Ich wollte ja noch was zum Thema sagen.
Also, ich hab mir hier vor einiger Zeit - in Dimensionen dieses Stranges vor ca. 20 Seiten - ein paar Sachen über Jebsen und die Demo angeschaut. Ich hab mir "Die Lügen-Mechanik", seine Brandenburger-Tor-Demo-Rede, und abschließend, als "harten Aufprall mit der Realität", das "Worst of Wahnmache"-Video reingezogen.
Was ich Jebsen auf jeden Fall konstatieren würde, ist, dass er auch einige grundsätzliche, richtige Dinge gesagt hat, wie man sie ähnlich auch in Kabarettvorstellungen á la Volker Pispers oder Georg Schramm findet. Im besagten "Lügen-Mechanik"-Video wies er zum Beispiel darauf hin, dass hinter Medien eben auch Menschen stecken, die ein Produkt verkaufen wollen - und dass dieses Produkt eben auch die Leser sind, dessen Meinungen z.B. durch Werbeanzeigen gelenkt werden sollen. Dementsprechend sagt er meines Erachtens berechtigtermaßen, dass man sich stets solchen finanziellen Abhängigkeiten bewusst sein muss. (Und wer schonmal Zeitschriften mit Produkttests gelesen hat, weiß, dass es in der Tat oft gute Gründe gibt, zu vermuten, dass jene Anzeigenkunden auch in den Artikeln bevorzugt werden.)
Dabei geht er auch nicht, wie viele Verschwörungstheoretiker, von einer völligen Gleichschaltung der Medien aus, sondern sieht nur die Gefahr dessen. So erwähnt er u.a. Heribert Prantl, der sich davon wohlmöglich nicht geehrt fühlen würde

, als positives Gegenbeispiel für einen Journalisten, dem es gelungen sei, kritisch zu bleiben. Er sagt nicht, dass dies unmöglich sei, sondern lediglich ein sehr unbequemer Weg, den die große Mehrheit der Journalisten nicht bereit sei zu gehen. Einzelne seiner Aussagen auf der Demo-Rede wirkten dann doch etwas vereinfachender, aber das würde ich nach jenem Video eher als stimmungsmachende Anstachelung werten, die nicht seine reale Sichtweise ausdrückt. Stattdessen rät er den Leuten dazu, zu lesen, und stellt dabei verschiedene Bücher vor, die seine Sichtweise bestätigen. Dies kann man nun als rhetorischen Trick sehen, wenn man will - dass er einerseits sagt, man solle sich einen eigenen Eindruck machen, andererseits aber Bücher vorstellt und klipp und klar sagt, wie diese auszulegen seien. Man ist sich nie so ganz sicher, ob er wirklich will, dass man sich seine eigene Meinung bildet oder nicht doch lieber seine. Wahrscheinlich ist er einfach sehr überzeugt davon, dass man daraufhin zwangsläufig seine annehmen würde..
Weiterhin habe ich in diesem Video auch nicht ansatzweise nationale/völkische/rassistische Aussagen entdecken können. Im Gegenteil erinnerte mich seine Rhetorik eher an die der Occupy-Bewegung á la "Wir sind die 99%", und das sogar auch wieder überhaupt nicht einschränkend auf das deutsche Volk oder irgendeine Rasse, sondern auf potentiell die ganze Welt. Er sagt gerne, "seine Zielgruppe sei der Mensch", was diesen Gedanken unterstreicht, aber man natürlich auch irgendwie sektenhaft finden kann, wenn man will. Was zudem auch nicht direkt auffällt, ist, dass er sich ausgerechnet Begrifflichkeiten des Hip-Hops bedient. Er trägt ein Käppi und nennt seine Sendungen unter anderem "Ken am Mic". Wenn er eine rechte Zielgruppe ansprechen wollte, wäre das ziemlich dämlich. Faktisch gibt es kaum eine Musikrichtung, die Rechten mehr im Dorn im Auge ist Hip-Hop: Sie steht für Individualismus und Multikulturalität. Jazz vielleicht. Übrigens gibt es auch in den USA Rap mit teilweise verschwörungstheoretisch anmutenden Lyrics, unter anderem vertreten durch El-P und Killer Mike, welche beide einen sehr hohen Stellenwert in der Underground-Rap-Szene haben.
El-P ist übrigens richtig geil, kann ich jedem empfehlen.
Antisemitismus fiel mir in den geschauten Videos ebenfalls nicht sonderlich auf - vielleicht gab es einen kleinen Halbsatz in der Demo, den man so auslegen könnte, wenn man will, und nichtmal da bin ich sicher. Andererseits habe ich aber auch schon Zitate von ihm gelesen, die den Zionismus mit Nazismus verglichen haben, was tatsächlich auf antisemitische Züge schließen lässt. An der Stelle muss ich fairerweise auch ein bisschen sagen, dass man nicht vergessen sollte, dass Ken Jebsen iranische Wurzeln - "roots", wie er an einer Stelle sagt -, hat. Sein Antisemitismus, sofern existent, muss also in der Tat nicht aus der "tiefbraunen" Ecke kommen, sondern ist vielleicht eher familiär geprägt. So fällt ja auch beispielsweise bei den Texten des jüdischstämmigen Henryk M. Broder häufig auf, dass er gegenüber dem Islam ungewöhnlich harsch kritisiert. Das mag keine Rechtfertigung sein, aber eine Erklärung.
Teilweise fand ich seinen Vortrag auch etwas in sich widersprüchlich. Er nannte als Beispiel von Propaganda, dass Medien ihn verkürzend in einer Weise zitieren würden, dass "9/11 arrangiert sei" und dass er damit doch nicht einmal behaupten würde, dass dies ein
Inside Job war. Spätere Aussagen im Rahmen seines Vortrags zeigten aber recht deutlich, dass er genau dies tut. Auch sagt er einerseits, dass es durchaus möglich sei, als Journalist - im Falle Prantls sogar bei der SZ, also einem "Mainstream-Medium" - gegen den Strom zu schwimmen, andererseits verweist er im Rahmen des Vortrags aber auf das vereinfachende Bild einer Pyramide, mit jener die kleine Spitze (wieder vgl. Occupy) die "Massen kontrollieren würde". Solche Stellen sind es dann, die ich ihm in der Pauschalität eben doch nicht abkaufe.
Andererseits jetzt aber zu "Worst of Wahnmache" - es wird ehrlicherweise schon als "Worst Of" bezeichnet, aber das, was dort gezeigt wird, ist dann auch ohne Zweifel unverzeihlich übel. Handfeste Nazis und handfester Antisemitismus, weit entfernt von dem, was Ken in seinen Reden augenscheinlich vermitteln will. Ich glaube den Anhänger Jebsens durchaus, dass diese Menschen nur einen Teil dessen darstellen, aber da muss man sich doch wirklich mal fragen: Warum toleriert er das?
Warum kotzt ihn das nicht so richtig an? Wenn man jetzt mal nicht davon ausgeht, dass er ein Fascho ist, interpretiere ich es so, dass seiner Ansicht nach die Lage der Welt schon so dermaßen präapokalyptisch ist, dass es notwendig sei, mit dem Teufel zu paktieren. Das wiederum spräche aber dafür, dass sein wahres Ich doch eher das vereinfachende, pauschalisierende Ich ist. Auf seiner Website sagt er, er könne nichts dafür, dass ihm teilweise die falschen Leute folgen, aber so richtig knallhart distanziert ist das nicht. Und solange er das nicht tut, wird man die Demos auch weiterhin von weit rechts unterwandern.
Hinzu kommt, dass die anderen beiden "großen" Redner halt Elsässer und Popp sind, die ich zwar auch nicht unbedingt für Faschisten halte, aber schon für deutlich offener in die Richtung. Er sagt zwar, er "rede ja nur mit ihnen", aber im Falle Elsässers schreibt er immerhin regelmäßig Artikel für dessen Zeitschrift "Compact". Die Rednerliste der medialen bekannt gewordenen "Compact-Konferenz" sprach da ja damals schon eine deutliche Sprache. Und Andreas Popp kannte ich schon früher; dessen "Plan B"-Video hatte mir mal jemand aus dem Piraten-Umfeld gezeigt. Halte ich nichts von, da der Zins meines Erachtens nur ein Symptom und nicht das wahre Problem darstellt.
Was ich für ein Fazit daraus ziehen soll, weiß ich nicht. Ich vermisse derzeit eigentlich in der Tat die ausgewogenere Sicht auf den Ukraine-Konflikt und denke durchaus, dass da einige Journalisten noch zu sehr in den Schemata des Kalten Kriegs denken. Auch wurde ja dank "Neues aus der Anstalt" kürzlich schwarz auf weiß aufgedeckt, dass es in der Tat in jeder großen Zeitung mindestens einen einflussreichen Schreiber gibt, der mit den USA sehr dicke und vernetzt ist. Aber kann man das schon "gleichgeschaltete Medien" nennen? Kann man daraus schon schließen, dass diese Menschen "installiert" wurden? Naja.. Und die Tatsache, dass er, obwohl er es zunächst verleugnet, es letztendlich doch für einen Fakt hält, dass die USA sich das WTC selbst kaputtgemacht haben, halte ich schon für ein bisschen irre. Wobei mir jetzt Profis in der Materie sicherlich Dinge zeigen könnten, die ich auch nur mit Mühe widerlegen könnte. Trotz allem bin ich aber immer auf der Suche nach kritischen Quellen und ich traue es Jebsen durchaus zu, gelegentlich auch mal die richtigen kritischen Fragen zu stellen, sofern es nicht gleich die Weltrevolution gegen die Hochfinanz sein muss. Seine Homepage werde ich mir also hin und wieder mal anschauen, aber eben mit der gebürtigen Vorsicht, die man letztendlich seiner Aussage nach ja eh überall haben sollte.
