Kopernikus » Sa 8. Mär 2014, 13:09 hat geschrieben:
Nur weil dein Begriff von Antisemitismus -ideologiebedingt- ungefähr so objektiv ist, wie ein Rassismusbegriff, der nur da gelte, wo die Existenz von Menschenrassen behauptet wird, heißt das nicht, dass Liegestuhl mit seiner Einschätzung daneben liegt.
Tatsächlich ist die offene Ablehnung "von Juden an sich" zwar Antisemitismus aber keineswegs erschöpfend damit beschrieben. Und das ist keine Privatmeinung irgendwelcher Israelfans, sondern längst weithin geteilter state of the art in der Antisemitismusforschung. Für Letztgenannte wirst du aber sicherlich nicht viel übrig haben.
ROFL.
Worauf ihr euch - ideologiebedingt - bezieht ist folgendes:
1.) Sharansky's 3D-Kriterien: Doppelte Standards, Delegetimierung und Dämonisierung Israels
2.) Eine nicht veröffentlichte Arbeitsdefinition er EUMC, die verzerrt wiedergegeben wird.
Dazu muss man wissen, dass diese Arbeitsdefinition auf einem Entwurf basiert, der - ideologiebedingt - von Porath und Stern stammt. Dieser wurde aber von der EUMC nicht angenommen, sondern verändert. Enthalten sind jetzt die Zusätze, die hier - ideologiebedingt - ausgeblendet werden, dass die angegeben Beispiele nur Antisemitismus sein
könnten, unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes. Dieser Kontext muss selbstverständlich eindeutig antisemitisch sein. Diese Zusätze haben die Definition unbrauchbar gemacht.
Im Gegensatz zu euch beziehe ich mich auf die tatsächliche EUMC-Definition und darin steht:
"ARE ANTI-ISRAELI AND ANTI-ZIONIST EXPRESSIONS ANTISEMITIC?
If we turn to the crucial question of defining the point where anti-Israeli and anti-Zionist expressions are to be considered as antisemitism, then we could conclude, on the basis of our definition of antisemitism, that anti-Israeli or antiZionist attitudes and expression are antisemitic in those cases where Israel is seen as being a representative of ‘the Jew’, i.e. as a representative of the traits attributed to the antisemitic construction of ‘the Jew’. ... If this is not the case, then we would have to consider hostility towards Jews as ‘Israelis’ as not antisemitic, because this hostility is not based on the antisemitic stereotyping of Jews. ...
What should not be considered as antisemitic and therefore does not have to be
monitored under the heading of ‘antisemitism’, is hostility towards Israel as ‘Israel’, i.e. as a country that is criticised for its concrete policies. ... One crucial problem, however, is that of clearly identifying whether, for example, an attack on Israel in the press is aimed at Israel as ‘the Jew’ or Israel as ‘Israel’.
fra.europa.eu/fraWebsite/attachments/AS-Main-report.pdf
Die Kernfrage ist also, ob Israel als die Verkörperung des Juden (antisemitisch stereotypisiert) dargestellt wird, was aber nicht eindeutig feststellbar ist. Feindseligkeit gegen Israel als Israel dagegegen, also als Staat, der für seine konkrete Politik kritisiert wird, ist nicht antisemitisch. Die Frage ob sie unberechtigt, heuchlerisch, einseitig, dämonisierend, delegitimierend und weiß sonst noch was ist, interessiert hier überhaupt nicht.
Und nur weil du Rassismus biologisch verstanden haben willst, heißt das nicht, dass ich nicht nur mit meiner Einschätzung Liegestuhls daneben liege.