Ausländeranteil/Migrationshintergrund bei Straftätern

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Dragus
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Re: Erfolgreich gegen Kriminalität => Ins Abseits gedrängt

Beitrag von Dragus »

@Wasteland
Realität ist auch, das die meisten Muslime sich eine parlamentarische Demokratie wünschen, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit etc.
Das wurde durch eine umfassende, repräsentative Studie von Gallup belegt.
Dieses Denken ist mir auch viel zu kollektivistisch. Der Mensch wird nichtmehr als Individuum betrachtet und nur noch auf eine Momentaufnahme der kulturellen Zugehörigkeit reduziert, die dabei keinesfalls so statisch und monolithisch ist, wie dieser Gedanke impliziert. Als ob Zugehörigkeit zum Islam Individualität in Fragen der politischen und moralischen Vorstellungswelt negiert und diese Menschen nur noch wie ein kollektiver Schwarm zu betrachten sind.
Warum sich Demokratie ausserhalb Europas und Nordamerikas grösstenteils schwer tut (geht ja beileibe nicht nur der islamischen Welt so), hat sicherlich viele Gründe, das aber einfach auf die Religion zu reduzieren greift mir einfach viel zu kurz und kann das Problem auch nicht erklären.
Ich habe nicht alles auf die Religion reduziert, das ist eine Unterstellung. Ich habe den Einfluss des Islam auf die politische Kultur beschrieben. Selbstverständlich gibt es auch nicht originell islamische Sitten und Gebräuche, welche eine demokratische Entwicklung erschweren. Stammeswesen z.Bsp.

Zum weiteren, etwa 50% der Muslime sind der Überzeugung, das Islam und Demokratie sich aus schließen, aber das entscheidende Argument hast du nicht entkräftet. Demokratie ist der letzte Scheiß ohne Menschenrechte, Minderheitenschutz und Pluralismus, das wussten schon die Sklaven der Griechen.
Und genau das wünschen sich die meisten Muslime. Ein Blick in die politische Realität dieser Staaten zeigt auch, das dort so gut wie keine Regierungen an der Macht sind, die das Volk wünscht.
Du machst dir das aber einfach. Die Mehrheit der Deutschen wünschten sich unter den Nazis auch Frieden und Demokratie, die NSDAP hat nie die 50% bei Wahlen erreicht. Deswegen ist der Nationalsozialismus aber nicht ungefährlich, oder?
Wasteland
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Re: Erfolgreich gegen Kriminalität => Ins Abseits gedrängt

Beitrag von Wasteland »

Dragus » So 9. Nov 2014, 18:27 hat geschrieben: Natürlich ist die Falsch, so wie jede exakte politische Prognose falsch ist. In den Gesellschafts- und Politikwissenschaften basieren Prognosen auf statistischen Erhebungen, aus welchen man Tendenzen und Wahrscheinlichkeiten für Entwicklungen ab leitet.

Am Zustand der islamischen Welt erkennt man, welche Tendenzen der Islam befördert und welche wahrscheinliche Entwicklung er nimmt. Das muss sich in Europa nicht wiederholen aber auch hier gibt es statistisch erhärtete Tendenzen, die ein wachsendes extremistisches Potential unter deutschen Muslimen erkennen. Das Innenmisterium hat dazu eine umfangreiche Studie angefertigt, noch unter Schäuble.

Gerade weil es, wie du richtig bemerkst, keine automatismen gibt, ist es so wichtig, die totalitären Tendenzen zu erkennen und gegen zu steuern, die Islamisten von den gemäßigten Muslimen zu unterscheiden und ihre Möglichkeiten politisch-religiöser Indoktrination entscheidend zu schwächen. Sie zu ignorieren und so zu tun, als seien religiöse Ideologien weniger gefährlich als säkulare Ideologien, ist ein fataler Fehlschluss. Da reicht ein Blick ins Geschichtsbuch oder in den nahen und mittleren Osten.
Nur, wer ignoriert die Gefahr die vom politischen Islam und dem Extremismus ausgeht?
Ich kenne niemanden und ich sehe das auch nicht in der Politik.
Gesellschaften und ihre Entwicklung sind niemals statisch, auch der Nahe Osten oder der Islam nicht.
Wie sonst konnte sich das Christentum von Hexenverbrennung zum heutigen Stand entwickeln?
Die Alphabetisierungsrate in Nahost steigt, die Geburtenraten sinken immer weiter, die globale Vernetzung hinterlässt ihre Spuren, z.B. der arabische Frühling war ein Ausdruck dessen.
Auch religiöse Radikalisierung kann ein Zeichen gesellscahftlicher Umwälzung sein. In Indien zum Beispiel ist die Zahl der religiös bedingten Ehrenmorde im 20. Jahrhundert extrem angestiegen, weil immer mehr Menschen die Kastengrenzen hinterfragen.
Was also aussieht wie eine Radikalisierung ist eine Reaktion auf Modernisierung.
Auch der Islamismus gilt gemeinhin als Reaktion auf die Moderne und da in den Ländern aus verschiedensten Gründen zumeist irgendwelche Militrärjuntas oder Könige regieren, die nicht gerade zimperlich mit Oppositionellen umgehen, ist dieses Feld eben fast komplett den Extremisten überlassen worden, die sich davon nicht abschrecken lassen.
So können diese Militanten die Stärke und Schlagkraft erreichen die sie heute haben.
Das ändert alles nichts daran, das die absolute Mehrheit der Menschen in der Region weder Krieg führen, noch Andersgläubige umbringen wollen, sondern sich parlamentarisch Demokratie mit Menschenrechten und Meinungsfreiheit wünschen.
Der politische, militante Islam ist in allererster Linie erstmal eine Gefahr für diese Menschen und danach erst für uns.
Nichtsdestotrotz muss man den nämlich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln begegnen und bekämpfen. Eine Abänderung des Asylrechts oder striktere Ausländerpolitik wird daran allerdings wenig ändern.
Dazu benötigt es schon einen grösseren Wurf, der die bestehende Staatenordnung in Nahost zu Grabe tragen müsste, damit die Gesellschaften dort die Chance bekommen sich zu entwickeln.
Zuletzt geändert von Wasteland am So 9. Nov 2014, 18:35, insgesamt 1-mal geändert.
Dragus
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Re: Erfolgreich gegen Kriminalität => Ins Abseits gedrängt

Beitrag von Dragus »

@Wasteland
Nur, wer ignoriert die Gefahr die vom politischen Islam und dem Extremismus ausgeht?
Ich kenne niemanden und ich sehe das auch nicht in der Politik.
Da sind wir uns einig, allerdings ist dies das Ergebnis einer politischen Entwicklung, die auf innenpolitischen Diskussionen und außenpolitischen Ereignissen fußt, welche diese beförderten. Vor 10-20 Jahren sah das noch punktuell anders aus. Man erinnere sich an die Position vieler Grüner in Bezug auf Erdogan/Türkei, Asylgewährung für Islamisten wegen Verfolgung aus religiösen Gründen usw. Es war eine menge politischer Naivität im Spiel. Aktuell wird die Gefahr nicht mehr ignoriert.
Gesellschaften und ihre Entwicklung sind niemals statisch, auch der Nahe Osten oder der Islam nicht.
Wie sonst konnte sich das Christentum von Hexenverbrennung zum heutigen Stand entwickeln?
Die Alphabetisierungsrate in Nahost steigt, die Geburtenraten sinken immer weiter, die globale Vernetzung hinterlässt ihre Spuren, z.B. der arabische Frühling war ein Ausdruck dessen.
Dazu zwei Anmerkungen. Außer in Tunesien sind alle Umstürze des arabischen Frühlings in eine Verschlimmerung der Situation gemündet. Das lag daran, das die Bewegung anfangs keine politische war. Es handelte sich um sogenannte Hungeraufstände, die darauf basierten, das sich die Lebensmittelpreise in der arabischen Welt innerhalb weniger Jahre verdoppelt hatten, so das in vielen Familien der Hunger ein zog. Auf diese Unruhen sind die Studenten auf gesprungen und dann die Islamisten. Wer stärker im Volk verankert war, erkennt man an der weiteren Entwicklung.
Auch religiöse Radikalisierung kann ein Zeichen gesellscahftlicher Umwälzung sein. In Indien zum Beispiel ist die Zahl der religiös bedingten Ehrenmorde im 20. Jahrhundert extrem angestiegen, weil immer mehr Menschen die Kastengrenzen hinterfragen.
Was also aussieht wie eine Radikalisierung ist eine Reaktion auf Modernisierung.
Auch der Islamismus gilt gemeinhin als Reaktion auf die Moderne und da in den Ländern aus verschiedensten Gründen zumeist irgendwelche Militrärjuntas oder Könige regieren, die nicht gerade zimperlich mit Oppositionellen umgehen, ist dieses Feld eben fast komplett den Extremisten überlassen worden, die sich davon nicht abschrecken lassen.
So können diese Militanten die Stärke und Schlagkraft erreichen die sie heute haben.
Sehe ich ähnlich, aber es ist eine unhistorische Sichtweise, in so fern der Djiahd, also die legale Form der Entrechtung aller Ungläubigen durch islamisch dominierte Regierungen bis ins späte 19 Jhd. ein stabiles über tausende Jahre gültiges Rechtssystem war. Muslime sind es gewohnt, gegenüber Ungläubigen in allen politischen, sozialen und ökonomischen Belangen bevorzugt zu werden. Die Reaktivierung dieses Systems wird derzeit von den Islamisten angestrebt. Sie ist auch in der Sharia so fest geschrieben.
Das ändert alles nichts daran, das die absolute Mehrheit der Menschen in der Region weder Krieg führen, noch Andersgläubige umbringen wollen, sondern sich parlamentarisch Demokratie mit Menschenrechten und Meinungsfreiheit wünschen.
In Ägypten bekamen die Muslimbrüder die Mehrheit bei den ersten Parlamentswahlen und das sind Islamisten und es ist nicht das einzige islamische Land, bei denen Islamisten Wahlen gewonnen haben in dessen Zuge die Demokratie gleich wieder abgeschafft oder ausgehöhlt worden ist. Ähnliches passiert gerade in der Türkei. Ich sehe da also keine absolute Mehrheit und noch mal: Demokratie ist ein Scheinargument, da der Islam NICHT die Trennung zwischen Staat und Kirche vor sieht und keinen Minderheitschutz kennt. Pakistan ist z.Bsp. auch eine islamische Demokratie. Ganz tolle Zustände bezüglich Menschenrechte.
Der politische, militante Islam ist in allererster Linie erstmal eine Gefahr für diese Menschen und danach erst für uns.
Nichtsdestotrotz muss man den nämlich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln begegnen und bekämpfen. Eine Abänderung des Asylrechts oder striktere Ausländerpolitik wird daran allerdings wenig ändern.
Dazu benötigt es schon einen grösseren Wurf, der die bestehende Staatenordnung in Nahost zu Grabe tragen müsste, damit die Gesellschaften dort die Chance bekommen sich zu entwickeln.
Die Gesellschaften dort entwickeln sich doch, nur nicht so, wie du oder ich es gerne hätten.
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Re: Erfolgreich gegen Kriminalität => Ins Abseits gedrängt

Beitrag von Gretel »

Dragus » So 9. Nov 2014, 17:44 hat geschrieben:@Gretel

Und in Ost-Timor gab es Massacker an Christen und deren dauerhafte Verfolgung, sowie diverse Terroranschläge auf Ferienanlagen, um westliche Touristen zu treffen.

Wenn die Islamisten in Indonesien die Oberhand bekommen, wonach es derzeit nicht aus sieht, werden die Frauenrechtlerinnen vermutlich eingeschüchtert und ermordet, wie man es aus anderen islamischen Staaten kennt.

Von daher weiß ich jetzt nicht, worauf du damit hinaus willst. Der politische Islam, worunter man alle othodoxen-, fundamentalischen- und islamistischen Muslime zusammen fassen kann, kämpfen für die Unterwerfung jeder weltlichen Gerichtsbarkeit unter die Sharia und da gibt es halt einfach keine Gleichberechtigung. Weder der Frau, noch der Ungläubigen, da kann ich ja nun nichts für. Dabei handelt es sich im übrigen um die Mehrheit der muslimischen Staaten, wie man in der Kairoer Deklaration der Menschenrechte nach lesen kann, dem Gegenentwurf der islamischen Länder zur der allg. Deklaration der Menschenrechte, wie sie der Westen verkündet hat. Daran erkennt man auch die politische Brisanz der Situation. Es geht keinesfalls um kleine politische Minderheiten.
Wie kommt es, dass in einem Land, in dem 88 % Muslime sind, der Islam keine Staatsreligion ist?
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Re: Erfolgreich gegen Kriminalität => Ins Abseits gedrängt

Beitrag von Dragus »

Gretel » Mo 10. Nov 2014, 05:52 hat geschrieben:
Wie kommt es, dass in einem Land, in dem 88 % Muslime sind, der Islam keine Staatsreligion ist?
Vielleicht fängst du mal an zu differenzieren und die Strömungen innerhalb der muslimischen Gesellschaften separat zu betrachten, die lokalen Kulturen berücksichtigend, dann kannst du die Frage sicher selbst beantworten.
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