss des Landtags in Düsseldorf sagte die Ministerin, "wir stehen am Anfang eines Prozesses. Viele Fragestellungen sind möglicherweise nie zu klären".

Steffens kündigte für [Freitag] den 25. November [2016] ein Treffen aller in der damaligen Zeit betroffenen Einrichtungen sowie der Aufsichtsbehörden und Ministerien in der NRW-Landeshauptstadt an. Es mache Sinn, das Thema Medikamentenversuche gemeinsam anzugehen, um ein Gesamtbild für Nordrhein-Westfalen zu erhalten. Alleine der Landschaftsverband Rheinland (LVR) habe bereits zwei Studien zu dem Thema machen lassen und eine dritte in Auftrag gegeben, sagte die Ministerin. Aktuell gebe es keine neuen Hinweise auf weitere Medikamententests der Pharma-Industrie.

Bei den bislang bekannten fünf Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen handelt es sich um das Kinderheim Neu-Düsselthal in Düsseldorf, das Kinderheim Franz Sales Haus in Essen, die v. Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld-Bethel, ein namentlich nicht benanntes Heim vermutlich in Düsseldorf sowie die Rheinische Landesklinik für Jugendpsychiatrie in Viersen-Süchteln. Das Land will nach den Worten der Gesundheitsministerin prüfen, ob es noch andere Einrichtungen gibt, in denen solche Medikamentenversuche unternommen wurden.

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel kündigten im Gesundheitsausschuss eine Studie zur Aufklärung der Medikamentenversuche an, die Anfang 2017 starten soll und mindestens zwei Jahre dauern werde. "Wir nehmen den Hinweis, dass es auch in Bethel Medikamentenversuche gegeben hat, sehr ernst", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Günther Wienberg. Auch wenn es in den späten 1950er Jahren noch kein staatlich geregeltes Zulassungsverfahren für Medikamente gegeben habe und Medikamentenversuche weithin ungeordnet erfolgt seien, wären "Versuche ohne rechtskräftige Einwilligung schon damals Grundrechtsverstöße" gewesen, sagte er.

Die Bethel-Klinik Mara sei auch ein Ort der Epilepsieforschung gewesen, sagte Wienberg. Offenbar seien auch dort neue Medikamente in Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie erprobt worden. Nach bisherigen Erkenntnissen sei Anfang der 1960er Jahre in 38 Fällen das Präparat Encephabol verabreicht worden, ein Medikament, das heute bei Demenz verordnet werde. Insgesamt geht Wienberg in dem fraglichen Zeitraum von mehreren tausend Betroffenen aus: die Zahl der Betten im Bereich der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung habe damals bei insgesamt 467 gelegen.

Die Namen der betroffenen Kinder sind nach Wienbergs Angaben nicht bekannt. Einzelne Betroffene hätten sich nun allerdings in Bethel gemeldet. Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel würden nun die Akten in den betreffenden 20 Jahren untersuchen. Eine erste Stichprobe von 80 dieser Akten soll bis zum Jahresende vorliegen. Es gehe darum festzustellen, welche Medikamente eingesetzt wurden, ob es Versuche gegeben hat, ob Einwilligungen der Erziehungsberechtigten vorlagen, welche Auswirkungen die Medikamentenvergabe hatte und ob es eine Zusammenarbeit zwischen Anstalt und Pharma-Industrie gab. Besonders die mögliche Zusammenarbeit zwischen der Pharmaindustrie und den Ärzten "ist für uns ein Dunkelfeld", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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re Christliche Gemeinde Evangelische Brüdergemeinde Korntal - Diakonie der Brüdergemeinde Korntal (im Verbund der Diakonischen Werke der Evangelischen Kirche in Deutschland) im Rampenlicht

Es handelt sich hier um
das Kinderheim Flattichhaus in Korntal in Baden-Württemberg.

QUELLE: LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG (28.11.2016) @ http://www.lkz.de/lokales/stadt-kreis-l ... 96038.html

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LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG

Ludwigsburg, 28. November 2016


MISSBRAUCHSSKANDAL

„Täglich ein Becherle mit Smarties“

Neue, schwere Vorwürfe gegen die Heimerziehung in Korntal: Im Flattichhaus, dem kleineren der beiden Heime der Evangelischen Brüdergemeinde, sollen Mädchen jahrelang mit Psychopharmaka sediert worden sein. Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, geriete neben der pietistischen Gemeinschaft auch das Kreis-Jugendamt in Erklärungsnot.

„Wir alle haben zum Essen jeden Tag unser Becherele mit Smarties bekommen“, erinnert sich
Frau A. Der Grund: Die Kinder ihrer Gruppe sollten ruhig gestellt werden. Diese Praxis soll in den 1960er und 1970er Jahren im Flattichhaus gang und gäbe gewesen sein – auch wenn die Psychopharmaka nicht in allen Gruppen am Esstisch verabreicht, sondern Mädchen dazu Tag für Tag der Reihe nach einbestellt worden sein sollen. Frau A. war später für einige Zeit drogenabhängig, was sie auf die Medikation in Korntal zurückführt. Nichts sei einer Sucht förderlicher als Arzneimittelmissbrauch in der Kindheit.

Mehrere Frauen berichteten am Samstag bei einem Treffen des Netzwerks Betroffenenforum über ihre „Erziehung“ mithilfe von Psychopharmaka. Verordnet hätten die Medikamente zwei Ärztinnen – darunter eine Psychiaterin –, die vom Jugendamt nicht nur in Korntal, sondern auch andernorts mit der Behandlung von Heimkindern beauftragt gewesen seien. Ob die beiden Ärztinnen den Mädchen die fraglichen Medikamente auf Wunsch der Heimleitung oder aus eigenen Stücken verschrieben haben, ist offen. Aus dem größeren der beiden Korntaler Kinderheime, dem Hofmannhaus, sind aber keine vergleichbaren Fälle bekannt. Hier waren andere Ärzte tätig als die von den Betroffenen beschuldigten Medizinerinnen. Im Flattichhaus stechen fünf Fälle heraus:


Frau B. berichtet, sie habe im Flattichhaus über längere Zeit Bellergal erhalten. Dabei handelt es sich um ein Barbiturat, das in Deutschland 2007 vom Markt genommen wurde. Verabreicht wurde die Arznei Frau B. wegen morgendlicher Schwindelgefühle – ein Symptom, das bei Kindern und Jugendlichen in Wachstumsphasen nicht unüblich ist. Die offenbar gewünschte Sedierung trat im Fall von Frau B. übrigens nicht ein: Sie habe sich „high“ gefühlt – und sei „wie ein Engelchen durch die Luft geschwebt“. Tatsächlich gehörte Bellergal zu den Schlafmitteln, die bei Kindern und Senioren nicht nur beruhigend, sondern auch stimulierend wirken können. Schon 1978 geriet ein evangelisches Kinderheim in Hannover wegen der Verabreichung von Bellergal an Heimkinder in die Schlagzeilen.

Frau A. und Frau C. über die Langzeitbehandlung mit Truxal, Atosil und Haldol. Alle drei Medikamente sind sogenannte Neuroleptika, die zur Sedierung und teils auch zur Behandlung schwerer psychotischer Störungen verabreicht werden. Atosil und Truxal gelten als „niederpotent“ (schwach wirkend) und werden vor allem zur Beruhigung gegeben, dagegen wurde das hochpotente Haldol schon kurz nach seiner Markteinführung in den frühen 1960er Jahren als Mittel der Wahl bei Schizophrenie und Halluzinationen angesehen.

Frau D. erhielt jahrelang Ergenyl. Auch dabei handelt es sich um ein Neuroleptikum, das zur Behandlung von Epilepsie sowie in den manischen Phasen im Falle der bipolaren (manisch-depressiven) Störung verordnet wird. In diesen Jahren habe die behandelnde Ärztin ihre Hirnströme regelmäßig durch Elektroenzephalogramme (EEG) überwacht. Irgendwelche Anfälle hat Frau D., die das Medikament von sich aus absetzte, als sie aus Korntal wegzog, zeitlebens nicht gehabt. Als sie ihrem Frauenarzt anlässlich ihrer ersten Schwangerschaft von ihrer jahrelangen Ergenyl-Einnahme berichtete, war dieser entsetzt – das Medikament kann während der Schwangerschaft zu Missbildungen des Fötus‘ führen. Ein von dem Mediziner sofort verordnetes, neues EEG ergab laut Frau D. keinerlei Hinweise darauf, dass sie je an Epilepsie gelitten hätte.

Frau E. erhielt jahrelang ein Herzmittel, das sie noch beschreiben, an dessen Namen sie sich jedoch nicht mehr erinnern kann. Herzkrank ist Frau E. bis heute niemals gewesen. „Warum verschreiben Ärzte Kindern ein Herzmittel, die gar keine Probleme mit dem Herz haben“, fragt sie. Es ließe sich ebenso fragen, weshalb eine Ärztin bei einem Mädchen, das keine Epileptikerin ist, regelmäßig die Wirkung eines Epilepsie-Mittels per EEG überprüft.

Antworten auf diese und andere Fragen werden die Betroffenen möglicherweise nie erhalten – selbst der Nachweis einer bewussten Fehlmedikation mit dem Ziel ihrer Sedierung dürfte ihnen schwer fallen. Denn es existieren zumindest im Fall der genannten fünf Betroffenen keine Patientenakten mehr. Wohl aber tauchen zumindest in der Vormundschaftsakte von
Frau C. regelmäßig nennenswerte Arzt- und Arzneikosten auf. Bezahlen musste die das Jugendamt des Landkreises, dessen Vertrauen die beiden beschuldigten Ärztinnen genossen haben sollen.

STEFFEN PROSS

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Alle farbigen Hervorhebungen in diesem Bericht hinzugefügt von MM

Opfervertreter Detlef Zander hat seither folgenden kurzen Leserbrief dazu geschrieben:
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Detlev Zander

JEDER BETROFFENE HAT DAS RECHT MIT RESPEKT UND WERTSCHÄTZUNG BEHANDELT ZU WERDEN!

Wer Missbrauch überlebt hat, gehört zu den mutigsten und stärksten Menschen in unserer Gesellschaft, ausgestattet mit Sensibilität, Mitgefühl und einem hohen Maße an Kreativität.
Diese Menschen sind über sich selbst hinausgewachsen und haben Unvorstellbares geleistet - nur viele von Ihnen wissen das gar nicht!


http://www.heimopfer-korntal.de

Plattling/Korntal, den 29.11.2016
Detlev Zander

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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am Fr 2. Dez 2016, 09:37, insgesamt 2-mal geändert.
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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

Beitrag von Martin MITCHELL »

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ERST EINMAL ZITIERE ICH meinen eigenen vorherigen Beitrag hier in diesem Thread vom Mo. 28.11.2016, um 04:39 Uhr, worin ich einen ganz spezifischen Hinweis gebe:

Ich glaube, über eine weitgehende Nachfrage in den social medien, jetzt den „Großen Bericht“ / das „Thema des Tages“ in dem „überregionalen Teil“ einer ganz bestimmten Tageszeitung aufgespürt zu haben:

Wer sich Zugang verschaffen kann, sollte, meines Erachtens, unbedingt folgenden diesbezüglichen sehr langen und detaillierten Artikel in der FAZ lesen und studieren.


Lesezeit ca. 15 Minuten

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2016, NR. 271 - SEITE 3 - Politik

[ der Artikel füllt die gesamte „SEITE 3“ dieser Ausgabe dieser Tageszeitung ]

Autor: Reiner Burger


Die Tabletten-Kinder

Medikamente wurden noch bis in die siebziger Jahre an Heimkindern und „milieugeschädigten“ Jugendlichen getestet. Ohne Rücksicht auf die Nebenwirkungen.
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QUELLE: http://plus.faz.net/evr-editions/2016-1 ... 92698.html (gebürenpflichtig!)
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Siehe die neue Stellungnahme von dem Evangelischen Pfarrer i.R. Dierk Schäfer, Diplom-Pädagoge und Diplom-Psychologe, in seinem Blog, Dierk Schaefers Blog vom Mi. 30.11.2016, um 20:08 Uhr (MEZ/CET) »Heimkinder als Verfügungsmasse« @ https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... ungsmasse/ aufgrund des langen Artikels kürzlich erschienenen in der FAZ.

Weiterverbreitung des Ganzen nicht nur erlaubt vom Autor Dierk Schäfer, sondern ausdrücklich erwünscht von ihm!
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Mi. 30.11.2016 um 20:08 Uhr

Heimkinder als Verfügungsmasse

Als Versuchskaninchen wurden sie auch benutzt. Seit Sylvia Wagner über Arzneimittel­studien an Heimkindern publiziert hat[1] , purzeln die Meldungen geradezu aus dem Medien. Immer mehr Heime und Fälle werden genannt, auch aus dem Ausland[2] . Die FAZ veröffentlichte am 19. November [2016] einen ganzseitigen Artikel über „Tablettenkinder“ an recht prominenter Stelle[3] .

Die Heimereignisse sind also noch vielfältiger, als sie bisher dargestellt wurden. Doch überraschend kommt das nicht. Es ist nur ein weiteres unterdrücktes und verdrängtes Kapitel der Heimgeschichte.

Ich sehe bisher fünf Phasen.

Die erste Phase ist durch das Stichwort „Schläge im Namen des Herrn“ (SPIEGEL-Redakteur Wensierski) zu umreißen. Es ging um die Vorkommnisse in den Heimen, die man aufgrund der damaligen pädagogischen Kenntnisse – vorsichtig formuliert – als hinderlich für den weiteren Werdegang vieler ehemaliger Heimkinder bezeichnen kann. Die Heimkinder nennen die alltäglichen Demütigungen, Gewalttätigkeiten, Zwangsarbeit und Bildungsverweigerung „Verbrechen“. Die folgenden Phasen resultieren aus dieser ersten.

Als diese Vorkommnisse nicht mehr geleugnet werden konnten, kam die zweite Phase: der Runde Tisch Heimkinder, „moderiert“ von Frau Vollmer. Hier saßen wenige ehemalige Heimkinder einer Phalanx von kompetenten Interessenvertretern von Staat und Kirchen gegenüber – und sie wurden gezielt betrogen.
[4] Die Medien schreiben bis heute von Entschädigungen, obwohl die bescheidenen Geldzuwendungen erklärtermaßen keine sein sollen, denn dann gäbe es einen Rechtsanspruch. Das durfte nicht sein, ebensowenig wie man bereit war, die Zwangsarbeit als solche zu deklarieren und zu vergüten. Auch heute noch renommierte Firmen blieben verschont. Bleibende Körperverletzungen blieben unberücksichtigt wie grundsätzlich auch die Kinder aus Behindertenheimen und Kinderpsychiatrien.

Die dritte Phase begann mit dem Bekanntwerden des umfangreichen sexuellen Missbrauchs in den Erziehungseinrichtungen und mündete in den separaten Runden Tisch Missbrauch. Missbrauch war am ersten Runden Tisch bereits zur Sprache gekommen, war jedoch kein eigenes Thema, wie auch die Medikamentierung der ehemaligen Heimkinder. Viele berichteten, wenn auch nicht von Versuchen, so doch von Medikamenten zur Ruhigstellung mit psychotropen Substanzen. Das hat nicht weiter interessiert.

Nun beginnt die vierte Phase mit der Aufdeckung umfangreicher medizinischer Versuche an ehemaligen Heimkindern. Medikamente waren nicht das einzige. Ich erinnere mich an die Schilderung eines ehemaligen Heimkindes, der wegen Bettnässen in der Universitätsklinik Tübingen mit Elektroschocks am Penis behandelt wurde bis zur Verschmorung des Gewebes.

Eine fünfte Phase wird gerade eingeleitet mit der Errichtung einer Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ für die ehemaligen Heimkinder aus Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien.

Das Schicksal der Kinder in den Heimen hat die Forschung beflügelt, wie auch jetzt aktuell in der Medikamentensache. Die Heimkinder sehen nach meiner Kenntnis dabei hauptsächlich, dass für die Forschung Geld bereitgestellt wird (wie auch für die Verwaltung ihrer Anträge), aber kein Geld für halbwegs angemessene Entschädigungen. Ein Großteil der ehemaligen Heimkinder lebt in äußerst bescheidenen Verhältnissen, allein schon bedingt durch heimverursachte Bildungsmängel.

Ich teile die Skepsis der ehemaligen Heimkinder, dass auch für die neu bekannt werdenden Fälle wieder nur „Almosen“ übrig bleiben werden, – auf Antrag und unter retraumatisierenden Bedingungen. Unsere Medien werden wieder von Entschädigungen sprechen. Sie sollten besser recherchieren.

Bewertung: Schutzbefohlene können zu den verschiedensten Zwecken „verzweckt“, also missbraucht werden, die Geschichte der Heimkinder belegt das. Es wäre auch nach den Insassen der Seniorenheime zu fragen, nach den Strafgefangenen, auch nach Kranken in den Krankenhäusern, – es gäbe wohl noch manche andere. Ich will bei den Kindern bleiben.

Neuere Vorkommnisse
[5] zeigen, dass trotz einer Besserung der Verhältnisse wohl auf breiter Basis in den totalen Institutionen es ohne Rücksicht auf die Rechtslage[6] immer wieder zu Übergriffen kommt, die nicht tolerierbar sind. Vertrauen mag gut sein, Kontrolle ist besser. Wir brauchen für die verschiedenen Gruppen Schutzbefohlener Ombudsleute, die nach ihrer Überprüfung der Plausibilität von Vorwürfen bevollmächtigt sind, die Fälle in den Einrichtungen zu untersuchen (Befragungen, Akteneinsicht, Schiedsbefugnis, Beschwerdemacht bis hin zur Anklagebefugnis). Viele Schutzbefohlene haben noch ihre Familien oder Freunde, die für sie die Ombudsperson anrufen können, wenn sie nicht selber mehr dazu in der Lage sind.

Doch ich fürchte, dass unsere Politiker eher um ihre Wiederwahl besorgt sind und auf Lobbyisten hören, denn auf die Sorgen und Beschwerden „kleiner Leute“.

––––––––––––––––––––––––

Fußnoten


[1] http://duepublico.uni-duisburg-essen.de ... _Heime.pdf

[2] http://www.lkz.de/lokales/stadt-kreis-l ... 96038.html

http://www.shz.de/lokales/schleswiger-n ... 29721.html

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/gem ... y/31169665

http://www.shz.de/regionales/newsticker ... 29266.html

http://www.aerztezeitung.de/panorama/ar ... aehlt.html

http://www.cbgnetwork.org/6964.html

Pharmaindustrie: grausame Medikamentenversuche unter dem Motto „Kinder sind unsere goldene Zukunft“

https://www.radio-utopie.de/2016/11/27/ ... en-testen/

[3] Von Reiner Burger, FAZ Sonnabend, 19. 11. 2016, S. 3. Leider kann ich aus ©-Gründen meinen Scan hier nicht einstellen.

[4] https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... e-vollmer/

[5] https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... ende-juli/

https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... indeswohl/

[6] Auch die Rechtslage ist dank der Lobby-Arbeit der Sozialkonzene nicht im Sinne von Schutzbefohlenen gleich welcher Art. https://dierkschaefer.wordpress.com/201 ... zbefohlen/

dierkschaefer | 30. November 2016 um 20:08 | Tags: Behinderten-Einrichtungen, conspiracy theories, Datenschutz, heimkinder, Heimkinder-Forschung, Internet, Kinderarbeit, kinderheim, Kinderrechte, Kinderschutz, Kindesmissbrauch, Medien, Medikamententests, Ombudsmann, Photos, profitorientierte Sozialkonzerne, Religion, schutzbefohlene, Sozialkonzerne, Sozialpolitik | Kategorien: BRD, Deutschland, Ethik, Firmenethik, Geschichte, Gesellschaft, heimkinder, Journalismus, Justiz, Kinder, Kinderheime, Kinderrechte, Kindeswohl, Kriminalität, Kriminologie, Leben, Medien, Menschenrechte, Moral, News, Recht, Soziologie, Staat, Täter, Wirtschaft | URL: http://wp.me/pulUf-1Wk

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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WIESBADENER KURIER / POLITIK / HESSEN

QUELLE: RHEIN MAIN PRESSE @ http://www.wiesbadener-kurier.de/politi ... 509522.htm

In Hessen wird diese Angelegenheit etwas anders angegangen als in Schleswig-Holstein.

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Hessen

01.12.2016


Heimkinder: Landtag setzt Anhörung an

[ Foto ]
Grünen-Sprecher Marcus Bocklet will in einer Anhörung offene Fragen zu den Medikamententests klären. Foto: dpa

Von Rainer H. Schlender

MEDIKAMENTENTESTS Grüne: Das Leid der Betroffenen aufarbeiten / Recht und Moral im Zentrum

WIESBADEN/DARMSTADT - Die Grünen im Hessischen Landtag unterstützen den Beschluss des sozial- und integrationspolitischen Ausschusses, eine Anhörung zu Impf- und Medikamententests an Kindern in hessischen Heimen anzusetzen.

„Die durch die Forschung von Sylvia Wagner aufgedeckten Medikamententests an Kindern in den 1950er und 1960er Jahren lassen vermuten, dass auch in hessischen Heimen diese Tests durchgeführt wurden. Wir wollen diesen Spuren mit der Anhörung nachgehen und versuchen, offene Fragen zu klären“, erklärte Marcus Bocklet, sozialpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.

„Rechtlich auf dünnem Eis“

„Impf- und Medikamententests an Kindern sind verwerflich. Auch aus damaliger Sicht sind solche Tests rechtlich auf dünnem Eis durchgeführt worden. Der Hinweis auf angebliche Legalität kann hier nicht ausreichen. Wir wollen daher auch die rechtliche und moralische Verantwortung überprüfen“, fügte Bocklet hinzu.

Der sozial- und integrationspolitische Ausschuss hatte zuvor mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen, im März kommenden Jahres eine Anhörung zu diesem Thema durchzuführen. Die Forschung der Pharmazeutin Sylvia Wagner hatte – wie berichtet – den massenhaften Missbrauch von Heimkindern zu Medikamententests ans Licht gebracht. Als Lieferant spielte auch das Darmstädter Pharmaunternehmen Merck eine Rolle.

Die Grünen erhoffen sich nun, dass mit der Anhörung die lange zurückliegenden Vorgänge untersucht und geklärt werden können. Dazu sollen Vertreter der Pharma-Industrie, Ärzte, Jugendämter und Betroffene befragt werden. „Wir wollen damit beginnen, das Leid der Betroffenen aufzuarbeiten“, erklärte Bocklet.

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Der Hessische Landtag scheint wohl zuerst begriffen zu haben: „Wer einen Sprung nach vorne machen will, geht weit zurück“. (Bert Brecht)
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Nur ein kurzer Auszug aus dieser Rubrik der WIKIPEDIA @ https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenv ... eutschland
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Menschenversuch

[ ……… ]

Bundesrepublik Deutschland

Die Pharmazeutin Sylvia Wagner stieß 2016 in verschiedenen Fach-Zeitschriften und Firmen-Archiven auf Belege, dass in der BRD bis ca. 1975 in umfangreichem Maß Versuchsreihen mit nicht zugelassenen Medikamenten an Kindern und Jugendlichen unternommen wurden, und zwar ohne Zustimmung der Eltern, bzw. bei Kindern und Säuglingen ohne Erziehungsberechtigte, oft ihren jungen Müttern zwangsweise Entzogene, teils mit, teils ohne Zustimmung von Behörden. Verschiedene
Landesjugendämter, z. B. In NRW, sowie Träger von Heimen für diesen Personenkreis haben für die Zukunft Aufklärung darüber angekündigt; einzelne Firmen, z. B. Merck haben bestätigt, dass sie noch über diesbezügliche Unterlagen im Archiv verfügen und bei der heutigen Forschung kooperieren wollen, andere Firmen nennen ihre Daten "nicht mehr auffindbar", z. B. Behringwerke, oder sie verweigern überhaupt Auskünfte; Wagner nennt an ihr bisher bekannten Firmen noch Janssen, Pfizer, Schering und Verla-Pharm Tutzing. Die Ärzte, die solche Versuchsreihen durchführten, sind kaum noch greifbar. Bisher namentlich bekannte Ärzte sind der schon in der Zeit des Nationalsozialismus einschlägig tätige Friedrich Panse, der NS-Arzt Hans Heinze in Wunstorf, sowie Franz Redeker, "Erbgesundheitsrichter" im Nationalsozialismus und späterer Präsident des Bundesgesundheitsamts. Der für seine Taten vor 1945 durchaus bekannte Panse, er hatte ständig Prozesse geführt, erhielt 1966 ausdrücklich Genehmigungen von NRW-Behörden für die Menschenversuche mit Neuroleptika an Wehrlosen im Heim "Neu-Düsselthal".[12]

Wagners Untersuchungen, die zu einer Promotion führen sollen, sind noch nicht abgeschlossen. Sie stellt den Forschungsstand Ende 2016 so dar:
„Es war bundesweit gängige Praxis, den Minderjährigen Impfstoffe und Psychopharmaka zu verabreichen... Ich habe bisher Belege für mehr als fünfzig Versuchsreihen gefunden... Tausende Säuglinge und größere Kinder sind Opfer dieser Tests geworden.“
– SYLVIA WAGNER, PHARMAZEUTIN, NACH WESTDEUTSCHE ZEITUNG, 21. OKTOBER 2016

Bei den belegbar Betroffenen handelte es sich um Heimkinder in schwieriger Lage, insbesondere in psychischer Hinsicht, oder Kinder ohne Familie. Politiker haben nach Wagners Vorab-Publikationen erklärt, dass vermutlich ein Entschädigungsfonds für die Opfer eingerichtet werden muss. In NRW sind als Täterorte bisher bekannt das
Säuglingsheim "Kastanienhof" an der Petersstraße in Krefeld, Träger ist der "Krefelder Frauenverein für Kinder-und Altenfürsorge"; die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, die solche Menschenrechtsverstöße bereits eingeräumt haben; die Kinder- und Jugendpsychiatrie Süchteln, Träger LVR-Klinik Viersen; die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wunstorf unter dem SS-Mann Hans Heinze, heutiger Träger Klinikum Region Hannover KRH; das Kinderheim Neu-Düsselthal aus dem Verbund der Graf Recke Stiftung, heute in Wittlaer gelegen, und das Franz Sales Haus in Essen.

Das
Bundesgesundheitsamt hat 1957 durch Redeker eine Versuchsreihe in einem Säuglingsheim in Auftrag gegeben, zum Test von nicht zugelassenen Pockenimpfstoffen mittels Rückenmarkspunktion an Babys.

[ ……… ]


[12] Alle Angaben nach Westdeutsche Zeitung: Skandal um Arzneitests, von Michael Passon, 21. Oktober 2016, S. 1 - 3; sowie WDR1, WDR-aktuell: Bethel räumt Medikamenten-Versuche ein, 20. Oktober 2016

[ ……… ]

Diese Seite wurde zuletzt am 28. November 2016 um 00:50 Uhr geändert.

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Bitte vergleichen und überprüfen Sie diesen Text Auszug aus WIKIPEDIA immer wieder mal mit dem Original.
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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND

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über folgende GOOGLE-Suche gefunden: "Menschenversuche"+"BRD"+"Bundesrepublik Deutschland"

JOSEPH SCHOLMER »
Patient und Profitmedizin: Das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik zwischen Krise und Reform (German Edition)«,
Paperback: 222 Seiten
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 1973 edition (01.01.1973)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3531112376
ISBN-13: 978-3531112374

Nur ein kleiner Auszug aus diesem 222 Seiten umfassenden Werk

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https://books.google.de/books?id=Q3mABw ... 22&f=false

zu Joseph Scholmer siehe WIKIPEDIA @ https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Scholmer

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Patient und Profitmedizin: Das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik zwischen Krise und Reform

[ Seite 90 ]

»[] der Fall Contergan nicht so schnell vergessen werden. Die Tatsache, daß es zwei Jahre nach der Einstellung des gerichtlichen Verfahrens erst möglich wurde, eine Regelung durchzusetzen, die keinen Beteiligten letzten Endes befriedigen kann, macht klar, wie sich in unserer Gesellschaft Ohnmacht organisiert.

Ein wesentlicher Faktor für die Möglichkeit des Arzneimittelmissbrauchs von Seiten der Industrie ist die fast totale Abhängigkeit der wissenschaftlichen Forschung von der Pharma-Industrie. Vom potentiell kompetentesten Kritiker ihrer Skrupellosigkeit droht ihr also kaum Gefahr.

Welche Möglichkeiten das geltende Arzneimittelrecht den deutschen und ausländischen Pharma-Herstelllern eröffnet, prüft kritisch Thomas von Randow in »Zeit Magazin« vom 16.02.1973: »In der Bundesrepublik soll [für die Ausschaltung von Gefahren ohne Behinderung des Fortschritts] das >Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln< sorgen. Verkündet wurde es im Frühjahr 1961, ein paar Monate vor dem Bekanntwerden der
Contergan-Katastrophe. Bis auf unbedeutende Abänderungen gilt es noch heute [1973] in derselben Form, wie es vor fast einem Dutzend Jahren beschlossen wurde. Daß es unvollkommen ist, leugnet kaum jemand mehr. Dennoch hat sich bisher jede Bundesregierung auffallend schwer damit getan, die Unvollkommenheiten aus dem Gesetz zu entfernen. Denn sie sind es, die der bundesdeutschen Pharma-Industrie zum Vergleich etwa zur amerikanischen oder schwedischen profitträchtige Erleichterungen vor allem bei der Einführung neuer Medikamente im eigenen Lande verschafft. Mehr noch. Dieses liberale Gesetz hat wiederholt ausländische Produzenten dazu veranlaßt, Medikamente, die im eigenen Lande noch nicht eingeführt werden konnten, weil die dort geltenden Sicherheitsbestimmungen nicht erfüllt waren, in der Bundesrepublik registrieren lassen. Auf diese Weise konnte man bei der Anwendung an Deutschen [d.h., an der deutschen Bevölkerung generell oder bestimmten Zielgruppen der deutschen Bevölkerung insbesondere - MM] Erfahrungen über mögliche schädliche Nebenwirkungen sammeln (und zugleich, natürlich eine menge Geld verdienen), was der Einführung des Arzneimittels zu Hause nur dienlich sein konnte. Kein Wunder, daß allenthalben in Fachkreisen das Wort von der >Versuchsklinik Bundesrepublik< umgeht.«

Am Beispiel der
Menocil-Katastrophe demonstriert Thomas von Randow das Phlegma der bundesrepublikanischen Gesetzgebung im Vergleich zur US-amerikanischen: »Der Wirkstoff >Aminorex< des Schlankmachers >Menocil< war von der amerikanischen Pharmafirma McNiel erfunden und als Mittel zum Zügeln des Appetits zur Zulassung bei der zuständigen US-Behörde, der Food and Drug Administration, angemeldet worden. Dort befand sich die Arzneimittelspezialität in der ersten Phase des Zulassungsverfahrens, in der noch keine klinischen Versuche an Patienten

[ Seite 91 ]

gestattet sind, weil der Produzent keinen hinreichenden Nachweis über die Unbedenklichkeit solcher Menschenversuche erbracht hat und ihm deshalb die Auflage erteilt ist, weitere Tierexperimente auszuführen. In der Bundesrepublik Deutschland gibts es eine solche behördliche Überwachung von Experimenten an Menschen nicht. Niemand braucht hier, wenn er die Wirkung irgend eines chemischen Stoffes an Menschen ausprobieren möchte, einer Behörde darüber Mitteilung machen. Diese Experimentierfreiheit machte sich die Firma CILAG-Chemie zum nutze, die von dem US-Produzenten McNiel die Lizenz für die Herstelllung der appetitzügelnden Sustanz Aminorex erhalten hatte. Der Stoff wurde zur Erprobung von einigen Ärzten dicken Patienten gegeben, und alsbald hatte die CILAG-Chemie eine Anzahl Protokolle darüber zusammen, mit denen sie die Registrierung des Mittels beim Bundesgesundheitsamt erreichte. Das war Anfang des Jahres 1967. Fast zwei Jahre später – im Ursprungsland der Erfindung durfte Aminorex noch immer nicht verkauft werden, weil nach wie vor die Unbedenklichkeit der Arzneimittelspezialität nicht ausreichend nachgewiesen war – geriet der inzwischen äußerst beliebte und darum gut verkaufte Schlankmacher in den Verdacht, jedenfalls bei einigen Menschen eine >premär vaskuläre pulmunale Hypertonie<, den schon erwähnten fatalen Lungenhochdruck hervorzurufen. Inzwischen ist diese Vermutung über das Ende 1968 aus dem Verkehr gezogene Medikament zur Gewißheit geworden. Eine noch nicht abschätzbare Anzahl Menschen ist bislang an der Krankheit gestorben, an einem Leiden, das vielen Amerikanern erspart geblieben war, weil die Behörden in den USA nicht so leichtfertig neue Arzneimittel zulassen wie das Bundesgesundheitsamt in Berlin.«
(31)

Es wäre freilich falsch, dem Bundesgesundheitsamt in Berlin einen Vorwurf zu machen. Nicht dort liegt das Übel begründet – im Gegenteil, nach geltendem Recht »überschreiten die zuständigen Beamten im Bundesgesundheitsamt ihre vom Gesetz gewährten Befugnisse« (32), indem sie fundierter prüfen, als das Gesetz vorschreibt. Aber auch sie stehen hilflos vor den Zuständigen im »Gesundheits«-Wesen: vier Beamte registrieren in der BRD jährlich 1700 neue Arzneimittel – vergleichsweise zu mehr als 100 Fachleuten in den Vereinigten Staaten, die nicht einmal 100 neue zu überwachen haben und dafür entschieden weitergehende Kompetenzen haben. Auf diese Weise ist es zu einem »Stau von zwei Jahren zur Anmeldung neuer Medikamente« in Berlin gekommen. (33)

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Die Fußnoten, bzw. die im zitierten Text erwähnten Quellen können leider nicht von mir angegeben werden, weil diese mir hier nicht vorliegen.
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ALLGEMEINE ZEITUNG / POLITIK / HESSEN

QUELLE: RHEIN MAIN PRESSE @ http://www.allgemeine-zeitung.de/politi ... 518314.htm
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Hessen

05.12.2016


Foto mit folgender Beschriftung:
Ein ehemaliges Wohngebäude auf dem Gelände des Hephata Diakoniezentrums im nordhessischen Treysa. Wurden auch dort an Heimkindern Medikamentenversuche unternommen? Es gibt einen Verdacht, aber keine Gewissheit. Foto dpa


KZ-Methoden im Kinderheim

Von Christoph Cuntz

GESCHICHTE - Eine Wissenschaftlerin, die zu Medikamententests forschte, ist immer wieder in Hessen fündig geworden

WIESBADEN - Der eine hatte Blickkrämpfe. Ein Nächster schien psychisch stark verändert und schrie mehrmals laut. Der Kopf eines Dritten war gerötet, seine Muskulatur verkrampfte sich, weshalb sein Rumpf bogenförmig nach hinten überstreckt war. Die bizarren Bilder waren Reaktionsmuster von Probanden, die an Medikamententests teilnahmen. Ihnen war im Januar 1958 Decentan, ein Mittel gegen Schizophrenie, verabreicht worden. Dass sie wussten, was da mit ihnen geschah, daran darf gezweifelt werden. Denn 24 dieser Versuchskaninchen waren Kinder im Alter zwischen fünf und 13 Jahren. Insassen eines Kinderheims. Und der Arzt, der für den Medikamententest verantwortlich zeichnete, hatte die Arznei – wohl bewusst – viel zu hoch dosiert.

Unterdrücktes und verdrängtes Kapitel

Von solchen Arzneimitteltests an Kindern berichtete Sylvia Wagner in ihrer Studie „Ein unterdrücktes und verdrängtes Kapitel der Heimgeschichte“. Die Krefelder Wissenschaftlerin ist bei ihren Nachforschungen immer wieder in Hessen fündig geworden. Decentan etwa hatte das Darmstädter Unternehmen Merck hergestellt. Und auch die Marburger Behringwerke ließen in den 50er und 60er Jahren Impfstoffe in Säuglings- und Kinderheimen testen.

„Eine Einwilligung der Eltern zu den Untersuchungen wird nicht erwähnt“, schreibt Sylvia Wagner. Dafür stieß sie in den Dokumenten auf den Vorschlag, man möge die Eltern bei Aufnahme ihres Kindes in ein Heim unterschreiben lassen, „dass sie mit allen notwendigen Impfungen und den damit verbundenen Blutentnahmen einverstanden seien“. Die Einführung des Impfstofffes war im Juli 1954 eine heikle Sache geworden: Zwei Affen waren an Kinderlähmung eingegangen, nachdem das Serum an ihnen erprobt worden war. In Marburg kam es deshalb zu einem Krisentreffen, an dem 17 Sachverständige teilnahmen. Darunter auch solche, „die schon während der Zeit des Nationalsozialismus an Menschenversuchen beteiligt“ waren, so die Wissenschaftlerin.

Albert Demnitz etwa, der Direktor der Behringwerke, sowie Richard Haas, der die humanmedizinische Forschung des Unternehmens leitete. Beide hatten in der NS-Zeit Fleckfieberimpfstoff an KZ-Häftlingen in Buchenwald erforscht. Dessen ungeachtet war Demnitz 1950 zum Honorarprofessor für Tierseuchentherapie an der Gießener Justus-Liebig-Hochschule ernannt worden.

Belastet war aber auch der Vertreter der Bundesregierung, Otto Buurmann, der an dem Marburger Treffen teilnahm: Er war als Medizinalrat ebenfalls in die Fleckfieberversuche der NS-Zeit involviert. Und Franz Redeker, in den 50er Jahren Leiter des Bundesgesundheitsamts, war in der Zeit des „Dritten Reiches“ beim Berliner Erbgesundheitsobergericht mit Fragen der Zwangssterilisierung befasst.

60 Jahre nach den Medikamententests wird der Hessische Landtag im März kommenden Jahres eine Anhörung dazu durchführen. Schon einmal, vom Oktober 2009, hatte es im Landtag eine Anhörung zum „Unrechtsschicksal der Heimkinder der 50er und 60er Jahre“ gegeben. Zahlreiche Zeugen wurden gehört, erschreckendes kam zur Sprache. Damit wurde ein für alle Beteiligten anstrengender Aufarbeitungsprozess eingeleitet, an dessen Ende der frühere Leiter des Vincenzsstifts in Rüdesheim-Aulhausen sich „tief betroffen“ darüber zeigte, dass ehemalige Heimkinder über Misshandlung und Missbrauch berichtet hatten. Der Mann war Franz Kaspar, unter Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst Generalvikar des Bistums Limburg.


DIE GRENZEN

Laut Grundgesetz ist die Freiheit der Forschung „ein mit der Selbstbestimmung verbundenes Recht jedes Menschen“. Medizinische Forschung am Menschen ist jedoch ein Sonderfall. Sie steht „im Dienst des Patienten, seiner Interessen, seiner Gesundheit“ und setzt somit der Forschungsfreiheit Grenzen.

Ende 1900 entstand ein preußischer Erlass zu Menschenversuchen. Festgelegt wurde, dass Versuchspersonen ihrer Teilnahme am Experiment zugestimmt haben müssen, nachdem sie über den Versuch belehrt worden waren.

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WEITERE QUELLE: RHEIN MAIN PRESSE @ http://www.wiesbadener-kurier.de/politi ... 518314.htm
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Textauszug aus einem sehr langen Bericht aus der Wochenzeitung NRhZ-OnlineNeue Rheinische Zeitung vom 13.07.2011 mit der Überschrift

»
Landschaftsverband Rheinland muss seine Nachkriegsgeschichte aufarbeiten«
»
1954 bis 1975 Nazi-Psychiatrie«

QUELLE: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16721

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Landschaftsverband Rheinland muss seine Nachkriegsgeschichte aufarbeiten
1954 bis 1975 Nazi-Psychiatrie


Von Lothar Gothe

[ ……… ]

[] Der LVR [Landschaftsverband Rheinland (Köln)] stand als (Unrechts-) Staat im Staate da.

Über die Jahre jagte ein Skandal den nächsten: Brauweiler, Düren, Bonn usw. Keiner wurde vom LVR selbst oder der Landschaftsversammlung aufgedeckt. Im Gegenteil: Verdunkeln, Vertuschen, Hausverbote, Strafanzeigen gegen uns statt gegen seine eigenen Täter waren die üblichen Reaktionen. Mitte der 70er Jahre wurden uns 12 Doktorarbeiten der Universität Düsseldorf zugespielt: Die Doktoren hatten im LKH Grafenberg für eine Düsseldorfer Pharmafirma an Patienten, auch Zwangsuntergebrachten, eine Studie mit nicht zugelassenen Medikamenten durchgeführt und akribisch die qualvollen, teils lebensbedrohlichen Nebenwirkungen notiert. Die Herren wurden nicht zur Verantwortung gezogen, wohingegen in den Nürnberger Prozessen Ärzte verurteilt worden waren, weil sie ähnlich quälerische Versuche mit Meerwasser an KZ-Häftlingen durchgeführt hatten.

Der Stern veröffentliche Berichte von russischen Dissidenten über deren Mißhandlungen in den psychiatrischen Anstalten. Das Schlimmste sei, so hieß es dort, das "Medikament" Haldol, und sie beschrieben dessen schwere Nebenwirkungen. Was der KGB als Foltermittel importierte und einsetzte, war in den hiesigen Psychiatrien ein medizinischer Renner. Weil es geschmack- und geruchlos ist, ließ es sich unbemerkt in Getränken verabreichen. An Wochenenden war es Usus, daß Pfleger per "Bedarfsverordnung“ die Insassen mit einer Zusatzdosis "pflegeleicht“ machten. Während diese mit Blickstarre und aus dem Mundwinkel tropfenden Speichel im chemischen Nebel dahindämmerten, konnten jene in Ruhe Skat kloppen.

Ende der 70er Jahre rügte Amnesty International in seinem Jahresbericht die Bundesrepublik wegen Menschenrechtsverletzungen in den psychiatrischen Einrichtungen. Das zugrunde liegende Beweismaterial stammte überwiegend vom SSK [Sozialistischen Selbsthilfe Köln], es betraf also in der Hauptsache die Anstalten des LVR. Spätestens da wäre es für den LVR angebracht gewesen, eine scharfe Zäsur durchzuführen, Ursachen für die katastrophalen Tatbestände zu erforschen und die Fehlentwicklungen offen zu legen. Unweigerlich wäre aber so das braune Netzwerk ans Tageslicht befördert worden. Man saß das aus, beließ die Leichen im Keller und die Kulenkampff-Epigonen wie Kukla und Köster arbeiteten weiter an der Psychiatrie-Reform, ohne den eigenmächtigen unkontrollierbaren Verwaltungsapparat anzugreifen und zu entmachten, an dem ihr Mentor ja nach eigener Auskunft gescheitert war. So aber stehen die Reformen auch heute auf tönernen Füßen, und es ist zu befürchten, daß sie nach und nach wieder einkassiert werden, wenn die Zeiten härter werden und es opportun erscheint, "Ballastexistenzen" wieder kürzer zu halten.

[ ……… ]

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Dieser Bericht umfasst insgesamt ungefähr 26000 Zeichen, einschließlich Leerzeichen (in HTML-Quelltext womöglich sogar mehr als 30000 Zeichen).

WEITERE QUELLE: http://www.forschung-bw.de/VersFHist/Ma ... _07_13.pdf

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Textauszug aus einen 28-seitigen Anhang im PDF-Format zum Blog (Gesamtlänge dieses PDF-Dokuments 670.99 KB)

"
Arme Irre" - "Informationen zur Psychiatrie im Rheinland"

http://armeirre.blogsport.de

QUELLE: Textauszug aus dem 28-seitigen Anhang im PDF-Format zum Blog @ http://armeirre.blogsport.de/images/Bra ... rb2011.pdf

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Beitrag des Leistungskurses Geschichte zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2011

„Menschen wie Vieh gehalten“ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978 [bei Köln]

vorgelegt von:
Geschichts-LK des Geschwister-Scholl-Gymnasiums
Jahrgangsstufe 12
Hackenbroicher Straße 66b
50259 Pulheim
Pulheim, den 25. Februar 2011

[ Seite 14 ]

[] Immer mehr jugendliche, aber auch erwachsene Insassen der Landeskrankenhäuser begannen in dieser Zeit aus den Einrichtungen zu fliehen und suchten Schutz und Zuflucht bei der SSK [Sozialistische Selbshilfe Köln], aufgrund unzumutbarer Zustände in den Psychiatrien selbst und ihren Behandlungsmethoden. So wurde die SSK aufmerksam auf die großen Missstände, die innerhalb der Landeskrankenhäuser herrschten und nahm sich einzelner Fälle an.
52

Besonders dringend schien die Lage in Brauweiler. Nach dem Tod einer 17-jährigen Patientin, auf den im späteren Verlauf noch genauer eingegangen wird, stand die SSK mit dem Landschaftsverband Rheinland, welcher für alle Landeskrankenhäuser in Umgebung zuständig und ihre oberste Instanz war, vor Gericht, da zum einen die SSK aufgrund ihrer radikalen Äußerungen in ihren Flugblättern angeklagt worden war, zum anderen aber ebenfalls auch der LVR aufgrund zahlreicher Tote in seinen Einrichtungen.

Die SSK warf dem Landschaftsverband, ebenso wie dem gesamten Personal des Landeskrankenhauses Brauweiler, mehrere Versäumnisse vor, die Grund für die hohe Sterberate in Brauweiler gewesen sein sollen: Zum einen war es die allgemeine Vorstellung von einer Psychiatrie, die sich von der heutigen unterscheidet: In die Psychiatrie oder auch euphemistischer gesagt in die Landeskrankenhäuser, wurden diejenigen eingewiesen, die unangenehm für die höhere Gesellschaft waren. Dazu gehörten verhaltensauffällige Jugendliche, Drogen- und Alkoholabhängige, ebenso wie Obdachlose, die zumeist von der Polizei auf der Kölner Domplatte aufgegriffen worden waren. Dabei galt es nicht, diese „unangenehme Masse von Menschen“ zu heilen und ihnen zu helfen, sondern sie von der geordneten und gesitteten Gesellschaft auszuschließen und sie ruhig zu stellen,
53 damit sie keine weitere Belastung mehr darstellen.

Weiterhin beklagt die SSK, dass viele Ärzte überfordert gewesen seien, da viel zu wenig Personal für so eine Menge an Patienten zur Verfügung stand und ein weiterer Kritikpunkt war, dass die meisten „pflegerischen“ Angestellten, vorher in dem Arbeitslager oder auch noch zu der Nationalsozialistischen Zeit dort als Wärter gearbeitet hätten und mit der Eröffnung des Landeskrankenhauses einfach übernommen worden seien, obwohl sie keinerlei pflegerisches Wissen besaßen.
54

[ Seite 15 ]

Aus dieser mangelnden Ausbildung resultierte auch der Missbrauch der Medikamente, der mit der Verwendung des Personals eng im Zusammenhang stand. In den Landeskrankenhäusern wurde oft eine viel zu hohe Dosis von Medikamenten gespritzt, die schwere gesundheitsschädigende, physische und psychische Nebenwirkungen hatten, über welche die Patienten jedoch nicht aufgeklärt wurden Die Verabreichung erfolgte meist unfreiwillig oder durch versteckte Hinzufügung im Essen, wenn die Patienten sich allzu sehr wehrten. Des Weiteren hätten diese hohen Dosen mit entsprechendem Gegenmittel verabreicht werden sollen und nur unter ständiger ärztlicher Kontrolle verabreicht werden dürfen. Aufgrund des mangelnden und unerfahrenen Personals erfolgte dies natürlich nicht ordnungsgemäß – ja, das „Pflegepersonal“ besaß sogar das Recht, die Dosen selbst zu erhöhen, obwohl die Medikamente in Überdosis zu starken Zerstörungen der Persönlichkeit und Identität führten. Daher dürften die Medikamente eigentlich nur in äußersten Extremfällen verabreicht werden, da sie in zu hoher Dosis und zu häufigem Gebrauch, die Fähigkeit besitzen, das zu zerstören, was die Behandlung eigentlich schützen und wiederherstellen sollte.

Weiterhin warf die SSK dem LVR vor, die Krankenakten der plötzlich Verstorbenen zu verfälschen und die Todesopfer, so schnell wie möglich vergraben zu lassen, um das Fehlverhalten der Mitarbeiter zu vertuschen. So wurde meist nicht einmal die richtige Todesursache des Patienten durch Überschuss von Medikamenten in seiner Krankenakte angegeben, da diese verschwiegen werden sollte.

Schlussendlich wurde der SSK und vor allem ihr Hauptaktivist in der Sache der Landeskrankenhäuser, Lothar Gothe, Recht vom Gericht übertragen, indem das Gericht bestimmte, dass die SSK weiterhin Anklage in ihren Flugblättern gegen die Landeskrankenhäuser erheben durfte, da die verbreitete Kritik der Wahrheit entsprach.

5.3 Die SSK im Falle Marion Masuhr

Von den fast siebenhundert Todesfällen stachen einige aufgrund ihrer besonders tragischen Umstände heraus. Der Fall der 17-jährigen Marion Masuhr war wohl der bekannteste Fall in dem Skandal um Brauweiler, mit dem die SSK den LVR schließlich sogar vor Gericht zog.

Im Januar 1978 starb die junge Marion Masuhr im Landeskrankenhaus Brauweiler, wohin sie von ihren eigenen Eltern eingewiesen worden war, da diese mit der Tochter nicht mehr zu Recht kamen. Während des Aufenthalts im Jahre 1977 im Landeskrankenhaus Brauweiler tobte Marion Masuhr oft herum und wehrte sich gegen jegliche Vorschriften. Aufgrund dessen erhielt sie zu ihrer bereits alltäglichen hohen Dosierung von Beruhigungsmedikamenten noch eine weitere hohe Dosis, um sie vollkommen ruhig zu stellen. Die SSK, die

[ Seite 16 ]

zuvor Gruppen gebildet hatte, um den Vorwürfen der entflohenen Patienten gegenüber den Landeskrankenhäusern auf den Grund zu gehen, ging regelmäßig einzelne Insassen besuchen - so auch Marion.

Im Dezember besuchten die Mitglieder des SSK zum wiederholten Male Marion Masuhr, zu der sie ein gutes Verhältnis pflegten und welche sonst immer einen aufgeweckten Eindruck machte. Zu diesem Zeitpunkt jedoch, war sie nicht ansprechbar, da sie erneut eine Überdosis an Beruhigungsmitteln erhalten hatte und aufgrund dessen völlig betäubt auf dem Bett lag. Die Jugendliche, die sonst immer äußerst redegewandt war, konnte weder gehen noch sich verbal äußern.

Kurze Zeit später wurde der SSK mitgeteilt, dass Marion Masuhr verstorben sei. Als Ursache wurde ein Gehirntumor angegeben, von dem sie allerdings nie betroffen war, welcher aber zur Tarnung der eigentlichen Todesursache, nämlich eine Lungenembolie, hervorgerufen durch die starke Überdosis an Medikamenten, dienen sollte. Mit diesem Todesfall begann die SSK weitere Todesfälle aufzudecken und brachte den ganzen Skandal an die Öffentlichkeit und schließlich vor Gericht.

Der tragische Fall des jungen Mädchens war sozusagen der Beginn des Kampfes der SSK gegen die Landeskrankenhäuser, aber vor allem gegen deren Träger, den LVR. Die SSK forderte eine Untersuchung über sämtliche Todesfälle im LKH Brauweiler, ebenso wie die strafrechtliche Verfolgung der Schuldigen.

[ Seite 21 ]

8. Resümee
Vor dem Hintergrund aller zusammengetragenen Fakten bleibt noch ein Fazit zu ziehen. Unsere Nachforschungen in den Sterbeakten der Stadt Pulheim ergaben, dass nicht, wie bisher von der Kriminalpolizei ermittelt, etwa fünfhundert, sondern
fast siebenhundert Menschen in der Ehrenfriedstraße 19, so die offizielle Adresse der Krankenhausverwaltung, verstarben. Die wenigsten dieser Menschen dürften eines natürlichen Todes gestorben sein. Damit stellt die Zeit des Landeskrankenhauses ein dunkles, sogar ein sehr dunkles Kapitel in der Geschichte des kleinen Ortes Pulheim-Brauweiler dar. Es ist kaum abzustreiten, dass die dort begangenen Grausamkeiten und Misshandlungen das Ansehen der Psychiatrien negativ beeinträchtigt wurden. Bis heute wurden und werden diese Verbrechen und skandalösen Umstände größtenteils verschwiegen und tauchen in Berichten des LVR nur als Randnotiz auf. Es ist aus unserer Sicht deshalb unbedingt notwendig, eine umfassende historische Untersuchung über die Missstände in Brauweilers ehemaliger Psychiatrie zusammenzustellen. Unsere Nachforschung kann nur ein Anfang sein.

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Es scheint aber seither (d.h. seit dem 25.02.2011), bisher, diesbezüglich nichts weiteres geschehen zu sein; niemand scheint an einer weiteren diesbezüglichen Untersuchung und Aufarbeitung interessiert zu sein.
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Beiträge: 878
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Medikamententests an Heimkindern in WESTDEUTSCHLAND.

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 1
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"‘Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Wir werden diese Arbeit über einen weitgehend unbekannten Teil Kölner Geschichte in den nächsten Ausgaben veröffentlichen.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 312 vom 27.07.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16773
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Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 2
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"‘Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Nach der Einleitung im der letzten NRhZ-Ausgabe veröffentlichen wir nun die Kapitel 1 bis 3 über einen weitgehend unbekannten Teil Kölner Geschichte.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 313 vom 03.08.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16789
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Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 3
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"‘Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Nach den ersten beiden Folgen veröffentlichen wir nun die Kapitel 4 und 5. Hier geht es vor allem um die Rolle der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) in diesem weitgehend unbekannten Teil Kölner Geschichte.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 314 vom 10.08.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16804
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Fast 700 Tote in der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie Brauweiler [im Zeitraum 1970-1978]
"Menschen wie Vieh gehalten" - Teil 4
Von Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011]

"‘Menschen wie Vieh gehaltenʼ – Der Skandal um die Schließung der Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie des Landeskrankenhauses Brauweiler 1978". So lautet der Titel einer Arbeit über die Misshandlung von Psychiatrie-Patienten in Gebäuden der ehemaligen Abtei Brauweiler, für die die SchülerInnen des Leistungskurses Geschichte unter der Leitung ihres Tutors Jens Tanzmann am Pulheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium am 18. Juli [2011] im Bonner Haus der Geschichte durch NRW-Jugendministerin Ute Schäfer ausgezeichnet wurden. Nach den ersten drei Folgen veröffentlichen wir nun die Kapitel 6 und 7 und das Resümee der AutorInnen. Dabei geht es diesmal um die Rolle von Polizei und Staatsanwaltschaft in diesem weitgehend unbekannten Skandal in der Kölner Geschichte.

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Anscheinend die einzige Zeitung, die dies derzeit im Internet veröffentlichte, und wo es auch weiterhin erhalten bleibt, war und ist die Neue Reinische Zeitung: Online-Flyer Nr. 315 vom 17.08.2011 @ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16828


Diese Arbeit der Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim [2011] ist als Ganzes, mit Fußnoten und Quellenangaben, auch hier zu finden @ http://armeirre.blogsport.de/images/Bra ... rb2011.pdf (eine der wenigen Stellen im Internet wo diese Arbeit heute noch im Internet erhalten bleibt) und ich habe ja auch schon in meinem unmittelbar vorhergehenden Beitrag vom Mi. 07.12.2016, um 08:28 Uhr – hier in diesem Thread – daraus zitiert (@ http://politik-forum.eu/viewtopic.php?p ... 0#p3751890).
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Zwangsarbeit im Kinderheim in der DDR (1949-1990)

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Das Leben der Heimkinder in der Deutschen Demokratischen Republik

QUELLE: Berliner Morgenpost @ http://www.morgenpost.de/politik/articl ... rheim.html
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BERLIN

Zwangsarbeit im Kinderheim

Eine neue Studie der Bundesregierung zeigt, wie die DDR Kinder und Jugendliche ausbeuten ließ

Von Christian Kerl

09.12.2016, 03:00

Berlin. Sie wurden schikaniert, geschlagen, eingesperrt und gedemütigt: Hunderttausende Heimkinder in der DDR haben zum Teil gravierendes Unrecht erlebt. Vor allem in Einrichtungen der Jugendhilfe zur "sozialistischen Umerziehung" herrschten rabiate Methoden, unter denen viele Opfer bis heute leiden. Jetzt belegt eine neue Studie im Auftrag der Bundesregierung besonders schlimme Auswüchse: In den Heimen wurden Kinder und Jugendliche teilweise systematisch zur Zwangsarbeit herangezogen – unter Strafandrohung und ohne ausreichende Rücksicht auf Alter und Gesundheit.

Sogar als Leiharbeiter in der Industrie wurden Heimkinder eingesetzt: Wenn Betriebe die Leistungen des Fünfjahresplans nicht erfüllen konnten oder für den Westexport produzierten, "wurden Jugendliche von ihren Heimeinrichtungen regelrecht verliehen". Den erschütternden Bericht hat das Deutsche Institut für Heimerziehungsforschung erarbeitet, er wird am Sonnabend bei einer Fachtagung in Berlin vorgestellt. Dieser Zeitung liegt die Studie "Zwangsarbeit/erzwungene Arbeit in den Einrichtungen der DDR-Jugendhilfe" in Auszügen bereits vor. Auftraggeber sind das Bundeswirtschaftsministerium und die dort angesiedelte Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke. Die Thüringer SPD-Bundestagsabgeordnete sagt: "Die Studie zeigt ganz deutlich: Die DDR hat es zugelassen, dass Kinder und Jugendliche ausgebeutet wurden."

Essensentzug, wenn der Akkord nicht geschafft wurde

Dass in DDR-Kinderheimen gravierende Missstände herrschten, ist nicht neu. Die Bundesregierung hat deshalb einen "Heimkinderfonds Ost" für die Opfer aufgelegt, 27.500 Betroffene haben Hilfen beantragt. Parallel wurde ein "Heimkinderfonds West" geschaffen, weil auch in der alten Bundesrepublik bis in die 70er-Jahre Kinder in manchen Heimen traumatisierende Erfahrungen von Gewalt, Missbrauch und Demütigung machen mussten.

Doch bei der Aufarbeitung des rigiden DDR-Heimsystems gibt es noch "blinde Flecken", wie die Ostbeauftragte Gleicke sagt. Unklar war bisher, wie massiv die Arbeitsverpflichtungen waren. Schon frühere Zeitzeugenberichte etwa aus dem Durchgangsheim Bad Freienwalde geben einen Eindruck: "Im Hof war eine Baracke, die vergittert war. Dort stellten wir von Montag bis Samstag Lampenfassungen im Akkord her. Wurde unser Soll nicht geschafft, hieß es für alle Sport oder Bestrafung durch Essensentzug."

Aber ob man deshalb von verbreiteter Zwangsarbeit in Kinderheimen reden kann, war unter Experten umstritten – schließlich ist der Begriff Zwangsarbeit durch die Gräueltaten des NS-Regimes vorbelastet. Doch der Abschlussbericht der Forscher lässt jetzt keinen Zweifel: Zum Teil habe es sich sehr wohl um Zwangsarbeit gehandelt – erzwungene Ausbeutung ohne belastbare pädagogische Begründung. Besonders betroffen waren demnach Durchgangseinrichtungen, in denen Kinder vorübergehend untergebracht wurden, aber auch die Jugendwerkhöfe, in die angeblich Schwererziehbare oder "Staatsverleumder" eingewiesen wurden. Dass in den Heimen Arbeit üblich war, sei dabei nicht durchweg problematisch, heißt es in dem Bericht; verwiesen wird etwa auf einfache Tätigkeiten im Heimalltag.

Zu den Methoden gehörten aber auch Strafarbeiten wie das Bodenschrubben mit der Zahnbürste oder eben erzwungene Einsätze in Betrieben. Kinder und Jugendliche seien als "Arbeitsreserve" angesehen worden, dienten in der Industrie zur Erfüllung staatlicher Planvorgaben. "Man baute Jugendwerkhöfe in der Nähe von Industrieanlagen und ließ die Jugendlichen dort arbeiten." Die Studie verweist etwa auf das Volltuchwerk im sächsischen Crimmitschau, in dem Jugendliche Sonderschichten leisten mussten. Brisant: Das Werk lieferte Stoffe an große Handelsketten in Westdeutschland – die profitierten, offiziell ahnungslos, von der Zwangsarbeit.

Die Arbeitsbedingungen waren dabei zum Teil hart. Der Bericht nennt Einsätze im Dreischichtsystem oder auf dem Jugendwerkhof Freital, wo Jugendliche Gefahr liefen, "mit radioaktivem Material in Berührung zu kommen". Die erzwungene Arbeit habe auch gravierende psychische Folgen für die Betroffenen, erklären die Forscher. Sie plädieren daher dafür, statt von Zwangsarbeit allgemein von Missbrauch zu sprechen. Das schließt spezielle Auswüchse ein: Kinder mussten auch für Privatpersonen arbeiten, heißt es in dem Report. Und: "In einem Fall sind Mädchen als Tanzpartnerinnen an NVA-Kasernen ausgeliehen worden."

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Dazu kommentierte der zweite Vorsitzende des »Vereins ehemaliger Heimkinder e.V.« (»VeH e.V.«), Dirk Friedrich, am 09.12.2016, 05:25 auf der Facebook-Seite des Vereins:
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Die Bundesregierung sollte mal eine Studie der Zwangsarbeit in WEST-Heimen auflegen und die entsprechenden Profiteure - Heimträger, Firmen und Landwirte benennen. - Einen Teufel wird sie tun!
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Dem kann ich mich nur anschließen!

Beim MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNK @ http://www.mdr.de/nachrichten/politik/i ... t-100.html kann man zu diesem Thema – d.h. der »DDR-Heimkinder-Zwangsarbeit« – einen Leserkommentar abgeben.
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Zwangsarbeit im Kinderheim in der DDR (1949-1990)

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Im Original umfasst diese hier wiedergegebene Zusammenfassung einer von Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studie insgesamt 8 digitale Seiten.

QUELLE: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/P ... b=true.pdf

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Zwangsarbeit / erzwungene Arbeit in den Einrichtungen der DDR Jugendhilfe.

Auszüge und Zusammenfassungen aus dem Abschlussbericht des DIH- Deutsches Institut für Heimerziehungsforschung GmbH

- eingereicht von Anke Dreier-Horning und Karsten Laudien –

Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)
der Beauftragten für die Neuen Bundesländer Iris Gleicke

Projektnummer 30-15

Berlin, September 2016


[DIH -] DEUTSCHES INSTITUT
FÜR HEIMERZIEHUNGSFORSCHUNG

gGmbH



Zum Forschungsauftrag

Titel des Forschungsauftrages: „Zwangsarbeit / erzwungene Arbeit in den Einrichtungen der DDR Jugendhilfe.“

Projektzeitraum: Juli 2015 - Sptember 2016

Ziel des Forschungsauftrages:

Mit dem o.a. Auftrag sollen im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchungen die Hintergründe, die Praxis und die Folgen der Zwangsarbeit / erzwungenen Arbeit
für die Betroffenen geklärt und eine gesellschaftliche Diskussion über diese besondere Form des Unrechts [in der DDR!] ermöglicht werden. Dabei soll eine umfassende Recherche auf der Grundlage vorhandener Akten, eine Auswertung von Berichten der Betroffenen sowie eine ergänzende Befragung der Betroffenen durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen so aufbereitet werden, dass sie einer gesellschaftlichen Debatte zugänglich sind.

Veröffentlichung:
Prof. Dr. Karsten Laudien ist Inhaber des Ethiklehrstuhls an der Evangelischen Hochschule Berlin. Er war/ist 2010 und 2017 Gastprofessor an der Toulouser Universität Jaen Jaurѐs und Erasme, ist Leiter des DIH, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Vormundschaftstag e.V. und Mitglied im Bundesforum Vormundschaft. Er arbeitet als Mitglied im Fachbeirat der Berliner Anlauf- und Beratungsstelle [der Hilfsfonds Heimerziehung] und ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge zur Ethik und Jugendhilfe.

Anke Dreier-Horning ist Leiterin des DIH, promoviert an der Universität Rostock im Bereich der Erziehungswissenschaft über die Arbeitserziehung Makarenkos, veröffentlichte in den letzten Jahren Publikationen zur Sozialpädagogik der DDR und arbeitet alsLehrbeauftragte u.a. für Ethik an der Evangelischen Hochschule Berlin.


Der Untersuchungsgegenstand "Zwangsarbeit im Kontext der DDR-Heimerziehung"
(Auszug aus dem Forschungsbericht ohne Quellenangaben, S. 17 - 23)


Die Diskussion, ob der Terminus "Zwangsarbeit" auch auf Bereiche außerhalb der NS-Zeit angewendet werden kann, bildet in gewisser Weise den „Historikerstreit“ von 1986/87 ab. Ohne diesen hier interpretieren zu wollen oder eine Stellungnahme dazu abzugeben, ging es damals darum, ob die Naziverbrechen als in ihrer Grausamkeit so einmalig aufgefasst werden sollten, das jeder Vergleich, jede Relativierung, und jede Analogisierung abgelehnt werden muss. Jürgen Habermass verurteilte damals den Versuch Ernst Noltes, die sowjetischen Gulags mit den Konzentrationslagern des Dritten Reiches zu vergleichen mit dem 68er Terminus „revisionistisch“.

Ähnliches kann am Gebrauch des Terminus „Zwangsarbeit“ für die Heimeinrichtungen beobachtet werden. Während vor allem die Betroffenen den Terminus wegen seiner unzweideutigen Wertung verwenden, gibt es z.B. unter Historikern starke Einwände gegen die Wortverwendung. Der Begriff "Zwangsarbeit" ist auf Grund der Gräultaten der Nationalsozialisten ein vorbelasteter Begriff. Innerhalb der Aufarbeitung der DDR-Heimerziehung im Besonderen und der Bundesrepublik insgesamt ist die Verwendung daher äußerst umstritten.

"Zwangsarbeit" ist nach der heutigen Definition des DUDENs im deutschen Sprachgebrauch eine "mit schwerer körperlicher Arbeit verbundene Freiheitsstrafe" oder "Arbeit, zu der jemand (widerrechtlich) zwangsverpflichtet, gezwungen wird". Eine ausschließliche Verwendung für die nationalsozialistische Zeit ist nicht im Begriff angelegt. Das liegt daran, dass das Wort "Zwangsarbeit" nicht aus dieser Zeit stammt, sondern eine nachträgliche Begriffszuweisung erfahren hat.

Im Jahre 2000 began eine Bemühung einer in den USA lebenden Opfergruppe, für ihre erzungene Tätigkeit unter dem NS-Regime, entschädigt zu werden. Als Gruppen, die Zwangsarbeit leisten mussten, werden fortan Häftlingsarbeiter, Kriegsgefangene und Fremdarbeiter aufgezählt. So wurde der Begriff immer ausdrücklicher mit NS-Zeit verbunden und seine heutige Verwendung verdankt sich dem Resultat der poltischen Aktivität einer Opfergruppe.

Dieser Befund bedeutet für die Aufarbeitung der Heimerziehung der DDR, dass die Verwendung des Begriffs "Zwangsarbeit" aus historischer Perspektive nicht Gefahr läuft, NS-Unrecht zu relativieren. Der Begriff hat vor der NS-Zeit und auch nach ihr eine Vielzahl von weiteren unrechtmäßigen Arbeitsphänomenen bezeichnet. Unbeschadet der Tasachen, dass die NS-Zwangsarbeiter im gesellschaftlichen Gedächnis einen herausragenden Platz genießen, ist der Terminus Zwangsarbeit nicht exklusiv zu verstehen. Dies bedeutet aber nicht, dass automatisch der Umkehrschluss gilt, dass Arbeitsphänomene in DDR-Kinderheimen, die erzwungen waren, als „Zwangsarbeit“ bezeichnet werden sollten.


Zusammenfassung einiger Ergebnisse

Arbeit war in DDR-Kinderheimen üblich. Sie reichte von einfachen Tätigkeiten zur Bewältigung des Heimaltages bis hin zu tatsächlich unter Strafandrohung und unter Arbeitsausbeutungsaspekten erzwungener Arbeit. Wir haben diese Tätigkeiten einerseits aus der Sicht der ehemaligen Heimkinder und heutigen Zeitzeugen dargestellt. Andererseits haben wir diese Phänomene in den zeitlichen und „pädagogischen“ Kontext eingebettet.

Nicht alle Arbeitsformen waren problematisch. Im folgenden Fall soll nur ein Bruchteil der in den Kinderheimen erzwungenen Arbeitsleistungen vorgestellt werden. Es ist auffallend, dass der Übergang von an sich unproblematischen Arbeiten („Tisch abräumen“) zu prekären Arbeiten sich fließend gestaltete.

Erstens. „Gesellschaftlich nützliche Arbeit“. Die unter „gesellschaftlich nützliche Arbeit“ aufgezählten Aktivitäten sind von den Zeitzeugen als unbezahlte Arbeitseinsätze aufgefasst worden. Diese Arbeitseinsätze sind zeitlich (sowohl was die Dauer als auch den Zeitpunkt betrifft) unregelmäßig erfolgt. Die Jugendlichen mussten sie zusätzlich zu ihrer „Selbstbedienung“ also über ihre „Ämterdienste“ hinaus in ihrer Freizeit leisten. Dabei kam es in den 1950er und 1960er Jahren vorrangig zu Arbeiten in der Region, z.B. der Mithilfe bei dem Bau von Spielplätzen, Straßen etc. In den 1970er und 1980er Jahren lassen sich vermehrt Einsätze in der Industrie nachweisen. Sie dienen dort als Hilfe zur Erfüllung der staatlichen Planvorgaben. Die Jugendlichen leisteten Sonderschichten in den Betrieben und wurden zu Feuerwehreinsätzen herangezogen.

Zweitens. Arbeit als Strafe. Die Formen der Strafarbeiten unterschieden sich in den verschiedenen Heimeinrichtungen kaum. Die Arbeiten sollten unangenehm (Toiletten putzen), zeitaufwändig (Aufräumarbeiten), körperlich schwer sein (Flure reinigen und bohnern mit schweren Geräten) und enthielten nicht selten repressive Elemente, die dazu dienten, das Machtverhältnis zu demonstrieren (Auto waschen vom Erzieher, Böden säubern mit der Zahnbürste). Sie wurden von den Betroffenen oftmals als Schikane erlebt, da sie in einem Missverhältnis zu der [zu] bestrafenden Handlung
en standen.
Dabei ist davon auszugehen, dass sich diese Strafarbeiten chronologisch nicht spezifizieren lassen, sondern sich über den gesamten Zeitraum der DDR spannen und dass dies auch unabhängig von den Heimarten gilt.

Drittens. Berufliche Qualifizierung. Die berufliche Qualifizierung gehörte – dem Anspruch nach – zum Konzept der DDR-Heimeinrichtungen. Trotz anfänglicher Bemühnungen ist es jedoch nicht gelungen in allen Jugendwerkhöfen den Jugendlichen eine Ausbildung zukommen zu lassen. Bei der Bewertung der Arbeit ist es nicht unerheblich, ob die abverlangte Arbeit Teil einer Ausbildung war, oder ob sie ohne jeden Vorteil für das Kind/den Jugendlichen ausgeführt werden musste. Man muss feststellen, dass die Ausbildung der Jugendlichen häufig nur ein Alibi darstellte.
Insbesondere in den Durchgangseinrichtungen mussten nicht nur Jugendliche, sondern auch Kinder ohne jeden Ausbildungsaspekt zum Teil stumpfsinnige und schwere Arbeiten durchführen. Diese Kinder sind ohne jeden pädagogischen, schulischen oder Ausbildungsgesichtspunkt zu Tätigkeiten gezwungen worden.

Viertens. Arbeiten in der sozialistischen Produktion. Insbesondere die Jugendwerkhöfe wurden ab 1956 den Anforderungen der DDR-Planwirtschaft angepasst. D.h. man baute Werkhöfe in der Nähe von Industrieanlagen und ließ die Jugendlichen dort arbeiten. Aus ehemaligen „Lehrwerkstätten“ wurden allmählig „Produktionswerkstätten“. Es gab Jugenwerkhöfe, deren Standortwahl vom Votum des betreffenden Betriebes abhängig gemacht wurde.

Fünftens. Entlohnung. Zumeist sind die Arbeiten entlohnt worden. Das bedeutet aber nicht, dass die Kinder und Jugendlichen ihren Lohn auch erhielten. Einerseits wurde dieser Lohn mit den Aufenthaltskosten der Einrichtung verrechnet. Andererseits erhielten die Werkhöfe den vom Betrieb gezahlten Lohn, den Kindern und Jugendlichen aber wurde nicht dieser Lohn ausgezahlt oder angerechnet, sondern sie erhielten nur einen Teil davon in Form eines Werkhoftarifes, der bei Disziplinverstößen auch gemindert werden konnte. Der einbehaltene Verdienst kam indirekt dem Staatshaushalt zugute. Bei diesem System kam es zu Veruntreuungen.

Sechstens. Leiharbeit. Jugendliche sind an Betriebe, die die Leistungen des Fünfjahresplanes nicht erfüllen konnten oder für den West-Export produzierten von ihrer Heimeinrichtung regelrecht „verliehen“ worden. Jugendliche wurden für Kommunen, Kreise und Betriebe als Arbeitsreserve angesehen und verwendet. Es gab Betriebe, die aus ökonomischen Gründen in Heimeinrichtungen investierten. In einem Fall sind Mädchen als Tanzpartnerinnen an NVA-Kasernen ausgeliehen worden. Kinder mussten für Privatpersonen arbeiten.

Siebtens. Arbeitsbedingungen. Jugendliche sind zu Arbeitsleistungen gezwungen worden, die keine genügenden Rücksichten auf Alter und Gesundheit der Kinder und Jugendlichen kannten. Kinder und Jugendliche mussten bei Produktionsengpässen unvorhergesehen Sonderschichten durchführen. Sie mussten im Dreischichtsystem arbeiten. Sie waren im Jugendwerkhof Freital der Gefahr ausgesetzt mit radioaktiven Material in Berührung zu kommen.

Achtens. Die rechtliche Stellung der Kinder und Jugendlichen. Es bestanden für die Insassen keine realen Möglichkeiten, dem Zwang zur Arbeit rechtlich entgegenzuwirken. Arbeitsverweigerung war derart stark sanktioniert, dass sie keine Option für die Kinder und Jugendlichen darstellte.

Neuntens. Zwangsbiografien. Die Arbeit war für die Betroffenen häufig in ein allgemeines Zwangssystem eingebunden und hat bei ihnen Schaden hinterlassen, unter denen sie noch heute leiden. Sie hat dazu geführt, dass die Schulbildung abgebrochen werden musste, dass berufsausbildungen nicht stattfanden, dass keine Wahl zu bestimmten Berufen möglich war und dass die zwangsweise erlernten Berufe (zumeist „Teilfacharbeiter“ oder „Anlernberufe“) ungeeignet waren die spätere ökonomische Selbständigkeit zu fördern.

Zehntens. Zwangsarbeit. Es gibt Fälle bei denen von "Zwangsarbeit" gesprochen werden kann. D.h. es lässt sich hier keinerlei Bezug zu irgendeinem sinnvollen oder reflektierten pädagogischen System erkennen. Dazu zählen viele Durchgangseinrichtungen. Dazu zählte das Arbeitslager Rüdersdorf und der Geschlossene
n Jugendwerkhof Torgau. Diese Einrichtungen dienten der Disziplinierung und das Hauptmittel dazu war Strafe und Arbeit.

Fazit
(Auszug aus dem Forschungsbericht ohne Quellenangaben, S. 199 - 201)


Wir haben versucht den Kontext zu entwerfen der den Charakter der Arbeit in den Jugendhilfeeinrichtungen [der DDR!] bestimmt hat und der zugleich auch den Bewertungen der Zeitzeugen gerecht wird.

Das Phänomen der "Arbeit" in den Jugendhilfeeinrichtungen der DDR ist immense vielfältig da es unterschiedliche Dimensionen (von Arbeitserziehung bis zur wirtschaftlichen Ausbeutung) und unterschiedliche Formen (Selbstbedienung, Strafarbeit, Berufsausbildung, Leiharbeit, gesellschaftlich nützliche Arbeit etc.) in unterschiedlichen Zeitperioden (als Kontrast die idealistischen frühen 1950er und die wirtschaftsorientierten 1960er Jahre) in unterschiedlichen Heimarten (Normalkinderheime bis zum Jugendwerkhof Torgau) betrifft. Die isolierte Betrachtung des Phänomens „Arbeit“ ohne Berücksichtigung dessen vereinseitigt das Problem.

Die Voraussetzungen zur Verwendung des Terminus "Zwangsarbeit" der ausführlich dargestellten Begriffshistorie und der erläuterten ethischen Maßstäbe, die an das Phänomen angelehnt werden, erscheinen im Hinblick auf folgende Formen von Arbeitsverpflichtungen in den Jugenhilfeeinrichtungen von 1949 bis 1989 erfüllt:

● die Insassen der Jugendwerkhöfe des Typs I,
● die Gruppen von Jugendlichen ab dem 17. Lebensjahr [ * ],
● die lediglich für die Erfüllung von Wirtschaft- und Exportplänen gegründeten Gruppen innerhalb von Jugenhilfeeinrichtungen wie z.B. die Mädchengruppe des Knäckewerkes im Jugenwerkhof Burg (siehe Kapitel 6.8),
● die Verpflichtung der Jugendlichen zu Sonderschichten innerhalb der Produktion neben der regulären beruflichen Qualifizierung z.B. in den Volltuchwerken Crimmitschau (siehe Kapitel 6.11.6).

Diese hier genannten Formen von Arbeitsverpflichtungen erfüllten keine pädagogische Absicht, sondern ziehlten auf die wirtschaftliche Ausnutzung der Arbeitskraft der Kinder und Jugendlichen [ab]. Sie verstießen damit gegen das Verbot der Instrumentalisierung und gingen auch in Hinblick auf die dadurch entstandenen sozialen und psychischen Folgen mit einer Demütigung der Personen einher. Die Betroffenen sahen keine Widerstandsmöglichkeiten und haben sich in diesem Abhängigkeitsverhältnis nicht mehr als Subjekt, sondern als Mittel für fremde Zwecke instrumentalisiert gefühlt. Die geringe Subjektstellung innerhalb der DDR-Pädagogik war – wenn auch nicht die Ursache – so doch zumindest der Närboden für die Entwicklung von Formen wirtschaftlichen Missbrauchs.

Diese Formen können daher auch als "Zwangsarbeit" bezeichnet werden. Die Auflistung beansprucht keine Vollständigkeit. Weitere Formen von Arbeitsverpflichtungen, die die genannten Kriterien erfüllen, sind nicht auszuschließen und sollten einer Einzelfallprüfung unterzogen werden.

Eine Reduzierung des gesamten Phänomens der Arbeit in den Jugendhilfeeinrichtungen [
in der DDR!] auf den Begriff der "Zwangsarbeit" wäre jedoch unzureichend. Die Strukturen der DDR-Jugendhilfe waren mit einem politischen System verschränkt, in dem so wohl dem Erziehungsgedanken wie auch der dazugehörigen Arbeit eine menschheits-konstituierende Funktion zukam. Die komplexe Realität der Gestaltung dieser Idee in den Erziehungseinrichtungen der DDR hatte mit weniger abstrakten Problemen zu tun. Hier gerieten die auch von der Verfassung der DDR formulierten Ansprüche in dem Moment ins Hintertreffen, als die Jugendlichen zum Teil einer nach planwirtschaftlichen Gesichspunkten organisierten Wirtschaft wurden, deren Zugriff sie sich aufgrund der Rechtsunsicherheit ihrer Situation nicht entziehen konnten. Die psychische Wirkung dieser Vereinnahmung auf die Entwicklung der Persönlichkeit der Heranwachsenden ist im Begriff der "Zwangsarbeit" nicht enthalten. Er erscheint daher zwar für die Charakterisierung bestimmter Formen der Arbeitsverpflichtungen anwendbar, kann jedoch dem Erleben, mit seinen bis heute andauernden Folgen, nicht genügend Rechnung tragen. Der Terminus "Missbrauch", für dessen Verwendung in den hier geschilderten Zusammenhängen plädiert wird, umfasst nicht nur den Zwangscharakter der Arbeit, sondern inkludiert die psychischen und sozialen Folgeerscheinungen, die im Leben der Betroffenen bis heute sichtbar sind.

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* Volljährigkeit in der DDR lag damals, ab dem 17.05.1950, bei Vollendung des 17. Lebensjahrs.
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Zwangsarbeit im Kinderheim in der DDR (1949-1990)

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Zwangsarbeit in der SBZ/DDR 1945-1990

Ein Aufarbeitungsprojekt der Union der Opferverbände komunistischer Gewaltherrschaft e.V.

* erarbeitet von Dr. Christian Sachse *

QUELLE: http://ddr-zwangsarbeit.info/tabelle2.html
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400 Zeitzeugen berichten über DDR-Zwangsarbeit.

Die folgende Tabelle ist das Ergebnis der Befragung von ca. 350 politischen Häftlingen sowie einigen Insassen von Heimen und Jugendwerkhöfen. Bei einem Klick auf die Überschrift der jeweiligen Spalte, sortieren Sie die Angaben nach Zeit, Art der Einrichtung, Ort und Firma.

Zur Beachtung: Einzelne Angaben von Zeitzeugen können immer fehlerhaft oder ungenau sein (z.B. "Zuchthaus" statt "StVE" o.ä.). Belege ergeben sich erst, wenn sich mehrere unabhängige Aussagen gegenseitig stützen und/oder Dokumente aus DDR-Archiven gleiche Aussagen treffen.
Aus Gründen des Datenschutzes wurden die Angaben anonymisiert. Die Nummer in der 1. Spalte (ID xxxx) belegt den jeweiligen Datensatz, aus dem die Aussage stammt.

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Zu einigen der individuellen Angaben zur DDR-Zwangsarbeit / DDR-Heimkinder-Zwangsarbeit angezeigt in dieser Tabelle (Stand: 7. Juli 2016) :

(1976) Jugendhaus Dessau : Gasgerätewerk Dessau
(Zeitraum: keine Angabe) Jugendhaus Dessau : Zementanlagenbau Dessau : ohrenbetäubender Lärm durch Trennschleifer und Blechzurichtarbeiten
(1970) Jugendhaus Dessau : Hoch-Tiefbau-Betrieb
(1970) Jugendhaus Luckau : BBS Luckau Metallbau / Aluminiumverarbeitung
(1960) Jugendhaus Dessau : Schacht Niederröblingen, Karl-Liebknecht-Hütte
(1980) Jugendwerkhof Freital : Edelstahlwerk (ESW) 8. Mai 1945 Freital
(1969) Jugendhaus Dessau : Landmasch. Bau Markleeberg
(1977) Jugendhaus Dessau : Gasgerätewerk Dessau
(1968) Jugendwerkhof Torgau : Landmasch. Bau Markkleeberg
(1969) Jugendwerkhof Reinstorf-Wismar : LPG
(1967) Jugendhaus Luckau : Farbenfabrik Berlin, EVM Berlin, Schraubenfabrik Fins
(1968) Jugendwerkhof Hummelshain : intern
(1969) Arbeitserziehungskommando : Bitterfeld und Volkstedt : Ziegelei Bitterfeld, Kupferschacht Sangerhausen
(1966) Jugendhaus Dessau : VEB Landmaschinen Weimar
(1969) Jugendhaus Ichtershausen: [Bohrwerkdreherei]
(1976) Jugendwerkhof Lutherstadt-Wittenberg : VEB (K) Textilreinigung 46 Wittenberg Lutherstadt
(1984-1986) Jugendwerkhof Friedrichswerth bei Gotha : [Arbeit als: Hauswirtschaft...Fleischkombinat Gotha....Acker und Erntehelfer]
(1967) Arbeits- und Erziehungslager Rüdersdorf : Zementwerk Rüdersdorf
(1975) Spezialkinderheim Sigrön : Landwirtschaft, Bauarbeiten, Gartenpflege etc
(1968) Jugendhaus Gräfentonna : Simson Suhl, Schreibmasch. Sömmerda, Unbek. Fa.
(1968) Durchgangsheim Demmin: LPG
(1969) Spezialkinderheim Rausdorf : Waldarbeit
(1971) Jugendhaus Dessau : VEB Junkalor, ehemals Junker Werk
(1979/80) Durchgangsheim Leipzig : [Helferin im Labor]
(Zeitraum: keine Angabe) Jugendwerkhof Friedrichswerth-Gotha : Friedrichswerth Fleischkombinat Gotha
(Zeitraum: keine Angabe) Jugendwerkhof Sachsenburg Frankenberg : LPG Ottendorf
(Zeitraum: keine Angabe) Kinderheim Schönebeck : [keine Angabe zu den Arbeiten]
(1954-1956) Jugendhaus Dessau : intern, Kommandos
(1983) Jugendhaus Frohe Zukunft : Halle/Saale : [Dreher in einer Dreherei, diverse Metallteile]
(1967) Jugendhaus Dessau : intern, Küche [Arbeitstag begann oft um 4.30 Uhr und endete erst gegen 20.30 Uhr]
(Mitte 1970er) Jugendhaus Dessau : [Hilfsarbeiten in der Produktion]
(1963) Kinderheim Piesdorf : [keine Angabe zu den damaligen Aktivitäten]
(1963) Jugendwerkhof Gorgast : [keine Angabe zu den damaligen Aktivitäten]
(1964) Jugendwerkhof Torgau : [keine Angabe zu den damaligen Aktivitäten]
(1967) Arbeits- und Erziehungslager Rüderdorf : [Arbeiten im Zementwerk (Drehrohröfen entschlacken), Steinbruch, mit einem 20-Pfund-Hammer Steine klopfen]
(1970) Jugendwerkhof Freienhufen : BKK Senftenberg Tagebau : Gleisbau Schienen und Schwellen schleppen Gleise vorstrecken : Wir hatten dort keinerlei Rechte. Es war die Hölle.
(1966-1971) Mädchenheim Halberstadt : Mitropa : Tische abräumen, schwere Küchenarbeiten und Spülen im Schichtsystem
(1955) Haftarbeitslager Volkstedt : Mansfelder Kombinat Wilhelm Pieck, Ernst Thälmann Schacht : Abbau von Kupferschiefer ca. 1000m Untertagebau.
(Zeitraum: keine Angabe) Haftarbeitslager Holzweißig : [Arbeiten in einer Ziegelei]
(1980-1983) Jugendwerkhof Gebesee : [keine Angabe zu den damaligen Aktivitäten]
(1960-1961) Haftarbeitslager Bernsdorf : Ziegelkombinat Ueckermünde : Arbeit im Tonschacht
(1960-1961) Haftarbeitslager Schwarze Pumpe : Arbeit im Gleisbau
(1961) Haftarbeitslager Volkstedt : Fortschrittschacht Eisleben, VEB Mansfeldkombinat Wilhelm Pieck
(Zeitraum: keine Angabe) Haftarbeitslager Raßnitz : [keine Angabe zu den damaligen Aktivitäten]
(Zeitraum: keine Angabe) Haftsarbeitslager Schkeuditz : MAB Schkeuditz : Prüfkammer für Verdichter, Austritt von Ammoniak, dass eingeatmet wurde.

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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am Mo 19. Dez 2016, 02:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Deutsche und österreichische Heimkinder-Zwangsarbeiter.

Beitrag von Martin MITCHELL »

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Zum Thema / Zu den relevanten Themen:

»Warum wurden damalige „Heimkinder-Zwangsarbeiter“ nicht für ihre Arbeit bezahlt?«

»
Auch deutsche und österreichische Opfer von Menschenrechtsverbrechen / Zwangsarbeit fordern eine gerechte und angemessene Entschädigung.«

»
Heimkinder warten auf ECHTE gerechte und angemessene ENTSCHÄDIGUNG für ihr Martyrium !«

Siehe Seite 17 @
http://heimkinder-forum.de/v4x/index.ph ... -damalige-„Heimkinder-Zwangsarbeiter“-nicht-für-ihre-Arbeit-bezahlt/?pageNo=17

Siehe Seite 18 @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.ph ... -damalige-„Heimkinder-Zwangsarbeiter“-nicht-für-ihre-Arbeit-bezahlt/?pageNo=18


Relevante Information aus Österreich, insbesondere für alle Ehemaligen Heimkinder-WEST.

Österreichische Heimopfer der 1950er, 1960er, 1970er und frühen 1980er Jahre, mit Hilfe des deutschen Rechtsanwaltes Christian Sailer, konzentrieren sich schon seit dem Jahre 2012, erfolgreich, darauf echte Entschädigung gemäß dem Verbrechensopfergesetz (Opferentschädigungsgesetzt) vom Staat zu fordern: „Ersatzleistung infolge Verdienstentgangs“ aufgrund jahrelangen physischen und psychischen Misshandlungen, sexualisierter Gewalt und Zwangsarbeit während ihres Heimaufhaltes.

QUELLE: Fünf digitale eng gedruckte Seiten aus der CHRONIK in Ausgabe ECHO 09/2012, einem sehr detaillierten Artikel von Journalist Gernot Zimmermann, S. 50-54, WIEDERGEGEBEN IM GENAUEN UND VOLLSTÄNDIGEN WORTLAUT AUF DER WEBSEITE DES DEUTSCHEN OPFERJURISTEN CHRISTIAN SAILER @ http://www.kanzlei-sailer.de/Dimension_fertig.pdf (Sehr langer Artikel ! )

Kurze Auszüge aus diesem Artikel.

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HEIMERZIEHUNG

Dimension nicht begriffen

Weil Heimkinder seinerzeit für geleistete Zwangsarbeit kein Geld verdient haben und auch nicht sozialversichert waren, ruft [Tiroler] Landesrat Gerhard Reheis jetzt eilig eine Task Force ins Leben. Dabei ist Reheis bereits seit knapp zwei Jahren.

Der Bericht in der letzten Ausgabe von ECHO hat wie erwartet große Wellen geschlagen. Berichtet wurde von der heute 69-jährigen Heike K., die als junges Mädchen im Erziehungsheim St. Martin in Schwaz untergebracht war und dort unsägliches Leid erfahren hat. Ein Schicksal, das sie mit hunderten, ja tausenden anderen Heimkindern geteilt hat. Und trotzdem ist der Fall Heike K. etwas ganz Besonderes. Als erstes Heimopfer in Österreich ist die heute in Deutschland lebende Frau nach dem Verbrechensopfergesetz (VOG) entschädigt worden und bezieht bereits eine Rente, mit der sie ein Leben abseits von Armut führen kann.

Wobei es sich im Fall Heike K. nicht um eine Rente im herkömmlichen Sinn handelt, sondern um eine „Ersatzleistung infolge Verdienstentgangs“. Das Bundessozialamt hat in seinem Bescheid festgehalten, dass die Straftaten, die Heike K. seit ihrem 12. Lebensjahr erdulden musste, ihre Erwerbsfähigkeit gemindert haben. Durch schwerste körperliche Arbeiten in St. Martin hat Heike K. schon als junges Mädchen einen ersten Bandscheibenvorfall erlitten, eine Schädigung, die sie ihr ganzes Leben begleitet hat. Darüber hinaus ist Heike K. in St. Martin vielfach sexuelle Gewalt angetan worden, woraus einige Jahre später ein Selbstmordversuch resultierte, der Heike K. endgültig erwerbsunfähig gemacht hat.

Diese gesundheitlichen Schädigungen bewertete das Bundessozialamt als verbrechenskausal und stufte den Verdienstentgang von Heike K. so ein, als hätte sie als Verwaltungsbedienstete 43 Jahre, elf Monate und 24 Tage lang gearbeitet und damit den gesetzlichen Pensionsantritt erreicht.

In den zahlreichen Internet-Foren, in welchen sich die Betroffenen der Heimerziehung längst vernetzt haben, wurde der ECHO-Beitrag ebenfalls heftig diskutiert und Christian Sailer, der deutsche Anwalt von Heike K., der den Bescheid des Bundessozialamts erstritten hat, kann sich vor Anfragen ehemaliger Heimkinder kaum mehr wehren. Am Telefon meint der 76-jährige Sailer: „Meinen Ruhestand kann ich jetzt wohl vergessen. Es haben sich durch Ihren Bericht viele Betroffene bei mir gemeldet, davon sehr viele auch aus Österreich. Bei einigen habe ich mich schon entschieden, dass ich sie juristisch begleiten und vor Gericht vertreten werde.“

Es ehrt Christian Sailer ganz besonders, dass er nicht weiter darüber reden will, dass er für seine Tätigkeit von den Betroffenen kein Geld fordert. Erst auf Nachfrage lässt er sich entlocken, dass er in seiner Zeit als Münchener Anwalt gut verdient habe und Geld nicht alles sei.

[ ……… ]

Die Image-Katastrophe. Bereits vor über zwölf Jahren hat ECHO das Thema „
Zwangsarbeit in namhaften Tiroler Unternehmen“ zur Titelgeschichte gemacht. Was damals noch nicht bekannt war: ab Mitte der 1950er Jahre bis hinein in die frühen 1980er Jahre sind unzählige Heimkinder in die unterschiedlichsten Tiroler Unternehmen zur Arbeit geschickt worden. Betroffen waren vor allem die Erziehungsheime für schulentlassene Mädchen und Knaben, also etwa St. Martin und Kleinvolderberg. Wie die vorliegenden Akten belegen, hat diese zwangsver-pflichtete Arbeit systematisch stattgefunden und sie wird heute noch als Vorbereitung der Jugendlichen auf den Arbeitsalltag dargestellt. So steht es zumindest in einer Aussendung der Landesregierung vom 23. August dieses Jahres [2012]. Damit steht aber auch fest, für welche Bereiche des „Arbeitsalltags“ die in den Heimen untergebrachten Jugendlichen vorgesehen waren: primitive Hilfsarbeiten erledigen, monotone Fließbandarbeit ausführen sowie putzen, bügeln, Wäsche waschen. Wie alle damals betroffenen Heimkinder heute über¬einstimmend aussagen, haben sie für die damalige Arbeit kein Geld erhalten und wären auch nicht sozialversichert gewesen, was sich natürlich heute negativ auf die Versicherungszeiten auswirkt.

Und weil die Opfer heute endlich eine Öffentlichkeit haben, waren auch schnell die Namen jener Firmen bekannt, die sich seinerzeit in Kooperation mit der jeweiligen Heimleitung billigste Arbeitskräfte besorgt hatten: Swarovski, Darbo, EGLO-Leuchten, das österreichische Bundesheer, Geiger Moden oder das Krankenhaus Schwaz, um nur einige davon zu nennen. Das hat die internationale Medienwelt natürlich fasziniert und man konnte die Berichte über die zwangsarbeitenden und dafür nicht entlohnten Heimkinder in über dreißig verschiedenen in- und ausländischen Medien nachlesen.

[ ……… ]

Und diesen Weg [Entschädigung gemäß dem Verbrechensopfergesetz (Opferentschädigungsgesetzt) vom Staat zu fordern] werden viele [österreichische Heimopfer] gehen. Ulrike Paul ist Psychotherapeutin in Innsbruck und betreut seit Jahren Opfer der Heimerziehung. Sie kennt die wahre Dimension des Verbrechens: „Mir ist kein einziger Geschädigter der Heimerziehung bekannt, dem es nach der Entlassung gelungen wäre, in ein einigermaßen stabiles, geregeltes und erfülltes Leben zu finden. Bei allen Betroffenen, die die von mir geleitete Gruppe bislang besucht haben, insgesamt sind es annähernd 30 Personen, liegt eine Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit vor, die sich meines Erachtens auf die in den Heimen erlebte Gewalt zurückführen lässt. Keinem dieser Betroffenen war es möglich, in eine reguläre Pension einzutreten.“

[ ……… ]

In wenigen Tagen wird Gerhard Reheis Parteivorsitzender der Tiroler
SPÖ. Seinen eigenen Aussagen nach repräsentiert er das soziale Gewissen Tirols. Gerade die seit Jahren laufende Debatte über gerechte Entschädigung der Heimopfer wäre die ideale Gelegenheit für Reheis gewesen, dieses soziale Gewissen auch deutlich zu zeigen. Doch stattdessen agiert Reheis so, dass sein Handeln bedauerlicherweise nur einen Schluss zulässt: Er hat die Dimension des Verbrechens, das im Rahmen der Tiroler Heimerziehung an tausenden Kindern begangen worden ist, immer noch nicht begriffen.

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SELBST MAL IN DIESEN LANGEN ARTIKEL REINSCHAUEN UND DIESEN GENAU STUDIEREN: http://www.kanzlei-sailer.de/Dimension_fertig.pdf
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Und wie sah es in Deutschland selbst diesbezüglich aus nach 1945 ??

Und wie sieht es heute in Deutschland diesbezüglich aus ??

Insbesondere in den späten 1940er, den 1950er, den 1960er, den 1970er und 1980er Jahren gehörte „Zwangsarbeit“ in der Bundesrepublik Deutschland (d.h. in „Westdeutschland“) mit zum Wirtschaftsplan. Die Schwächsten in unserer Gesellschaft – insbesondere Kinder und Jugendliche „in den Heimen“ / „in der Heimerziehung“ – wurden gnadenlos ausgebeutet. Kirche und Staat selbst waren weitgehend die Vermittler sowie Nutznießer dieser „Zwangsarbeit“ / „Arbeitsausbeutung“. Und alle haben geschwiegen und daran Kohle verdient. Und auch die DDR wurde von westlichen Geschäftsunternehmen und Industriebetrieben GROß und KLEIN in diese kapitalistische „Zwangsarbeit“ / „Arbeitsausbeutung“ eingebunden; und die DDR hatte zusätzlich auch noch ihr eigenes gleichlaufendes System der Ausbeutung und Unterdrückung. Alles lief wie geschmiert beiderseitig der innerdeutschen Grenze.

Erst seit der Einführung für Gesamtdeutschland – für das jetzt wiedervereinige Deutschland – im Jahre 2005, des Gesetzes gegen „Menschenhandel“ (Strafgesetzbuch §232) / gegen „Ausbeutung der Arbeitskraft“ (Strafgesetzbuch §233) geht man jetzt allmälig halbherzig in Deutschland gegen „Nutznießer von Zwangsarbeit“ vor. Aber natürlich nicht gegen damalige nachkriegsdeutsche „Nutznießer von Zwangsarbeit“.

Was bisher in Deutschland diesbezüglich, seit dem Jahre 2005, geschehen ist, und wie in Realität dies jetzt in Deutschland aussieht, kann man, u.a. hier nachlesen:


ZWANGSARBEIT

"Arbeitsausbeutung"+"Menschenhandel"+"Definitionen"+"Urteile"

Berliner Zeitung : Menschenhandel und Ausbeutung „Mit Beton an den Füßen in den Fluss“ (26.09.2013) @ http://www.berliner-zeitung.de/berlin/m ... s--3186878

DIE KRIMINALPOLIZEI - Zeitschrift für Gewerkschaft der Polizei : »Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung« (Juni 2014) @ http://www.kriminalpolizei.de/ausgaben/ ... utung.html (insgesamt vier digitale Seiten)

DGB - Deutsche Gewerkschaftsbund : einblick - Gewerkschaflicher info-Service : »Zwangsarbeit: Ein gesellschaftlicher Skandal« (10.07.2014) @ http://www.dgb.de/einblick/++co++884896 ... 540023ef1a (worin es u.a. heißt: „Bisher ist der politische Wille kaum entwickelt, Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung als reales Problem zu akzeptieren.“)

Pinneberger Tageblatt : »VERURTEILT WEGEN MENSCHENHANDELS« »Tornescher Betreiber einer Horster Gaststätte kommen mit Bewährungsstrafen davon« »Prozess: Die Gaststättenbetreiber hatten illegal Inder beschäftigt. (21.09.2016) @ http://www.shz.de/lokales/pinneberger-t ... 86341.html

menschenhandel heute : »Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung« (ca. Mitte 2013) @ https://menschenhandelheute.net/was-ist ... usbeutung/

Nur ein kurzer Auszug aus diesem längeren derzeitigen Statusbericht:
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Zwangsarbeit und bestimmte Formen der Arbeitsausbeutung sind genauso Formen von Menschenhandel [ @ http://www.institut-fuer-menschenrechte ... n-anderer/ ], wie Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung [ @ https://menschenhandelheute.net/2013/02 ... ossposted/ ]. Weil Politik und Medien sich aber kaum dafür interessieren, gibt es in Deutschland nahezu keine Verurteilungen [ @ https://menschenhandelheute.net/2012/10 ... utschland/ ] wegen Menschenhandel zu Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit. Der Begriff Zwangsarbeit fällt in Deutschland fast nur im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus [ @ http://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwang ... index.html ], wobei dabei die Zwangsprostitution in Lagerbordellen [ @ http://www.zeit.de/online/2009/27/lagerbordelle ] und sexuelle Ausbeutung [ @ http://www.ikf.ac.at/a_proj03/a_pro04.htm ] von Frauen oft vergessen wird.

Doch Zwangsarbeit ist kein Relikt der deutschen Geschichte sondern ein
hochaktuelles Problem [ @ http://www.ilo.org/global/topics/forced ... /index.htm ]. Einen Info-Film [ @ http://www.institut-fuer-menschenrechte ... ae7303a029 ] zu diesem Thema hat das Deutsche Institut für Menschenrechte erstellt.

Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisationen [ @ http://www.ilo.org/global/topics/forced ... /index.htm ] betonen, dass der Großteil von Menschenhandel im Bereich Zwangsarbeit stattfindet (ca. 70%). Auch der neue US-Bericht zum Thema Menschenhandel empfiehlt Deutschland sich stärker im Kampf gegen Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung einzusetzen [ @ https://menschenhandelheute.net/2013/06 ... utschland/ ]. Warum ist das bisher nicht geschehen? Diesem Thema scheint leider (sic!) das Tabu des Sexuellen zu fehlen, das die Prostitution verspricht und interessiert daher kaum jemanden: weder Feminist_innen, noch Politiker_innen, noch Journalist_innen.

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Ich hatte ja schon einmal zuvor, vor genau zwei Jahren, an verschiedenen Stellen im Internet gepostet:

ERSTENS.

ANFANG DIESER SCHON MEHRMALS ZUVOR VON MIR PRÄSENTIERTEN FAKTEN.

Was die nachkriegsdeutsche HEIMERZIEHUNG IM WESTLICHEN DEUTSCHLAND betrifft.

Während sie nicht vorgibt vollständig zu sein, Boardnutzer »
brötchen« hat diese umfangreiche Liste der damaligen nachkriegsdeutschen HEIMKINDER-ZWANGSARBEIT-FIRMEN und ich, Boardnutzer »martini«, habe diese umfangreiche Liste der damaligen nachkriegsdeutschen HEIMKINDER-ZWANGSARBEIT-FIRMEN, über die letzten paar Jahre, schon unzählige Male immer und immer wieder bekanntgegeben, d.h. insbesondere ins HEIMKINDER-FORUM.DE gestellt und auch sonstwo überall ins Netz gestellt !! - Einige Medien haben sogar einige DIESER FIRMEN ( leider nicht alle, sondern nur einige davon ! ) ebenso namentlich genannt und als SOLCHE identifiziert !!

Keine dieser genannten damaligen nachkriegsdeutschen HEIMKINDER-ZWANGSARBEIT-FIRMEN hat es bisher geleugnet oder gar kategorisch abgelehnt, dass dem so war, und dass sie sich diesbezüglich schuldig gemacht hat !!

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SHORT LIST: Firms profiting and profiteering from the "forced labour of children in care" ( Firmen die von „Heimkinder-Zwangsarbeit“ profitiert und sich auf diese Weise bereichert haben ) : CARITAS; Hella; Claas; Miele; Rowenta Sunbeam; Braun; Grundig; Siemens; Recticel Schalfkomfort, Schlaraffia Matratzen; GROßWÄSCHEREI VOSS GMBH in WUPPERTAL Elberfeld; Leitz; Quelle; Schwab; Neckermann; Stollwerck; BKS Schlösser; nordrohr; Oellerking; Mewes & v. Eitzen; Kölln Flocken; Holzland Gehlsen; Steinbeis Temming, Steinbeis Papier Glückstadt; Meyer-Lippinghausen, Meylip; Ölmühle; Osram GmbH; VDO - Continental Automotive GmbH; DER - Deutsches Reisebüro GmbH & Co. OHG; Tipon; Wanderer-Werke, Exacta Continental, Nixdorf Computer; Maddaus, Rottapharmgruppe; Gebra; Backhaus & Grass; Grasolin-Lackfabrik; Escho-Plast Kunstofferzeugnisse; Roller + Schneider in Biedenkopf; Lahnwerk in Biedenkopf; Varta Consumer Batteries, VARTA Batteriengroßhandel; DEA, RWE-DEA, RWE Dea, Shell Deutschland Oil GmbH; elasta & florex marketing GmbH; Sprick GmbH & Co; Dr.-Ries-Gruppe / BADISCHEN PLASTIC-WERKE IN BÖTZINGEN / Peguform-Werke GmbH / Pergaform / Tarkett / CEREBUS; Dr. Johann Koch Hähnchenfabrik, Dorsten; SOLID Rudolf Meutgens GmbH, Köln, Schreibgeräte; NIVEA = Beiersdorf AG [ ein paar weitere sind seither noch hinzugekommen – aber noch nicht dieser schon seit längerer Zeit bestehenden Liste hinzugefügt worden ]
.
Kürzlich ( in einem Interview am 1. Mai 2014 ! ) ließ Ralf Kleindiek, Staatssekretär im zuständigen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verlauten ( was sich wohl, es ist anzunehmen, auf HEIMKINDER-ZWANGSARBEIT [Arbeit im Alter von 14-21 Jahren] sowohl wie VERBOTENE KINDERARBEIT [Arbeit im Alter von 8-14 Jahren] bezieht ):
"Wenn der Bundestag sich des Themas annehmen würde und es dann zu einer Verständigung käme, dass dann die Firmen, die damals diese Kinder beschäftigt haben, dann auch sich an Geldzahlungen beteiligen, dann sind wir natürlich die letzten, die was dagegen hätten, ganz im Gegenteil, wir würden das sehr befürworten."

ENDE DIESER SCHON MEHRMALS ZUVOR VON MIR PRÄSENTIERTEN FAKTEN.

Seither hat sich aber, diesbezüglich, nichts weiteres getan!

ZWEITENS.
.
Post war slave labour in West Germany ! ( überall im englischen Volksmund )
Post war forced labour in West Germany ! ( britisches, kanadisches und australisches Englisch )
Post war forced labor in West Germany ! ( amerikanisches Englisch )



Weitere Firmen, die sich nach dem Kriege jahrzehntelang „Heimkinder-Zwangsarbeit“ zum Nutzen gemacht haben und daraus profitiert haben


...unter vielen anderen mehr... !!!


Wie, u.a., auch klar und deutlich aus folgender STUDIE hervorgeht ---
»
STUDIE - Heimerziehung in Nordrhein Westfalen 1945-1972«



Herstellung von Verbrauchsgütern / manufacture of consumer goods


Europe wide business enterprise
TIPON Vertriebs-GmbH
[ Großhandel mit Rohstoffen, Halbwaren und Fertigwaren ]
74831 Gundelsheim
Baden-Württemberg
Bundesrepublik Deutschland

auch weiterhin bestehend


Multinational Conglomerate
Wanderer-Werke AG [ u.a. Fahrräder, ca 1946-1956 ]
Exacta-Continental GmbH, Köln ( um 1960 )
WANDERER WERKE AG, Köln ( um 1963 )
Nixdorf Computer AG, Paderborn, Berlin, Köln ( 1952 / 1968 )
( Siehe @
http://de.wikipedia.org/wiki/Nixdorf_Computer )
auch weiterhin bestehend


Multinational Conglomerate
MADDAUS AG - ROTTAPHARM GRUPPE - Arzneimittel und Naturpharmazeutika
( Siehe @
http://de.wikipedia.org/wiki/Rottapharm und auch @ http://www.rottapharm-madaus.de/ )
auch weiterhin bestehend


Multinational Company
GEBRA GmbH & Co. KG, Hennef, Rhein-Sieg Kreis ( Regierungsbezirk Köln )
Import und Export Handelsgesellschaft
Gebra Automotive Components (Taicang) Co., Ltd
( Siehe @
http://www.gebra.com/skills_production.php )
( Siehe @
http://www.german-company-directory.com ... iew&id=754 )
auch weiterhin bestehend


supplier to the local and international market
Backhaus & Grass
Grasolin-Lackfabrik GmbH, Solingen
paints and varnishes - Germany

auch weiterhin bestehend


Escho-Plast
Escho-Plast Kunststofferzeugnisse GmbH & Co. KG.,
Kunststofferzeugnisse, Bad Godesberg
Spielwaren und Model-Baukästen

nicht sicher ob diese Firma auch heute noch weiterhin besteht


( A. ) „ZWANGSARBEIT“, d.h. „Heimkinder-Zwangsarbeit“ änderte sich erst für einige wenige sich in der „Fürsorgeerziehung“ befindenden „Fürsorgezöglinge“ und „Kinder und Jugendliche“, die der „Freiwilligen Erziehungshilfe“ unterstanden, im Jahre 1963 auf Grund eines BSG-Urteils ( Bundessozialgerichtsurteils ). Ich versuche momentan das Datum und Aktenzeichen dieses Urteils herauszubekommen.

( B. ) „ZWANGSARBEIT“, d.h. „Heimkinder-Zwangsarbeit“ änderte sich für einige weitere – wenn auch nicht alle – sich in der „Fürsorgeerziehung“ befindenden „Fürsorgezöglinge“ und „Kinder und Jugendliche“, die der „Freiwilligen Erziehungshilfe“ unterstanden, im Jahre 1972 „auf Grund neuer Richtlinien. Wie diese „neuen Richtlinien“ plötzlich im Jahre1972 zustande kamen, und auf welche „Gesetzeslage“ diese „neuen Richtlinien“ jetzt auf einmal basierten, habe ich noch nicht feststellen können.

( C. ) Trotzdem, auch unter den sich erstens im Jahre 1963 und zweitens im Jahre 1972 „ändernden Umständen“, bekamen alle „Zöglinge“ / „Heimkinder“ auch weiterhin nur ein minimales „Taschengeld“ für die von ihnen verrichtete „
erzwungene Arbeit“: „ZWANGSARBEIT“, d.h. „Heimkinder-Zwangsarbeit“ – einschließlich für industrielle Akkordarbeit: für die Herstellung von Verbrauchsgütern / manufacture of consumer goods für dasWirtschaftswunderland“ „Westdeutschland“.

Die Liste der ( mir, dem Australier ! ) bisher bekannten nachkriegsdeutschen
ZWANGSARBEIT“-Firmen wird immer länger !!!!!

______________________________________________________________________________________________

Meine [ d.h. Martin MITCHELLs ] eigene momentane Unterschrift:
Eine Verhandlung oder ein Verfahren ohne QUALIFIZIERTEN juristischen Rechtsbeistand, Recht und Gesetz ist wie ein Gebäude ohne Fundament – ein Kartenhaus, und ein Armutszeugnis für jede "Demokratie" und angeblichen "Rechtsstaat", wo versucht wird dies einzuschränken.

My [ ie. Martin MITCHELL’s ] own current signature: Negotiation with the perpetrators, your detractors and opponents without QUALIFIED legal counsel present and by your side throughout and at all times, and without reliance upon the law and jurisprudence, is like a building without a foundation – a house of cards, and any attempt at curtailment of these rights is clear evidence of incompetence, incapability and incapacity of a country’s "constitutionality" and it’s "democracy".

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Re: Werden EHEMALIGE HEIMKINDER wirklich entschädigt ?

Beitrag von Bielefeld09 »

Nein und das war schon immer so:
Und du ämderst was?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
Martin MITCHELL
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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INTERNATIONAL JUSTICE MISSION (Washington, D.C. - USA) @ http://www.ijm.org/


präsentiert:

»ZWANGSARBEIT - Moderne Sklaverei im 21. Jahrhundert« @
http://ijm-deutschland.de/wp-content/up ... arbeit.pdf


Basis URL / Webseite: IJM DEUTSCHLAND e.V.: http://ijm-deutschland.de/

( besteht in Deutschland erst seit Anfang 2010 )

.
Vorstandsvorsitzender des IJM DEUTSCHLAND e.V.: Dietmar Roller: droller@ijm-­deutschland.de

Präsidium (Aufsichtsrat) [u.a.]:

Christian Leupold-Wendling, LL.M. (Cambridge)
RECHTSANWALT BEI HENGELER MUELLER,
GRÜNDUNGSMITGLIED VON
IJM DEUTSCHLAND e.V.
[ ENGLISCH: https://www.hengeler.com/en/ ]
[ DEUTSCH:
https://www.hengeler.com/de/ ]
[ ebenso in DEUTSCH:
Pro Bono Rechtsberatung von Hengeler Mueller: https://www.hengeler.com/de/expertise/pro-bono/ ]

Dr. Andreas Weiss
RECHTSANWALT IN BERLIN, FACHANWALT FÜR VERWALTUNGSRECHT,
GRÜNDUNGSMITGLIED VON
IJM DEUTSCHLAND e.V.
[ zur Kanzlei wo er beschäftigt ist: http://www.ohmslaw.de/de/rechtsanwaelte ... weiss.html ]

Prof. Volker Wieland, Ph.D.
PROFESSOR FÜR MONETÄRE ÖKONOMIE, JOHANN-WOLFGANG-GOETHE UNIVERSITÄT FRANKFURT AM MAIN; SEIT 2013 MITGLIED DER FÜNF WIRTSCHAFTSWEISEN
[ Curriculum Vitae in DEUTSCH:
http://www.imfs-frankfurt.de/professure ... nomie.html ]
[ Curriculum Vitae in ENGLISCH:
http://www.imfs-frankfurt.de/en/chairs/ ... omics.html ]
[ ebenso in DEUTSCH:
https://www.sachverstaendigenrat-wirtsc ... eland.html ]

.

QUELLE: http://ijm-deutschland.de/ijm-deutschland/ (welche natürlich viel umfangreicher ist als hier von mir zitiert)

Ob diese mildtätige Organisation
IJM DEUTSCHLAND e.V. sich auch mit der ZWANGSARBEIT, die Kinder und Jugendliche in westdeutschen Heimen (1945-1990) haben verrichten müssen (also in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben verrichten müssen) befasst, ist nicht gewiss.

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Zuletzt geändert von Martin MITCHELL am So 25. Dez 2016, 05:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Werden EHEMALIGE HEIMKINDER wirklich entschädigt ?

Beitrag von twilight »

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Martin MITCHELL
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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Weiterführend zu meinem unmittelbar vorhergehenden Beitrag hier in diesem Thread, getätigt von mir „Heilig Abend2016, genauer gesagt, getätigt von mir am Sa. 24.12.2016 um 09:28 Uhr.

Vielleicht sollte sich der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. ja mal mit der deutschen Tochter – d.h. mit dem deutschen „Partnerbüro“ – dieser
internationalen Nichtregierungsorganisation (NRO/NGO) in Verbindung setzen! :

INTERNATIONAL JUSTICE MISSION (Washington, D.C. - USA) --- Siehe WIKIPEDIA @ https://de.wikipedia.org/wiki/Internati ... ce_Mission (Diese Seite wurde zuletzt am 7. November 2016 um 23:40 Uhr geändert.)

Bezüglich dem Vorsitzenden des
IJM DEUTSCHLAND e.V. Dietmar Roller

QUELLE: IJM-Blog http://blog.ijm-deutschland.de/autoren/ ... -roller-2/ :

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Dietmar Roller

Dietmar Roller ist Experte für Menschenrechts- und Entwicklungszusammenarbeit und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Programmkoordination und Entwicklung von rechtsbasierten Ansätzen in der Entwicklungszusammenarbeit, u. a. arbeitete er zehn Jahre im Vorstand der Kindernothilfe in Duisburg und als selbstständiger Berater internationaler Nichtregierungsorganisationen. Seine Expertise bezieht sich besonders auf Entwicklungsansätze und humanitäre Hilfe im Kontext von Situationen schwerster Menschenrechtsverletzungen und Failing States. Für Assessments solcher Situationen ist Roller bis heute auch im Auftrag anderer Organisationen und Institutionen unterwegs.

Seit 2013 ist Roller Vorstandsvorsitzender von
IJM DEUTSCHLAND. Seine internationale Erfahrung machte ihm die hohe Verletzlichkeit von armen Menschen deutlich. Ohne ein funktionierendes Rechtssystem sind sie Unrecht in den meisten Fällen wehrlos ausgeliefert. Darunter leiden auch andere Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit. Darauf möchte Roller in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion zur Armutsbekämpfung aufmerksam machen. Er schreibt überwiegend zu den Themen Politische Arbeit, Wissen und Meinung.

.

Für weitere Beiträge in diesem IJM-Blog siehe @ http://blog.ijm-deutschland.de/alle-beitraege/

Dietmar Roller ist, u.a., auch Lehrender am INSTITUT FÜR TRANSFORMATIONSSTUDIEN (ITS) @ http://www.transformationsstudien.de/de ... de-47.html (diese Ausbildungsstätte gehört mit zum CVJM = „Christlichen Verein Junger Männer“: CVJM-Bildungswerk gGmbH, Im Druseltal 8, 34131 Kassel, Tel. (0561) 30 87-530 | http://www.cvjm-kolleg.de/cvjm-bildungswerk/).

Und Dietmar Roller ist, u.a., auch in den auf den folgenden Webseiten behandelten Gebieten aktiv tätig:


http://www.menschenhandel.org/

http://www.menschenhandel.org/wie-kann- ... -gelingen/

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Beitrag von Martin MITCHELL »

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Hingegen der Ablehnung am »Runden Tisch Heimerziehung« (2009/2010) und in seinem Abschlussbericht vom 10.12.2010, seitens der evangelischen Theologin und Pastorin Antje Vollmer, dass Heimkinder im Nachkriegsdeutschland (WEST!) haben „ZWANGSARBEIT“ verichten müssen, bietet die Evangelische Kirche erst seit dem dritten Quartal des diesigen Jahres im Internet einen Lehrgang an, der auf 40 Seiten genau und detailliert, in Wort und Bild, erklärt was „ZWANGSARBEIT“ ist, und was die verschiedenen FACETTEN VON ZWANGSARBEIT“ sind:
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»Unterrichtsmodule:
MENSCHENRECHTE UND ZWANGSARBEIT
mit dem Schwerpunkt
Zwangsarbeiter der Kirche im Nationalsozialimus
Empfohlene Fächer:
Geschichte, Religion,
Politische Weltkunde, Ethik,
Empfohlene Klassenstufe: 12/13
«

.

http://www.landeskirchenarchivberlin.de ... Module.pdf (Länge: insgesamt 40 Seiten; 2.45 MB; anscheinend erst im September 2016 online gestellt)

Dort wird bestätigt, dass die Begriffe „
ZWANGSARBEIT“ und „ARBEIT UNTER ZWANG“, auch für die im 3. Reich erzwungene Arbeit!, durchaus auswechselbar sind; und dass „ZWANGSARBEIT“ sich nicht auf den Nationalsozialismus beschränkt.

Obwohl in diesem kirchlichen Lehrgang natürlich auch nicht auf die nachkriegsdeutsche „Fürsorgeerziehung“ / „Heimerziehung“ / „Umerziehung“ von Kindern und Jugendlichen in Heimen und Anstalten im WESTEN oder die „Kinder- und Jugendhilfe“ / „Heimerziehung“ / „Umerziehung“ von Kindern und Jugendlichen in Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen im OSTEN verwiesen wird.

Identifiziert jedoch wird diese(r) „
ZWANGSARBEIT“ / „ARBEIT UNTER ZWANG“ / „ZWANG ZUR ARBEIT“ und ihre / seine MERKMALE in diesem kirchlichen Lehrmaterial eindeutig alle male!

Antje Vollmer und viele ihrer christlichen Glaubensschwestern und christlichen Glaubensbrüder täten gut daran sich mal diesem Lehrgang ihrer eigenen Kirche zu unterziehen! – und ich erinnere sie alle hiermit daran am „Zweiten Weihnachtsfeiertag2016.

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ALLGEMEIN: RECHTLICHE HINWEISE:
Dieses Unterrichtsmaterial in dieser Mappe entstand im Rahmen eines fachdidaktischen Seminars an der Freien Universität Berlin.
Die Urheber dieser Mappe, die das Urheberrecht an dieser Mappe für sich beanspruchen, sind Catharina Schwerdtfeger und Natascha Goriwoda.
Grundsätzlich kann diese Mappe unter der Creative Commons License BY SA ausschließlich in bildungsrelevanten Kontexten vervielfältigt und weitergegeben werden.
Eine ungefragte Veröffentlichung in weiteren und kommerziellen Publikationen ist nicht gestattet.

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Mit „Landeskirchenarchiv, Berlin“ im Linkhinweis ist wohl das „Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin“ gemeint.

Übrigens, wie ich gerade feststelle, gibt es aktuell, d.h. am 26.12.2016, erstaunlicherweise, kein einziges Dokument zu den Themen „Heimkinder“, „Fürsorgezöglinge“ und „Heimerziehung“ im „Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin“.
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Re: Werden EHEMALIGE HEIMKINDER wirklich entschädigt ?

Beitrag von Fuerst_48 »

Wie darf ich dein diesbezügliches Engagement verstehen? Bist du Betroffener oder für Entschädigung zuständig?
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