AKP verliert absolute Mehrheit

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Cat with a whip
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Cat with a whip »

Laut einem Bericht heute im Tagesspiegel komm das militärische vorgehen der AKP-Regierung gegen die PKK im türkischen Volk nicht gut an. Könnte sich bei den anstehenden Wahlen als backfire für die AKP erweisen.

http://www.tagesspiegel.de/politik/kurd ... 99262.html
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Kardux
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Der Konflikt zwischen der türkischen Armee und der PKK spitzt sich immer mehr zu. Nachdem in den letzten Tagen mehrere dutzend türkische Soldaten von der PKK getötet wurden, startet die türkische Armee ihre Gegenoffensive. Spezialeinheiten der türkischen Armee sind heute in den Nordirak eingedrungen.

https://twitter.com/search?q=pkk&src=typd

Nordkurdistan ist im Ausnahmezustand, was viele voraus gesagt haben bestätigt sich nun. Die Türkei schlittert in einen Bürgerkrieg hinein, der noch weiter eskalieren könnte. Der totale Kampf steht noch aus und gewisse extremistische Splitterparteien der PKK warten auf ihren Moment um in türkischen Großstädten aktiv zu werden.
Zuletzt geändert von Kardux am Di 8. Sep 2015, 13:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Cat with a whip
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Cat with a whip »

Sieht eher anders aus. In der Türkei marodieren aktuell AKP und Faschisten und greifen zivile Ziele an.
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Kardux
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Cat with a whip hat geschrieben:Sieht eher anders aus. In der Türkei marodieren aktuell AKP und Faschisten und greifen zivile Ziele an.
Die Lynchmordmentalität ist nichts Neues. Das hat auch nur bedingt etwas mit der AKP zu tun. Diese Lynchmorde sind eine Antwort auf die großen Verluste der letzten Woche.
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Provokateur
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Provokateur »

Ob es der HDP einen Wahlvorteil bringt, wenn sie verspricht, sich für den Frieden einzusetzen?
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Provokateur » Mi 9. Sep 2015, 14:25 hat geschrieben:Ob es der HDP einen Wahlvorteil bringt, wenn sie verspricht, sich für den Frieden einzusetzen?
Ich denke schon. Aber im derzeitigen Zustand ist es utopisch Wahlen im Südosten der Türkei zu organisieren. Vielleicht ist das ja auch die Idee der AKP um wieder die absolute Mehrheit zu erreichen. Also entweder man verbietet die HDP oder im Südosten werden die Wahlen erschwert. Nur so kann Erdogan siegen.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Marie-Luise »

Kardux » Di 8. Sep 2015, 13:37
Die Türkei schlittert in einen Bürgerkrieg hinein, der noch weiter eskalieren könnte. Der totale Kampf steht noch aus und gewisse extremistische Splitterparteien der PKK warten auf ihren Moment um in türkischen Großstädten aktiv zu werden.
Inzwischen haben die Grauen Wölfe, türkische Nazis, bei kurdischen Geschäftsleuten gestern eine [...] veranstaltet.

http://diepresse.com/home/politik/ausse ... Schreckens
Zuletzt geändert von Marmelada am Fr 2. Okt 2015, 07:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Marie-Luise hat geschrieben:Inzwischen haben die Grauen Wölfe, türkische Nazis, bei kurdischen Geschäftsleuten gestern eine [...] veranstaltet.
[...]

Das hat alles nichts mehr mit der PKK zu tun. Und genau das versuche ich in diesem Forum immer zu vermitteln. Die Kurden in der Türkei haben nur Glück das sie sich vom Aussehen her nicht wirklich von Türken unterscheiden, wer weiß was sonst noch so passiert wäre.

In dem interessanten Artikel den Sie verlinkt haben wird geschrieben:
In dieser Nacht des Terrors marschieren nun tausende fahnenschwingende Jugendliche mit Fackeln durch Istanbul und grölen: „Uns reicht kein Militärangriff (auf die PKK, Anm.),wir fordern ein Massaker!“
Die Massen haben noch immer nicht genug von Genoziden und Massakern. Und solch eine Gesellschaft soll Teil der EU werden ? Das gibt zu denken...
Zuletzt geändert von Marmelada am Fr 2. Okt 2015, 07:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Man hatte es geahnt:
HDP-Chef Demirtaş drohen 19 Jahre Gefängnis
Die türkische Staatsanwaltschaft hat die Aufhebung der Immunität des HDP-Chefs Selahattin Demirtaş beantragt. Zudem bereitet sie eine Klage gegen ihn wegen diverser Delikte vor. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 19 Jahre Gefängnis.
Die Oberstaatsanwaltschaft der türkischen Stadt Diyarbakır hat die Aufhebung der Immunität des HDP-Chefs Selahattin Demirtaş gemäß Artikel 83 der türkischen Verfassung beantragt und bereitet eine Klage gegen den Politiker vor, berichtet die Financial Times.

Demirtaş werden Verunglimpfung der Türkischen Republik und seiner Organe, Anstiftung zu kriminellen Handlungen und Verbreitung von terroristischer Propaganda vorgeworfen.

Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 19 Jahre Gefängnis.
http://www.deutsch-tuerkische-nachricht ... efaengnis/

So möchte die AKP ihre absolute Mehrheit zurück erlangen. Der Bürgerkrieg im Südosten ist natürlich auch im Interesse der AKP. Wenn das bis in den November so weiter geht, werden viele Menschen im Südosten gar nicht wählen können, somit würde die HDP die 10 Prozent Hürde nicht packen und die AKP könnte alleine regieren. Bis zu den Wahlen könnten auch beliebte HDP- Politiker strafrechtlich verfolgt werden um auf Nummer sicher zu gehen.

Rechtsstaat Türkei... :)
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Kardux
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

[youtube][/youtube]
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von HugoBettauer »

Kardux » Do 10. Sep 2015, 19:35 hat geschrieben:
Die Massen haben noch immer nicht genug von Genoziden und Massakern. Und solch eine Gesellschaft soll Teil der EU werden ? Das gibt zu denken...
Die Türkei strebt eine Mitgliedschaft in der undemokratischen EU derzeit nicht ernstlich an.von 32 Kapiteln sind 31 nicht abgeschlossen, die meisten entweder nie eröffnet oder seit längerem suspendiert.
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Jekyll
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

Kardux » Di 8. Sep 2015, 12:37 hat geschrieben:Nordkurdistan ist im Ausnahmezustand, was viele voraus gesagt haben bestätigt sich nun. Die Türkei schlittert in einen Bürgerkrieg hinein, der noch weiter eskalieren könnte. Der totale Kampf steht noch aus und gewisse extremistische Splitterparteien der PKK warten auf ihren Moment um in türkischen Großstädten aktiv zu werden.
Die PKK an sich ist ja schon extremistisch genug (weswegen sie in vielen Ländern verboten ist), welche Unterorganisationen gäbe es da noch, die noch mehr Schaden anrichten könnten als die PKK selber? Und was meinen Sie mit "totale Kampf"?
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Kardux
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

HugoBettauer hat geschrieben:Die Türkei strebt eine Mitgliedschaft in der undemokratischen EU derzeit nicht ernstlich an.von 32 Kapiteln sind 31 nicht abgeschlossen, die meisten entweder nie eröffnet oder seit längerem suspendiert.
Wenn die EU undemokratisch ist, wie bitte wuerden Sie dann die Tuerkei definieren?
Jekyll hat geschrieben:Die PKK an sich ist ja schon extremistisch genug (weswegen sie in vielen Ländern verboten ist), welche Unterorganisationen gäbe es da noch, die noch mehr Schaden anrichten könnten als die PKK selber?
Die TAK (Kurdische Freiheitsfalken) besteht ausschliesslich aus ehemaligen PKK- Kadern, die sich von der PKK abgewendet haben aufgrund des neuen Kurses der PKK (siehe Sezessionsforderungen). Diese Bewegung agiert eigentlich nur in tuerkischen Grossstaedten mittels Terrorakten, ist gegen die Friedensverhandlungen, fordert eine strikte Sezession und ist in seiner ganzen Ideologie radikaler als die PKK. Inwieweit die PKK noch Einfluss auf diese Gruppe hat kann ich nicht einschaetzen weil ich kein wirklicher PKK- Insider bin.

Darueberhinaus gibt es noch weitere sehr kleine Splittergruppen der PKK, die aus ihrer Radikalitaet heraus keinen gemeinsamen Nenner mehr mit dem neuen Kurs der PKK sahen, speziell nach der Festnahme von Abdullah Oecalan. Die Gruppen haben sich zwar keinen Namen gegeben aber sie existieren in den tuerkischen Grossstaedten.
Jekyll hat geschrieben:Und was meinen Sie mit "totale Kampf"?
Wenn in Istanbul, Izmir, Antalya, Ankara gelegentlich Bomben hochgehen und der Tourismus empfindlich gestoert wird und auslaendische Investoren abgeschreckt werden. Wenn sich der Konflikt radikalisiert waere das dann die Endstufe, genauso wuerde dann aber auch die tuerkische Armee kurdische Staedte bombardieren (aehnlich wie Assad). Der Konflikt artet sowieso immer mehr in einen Voelkerkonflikt aus, die These das die PKK nicht das kurdische Volk vertritt wird doch von Leuten wie Ihnen negiert, wenn Sie schreiben:

[...]

Die sogenannte tuerkische [...] vor nicht wenigen Wochen richtete sich gegen Kurden und nicht gegen die PKK an sich. Kurdische Geschaefte wurden angezuendet ohne ueberhaupt zu wissen ob diese Kurden ueberhaupt hinter dem kurdischen Widerstand stehen oder nicht. Sie setzen hiermit jeden Kurden als Terroristen gleich ! Die Lynchmorde in der Tuerkei sind ein Volkssport, da wird nicht gefragt ob man nun die PKK mag oder nicht. Wer offen zugibt Kurde zu sein ist Beute - ganz einfach. Wer das nicht glaubt soll sich auf "youtube" schlau machen.

Es ist wirklich eine Frechheit wie Sie die rassistisch motivierten Uebergriffe auf Kurden in tuerkischen Grossstaedten als eine "Eskalation" zweier radikalisierter Gruppierungen abtun. Diese Uebergriffe waren alle zeitgleich koordiniert, mehr muss man wohl nicht sagen.
Zuletzt geändert von Marmelada am Fr 2. Okt 2015, 07:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von palulu »

Seit Jahrzehnten besteht dieser Konflikt nun und seit Jahrzehnten hat die PKK es nicht geschafft, den Bürgerkrieg in andere Teile des Landes zu tragen, aber jetzt soll es so weit sein? Sorry, aber das sind die feuchten Träume eines jungen, kurdischen Nationalisten - mehr nicht.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von HugoBettauer »

palulu stellt niemanden über andere.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von palulu »

Kardux » Do 1. Okt 2015, 18:33 hat geschrieben:
Sie hatten von sich behauptet einige Monate im Jahr in der Türkei zu sein und sich mit Politik zu beschäftigen (wohl beruflich) und dann kennen Sie die kurdische Terrorgruppe TAK nicht ? :D

Das spricht wirklich für Sie....
Natürlich kenne ich die TAK. Du scheinst aber kein kritisches Urteil zu kennen. Die TAK existiert heute faktisch in kurdischen Städten, wie all diese "Stadtguerilla". Es gibt sie, aber eben in mehrheitlich kurdischen Städten, was strategisch nur halb so vorteilhaft ist.
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Kardux
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

palulu hat geschrieben:Die TAK existiert heute faktisch in kurdischen Städten, wie all diese "Stadtguerilla". Es gibt sie, aber eben in mehrheitlich kurdischen Städten, was strategisch nur halb so vorteilhaft ist.
Die TAK haben ihre Terrorakte ausschliesslich in türkischen Städten (bevorzugt Westküste) vollzogen. Lesen Sie sich schlau wenn Sie schon keine Ahnung von dieser Gruppe haben. Stattdessen stellen Sie Behauptungen auf die nirgendwo wirklich dokumentiert sind. Über die TAK weiß man nicht all zu viel. Ob die mehrheitlich in kurdischen Städten sind können Sie gar nicht abschätzen, woher auch ? Was bleibt sind nur deren Terrorakte die überwiegend in türkischen Städten geschehen sind, und strategisch vorteilhaft war das nie und nimmer - zumindest nicht aus kurdischer Sicht. Dieser Terror hat das Image des kurdischen Widerstandes geschädigt und die Mehrheit der Kurden lehnt das auch entschieden ab. Das Problem ist nur, das die AKP den radikalen Kurden und Türken in die Hände spielt.

Ich hatte immer meine Vorbehalte gegenüber Erdogan und ich wurde bestätigt.
HugoBettauer hat geschrieben:palulu stellt niemanden über andere.
Sind Sie sich sicher ?
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

Kardux » Do 1. Okt 2015, 16:40 hat geschrieben:Der Konflikt artet sowieso immer mehr in einen Voelkerkonflikt aus, die These das die PKK nicht das kurdische Volk vertritt wird doch von Leuten wie Ihnen negiert [...]
Sie wissen, dass das nicht stimmt und ich in dieser Sache immer - im Gegensatz zu Ihren tendenziösen Äußerungen - zwischen Kurden und der PKK ausdrücklich differenziert habe.
Es ist wirklich eine Frechheit wie Sie die rassistisch motivierten Uebergriffe auf Kurden in tuerkischen Grossstaedten als eine "Eskalation" zweier radikalisierter Gruppierungen abtun. Diese Uebergriffe waren alle zeitgleich koordiniert, mehr muss man wohl nicht sagen.
Allein aus dem Umstand, dass diese Vorfälle angeblich zeitgleich koordiniert wurden vermuten Sie eine Involvierung der Regierung? Das ist bißchen zu weit hergeholt, genauso wie Ihre Vermutung, hinter dem Anschlag in Suruc würde die türkische Regierung stecken. Nüchtern betrachtet ist es offenkundig, dass da zwei radikaliserte, extremistische Opponenten sich gegenseitig anfeinden und bekriegen. Und das ist nicht mal im Entferntesten mit dem zu vergleichen, was damals im Deutschen Reich passiert ist ("...vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich" - Wikipedia). Dass bei diesem Konflikt hauptsächlich Zivilisten und sonstige Unbeteiligte (wie etwa Polizisten) die Leidtragenden sind ändert nichts an dieser Tatsache.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

Kardux » Do 1. Okt 2015, 17:33 hat geschrieben:PS: Ich bin nicht an einer Eskalation dieses Konflikts interessiert, geschweigedenn träume ich davon.
Dafür haben Sie aber eine ausgesprochen positive Haltung gegenüber PKK und deren Ziele. Sie selbst reden von "kolonisierten" Gebieten, wenn Sie türkische Gebiete meinen und werden nicht müde immer wieder zu betonen, dass Grenzen "nicht unantastbar" seien etc. Also, nach Mahatma Gandhi klingt das alles nicht gerade.
Ich habe die Kurden niemals über die Türken oder sonst ein Volk gestellt, das ist der große Unterschied zwischen uns beiden.
Selbstwahrnehmung kann täuschen, wissen Sie noch? Nein, Sie sind jemand, der es vorzieht, das türkische Volk durch pauschalisierende, abwertende Urteile (etwa als militantes Volk hinstellend) im schlechten Licht darzustellen, so dass im Kontrast dazu die Kurden besser dastehen können.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Jekyll hat geschrieben:Sie wissen, dass das nicht stimmt und ich in dieser Sache immer - im Gegensatz zu Ihren tendenziösen Äußerungen - zwischen Kurden und der PKK ausdrücklich differenziert habe.
Sie hatten in einem Beitrag in diesem Strang (den Sie gelöscht haben) behauptet das die Juden im Gegensatz zu den Kurden friedlich waren und keine Extremisten (an die genaue Wortwahl kann ich mich zwar nicht erinnern, aber Sie hatten den Kurden pauschal eine Radikalität zugewiesen). Der Kampf der PKK im Südosten ist ja eine Sache, aber das Kurden in der Westtürkei von türkischen Faschisten gelyncht werden eine andere.
Jekyll hat geschrieben:Nüchtern betrachtet ist es offenkundig, dass da zwei radikaliserte, extremistische Opponenten sich gegenseitig anfeinden und bekriegen.
Die kurdischen Arbeiter und Geschäftsinhaber in der Westtürkei die Opfer dieser Lynchmordpolitik wurden waren also radikale PKK- Anhänger ? Wollen Sie das nun wirklich behaupten ? Das waren ethnisch motivierte Handlungen und war gewiss kein Konflikt zwischen zwei Gruppen. Haben Sie einen Beleg das die Kurden die in der Westtürkei angegriffen wurden einer Gruppe angehörten oder anderweitig organisiert waren ? Das waren einfache Leute kurdischer Herkunft, nicht mehr und nicht weniger.
Jekyll hat geschrieben:Allein aus dem Umstand, dass diese Vorfälle angeblich zeitgleich koordiniert wurden vermuten Sie eine Involvierung der Regierung? Das ist bißchen zu weit hergeholt
Natürlich ! Genauso wurde auch das Hürriyet- Gebäude angegriffen, der Tageszeitung die am kritischsten gegen die AKP schreibt. Das ist wohl auch ein bißchen zu weit hergeholt ? :D Solche AKP- Jubeltürken die im Exil leben sind schon eine sehr treue Gefolgschaft. Da wird jede noch so dumme Aktion der AKP und Erdogans herum gedreht als eine gute Sache.
Jekyll hat geschrieben:genauso wie Ihre Vermutung, hinter dem Anschlag in Suruc würde die türkische Regierung stecken
Es wäre nicht das erste mal das die Türkei einen "false- flag attack" getätigt hätte. Man erinnere sich auch an:
Turkish officials plan false-flag attacks to create pretext for war with Syria
In a devastating exposure of the criminality of the US-led proxy war in Syria, Turkish officials have been caught planning an attack on their own forces to manufacture a pretext to attack Syria.

This is the content of a leaked audio recording, posted to YouTube, of a meeting between top Turkish diplomats and intelligence officials, including Foreign Minister Ahmet Davutoglu and Hakan Fidan, the head of Turkey’s National Intelligence Organization (MIT). At one point in the meeting, these officials discuss the possibility of organizing an attack from inside Syria across the Turkish-Syrian border, or on the Tomb of Suleiman Shah. Under the 1921 Treaty of Ankara between Turkey and France, then the colonial power in Syria, this tomb is a piece of sovereign Turkish territory inside Syria, guarded by Turkish forces.

Davutoglu says: “The prime minister said that in the current conjuncture, this attack [on Suleiman Shah Tomb] must be seen as an opportunity for us.”

Fidan replies: “I’ll send four men from Syria, if that’s what it takes. I’ll make up a cause of war by ordering a missile attack on Turkey. We can also prepare an attack on Suleiman Shah Tomb if necessary.”

Turkish officials responded to the leak by attempting to suppress it, banning access to YouTube inside Turkey. They did not contest the authenticity of the recording, however. Instead, in a speech in Diyarbakir, Prime Minister Recep Tayyip Erdogan denounced the leaking of national security meetings as “immoral.”

https://www.wsws.org/en/articles/2014/0 ... k-m29.html

Im Gegensatz zu Ihnen bin ich über die Machenschaften der AKP bestens informiert und ich werde Sie an jede Kleinigkeit erinnern.
Jekyll hat geschrieben:Und das ist nicht mal im Entferntesten mit dem zu vergleichen, was damals im Deutschen Reich passiert ist ("...vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich" - Wikipedia). Dass bei diesem Konflikt hauptsächlich Zivilisten und sonstige Unbeteiligte (wie etwa Polizisten) die Leidtragenden sind ändert nichts an dieser Tatsache.
Aha, auf der einen Hand schreiben Sie von zwei rivalisierenden Gruppen, aber dann schreiben Sie wiederum von den Zivilisten (in diesem Fall die Kurden), welche die Leidtragenden waren. Netter Widerspruch...

Ich habe nirgendwo die Einzigartigkeit der Shoa in Frage gestellt oder das Vorgehen der AKP in dieser Nacht mit den Vergehen der Nazis gleichgestellt, aber ein kleiner Vergleich darf schon gestellt werden. Wenn in einer Nacht an verschiedenen Orten zeitgleich rassistisch- motivierte Übergriffe an eine bestimme Volksgruppe geschehen muss man einfach an die Reichskristallnacht denken, das heißt nicht das das Ausmaß des Verbrechens dasselbe ist.
Jekyll hat geschrieben:Dafür haben Sie aber eine ausgesprochen positive Haltung gegenüber PKK und deren Ziele. Sie selbst reden von "kolonisierten" Gebieten, wenn Sie türkische Gebiete meinen und werden nicht müde immer wieder zu betonen, dass Grenzen "nicht unantastbar" seien etc. Also, nach Mahatma Gandhi klingt das alles nicht gerade.
Ich habe mich auch niemals als Pazifist hingestellt. Vielleicht sollten Sie mal anfangen Texte richtig zu interpretieren. Ich schrieb klar und deutlich das ich diese Eskalation (Terrorakte in der Westtürkei) nicht herbei sehne, weil es nur Verlierer geben wird. Wie gesagt ich bin kein PKK- Anhänger, aber schon ein Sympathisant des Befreiungskampfes (türkische Armee, türkischer Geheimdienst, in manchen Fällen die Polizei, Korucis) gegen die türkische Besatzung. Wenn Sie nicht kapieren wollen das kurdische Siedlungsgebiete keine türkischen Gebiete sind sondern kolonisierte Gebiete dann kann ich Ihnen nicht weiter helfen. Man benötigt schon einen gewissen Menschenverstand und halbwegs angemessene ethische Werte um ein Volk, seine Sprache, seine Kultur, und seinen Lebensraum zu respektieren - das ist bei Ihnen und 90 % aller Türken nicht vorhanden bezüglich der Kurdenfrage, deshalb werden die Kurden solange für ihre Freiheit kämpfen bis sich die türkische Gesellschaft in dieser Hinsicht demokratisiert. Das Grenzen niemals unantastbar waren und sind ist eine Tatsache der Sie nichts entgegenzusetzen haben, oder gibt es auch nur eine Grenze auf der Welt die nicht verändert wurde ?

Ich bin nicht für eine strikte Sezession, das braucht Zeit. Ich bin auch nicht ein Hardliner der konsequent jede Art von Friedensverhandlungen ablehnt. Ich hatte aber sehr wohl meine Bedenken als die AKP den Kurden die Hand reichte, aber nichts brauchbares änderte. Wie soll man unter diesen Umständen die Entwaffnung der PKK begrüßen ? Das wäre fatal gewesen, und ich war stets ein Gegner davon. Die Kurden müssen weitreichende Autonomierechte erhalten, ähnlich wie unter dem Osmanischen Reich (nur diesmal nicht viele kleine Emirate) und dann sollte man es den Kurden selbst überlassen ob sie der Türkei angehören wollen oder nicht. Wenn die Türkei in ihrem Denken schon so weit wären um nur die Hälfte dieser Forderungen zu realisieren würde wohl die Mehrheit der Kurden keine Sezession fordern. Die Kurden auf der einen Hand auszugrenzen, sie in der Verfassung nicht erwähnen, ihre Sprache und Identität in einem schleichenden Prozess elliminieren zu wollen aber dann auf der anderen Hand Solidarität von den Kurden zu verlangen ist fern jeder Logik. Wir sind keine Tscherkessen oder Lazen ! Und wir sind bereit so lange dafür zu kämpfen bis das der letzte Türke wirklich verstanden hat.
Jekyll hat geschrieben:Selbstwahrnehmung kann täuschen, wissen Sie noch? Nein, Sie sind jemand, der es vorzieht, das türkische Volk durch pauschalisierende, abwertende Urteile (etwa als militantes Volk hinstellend) im schlechten Licht darzustellen, so dass im Kontrast dazu die Kurden besser dastehen können.
Zunächst einmal hinkt Ihr Vergleich sehr gewaltig, weil ich im Gegensatz zu Ihnen das türkische Volk, die türkische Sprache und türkischen Lebensraum respektiere. Ich wünsche mir eine Koexistenz auf einer Augenhöhe, das muss nicht unbedingt die Teilung der Türkei mit sich tragen. Es würde schon reichen wenn die moderne Türkei die Versprechen ihres Gründungsvaters gegenüber den Kurden (Autonomie) einhalten würden.

Nun zu Ihrem Vorwurf: Wenn ich die türkische Gesellschaft als militant bezeichne dann hat das auch seine Gründe weshalb ich das sage. Da beziehe ich mich an erster Stelle auf die Geschichte dieses Volkes welches die Gesellschaft bis heute natürlich geprägt/ beeinflusst hat. Die Türken waren in ihrer Geschichte Eroberer, das ist eine historische Tatsache der Sie nicht widersprechen können. Die Seldschuken und Osmanen haben fremde Ländereien erobert und das wie Sie vielleicht wissen mit einer strengen militärischen Disziplin. Das Osmanische Reich war unter Sultan Suleiman Qanuni eines der größten Weltreiche der Geschichte, das konnte nur mit einer militanten Gesellschaft realisiert werden, anders ging das nicht. Als das Osmanische Reich nach dem 1.WK. vor dem Niedergang stand und sogar noch die heutige Resttürkei von den Westmächten zerstückelt worden wäre hat sich ein türkischer Offizier hervor getan und alle Kräfte in der Türkei mobilisiert. Ohne die militante Mentalität der einfachen türkischen Bevölkerung (vorwiegend aus Anatolien und nicht der heutigen Westtürkei) hätte Mustafa Kemal niemals das militärisch äußerst schwere Vorhaben realisiert und die Türken als Gewinner aus diesem "Unabhängigkeitskrieg" geführt. Bis heute noch staunt die Welt auf diese militärische Leistung, und das war nicht möglich weil Atatürk ein Prophet war oder gar ein Gott (das Gefühl hat man jedoch in der Türkei), sondern weil das türkische Volk nicht bereit war seine Eroberungen (Konstantinopel, Smyrna, Westarmenien) aufzugeben und jeden Preis dafür zahlen wollte.

Dieses Jahr wurde eine der größten Gedenkfeiern der türkischen Geschichte abgehalten:
Ein Bild hing in den vergangenen Tagen und Wochen überall in Istanbul, in U-Bahnen und Bussen, auf Plakatwänden und extra aufgespannten Transparenten. Sultan Mehmed II. sitzt hoch auf seinem weißen Pferd, auf dem Kopf den Turban und am Gürtel den reich verzierten Krummsäbel. Hinter ihm sind seine osmanischen Reiter zu sehen, vor ihm das Wasser des Bosporus und die feindlichen Schiffe. Mehmed ist ganz nach vorn gebeugt, er hat den Arm ausgestreckt und den Zeigefinger, sein ganzer Körper ist eine Weisung: Auf, zur Eroberung Konstantinopels!

Am 29. Mai 1453 nahm der Sultan die Stadt ein, es war das Ende des byzantinischen Reiches. 562 Jahre und einen Tag später hat Recep Tayyip Erdoğan, der Präsident der Türkei, sein Volk eingeladen, die Eroberungen zu feiern. Jene von damals, die von heute, und die, die da noch kommen sollen.
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Zehntausende strömen nun an diesem Samstag die Straße am Ufer des Bosporus entlang. Zwei junge Männer sind auf dem Mittelstreifen auf eine Absperrung geklettert, sie halten ein Transparent hoch, darauf steht: "Sei ein Eroberer! Wir sind bereit, die Soldaten des Präsidenten zu sein." Ein paar Meter weiter verkaufen sie goldene Bänder mit dem Namen Erdoğans, die Käufer binden sich diese dann um die Stirn. Es gibt Erdoğan-Kaffeetassen, Erdoğan-T-Shirts, es gibt kleine Jungs in osmanischen Kostümen und große Jungs in Kaftan, Turban und Vollbart.

Alles kommt zusammen an diesem Maiabend in Istanbul. Der wiedererweckte Stolz auf die osmanische Vergangenheit, von dessen imperialer Größe etwas abstrahlen soll auf die heutige Türkei und ihre Machthaber. Das muslimisch-religiöse Sendungsbewusstsein genau dieser Machthaber, die ständig Koranverse zitieren auf den Bühnen und Gegner als Ungläubige verteufeln. Und als dritte, pikanteste Zutat: Der aktuelle Wahlkampfendspurt.

Am 7. Juni wählt die Türkei ein neues Parlament, es geht dabei um sehr viel und es ist sehr knapp. Erdoğan will die Verfassung ändern und seine Macht ausbauen, eventuell könnte seine Partei aber sogar die Regierungsmehrheit verlieren, erstmals seit 12 Jahren.

Erdoğan, der als Präsident zur Überparteilichkeit verpflichtet ist, darf laut Verfassung eigentlich keinen Wahlkampf machen für seine Partei AKP. Weil Erdoğan sich aber mehr für seine Macht interessiert als für Gesetze, tourt er natürlich trotzdem durchs Land, eröffnet Schulen und Flughäfen und lobt dabei die Politik der Regierung, die ja die seine ist. Diese Veranstaltungen laufen nicht unter AKP-Logo, das war's aber auch. Es sieht aus wie Wahlkampf, es hört sich an wie Wahlkampf, es ist Wahlkampf.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2015 ... ip-erdogan

Das zeigt doch die militante Mentalität. Das sich so viele Menschen für diese Eroberung begeistern können und die osmanische Nostalgie so stark wie nie zuvor präsent ist in der Türkei sind ebenfalls Indizien dafür das man den Wunsch eine Weltmacht zu sein nie aufgeben konnte.

Abgesehen davon ist es richtig lächerlich das Sie mir wegen dieser Aussage Rassismus vorwerfen, immerhin stammt dieser Spruch nicht von mir:
Her Türk asker doğar (Jeder Türke wird als Soldat geboren

sondern ist ein Spruch aus dem türkischen Volksmund...

Noch etwas interessantes aus einem Griechisch- Türkischen Forum diesbezüglich:
Sabiha Gökçen, one of Ataturk's adopted daughters, participated in the Dersim Operation in 1937 and became the first woman combat pilot in the world. In her memoirs, she writes about Ataturk's response to her success in the operation upon her return to Ankara: "I am proud ol you. Gökçen! And not just me, the whole Turkish nation that has been following this incident very closely is proud of you. ... We are a military-nation. From ages seven to seventy, women and men alike, we have been created as soldiers." (Gökçen 1996. 125-126)
http://greekturkish.fr.yuku.com/topic/5772#.Vg_KZpc3RzU

:D

Ich wiederhole nur was euer Gründungsvater über euch sagte.

Zeigen Sie mir bitte einen Beitrag von mir wo ich die Türken als wertlos bezeichne oder ein Volk über das andere stelle !! Das ich die Türken aus einem zeitgeschichtlichen Kontext heraus kritisiere bzw. nichts weiter als die türkische Selbstwahrnehmung (eben das Türken ein militantes Volk sind) wiedergebe hat nichts mit dem türkischen Rassismus der hier anwesenden türkischen User (Sie miteinbezogen) gemeinsam. Es ist die türkische Userschaft in diesem Forum und allgemein die Mehrheit des türkischen Volkes welches die Kurden entweder als wertlos betrachtet oder nicht bereit ist die Kurden als vollwertiges Volk anzuerkennen - das ist Rassismus !
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Spannungen zwischen Abdullah Gül und Erdogan (und Erdoganisten):
Prime Minister Ahmet Davutoğlu has suggested the appropriate address for former President Abdullah Gül’s message of condolence over the Oct. 10 Ankara massacre was his office, not that of the co-leader of the Peoples’ Democratic Party (HDP).

“It’s Gül’s decision, but I’d like to ask… where is the house of condolence? The house of condolences is the Republic of Turkey,” Davutoğlu said on Oct. 19 in a televised interview.

“Extending condolences merely to the HDP means identifying all our citizens that lost their lives with the HDP,” he said, adding Turkey’s address for condolences was the Prime Ministry.

HDP co-chair Selahattin Demirtaş said on Oct. 14 that Gül had called him and extended his condolences for the bomb blasts that killed more than 100 people at a peace rally in the capital city of Ankara on Oct. 10.

Demirtaş could not appropriate this condolence for himself, Davutoğlu said, adding he had not had any contact with him and noting he expressed condolences for all of Turkey.
http://www.hurriyetdailynews.com/pm-dav ... sCatID=338

Es ist schon bezeichnend, weshalb Abdullah Gül, der ehemalige Präsident der Türkei und Mitbegründer der AKP sein Beileid dem Co- Vorsitzenden der HDP ausspricht. Jeder in der Türkei weiß wer die Opfer sind und wer die Täter, dementsprechend hat Abdullah Gül auch gehandelt, um Erdogan und seine miesen Machenschaften zu verurteilen. Die AKP hat all seine Prinzipien über Bord geworfen und so wird das von vielen ehemaligen AKP- Anhängern auch behauptet.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Kinder wegen "Beleidigung" Erdogans angeklagt

Weil sie ein Plakat von Staatschef Recep Tayyip Erdogan zerrissen haben sollen, sind in der Türkei zwei 12 und 13 Jahre alte Jungs angeklagt worden. Ihnen droht sogar eine Gefängnisstrafe.

In der Türkei ermittelt die Justiz wieder einmal gegen Minderjährige wegen "Beleidigung" von Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Den 12 und 13 Jahre alten Jungen wird vorgeworfen, ein Plakat mit dem starken Mann des Landes zerrissen zu haben, wie die Zeitung "Hürriyet" berichtete. Die Staatsanwaltschaft von Diyarbakir im Südosten des Landes fordere Gefängnisstrafen zwischen 14 Monaten und vier Jahren und acht Monaten für die Schüler.

Die beiden Beschuldigten waren am 1. Mai dabei überrascht worden, wie sie in einer Straße im mehrheitlich kurdischen Diyarbakir ein Erdogan-Plakat abrissen. Die beiden Jungen verteidigten sich mit der Aussage, sie hätten das Papier verkaufen wollen. Der Anwalt der beiden Angeklagten hob hervor: "Wenn der Präsident zwei Kinder verfolgen lässt, weil sie ein Poster abgerissen haben, dann ist das traurig für das Recht."

Seit seiner Wahl zum Präsidenten im August 2014 hat Erdogan, dem regelmäßig ein autoritärer Amtsstil vorgeworfen wird, zahlreiche Journalisten, Künstler und Privatleute wegen angeblicher Angriffe gegen seine Person strafrechtlich verfolgen lassen. Im September wurde ein 17-Jähriger zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... klagt.html

Der Sultan scheint vollkommen überzuschnappen. Seine Rechnung wird er am 1. November erhalten. Mal sehen ob es dann die Neuwahlen zu den Neuwahlen gibt.

Das Menschen eine Gefängnisstrafe droht weil sie das Bild von jemandem abreißen erinnert schon sehr an den verhassten Atatürk- Kult in der Türkei. Erdogan möchte ganz einfach der neue Vater der Türkei sein.

Schon lustig das Erdogan einst ein großer Gegner des Personenkults war, aber selbigen jetzt um seine Person forciert. Es erinnert mich irgendwie an Orwell's "Animal Farm".
Zuletzt geändert von Kardux am Mi 28. Okt 2015, 18:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Marie-Luise »

Meiner Meinung nach wird Erdogan nicht abgestraft werden. Seine Wähler sind hingerissen von ihm.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Marie-Luise » Mi 28. Okt 2015, 19:38 hat geschrieben:Meiner Meinung nach wird Erdogan nicht abgestraft werden. Seine Wähler sind hingerissen von ihm.
Denken Sie das er die absolute Mehrheit erhalten wird ? Denn alles andere wäre eben eine Niederlage für ihn und seine Partei.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Marie-Luise »

Kardux » Mi 28. Okt 2015, 20:16 hat geschrieben:
Denken Sie das er die absolute Mehrheit erhalten wird ? Denn alles andere wäre eben eine Niederlage für ihn und seine Partei.
Ja, ich glaube dieser Wunsch wird ihm erfüllt.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Marie-Luise » Mi 28. Okt 2015, 20:21 hat geschrieben:
Ja, ich glaube dieser Wunsch wird ihm erfüllt.
Das kann er nur realisieren wenn er die Wahlen nachhaltig beeinflusst, sprich Wahlfälschung betreibt und Menschen in bestimmten Städten (CHP und HDP Hochburgen) an den Wahlen behindert. Der Fokus liegt auf Nordkurdistan, die Menschen vorort sind eingeschüchtert und verängstigt. Weitere Gewaltakte bis zur Wahl oder am Wahltag selbst sind nicht ausgeschlossen.
Zuletzt geändert von Kardux am Do 29. Okt 2015, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

Ja sicher, mit der Türkei geht es ja auch wirtschaftlich rapide bergab, seit die AKP am Ruder sitzt. Übrigens, der Spruch "für die Zukunft klauen" impliziert, dass das Geklaute anderswo wieder zurückerstattet wird (da in Zukunft investiert). Passt wohl eher zur Realpolitik eines Robin Hood statt eines konventionellen Diebes.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Provokateur »

Man kann auch für die eigene Zukunft klauen, was das Ziel von nahezu allen Dieben ist.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

So eine Interpretation gibt der besagte Slogan aber nicht her.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von apartofme »

Kardux » Sa 3. Okt 2015, 14:41 hat geschrieben:Ich wiederhole nur was euer Gründungsvater über euch sagte. [...]
Das ich die Türken aus einem zeitgeschichtlichen Kontext heraus kritisiere bzw. nichts weiter als die türkische Selbstwahrnehmung (eben das Türken ein militantes Volk sind) wiedergebe hat nichts mit dem türkischen Rassismus der hier anwesenden türkischen User (Sie miteinbezogen) gemeinsam.
Um Militarismus in der türkischen Zivilgesellschaft nachzuweisen, sollte man aber schon etwas mehr aufbringen können, als historische Zitate - auch dann, wenn sie von Personen kommen, die heute noch gewertschätzt werden.

Die Marseillaise ist auch nicht unbedingt ein besonders starkes Indiz dafür, dass die Franzosen allesamt blutrünstige Militaristen sind - obschon inhaltlich zweifelsohne starker Tobak.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

apartofme » Do 29. Okt 2015, 22:28 hat geschrieben:Um Militarismus in der türkischen Zivilgesellschaft nachzuweisen, sollte man aber schon etwas mehr aufbringen können, als historische Zitate - auch dann, wenn sie von Personen kommen, die heute noch gewertschätzt werden.

Die Marseillaise ist auch nicht unbedingt ein besonders starkes Indiz dafür, dass die Franzosen allesamt blutrünstige Militaristen sind - obschon inhaltlich zweifelsohne starker Tobak.
Das Zitat das "jeder Türke als Soldat geboren wird" ist nicht einfach nur historisch und somit Vergangenheit. Es ist ein Sprichwort im türkischen Volksmund, es spiegelt die türkische Selbstwahrnehmung wieder. Abgesehen davon zeigt ja die osmanische Nostalgie innerhalb der türkischen Gesellschaft das man diesen Zeiten nachtrauert. Einer Zeit "wo man wer war" - ohne den Militarismus ging das nicht.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von bakunicus »

also bitte ... na klar ist die gülen-bewegung hochgradig kritisch zu sehen.

https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BClen-Bewegung

und vor diesem hintergrund kann man das einschreiten des staates auch nachvollziehen.
nur nicht so und nicht jetzt.
das muß nach rechtsstaatlichen prinzipien geschehen, welche die türkei ja durchaus hat.

viel schwieriger ist das vorgehen gegen die kurden, gegen die HDP, die ungeklärten bombenattentate auf deren versammlungen, und die angriffe auf kurdische stellungen im irak, der vorwurf dass die HDP terroristen sind ... ohne nachweisen zu können dass die HDP und ihre funktionäre in die kurdischen terroranschläge verwickelt sind.

viel schwieriger ist das vorgehen gegen türkische staatsbürger bei gezi-park, gegen freie und kritische jornalisten, gegen gewerkschafter, die bis heute nicht aufgeklärte ermordung von hrant dink, der bis heute unaufgeklärte staatsterror von jitem (https://de.wikipedia.org/wiki/J%C4%B0TEM), dessen existenz sowohl von der AKP und der CHP bis heute geleugnet wird, trotz scherwiegender indizien und zeugen ...

das gesamte politische system in der türkei ist korrupt und nepotistisch, und nicht demokratisch.
die schwerwiegenden korruptionsvorwürfe gegen erdogan und seine familie werden nicht untersucht.
genau so wie klar ist, dass erdogan mit allen mitteln eine politische mehrheit erreichen will, um die macht für sich und seine partei unangreifbar zu machen mit dementsprechenden verfassungsänderungen.
erdogan will genau das tun, wofür er mal gewählt wurde.
die CHP hatte so ein system der macht, und dagegen ist er ursprünglich angetreten, diese macht wurde zurecht gebrochen ...
und nun strebt er genau das gleiche an, nur mit anderen inhalten, aber den gleichen mitteln.

die politische landschaft in der türkei ist eine einzige farce, geprägt von macht und partikularen interessen, und nicht von demokratischer freiheit.
Zuletzt geändert von bakunicus am Fr 30. Okt 2015, 14:40, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Marie-Luise »

Kardux » Fr 30. Okt 2015, 00:07 hat geschrieben:
Das Zitat das "jeder Türke als Soldat geboren wird" ist nicht einfach nur historisch und somit Vergangenheit. Es ist ein Sprichwort im türkischen Volksmund, es spiegelt die türkische Selbstwahrnehmung wieder. Abgesehen davon zeigt ja die osmanische Nostalgie innerhalb der türkischen Gesellschaft das man diesen Zeiten nachtrauert. Einer Zeit "wo man wer war" - ohne den Militarismus ging das nicht.
Das was Du beschrieben hast, sehe/lese ich vielfach.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

Kardux » Do 29. Okt 2015, 23:07 hat geschrieben:Das Zitat das "jeder Türke als Soldat geboren wird" ist nicht einfach nur historisch und somit Vergangenheit. Es ist ein Sprichwort im türkischen Volksmund, es spiegelt die türkische Selbstwahrnehmung wieder.
Das würden militante Kurden sicher so sehen wollen, dass Türken generell martialisch drauf sind, um dadurch ihren eigenen Militarismus irgendwie als gerechtfertigt hinstellen zu können. Jenseits der kurdischen Propaganda aber ist so ein Spruch nichts anderes als eine Floskel, die im zivilen Leben der Türken kaum eine Rolle spielt.
Abgesehen davon zeigt ja die osmanische Nostalgie innerhalb der türkischen Gesellschaft das man diesen Zeiten nachtrauert. Einer Zeit "wo man wer war" - ohne den Militarismus ging das nicht.
Bemerkenswert, dass ausgerechnet ein nationalistischer Kurde wie Sie, der selbst aggressiv-nationalistischen Träumen nachhängt (immerhin stellen Sie ausdrücklich die territoriale Integrität der Türkei in Frage) und auch nicht davor zurückscheut, mit dem Militarismus der PKK konform zu gehen, den Türken solch eine Gesinnung attestieren muss. Klarer Fall von Projektion.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

Marie-Luise » Fr 30. Okt 2015, 13:04 hat geschrieben:
Das was Du beschrieben hast, sehe/lese ich vielfach.
Wenn du das sagst, dann muss es ja stimmen. Unvoreingenommen und objektiv wie du bist, hast du sicher auch sehr viele Freunde und Bekannte unter den Türken, stimmts? Komisch nur, dass ich, obwohl ich diesen Spruch natürlich kenne, diesen in meinem persönlichen Umfeld in meinem ganzen bisherigen Leben kein einziges Mal gehört habe. Dabei bin ich von Türken umgeben, bin ja selbst einer. Nicht einmal dann, als ich von meiner Familie zum Militärdienst verabschiedet wurde. Merkwürdig. Also...einer von uns beiden lebt eindeutig nicht in der realen Welt.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von apartofme »

Kardux » Fr 30. Okt 2015, 00:07 hat geschrieben:Das Zitat das "jeder Türke als Soldat geboren wird" ist nicht einfach nur historisch und somit Vergangenheit. Es ist ein Sprichwort im türkischen Volksmund, es spiegelt die türkische Selbstwahrnehmung wieder. Abgesehen davon zeigt ja die osmanische Nostalgie innerhalb der türkischen Gesellschaft das man diesen Zeiten nachtrauert. Einer Zeit "wo man wer war" - ohne den Militarismus ging das nicht.
Das müsste in dieser Form erst einmal nachgewiesen werden und die bloße Lieferung des Zitats reicht da als Nachweis wohl eher nicht aus.

Aus meiner Sicht ist es auch in Bezug auf die politische und soziale Emanzipation der in der Türkei wohnenden Kurden nicht besonders hilfreich, die türkische Zivilgesellschaft im Diskurs in ihrer Gesamtheit auf die nämliche Art und Weise zu stigmatisieren, wo es doch realpolitisch kaum eine Alternative dazu gibt, diese Emanzipation gerade mit den bürgerlichen Teilen ebenjener Zivilgesellschaft auszuhandeln.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

apartofme hat geschrieben:Das müsste in dieser Form erst einmal nachgewiesen werden und die bloße Lieferung des Zitats reicht da als Nachweis wohl eher nicht aus.
Also wer in google "Jeder Türke wird als Soldat geboren" eingibt wird eine große Anzahl an Artikeln erhalten die genau diese Thematik ansprechen und eben auch bestätigen. Vielleicht sind Sie aber genau wie unsere türkischen Freunde im Forum zutiefst dogmatisch und gar nicht bereit sich wirklich ehrlich mit Argumenten zu auseinander zu setzen. Ich zitiere trotzdem mal aus den weiter oben erwähnten Artikeln:
»Jeder Türke wird als Soldat geboren«, lautet ein geflügeltes türkisches Wort, das derzeit, da sich der Kurdenkonflikt erneut zuspitzt und militaristische Parolen hoch im Kurs stehen, wieder besonders häufig zu hören ist.

Freunde geleiten einrückende Rekruten mit hupendem Autokorso in die Kaserne, Väter verabschieden ihre Söhne mit Festschmaus und Musikkapelle. Der gesellschaftliche Stellenwert, der dem fünfzehnmonatigen obligatorischen Militärdienst in der Türkei innewohnt, ist ohne Zweifel hoch.

So hoch, dass es bislang noch keine Regierung für nötig befand, auch ein Recht auf Wehrdienstverweigerung in der Verfassung zu verankern. Die Türkei ist der einzige der 47 Mitgliedstaaten des Europarates, in dem allgemeine Wehrpflicht herrscht, ohne dass die Möglichkeit der Verweigerung eingeräumt wird. Einer verbreiteten Auffassung zufolge ist dies auch gar nicht nötig. Denn wo jeder »als Soldat geboren« wird, gibt es keine Wehrdienstverweigerer -- und braucht es also auch keinen Ersatzdienst. Als »Beweis« wird dabei gerne auf die offizielle Statistik verwiesen, die nur 9000 Wehrdienstverweigerer und Deserteure ausweist -- für die vergangenen 47 Jahre zusammengerechnet. Auch derzeit sind es gerade einmal 60 Leute, die sich öffentlich dazu bekannt haben, den Dienst an der Waffe nicht ableisten zu wollen.

Mindestens eine halbe Million Türken hätten sich bislang dem Dienst an der Waffe entzogen, indem sie zum Beispiel ein Endlosstudium aufnahmen oder ein Gebrechen vortäuschten. Durchaus nicht jeder fühle sich zum Soldaten geboren, aber nur die wenigsten machten ihre Entscheidung, den militärischen Zwangsdienst nicht abzuleisten, öffentlich. Der gesellschaftliche und familiäre Druck ist einfach zu groß, von den strafrechtlichen Konsequenzen ganz zu schweigen.

Im Selbstverständnis, das die Republik 85 Jahre später pflegt, ist nur für begeistertes Soldatentum Platz.

Als im vergangenen Februar türkisches Militär in Nordirak eindrang, kritisierte Ersoy in der Fernsehshow »Popstar Alaturka« den Feldzug. »Ich würde meinen Sohn nicht in diesen Krieg schicken«, verkündete die Sängerin leichtfertig -- was ihr kurzerhand als Aufruf zur Wehrdienstverweigerung ausgelegt wurde. Am heutigen Mittwoch beginnt der Prozess gegen die Diva, der bis zu drei Jahre Haft drohen. Grundlage der Anklage ist Paragraf 318 des Strafgesetzbuchs, der die Entfremdung des Volkes von der Armee unter Strafe stellt. Der »Wehrkraftzersetzungsparagraf« ist längst zur Allzweckwaffe gegen Kritiker geworden, die den Zwangsdienst ablehnen oder auch nur die Möglichkeit eines zivilen Ersatzdienstes fordern.
http://www.ag-friedensforschung.de/regi ... ienst.html
Der autoritäre Charakter des türkischen Wehrdienstes, die repressiven Umstände, die Massenmorde, Gefangenschaften und Folter, die er mit sich bringt, führen dazu, dass immer mehr junge Menschen sich dem Dienst verweigern. Auch wenn die Regierung behauptet, die militärische Situation habe sich geändert und der Dienst laufe sehr ruhig und friedlich ab, ist offen zu erkennen, dass die Philosophie der Repression, des Mords und des Getötet-Werdens nach wie vor in ihm sowie in allen weiteren Armeen der Erde weiterlebt. Viele Männer sind nach dem Dienst psychisch so am Ende, dass sie eine Rehabilitation benötigen würden, was aber von der Regierung natürlich niemals akzeptiert werden würde.

Hierzu eine Anekdote aus der Türkei, wo wir einen 21-jährigen Arbeiter kennenlernten, der seinen Dienst in Kurdistan absolviert hatte. Er erzählte uns davon, wie die Soldaten kurdische Freiheitskämpferinnen und –kämpfer gefoltert hätten. Selbst diejenigen Soldaten, die nicht wollten, wurden dazu gezwungen, wenn sie nicht auch als Landesverräter gelten wollten. Besonders schlimm treffe es kurdische Mädchen und Frauen, die politisch aktiv waren: sie wurden von allen Soldaten gemeinsam unter den übelsten Beschimpfungen zu Tode vergewaltigt. Er erzählte uns, ihn und seine Freunde habe es zunächst Überwindung gekostet, zu foltern und zu vergewaltigen, aber nach einer Weile wurde es zur Selbverständlichkeit und sein Nationalstolz gewann Überhand über sein ethisches Empfinden. Er hatte sich so sehr an das in Kurdistan Erlebte gewöhnt, dass er sich danach sehnte, wieder zurückzukehren. Es hatte ihn so sehr geprägt, dass er sich kein anderes Leben mehr vorstellen konnte und Nacht für Nacht von seinem Dienst träumte. Er sagte, er habe eine Aufnahme in der Berufsarmee beantragt und wünschte sich, wieder ins kurdische Gebiet geschickt zu werden.

Dies ist nur ein einziges erschreckendes Beispiel. Es handelt sich um keinen Einzelfall, es gibt Tausende, wenn nicht gar Millionen von Männern, die so denken und fühlen. Wir wollen sie nicht als Opfer darstellen, aber man darf nicht die Gehirnwäsche ausser acht lassen, welcher junge Menschen im Militär unterzogen werden. Der Dienst beträgt zurzeit 15 Monate am Stück, d.h. ohne die Möglichkeit, übers Wochenende nach Hause oder in den Ausgang zu gehen. In den ersten drei Monaten ist jeglicher Besuch strikt verboten und man kassiert tagtäglich Prügel. Man könnte sich den Dienst in den ersten Monaten vorstellen wie eine Gefängnishaft. Junge, noch formbare Menschen werden geprägt, indem ihnen Tag für Tag, Stunde für Stunde, Sekunde für Sekunde vorgelebt wird zu herrschen und zu dienen, Befehle zu erteilen und zu gehorchen, Gewalt auszuüben und selber zu erleiden, zu foltern, zu vergewaltigen und zu töten und mittels der Misshandlung von kurdischen Frauen sowohl ihre Rolle als Soldat, als auch ihre Rolle als Mann zu befriedigen.

Von klein auf werden Kinder mit einem unglaublichen Nationalstolz auferzogen. Selbst in Schulbüchern steht: „Jeder Türke wird als Soldat geboren“. Tag für Tag stehen vor dem Schulunterricht die Türkische Nationalhymne sowie der „Türkische Eid“ an. Im Originalton heisst es da:

„Ich bin Türke, ich bin ehrlich, ich bin fleissig. Mein Gesetz ist es, meine Jüngeren zu beschützen, meine Älteren zu achten, meine Heimat und meine Nation mehr zu lieben als mich selbst. Mein Ideal ist es aufzusteigen, voranzugehen. O grosser Atatürk! Ich schwöre, dass ich unaufhaltsam auf dem von dir eröffneten Weg zu dem von dir gezeigten Ziel streben werde. Mein Dasein soll der türkischen Existenz ein Geschenk sein. Glücklich der, der sich Türke nennen kann!“

Ein Mann, der keinen Wehrdienst absolviert hat, gilt nicht als Mann und wird von Staat und Gesellschaft geächtet. Er kriegt keine Arbeitsstelle – und keine Familie wird ihre Tochter mit einem Mann verheiraten, der nicht gedient hat. Es gilt das Grundprinzip: erst das Militär macht einen Mann zum Mann, macht ihn erwachsen, verantwortungsvoll und selbständig. Ansonsten gilt er als Landesverräter.
https://www.anarchismus.at/texte-antimi ... er-tuerkei

Interessant auch das Schicksal der transsexuellen türkischen Sängerin Bülent Ersoy, die es als sinnlos erachtete die Kurdenfrage militärisch lösen zu wollen, und behauptete deshalb das sie ihren Sohn nicht in den Tod schicken würde. Dafür wurde sie dann vom türkischen Staat angeklagt, weiters:
Dafür soll sie sich nun wegen Landesverrat, genauer gesagt "Zersetzung der Wehrpflicht", vor Gericht verantworten. Sie habe gegen den Paragrafen 318 des Gesetzbuches verstoßen, befand der Staatsanwalt in seiner Klageschrift. Es sei die Absicht der Sängerin gewesen, mit ihren Äußerungen die Öffentlichkeit gegen den Militärdienst aufzuhetzen. Für dieses Verbrechen drohen Ersoy nun bis zu drei Jahren Haft.

Politiker aller Couleur, von der islamisch geprägten Regierungspartei AKP bis ins nationalistische Spektrum, hatten einander gleich nach Ersoys Worten in patriotischen Ergüssen überboten. "Ich wünschte, wir könnten alle für unser Land sterben", ereiferte sich der AKP-Abgeordnete Osman Yagmurdereli.
Der Staatsanwalt begründete in seiner Klageschrift die angebliche Liebe der Türken für das Militär mit den zahlreichen türkischen Redensarten, in denen diese zum Ausdruck käme. So hieße es zum Beispiel "Jeder Türke wird als Soldat geboren" oder "Das Haus eines Soldaten ist wie das Haus des Propheten". Diese Liebe zum Militär wolle Ersoy zerstören, ein Verbrechen, das umso schwerer wiege, weil ihre Popularität ihren Worten große Wirkung verleihe.

Tatsächlich lieben viele Türken ihr Militär, teilweise, weil viele der Meinung sind, dass nur das Militär das Land nach dem Ersten Weltkrieg vor der Zerteilung durch die Großmächte rettete, teilweise aber auch, weil das Militär selbst dafür sorgt, dass die Bewunderung für die Armee den Kindern schon von klein auf über das Bildungssystem eingeimpft wird. Ersoys Äußerungen haben aber nicht nur dieses Tabu gebrochen – auch die Erwähnung, dass man lieber eine Lösung suchen solle, statt auf reine Gewaltanwendung zu setzen, gefällt vielen Nationalisten nicht.
http://www.welt.de/politik/article20482 ... klagt.html
apartofme hat geschrieben:Aus meiner Sicht ist es auch in Bezug auf die politische und soziale Emanzipation der in der Türkei wohnenden Kurden nicht besonders hilfreich, die türkische Zivilgesellschaft im Diskurs in ihrer Gesamtheit auf die nämliche Art und Weise zu stigmatisieren, wo es doch realpolitisch kaum eine Alternative dazu gibt, diese Emanzipation gerade mit den bürgerlichen Teilen ebenjener Zivilgesellschaft auszuhandeln.
Ich vertrete natürlich nicht die Meinung das die gesamte türkische Zivilgesellschaft militant ist, aber eben die repräsentative Mehrheit. Der Militarismus ist in manchen Fällen einfach ein gesellschaftlicher Zwang den man eigentlich gerne abschütteln würde, aber es irgendwie nicht schafft. Dieser erhöhte Nationalismus gepaart mit Militarismus wird den kleinen türkischen Kindern schon in der Schule eingeimpft und das geht dann für die jungen Männer so weiter bis sie ihren Wehrdienst absolviert haben. Solange die türkische Zivilgesellschaft es nicht realisieren kann diesen Militarismus abzuschütteln wird sie sich den Vorwurf gefallen lassen müssen militant zu sein. Ich sehe derzeit auch keine wirklich positiven Tendenzen die für eine Entmilitarisierung der Gesellschaft sprechen würden. Der Krieg gegen die Kurden im eigenen Land und jetzt sogar auch gegen die Kurden in Syrien wird einfach hingenommen und als eine Pflichttat betrachtet. Wo bleiben die Demos der türkischen Zivilgesellschaft gegen die Unterdrückung der Kurden und gegen die militärische Lösung der Kurdenfrage ? Ausser einer marginalen Zahl an türkischen Linken sehe ich keine Bewegung die das Problem friedlich lösen möchte. Anhänger der AKP folgen alle wie Schafe ihrem Schäfer Erdogan und haben nichts einzuwenden gegen das militärische Vorgehen der AKP und der Terrorpatenschaft im Syrienkonflikt. Die CHP ihrerseits ist ja ein Kind des Militärs und die Nationalisten der MHP brauch ich wohl nicht näher erläutern. Wir sprechen hier von den drei größten türkischen Parteien die zusammen über 80 % der Bevölkerung der Türkei ausmachen.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Jekyll hat geschrieben:Wenn du das sagst, dann muss es ja stimmen. Unvoreingenommen und objektiv wie du bist, hast du sicher auch sehr viele Freunde und Bekannte unter den Türken, stimmts? Komisch nur, dass ich, obwohl ich diesen Spruch natürlich kenne, diesen in meinem persönlichen Umfeld in meinem ganzen bisherigen Leben kein einziges Mal gehört habe. Dabei bin ich von Türken umgeben, bin ja selbst einer. Nicht einmal dann, als ich von meiner Familie zum Militärdienst verabschiedet wurde. Merkwürdig. Also...einer von uns beiden lebt eindeutig nicht in der realen Welt.
Gabs dann eine große Party ?

Sie sind zwar ein Türke, aber sind nicht ehrlich, weil Sie hier nicht mit Kritik umgehen können und sich nicht eingestehen wollen das die türkische Gesellschaft mehrheitlich militant ist bzw. der Militarismus gefördert wird.
Jekyll hat geschrieben:Das würden militante Kurden sicher so sehen wollen, dass Türken generell martialisch drauf sind, um dadurch ihren eigenen Militarismus irgendwie als gerechtfertigt hinstellen zu können. Jenseits der kurdischen Propaganda aber ist so ein Spruch nichts anderes als eine Floskel, die im zivilen Leben der Türken kaum eine Rolle spielt.
Ja, kurdische Propaganda. :)

Haben Sie die Grundschule in der Türkei besucht, oder in Deutschland ? Ist der Schulunterricht in der Türkei auch nur eine Floskel der im Leben der Türken kaum eine Rolle spielt ? Und weshalb gibt es keinen Zivildienst in der Türkei ? Fragen über Fragen...

Aber das sind ja nur Floskeln welche die kurdische Propaganda fabriziert.

Wenn Sie sich ernsthaft mit diesem Thema befassen wollen müssen Sie ein Geschichtsbuch aufschlagen. Der Militarismus der türkischen Gesellschaft hat einen Hintergrund. Ich geben Ihnen einen Tipp: Vertrag von Sevres.
Jekyll hat geschrieben:Bemerkenswert, dass ausgerechnet ein nationalistischer Kurde wie Sie, der selbst aggressiv-nationalistischen Träumen nachhängt (immerhin stellen Sie ausdrücklich die territoriale Integrität der Türkei in Frage) und auch nicht davor zurückscheut, mit dem Militarismus der PKK konform zu gehen, den Türken solch eine Gesinnung attestieren muss. Klarer Fall von Projektion.
Ich verlange kurdisches Selbstbestimmungsrecht (was nicht unbedingt eine Sezession sein muss). Ob das für Sie aggressiv oder was auch immer ist, interessiert mich nicht besonders. Was sollte auch ein AKP- Jubeltürke sonst sagen ? Sie besitzen nicht das erforderliche Wissen und zeigen auch nicht die Bereitschaft sich rational mit der Kurdenfrage auseinander zu setzen. Mit der Heiligsprechung der "türkischen Grenzen", einem Totschlagargument, kommt man nicht weit.

Sie sind mir noch immer Antworten schuldig. Welche Grenze auf der Welt blieb unverändert ? Und weshalb ist es für Sie und der Mehrheit der Türken in Ordnung die territoriale Integrität anderer Staaten (Serbien, Russland, China) in Frage zu stellen, aber die eigene heiligzusprechen ?

Fragen über Fragen. Es wird langsam langweilig mit Ihnen und der restlichen türkischen Userschaft.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von apartofme »

Kardux » Fr 30. Okt 2015, 18:19 hat geschrieben:Also wer in google "Jeder Türke wird als Soldat geboren" eingibt wird eine große Anzahl an Artikeln erhalten die genau diese Thematik ansprechen und eben auch bestätigen. Vielleicht sind Sie aber genau wie unsere türkischen Freunde im Forum zutiefst dogmatisch und gar nicht bereit sich wirklich ehrlich mit Argumenten zu auseinander zu setzen.
Vielleicht ist das so.

Vielleicht gehöre ich aber auch zu jenen, die seriöse Studien zum Thema kennen und sogar Menschen, die seriöse Studien zum Thema durchgeführt haben.

Vielleicht ist auch genau das der Grund, weshalb ich mich gegen ein dermaßen pauschales Aburteilen zeitgeschichtlicher türkischer Kultur wende: Weil ich glaube, dass die seriöse Auseinandersetzung mit dieser zweifelsohne nicht zu unterschätzenden Problematik dadurch nicht etwa ermöglicht, sondern verhindert wird.
Ich zitiere trotzdem mal aus den weiter oben erwähnten Artikeln:
Dass jemand anderes - hier die sozialistische Tageszeitung "Neues Deutschland" und dort eine Gruppierung ominöser Schweizer Autonomer solche Dinge einmal gesagt haben, ist aus meiner Sicht kein besonders stichhaltiger Beleg dafür, dass sie auch wahr sind.
Ich sehe derzeit auch keine wirklich positiven Tendenzen die für eine Entmilitarisierung der Gesellschaft sprechen würden.
Die Wehrdienstgesetze von 2013 verpennt?
Ausser einer marginalen Zahl an türkischen Linken sehe ich keine Bewegung die das Problem friedlich lösen möchte.
Die Friedensverhandlungen zwischen türkischer Regierung und PKK verpennt?
Anhänger der AKP folgen alle wie Schafe ihrem Schäfer Erdogan
Die Abwendung der Gülen-Bewegung von der AKP verpennt?

Vielleicht mal eine etwas seriösere Quelle zum Thema, die sich mehr am soziokulturellen Gesamtbild als an Fallbeispielen orientiert:
http://yoksis.bilkent.edu.tr/pdf/files/ ... 304573.pdf
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

apartofme hat geschrieben:Vielleicht ist auch genau das der Grund, weshalb ich mich gegen ein dermaßen pauschales Aburteilen zeitgeschichtlicher türkischer Kultur wende: Weil ich glaube, dass die seriöse Auseinandersetzung mit dieser zweifelsohne nicht zu unterschätzenden Problematik dadurch nicht etwa ermöglicht, sondern verhindert wird.
Vielleicht wollen Sie sich aber auch Sachen schönreden ?
apartofme hat geschrieben:Dass jemand anderes - hier die sozialistische Tageszeitung "Neues Deutschland" und dort eine Gruppierung ominöser Schweizer Autonomer solche Dinge einmal gesagt haben, ist aus meiner Sicht kein besonders stichhaltiger Beleg dafür, dass sie auch wahr sind.
Ach, anstatt sich mit dem Inhalt auseinander zu setzen wird einfach nur die Glaubwürdigkeit der Quelle in Frage gestellt. Diesen Argumentationsstil kenne ich nur zu gut. Wenn Sie mal dieses Thema wirklich nachgooglen würden, bekämen Sie einen Überblick über die vielen verschiedenen Artikeln über dieses Thema. Ist ja nicht so, als ob nur sozialistische Medien darüber berichten würden, und selbst wenn, was tut dies zur Sache?
apartofme hat geschrieben:Die Wehrdienstgesetze von 2013 verpennt?
:D

Und was ändern diese nun an der militanten Grundhaltung der Gesellschaft ? Der Wehrdienst wurde um 3 Monate gekürzt und nun darf man auch offiziell dafür blechen um diesen Wehrdienst zu umgehen (was sich auch nicht jeder leisten kann bzw. nicht bereit ist zu zahlen). Vielmehr nützt diese Regelung der türkischen Armee, weil das gut für die Kassen ist. Damit werden neue und moderne Waffen produziert um noch mehr Zivilisten zu töten, um somit die Spirale der Gewalt weiter anzuheizen. Das Erdogan die Willkür der Militärs gebrochen hat und nun die Kontrolle über diesen mächtigen Staate im Staat hat (siehe OYAK- Holding, welches dem Militär gehört) ändert rein gar nichts an der Grundhaltung der Zivilgesellschaft. Es ist ja nicht so als ob Erdogan das Militär verkleinert hätte oder marginalisiert hätte, er hat es einfach nur unterwandert. Sie werden doch nicht ernsthaft behaupten wollen das Erdogans Wehrdienstgesetze von 2013 ein positiver Schritt gen Pazifismus waren. Der Zivildienst ist weiterhin nicht vorhanden, das ist eine Tatsache die Sie hier unter den Teppich kehren wollen.
apartofme hat geschrieben:Die Friedensverhandlungen zwischen türkischer Regierung und PKK verpennt?
Sie haben wohl verpennt das die türkische Regierung während dieser Friedensverhandlungen wichtige PKK- Kader in Paris umgebracht hat, neue Kasernen im Südosten bauen liess und den IS und andere Jihadisten im Vernichtungskrieg gegen die Kurden in Syrien als auch im Irak tatkräftig unterstützt hat !

Erdogans sogenannter Friedensprozess mit den Kurden war lediglich eine Hinhaltepolitik die genutzt wurde um Kurden zu besänftigen und um die absolute Mehrheit im Parlament zu gewährleisten, nachdem sich herausstellte das Erdogan keine ehrlichen Zugeständnisse gegenüber den Kurden tätigen wird wurde er bei den letzten Parlamentswahlen von den Kurden abgestraft. Und das war dann auch der Zeitpunkt wo Erdogan sein wahres Gesicht zeigte und den Friedensprozess ein für allemal torpedierte !
apartofme hat geschrieben:Die Abwendung der Gülen-Bewegung von der AKP verpennt?
Haben Sie verpennt das die heutige AKP nichts weiter als eine Erdogan- Partei ist ? Genau deshalb hat sich auch die Gülen- Bewegung von der jetzigen AKP abgewendet, genauso auch eine Reihe von ehemaligen einflussreichen AKP- Politikern, die keinen neuen Führerkult dulden.

Wenn Sie hier den Erdoganismus innerhalb der heutigen AKP verneinen möchten ist dies mehr als nur realitätsfremd.
apartofme hat geschrieben:Vielleicht mal eine etwas seriösere Quelle zum Thema, die sich mehr am soziokulturellen Gesamtbild als an Fallbeispielen orientiert:


Ja, die vielen deutschen Tageszeitungen sind ja so unseriös. Mit Ihrer seriösen Quelle (türkische Universität, eine der besten im Land) werde ich mich noch befassen.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von apartofme »

Kardux » Sa 31. Okt 2015, 00:14 hat geschrieben:Vielleicht wollen Sie sich aber auch Sachen schönreden?
Keine Ahnung. Es gibt sicher einige Dinge, die ich mir gern schönrede. Wenn du mir verrätst, welche Dinge ich mir deiner Meinung nach mutmaßlich schönreden möchte, dann könnte ich dir auch erzählen, ob das wahr ist.

:)
Ach, anstatt sich mit dem Inhalt auseinander zu setzen wird einfach nur die Glaubwürdigkeit der Quelle in Frage gestellt. Diesen Argumentationsstil kenne ich nur zu gut. Wenn Sie mal dieses Thema wirklich nachgooglen würden, bekämen Sie einen Überblick über die vielen verschiedenen Artikeln über dieses Thema. Ist ja nicht so, als ob nur sozialistische Medien darüber berichten würden, und selbst wenn, was tut dies zur Sache?
Es tut nicht allzu viel zur Sache, wer etwas behauptet. Das war aber auch gar nicht die Aussage des Satzes: Es tut zur Sache, dass etwas behauptet wird, ohne dafür Belege anzubringen, die über die eigentliche Behauptung hinaus gehen. Das macht ja weder deine erste, noch deine zweite Quelle.
Sie werden doch nicht ernsthaft behaupten wollen das Erdogans Wehrdienstgesetze von 2013 ein positiver Schritt gen Pazifismus waren.
Doch. Erdogan verfolgte das Ziel, den Druck des säkular eingestellten Militärs auf die Regierung zu mäßigen und die Wahrscheinlichkeit eines Militärputsches zu verhindern. Zwar erfolgte das seinerseits nicht aus besonders heheren Motiven - die Aufhebung des militärischen Drohpotenzials gegen demokratisch gewählte Vertreter ist aber der erste Schritt hin zur freien Entfaltung von unabhängiger Zivilgesellschaft.
Der Zivildienst ist weiterhin nicht vorhanden, das ist eine Tatsache die Sie hier unter den Teppich kehren wollen.
Ich hoffe, dass deine Mutmaßungen über die türkische Zivilgesellschaft nicht auf ähnlich wackeligen Füßen stehen, wie deine Mutmaßungen über mich. :-)

Mensch! Wenn du wissen möchtest, wie ich bestimmte Dinge sehe, kannste doch einfach nachfragen!
Sie haben wohl verpennt das die türkische Regierung während dieser Friedensverhandlungen wichtige PKK- Kader in Paris umgebracht hat, neue Kasernen im Südosten bauen liess und den IS und andere Jihadisten im Vernichtungskrieg gegen die Kurden in Syrien als auch im Irak tatkräftig unterstützt hat !

Erdogans sogenannter Friedensprozess mit den Kurden war lediglich eine Hinhaltepolitik die genutzt wurde um Kurden zu besänftigen und um die absolute Mehrheit im Parlament zu gewährleisten, nachdem sich herausstellte das Erdogan keine ehrlichen Zugeständnisse gegenüber den Kurden tätigen wird wurde er bei den letzten Parlamentswahlen von den Kurden abgestraft. Und das war dann auch der Zeitpunkt wo Erdogan sein wahres Gesicht zeigte und den Friedensprozess ein für allemal torpedierte !
Für mich kam es nicht besonders überraschend, dass Erdogan sich in letzter Zeit zunehmend als Machtmensch zeigte. Das ist aber überhaupt nicht der Punkt. Hier wird die Kritik an dem Einen mit der Kritik an dem Anderen unzulässigerweise vermischt. Die Begrenzung der Macht des Militärs unter das Primat der Politik ist in der Form, wie sie während der Verhandlungen der türkischen Regierung mit dem Militär gesehen wurde, ein ziemliches Novum - und ein Indiz auch dafür, dass hier ein Umdenken innerhalb der türkischen Gesellschaft bis hin zu den höchsten Kreisen des Militärs stattfindet.

Man muss nur mal ein jüngeres Geschichtsbuch zur Hand nehmen, um nachvollziehen zu können, dass die Politik der Türkei gegenüber den eigenen Minderheiten in den letzten 15 Jahren stark gewandelt hat. Man muss das nicht zwangsläufig als besonders großartigen zivilisatorischen Fortschritt würdigen, aber man sollte Begreifen, dass die aufbegehrenden Kämpfe der Reaktion in der Regel schon immer Rückzugsgefechte waren.
Haben Sie verpennt das die heutige AKP nichts weiter als eine Erdogan- Partei ist ? Genau deshalb hat sich auch die Gülen- Bewegung von der jetzigen AKP abgewendet, genauso auch eine Reihe von ehemaligen einflussreichen AKP- Politikern, die keinen neuen Führerkult dulden.

Wenn Sie hier den Erdoganismus innerhalb der heutigen AKP verneinen möchten ist dies mehr als nur realitätsfremd.
Es ist der Diskussion nicht besonders förderlich, mir ständig Dinge in den Mund zu legen, die ich nie gesagt habe. Die Gülen-Bewegung stand der AKP nahe. Jetzt tut sie es nicht mehr. Die AKP hat bei den Wahlen 2011 beinahe die Hälfte der Stimmen geholt. Jetzt tut sie es nicht mehr. Das ist ein Indiz dafür, dass der Personenkult in der Gesellschaft eben auch zunehmend auf Kritik stößt.
Ja, die vielen deutschen Tageszeitungen sind ja so unseriös. Mit Ihrer seriösen Quelle (türkische Universität, eine der besten im Land) werde ich mich noch befassen.
Seriös sind Quellen, die belegen, was sie behaupten. Artikel in deutschen Tageszeitungen gehören häufig, aber nicht immer dazu. Selektives Herausnehmen von tagespolitischen Ereignissen ist auch selten ein besonders guter Weg, um die Entwicklungen in einem Land zu verstehen. Da müsste man schon die Gesamtheit bestimmter Ereignisse (beispielsweise die Zahl verhafteter oder getöteter Kurden in bestimmten Zeiträumen) zusammenrechnen, um sich ein einigermaßen vollständiges Bild zu machen.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

apartofme hat geschrieben:Keine Ahnung. Es gibt sicher einige Dinge, die ich mir gern schönrede. Wenn du mir verrätst, welche Dinge ich mir deiner Meinung nach mutmaßlich schönreden möchte, dann könnte ich dir auch erzählen, ob das wahr ist.
Sie wollen hier den Militarismus innerhalb der türkischen Gesellschaft relativieren bzw. schönreden wegen eines einzigen Artikels, welcher sogar meine Behauptung bestätigt.

Ich zitiere aus Ihrem Artikel:
These studies focus on the causes and results of the civilianization process and interactions between political and military elites in the post-Helsinki period but because they neglect public opinion and attitude, there is little analysis on how society approaches civil–military issues in this new era.
The second reason to study the Turkish case concerns the military’s discourse: we see that the military strongly identifies itself with the nation.

For instance, Retired General Aytac Yalman, Commander of the Land Forces from 2002 to 2004, once stated that the ‘‘Turkish nation is a military-nation...the Turkish Armed Forces represent the soul of the great Turkish nation.’’ During the August 2008 inauguration ceremony, incoming Chief of General Staff Ilker Basbug noted that ‘‘the fundamental source of power for a military is the gun. For the Turkish military, however, it is the nation’s trust and love for the military.
Es wird zwar behauptet das es keine wirklichen Belege wie das türkische Volk exakt zur Armee steht:
It is unfortunate, however, that we have limited empirical knowledge of the nation’s attitude toward the military as an institution and toward civil– military issues such as military intervention into civilian politics or conscription. One reason for this lack of knowledge about citizens’ attitudes toward the
military and civil–military issues is the lack of comprehensive data. Existing public opinion data sets (e.g., World Values Surveys) usually include a variable of trust or confidence in the armed forces.
Aber wiederlegt wird es eben auch nicht. Dieser Artikel handelt eher über die große Machtbefugnis der Armee innerhalb der Türkei:
Another notable finding is that societal attitude toward the military and military involvements in civilian politics have a strong partisan nature. Individuals who support Turkey’s ruling, conservative Adalet ve Kalkınma Partisi (Justice and Development Party, AKP) are more critical of the military’s political role.
Natürlich wurde diese militärische Willkür aufgehoben, aber das ändert doch nichts an der militanten Grundeinstellung der Menschen. In diesem Artikel heißt es, das AKP- Anhänger gegenüber dem türkischen Militär misstrauisch sind, aber ist dies heute auch noch der Fall, nachdem die Armee von Erdogan unterwandert wurde ? Es sind doch die AKP- Jubeltürken die am lautesten Beifall klatschen für den derzeitigen Krieg der türkischen Armee gegen die Kurden. Von einem Misstrauen kann doch keine Rede sein. Wie drückt sich bitte dieses Misstrauen aus ?
Put differently, those who support opposition parties (e.g., Cumhuriyet Halk Partisi, People’s Republican Party, CHP, and Milliyetci Hareket Partisi, Nationalist Movement Party, MHP) seem to be more likely to have a favorable attitude toward the military.
Dafür das es sich um einen wissenschaftlichen Artikel handelt wird hier aber auf sehr dünnem Eis argumentiert. Zu behaupten das AKP- Anhänger nach dem Rücktritt von Generalstabchef Ilker Basbug (2011) und der Ernennung von Necdet Özel (Erdogan hat dies ermöglicht) als sein Nachfolger noch misstrauisch gegenüber dem Militär wären ist fern jeder türkischen Realität. Dieses eigenständige türkische Militär existiert seit 2011 nicht mehr, die Angst vor einem militärischen Putsch ist seitdem gar nicht mehr gegeben, viel mehr ist es so, das CHP- Anhänger die Unterwanderung von Erdogan in allen Instanzen der Türkei beunruhigen, deshalb kam es ja auch zu den Gezi- Protesten.

Ein weiterer Fehler in diesem Artikel:
When we look at the history of relations between the military and Islam, we see a mixed attitude toward Islam from the military.....The military regime also viewed Islam as an ally against communism and used it as an instrument to contain the rise of leftist ideology in Turkey until the early 1990s. For the remainder of the 1990s, however, the military saw rising political Islam as a major threat against the secular Republic and so turned against it. For instance, the military believed that the pro-Islamist Refah Partisi (Welfare Party), which led the coalition government in power between 1996 and 1997, undermined the Republic’s secular nature. As a result, the military mobilized secular actors (i.e., the media, civil society, and the judiciary) against the government.
Das Militär sieht in der AKP seit 2011 keine Gefahr mehr, weil es von der AKP gebrochen wurde, genauso auch der türkische Geheimdienst. Die AKP hat quasi den Machtkampf gegen das Militär gewonnen, ergo ist das Verhältnis zwischen dem Militär und der Religion wie früher, als man den Islam noch als einen Verbündeten gegen linke Ideologien gesehen hat. Man sieht doch die Verstrickungen der Türkei mit den Jihadisten, eben weil sie einen gemeinsamen Feind haben, die links- gerichtete PKK.

Im Abschnitt zwischen dem Verhältnis des Militärs und dem Islam wird lediglich vom starken und unabhängigen Militär gesprochen:
The military has also had issues with the ruling conservative AKP, particularly during its first term in office (2002–2007). For instance, ongoing court cases (also known as the Ergenekon trials) show that several retired and active duty military officers, including high-ranking generals were involved in
coup plots against the AKP government in 2003 and 2004. In 2007, through a message from its website, the military attempted to prevent the presidency of Abdullah Gul, the then foreign minister of the AKP government. It was believed that Gul, whose wife wears a headscarf, has roots in political Islam.
Und wo wird das gebrochene Militär nach 2011 erwähnt ?? Ja, nirgendwo...

Interessant hingegen:
Despite its stormy relations with Islamist circles, the Turkish military is still associated with Islam in some aspects. Kaplan’s ethnographic study of school textbooks displays a symbiotic relationship between the military and Islam. The textbooks view Islam as the most suitable religion for the ‘‘Turks’ spirit of warfare.’’ Kaplan further states that ‘‘both the military ethos and the Muslim faith [have] become timeless attributes of the Turkish people.’’ The textbooks present the military as ‘‘the defender of the Muslim faith.’’ It is argued that since the Turks accepted Islam, they have sacrificed themselves for it by giving millions of soldiers to the religion. Religion is also used to exalt the military and militarism. The military is defined as a ‘‘Prophet’s hearth’’ (Peygamber ocagı) and, consequently, conscription becomes a ‘‘holy’’ service. If a soldier dies, he becomes a martyr (i.e., dying on behalf of Islam) and martyrdom is exalted with a strong religious discourse. For example, it is believed that those who die in defense of the community of the faithful are guaranteed immediate access to Cennet (eternal paradise).
Religion und Militarismus sind in der Türkei eng miteinander verbunden, die These hingegen behauptet vereinfacht:
Religiosity increases/decreases promilitary attitude.
Im derzeitigen Zustand der Türkei, wo die AKP die absolute Mehrheit besitzt (bis jetzt zumindest noch) stehen das Militär und der Glaube nicht in einem Kontrast zueinander. Und selbst wenn auch die türkische Opposition, also die säkulare CHP jeden Grund sucht um gegen die AKP und seine Politik zu stänkern, gab es keinerlei Antikriegsdemos seitens der CHP bezüglich dem Krieg der türkischen Armee gegen die Kurden. Die MHP- Anhänger sind sowieso immer für eine militärische Lösung, das braucht man nicht weiter ausdiskutieren.

Eine weitere interessante These in diesem Artikel welche eigentlich den Militarismus der türkischen Gesellschaft bestätigt:
Antimilitary attitude will be stronger among left-oriented individuals...
Wo aber sind die linken türkischen Parteien ? Wieviel Prozent machen sie aus ? Fest steht das die AKP an die 40 % ausmacht, die MHP 16 %, und die kemalistisch- republikanische CHP weit über 20 %. Die CHP wird zwar von einigen Leuten als eine sozialdemokratische Bewegung eingestuft, aber das entspricht nicht der Realität, der ausgeprägte Nationalismus (einer der 6 Grundpfeiler) widerspricht der linken Ideologie.

Der Artikel schreibt richtigerweise:
In Huntington’s words, the military ethic emphasizes ‘‘the permanence, irrationality, weakness, and evil in human nature. It stresses the supremacy of society over the individual and the importance of order, hierarchy, discipline, and division of function.’’ Liberalism, on the other hand, emphasizes the reason and moral dignity of the individual. Therefore, Huntington observes that in the United States, liberalism has been hostile to military institutions, functions, and values and that the conservative approach has been more sympathetic to those concepts. Supporting this observation, Gronke and Feaver find that conservatives in the United States are more likely to have a positive image of the military.
Eben diese liberale Grundeinstellung ist in der türkischen Leitgesellschaft nicht vorzufinden. Die Türken sind mehrheitlich konservativ, das ist nicht abzustreiten. Aber es ist nicht genau der Konservatismus der Gesellschaft welche selbige militant hat werden lassen.

Ihr sogenannter wissenschaftlicher Artikel behauptet:
Beginning with trust in the military, descriptive analyses indicate that 66.2 percent of respondents fully and 18.2 percent partly trust the military, while 14.6 percent express distrust toward it. Which factors and variables account for this variance and in what way? Model I in Table 1 provides ordinal-logit regression analyses of trust in the military. The findings confirm the hypothesis that compared to Turks, Kurds are less likely to trust the Turkish military. This situation appears to be a result of the legacy of military’s fight against the PKK and pressure on Kurds living in the southeast, particularly in the 1990s. The results in model II and model III will also show that anti-Turkish military attitude is stronger among Turkey’s Kurds, which constitutes a challenge to the notion of the military nation (asker millet). However, as expected, a higher level of Turkish nationalism is associated with a higher likelihood of trust in the military.
Another factor that shapes public trust in the military is religiosity: as religiosity increases, the likelihood of confidence in the military decreases. In other words, religious individuals have less trust in the military.
Das ist doch ein Widerspruch !! Es wird behauptet das 14,6 % der Bevölkerung dem Militär nicht trauen, im selben Atemzug wird richtigerweise offenbart das es sich bei diesen misstrauischen Militärgegnern um Kurden handelt. Was bleibt dann aber übrig ? An die 66,2 % haben großes Vertrauen im Militär und 18,2 % Vertrauen im Militär. Wo wird hier bitte bewiesen das Religiösität das Misstrauen gegenüber dem Militär weckt ?? Es wird hier nur bewiesen das AKP- Anhänger zu einer Zeit wo das Militär noch säkular geprägt war und für einen Putsch gegen Erdogan bereit war misstrauisch gegenüber dem Militär waren. Das bedeutet nicht, das religiöse Türken per se gegen das Militär sind ! Das türkische Militär hat seine Wurzeln im Osmanischen Reich, es ist geprägt vom sunnitischen Islam. Die Türken feierten ihre größten militärischen Siege dank der Disziplin der Osmanen. Die starke AKP nach 2011 hat eben diesen Neoosmanismus vorangetrieben um die Türkei in eine neue "glorreiche" Zukunft zu führen. Mit einer anti- militanten Zivilgesellschaft wäre das niemals möglich gewesen !
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

apartofme hat geschrieben:Es tut nicht allzu viel zur Sache, wer etwas behauptet. Das war aber auch gar nicht die Aussage des Satzes: Es tut zur Sache, dass etwas behauptet wird, ohne dafür Belege anzubringen, die über die eigentliche Behauptung hinaus gehen. Das macht ja weder deine erste, noch deine zweite Quelle.
Ja, Ihr Artikel belegt das AKP- Anhänger einmal gegenüber dem säkularen Militär misstrauisch waren. Ist das jetzt noch der Fall ? Übrigens, der neue Generalstabchef stammt aus Kayseri :D Mit Verlaub, ich vertraue einer deutschen Tageszeitung mehr als einer türkischen Studie, die seine Gesellschaft in einem besseren Licht hinstellen möchte.

Abgesehen davon gibt es etliche wissenschaftliche Artikel über die militante türkische Gesellschaft:
http://icon.oxfordjournals.org/content/11/3/727.full
http://iiss.tandfonline.com/doi/abs/10. ... 0108449652
http://ejeps.fatih.edu.tr/docs/articles/120.pdf
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1 ... ode=fmes20

Ein interessanter Artikel hierbei: http://epu.ac.at/fileadmin/downloads/re ... ozoglu.pdf

Darin wird erwähnt:
A B ST R A C T
T h i s t h e s i s f o c u s e s o n t h e d e e p c u l t u r e o f T u r k i s h p e o p l e i n o r d e r t o a n a l y z e t h e p e r c e p t i o n o f T u r k i s h mi l i t a r y’ s r o l e , v a l u e a n d s t a t u s i n t h e T u r k i s h s o c i e t y. A l t h o u g h t h e We s t , s p e c i f i c a l l y t h e E u r o p e a n U n i o n , s e e s t h i s a s a ‘ f a i l u r e o f d e m o c r a c y’ , i n s t e a d o f a s a p a r t o f
T u r k i s h d e e p c u l t u r e , i t w i l l b e a t t e mp t e d t o s h o w t h a t t h i s s t r o n g m i l i t a r i s t i c
c h a r a c t e r i s t i c o f t h e T u r k i s h s o c i e t y i s s o c i a l l y a n d c u l t u r a l l y s t r u c t u r e d t h r o u g h m a n y y e a r s.
T h e c a s e o f T u r k i s h d e e p c u l t u r e i s a n a l y z e d w i t h n u m e r o u s d e e p c u l t u r a l e l e m e n t s a n d
h o w t h e s e m i g h t b e i n f l u e n t i a l o n T u r k e y’ s w a y t o t h e E u r o p e a n U n i o n . I n t h e c o n c l u s i o n ,
i t i s s t a t e d t h a t t h e r e h a s b e e n a l o n g m i l i t a r y t r a d i t i o n f o r T u r k s , a n d t h i s h a s b e c o m e a p a r t o f T u r k i s h c u l t u r e c o n s c i o u s l y a n d u n c o n s c i o u s l y. T h u s , t h e a c c e s s i o n t a l k s t o t h
e E u r o p e a n U n i o n h a v e t o s t a r t w i t h t h i s f r a m e w o r k , i n s t e a d o f i mp o s i n g l a w s, c o d e s a n d
r e f o r m s i n T u r k e y w i t h o u t u n d e r e s t i m a t i n g t h e d e e p c u l t u r e o f T u r k e y.
apartofme hat geschrieben:Doch. Erdogan verfolgte das Ziel, den Druck des säkular eingestellten Militärs auf die Regierung zu mäßigen und die Wahrscheinlichkeit eines Militärputsches zu verhindern. Zwar erfolgte das seinerseits nicht aus besonders heheren Motiven - die Aufhebung des militärischen Drohpotenzials gegen demokratisch gewählte Vertreter ist aber der erste Schritt hin zur freien Entfaltung von unabhängiger Zivilgesellschaft.
Aha, Erdogan ist also ein Pazifist.

Dazu ein sehr interessanter Artikel:
The flip side to this gamble, that an already AKP-wary public may see the conflict for what it is, and vote for more peaceful alternatives, may be the only way to steer Turkey away from its current collision course. In a country that prides itself on progress, everyone is currently losing. And as a result, even the infamous slant of majoritarianism in Turkish politics is undergoing a transformation into new and more vocal manifestations of nationalism and militarism. Yet after energizing the nationalist element of Turkish politics, the AKP may struggle to put the genie back in the bottle. For a party that came into power on the promise of peace with the Kurds and a diminished role of the military in Turkish society, the current conflict threatens to undo its decade-spanning political vision.
Yet arguably the critique of Erdoğan’s authoritarian style has become a trope in its own right. Instead, as every day more Turkish soldiers and policemen, not to mention the thousands of PKK militants, succumb to the already deathly toll of a conflict that since its inception has cost the lives of more than 40,000, the authoritarian whims of the current Government should no longer be dismissed as political squabbling, but as the final throes of a party that has lost its identity. Whether the AKP will be voted back into power or not, it will be unrecognizable from its original form.
On the other, it can be argued that the entry of the Kurdish-oriented HDP into Turkish parliamentary politics was so divisive a setback to the existing hierarchy, that the current conflict serves as a means by which to vilify and isolate the Kurdish vote, and as an attempt to rally the nationalist fringes of Turkish society.

Yet to start a military campaign also means allowing the Turkish military to gain significant traction. This constitutes a clear setback to the AKP, as it had been the first and only party to sideline the influence of the military in Turkish politics. As such, it would be an overgeneralization to suggest that Erdoğan and his party can simply command the nationalist vote as it pleases. Rather, as Halil M. Karaveli recently suggested in the New York Times, the current crisis with the Kurds will usher in an increased visibility of the military elite, and will make it much more difficult for the AKP to define the nationalist agenda without conceding some influence to the generals. Already the shift away from the AKP controlled intelligence services (MIT), towards an expanded role of the military, is a first indication of more to come. The effects of a strengthened military-class with an increasing stake in a continuation of the AKP Government can only bode ill for the future of democratic practice in Turkey.
The deeper issue, and the bigger gamble, is that the AKP may have transformed into a party that can no longer justify its position in times of peace – and as such will continue to exploit the deepest of divides in Turkish society, no matter what the cost. As such, the repeated western outcry against the worsening state of press freedoms in Turkey, while no doubt heartfelt, is really beside the point. It is not the lack of press freedoms that are keeping Turkey back from being a well-functioning democracy. Instead, the daily outrages are indicative of a society that has become convinced that democracy is a zero-sum game of malicious dictators, nationalist zealots, and leftist conspirators.
https://www.opendemocracy.net/julian-de ... sh-society
apartofme hat geschrieben:Ich hoffe, dass deine Mutmaßungen über die türkische Zivilgesellschaft nicht auf ähnlich wackeligen Füßen stehen, wie deine Mutmaßungen über mich. :-)

Mensch! Wenn du wissen möchtest, wie ich bestimmte Dinge sehe, kannste doch einfach nachfragen!
Also wie sehen Sie dann die türkische Zivilgesellschaft ? Etwa als eine pluralistisch liberale und weltoffene Gesellschaft ?
apartofme hat geschrieben:Die Begrenzung der Macht des Militärs unter das Primat der Politik ist in der Form, wie sie während der Verhandlungen der türkischen Regierung mit dem Militär gesehen wurde, ein ziemliches Novum - und ein Indiz auch dafür, dass hier ein Umdenken innerhalb der türkischen Gesellschaft bis hin zu den höchsten Kreisen des Militärs stattfindet.
Welches Umdenken ? Die türkische Gesellschaft ist mehr denn je hinter seiner Armee. Die türkische Zivilgesellschaft hat nicht einmal ein Problem damit das die AKP- Regierung Halsabschneider unterstützt - nur weil diese sich gegen den Feind der türkischen Nation richten - die Kurden. Die Entmachtung des Militärs war aus Sicht der Türkei vielleicht hilfreich, weil ein erneuter Putsch das Land ins Chaos getrieben hätte, aber für die Kurden an sich hat sich nichts verändert ! Sie werden weiterhin konstitutionell geleugnet und unterdrückt.
apartofme hat geschrieben:Man muss nur mal ein jüngeres Geschichtsbuch zur Hand nehmen, um nachvollziehen zu können, dass die Politik der Türkei gegenüber den eigenen Minderheiten in den letzten 15 Jahren stark gewandelt hat. Man muss das nicht zwangsläufig als besonders großartigen zivilisatorischen Fortschritt würdigen, aber man sollte Begreifen, dass die aufbegehrenden Kämpfe der Reaktion in der Regel schon immer Rückzugsgefechte waren.
Das war lediglich eine Hinhaltepolitik ! Was hat sich heute, im Jahr 2015 für die Kurden verändert ? Werden sie in der Verfassung erwähnt ? Wird Kurdisch als offizielle Amtssprache anerkannt ? Werden heute kurdische Zivilisten nicht vom türkischen Militär getötet ? erst vor kurzer Zeit schliff das türkische Militär die Leiche eines Kurden durch eine kurdische stadt. Wir schreiben das Jahr 2015 und nichts hat sich verändert ! Die wenigen Zugeständnisse seitens der Türkei haben sich die Kurden dank der PKK hart erkämpft. Ohne die PKK gäbe es heute keine kurdische Frage mehr. Erdogans erfolgreiche Politik am Anfang seiner Karriere konnte nur durch eine "sanfte Kurdenpolitik" realisiert werden, solange bis er eben seine Macht konsolidiert hatte.
apartofme hat geschrieben:Es ist der Diskussion nicht besonders förderlich, mir ständig Dinge in den Mund zu legen, die ich nie gesagt habe. Die Gülen-Bewegung stand der AKP nahe. Jetzt tut sie es nicht mehr. Die AKP hat bei den Wahlen 2011 beinahe die Hälfte der Stimmen geholt. Jetzt tut sie es nicht mehr. Das ist ein Indiz dafür, dass der Personenkult in der Gesellschaft eben auch zunehmend auf Kritik stößt.
Nein, das tut es nicht. Die AKP hat bei den letzten Wahlen knapp über 40 % erhalten. Erdogan wurde von seinen türkischen Wählern nicht abgestraft, lediglich von den Kurden ! Der Personenkult stößt nur bei den Nicht- AKP- Wählern auf Kritik. Die Mehrheit der Türken jedoch wählt weiterhin Erdogan !
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von palulu »

Wenn die türkische Gesellschaft militaristisch ist, dann will ich gar nicht wissen, was die kurdische ist. Oder, na ja, die PKK schießt ja nur mit Blumensamen und die Peshmerga ist zu fett, um überhaupt irgendetwas auf die Beine zu stellen. D.h., die kurdische Gesellschaft ist gar nicht militaristisch. :)
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

palulu » Sa 31. Okt 2015, 20:07 hat geschrieben:Wenn die türkische Gesellschaft militaristisch ist, dann will ich gar nicht wissen, was die kurdische ist. Oder, na ja, die PKK schießt ja nur mit Blumensamen und die Peshmerga ist zu fett, um überhaupt irgendetwas auf die Beine zu stellen. D.h., die kurdische Gesellschaft ist gar nicht militaristisch. :)
Na, auch mal wieder was gesagt bekennender Gutmoslem ? Viel haben Sie aber nicht zu sagen. Peshmerga ist zu fett :D Das denke ich mir auch immer, aber es zeigt eben das unsere Gesellschaft nicht militant ist.

Wie wäre es wenn Sie mal als Muslim den Koran lesen würden ? Darin steht unmissverständlich das kein Volk mehr wert ist als das andere. Auch wenn das kurdische Volk seine vielen Defizite hat, so hat es genauso das Recht zu leben und seine Identität zu wahren. Da tut es auch nichts zur Sache wenn unsere Peshmerga zu fett sind.
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Mirrorside »

Kardux » Sa 31. Okt 2015, 20:45 hat geschrieben:
Na, auch mal wieder was gesagt bekennender Gutmoslem ? Viel haben Sie aber nicht zu sagen. Peshmerga ist zu fett :D Das denke ich mir auch immer, aber es zeigt eben das unsere Gesellschaft nicht militant ist.

Wie wäre es wenn Sie mal als Muslim den Koran lesen würden ? Darin steht unmissverständlich das kein Volk mehr wert ist als das andere. Auch wenn das kurdische Volk seine vielen Defizite hat, so hat es genauso das Recht zu leben und seine Identität zu wahren. Da tut es auch nichts zur Sache wenn unsere Peshmerga zu fett sind.


es gibt da nicht viel zu sagen. Hauptsache die AKP hat gewonnen :) und der Demirtasch hat den Tritt in die Fresse bekommen.

eine sehr wichtige Analyse ist, das das Türkische Volk darunter auch die Kurden, schlicht und einfach keine rassistische Politiker haben wollen. Das Gilt für die MHp sowie für die HDP. Früher oder später wird auch der letzte verstanden haben das man in der Türkei mit Terror und Rassismus nicht weiterkommt. Herr Demirtasch und Bahceli haben diesen Tritt ordentlich verdient.

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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Kardux »

Mirrorside hat geschrieben:das das Türkische Volk darunter auch die Kurden
Forentröllchen, die Kurden sind ein eigenständiges Volk.
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Jekyll
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Re: AKP verliert absolute Mehrheit

Beitrag von Jekyll »

Kardux » Mo 2. Nov 2015, 23:14 hat geschrieben:
Forentröllchen, die Kurden sind ein eigenständiges Volk.
Das hat er doch gar nicht infrage gestellt. Türkei ist multiethnisch.

Wahlen in der Türkei haben gezeigt, dass es Kurden gibt, die im 21. Jahrhundert angekommen sind. Sie können das auch.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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