Ende August gabs im österreichischen Alpbach in Tirol ein - im wahrsten SInne - Gipfeltreffen, bei dem das serbische und das kosovarische Staatsoberhaupt den Vorschlag eines Gebietsaustauschs unterbreiteten. Einige südserbische Dörfer mit überwiegend albanischer Bevölkerung sollen zum Kosovo und einige nordkosovarische Dörfer mit überwiegend serbischer Bevölkerung sollen zu Serbien gehören. Und damit die Voraussetzungen für einen EU-Beitrittsstatus hergestellt werden. Da sehen die Regelungen vor, dass es dafür keine Gebietsstreitigkeiten geben darf. (Dass das im Falle von Zypern von Anfang an und massiv nicht der Fall war ... anderes Thema).
Der erste Gesichtspunkt dabei: Zumindest Österreich hat ein großes und vor allem wirtschaftliches Interesse daran, den Beitritt von Ländern wie Kosovo oder Serbien zu beschleunigen und tritt demzufolge als Vermittler und Gastgeber auf:
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... 82092.htmlDas Interesse Österreichs kommt nicht von ungefähr. Die Alpenrepublik ist in diesen Ländern Südosteuropas ein wichtiger Investor. Zudem hat das Land neben den wirtschaftlichen Interessen auch zahlreiche historische Verbindungen zum Balkan. Die Serben zählen zudem zu den größten Minderheiten in Österreich.
Der zweite Gesichtspunkt. Die Kosovo-Frage dürfte über regionale Wirtschaftsinteressen hinaus erhebliche exemplarische Bedeutung haben. Zur Frage dieses Gebietstauschs gab es ein Telefonat zwischen Merkel und Trump. Bitte: Es geht um ein paar Dörfer mit ein paar hundert Menschen und dann noch um ein paar hundert Schafe und Ziegen, denen die Staatszugehörigkeit vermutlich gleichgültig ist. Also offensichtlich um einen Präzedenzfall. Trump sprach sich für einen solchen Gebietstausch aus, Merkel dagegen. Und die Bürgermeister dieser Dörfer haben noch nicht mal Verständnis dafür, was das ganze eigentlich soll.
Und damit kommen wir zum dritten, entscheidenden Gesichtspunkt: Die Frage bei diesem Gebietstausch lautet "Lösung" oder "Dammbruch". Die sofortige Reaktivierung alter Pläne der Loslösung der "Entität" Republika Srpska vom Staat Bosnien-Herzogowina spricht für Zweiteres. Es geht um die Frage, ob man Staaten wieder (wie im 19. Jahrhundert) als primär ethnisch definierte Gebilde auffassen soll, kann und darf. Und in sämtlichen Kommentaren wird berechtigterweise sofort auf das Problem Katalonien hingewiesen.
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