Teeernte » So 26. Jul 2015, 17:03 hat geschrieben:
Du willst mir was vom Pferd erzählen ?
Dem Landkreis gehört die Verkehrsgesellschaft. Da sitzen die Politiker drin - um zusätzlich Gehalt zu bekommen - ohne da zu sein.
Die Takte legen die aber nicht fest, sondern die Verwaltung. Und die hat nicht so viel Handlungsspielraum, da in den meisten Ländern Mindest-Takte (je nach Einwohenr- und Schülerzahl, Entfernung, Uhrzeiten, ...) festgelegt sind. Im ländlichen Raum heißt's dann eh morgens hin und nachmittags zurück. Wir reden ja nicht von sururbanen Kleinstädten am Rande einer größeren Agglomeration.
Natürlich fahren die die Schüler - proppe voll - würde man die Kontrollieren - müsste man die sofort aus dem Verkehr ziehen.
Erstklässler mit Ranzen (12kg) auf dem Buckel im Gang ...
Die Busse fahren - wenn sie früh die Linie abfahren natürlich nicht gemeinsam - so dass der erste voll ist - und so kann man den zweiten Bus hin und wieder mal ausfallen lassen - ohne den Gästen bescheid zu sagen....
Lohnt sich ja trotzdem nicht. Man bezahlt ein VU nicht nur für die Fahrplankilometer, sondern die gesamten Nutzwagenkilometer. Keine Magie. Betrieblich ist es trotzdem ein Verlustgeschäft für die Gemeinden, egal ob die Busse freigestellt sind oder nicht. Aber darum geht's ja nicht, sondern um Mobilität. Wie jemand mal sinngemäß in einem anderen Strang sagte: Mobilität ist kein Grundrecht, aber kaum ein Grundrecht ist ohne Mobilität möglich.
Der Betriebshof ist natürlich in der Kreisstadt.. da wo die Busse dann erstmal eine Stunde zum Einsatzort fahren. Die Großstadt wird dabei NIE angefahren - denn das gibt ja keine Förderung für DIESE fahrt. OPNV ist ja REGIONAL Verkehr - die nächste Stadt gehört da nicht zu.
Dafür sind ja wiederum Verkehrsverbünde zuständig. Das PBefG verbietet doch keine Verbindungen zwischen Dorf und Großstadt, im Gegenteil. Solche Routen werden bevorzugt gefördert, damit Leute n der Stadt arbeiten und auf dem Dorf leben können, egal ob per ÖSPV oder SPNV. Gut für die Städte ist es auch, weil es Druck vom Wohnungsmarkt nimmt. Aber wie gesagt, mit "ländlicher Raum" meint niemand eine (administrativ) kleine Gemeinde, die direkt an eine Großstadt angrenzt. Scroll mal hier runter bis zur letzten Tabelle und schau, was man so unter "ländlich" findet:
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raumbeo ... ?nn=443270
....die Politik fördert - .....Arbeitsplätze .....und Wohnungsbau.
Gern noch ein Bürohaus - da wo die anderen LEER stehen.... Wohnungen - ja da gibt es Immobilien - die müssen WEG - am besten SUPERLUXUS Saniert - das gibt für die Städte ein hohen Kaufpreis.
Eigenbau ? Nö - das geht ja nun nicht - da sei das Deutsche Baurecht vor !!!! Das Baurecht - das Gemacht wurde - damit im Krieg die Häuser einen Bunker haben, und aus Stein gebaut sind....damit die Brandbomben nicht alles abbrennen.....
Die Politik schafft keine Arbeitsplätze und baut auch keine Wohnungen. Sicherlich interveniert sie aber auch nicht bei einer Baugenehmigung der Verwaltung, wenn jemand neuen Wohnraum schaffen möchte, weil mehr Menschen in Städte ziehen wollen. Bürogebäude sind ein völlig anderes Segment und haben ganz andere Anforderungen. Eine leere Immobilien mit 800m² Nutzfläche bringen einem Betrieb nichts, wenn er 1.200m² benötigt.
Selbst genutztes EFH ?? Ebenerdig ? 10 % Architekt ...19% MEhrwert...5% (im Jahr die Bank...verdoppelt den Preis in 10 Jahren)..Genehmigungen.... Grunderwerbsteuer..... Da ist schon das HALBE GELD WEG für NICHTS.
Wenn die Politik GEZIELT Zuschüsse an Arbeitskräftemangel-Standorten ausgibt - dann verschärft diese also den Konflikt.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Momentan wird bloß der ländliche Raum massiv durch Umverteilungsmechanismen auf Landes- und Bundesebene bezuschußt. Und damit sind nicht nur unterschiedliche Steuern, Pendlerpauschalen usw. ausschlaggebend, sondern direkte Investitionen. Rate mal, wo die Steuereinnahmen herkommen.
Baut man in McPomm nicht mal "Internet" ....... wird sich da keiner niederlassen. Infrastruktur - da gehört IP 100 dazu.
Nun - da kehrt sich ja nun einiges um - HOME OFFICE ist das neue Schlagwort - ....da braucht man kein Bürogebäude, keine Möbel ....muss nicht heizen und spart den Strom....
Da ist es EGAL wo Pipi Langstrumpf das HomeOffice aufschlägt. NUR die Staats/Stadt-verwaltung wird den Knall nicht hören.
So dass ich vorhersage - Bürogebäude = Fehlinvest in 10 Jahren ! LEERSTAND ! >> Verödung der Städte - durch WEGZUG der Besserbemittelten. (Nicht gleich in den "Guten LAGEN"....
) Du wirst es aber noch merken !
....und auf "Arme" und Hilfsbedürftige kannst Du in den teueren Speckgürtelgemeinden gaaaanz lange warten.
(Rotweingürtel)
Dann rate mal, warum Unternehmen -- trotz subventionierter Internetanbindung -- vom günstigen MV ins teure HH ziehen. Das liegt nicht an politischer Wirtschaftsförderung, sondern an weiteren Standortfaktoren. Und da lassen sich mit Home Office eben nicht alle ausgleichen. Immer mehr Menschen wollen ja auch bewußt in Großstädten leben, u.a. aufgrund des kulturellen Angebots, der Vielfalt an Bildungseinrichtungen, der Verkehrsanbindung auf nationaler und internationaler Ebene etc. pp. Keine seriöse Studie geht momentan davon aus, daß die aktuelle (Re-)Urbanisierung in den nächsten Jahren wieder umkehren wird. Ob Du das aber eines Tages einsehen wirst, obwohl man dies seit über 20 Jahren beobachten kann, weiß ich nicht. In Mecklenburg-Vorpommern hat man immerhin die Zeichen der Zeit erkannt und wirft nicht mehr die ganze Staatsknete in den ländlichen Raum, der so oder so massiv Einwohner verlor und noch verlieren wird. Gleichzeitig halten sich lebenswerte Städte von Wismar bis Greifswald relativ gut, ziehen junge Leute (Studenten, junge Familien, ...) und damit auch Unternehmen an. Für die Mecklenburgische Seenplatte reichen Energieproduktion, Landwirtschaft und Fremdenverkehr. Da muß man nicht Milliarden ausgeben, damit ein Industriekonzern da mal einige Jahre eine Werkbank betreibt und dann wieder geht.
PS: Home Office ist kein neues Schlagwort. Solche wilden Phantasien hatte man in den 80ern und frühen 90ern. Ist für einzelne Bereiche sinnvoll, aber das sind die wenigsten. Und Du vergißt noch immer: Die Menschen wollen ja trotzdem in die Städte ziehen, ob jung oder alt. Natürlich nicht alle, aber eben die meisten. Ist halt ein gesellschaftlicher Trend, der durch ökonomische Faktoren (Agglomerations- und Urbanisationseffekte; gerne mal googlen) bestärkt wird. Das könnte höchstens ein totalitärer Staat ändern, der die Wirtschaft abwürgt und Menschen Wohnraum gegen ihren Willen zuteilt. Ob wir so einen Staat in den nächsten Jahren bekommen?