Cerberus » Do 6. Sep 2012, 12:50 hat geschrieben:
Auf die gesamte kapitalistische Welt kommt das jetzt zu - der Ewige Wachstum fand sein Ende (früher als er hätte müssen), weil das Wachstum zu schnell, zu hoch getrieben wurde.
Ich muß immer wieder den Kopf schütteln, wie manche doch in einem Weltbild des 19ten Jhd. gefangen sind, und das immerhin im 21. Jhd...
Die gesamte kapitalistische Welt... aha, also Europa, USA und vielleicht noch Japan? DDDDRIIIIING, bitte mal aufwachen, zur kapitalistischen Welt gehören auch noch andere Länder, allen voran die sog. BRICS-Staaten: Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika usw. Selbst wenn man auf die mehr als pessimistische Idee käme, die Zeiten des Wachstums in USA, Europa und Japan wären ein und für allemal vorbei, wäre es blanker Wahnsinn, solches für den Rest der Welt zu behaupten (oje... China wuchs in diesem Quartal "nur noch", um 7,6%... was für eine kapitalistische Wachstums-Katastrophe

).
Unabhängig davon, daß es hier und da auf dem Globus eine mehr oder weniger temporäre Verlangsamung des Wachstums gegeben haben mag als Folge der Finanzkrise, mancherorts sogar eine Schrumpfung, haben die meisten Länder außerhalb der genannten Regionen noch viele Jahre und Jahrzehnte großen Wachstums vor sich (es ist auch noch viel Distanz zurückzulegen bis zu dem Punkt, an dem in diesen Ländern der Wohlstand mit dem in unseren Ländern vergleichbar ist).
Aber daß Menschen sich im Mittelpunkt der Welt wähnen (und nun schon gar Menschen der sog. "ersten Welt"!), ihre Befindlichkeiten und die eine oder andere Befindlichkeit, die als vorherrschend im eigenen Land empfunden wird, als Haupt- und Standardbefindlichkeiten in der gesamten Welt wähnen, ist kein so neues Phänomen, scheint eine natürliche menschliche Verhaltensweise zu sein... man sollte sie also resolut, aber nicht allzu streng kritisieren und richtigstellen, weswegen ich weitere Äußerungen, wie mir eine solche Weltsicht vorkommt, verkneifen werde.
Eine ähnliche Situation besteht ja im Gejammer über die "auseinandergehende Schere" zwischen arm und reich usw... Die enormen Wohlstandszugewinne in anderen, bisher weniger wohlhabenden Regionen des Globus, die durch die Globalisierung stattfinden konnten, werden hier ganz einfach unterschlagen... Arbeitsvolumen, die von Deutschland nach China verlagert werden, mögen hier in D die Armut erhöhen... daß sie hingegen in China den Wohlstand erhöhen, wird gemeinhin in der linksgesteuerten Jammerdiskussion unterschlagen, weil diese Teile der Welt, erstaunlich bei Linken, irgendwie nicht "zählen".
Nebenbei bemerkt: In den letzten Jahrzehnten stieg die Geldmenge des Euro schon stark an. Eine Inflation blieb bisher in den Eurostaaten weitgehend aus. Dies ist vermutlich auf Globalisierungseffekte zurückzuführen, d.h. einem gewissen Anteil der Euro-Menge steht auch ein gewisser Anteil der außereuropäisch stark gewachsenen Produktionsmittel und Waren gegenüber... wenn diese über Euro finanziert wurden. Das außereuropäische Wachstum hat bisher also eine Euro-Inflation vermeiden helfen, trotz schon bisher ganz fleißiger Tätigkeit der Gelddrucker der EZB. Jetzt wird dieses auf die Spitze getrieben, es ist die Frage, ob das außereuropäische Wachstum, bzw. genauer, der EURO-Anteil an ihm, so weiterbesteht, daß weiterhin dem Geldwertzerfall entgegengewirkt ist.