Eine Woche nach Sinn antwortete der Deutsche Bank Chefvolkswirt Folkerts-Landau in der ZEIT auf Sinn:
"Zuwanderung schafft, wie Freihandel, Gewinner und Verlierer. In beiden Fällen fließt der Nutzen zunächst eher dem Faktor Kapital als der Arbeit zu, da zusätzliche Hände den Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt verschärfen. Gesellschaftliche Errungenschaften wie soziale Sicherung und Bildungssystem geraten zunächst unter Druck, da Zuwanderer Leistungen benötigen, ohne gleich entsprechende Steuern und Versicherungsbeiträge zu erbringen. Daher müssen wohl einige der Regeln am Arbeitsmarkt und der sozialen Sicherung überprüft werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Zuwanderung in Wellen hereinbricht und nicht in einem geordneten Strom verläuft. Auf Deutschland werden daher gewaltige Integrationsanstrengungen zukommen."
Dreimal darf man raten, wie Folkerts-Landau also in Anbetracht der Tatsache, daß der Nutzen dieser Einwanderung eher dem Faktor Kapital zufließt, zu dieser Einwanderung steht...
"Weit stärker ins Gewicht fallen allerdings die enormen politischen und ökonomischen Vorteile der Zuwanderung. Diese hat das Potenzial, unsere Wirtschaft nicht nur zu erneuern, sondern über Generationen hinweg Wohlstand zu sichern. Nur durch massive Zuwanderung wird es Deutschland gelingen, langfristig seinen Lebensstandard und einen Platz unter den drei bis vier wichtigsten Ländern in der Welt zu sichern. Die Kosten der Integration sind also eine kluge Investition in die Zukunft."
So eine Überraschung...
Daß die bisher in Deutschland erfolgte durchschnittliche Einwanderung durch Menschen erfolgte, die bis heute stark unterdurchschnittlich qualifiziert sind, und stark unterdurchschnittlich am Arbeitsmarkt teilnehmen, hohe Belastungen für die Sozialsysteme und damit die Gesellschaft bedeuten, interessiert ihn nicht. "Den Faktor Kapital" belasten die Sozialsysteme nicht, die belasten den Faktor Arbeit, d.h. hauptsächlich die Arbeitnehmer. Wenn Folkerts-Landau von "Wohlstandssicherung" redet, muß man daher differenzieren... der Wohlstand der Arbeitgeber wird gesichert, der Wohlstand der Arbeitnehmer unterhölt. Folkerts-Landau ignoriert die hohen Anteile der am Arbeitsmarkt praktisch unvermittelbaren in der jetzigen Einwanderung... nicht weil er sie nicht wahrnimmt, sondern weil sie ihn nicht interessieren... die Wirtschaft pickt sich 10% oder 20% der Besten heraus, versucht, sie als Hebel für Lohnsenkungen zu verwenden, und um den Rest kümmern sich die Sozialsysteme, fertig... wenns nach ihm ginge, könnte man die sogar noch ein bischen abbauen, und alles wäre bestens.