INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Moderator: Moderatoren Forum 8

Würdet/werdet ihr eure Kinder in eine INKLUSIONSSCHULE schicken?

Umfrage endete am Do 16. Jul 2015, 14:45

Ja
12
63%
Nein
7
37%
Ich will auch mitmachen aber ich weiß nicht um was es geht
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 19
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Nathan
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INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

INKLUSIONSSCHULE - ein neues Schlagwort, aber ein altes Thema.

Die Idee dahinter ist, förderbedürftige und regelbegabte Kinder gemeinsam zu unterrichten, um Kinder mit funktionalen Störungen oder sozialen Verhaltensauffälligkeiten optimal in unsere Gesellschaft zu integrieren. Insgesamt enthält das Konzept eine humanistische Alternative zur "Wert"schätzung nach dem Leistungsprinzip und wendet ganz einfach ein Grundrecht an.

Erhoffte Vorteile und befürchtete Nachteile gibt es viele. Würdet/werdet ihr eure Kinder in eine Inklusionsschule schicken?
Bitte eine ordentliche Begründung, Formulierungen wie "...ist Mist." oder "...ist toll." sind doch immer wieder langweilig.

Hier könnte man sich vorab ein wenig informieren:

http://www.inklusion-schule.info/inklus ... usion.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Inklusive_P%C3%A4dagogik
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Provokateur
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Provokateur »

Ich glaube, das Thema hatten wir schon einmal.

http://politik-forum.eu/viewtopic.php?f=15&t=52184
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Boraiel
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Boraiel »

Nathan » Do 2. Jul 2015, 14:45 hat geschrieben:INKLUSIONSSCHULE - ein neues Schlagwort, aber ein altes Thema.

Die Idee dahinter ist, förderbedürftige und regelbegabte Kinder gemeinsam zu unterrichten, um Kinder mit funktionalen Störungen oder sozialen Verhaltensauffälligkeiten optimal in unsere Gesellschaft zu integrieren. Insgesamt enthält das Konzept eine humanistische Alternative zur "Wert"schätzung nach dem Leistungsprinzip und wendet ganz einfach ein Grundrecht an.

Erhoffte Vorteile und befürchtete Nachteile gibt es viele. Würdet/werdet ihr eure Kinder in eine Inklusionsschule schicken?
Bitte eine ordentliche Begründung, Formulierungen wie "...ist Mist." oder "...ist toll." sind doch immer wieder langweilig.

Hier könnte man sich vorab ein wenig informieren:

http://www.inklusion-schule.info/inklus ... usion.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Inklusive_P%C3%A4dagogik
Ich würde meine Kinder ausschließlich auf private christliche Schulen schicken. Sollte das dann eine Schule sein, in der auch im besonderen Maße förderbedürftige Kinder unterrichtet werden würden, dann wäre das durchaus in Ordnung. Dementsprechend wäre für mich Inklusion kein Kriterium bei der Schulwahl.
Libertas veritasque.
Lesen und verstehen: http://www.feynmanlectures.caltech.edu/I_01.html
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Nathan
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Provokateur » Do 2. Jul 2015, 14:52 hat geschrieben:Ich glaube, das Thema hatten wir schon einmal.

http://politik-forum.eu/viewtopic.php?f=15&t=52184
Oh...stimmt...sogar vom überaus geschätzten Kollegen Ranseier initiiert! Kein Zufall...

Na, macht ja nichts. Da gab es einige gute Beiträge, aber dann ist der Strang abgestorben. Falls es also der Moderation nichts ausmacht würde ich den hier gerne laufen lassen oder man hängt die Dinger irgendwie zusammen (Ich bestehe auch nicht auf der Umfrage, oder lassen sich hier Stränge mit Umfrage an einen anderen dranhängen?).
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Nathan
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Boraiel » Do 2. Jul 2015, 14:57 hat geschrieben: Ich würde meine Kinder ausschließlich auf private christliche Schulen schicken. Sollte das dann eine Schule sein, in der auch im besonderen Maße förderbedürftige Kinder unterrichtet werden würden, dann wäre das durchaus in Ordnung. Dementsprechend wäre für mich Inklusion kein Kriterium bei der Schulwahl.
Die Sachlage wäre aber eher, dass förderbedürftige Kinder, oder nennen wir mal das Kind beim bösen umgangssprachlichen Wort "behinderte Kinder" in einer Gruppe mit regelbegabten Kindern (fälschlich immer gerne "normale Kinder" genannt) unterrichtet werden, also innerhalb ein und derselben Gruppe und nicht nur im gleichen Schulgebäude. Gilt deine Aussage auch für diese Situation?
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ThorsHamar
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von ThorsHamar »

Nathan » vor 6 Minuten hat geschrieben:
Die Sachlage wäre aber eher, dass förderbedürftige Kinder, oder nennen wir mal das Kind beim bösen umgangssprachlichen Wort "behinderte Kinder" in einer Gruppe mit regelbegabten Kindern (fälschlich immer gerne "normale Kinder" genannt) unterrichtet werden, also innerhalb ein und derselben Gruppe und nicht nur im gleichen Schulgebäude. Gilt deine Aussage auch für diese Situation?
Bei körperlicher Behinderung mit physischer Möglichkeit zu Kommunikation ist die gemeinsame Schulbildung überhaupt kein Problem, solange die technischen Voraussetzungen im Schulgebäude vorhanden sind.
Es lernen dabei übrigens "beide Seiten" etwas über Sozialisation und Normalität.
Bei geistiger Behinderung sieht das anders aus.
Hier kann bei gemeinsamem Unterricht nur eine relativ kleine gemeinsame Schnittmenge von Lehrstoff gefunden werden, so dass in jedem Fall (auch ) separierter Unterricht stattfinden muss.
Zuletzt geändert von ThorsHamar am Do 2. Jul 2015, 15:38, insgesamt 1-mal geändert.
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relativ
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von relativ »

ThorsHamar » Do 2. Jul 2015, 14:38 hat geschrieben:
Bei körperlicher Behinderung mit physischer Möglichkeit zu Kommunikation ist die gemeinsame Schulbildung überhaupt kein Problem, solange die technischen Voraussetzungen im Schulgebäude vorhanden sind.
Es lernen dabei übrigens "beide Seiten" etwas über Sozialisation und Normalität.
Bei geistiger Behinderung sieht das anders aus.
Hier kann bei gemeinsamem Unterricht nur eine relativ kleine gemeinsame Schnittmenge von Lehrstoff gefunden werden, so dass in jedem Fall (auch ) separierter Unterricht stattfinden muss.
Dazu kommt noch, daß im ausreichenden Maße geschulte Lehrkörper verhanden seien sollten, denn daran mangelt es zur Zeit.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Boraiel
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Boraiel »

Nathan » Do 2. Jul 2015, 15:22 hat geschrieben:
Die Sachlage wäre aber eher, dass förderbedürftige Kinder, oder nennen wir mal das Kind beim bösen umgangssprachlichen Wort "behinderte Kinder" in einer Gruppe mit regelbegabten Kindern (fälschlich immer gerne "normale Kinder" genannt) unterrichtet werden, also innerhalb ein und derselben Gruppe und nicht nur im gleichen Schulgebäude. Gilt deine Aussage auch für diese Situation?
Ja, so habe ich das gemeint. Aber es stimmt, ich habe das nicht so klar herausgestellt. Ich hätte kein Problem, damit wenn förderbedürftige Kinder mit regelbegabten zusammen in einer Klasse unterrichtet werden.
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Lesen und verstehen: http://www.feynmanlectures.caltech.edu/I_01.html
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Boraiel » Do 2. Jul 2015, 15:44 hat geschrieben: Ja, so habe ich das gemeint. Aber es stimmt, ich habe das nicht so klar herausgestellt. Ich hätte kein Problem, damit wenn förderbedürftige Kinder mit regelbegabten zusammen in einer Klasse unterrichtet werden.
Freut mich. Klare Statements dieser Art sind nicht so häufig wie man das in einem selbsternannten Hochkulturland erwarten würde. Hast du noch ein paar aufmunternde Worte zur Begründung und ist das einfach ein Zeichen für eine allgemein tolerante Grundeinstellung (was ja auch schon nicht so schlecht wäre...)?
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Boraiel
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Boraiel »

Nathan » Do 2. Jul 2015, 15:54 hat geschrieben:
Freut mich. Klare Statements dieser Art sind nicht so häufig wie man das in einem selbsternannten Hochkulturland erwarten würde. Hast du noch ein paar aufmunternde Worte zur Begründung und ist das einfach ein Zeichen für eine allgemein tolerante Grundeinstellung (was ja auch schon nicht so schlecht wäre...)?
Das ist ein Zeichen für eine tolerante und verständnisvolle Einstellung gegenüber Benachteiligten, insbesondere solchen Kindern.
Ich sehe diese als genauso Teil der menschlichen Gemeinschaft an wie jedes andere Kind.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Meereen »

Ein ganz klares Ja zur Inklusion, in vielen anderen Ländern klappt es doch auch. Ein derart gegliedertes Förderschulsystem wie in Deutschland ist beispiellos.
Selbstverständlich kostet das Zeit, Geld, Personal und oft genug auch Nerven, aber warum sollte man an der Bildung von Kindern sparen?
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von frems »

Entgegen der landläufigen Meinung bewerten Eltern die Inklusion von Behinderten in Schulen gut. Dennoch bleiben sie skeptisch. Grundsätzlich halten sie die Förderschulen für die bessere Alternative.
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... usion.html

Kann natürlich daran liegen, daß Inklusions-Schulen häufig finanzielle Anreize erhielten und dadurch allen Schülern einen besseren Unterricht bieten können. Aber zur Frage: würde ich schicken, wenn das Kind möchte und die Schule halbwegs erreichbar ist. Für so wichtig halte ich das nicht. Ich war selbst ein Jahr auf einer Inklusionsschule. Etwas anstregend gelegentlich, aber insgesamt eher unbedeutend.
Labskaus!

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Nathan
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

ThorsHamar » Do 2. Jul 2015, 15:38 hat geschrieben:
Bei körperlicher Behinderung mit physischer Möglichkeit zu Kommunikation ist die gemeinsame Schulbildung überhaupt kein Problem, solange die technischen Voraussetzungen im Schulgebäude vorhanden sind.
Es lernen dabei übrigens "beide Seiten" etwas über Sozialisation und Normalität.
Bei geistiger Behinderung sieht das anders aus.
Hier kann bei gemeinsamem Unterricht nur eine relativ kleine gemeinsame Schnittmenge von Lehrstoff gefunden werden, so dass in jedem Fall (auch ) separierter Unterricht stattfinden muss.
Danke für die ruhige Stellungnahme. es gibt aber eine Korrektur: Unterschätze körperliche Einschränkungen nicht. Diewse können den gemeinsamen Unterricht mehr belasten als kognitive Defizite.

Was die kleine gemeinsame Schnittmenge an Lehrstoff betrifft - ja, das ist natürlich genau so, aber es gibt Auswege. Grundsätzlich muss man ja der Gefahr begegnen, die regelbegabten Kinder nicht zu unterfordern. Diese sind aber auch selbst keineswegs eine homogene Masse, sondern "regelbegabt" bedeutet eigentlich nur den Sprung über eine gewisse Schwelle geistiger Kapazität, die somit nach unten, aber nicht nach oben begrenzt ist. Auch in einer herkömmlichen Schule wird der Unterricht keineswegs jedem Kind gerecht, da gibt es ganz erhebliche Abweichungen der Leistungsfähigkeit und der Leistungsbereitschaft die mit einem identischen Leistungsdruck beaufschlagt werden. Auch dieses Verfahren ist schon unhumanistisch, nicht auf den Menschen bezogen sondern auf ein gewünschtes Ergebnis. Die Industrie beeinflusst die Lehrpläne bereits ab der Grundstufe, von Berufs- und technikerschulen, sowie Universitäten ganz zu schweigen.
Es kommt unbedingt darauf an, einen bestimmten Lernstoff individuell aufzubereiten. Dazu braucht es kleine Klassen (man sagt bei 15 Kindern, davon 3 förderungsbedürftige, wäre das Optimum erreicht) und eine deutlich größere zahl an speziell ausgebildeten Pädagogen.

Inklusion bedeutet also noch viel mehr als nur Toleranz und Integration. Hier prallen zwei grundsätzlich verschiedene Gesellschaftssysteme aufeinander. Einmal ist das unser kapitalistisches System mit seiner konsequent leistungsorientierten Ausrichtung und einmal ist es die Inklusion mit ihrer konsequenten Ausrichtung auf das Individuum. Inklusion teilt sich ein ganz wesentliches Element einer anarchischen Gesellschaft, nämlich den Kernsatz "Jeder nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen". Diesen Zusammenprall der totalen Gegensätze muss man sich bewusst machen. Inklusion ist gerade KEIN "Gutmenschen" Projekt sondern ein hoch anspruchsvolles Gegenkonzept zum vorherrschenden Gesellschaftssystem und erfordert ein vielfaches Umdenken und eine sehr gewissenhafte Ausbildung der Lehrkräfte.

Der immense Vorteil ist nämlich nicht nur die bessere Förderung der tatsächlich Förderungsbedürftigen, sondern auch die bessere Förderung der höherbegabten, denn auch auf deren in dem Fall überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit wird besser eingegangen.

Kein Anlass zur Romantik, sondern harte Arbeit.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Boraiel » Do 2. Jul 2015, 15:44 hat geschrieben: Ja, so habe ich das gemeint. Aber es stimmt, ich habe das nicht so klar herausgestellt. Ich hätte kein Problem, damit wenn förderbedürftige Kinder mit regelbegabten zusammen in einer Klasse unterrichtet werden.
Ich mach's kurz. Ich auch nicht.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Nathan
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

frems » Do 2. Jul 2015, 16:24 hat geschrieben: http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... usion.html

Kann natürlich daran liegen, daß Inklusions-Schulen häufig finanzielle Anreize erhielten und dadurch allen Schülern einen besseren Unterricht bieten können. Aber zur Frage: würde ich schicken, wenn das Kind möchte und die Schule halbwegs erreichbar ist. Für so wichtig halte ich das nicht. Ich war selbst ein Jahr auf einer Inklusionsschule. Etwas anstregend gelegentlich, aber insgesamt eher unbedeutend.
das würde ich so mal nicht sehen. Natürlich ist ein Jahr nicht ausreichend um signifikante Charaktermerkmale zu prägen, aber zumindest in deinem Fall scheint es einen Trend zur Weltoffenheit, gedankliche Großzügigkeit und Sozialkompetenz ausgelöst zu haben oder war das alles vielleicht schon vorher da...*gg
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Provokateur »

Meine Meinung hat sich nicht geändert:
Provokateur » Mi 25. Feb 2015, 08:06 hat geschrieben:Ich denke, die körperliche Behinderung steht hier nicht zur Diskussion, dass das die Beschulbarkeit nicht einschränkt, dürfte hier konsensfähig sein. Man möge mir widersprechen, wenn dem nicht so ist.

Bei geistigen Einschränkungen spielen sicherlich Grad und Art eine Rolle. Nehmen wir Autisten. "Sozial blinde" Menschen, die nicht unbedingt "dumm" sind, die teilweise bemerkenswerte Partikularfähigkeiten haben, die aber aufgrund ihrer Einschränkung nicht klassisch beschulbar sind, weil sie das soziale Miteinander nicht verstehen und Macht- sowie Rangspiele in einer Klassengemeinschaft einfach nicht mitspielen, weil sie es nicht können.
Wenn diese nicht begleitet werden, werden sie ständig zum Dauer-Omega, die Schule wird zu einer traumatischen Erfahrung.

Ich denke, diese Begleitung, dieser Schutz, das muss bei Inklusion sichergestellt sein und ist zugleich ihre größte Schwäche. Eine solche Begleitung kann nämlich nur durch ausgebildetes Personal sichergestellt werden. Ein solcher Begleiter wird Partizipation seines Schützlings einfordern, sowohl im Unterrichtsgeschehen als auch in Pausen. Diese eingeforderte Partizipation in sozialen Belangen bleibt aber artifiziell, da Kinder und Jugendliche sich nun einmal Räume suchen, in denen sie nicht unter Aufsicht stehen (aus verschiedenen Gründen, einer ist Emanzipation).
Daraus können wir zwei Dinge ableiten:
1) Soziales Erleben für den oder die Inkludierten bleibt unecht
2) Echtes soziales Erleben, ohne Schutz, hat das Potential, traumatisch zu sein.

Kann man das auflösen?
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Meereen » Do 2. Jul 2015, 16:13 hat geschrieben:Ein ganz klares Ja zur Inklusion, in vielen anderen Ländern klappt es doch auch. Ein derart gegliedertes Förderschulsystem wie in Deutschland ist beispiellos.
Selbstverständlich kostet das Zeit, Geld, Personal und oft genug auch Nerven, aber warum sollte man an der Bildung von Kindern sparen?
Allerdings. Kinder bilden unsere Zukunft und wenn ich denke, dass bereits die Rechtsradikalen das absolut begriffen haben und ihre ideologische Arbeit unter dem hübschen Deckmantel freundlicher Nachbarschaftshilfe verrichten, wird mir übel. Höchste Zeit gegenzusteuern und meine Kinder im Sinn eines modernen Humanismus erziehen bedeutet das für mich.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Meereen »

Provokateur » Mi 25. Feb 2015, 08:06 hat geschrieben:Ich denke, die körperliche Behinderung steht hier nicht zur Diskussion, dass das die Beschulbarkeit nicht einschränkt, dürfte hier konsensfähig sein. Man möge mir widersprechen, wenn dem nicht so ist.
Nicht wirklich, stark körperbehinderte Menschen sind darauf angewiesen, dass die Schule barrierefrei ist, sie müssen sich teilweise auf Medikamentengabe (und die Überwachung, dass dabei auch alles glatt läuft) verlassen, je nach Schwere der Körperbehinderung gibt es Probleme mit der richtigen Lagerung und Spastiken oder Ähnliches lassen den Unterrichtsalltag auch nicht reibungslos verlaufen.
Nehmen wir Autisten. "Sozial blinde" Menschen, die nicht unbedingt "dumm" sind, die teilweise bemerkenswerte Partikularfähigkeiten haben, die aber aufgrund ihrer Einschränkung nicht klassisch beschulbar sind, weil sie das soziale Miteinander nicht verstehen und Macht- sowie Rangspiele in einer Klassengemeinschaft einfach nicht mitspielen, weil sie es nicht können.
Je nach Schwere des Autismus ist das erlernbar, zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Daraus können wir zwei Dinge ableiten:
1) Soziales Erleben für den oder die Inkludierten bleibt unecht
2) Echtes soziales Erleben, ohne Schutz, hat das Potential, traumatisch zu sein.

Kann man das auflösen?
Inwiefern es unecht ist, weiß ich nicht. Selbstverständlich ist es unterstützt, aber das mindert ja nicht die Echtheit des Erlebten, es ist schlichtweg anders. Außerdem arbeiten Integrationshelfer ja auch stets gegen sich, so dass mit zunehmender Kompetenz das Kind auch alleine gelassen werden kann. Es gibt da diesen schönen Gemeinplatz, so viel wie nötig, so wenig wie möglich, der hier wohl greift.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von frems »

Nathan » Do 2. Jul 2015, 16:41 hat geschrieben:
das würde ich so mal nicht sehen. Natürlich ist ein Jahr nicht ausreichend um signifikante Charaktermerkmale zu prägen, aber zumindest in deinem Fall scheint es einen Trend zur Weltoffenheit, gedankliche Großzügigkeit und Sozialkompetenz ausgelöst zu haben oder war das alles vielleicht schon vorher da...*gg
Nö, mir gingen die Klassenkameraden auf den Sack, die mal Tische umwarfen oder sich an Türen klammerten, um dann mit ihnen zu reden. Sah jeder so, auch wenn jedem klar war, daß man nichts löst, wenn man "ungewünschte" Mitschüler einfach ans andere Ende der Straße verfrachtet. Die Hauptsorgen waren aber andere, die man als Schüler hatte. Gibt ja auch ätzende "normale" Schüler ohne Förderungsbedarf. Am schlimmsten war so'n iranisches Diplomatenkind, das immer Kreide in der Pause geklaut hat. Kam dann der Lehrer und stellte bestürzt fest, daß nichts da ist, sprang der Perser ein und meinte, er hätte noch welche dabei. Wär fast der erste Mensch geworden, den ich verpetzt hätte. :mad:

Nee, aber ehrlich. Es war, wie gesagt, gelegentlich anstregend, aber es waren ja genug Lehrer da. Ist einer ausgeflippt, was auch nicht täglich passiert, war die Situation wieder schnell beruhigt und man konnte normal weitermachen. Die Aufregung kann ich daher nicht nachvollziehen. Es wurden ja keine Klausuren in ihrem Anspruch geändert oder so. Und Rollstuhlfahrer sind ja sowieso kein Problem. Die gehörten eher zu den Leistungsstarken. Und ob die, die eher psychische Einschränkungen haben, einen Abschluß machten, weiß ich gar nicht mehr. Die waren eh mal hie und mal da in verschiedenen Klassen.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Billie Holiday »

In meiner Tochters Klasse ist ein Autist mit Begleitperson.
Der Junge wird schnell aggressiv und schmeißt Bücher durch die Gegend, wenn er nicht mitkommt. Den Mädchen gegenüber neigt er auch dazu, aggressiv zu sein.
Beide Seiten haben in diesem einen Fall keine erkennbaren Vorteile, der Junge ist in den Pausen allein. Der Wunsch, dass sich die "normalen" Schüler seiner annehmen, hat sich nicht erfüllt.

Dennoch sehe ich grundsätzlich mehr Vor- als Nachteile und würde meine Kinder immer in eine Inklusionsschule schicken.
Im wahren Leben wird man auch mit allen möglichen unterschiedlichen Menschen konfrontiert und muß mit ihnen klarkommen und jeden in seiner Individualität akzeptieren.

Dass immer noch diskutiert wird, ob Körperbehinderte ohne geistige Einschränkungen in normalen Schulen unterrichtet werden, ist ein Armutszeugnis.

Dass jemand mit Down Syndrom aufs Gymnasium soll, finde ich lächerlich. Was kann er, was ein Real- oder Hauptschüler nicht kann?
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Provokateur »

Meereen » Do 2. Jul 2015, 16:55 hat geschrieben:
Je nach Schwere des Autismus ist das erlernbar, zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Klar, leichte Asperger haben es da nicht so schwer wie andere Autisten, weil sie sich mit der Zeit "Regeln des sozialen Zusammenlebens" zurechtlegen. Nur bei ungewohnten sozialen (Extrem)Situationen verkriechen sie sich schon mal unterm Tisch. :)

Meereen » Do 2. Jul 2015, 16:55 hat geschrieben: Inwiefern es unecht ist, weiß ich nicht. Selbstverständlich ist es unterstützt, aber das mindert ja nicht die Echtheit des Erlebten, es ist schlichtweg anders. Außerdem arbeiten Integrationshelfer ja auch stets gegen sich, so dass mit zunehmender Kompetenz das Kind auch alleine gelassen werden kann. Es gibt da diesen schönen Gemeinplatz, so viel wie nötig, so wenig wie möglich, der hier wohl greift.
Das mag so lange gehen, wie das Kind die Regeln der sozialen Hackordnung begreift. Aber zum Beispiel Leute mit Trisomie-21...die sind fast immer freundlich, wenn auch manchmal in ihren Handlungen etwas erratisch. Sie gelten als sonnige Gemüter. Was aber passiert mit so einem Kind, wenn es sich nun auf einmal den heimlichen Anfeindungen eines Klassenkameraden ausgesetzt sieht? Weil es besonders gefördert wird? Weil es mehr Unterstützung bekommt?
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Provokateur » Do 2. Jul 2015, 16:48 hat geschrieben:Meine Meinung hat sich nicht geändert:
Guter kleiner Aufsatz, Respekt. Er berührt nämlich tatsächliche Schwierigkeiten, mit denen man umgehen muss. "Emanzipation" ist ein ganz wichtiges pädagogisches Ziel, besonderes der Inklusion. Der Zielerreichung steht hier natürlich die Notwendigkeit der Überwachung entgegen, die zum Schutz des Kindes, aber auch zum Schutz des Umfelds erforderlich ist. Gerade Autisten bedeuten hier eine deutlich größere Herausforderung als z.B. Kinder mit Down-Syndrom.
Eine umfangreiche Einarbeitung aller beteiligten Erwachsenen und eventueller Geschwister ist Grundvoraussetzung. Erforderlich sind räumliche Voraussetzungen, Ausbildung der Pädagogen und eine Zuordnung von mindestens zwei Lehrkräften pro Klasse (15 Schüler).
Die Partizipation an der Erlebniswelt eines autistischen Kindes ist schwierig. Dennoch gibt es auch hier einen starken emotionalen "VPN-Tunnel", einen privaten Zugangskanal, den sich ein Pädagoge bei einem solchen Kind erarbeiten kann. Dadurch entsteht Vertrauen und Vertrauen bedeutet emotional erlebten Schutz, auch wenn dieser nicht real wahrgenommen wird weil er bestenfalls nicht erforderlich ist.

Widersprechen muss ich beim Thema "körperliche Behinderung". Diese Form der Einschränkung steht sehr wohl zur Diskussion, so wie alle anderen auch. Vergessen wir nicht die sogenannte "Verhaltensauffälligkeit", die weder eine geistige, noch eine körperliche Behinderung als Ursache hat, sondern schwere Erziehungsfehler. Auch solche Kinder müssen inkludiert werden

Ziel ist es, einfach diese Unterscheidungen nicht mehr zu treffen. Schön, aber reine Illusion, wäre es natürlich, wenn auch die abwertenden Begriffe verschwinden würden und wir einfach von kindlichen Individuen sprechen könnten, die jedes einzelne eine besondere Ansprache und Bildungsbegleitung erfordert.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Meereen »

Das mag so lange gehen, wie das Kind die Regeln der sozialen Hackordnung begreift. Aber zum Beispiel Leute mit Trisomie-21...die sind fast immer freundlich, wenn auch manchmal in ihren Handlungen etwas erratisch. Sie gelten als sonnige Gemüter. Was aber passiert mit so einem Kind, wenn es sich nun auf einmal den heimlichen Anfeindungen eines Klassenkameraden ausgesetzt sieht? Weil es besonders gefördert wird? Weil es mehr Unterstützung bekommt?
Sonnige Gemüter ist aber auch ein Vorurteil, das ich so nicht bestätigen kann.
Ich hatte Probleme der Art öfter, da in der Schule, in der ich gearbeitet habe, ein Kind mit Down-Syndrom (11, 4. Klasse) ab und an mal von den "coolen" Kids subtil beleidigt wurde aufgrund seiner Förderbedürfigkeit. Man hat gemerkt, dass das weh tat, aber das Verständnis ist da schon drin gewesen, dass es unfair war und nicht ernst gemeint (ist aber auch individuell, die war eigentlich ganz fit, nur eben das Intelligenzniveau hoffnungslos hinterher).
Mit solchen Anfeindungen haben ja auch ganz "normale" Kinder zu kämpfen, das hat immer etwas mit den persönlichen Ressourcen zu tun, die sind von so einer Behinderung weitgehend unabhängig. Und, zynisch gesprochen, manche kriegen das auch gar nicht mit, wenn das IQ-Level eben entsprechend weit unten ist.
Ich denke aber, dass eine bundesweite Inklusion und der Wegfall des Klassendenkens schon dabei helfen wird, solche Anfeindungen einzudämmen. Wo es normal ist, dass man auch mit solchen Kindern zu tun hat, kommen weniger Vorurteile auf .
Zuletzt geändert von Meereen am Do 2. Jul 2015, 17:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Provokateur » Do 2. Jul 2015, 17:09 hat geschrieben:
Klar, leichte Asperger haben es da nicht so schwer wie andere Autisten, weil sie sich mit der Zeit "Regeln des sozialen Zusammenlebens" zurechtlegen. Nur bei ungewohnten sozialen (Extrem)Situationen verkriechen sie sich schon mal unterm Tisch. :)




Das mag so lange gehen, wie das Kind die Regeln der sozialen Hackordnung begreift. Aber zum Beispiel Leute mit Trisomie-21...die sind fast immer freundlich, wenn auch manchmal in ihren Handlungen etwas erratisch. Sie gelten als sonnige Gemüter. Was aber passiert mit so einem Kind, wenn es sich nun auf einmal den heimlichen Anfeindungen eines Klassenkameraden ausgesetzt sieht? Weil es besonders gefördert wird? Weil es mehr Unterstützung bekommt?
Bekommt es eben im Idealfall und wenn die Inklusion im Ganzen begriffen und gelebt wird nicht. Es bekommt nicht mehr Aufmerksamkeit und mehr Förderung sondern andere Aufmerksamkeit und andere Förderung. Der echte Pfiff an der ganze Sache ist wirklich die ganzheitliche Sicht, ohne auch nur den kleinsten Wertmaßstab zuzulassen. Schwierig, sicher, aber sicher auch machbar.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Billie Holiday »

Inklusion ab Kindergarten dürfte ein sehr erfolgversprechender Weg sein, die Kinder wachsen praktisch damit auf.
Dazu gehören aber gut ausgebildete Erzieher (m/w).
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Meereen » Do 2. Jul 2015, 17:14 hat geschrieben:
Sonnige Gemüter ist aber auch ein Vorurteil, das ich so nicht bestätigen kann.
Ich hatte Probleme der Art öfter, da in der Schule, in der ich gearbeitet habe, ein Kind mit Down-Syndrom (11, 4. Klasse) ab und an mal von den "coolen" Kids subtil beleidigt wurde aufgrund seiner Förderbedürfigkeit. Man hat gemerkt, dass das weh tat, aber das Verständnis ist da schon drin gewesen, dass es unfair war und nicht ernst gemeint (ist aber auch individuell, die war eigentlich ganz fit, nur eben das Intelligenzniveau hoffnungslos hinterher).
Mit solchen Anfeindungen haben ja auch ganz "normale" Kinder zu kämpfen, das hat immer etwas mit den persönlichen Ressourcen zu tun, die sind von so einer Behinderung weitgehend unabhängig. Und, zynisch gesprochen, manche kriegen das auch gar nicht mit, wenn das IQ-Level eben entsprechend weit unten ist.
Ich denke aber, dass eine bundesweite Inklusion und der Wegfall des Klassendenkens schon dabei helfen wird, solche Anfeindungen einzudämmen. Wo es normal ist, dass man auch mit solchen Kindern zu tun hat, kommen weniger Vorurteile auf .
Ganz genau. Irgendwelche Inklusionsinseln zu bilden wie z.B. Waldorf-Paradiese, die in einer Art Paralleluniversum geführt werden und zum Teil elitärere Affen hervorbringen als eine britisches Eliteuni ist nicht Gegenstand der Inklusion, sondern Inklusion bedeutet einen ganzheitlichen gesellschaftlichen Ansatz, ein System von Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Schulsystem, dass dem klassischen Leistungsprinzip ein konsequent humanistisches Prinzip an die Seite stellt. ich sage bewusst "an die Seite" und nicht wie es sich anbietet "dagegen" weil "dagegen nichts bringt. Unsere Gesellschaft wird nun mal vom Kapitalismus dominiert, ist darauf ausgerichtet und würde ohne auch nicht mehr funktionieren. Immerhin bezahlt auch der Kapitalismus die Inklusion...:-)
Rein gedanklich wäre natürlich eine logische und konsequente Fortführung des Inklusionsgedankens auch eine Inklusionsgesellschaft, ein wesentlich akzeptierterer Begriff als "macht- und herrschaftsfreie Gesellschaft" ("Anarchie"), wenn auch nicht völlig deckungsgleich.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Billie Holiday » Do 2. Jul 2015, 17:18 hat geschrieben:Inklusion ab Kindergarten dürfte ein sehr erfolgversprechender Weg sein, die Kinder wachsen praktisch damit auf.
Dazu gehören aber gut ausgebildete Erzieher (m/w).
Konsequent zu Ende gedacht beginnt Inklusion schon vorher, bei den ersten sozialen Kontakten außerhalb der Familie überhaupt. Nicht vergessen werden dürfen auch Mütter und/oder Väter z.B. mit (leichterem) Downsyndrom.

Gut ausgebildete Erzieher sind natürlich die Basis des Erfolgs. Dazu passen glückvolle, erstaunliche Phänomene wie z.B. ein spürbarer Anstieg der sozialen Stellung der Erzieher, gerade auch wegen des aktuellen Streiks, der im Gegensatz z.B. zum Lokführerstreik auf viel Verständnis seitens der betroffenen Eltern trifft.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Billie Holiday »

Nathan » Do 2. Jul 2015, 17:31 hat geschrieben:
Konsequent zu Ende gedacht beginnt Inklusion schon vorher, bei den ersten sozialen Kontakten außerhalb der Familie überhaupt. Nicht vergessen werden dürfen auch Mütter und/oder Väter z.B. mit (leichterem) Downsyndrom.

Gut ausgebildete Erzieher sind natürlich die Basis des Erfolgs. Dazu passen glückvolle, erstaunliche Phänomene wie z.B. ein spürbarer Anstieg der sozialen Stellung der Erzieher, gerade auch wegen des aktuellen Streiks, der im Gegensatz z.B. zum Lokführerstreik auf viel Verständnis seitens der betroffenen Eltern trifft.
Netter Gedanke.
Mir sind keine Eltern bekannt, die ihre gesunden Kinder absichtlich mit geistig behinderten zusammenführen.
Der Wunsch ist, dass Kinder zusammen spielen, am besten gleichaltrige.
Nun wollen wir mal nicht zu euphorisch und naiv sein. ;)
Es ist nicht so, dass plötzlich alle Eltern ihre große Liebe zu geistig Behinderten entdecken.
Deshalb Inklusion ab Kindergarten oder Grundschule.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von ThorsHamar »

Nathan » Heute 15:30 hat geschrieben: Danke für die ruhige Stellungnahme. es gibt aber eine Korrektur: Unterschätze körperliche Einschränkungen nicht. Diewse können den gemeinsamen Unterricht mehr belasten als kognitive Defizite.

Was die kleine gemeinsame Schnittmenge an Lehrstoff betrifft - ja, das ist natürlich genau so, aber es gibt Auswege. Grundsätzlich muss man ja der Gefahr begegnen, die regelbegabten Kinder nicht zu unterfordern. Diese sind aber auch selbst keineswegs eine homogene Masse, sondern "regelbegabt" bedeutet eigentlich nur den Sprung über eine gewisse Schwelle geistiger Kapazität, die somit nach unten, aber nicht nach oben begrenzt ist. Auch in einer herkömmlichen Schule wird der Unterricht keineswegs jedem Kind gerecht, da gibt es ganz erhebliche Abweichungen der Leistungsfähigkeit und der Leistungsbereitschaft die mit einem identischen Leistungsdruck beaufschlagt werden. Auch dieses Verfahren ist schon unhumanistisch, nicht auf den Menschen bezogen sondern auf ein gewünschtes Ergebnis. Die Industrie beeinflusst die Lehrpläne bereits ab der Grundstufe, von Berufs- und technikerschulen, sowie Universitäten ganz zu schweigen.
Es kommt unbedingt darauf an, einen bestimmten Lernstoff individuell aufzubereiten. Dazu braucht es kleine Klassen (man sagt bei 15 Kindern, davon 3 förderungsbedürftige, wäre das Optimum erreicht) und eine deutlich größere zahl an speziell ausgebildeten Pädagogen.

Inklusion bedeutet also noch viel mehr als nur Toleranz und Integration. Hier prallen zwei grundsätzlich verschiedene Gesellschaftssysteme aufeinander. Einmal ist das unser kapitalistisches System mit seiner konsequent leistungsorientierten Ausrichtung und einmal ist es die Inklusion mit ihrer konsequenten Ausrichtung auf das Individuum. Inklusion teilt sich ein ganz wesentliches Element einer anarchischen Gesellschaft, nämlich den Kernsatz "Jeder nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen". Diesen Zusammenprall der totalen Gegensätze muss man sich bewusst machen. Inklusion ist gerade KEIN "Gutmenschen" Projekt sondern ein hoch anspruchsvolles Gegenkonzept zum vorherrschenden Gesellschaftssystem und erfordert ein vielfaches Umdenken und eine sehr gewissenhafte Ausbildung der Lehrkräfte.

Der immense Vorteil ist nämlich nicht nur die bessere Förderung der tatsächlich Förderungsbedürftigen, sondern auch die bessere Förderung der höherbegabten, denn auch auf deren in dem Fall überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit wird besser eingegangen.

Kein Anlass zur Romantik, sondern harte Arbeit.

Natürlich. Wo ist jetzt die "Korrektur" ? ;)
Ich wollte bloss keinen Roman schreiben.
Mit "kein Problem" meinte ich selbstredend den Kontext Inklusion mit den bekannten und lösbaren Problematiken und nicht einfach und beliebig "kein Problem".
Deine Ausführungen teile ich voll und ganz.
Ich unterschätze die verschiedenen Handycaps nämlich überhaupt nicht, denn ich habe da praktische Erfahrungen, sowohl beruflich, ehrenamtlich und im Freundeskreis in der täglichen Praxis.

PS: Meine "Stellungnahmen" sind immer ruhig und einfach nur den "Stellungnahmen" meines Gegenüber adäquat verfasst. :cool:
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Billie Holiday » Do 2. Jul 2015, 17:38 hat geschrieben:

Mir sind keine Eltern bekannt, die ihre gesunden Kinder absichtlich mit geistig behinderten zusammenführen.
Ich sähe es schon als Fortschritt, wenn es nicht absichtlich verhindert wird ....
Das entspräche auch einer Definition von "Normalität"
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Billie Holiday »

3x schwarzer Kater » Do 2. Jul 2015, 20:21 hat geschrieben:
Ich sähe es schon als Fortschritt, wenn es nicht absichtlich verhindert wird ....
Das entspräche auch einer Definition von "Normalität"
Das ist völlig richtig.

Meine beste Freundin arbeitet seit über 30 Jahren mit geistig Behinderten. Frag sie mal, wer da zu Besuch kommt und wer nicht. Auch wenn's nicht schön ist: es gibt nunmal sehr große Berührungsängste. Eltern schicken ihre Kleinkinder dorthin, wo sie glauben, ihre Kinder zu fördern. Da steht das behinderte Kind wohl eher hinten auf der Wunschliste.

Deshalb bin ich ja für Inklusion im Kindergarten. Die Vorteile überwiegen einfach.
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Beitrag von Cloudfox »

Inklusion ist eine *win-win* Situation, alle profitieren. :thumbup:
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Beitrag von Demolit »

Genau..in den Kindergarten als erste pädagogische Anluafstation gehört Inklusion zum Muss. Danach ...chacun a sa capacité..

Da in unsere Nivellierungswelt von der Grundschule bis zur Uni nur Gutmeinende, ohne jegliche zukunftsträchtige Dimension das Aufstellen haben....müssen wird uns nicht wundern ,dass das mit uns nichts mehr wird....besser nur: auf ground zero


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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von nichtkorrekt »

Einen Rollstuhlfahrer zu inkludieren sollte kein Problem sein, allerdings halte ich es auch für Unsinn, eine Schule die nicht behindertengerecht ist für Unsummen umzubauen, wegen eines einzelnen Schülers, weder meine Grundschule, noch mein Gymnasium, noch meine jetzige Hochschule sind behindertengerecht, ein Umbau (Fahrstühle) würde sicher Unsummen kosten. Da müsste man einen Rollstuhlfahrer eben auf eine geeignetere Schule in der Umgebung schicken. Weiß nicht ob es solche Fälle gab, wo das verlangt wurde - bei Neubauten sollte man natürlich darauf achten.

Ob es Sinn macht, einen geistig behinderten oder stark verhaltensgestörten Schüler (aggressiv, gewalttätig) auf eine normale Schule zu schicken bezweifle ich, man denke an einen Tourette-Patienten, ich denke hier überwiegt der Schaden für die Mehrheit den Vorteil eines Einzelnen, sofern es für diesen überhaupt einen Vorteil darstellen würde. Wie ist das eigentlich mit Tourette-Patienten momentan?
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Billie Holiday »

Demolit » Do 2. Jul 2015, 20:38 hat geschrieben:Genau..in den Kindergarten als erste pädagogische Anluafstation gehört Inklusion zum Muss. Danach ...chacun a sa capacité..

Da in unsere Nivellierungswelt von der Grundschule bis zur Uni nur Gutmeinende, ohne jegliche zukunftsträchtige Dimension das Aufstellen haben....müssen wird uns nicht wundern ,dass das mit uns nichts mehr wird....besser nur: auf ground zero


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kleine Kinder haben noch keine Berührungsängste, denen ist es noch wurscht, dass der eine Kumpel im Rolli sitzt und der andere immer 15 Minuten später über einen Witz lacht.
Rücksichtnahme und Beschützerinstinkt sind gute Eigenschaften bei einem Menschen. Inklusion schadet niemandem.
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Beitrag von 3x schwarzer Kater »

nichtkorrekt » Do 2. Jul 2015, 20:43 hat geschrieben:, weder meine Grundschule, noch mein Gymnasium, noch meine jetzige Hochschule sind behindertengerecht,
Da erkennen wir ja schon mal, wo das Problem liegt .....
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Meereen »

nichtkorrekt » Do 2. Jul 2015, 20:43 hat geschrieben: Ob es Sinn macht, einen geistig behinderten oder stark verhaltensgestörten Schüler (aggressiv, gewalttätig) auf eine normale Schule zu schicken bezweifle ich, man denke an einen Tourette-Patienten, ich denke hier überwiegt der Schaden für die Mehrheit den Vorteil eines Einzelnen, sofern es für diesen überhaupt einen Vorteil darstellen würde. Wie ist das eigentlich mit Tourette-Patienten momentan?
Die ganz aggressiven kommen irgendwann auch in eine KJP, massive Gefährdung muss da nicht befürchtet werden.
Aggressive Auseinandersetzungen sind aber auch unter den Kindern ohne Förderbedarf mitunter zu erwarten. Kinder mit emotional-sozialem Förderbedarf sind genauso gut in einer Regelschule beschulbar, sofern es jemanden gibt, der kompetent mit den Ausrastern umgehen kann. Können auch ganz viele junge Kinder dann auch, nach dem Motto "Wir ignorieren den jetzt, der beruhigt sich schon wieder". Ich glaube, die meisten Kinder haben das nie als so großes Problem empfunden.
Inwiefern das Tourette-Syndrom zwingend eine Förderschule bedeuten würde, weiß ich jetzt aber auch nicht. Abgesehen von den Tics sind die ja relativ normal.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von nichtkorrekt »

3x schwarzer Kater » Do 2. Jul 2015, 19:57 hat geschrieben:
Da erkennen wir ja schon mal, wo das Problem liegt .....
Gab es schonmal einen Präzedenzfall wo jemand (erfolgreich) auf den Umbau einer Schule geklagt hat? Sowohl meine Grundschule, als auch mein damaliges Gymnasium sowie meine jetzige Hochschule bestehen aus alten Gebäuden sowie Anbauten, aber es hilft ja nichts, wenn der Anbau einen Fahrstuhl hat, aber das alte Hauptgebäude eben nicht und dort die meisten Vorlesungen/Stunden stattfinden. Ein Umbau würde Unsummen kosten (nehme ich an), wenn er baurechtlich überhaupt möglich wäre, das ist ein Aspekt den man auch nicht vergessen darf, bei der Diskussion.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Billie Holiday »

nichtkorrekt » Do 2. Jul 2015, 21:32 hat geschrieben:
Gab es schonmal einen Präzedenzfall wo jemand (erfolgreich) auf den Umbau einer Schule geklagt hat? Sowohl meine Grundschule, als auch mein damaliges Gymnasium sowie meine jetzige Hochschule bestehen aus alten Gebäuden sowie Anbauten, aber es hilft ja nichts, wenn der Anbau einen Fahrstuhl hat, aber das alte Hauptgebäude eben nicht und dort die meisten Vorlesungen/Stunden stattfinden. Ein Umbau würde Unsummen kosten (nehme ich an), wenn er baurechtlich überhaupt möglich wäre, das ist ein Aspekt den man auch nicht vergessen darf, bei der Diskussion.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Agesilaos Megas »

Boraiel » Do 2. Jul 2015, 14:57 hat geschrieben: Ich würde meine Kinder ausschließlich auf private christliche Schulen schicken. Sollte das dann eine Schule sein, in der auch im besonderen Maße förderbedürftige Kinder unterrichtet werden würden, dann wäre das durchaus in Ordnung. Dementsprechend wäre für mich Inklusion kein Kriterium bei der Schulwahl.

Damals in meiner Studienzeit habe ich an einer "privaten" (diese werden immer noch zum Teil aus der öfftl. Hand finanziert) "christlichen" Schule (Gymnasium; dort ist aber auch nur ein Teil christlich) tätig sein dürfen. Auch sie haben massive Nachteile und sind m.E. sogar den öfftl. massiv unterlegen.

Du und Deine Kinder müsst immer nach der Pfeife der Leitung tanzen; desöfteren werden "freiwillige" Spenden für die Schule verlangt, wer nicht mitspendet, wird im Kollegium diskreditiert.

Lehrer können machen, was sie wollen, da Schulämter, wenn die Leitung deckt, doch etwas "ferner" sind. Eine Lehrerin hat einmal eine Schülerin zum Heulen gebracht. Enormer Leistungsdruck, soziale Isolation, traurige Kinder.

Wenn möglich, nimm Dir eine gute öffentliche mit besonderem Profil, die es in jeder kleineren und größeren Stadt gibt: Da wird es zwar Aufnahmeprüfungen geben, aber Du wirst weder zahlen noch Dich über korrupte Lehrer ärgern müssen.


Inklusion jedoch wirst Du an beiden Schulen vermissen.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von nichtkorrekt »

Billie Holiday » Do 2. Jul 2015, 20:38 hat geschrieben:
Rampen und Fahrstühle kosten nicht die Welt, der Platzbedarf ist aber oft ein Problem.
Wie will man in einem alten Backsteingebäude einen Fahrstuhl montieren, bin kein Techniker aber kanns mir schwer vorstellen. Und was heißt nicht die Welt, 500k (mal als Schätzung) sind für Politiker nicht viel, aber damit könnte man wohl in einem ganzen Landkreis Schulen mit PCs oder so ausstatten.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Agesilaos Megas »

Nathan » Do 2. Jul 2015, 15:22 hat geschrieben:
Die Sachlage wäre aber eher, dass förderbedürftige Kinder, oder nennen wir mal das Kind beim bösen umgangssprachlichen Wort "behinderte Kinder" in einer Gruppe mit regelbegabten Kindern (fälschlich immer gerne "normale Kinder" genannt) unterrichtet werden, also innerhalb ein und derselben Gruppe und nicht nur im gleichen Schulgebäude. Gilt deine Aussage auch für diese Situation?

Nathan, diese Frage ist unbeantwortbar, da unser Schulsystem so pluralistisch ist. Bei Lern-, Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen sehe ich größere Probleme

Ein Kind mit LRS durch auditiv-kognitive Störung kann, wenn früh interveniert wird, in einer Sonderklasse eine bessere Pädagogik erfahren als bei "regulärer Geschwindigkeit"; dafür bedarf es aber keiner Sondereinrichtung, sondern einer Sonderklasse.

Ein Kind mit LRS, ADHS und dissozialer Persönlichkeit hingegen, das durch Schwänzen oder Gewalt auffällt, kann nur im sonderpädagogischen Rahmen integriert werden, da oftmals auch die familären Strukturen versagt haben.

Ich sehe in der Inklusion nur dann Erfolg, wenn sie in ein pluralistisches Schulsystem integriert wird, d.h., wenn die BL einige Schulformen schaffen, die neben den traditionellen stehen und ein inklusives Profil haben. Denn nur mit der Vielfalt an möglichen Förderschwerpunkten können Schüler mit Problemen oder Nachteilen besser erzogen und ausgebildet werden. Auch gibt es weiterhin den Eltern behinderter Kinder das R e c h t, Spezialeinrichtungen wählen zu können. Auch ermöglicht es, den besser ausgebildeten Spezialpädagogen, eine bessere Arbeit zu verrichten.

Inklusion sehe ich sehr positiv bei Störungen, die sich leicht therapieren lassen. Ein Bsp.:

Eine LRS-Schülerin, die wegen auditiv-kognitiver Störung in der Kindheit einige Probleme hat, kann in einer Sonderklasse Strategien lernen und sie auf den regulären Unterricht anwenden, wenn die Lehrer auch über diese Strategien bescheid wissen. Eine LRS-Schülerin, die auch noch schwerhörig ist, bedarf hingegen der Sonderpädagogen mit anderen Schlüsselqualifikationen.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Gilmoregirl »

Von mir ein NEIN!

Warum?
Weil ich es "hautnah" erfahre, dass Schule sich Inklusion auf die Fahne schreibt und der Lehrkörper auch stark engagiert ist.
Aber es gibt außer 2 Sonderpädagogen, die nicht mal durchgängig die ganze Woche an der Schule sind, keine zusätzlichen Lehrer eingestellt worden.

Eine Schule, die Inklusion leben will, benötigt umfassende Umbauten, denn es reicht nicht nur ein Fahrstuhl für die Rollis, sondern es müssen ebenso geräuscharme Räume für die Hörgeschädigten und Leitsysteme für Blinde und Sehbehinderte vorhanden sein. Eine Inklusionsschule darf NICHT nur eine Behinderung bedienen sondern alle. Diese Schulen entsprechend umzurüsten ist Sache der Länder. Doch die lassen die Kommunen im Regen stehen. Solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, ist Inklusion zum Scheitern verurteilt.
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Beitrag von Agesilaos Megas »

Gilmoregirl » Do 2. Jul 2015, 22:35 hat geschrieben:Von mir ein NEIN!

Warum?
Weil ich es "hautnah" erfahre, dass Schule sich Inklusion auf die Fahne schreibt und der Lehrkörper auch stark engagiert ist.
Aber es gibt außer 2 Sonderpädagogen, die nicht mal durchgängig die ganze Woche an der Schule sind, keine zusätzlichen Lehrer eingestellt worden.

Eine Schule, die Inklusion leben will, benötigt umfassende Umbauten, denn es reicht nicht nur ein Fahrstuhl für die Rollis, sondern es müssen ebenso geräuscharme Räume für die Hörgeschädigten und Leitsysteme für Blinde und Sehbehinderte vorhanden sein. Eine Inklusionsschule darf NICHT nur eine Behinderung bedienen sondern alle. Diese Schulen entsprechend umzurüsten ist Sache der Länder. Doch die lassen die Kommunen im Regen stehen. Solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, ist Inklusion zum Scheitern verurteilt.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Gilmoregirl » Do 2. Jul 2015, 22:35 hat geschrieben:Von mir ein NEIN!

Warum?
Weil ich es "hautnah" erfahre, dass Schule sich Inklusion auf die Fahne schreibt und der Lehrkörper auch stark engagiert ist.
Aber es gibt außer 2 Sonderpädagogen, die nicht mal durchgängig die ganze Woche an der Schule sind, keine zusätzlichen Lehrer eingestellt worden.

Eine Schule, die Inklusion leben will, benötigt umfassende Umbauten, denn es reicht nicht nur ein Fahrstuhl für die Rollis, sondern es müssen ebenso geräuscharme Räume für die Hörgeschädigten und Leitsysteme für Blinde und Sehbehinderte vorhanden sein. Eine Inklusionsschule darf NICHT nur eine Behinderung bedienen sondern alle. Diese Schulen entsprechend umzurüsten ist Sache der Länder. Doch die lassen die Kommunen im Regen stehen. Solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, ist Inklusion zum Scheitern verurteilt.
Das ist leider wahr. Inklusion als Feigenblatt ist natürlich völlig wirkungslos und eher schädlich. Aber man sollte nicht gegen eine an sich gute Sache sein, wenn deren Umsetzung (noch) ungenügend ist.

Ein schlechter Rahmen behindert ein Bild in seiner Wirkung, beeinflusst aber in keiner Weise die grundsätzliche Qualität eines Bildes. Einverstanden?
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Agesilaos Megas » Do 2. Jul 2015, 22:01 hat geschrieben:

Nathan, diese Frage ist unbeantwortbar, da unser Schulsystem so pluralistisch ist. Bei Lern-, Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen sehe ich größere Probleme

Ein Kind mit LRS durch auditiv-kognitive Störung kann, wenn früh interveniert wird, in einer Sonderklasse eine bessere Pädagogik erfahren als bei "regulärer Geschwindigkeit"; dafür bedarf es aber keiner Sondereinrichtung, sondern einer Sonderklasse.

Ein Kind mit LRS, ADHS und dissozialer Persönlichkeit hingegen, das durch Schwänzen oder Gewalt auffällt, kann nur im sonderpädagogischen Rahmen integriert werden, da oftmals auch die familären Strukturen versagt haben.

Ich sehe in der Inklusion nur dann Erfolg, wenn sie in ein pluralistisches Schulsystem integriert wird, d.h., wenn die BL einige Schulformen schaffen, die neben den traditionellen stehen und ein inklusives Profil haben. Denn nur mit der Vielfalt an möglichen Förderschwerpunkten können Schüler mit Problemen oder Nachteilen besser erzogen und ausgebildet werden. Auch gibt es weiterhin den Eltern behinderter Kinder das R e c h t, Spezialeinrichtungen wählen zu können. Auch ermöglicht es, den besser ausgebildeten Spezialpädagogen, eine bessere Arbeit zu verrichten.

Inklusion sehe ich sehr positiv bei Störungen, die sich leicht therapieren lassen. Ein Bsp.:

Eine LRS-Schülerin, die wegen auditiv-kognitiver Störung in der Kindheit einige Probleme hat, kann in einer Sonderklasse Strategien lernen und sie auf den regulären Unterricht anwenden, wenn die Lehrer auch über diese Strategien bescheid wissen. Eine LRS-Schülerin, die auch noch schwerhörig ist, bedarf hingegen der Sonderpädagogen mit anderen Schlüsselqualifikationen.
Die Inklusion übernimmt und ersetzt keine therapeutischen Aufgaben. Das ist Sache von Ärzten und Psychologen. Inklusion hat auch NICHT das Ziel, einen Statuswechsel zu erreichen, also aus einem förderbedürftigen Kind ein regelbegabtes Kind zu machen. Das ist ja auch meist nicht möglich. Inklusion hat im Gegenteil die Aufgabe, jede Einschränkung als solche erst einmal zu akzeptieren, so wie sich aktuell zeigt und eine diesem Status angemessene Ausbildung zu ermöglichen. Sollte sich der Status aufgrund von medizinischen, psychologischen oder heilpädagogischen Maßnahmen, die außerhalb der Schule erfolgen verbessern oder z.B. durch fortschreitenden Funktionsabbau verschlechtern wird die Schule durch Anpassung der Unterrichtseinheiten geeignet reagieren.
Du siehst an diesem Beispiel den prinzipiellen Unterschied zu einer leistungsbezogenen Schulsystem. In diesem bleibt sowohl der Lehrplan als auch die Didaktik stets in einem engen, statischen Korsett, während eine Inklusionsschule mit ihrer Fokussierung auf die einzelenen Individuen Lehrplan und Didaktik dynamisch anpasst. Das Ziel ist nicht eine möglichst hohe Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit zu erzielen, die nicht auf die Bedürfnisse des Schülers sondern auf die Bedürfnisse des späteren Arbeitslebens abheben, sondern das Ziel ist eine möglichst nahe Förderung individueller Eigenschaften zu erreichen. Für regelbegabte Kinder muss dies keineswegs im Widerspruch zu Anforderungen des späteren Arbeitslebens stehen, im Gegenteil. Das starre Korsett weicht einer Berücksichtigung individueller Fähigkeiten. Die förderbedürftigen Kinder erfahren dieses Vorgehen an sich nach identischem Prinzip aber reduzierten Maßstäben. Beide Kinarten erleben sich nicht mehr als unterschiedliche Gruppen, sondern als eine gemeinsame Gruppe mit lauter verswchiedenen Individuen. Damit ist die volle Integration erreicht.

Natürlich sind wir von solchen idealen Prozessen noch meilenweit entfernt. Da fehlt es noch weit an Verständnis und Einsicht von Politikern, Behörden und auch Eltern und damit auch von Schülern selbst. Aber auch dieser lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt...;-)
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

nichtkorrekt » Do 2. Jul 2015, 21:42 hat geschrieben:
Wie will man in einem alten Backsteingebäude einen Fahrstuhl montieren, bin kein Techniker aber kanns mir schwer vorstellen. Und was heißt nicht die Welt, 500k (mal als Schätzung) sind für Politiker nicht viel, aber damit könnte man wohl in einem ganzen Landkreis Schulen mit PCs oder so ausstatten.
Typisch schmale Erlebniswelt, entweder wegen grundsätzlicher Minderbegabung oder fehlerhafter Sozialisierung. Im übrigen die ganz typische Art eines Reichsbedenkenträgers. Während das Prinzip einer Inklusionsschule diskutiert wird kommt wie immer einer daher und faselt von Altbau und Fahrstuhl und erklärt sein eigenes Unverständnis zur generellen Richtschnur für das Gelingen oder Scheitern einer Idee.
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Teeernte »

förderschulen sind sehr kostenintensiv....es ist eine Spezialausbildung nötig.

Das kann man nun ein paar Jahre "Spaaaaaaaren" - bie man gemerkt hat - dass die Schule ein sehr "Gewaltbereiter Ort" ist - für den man bereits bestimmte GEISTIGE und Körperliche Fittnes haben muss - um nicht der Pausenfußball zu sein.

Nackt in die volle Mülltonne - ein STANDARD Ritual.....

Werden die Fälle gezählt und VERÖFFENTLICHT - dan hat sich das mit der Inklusion.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Billie Holiday » Do 2. Jul 2015, 20:30 hat geschrieben:
Das ist völlig richtig.

Meine beste Freundin arbeitet seit über 30 Jahren mit geistig Behinderten. Frag sie mal, wer da zu Besuch kommt und wer nicht. Auch wenn's nicht schön ist: es gibt nunmal sehr große Berührungsängste. Eltern schicken ihre Kleinkinder dorthin, wo sie glauben, ihre Kinder zu fördern. Da steht das behinderte Kind wohl eher hinten auf der Wunschliste.

Deshalb bin ich ja für Inklusion im Kindergarten. Die Vorteile überwiegen einfach.
Ok. Vielleicht änderst du noch "im Kindergarten" zu "ab Kindergarten"?

Übrigens, ich schrub es schon, ist Inklusion ein ganzheitlicher gesellschaftlicher Ansatz, der - hopefully - genau dazu führen wird, diese irrationalen Berührungsängste abzubauen. Ich wette, dass viele Eltern die Begegnung ihrer regelbegabten Kinder mit förderbedürftigen Kindern deswegen nicht gerne sehen, weil sie befürchten "so etwas" könne womöglich "abfärben". Diesen bildungsfernen Ängsten begegnet man am besten mit Hinweisen auf Familien mit beiden Arten von Kindern, in dem ein regelbegabtes Kind einen gut bürgerlichen Werdegang durchläuft, aber schon früh ein wesentlich besseres Sozialverhalten zeigt. Da färbt nichts Negatives ab, da entsteht im Gegenteil äußerst positiver Zugewinn! es wäre Aufgabe der Politik, hierzu geeignete PR zu betreiben. Das unterbrleicht aber, weil Politiker sehr häufig (nicht immer) Interesse nur heucheln aber nicht wirklich leben.
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Nathan
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Re: INKLUSION - selbstverständlich oder unverantwortlich?

Beitrag von Nathan »

Teeernte » Do 2. Jul 2015, 23:20 hat geschrieben:förderschulen sind sehr kostenintensiv....es ist eine Spezialausbildung nötig.

Das kann man nun ein paar Jahre "Spaaaaaaaren" - bie man gemerkt hat - dass die Schule ein sehr "Gewaltbereiter Ort" ist - für den man bereits bestimmte GEISTIGE und Körperliche Fittnes haben muss - um nicht der Pausenfußball zu sein.

Nackt in die volle Mülltonne - ein STANDARD Ritual.....

Werden die Fälle gezählt und VERÖFFENTLICHT - dan hat sich das mit der Inklusion.
Tut mir sehr leid, dass du solche Erfahrungen machen musstest. Der Regelfall ist es gottlob nicht. Du siehst aber an dir selbst, wie wichtig eine funktionierende Inklusion auch für dich gewesen wäre...
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