Thomas I » Mi 19. Okt 2011, 22:54 hat geschrieben:...
Ja, wenn man u.a. mal von der vierspurigen Durchgangsstrasse absieht die durch die ganze Stadt geht...
Es empfiehlt sich ab und zu mal mit dem Auto unterwegs zu sein in Städten vo denen Grüne einen erzählen sie seien so verkehrsberuhigt und autofrei.
Auch von Zürich wurde und wird das Märchen immer gerne erzählt dabei ging da bis vor wenigen Jahren noch der Verkehr von zwei ganzen Autobahnen mitten durch die Wohnviertel...
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Ein weiteres schönes Beispiel hier gibt Tübingen und sein Desaster mit der Mühlstraße. Die Mühlstraße war schon seit eh und je eine Hauptverkehrsader in Nord-Süd Richtung. Dann wurde sie für fast 3 Millionen Euro teuer und aufwendig umgestaltet um sie für Radfahrer und Fußgänger attraktiver zu machen, aber auch in Vorbereitung einer gerade diskutierten Vollsperrung für PKWs.
Das Ergebnis dieser "Umgestaltung" ist ein eklatantes Sicherheitsrisiko für Radfahrer und Fußgänger. Aber nicht bedingt durch den Autoverkehr. Bedingt durch den Busverkehr der jetzt - um die Mühlstraße sicher und unbeschadet zu befahren - den Radweg mitnutzen muss, was diese wiederrum nötigt den sehr engen Fußweg mitzunutzen. Stets in der Hoffnung unterwegs nicht einem Anlieferfahrzeug zu begegnen welches den kompletten Rad- und Fußweg dichtmacht und somit Radfahrer als auch Fußgänger auf die enge Fahrbahn nötigt. Und da - ich erwähnte es bereits - die Mühlstraße eine wichtige Nord-Süd Verbindung in Tübingen darstellt handelt es sich bei den angesprochenen Bussen nicht nur um ein oder zwei alle halbe Stunde, nein, wir sprechen hier von etwas über 1.000 Bussen am Tag (in der Hauptverkehrszeit von 6:00 Uhr bis ca. 20:00 Uhr)! Ich erwähne nur am Rande das die Verkehrssicherheit vor der 3 Millionen Euro teuren "Umgestaltung" deutlich höher war da Radfahrer, Fußgänger und Kraftverkehr keine Strecken untereinander teilen mussten! Und der Verkehrsfluß hat im übrigen ebenfalls darunter gelitten, da aufgrund des beengten Verkehrs beim aufeinandertreffen auf zwei entgegenkommende Gelenkbusse kaum schneller als 10km/h gefahren werden kann.
Jetzt verhält es sich darüberhinaus derzeit so das der Autoverkehr noch die Mühlstraße nutzen darf. Betonung liegt auf "noch", denn im Gespräch ist gerade die Vollsperrung für den Autoverkehr (einzige Ausnahme: Anlieferer für lokale Geschäfte in einem begrenzten Zeitraum). Dies bedeutet aber wiederrum - wir erinnern uns an die Hauptverkehrsachse Nord-Süd - das der Autoverkehr um die Innenstadt herum geführt werden muss, was bei der kürzesten Strecke ca. 1,5 km mehr ausmacht und aufgrund der zahlreicheren Ampelschaltungen erheblich länger dauert. Ein Hauptargument für die Vollsperrung für den Autoverkehr ist neben der Etablierung einer Fußgängerzone zugunsten der dortigen "Einzelhändler" (ich habe nie wirklich aufgepasst, aber meines Wissens findet sich dort kaum mehr als ein paar Handy-Läden und diverse Bäckereien Marke "Steh-Cafe", ganz zu schweigen davon das die Mühlstraße noch nie sonderlich beliebt war da sie in den weitesten Strecken eine dunkle, beengende Gasse darstellt in der wirklich garnichts zum flanieren einlädt) natürlich auch der Umweltaspekt.
Weniger Autos in der Mühlstraße, weniger Feinstaub und Lärmbelästigung der Anlieger, mehr Umweltschutz (O-Ton der Stadtverwaltung!). Das der Autoverkehr jedoch nur umgelenkt wird und nicht so mir nichts, dir nichts verschwindet scheint den Stadtoberen ein gewaltiges Mirakulum zu sein. Ebenso das der gleiche Verkehr die Umwelt eigentlich noch stärker belastet weil er jetzt in längerer Zeit eine größere Strecke zurücklegen muss scheint den Oberen hier irgendwie abwegig zu sein.
Betroffen von dieser Umleitung werden in erster Linie die Bewohner des Viertels Lustnau sein die den Verkehr der B28 von Reutlingen kommend sowie den Verkehr der B27 aus Stuttgart abbekommen werden sowie der Ortsteil Derendingen und Südstadt (wobei sich für Südstadt weniger ändert, die haben einen nicht geringen Teil schon jetzt, er wird eigentlich eher nur verlagert) der den Verkehr von der B27 aus Richtung Hechingen kommend abbekommen.
Und genau hier trifft jetzt jacks berechtigte Kritik: Nur zu Gunsten der sehr wenigen Anlieger der Mühlstraße müssen sich sehr viele Anwohner von Wohnvierteln einem Straßenverkehr aussetzen der in seiner Masse (ich habe keine aktuellen Zahlen bei der Hand, aber mein Wissensstand war das es ca. 10.000 Autos pro Tag betrifft die die Mühlstraße duchqueren) durchaus die Lebensqualität senken kann.
Und als kleine Anekdote am Rande dürfen jetzt alle dreimal Raten wer für den Murks in der Mühlstraße verantwortlich ist (vor allem auf wessen Mist die Verschlimmerung durch die Baumaßnahmen für läppische 3 Millionen Euro gewachsen ist) und wer besonders aktiv dafür Eintritt den Verkehr durch die Wohngebiete umzulenken nur um die "Innenstadt" Autofrei zu bekommen und dafür sogar bereit ist die Umwelt noch stärker zu belasten...
Kleiner Tipp: Er hat sich bei der Schlichtung um S21 auf der Gegnerseite als ganz besonders kompetenter "Verkehrsexperte" ausgegeben...
'I find that offensive.' has no meaning; it has no purpose; it has no reason to be respected as a phrase. 'I am offended by that.' Well, so fucking what? - Stephen Fry