Das hängt davon ab, ob du verstehen willst worum es geht.
Schau mal. In den letzten 10 Jahren hat sich gerade in Deutschland jede Menge getan, die Gewinnverschiebungen in den Griff zu bekommen. Basis dafür die Einführung der Gewinnabgrenzungsaufzeichnungsverordnung im Jahr 2003 die im Wesentlichen auf einer OECD Richtlinie zur grenzübergreifenden Verrechnungspreisgestaltung basiert auf die sich fast alle Länder geeinigt haben.
Das Grundprinzip dieser Richtlinie ist eben so einfach wie einleuchtend. Um Gewinnverschiebungen zu verhindern muss
1) die Verrechnung der Leistungen muss einem Fremdvergleich standhalten, das ist vom Unternehmen nachzuweisen und zu dokumentieren. Übrigens defakto eine Umkehr der Beweislast in Deutschland, dass das Unternehmen nachweisen muss, dass die Preise angemessen sind und nicht die Betriebsprüfung, dass die Preise unangemessen sind. Das gibt es in kaum einem anderen europäischen Staat.
2) Die Aufteilung des Konzerngewinns auf die einzelnen Unternehmen hat nach dem individuellen Risiko- und Funktionsprofil der einzelnen Gesellschaften zu erfolgen. Anders ausgedrückt um beim Beispiel Amazon zu bleiben, ein Unternehmen (in Luxemburg), das Marketing macht, Lagerhaltungsrisiko trägt, Forderungsausfallrisiko trägt dem steht ein höherer Gewinn zu als ein ein Logistikcenter in Deutschland, das kaum Risiko hat.
Diese Risiko- und Funktionsbeschreibungen inkl. dem Nachweis der Angemessenheit der Transferpreise müssen in Deutschland dokumentiert werden und der Betriebsprüfung vorgelegt werden. Schon ein Fehlen dieser Dokumentation führt zu Strafen und ermächtigt den Betriebsprüfer die Steuerverschiebung zu schätzen.
Die Einführung dieser Verordnung hat in Deutschland in international tätigen Unternehmen zu einem enormen Zusatzaufwand geführt. Es wurden alle Geschäftsbeziehungen geprüft, auf Konformität zur Richtlinie geprüft, dokumentiert und angepasst. Dieser Prozess lief in ähnlicher Art und Weise auch in anderen Ländern ab.
Was ist aber nun passiert? Dieser Prozess, von der Politik ins Rollen gebracht hat es Unternehmen natürlich ermöglicht durch die Anpassung der Organisation auch aufgrund der Risiko- und Funktionsverteilung Gewinne dort entstehen zu lassen, wo die Besteuerung niedrig ist. Im Falle Amazon z.B. in Luxemburg. Deshalb ist Amazon nicht als Einzelhändler in Deutschland tätig, sondern nur als Logistikdienstleister.
Was passiert heute. Politiker regen sich über das auf, was sie selbst ins Rollen gebracht haben. Ich halte es einfach für eine Frechheit, wenn sich Politiker hinstellen und kritisieren was Amazon an Umsatz in Deutschland macht und wieviel Steuern die in Deutschland zahlen. Das wurde nur durch die eigene Gesetzgebung ausgelöst.