Atheist » Mo 28. Dez 2015, 20:03 hat geschrieben:
Es gibt unterschiedliche Arten von Menschen. Manche stellen sich bei Streitigkeiten instinktiv auf die Seite der unterlegenen Partei, einfach nur um unabhängig um das Wissen der Vorgeschichte einen Machtsausgleich zu schaffen, sodass, wenn die Parteien sich schon streiten wollten, dieser Streit fair abliefe. Andere wiederum gesellen sich zu der überlegenen Seite, um auf bereits auf dem Boden Liegende einzutreten. Insofern kann man sich sehr wohl israelkritisch positionieren, ohne zugleich und in aller Ausdrücklichkeit die gleiche Kritik an der Gegenseite zu üben. Denn im Ergebnis bedeutet es, dass man die Lösungsfindung den Streithähnen überlässt und nur für einen fairen Streit sorgt. Allerdings könnte man sich so auch ausdrücklich pro-israelisch positionieren und jeden Gewaltakt gegen den technologisch und strategisch haushoch unterlegenen Gegner billigend hinnehmen, gar offen bejubeln, nur weil man gut heißt, wenn Stärkere ihre nationalistisch-mythologisch hergeleiteten Existenz- und sonstigen Rechte faktisch-militärisch durchsetzen. So in der Art von "Schaut her, das sind die richtigen Macher! Solche brauchen wir alle!"
Wer sich aber mit der Vorgeschichte befasst und hier eine anti-nationalistische Haltung einnimmt, wird wohl nicht umhin kommen, eine pragmatische Lösung zu bevorzugen, die all die fingierten Ansprüche schlichtweg ignoriert. Das Existenzrecht der Palästinenser ist nämlich nicht weniger wert, nur weil die Gegenseite ein Buch hat, das ganz genau afführt, wer wen und wann gepimpert und so den Grundstein für die Blutlinie gelegt und welcher Prophet wo hingeschissen hat. Allerdings ist es auch nicht mehr wert, nur weil sie schon da waren, als jüdische Einwanderer Ländereien aufkauften oder eroberten. Nun sind halt beide da und in einer Schicksalsgemeinschaft verbunden (die allerdings bisher noch nicht von allen als solche erkannt und akzeptiert wurde). Und auch das pathethische Selbstverständnis, ganz allein in einer feindlichen Welt zu sein und deshalb ein (vorbestimmtes) regional begrenztes Zuhause als Zufluchtsort zu benötigen, beeindruckt keinen Antinationalisten, für den die gesamte Welt das Zuhause sein kann (und ist). Beachtlichen und endlosen Streit kann es hier nur geben, wenn Nationalisten auf Nationalisten treffen. Und sobald sich Antinationalisten dazugesellen, kriegen sie von beiden Seiten eine drauf.
Das mit Antinationalismus und Pazifismus als hehren Argumenten nicht zu Punkten ist, weil man sich damit selbst umhaut, ist angekommen. Gut.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass ein palästinensischer Staat sicherlich nicht dafür angestrebt wird, dass sich die Palästinenser das Regime darüber aus der Hand nehmen lassen. Ginge es auch ihnen nicht um einen
palästinensisch geprägten Staat, um
ihre Eigenheit, Eigenständigkeit, Kultur und Sprache, könnten sie sich den Schmonzes sparen und in Jordanien, dem Libanon oder sonst wo in der Levante glücklich werden. Putzig, dass das überhaupt erwähnt werden muss. Bei ihnen wird befürwortet und unterstützt, wofür man uns mal wieder auf die Fresse haut!
Mit vorgeblicher Stärke Israels und vorgeblicher Schwäche der palästinensischen Seite zu argumentieren, ist auch eine LuftNummer. Denn wäre dies gültig, müssten sich diese ach so dollen Menschenfreunde auch für DAESH [IS] begeistern. Ein Glück entblöden sich die wenigstens dazu, hier stringent zu sein.
Dass du nicht verstehen willst, warum wir Juden einen Zufluchtsort brauchen und erbittert für seinen Erhalt streiten werden, muss ich so hinnehmen. Denn wer nach 2000jähriger Verfolgung und der fast gelungenen Ausrottung unseres Volkes und dem immer noch grassierenden JudenHass, nicht bereit ist zu verstehen, warum uns das so wichtig ist und erhalten bleiben muss, auch wenn es uns Opfer kostet, dem muss ein gut Teil seiner vorgeblichen Menschlichkeit abhanden gekommen sein. Denn nur, wenn wir selbst unser Schicksal in den eigenen Händen halten, haben wir eine Chance darauf, dass uns das nicht mehr passiert. Nicht mehr dem Gutdünken anderer ausgeliefert zu sein. Nein, vor dem Kampf haben wir keine Angst,
das sind wir doch gewohnt. Aber dieses Mal kämpfen wir für uns, für unsere Unabhängigkeit und Selbstständigkeit - für unsere
Selbstbestimmung!