http://www.tagesschau.de/ausland/papst- ... r-103.html
http://www.tagesspiegel.de/politik/paps ... 25258.html
Naturgemäß missfiel dies der Türkei. Der Botschafter des Vatikan wurde ins türkische Außenministerium einbestellt, der türkische Botschafter aus dem Vatikan zurück nach Ankara beordert. Es wird gemunkelt, dass der Papst aus Rücksicht auf die Beziehungen zur Türkei nicht an der pompösen und internationalen Gedenkzeremonie am 24. April in Eriwan teilnehmen werde, weshalb die Zeremonie im Petersdom abgehalten worden sei.
Der taz-Journalist Jürgen Gottschlich hat ganz ungeplant und unerwartet ein Buch zu dieser Thematik just am 100. Jahrestag veröffentlicht:
Beihilfe zum Völkermord: Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier
Gebundene Ausgabe – 24. Februar 2015
von Jürgen Gottschlich (Autor)
Klappentext:
-> http://www.amazon.de/Beihilfe-zum-Völke ... s=ArmenierDeutschland strebte mit dem Ersten Weltkrieg die Vorherrschaft im Orient an und zog dazu seinen Bündnispartner Osmanisches Reich in den Krieg hinein. Dessen Armee wurde von deutschen Militärs geleitet, die alle Armenier im Land als Spione und Verräter ansahen, da diese angeblich mit dem russischen Feind kollaborierten. Aus der eingeleiteten Umsiedlung der armenischen Bevölkerung in Richtung syrische Wüste wurde von türkischer Seite schnell ein Völkermord. Ihm fielen mehr als eine Million Menschen zum Opfer, was die deutsche Regierung als »hart, aber nützlich« akzeptierte. Bedenken von Diplomaten und Kirchenvertretern wurden beiseite gewischt. Jürgen Gottschlich ist an die Orte der damaligen Ereignisse gereist, hat Nachkommen der betroffenen Familien befragt sowie deutsche und türkische Archive durchforscht. Entstanden ist eine spannende historische Reportage, die die ganze Dimension der deutschen Verstrickung in den Genozid offenlegt und die Auseinandersetzungen um dieses umstrittene Geschehen bis in die Gegenwart verfolgt. (Anmerkung: Dieses Buch enthält 77 Abbildungen und vier Karten.)
In der Bundesrepublik wird am 24. April eine Gedenkstunde im Deutschen Parlament abgehalten. Die Welt meint, aus Rücksicht vor Erdogan wolle man das Wort Genozid in Deutschland nicht in den Mund nehmen von offizieller Seite. Abgesehen davon, dass Erdogan nicht die personifizierte Türkei ist, würde diesem Standpunkt Jürgen Gottschlich wohl so nicht zustimmen. Deutschland wiederum hat kein Interesse daran, als Mittäter verurteilt zu werden. Interessant ist auch, wer die Gedenkfeier in Armenien besucht und wer nicht. Vor einigen Wochen wurde nämlich berichtet, dass der französische Staatspräsident François Hollande die Zeremonie am 24. April in Eriwan besuchen werde, Deutschland wolle lediglich einen Vertreter entsenden. In Frankreich lebt eine einflussreiche armenische Diaspora, in Deutschland eine türkische.
In der Türkei hingegen hat man ebenfalls so seine Mittel und Wege. Die Kaufentscheidung des Milliarden Dollar schweren Raketenabwehrsystems wurde aufgeschoben, zuletzt waren europäische Firmen, genauer gesagt ein italienisch-französisch Konsortium, in den engeren Kreis gerückt. Ihr Angebot wird inzwischen favorisiert. Darüber hinaus hat man mit Turkish Airlines, eine stark expandierende Fluglinie, einen Großkunden bei Airbus, der jährlich 30 neue Flugzeuge einflottet. Abgesehen von ökonomischen Zwängen spricht auch die Tatsache, dass Armenien sich der russischen Machtsphäre letztlich ergeben hat, nicht für ein größeres westliches Interesse an der Thematik. Armenien ist zum 02.01.2015 der Eurasischen Union beigetreten.
Letztlich wird das Datum mit einem moralischen Fingerzeig Richtung Ankara und viel Theaterdonner über die Bühne gebracht werden.