Polen will nun auch Reparationen

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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 Oct 2018, 12:48)

Die polnischen Reparationsforderungen werden auch von Präsident Duda gestellt.

"Knapp eine Woche vor den geplanten deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Warschau spricht sich der polnische Staatspräsident Andrzej Duda weiter für Kriegsentschädigungen von Deutschland an sein Land aus. "Nach meiner Auffassung sind die Reparationszahlungen kein erledigtes Thema", sagte Duda der "Bild am Sonntag". Er verwies auf Gutachten des früheren Präsidenten Lech Kaczynski, der 2010 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Diese belegten, "dass die angerichteten Kriegsschäden in Polen nie ausgeglichen wurden." Quelle: https://amp.dw.com/de/polen-fordert-wei ... a-46063004

Diese polnische Regierung und auch Staatspräsident Duda geht mir langsam auf die Nerven. Merkel sollte die polnisch-deutschen Regierungskonsultationen für beendet erklären und stattdessen eine Kommission ankündigen die überprüft ob die Abtretung der ehemaligen deutschen Ostgebiete wirklich final abgeschlossen ist.
Ach was, ich bin doch schon zur Rückeroberung angetreten! :cool: Nein, jetzt im Ernst: Natürlich kann die Reparationsforderung nicht ernst genommen werden; so wenig wie die griechische oder so mancher italienische Versuch. Der Krieg ist nun fast 75 Jahre vorbei. Die Vertreibung Deutscher von Haus und Hof ist nach heutigem Verständnis ein Kriegsverbrechen... gern mit "Wer Wind sät, der wird Sturm ernten!" beiseite geschoben.

Am besten ist es schon, nicht mehr in dieser Vergangenheit herum zu wühlen und alte Wunden wieder aufbrechen zu lassen. Was war, das kann man sehr sachlich darstellen... hier in Pommern offenbar gar kein Problem. Da haben die Polen ganz schlicht die Zukunft, nämlich die Zugehörigkeit zur EU gewählt. So sieht das jedenfalls die Gazeta Wyborcza, die auch andere recht dumme Äußerungen des Präsidenten Duda sehr sarkastisch kommentiert hat. Ich gehe hier darauf nicht ein, um nicht weiteren Empfindlichkeiten auf deutscher Seite an zu stacheln. Die Polen müssen mit uns vernünftig umgehen, und wir mit den Polen... oder wollen wir uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit an die Gurgeln gehen?

Lassen wir uns also gar nicht aus der Ruhe bringen durch diese rückwärtsgewandte polnische Regierung. Das werden die Polen schon ganz von allein wieder in Ordnung bringen. Gehen wir ungerührt weiter auf dem Weg zum in Freiheit vereinten Europa und verbreiten wir unsere Zuversicht, daß wir diesen Weg bis zum Ziel gehen werden.
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Nomen Nescio
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(28 Oct 2018, 14:01)

Ach was, ich bin doch schon zur Rückeroberung angetreten! :cool: Nein, jetzt im Ernst: Natürlich kann die Reparationsforderung nicht ernst genommen werden; so wenig wie die griechische oder so mancher italienische Versuch. Der Krieg ist nun fast 75 Jahre vorbei. Die Vertreibung Deutscher von Haus und Hof ist nach heutigem Verständnis ein Kriegsverbrechen... gern mit "Wer Wind sät, der wird Sturm ernten!" beiseite geschoben.
ich will nicht alte wunden einsalzen, aber sind die »verlustbeträge« der deutschen in der weiten ferne vergleichbar mit denen der vertriebenen deutschen? abgesehen von verwüstungen und raub (goldreserven, aktien, rohstoffen, etc.)?
und wie steht es mit ländern die nicht zur kriegspartei gehörten und trotzdem die nazis im nacken kriegten?

aber nein, du hast recht, wenn es friedensverträge gibt, dann wurde darin auch über eine mögliche verschuldung gesprochen. wie »gering« die auch wäre. oder gibt es noch länder womit es keinen offiziellen friedensvertrag gibt?
man sollte sich das märchen von der ente mit den goldenen eiern erinnern.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Fliege »

"Polen will nun auch Reparationen" ...
Wer will DDR-Merkel nicht an den Karren fahren? ...
Wo kann man sich gegen Merkel versichern? ...
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Troh.Klaus »

Wenn die Polen ca. 800 Milliarden Euro fordern und die Griechen 300, dann kann man hoch rechnen, dass die Gesamtforderung von Polen, Griechenland, baltischen Staaten, Weissrussland, Ukraine, Russland, Jugoslawien-Nachfolge-Staaten, Tschechei und Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Norwegen, Dänemark, Benelux, Frankreich, Italien, Österreich, England, Spanien, USA, Kanada, Tunesien, Libyen, Marokko, Ägypten, Türkei, Australien, Neuseeland, und wer sonst noch Ansprüche erheben mag so um die 15 Billionen Dollar betragen wird. Wenn man sich auf 30 Milliarden Euro jährliche Tilgung einigen kann, wären wir nach fünfhundert Jahren mit dem Thema durch.

Selbstverständlich könnte Deutschland mit einem solchen Schuldenberg, der alle Maastricht-Kriterium um ein Vielfaches reißen würde, nicht mehr im elitären Euro-Club und wohl auch nicht mehr in der EU dabei sein.

Was das allerdings mit Merkel zu tun hat, erschließt sich mir noch nicht. Das ist doch eher das Erbe des Größten Loosers Aller Zeiten und seiner barbarischen Fans. Aber es soll ja immer noch so Masochisten geben, die dem GRÖLAZ huldigen.
Zuletzt geändert von Troh.Klaus am So 28. Okt 2018, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von aleph »

Ehemalige Kolonien stellen keine Forderungen, sie bekommen äußerst günstige Darlehen, für deren Abbezahlung sie ihre Rohstoffe plündern. Oder haben die Belgier eine Rechnung von Zaire bekommen? Hat Algerien einen Brief an den französischen Präsidenten gestellt? Inder haben für ihr Land mal eine Rechnung aufgestellt. Ihre Überlegung war, dass Indien vor der Kolonisierung ein sehr reiches Land gewesen sei, mit einem florierenden Handwerk

Im Ernst: Deutschland zahlt durchaus, z.B. Renten an Holocaustüberlebenden. Da kann die polnische Regierung gerne eine Liste von Personen senden, die dabei vergessen wurden.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
Besser schweigen und als Narr zu scheinen, als sprechen und jeden Zweifel zu beseitigen. Abraham Lincoln
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von McKnee »

Das ist schlicht nationalistischer Populismus. Den braucht man, um sein Selbstbild des nationalen Stolzes zu erstellen. Den braucht man aber auch, um über die eigene Regierungsunfähigkeit hinweg zu täuschen.

Es hilft Feindbilder zu füttern. Das wird nur zum Problem, wenn die Protagonisten sich plötzlich ändern und es sieht nicht so aus, als könne sich Frau Merkel noch sehr lange halten. Vielleicht ist ein Nachfolger auch ein Freund deutlicherer Worte, wobei ich die Ruhe, mit der die Regierung mit Anfeindungen umgegangen ist, auch beeindruckt hat. Doch irgendwann läuft jedes Faß einmal über.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(28 Oct 2018, 22:58)

ich will nicht alte wunden einsalzen, aber sind die »verlustbeträge« der deutschen in der weiten ferne vergleichbar mit denen der vertriebenen deutschen? abgesehen von verwüstungen und raub (goldreserven, aktien, rohstoffen, etc.)?
und wie steht es mit ländern die nicht zur kriegspartei gehörten und trotzdem die nazis im nacken kriegten?

aber nein, du hast recht, wenn es friedensverträge gibt, dann wurde darin auch über eine mögliche verschuldung gesprochen. wie »gering« die auch wäre. oder gibt es noch länder womit es keinen offiziellen friedensvertrag gibt?
man sollte sich das märchen von der ente mit den goldenen eiern erinnern.
Wir Deutschen haben daran mitgearbeitet, ein friedliches und auch freundliches Miteinander in Europa zu entwickeln. Und dann kommen gegen alle Vernunft solche Forderungen? Da gefällt jemandem wohl nicht, daß wir hier alle so nett zu einander sind? Die Erfüllung solcher Forderungen würde unser Land nach seinem Neuaufbau ruinieren. Will das etwa jemand? Nach dem Begleitgeschehen um die Wiedervereinigung sind diese schwebenden Forderungen vertraglich erledigt; mit Polen sogar schon früher. Papperlapapp, was kümmert mich die Verabredung einer kommunistischen Vorgängerregierung! Tja, Papperlapapp, was kümmern uns die Naziverbrechen! So etwas ist doch kein Umgang miteinander. Eine gemeinsame Zukunft gestalten, das geht anders.
KarlRanseier

Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von KarlRanseier »

H2O hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:28)

Wir Deutschen haben daran mitgearbeitet, ein friedliches und auch freundliches Miteinander in Europa zu entwickeln. Und dann kommen gegen alle Vernunft solche Forderungen? Da gefällt jemandem wohl nicht, daß wir hier alle so nett zu einander sind? Die Erfüllung solcher Forderungen würde unser Land nach seinem Neuaufbau ruinieren. Will das etwa jemand? Nach dem Begleitgeschehen um die Wiedervereinigung sind diese schwebenden Forderungen vertraglich erledigt; mit Polen sogar schon früher. Papperlapapp, was kümmert mich die Verabredung einer kommunistischen Vorgängerregierung! Tja, Papperlapapp, was kümmern uns die Naziverbrechen! So etwas ist doch kein Umgang miteinander. Eine gemeinsame Zukunft gestalten, das geht anders.

Naja, was Deutschland mit Griechenland abgezogen hat, um die Profite seiner Banken abzusichern, könnte ggf. auch Reparationen rechtfertigen.

Außerdem fühlt sich Deutschland ebenfalls nicht an Vereinbarungen gebunden. So garantierte man den Russen, dass sich die NATO nach der Vereinigung 1990 nicht weiter nach Osten ausbreiten würde, nach wenigen Jahren verwies man allerdings darauf, dass jemand, der der NATO, den Deutschen oder den US-Amis glaubt, selbst daran schuld sei. :rolleyes:

Außerdem ist wohl auch unbestritten, dass nicht wenige deutsche Firmen durch die Verbrechen der Nazizeit, insbesondere die Zwangsarbeit, groß geworden sind. Die hat man nicht zerschlagen.

Familie Quandt profitiert bis heute von den Verbrechen ihrer Vorfahren, und das dürfte allenfalls die Spitze des Eisberges sein.
Zuletzt geändert von KarlRanseier am Mo 29. Okt 2018, 08:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(28 Oct 2018, 23:17)

Ehemalige Kolonien stellen keine Forderungen, sie bekommen äußerst günstige Darlehen, für deren Abbezahlung sie ihre Rohstoffe plündern. Oder haben die Belgier eine Rechnung von Zaire bekommen? Hat Algerien einen Brief an den französischen Präsidenten gestellt? Inder haben für ihr Land mal eine Rechnung aufgestellt. Ihre Überlegung war, dass Indien vor der Kolonisierung ein sehr reiches Land gewesen sei, mit einem florierenden Handwerk

Im Ernst: Deutschland zahlt durchaus, z.B. Renten an Holocaustüberlebenden. Da kann die polnische Regierung gerne eine Liste von Personen senden, die dabei vergessen wurden.
Letzteres dient der sehr persönlichen Anerkennung eines von Deutschen zugefügten bitteren Leids. Da sehe ich mich als deutscher Mitmensch auch in der selbstverständlichen Pflicht, dieses persönliche Leid an zu erkennen und etwas zu tun, daß die Opfer wenigstens auf ihre alten Tage etwas besser leben können. Dann war es das aber auch.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:41)

Letzteres dient der sehr persönlichen Anerkennung eines von Deutschen zugefügten bitteren Leids. Da sehe ich mich als deutscher Mitmensch auch in der selbstverständlichen Pflicht, dieses persönliche Leid an zu erkennen und etwas zu tun, daß die Opfer wenigstens auf ihre alten Tage etwas besser leben können. Dann war es das aber auch.
darum schrieb ich ja auch, die polnische regierung soll listen persönlich betroffener liefern und deutschland kann ihnen eine angemessene rente zahlen. bei der zwangsarbeiterentschädigung hat das ja auch geklappt.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

KarlRanseier hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:38)

Naja, was Deutschland mit Griechenland abgezogen hat, um die Profite seiner Banken abzusichern, könnte ggf. auch Reparationen rechtfertigen.

Außerdem fühlt sich Deutschland ebenfalls nicht an Vereinbarungen gebunden. So garantierte man den Russen, dass sich die NATO nach der Vereinigung 1990 nicht weiter nach Osten ausbreiten würde, nach wenigen Jahren verwies man allerdings darauf, dass jemand, der der NATO, den Deutschen oder den US-Amis glaubt, selbst daran schuld sei. :rolleyes:
Nun sollten Sie bitte nicht Geschehnisse des späten 20. Jahrhunderts mit deutschen Missetaten im 2. Weltkrieg vermischen. Dafür und dagegen läßt sich ganz viel sagen; das paßt aber nicht in diesen Strang.

Für mich gehört die bürokratische Plünderung des griechischen Staatsschatzes zu den vielen Ungerechtigkeiten des vergangenen Weltkriegs. Und den haben wir mit den Verträgen zur Wiedervereinigung nach Auffassung der Siegermächte hinter uns gelassen. Auch die Griechen sollten nicht immer wieder mit dieser furchtbaren Vergangenheit auftrumpfen. Inzwischen leben und arbeiten in Deutschland Millionen Bürger ehemaliger Kriegsteilnehmer, darunter auch hunderttausende Griechen, sind in unsere deutsche Gesellschaft bestens eingebaut. Will man dieses friedliche Miteinander ganz unbedingt wieder zerstören? Die spinnen doch!
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von KarlRanseier »

H2O hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:50)

Nun sollten Sie bitte nicht Geschehnisse des späten 20. Jahrhunderts mit deutschen Missetaten im 2. Weltkrieg vermischen. Dafür und dagegen läßt sich ganz viel sagen; das paßt aber nicht in diesen Strang.

Für mich gehört die bürokratische Plünderung des griechischen Staatsschatzes zu den vielen Ungerechtigkeiten des vergangenen Weltkriegs. Und den haben wir mit den Verträgen zur Wiedervereinigung nach Auffassung der Siegermächte hinter uns gelassen. Auch die Griechen sollten nicht immer wieder mit dieser furchtbaren Vergangenheit auftrumpfen. Inzwischen leben und arbeiten in Deutschland Millionen Bürger ehemaliger Kriegsteilnehmer, darunter auch hunderttausende Griechen, sind in unsere deutsche Gesellschaft bestens eingebaut. Will man dieses friedliche Miteinander ganz unbedingt wieder zerstören? Die spinnen doch!

Wieso, wer will denn das friedliche Miteinander zerstören? Meinst Du, die Deutschen werden gleich wieder von nicht zu kontrollierender Mordlust gepackt, weil jemand Geldforderungen stellt, die zweifelhaft sind?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von McKnee »

H2O hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:28)

Wir Deutschen haben daran mitgearbeitet, ein friedliches und auch freundliches Miteinander in Europa zu entwickeln.
Reparationen und Wiedergutmachung kann man auch anders leisten, als durch das reine Abgelten in harter Währung.

Deutschland ist maßgeblich am Wohlstand in Europa und der EU beteiligt. Davon profitieren auch Polen und Griechenland, wie auch andere. Natürlich auch Deutschland und natürlich auch die Reichen.

Ich bin kein Prophet und ich weiß nicht sicher, wie es sich entwickelt hätte, hätte Deutschland sich anders entwickelt.

Ich halte die Forderungen für kurzsichtig und im 21. Jahrhundert für unangemessen.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:45)

darum schrieb ich ja auch, die polnische regierung soll listen persönlich betroffener liefern und deutschland kann ihnen eine angemessene rente zahlen. bei der zwangsarbeiterentschädigung hat das ja auch geklappt.
Da sind wir uns völlig einig; die polnische Regierung träumt aber von einem riesigen Geldtransfer, über den sie dann nach Gutdünken verfügen kann. Das scheint ein wenig ein polnischer Traum zu sein. Vor 2 Jahren hat ein "Goldzug" der Nazis bei Waldenburg in Schlesien die Leute fast zum Wahnsinn getrieben. Der Zug soll angeblich mit Nazi-Beutegut beladen in einem verschütteten Stollen versteckt worden sein. Solche Träume gibt es bei uns ja auch... Stichwort Lotto im zig-Millionenbereich.

Inzwischen fährt in Westpommern auch ein Goldzug... wenigstens ist er goldfarben gestrichen und heißt auch auf Polnisch Pommerscher Goldzug. Humor haben die Leute Gottlob auch!
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

KarlRanseier hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:54)

Wieso, wer will denn das friedliche Miteinander zerstören? Meinst Du, die Deutschen werden gleich wieder von nicht zu kontrollierender Mordlust gepackt, weil jemand Geldforderungen stellt, die zweifelhaft sind?
Diese Konstruktion halte ich jetzt aber für ganz verfehlt. Stellen Sie sich im persönlichen Bereich einen Fall vor, bei dem Ihnen im bitteren Streit mit einem Nachbarn ein wirtschaftlicher Schaden zugefügt wurde, der Nachbar durch Gegenmaßnahmen auf abgebrannten Trümmern hockt und Sie 1/3 seine Landes abzwacken. Dann machen sich alle Seiten daran, den Wahnsinn wieder auf zu räumen, und kaum hat der inzwischen einsichtige und freundliche Nachbar wieder Boden unter den Füßen, legen Sie ihm alte Rechnungen vor. Und dann erwarten Sie weiter ein freundliches Miteinander?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

McKnee hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:55)

Reparationen und Wiedergutmachung kann man auch anders leisten, als durch das reine Abgelten in harter Währung.

Deutschland ist maßgeblich am Wohlstand in Europa und der EU beteiligt. Davon profitieren auch Polen und Griechenland, wie auch andere. Natürlich auch Deutschland und natürlich auch die Reichen.

Ich bin kein Prophet und ich weiß nicht sicher, wie es sich entwickelt hätte, hätte Deutschland sich anders entwickelt.

Ich halte die Forderungen für kurzsichtig und im 21. Jahrhundert für unangemessen.
Aus irgend einem Grunde hält wohl jedes Land seine alten Ansprüche in einer Schublade bereit. Zu unseren deutschen Gunsten muß aber erwähnt werden, daß hier die heimatvertriebenen Deutschen sich arrangiert haben, und daß Frau Steinbach mit Entschädigungsforderungen zurück gepfiffen wurde.

Natürlich paßt so etwas weder in die europäische Einigung noch zu einem friedlichen Miteinander im 21. Jahrhundert. Das wissen und ahnen aber auch viele Polen, wie man Leserkommentaren in den großen polnischen Tageszeitungen entnehmen kann. Die Polen in den großen Städten haben sich in den letzten Regionalwahlen sehr klar zu Europa bekannt. Deshalb sollten wir auch nicht mit Gegenmaßnahmen drohen oder rüde gegenhalten. Das tut die Bundesregierung aber auch nicht.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Troh.Klaus »

KarlRanseier hat geschrieben:(29 Oct 2018, 08:38)
Naja, was Deutschland mit Griechenland abgezogen hat, um die Profite seiner Banken abzusichern, könnte ggf. auch Reparationen rechtfertigen.

Außerdem fühlt sich Deutschland ebenfalls nicht an Vereinbarungen gebunden. So garantierte man den Russen, dass sich die NATO nach der Vereinigung 1990 nicht weiter nach Osten ausbreiten würde, nach wenigen Jahren verwies man allerdings darauf, dass jemand, der der NATO, den Deutschen oder den US-Amis glaubt, selbst daran schuld sei. :rolleyes:

Außerdem ist wohl auch unbestritten, dass nicht wenige deutsche Firmen durch die Verbrechen der Nazizeit, insbesondere die Zwangsarbeit, groß geworden sind. Die hat man nicht zerschlagen.

Familie Quandt profitiert bis heute von den Verbrechen ihrer Vorfahren, und das dürfte allenfalls die Spitze des Eisberges sein.
Und das bedeutet jetzt was? Dass Du dafür bist, dass Deutschland 300 Milliarden Euro an Griechenland überweist und 800 Milliarden an Polen? Und ca. 15 Billionen insgesamt an alle anderen Kriegs-Beteiligte auf dem europäischen Schlachtfeld?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von aleph »

Troh.Klaus hat geschrieben:(29 Oct 2018, 09:40)

Und das bedeutet jetzt was? Dass Du dafür bist, dass Deutschland 300 Milliarden Euro an Griechenland überweist und 800 Milliarden an Polen? Und ca. 15 Billionen insgesamt an alle anderen Kriegs-Beteiligte auf dem europäischen Schlachtfeld?
Nein, das sind Kredite, die Griechenland mit Zinsen zurück zahlt. Problematisch, das als Reparationen zu bezeichnen (auch Niederlande zahlen an Griechenland und absehbar auch an Italien :D).
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(29 Oct 2018, 09:20)

Aus irgend einem Grunde hält wohl jedes Land seine alten Ansprüche in einer Schublade bereit. Zu unseren deutschen Gunsten muß aber erwähnt werden, daß hier die heimatvertriebenen Deutschen sich arrangiert haben, und daß Frau Steinbach mit Entschädigungsforderungen zurück gepfiffen wurde.

Natürlich paßt so etwas weder in die europäische Einigung noch zu einem friedlichen Miteinander im 21. Jahrhundert. Das wissen und ahnen aber auch viele Polen, wie man Leserkommentaren in den großen polnischen Tageszeitungen entnehmen kann. Die Polen in den großen Städten haben sich in den letzten Regionalwahlen sehr klar zu Europa bekannt. Deshalb sollten wir auch nicht mit Gegenmaßnahmen drohen oder rüde gegenhalten. Das tut die Bundesregierung aber auch nicht.
Daher sollte man auch die Weidels dieses Landes auch isolieren.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(29 Oct 2018, 09:53)

Daher sollte man auch die Weidels dieses Landes auch isolieren.
Schon richtig; mir fällt aber gar kein Gegenmittel ein, außer meinem Stimmzettel bei Wahlen und meiner Stimme in politischen Diskussionen. Haben Sie einen weiteren Vorschlag, den man verfolgen könnte?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von schokoschendrezki »

Es gibt bereits seit etwas über einem Jahr in Polen eine "Parlamentarische Arbeitsgruppe zur Schätzung der Polen von Deutschland zustehenden Reparationen für die im Verlauf des Zweiten Weltkrieges angerichteten Schäden“. Der eigentliche Wendepunkt dieser ganzen Entwicklungen war aber 2014. Da nämlich setzte sich das italienische Verfassungsgericht über ein Urteil des IGHs in Den Haag hinweg: Dass nämlich aufrgrund des Prinzips der Staatssouveränität kein Gericht im Land A einen anderen Staat B zu irgendetwas verurteilen könne. Und am 2. November 2017, also ziemlich genau vor einem Jahr, verurteilte denn auch ein Gericht in den italienischen ABruzzen die Bundesrepulbik zu Entschädigungszahlungen von etwa 5 Millionen EUro an die Gemeinda Roccaraso, wo die Deutsche Wehrmacht 1943 ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübte. Auf diese juristische Wende berufen sich neuere Forderungen auch aus Polen und Griechenland.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 10:10)

Es gibt bereits seit etwas über einem Jahr in Polen eine "Parlamentarische Arbeitsgruppe zur Schätzung der Polen von Deutschland zustehenden Reparationen für die im Verlauf des Zweiten Weltkrieges angerichteten Schäden“. Der eigentliche Wendepunkt dieser ganzen Entwicklungen war aber 2014. Da nämlich setzte sich das italienische Verfassungsgericht über ein Urteil des IGHs in Den Haag hinweg: Dass nämlich aufrgrund des Prinzips der Staatssouveränität kein Gericht im Land A einen anderen Staat B zu irgendetwas verurteilen könne. Und am 2. November 2017, also ziemlich genau vor einem Jahr, verurteilte denn auch ein Gericht in den italienischen ABruzzen die Bundesrepulbik zu Entschädigungszahlungen von etwa 5 Millionen EUro an die Gemeinda Roccaraso, wo die Deutsche Wehrmacht 1943 ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübte. Auf diese juristische Wende berufen sich neuere Forderungen auch aus Polen und Griechenland.
Ist diese "juristische Wende" auch international anerkannt?
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von schokoschendrezki »

zollagent hat geschrieben:(29 Oct 2018, 10:14)

Ist diese "juristische Wende" auch international anerkannt?
Meines Wissens nicht. Und nach Verkündung des Urteils im Dezember 2016 setzte sich die italienische Regierung mit der deutschen in Verbindung und man beschloss, dieses Urteil zu ignorieren und die Zahlungen nicht zu tätigen.

Ich würde mal vermuten, dass auch Italien - zum Beispiel von Seiten seiner ehemaligen Kolonien - Zahlungsforderungen fürchtet und von daher Präzedenzfälle vermeidet.

http://www.italianinsider.it/?q=node/6175
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von McKnee »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 10:10)

Es gibt bereits seit etwas über einem Jahr in Polen eine "Parlamentarische Arbeitsgruppe zur Schätzung der Polen von Deutschland zustehenden Reparationen für die im Verlauf des Zweiten Weltkrieges angerichteten Schäden“. Der eigentliche Wendepunkt dieser ganzen Entwicklungen war aber 2014. Da nämlich setzte sich das italienische Verfassungsgericht über ein Urteil des IGHs in Den Haag hinweg: Dass nämlich aufrgrund des Prinzips der Staatssouveränität kein Gericht im Land A einen anderen Staat B zu irgendetwas verurteilen könne. Und am 2. November 2017, also ziemlich genau vor einem Jahr, verurteilte denn auch ein Gericht in den italienischen ABruzzen die Bundesrepulbik zu Entschädigungszahlungen von etwa 5 Millionen EUro an die Gemeinda Roccaraso, wo die Deutsche Wehrmacht 1943 ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübte. Auf diese juristische Wende berufen sich neuere Forderungen auch aus Polen und Griechenland.
Dann muss ein Kanzler ja aufpassen, dass man in Italien keine Taschenpfändungen durchführt. Deutsches Staatsvermögen muss man dann wohl aus Italien abziehen, soweit dies dort liegt.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(29 Oct 2018, 10:00)

Schon richtig; mir fällt aber gar kein Gegenmittel ein, außer meinem Stimmzettel bei Wahlen und meiner Stimme in politischen Diskussionen. Haben Sie einen weiteren Vorschlag, den man verfolgen könnte?
Sie können Ihre polnischen Mitbürger darüber informieren, dass nicht alle Deutschen so ticken, wie Höcke. Die Bundesregierung könnte außerdem einen guten Draht zu Polen halten.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(29 Oct 2018, 10:40)

Sie können Ihre polnischen Mitbürger darüber informieren, dass nicht alle Deutschen so ticken, wie Höcke. Die Bundesregierung könnte außerdem einen guten Draht zu Polen halten.
Das lebe ich hier wirklich vor; meine Nachbarn und die Mitarbeiter in den Amtsstuben behandeln mich ausgesucht höflich und hilfsbereit. Natürlich versuche ich alle Amtsgespräche in Polnisch zu erledigen. Das wird offenbar freudig anerkannt.

Ich meine, daß die Bundesregierung sich schon sehr still und entgegenkommend verhält, daß aber die polnische Seite unter der Führung der national-konservativen PiS fast jede Gelegenheit nutzt, um Ärger zu machen. Dann wird das mit dem Guten Draht natürlich schwierig. Das ging mit der Regierung der national-liberalen PO unter dem heutigen Präsidenten des EU-Ministerrats Donald Tusk viel, viel besser!

Wir müssen uns wohl auf den Überdruß der Polen an dieser streitsüchtigen Regierung verlassen... und der wächst erkennbar an.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(29 Oct 2018, 10:00)

Schon richtig; mir fällt aber gar kein Gegenmittel ein, außer meinem Stimmzettel bei Wahlen und meiner Stimme in politischen Diskussionen. Haben Sie einen weiteren Vorschlag, den man verfolgen könnte?
Wie so häufig scheint das Wirtschaftsverhältnis mehr und mehr ein Eigenleben unabhängig von politischen Verhältnissen zu führen. Was sagt ein Blick auf die Import/Export-Statistik Polen-Deutschland:

2016: 54.797.880.000 € Export nach Polen, 46.522.176.000 € Import aus Polen
2017: 59.536.592.000 € Export nach Polen (+8,65 %), 51.019.684.000 € Import aus Polen (+9.67%)

Zum Vergleich der Traditionspartner Frankreich (67 Mio Einwohner) gegenüber dem Neupartner Polen (38 Mio Einwohner):

2016: 101.399.024.000 € Export nach Frankreich, 65.778.304.000 € Import aus Frankreich
2017: 105.207.976.000 € Export nach Frankreich (+3.76%), 64.167.508.000 € Import aus Frankreich (-2.45%)

Tendenziell könnte Deutschland also demnächst aus Polen genauso viel importieren wie aus dem erheblich größeren Traditionspartner Frankreich.

https://www.auwi-bayern.de/Europa/Polen ... istik.html
https://www.auwi-bayern.de/Europa/Frank ... istik.html
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 11:24)

Wie so häufig scheint das Wirtschaftsverhältnis mehr und mehr ein Eigenleben unabhängig von politischen Verhältnissen zu führen. Was sagt ein Blick auf die Import/Export-Statistik Polen-Deutschland:

2016: 54.797.880.000 € Export nach Polen, 46.522.176.000 € Import aus Polen
2017: 59.536.592.000 € Export nach Polen (+8,65 %), 51.019.684.000 € Import aus Polen (+9.67%)

Zum Vergleich der Traditionspartner Frankreich (67 Mio Einwohner) gegenüber dem Neupartner Polen (38 Mio Einwohner):

2016: 101.399.024.000 € Export nach Frankreich, 65.778.304.000 € Import aus Frankreich
2017: 105.207.976.000 € Export nach Frankreich (+3.76%), 64.167.508.000 € Import aus Frankreich (-2.45%)

Tendenziell könnte Deutschland also demnächst aus Polen genauso viel importieren wie aus dem erheblich größeren Traditionspartner Frankreich.

https://www.auwi-bayern.de/Europa/Polen ... istik.html
https://www.auwi-bayern.de/Europa/Frank ... istik.html
Dieser intensive Austausch kann doch nur erfreut zur Kenntnis genommen werden. Ich stelle mich jetzt einmal schützend vor unsere französischen Nachbarn. Deutsche Investitionen gibt es in Frankreich bestimmt nicht in dem Umfang wie in Polen. Dazu war der französische Markt doch viel zu stark entwickelt, und vor einigen Jahrzenten war in Frankreich auch die nationale Wirtschaft heilig.

Das alles ist in Polen anders gewesen; vor allem der Kapitalbedarf für Investitionen war und ist hoch, bei einer noch sehr ausbaufähigen Wirtschaft. Da gibt es nun einmal in der Privatwirtschaft sehr starke Verflechtungen in größerer Zahl. Es wird noch lange dauern, bis zum französischen Partner derart enge Verzahnungen aufgebaut wurden, wie sie heute mit Polen bestehen... und stetig weiter wachsen.

Darum war ja auch der Grundgedanke "Weimarer Dreieck" eine gute Sache, die leider aber auch nicht so richtig in Schwung kommt.

Und nun sehen wir uns den Titel dieses Strangs an. Da sind doch wohl ein paar Sicherungen durchgeknallt... oder?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Quatschki »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 11:24)

Wie so häufig scheint das Wirtschaftsverhältnis mehr und mehr ein Eigenleben unabhängig von politischen Verhältnissen zu führen. Was sagt ein Blick auf die Import/Export-Statistik Polen-Deutschland:

2016: 54.797.880.000 € Export nach Polen, 46.522.176.000 € Import aus Polen
2017: 59.536.592.000 € Export nach Polen (+8,65 %), 51.019.684.000 € Import aus Polen (+9.67%)

Zum Vergleich der Traditionspartner Frankreich (67 Mio Einwohner) gegenüber dem Neupartner Polen (38 Mio Einwohner):

2016: 101.399.024.000 € Export nach Frankreich, 65.778.304.000 € Import aus Frankreich
2017: 105.207.976.000 € Export nach Frankreich (+3.76%), 64.167.508.000 € Import aus Frankreich (-2.45%)

Tendenziell könnte Deutschland also demnächst aus Polen genauso viel importieren wie aus dem erheblich größeren Traditionspartner Frankreich.

https://www.auwi-bayern.de/Europa/Polen ... istik.html
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Wie schlägt sich das in der Handelsbilanz nieder, wenn Amazon 1000 LKW voller Waren pro Tag zum Einpacken über seine polnischen Logistikzentren laufen läßt?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

Quatschki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 12:42)

Wie schlägt sich das in der Handelsbilanz nieder, wenn Amazon 1000 LKW voller Waren pro Tag zum Einpacken über seine polnischen Logistikzentren laufen läßt?
Aus meiner Sicht überhaupt nicht, wenn die Waren nicht in Polen hergestellt wurden. Meine online-Bestellungen bei Amazon bezahle ich in Deutschland zu deutschen Angebotspreisen. Die kommen dann mit GLS oder DPD oder auch Polnischer Post an meine polnische Adresse. Polnische Mehrwertsteuer muß ich nie bezahlen, wohl aber zusätzliche Versandkosten. Ich nehme an, daß die Logistikzentren wie Zoll-Ausland behandelt werden. Die Lieferungen kommen aber immer aus Deutschland aus einem Zwischenlager eines Spediteurs. Kann man so in der Sendungsverfolgung sehen.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Eiskalt »

Nomen Nescio hat geschrieben:(09 Sep 2017, 00:08)

nein, soweit ich weiß wir nicht, norwegen nicht, die schweiz nicht, usw. ;)
Die Niederlande sind ja auch wie Deutschland nur mit einer anderen Sprache, ich wohne ja nur 20-30 km von der Grenze entfernt...
SIeht aus wie hier nur andere Sprache.
Wenn man allerdings von den Niederlanden nach Belgien reinfährt sieht das schon anders aus, mehr.....französisch..... :?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Eiskalt »

Man stelle sich nur vor Deutschland würde verkünden:
"Aufgrund der Kritik an unserem erhöhten Aussenhandelsvolumen haben wir beschlossen den Binnennachfrage zu erhöhen.
Soeben haben wir 3000 Kampfpanzer vom Typ Leopard bestellt"!
Diese werden aus Gründen des Schutzes vor Russland und Platzes an der polnischen Grenze geparkt.
So begegnet man einem Haufen an Kritik"!

:D
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von schokoschendrezki »

Quatschki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 12:42)

Wie schlägt sich das in der Handelsbilanz nieder, wenn Amazon 1000 LKW voller Waren pro Tag zum Einpacken über seine polnischen Logistikzentren laufen läßt?
Die verlinkten Statistiken schlüsseln die Handelsbilanzen auch nach Warengruppen auf. Die beiden großen Posten sowohl beim Import wie beim Export aus und nach Polen sind zum einen Fahrzeuge und zum anderen Maschinen. Deutschland importiert darüber hinaus vor allem Futtermittel aus Polen und exportiert chemische Erzeugnisse. Dinge, die über Amazon verschickt werden, spielen da glaube ich nur eine Nebenrolle.

Aber egal: Es gibt diese politisch lanzierten Geschichten wie die Forderung nach Reparationszahlungen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand tatsächlich an irgendwelche MIlliardenzahlungen glaubt. Das richtet sich doch wohl eher an den polnischen Wähler als an den deutschen Staat. Zugleich jedoch fließen tatsächlich und real Warenströme in MIlliardenbeträgen hin- und her. Man muss bei den Diskussionen aufpassen, ob man sich an solchen Erzählsträngen beteiligt oder ob man die reale politische und wirtschaftliche Situation betrachtet.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Quatschki »

Polen hat ja jetzt erstmal am 11.November den 100.Jahrestag der Wiedergründung nach dem 1.Weltkrieg.
Schon damals haben sie entschädigungslos Staatsbesitz, Eisenbahnvermögen, Infrastruktur von Rußland, Österreich und dem Deutschen Reich übernommen. Alles, was seit den polnischen Teilungen geschaffen wurde und nicht originär polnisch war.
Ein Teil dieser Gebäude und Anlagen ist dann im 2.Weltkrieg untergegangen und dafür Entschädigung zu fordern hieße quasi Ansprüche für untergegangene Hehlerware zu stellen...
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von schokoschendrezki »

Quatschki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 14:48)

Polen hat ja jetzt erstmal am 11.November den 100.Jahrestag der Wiedergründung nach dem 1.Weltkrieg.
Schon damals haben sie entschädigungslos Staatsbesitz, Eisenbahnvermögen, Infrastruktur von Rußland, Österreich und dem Deutschen Reich übernommen. Alles, was seit den polnischen Teilungen geschaffen wurde und nicht originär polnisch war.
Ein Teil dieser Gebäude und Anlagen ist dann im 2.Weltkrieg untergegangen und dafür Entschädigung zu fordern hieße quasi Ansprüche für untergegangene Hehlerware zu stellen...
Das hört sich jetzt so an, als wäre POlen für RUssland, Preußen und Österreich im 18. Jahrhundert so eine Art Entwicklungshilfeprojekt gewesen und nicht einfach die Beute dreier um Macht und Einfluss in Europa wetteifernder Großmächte.

Es geht - wie ich glaube - der PiS nicht um tatsächliche Milliardenansprüche. Die fließen auch in Fällen nicht, wo der historische Verlauf viel eindeutiger ist. Zum Beispiel im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Das ganze ist doch - wenngleich ziemlich wirksame - politische Propaganda. Und nochmal: Zugleich setzt sich der Wirtschaftshandel zwischen beiden Ländern - sowieso schon auf recht hohem Niveau - weiter fort. Man muss bei der politischen ANalyse aufpassen, dass man die tatsächlichen Vorgänge im Auge hat und sich nicht auf ein reines Debattier- und Propagandafeld locken lässt.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Quatschki »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Oct 2018, 15:08)

... Die fließen auch in Fällen nicht, wo der historische Verlauf viel eindeutiger ist. Zum Beispiel im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. .
Eindeutiger ist da garnichts.
Das Deutsche Reich hat in den 25 Jahren in Deutsch-Südwestafrika viel mehr investiert als herausgezogen. Man baut Bahnstrecken, Häfen, Straßen, Brücken, Postämter, Rathäuser und Schulen nicht für 10 Jahre Nutzungsdauer. Das meiste wurde kurz vor dem 1.Weltkrieg fertig oder war noch im Bau und ging nun entschädigungslos auf die neuen Eigentümer über.
Während in den englischen, französischen oder belgischen Kolonien für solche Investitionen jahrzehntelang Kredite getilgt und Anleger bedient werden mußten, konnten nach dem Versailler Vertrag die neuen Eigentümer über diese von den Deutschen geschaffene und finanzierte Infrastruktur nagelneu und zugleich voll abgeschrieben verfügen und tun es bis heute. Und so ähnlich war es auch mit den Eisenbahnen, Straßenbahnen, Fabriken, Straßen, Kanälen, Bergwerken, Häfen oder Postämtern von Kattowitz bis Danzig.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Audi »

Polen wird gar nichts bekommen. Es sei denn, man ist der Meinung USA werden helfen. Aber viel erfolg
friemeyer

Polen fordert Reparationen durch den UNO-Sicherheitsrat

Beitrag von friemeyer »

Man sollte denken, dass das Thema der Reparationen für den Zweiten Weltkrieg schon längst vergessen ist. Die Hauptprinzipien und Bedingungen der Zahlungen von Deutschland und seinen Verbündeten wurden auf den Konferenzen von Potsdam und Jalta festgesetzt. Aber Polen rollt das Thema der nicht bezahlten Kriegsschulden immer wieder auf.

In den letzten Jahren erhoben die polnischen Behörden die Reparationsansprüche an Deutschland mehrmals. In Polen wird diese Frage auf dem höchsten Niveau behandelt - und zwar im Parlamentsausschuss für Reparationszahlungen. Laut Schätzungen der polnischen Politiker beträgt die pauschale Forderung mindestens 800 Milliarden US-Dollar.

Nun will Warschau, das dieses Jahr das nichtständige Mitglied des UNO-Sicherheitsrats geworden ist, die Frage über die nicht ausgeglichenen Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg auf der internationalen Ebene besprechen. So haben die polnischen Behörden dem UNO-Sicherheitsrat den Entwurf der Resolution zur historischen Verantwortung Deutschlands für die NS-Verbrechen gegen Polen vorgelegt.

https://i.imgur.com/Hq04oux.jpg

https://i.imgur.com/tZ1VJOb.jpg

Dem Entwurf der Resolution nach besteht Warschau auf die Nachprüfung der Schäden, die Deutschland Polen während der Besatzungszeit 1939-1944 zugefügt hat, und auf die Neuberechnung der Entschädigung wegen der menschlichen und materiellen Verluste. Die Polen schlagen es vor, ein Fonds für die Auszahlung der Reparationen einzurichten und eine Sonderkommission für die Verwaltung dieses Fonds und für die Feststellung der Auszahlungshöhe zu bilden.

Das offizielle Berlin antwortete auf polnische Ansprüche, dass alle Reparationsforderungen schon längst beglichen worden waren, und die neuen Forderungen Polens sind rechtlich kaum begründet. Der polnische Staat, der nach dem Krieg dem Ostblock gehörte, hat offiziell auf deutsche Kriegsreparationen verzichtet. Aber die Polen beharren darauf, dass diese Entscheidung unter Druck von der UdSSR getroffen wurde. Dabei Polen, das sich für die Hauptopfer im Zweiten Weltkrieg hält und von der Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit spricht, scheint über die weiten deutschen Ostgebiete, die ihm nach der Potsdamer Konferenz übertragt wurden, absichtlich zu vergessen.

Falls der Entwurf der Resolution, die Polen in den UNO-Sicherheitsrat eingebracht hat, verabschiedet wird, führt dies zu einem gefährlichen Präzedenzfall. Man könnte dann geradeso gut die Ergebnisse aller Kriege in der Weltgeschichte revidieren. Polen ist bereits nicht das einzige, wer die Geschichte umschreiben möchte. So erhebt Griechenland ähnliche Ansprüche an Deutschland. Es ist nicht ausgeschlossen, dass andere Staaten Polens Beispiel folgen wollen, und dann kann die Welt ins Chaos abgleiten, wo jeder die Geschichte leicht ändern und auf die Vereinbarungen, die jahrzehntelang und jahrhundertelang galten, pfeifen kann.
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Re: Polen fordert Reparationen durch den UNO-Sicherheitsrat

Beitrag von H2O »

friemeyer hat geschrieben:(12 Dec 2018, 10:25)

Man sollte denken, dass das Thema der Reparationen für den Zweiten Weltkrieg schon längst vergessen ist. Die Hauptprinzipien und Bedingungen der Zahlungen von Deutschland und seinen Verbündeten wurden auf den Konferenzen von Potsdam und Jalta festgesetzt. Aber Polen rollt das Thema der nicht bezahlten Kriegsschulden immer wieder auf.

In den letzten Jahren erhoben die polnischen Behörden die Reparationsansprüche an Deutschland mehrmals. In Polen wird diese Frage auf dem höchsten Niveau behandelt - und zwar im Parlamentsausschuss für Reparationszahlungen. Laut Schätzungen der polnischen Politiker beträgt die pauschale Forderung mindestens 800 Milliarden US-Dollar.

Nun will Warschau, das dieses Jahr das nichtständige Mitglied des UNO-Sicherheitsrats geworden ist, die Frage über die nicht ausgeglichenen Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg auf der internationalen Ebene besprechen. So haben die polnischen Behörden dem UNO-Sicherheitsrat den Entwurf der Resolution zur historischen Verantwortung Deutschlands für die NS-Verbrechen gegen Polen vorgelegt.

https://i.imgur.com/Hq04oux.jpg

https://i.imgur.com/tZ1VJOb.jpg

Dem Entwurf der Resolution nach besteht Warschau auf die Nachprüfung der Schäden, die Deutschland Polen während der Besatzungszeit 1939-1944 zugefügt hat, und auf die Neuberechnung der Entschädigung wegen der menschlichen und materiellen Verluste. Die Polen schlagen es vor, ein Fonds für die Auszahlung der Reparationen einzurichten und eine Sonderkommission für die Verwaltung dieses Fonds und für die Feststellung der Auszahlungshöhe zu bilden.

Das offizielle Berlin antwortete auf polnische Ansprüche, dass alle Reparationsforderungen schon längst beglichen worden waren, und die neuen Forderungen Polens sind rechtlich kaum begründet. Der polnische Staat, der nach dem Krieg dem Ostblock gehörte, hat offiziell auf deutsche Kriegsreparationen verzichtet. Aber die Polen beharren darauf, dass diese Entscheidung unter Druck von der UdSSR getroffen wurde. Dabei Polen, das sich für die Hauptopfer im Zweiten Weltkrieg hält und von der Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit spricht, scheint über die weiten deutschen Ostgebiete, die ihm nach der Potsdamer Konferenz übertragt wurden, absichtlich zu vergessen.

Falls der Entwurf der Resolution, die Polen in den UNO-Sicherheitsrat eingebracht hat, verabschiedet wird, führt dies zu einem gefährlichen Präzedenzfall. Man könnte dann geradeso gut die Ergebnisse aller Kriege in der Weltgeschichte revidieren. Polen ist bereits nicht das einzige, wer die Geschichte umschreiben möchte. So erhebt Griechenland ähnliche Ansprüche an Deutschland. Es ist nicht ausgeschlossen, dass andere Staaten Polens Beispiel folgen wollen, und dann kann die Welt ins Chaos abgleiten, wo jeder die Geschichte leicht ändern und auf die Vereinbarungen, die jahrzehntelang und jahrhundertelang galten, pfeifen kann.
Der verschollene Beutezug mit Nazigold von Waldenburg/Walbrzych erregt manchmal die Gemüter, und nun die angeblich bestehenden Reparationsansprüche Polens. Der Traum vom plötzlichen Reichtum...

Die Wojewodschaft Westpommern hat dem Rechnung getragen und einen golden lackierten Regionalzug in Dienst gestellt. Denn Humor haben Polen dann auch noch.

Übrigens gehört Ihr neu eröffneter Strang hier hin:

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=8&t=64235
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

Das lebt nicht und zappelt doch!

https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... sehen.html

Man sollte es nicht für möglich halten: Die polnische Regierung beschäftigt immer noch eine Arbeitsgruppe mit polnischen Reparationsansprüchen aus dem 2. Weltkrieg. Deutschland solle zahlen, damit das deutsch-polnische Verhältnis auf eine bessere Grundlage gestellt werden könne. Eine ausgearbeitete Liste der polnischen Ansprüche liege in polnischer Sprache vor, müsse aber noch ins Deutsche übertragen werden.

Man wolle aber einen neu aufflammendem Streit vor den EU-Wahlen im Mai 2019 vermeiden.

Der polnischen Seite ist sehr klar, daß es eine deutsche Auffassung zu diesem Thema gibt, die sich auf die "2 plus 4 Verträge" zur deutschen Wiedervereinigung stützt und auf einen Friedensvertrag von 1953. Ja, aber die Verträge seien nicht von einer demokratisch legitimierten polnischen Regierung geschlossen worden.

Am vorsichtigen Taktieren der polnischen Regierung ist schon zu erkennen, daß man diese Forderung für schädlich hält, und daß kein Mensch dort glaubt, daß damit plötzlich die Verhältnisse zwischen Deutschen und Polen von angespannt auf herzlich umspringen.

Meine Meinung: Das deutsch-polnische Verhältnis ist auf der Ebene zwischenmenschlicher Kontakte gar nicht mehr zu verbessern. Hat man sich einmal persönlich kennengelernt und eine Vertrautheit hat sich eingestellt, dann ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen so, wie es überall in Europa zwischen Deutschen und anderen Europäern ist: Offen, herzlich und hilfsbereit.

Aus meiner Sicht sollte man diese Art von Giftangriffen ächten. Sie stören das Zusammenleben, so wie das ein ungezogenes Kind tut, wenn es ständig wiederholt mit Wutanfällen in den Umgang der Erwachsenen hinein bricht. Wir Deutschen und Europäer sollten ungerührt unseren Geschäften nachgehen. Auch und besonders in Polen. Da wächst etwas zusammen, was Zukunft hat!
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(13 Apr 2019, 08:33)

Das lebt nicht und zappelt doch!

https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... sehen.html

Man sollte es nicht für möglich halten: Die polnische Regierung beschäftigt immer noch eine Arbeitsgruppe mit polnischen Reparationsansprüchen aus dem 2. Weltkrieg. Deutschland solle zahlen, damit das deutsch-polnische Verhältnis auf eine bessere Grundlage gestellt werden könne. Eine ausgearbeitete Liste der polnischen Ansprüche liege in polnischer Sprache vor, müsse aber noch ins Deutsche übertragen werden.

Man wolle aber einen neu aufflammendem Streit vor den EU-Wahlen im Mai 2019 vermeiden.

Der polnischen Seite ist sehr klar, daß es eine deutsche Auffassung zu diesem Thema gibt, die sich auf die "2 plus 4 Verträge" zur deutschen Wiedervereinigung stützt und auf einen Friedensvertrag von 1953. Ja, aber die Verträge seien nicht von einer demokratisch legitimierten polnischen Regierung geschlossen worden.

Am vorsichtigen Taktieren der polnischen Regierung ist schon zu erkennen, daß man diese Forderung für schädlich hält, und daß kein Mensch dort glaubt, daß damit plötzlich die Verhältnisse zwischen Deutschen und Polen von angespannt auf herzlich umspringen.

Meine Meinung: Das deutsch-polnische Verhältnis ist auf der Ebene zwischenmenschlicher Kontakte gar nicht mehr zu verbessern. Hat man sich einmal persönlich kennengelernt und eine Vertrautheit hat sich eingestellt, dann ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen so, wie es überall in Europa zwischen Deutschen und anderen Europäern ist: Offen, herzlich und hilfsbereit.

Aus meiner Sicht sollte man diese Art von Giftangriffen ächten. Sie stören das Zusammenleben, so wie das ein ungezogenes Kind tut, wenn es ständig wiederholt mit Wutanfällen in den Umgang der Erwachsenen hinein bricht. Wir Deutschen und Europäer sollten ungerührt unseren Geschäften nachgehen. Auch und besonders in Polen. Da wächst etwas zusammen, was Zukunft hat!
Wie sehr oder wenig diese Forderungen berechtigt sind, ist ein weites Feld. Dass sie gerade in den letzten Jahren immer wieder aufkommen, hat seine Gründe. Die Weltkonjunktur wird sich recht bald drehen. Nach Studien der NBP wird das Wirtschaftswachstum auch in Polen stark gebremst, der Aufholprozess zum deutschen Lebensniveau stagniert anders als in den vergangenen Jahren. Grassierender Nationalismus in einigen Kreisen trifft auf nicht sehr kooperative deutsche Außenpolitik, etwa auch in der Frage des LNG-Terminals, dessen Nutzung Deutschland durch eine eigene Gasröhre nach Russland mindert. Es gibt viele Gründe für Polen, immer mal wieder aufzuzeigen, dass man zur Not auch anders könnte - wie sehr das stimmt, steht auf einem anderen Blatt.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Tom Bombadil »

Das mit den Reparationen als "Chance sehen" finde ich gut, Deutschland muss weiter die moralische Weltherrschaft inne haben, das sollte einem schon ein bisschen was wert sein, also zückt die Portemonnaies und raus mit den Scheinen!
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Teeernte »

H2O hat geschrieben:(13 Apr 2019, 08:33)

Das lebt nicht und zappelt doch!
..... Ja, aber die Verträge seien nicht von einer demokratisch legitimierten polnischen Regierung geschlossen worden....
Wir Deutschen und Europäer sollten ungerührt unseren Geschäften nachgehen. Auch und besonders in Polen. Da wächst etwas zusammen, was Zukunft hat!
Den Krieg hat auch keine Demokratische Deutsche Regierung geführt.... bekommen "wir" nun die gaaaanz alten Länder von Polen zurück ? :D :D :D
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

Teeernte hat geschrieben:(22 Apr 2019, 17:24)

Den Krieg hat auch keine Demokratische Deutsche Regierung geführt.... bekommen "wir" nun die gaaaanz alten Länder von Polen zurück ? :D :D :D
Das Thema trifft den Kern meiner Sichtweise: Wir sollten endlich abschließen mit dem gegenseitigen Aufrechnungen. Was jetzt ist, das ist so, schon um des lieben Friedens willen. Niemandem ist damit gedient, wenn sich ein Partner wie ein ungezogenes Kind auf dem Boden wälzt und krakeelt. Die polnische Regierung verhält sich dadurch klug,
daß sie den aus ihrer Partei angeschobenen Streit zurück hält. Noch gescheiter wäre allerdings ein offenes aufeinander Zugehen, um unsere gemeinsame Zukunft zum Wohle beider Seiten zu gestalten. Aus meiner Sicht gibt es fast gar kein Streitthema, woraus man nicht gemeinsam etwas Gutes machen könnte.

Die Bundesregierung verhält sich auf ihre Weise auch klug, indem sie nicht bei den Streitthemen einhakt und mitstreitet, sondern sie ungerührt ihren Weg geht. Im übrigen sehr erfolgreich auch in der polnischen Wirtschaft.

Ich halte gar nichts davon, daß hier deutsche Stimmen Polen "abbürsten" möchten, aber genau so abwegig finde ich deutsche Stimmen, die ohne erkennbaren Sinn unserem heutigen Deutschland umstrittene Rechnungen für Verbrechen der Vergangenheit vorlegen. Wir müssen gemeinsam unsere Zukunft bestehen, wie denn sonst?... und niemand wird mir weismachen können, daß das gelingt, wenn man uns heute leistungslos Geld abzwackt. Die deutsche moralische Verpflichtung und Verantwortung tragen dabei viel weiter in die Zukunft.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Apr 2019, 17:00)

Das mit den Reparationen als "Chance sehen" finde ich gut, Deutschland muss weiter die moralische Weltherrschaft inne haben, das sollte einem schon ein bisschen was wert sein, also zückt die Portemonnaies und raus mit den Scheinen!
Warum mit Scheinen? Gemeinsame Konzepte und gemeinsam umsetzbare Pläne fände ich praktischer, dann auch gern mit deutschen Mitteln oder überwiegend deutschen Mitteln. Als EU-Projekt am liebsten! Und wenn wir alle dann dabei noch unseren Wohlstand und unsere Fähigkeiten verbessern könnten... dann wäre ich völlig glücklich. In die Schmollecke ziehe ich mich bestimmt nicht zurück.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Wolverine »

H2O hat geschrieben:(22 Apr 2019, 21:38)

Das Thema trifft den Kern meiner Sichtweise: Wir sollten endlich abschließen mit dem gegenseitigen Aufrechnungen. Was jetzt ist, das ist so, schon um des lieben Friedens willen. Niemandem ist damit gedient, wenn sich ein Partner wie ein ungezogenes Kind auf dem Boden wälzt und krakeelt. Die polnische Regierung verhält sich dadurch klug,
daß sie den aus ihrer Partei angeschobenen Streit zurück hält. Noch gescheiter wäre allerdings ein offenes aufeinander Zugehen, um unsere gemeinsame Zukunft zum Wohle beider Seiten zu gestalten. Aus meiner Sicht gibt es fast gar kein Streitthema, woraus man nicht gemeinsam etwas Gutes machen könnte.

Die Bundesregierung verhält sich auf ihre Weise auch klug, indem sie nicht bei den Streitthemen einhakt und mitstreitet, sondern sie ungerührt ihren Weg geht. Im übrigen sehr erfolgreich auch in der polnischen Wirtschaft.

Ich halte gar nichts davon, daß hier deutsche Stimmen Polen "abbürsten" möchten, aber genau so abwegig finde ich deutsche Stimmen, die ohne erkennbaren Sinn unserem heutigen Deutschland umstrittene Rechnungen für Verbrechen der Vergangenheit vorlegen. Wir müssen gemeinsam unsere Zukunft bestehen, wie denn sonst?... und niemand wird mir weismachen können, daß das gelingt, wenn man uns heute leistungslos Geld abzwackt. Die deutsche moralische Verpflichtung und Verantwortung tragen dabei viel weiter in die Zukunft.
Hatte ich bereits in dem Strang mit den Griechen erwähnt. Alle Forderungen sind seit den 2+4 Verträgen juristisch erledigt. Es gibt nichts zu fordern, da Deutschland keine Friedensverträge mit den ehemaligen Gegnern hat und bereits ausreichend Reparationen gezahlt hat.
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Saxon »

Polen hat keine Ansprüche mehr zu stellen. Das sollte auch Standpunkt unserer Regierung sein. Gier sollte nicht belohnt nehmen
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Tom Bombadil »

Welche Gier? Wisst ihr denn nicht, wie die Deutschen in Polen gewütet haben, wie viele Menschen sie ermordet, vergewaltigt und versklavt haben?
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Orbiter1 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(23 Apr 2019, 11:23)

Welche Gier? Wisst ihre denn nicht, wie die Deutschen in Polen gewütet haben, wie viele Menschen sie ermordet, vergewaltigt und versklavt haben?
Das weiß in Deutschland jedes Kind. Aber wissen die Polen wie sehr sie selbst dabei mitgemacht haben? Bald werden sie nichts mehr darüber erfahren, denn die gleiche polnische Regierung die Reparationsforderungen an Deutschland stellt schreibt die Geschichte um und wäscht alle Polen von einer Mitschuld rein. Und wer was anderes behauptet wird vor Gericht gestellt. Zumindest Israel lässt sich diese Geschichtsverfälschung nicht gefallen. https://m.die-tagespost.de/politik/Stre ... 685,195843
Saxon
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Re: Polen will nun auch Reparationen

Beitrag von Saxon »

Tom Bombadil hat geschrieben:(23 Apr 2019, 11:23)

Welche Gier? Wisst ihr denn nicht, wie die Deutschen in Polen gewütet haben, wie viele Menschen sie ermordet, vergewaltigt und versklavt haben?

Doch weiß Ich. Aber Polen hat keine Ansprüche mehr finanziell zu stellen. Ich würde Ihnen keinen Cent geben und rechtlich gesehen gibts eh nichts.

Die armen Polen können woanders betteln gehen
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