Wieso? Eine repräsentative Demokratie ist auch eine Demokratie. Sicherlich wär's aufgrund des symbolicshen Charakters schöner, wenn das Volk nach einer entsprechenden Diskussion darüber abstimmt, aber vom Wert bzw. Gesetzescharakter nimmt sich das nichts. Parlament hat wie Bürger im Volksentscheid konform mit der Verfassung zu gehen. Wenn Du also den Euro als verfassungswidrig schimpfst und die Klagen gegen ihn begrüßt, müßtest Du das auch nach einem Referendum tun. Da gibt's nicht viel zuzugeben, außer man pickt sich das Thema Volksentscheid selektiv für die eigenen Bedürfnisse bzw. den Einzelfall heraus, weil man später denkt, eine Mehrheit hätte kriegen können. Kriegt man sie nicht, kommt das bekannte Thema von der medialen Verschwörung. Da hilft auch keine Internetumfrage, die im Sommer 2000 durchgeführt wurde. Damals hatten ja viele -- meine Wenigkeit -- gewisse Sorgen bezüglich der Stabilität der Währung, wenn man sich D-Mark und südeuropäische Währungen anschaut und befürchtet, es könnte in Sachen Stabilität sich irgendwo in der Mitte einpendeln. Daß der Euro aber seit 1999 trotz der Krise stabiler ist, als es die D-Mark von 1965 bis einschließlich 1999 war, hätte wohl keiner gedacht. Kein Wunder, daß selbst in der Krise gerade mal jeder Dritte denkt, ein Währungsausstieg wäre vorteilhaft. Die Menschen sind halt verunsichert. Die Sorgen kann man mit Aufklärung natürlich nehmen -- oder versuchen sie mit geschürter Angst und absurden Argumenten anzufeuern. Was einem aufrechten Demokrat lieber ist, darfst Du gerne für Dich selbst entscheiden. Dein Verhältnis zur parlamentarischen Demokratie ist ja bekannt. Vermutlich haben wir nun nordkoreanische Verhältnisse, weil der Bürger nicht selbst über die Abschaffung der Praxisgebühr per Volksentscheid abstimmen durfte.
Dänemark und Schweden sind auch repräsentative Demokratien, aber extrem wichtige Ausnahmeentscheidungen - und dazu gehört die Abschaffung der eigenen Währung - müssen dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden. Plebiszitäre Elemente auf Bundesebene würden der politischen Kultur auch in Deutschland guttun.
Du siehst eine Volksabstimmung nur als akklamatorischen Durchwinkakt, ich aber sehe eine Volksabstimmung als eine wichtige Bürgerentscheidung, die nach reiflicher Diskussion zustandekam.
Natürlich ist der Euro ungesetzlich und verfassungsfeindlich - was sogar du zugeben mußt - aber hätten die Bürger für ihn abgestimmt, hätte er zumindest eine gewisse Legitimität. Die Frage ist nur: Hätten die deutschen Politiker ein NEIN zum Euro in einem Volksentscheid ebenso ignoriert wie die Verfassungsbeschwerden zum Euro, die es schon 1998 gab. Das BVG ist leider auch keine intakte demokratische Institution mehr und hat bisher fast jeden antidemokratischen Unsinn zum Euro durchgewinkt, meist mit einem, "Ja,aber", aber was bringt das "aber", wenn wir sowieso ohne Volksabstimmung in eine Euro-Diktatur gepreßt werden? Der ESM war ja auch verfassungswidrig und wäre in einer Volksabstimmung gescheitert.
Das Problem ist folgendes: Hätte es 1998 bis 2002 einen Volksentscheid gegeben, wäre der Euro nicht zustandegekommen, denn in dieser Zeit war immer eine konstante Mehrheit der Deutschen gegen den Euro. Jetzt, über 10 Jahre nachdem den Deutschen der Euro ohne demokratische Legitimation aufgedrückt wurde, pickst du dir Umfragen heraus, die sagen, daß angeblich über die Hälfte der Deutschen im Euro-Gefängnis verbleiben will. Aber Umfragen, in denen weit mehr Leute befragt wurden und in denen es eine Mehrheit für den sofortigen Euro-Austritt gibt, ignorierst du.
Von medialer Verschwörung redet übrigens keiner. Die Bürger lassen sich von den Medien nicht so schnell irre machen, wie du denkst! In den Euro-Referenden in Dänemark und Schweden war die Mehrheit der Politiker, Parteien, Gewerkschaften und Unternehmerverbände auch für den Euro, trommelte heftig für die Einheitswährung und hatte auch deutlich mehr Geld zur Verfügung als die Eurogegner. Trotzdem stimmten die Bürger klug und besonnen für die Beibehaltung der eigenen Währung. Und wie recht sie hatten: Sie haben geringere Inflation als die "stabilen" Euroländer, weniger Arbeitslosigkeit und ein vernünftiges Wachstum. Die Euro-Befürworter hatten genau das Gegenteil als Zukunftsperspektive an die Wand gemalt, sollten die Bürger sich gegen den Euro entscheiden.
Daher glaubt auch heute kaum noch einer, daß es Deutschland oder Niederlande nach einem Euro-Ausstieg schlechter gehen würde. Ich war damals gegen den Euro, weil ich wußte, daß er niemals funktionieren kann und die Meinung hat sich voll bestätigt. Er ist doch bereits zerfallen und wird nur noch deutsch Subsidien, Hilfsgelder und die Abschaffung der Demokratie in der Eurozone (ESM, Fiskalpakt) aufrechterhalten. Der Euro ist instabiler als die DM, außer man nimmt die DM-Zeit von 1990 bis 1995, wo die Währung durch den Beitritt Ostdeutschland völlig erschüttert wurde, wo die DM als zu starke Währung die Reste der ostdeutschen Industrie sprengte. Von 1995 bis 2000 war die DM deutlich stabiler als der Euro heute ist.
Im Grunde haben wir Eurokritiker völlig recht gehabt: Schweden, Norwegen, Dänemark und Schweiz haben stabilere Währungen und geringere Inflation als Deutschland, Holland und Österreich. Der Euro ist also gescheitert.
Durch Aufklärung kann man den Bürgern zeigen, daß ihre Sorgen berechtigt sind, sollte der Euro erhalten bleiben, daß aber mit einer geordneten Rückabwicklung des Euro und der Wiedereinführung von DM, Gulden, Schilling, Drachme und Lira die Wirtschaftskrise Schritt für Schritt gelöst werden kann und wieder echte Demokratie in Europa etabliert werden kann.
Man muß nicht über jede Kleinigkeit abstimmen, aber die Weggabe der eigenen Währung kann niemals über die Köpfe der Bürger geschehen. Du hast nämlich das Konzept der parlamentarischen Demokratie nicht verstanden: In einer parlamentarischen Demokratie leiht der Bürger seine Macht den Politiker nur, währenddessen dürfen sie sie nicht einfach weggeben, dazu sind sie nicht befugt. Und durch die Euro-Einführung gaben sie die eigene Währungssouveränität weg, woran der Bürger bei der nächsten Wahl nichts mehr ändern konnte. Stell dir vor, du leihst jemandem für 2 Wochen dein Auto und er verschenkt es in dieser Zeit an einen Freund und du siehst es nie wieder. Würdest du ihm je wieder vertrauen? Können wir CDU/SPD/FDP und co je wieder vertrauen, die unsere Währung weggegeben haben?