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Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 19:53
von von Grimm
Nero hat geschrieben:(10 Sep 2017, 14:11)

Welchen zwingenden Grund gab es für die Geschehnisse in Dresden?
edit Mod. Verdrehung geschichtlicher Tatsachen!

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 19:58
von Jekyll
Es waren einfach zu viele, viel zu viele zivile Opefer dabei und die militärischen Schläge waren zu direkt, als dass man das ganze noch als Kollateralschaden durchgehen lassen könnte.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 20:06
von jack000
Jekyll hat geschrieben:(10 Sep 2017, 19:51)

Aber die Nazis sind hier nicht das Ergebnis, sondern die Ursache.
Mein Reden!
Ich persönlich halte die Einäscherung Dresdens sowie die von Hiroshima und Nagasaki für ein Kriegsverbrechen.
Wenn ich meinem Nachbarn eine Beule ins Auto trete und er mir deswegen auch eine Beule in mein Auto reintritt, ist beides jeweils eine Straftat. Die Frage aber ist, wer angefangen hat und das war in diesem Beispiel ich.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 20:28
von Nero
Ich versteh ja die Struktur, die du aufzeigen willst jack, aber das würde bedeuten, dass man sämtliche Menschenrechtskonventionen und völkerrechtlich niedergelegte Regeln zur Kriegsführung sofort vergessen kann/darf, wenn man sich nur sicher sein kann, dass der andere angefangen hat bzw. im Unrecht ist. So gesehen gäbe es dann von der Seite, die man im Recht sieht, auch grundsätzlich keine Kriegsverbrechen mehr - egal, was konkret getan wird.

Und das steht da irgendwie nirgendwo.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 20:45
von Quatschki
Die letzte V-1 schlug am 29.Marz 1945 in einem Londoner Vorort ein, ohne Schaden anzurichten.
Sie hätte aber auch einen nuklearen Sprengkopf tragen können.
Die Engländer wußten nicht, ob Hitler noch etwas im Skat hat.
Noch am 8.Marz 1945 hat Goebbels in seiner Görlitzer Rede den Endsieg beschworen und vom baldigen Einsatz neuer Waffen und Armeen schwadroniert.

Insofern ist das Argument: "Der Krieg war ja für Deutschland bereits verloren" zwar richtig.
Aber damals war das noch nicht so sicher, welcher Preis noch zu zahlen sein würde.

Andererseits bleibt ein vorsätzlicher Angriff auf Zivilbevölkerung, Flüchtlinge, sogar Zwangsarbeiter und eigene Kriegsgefangene auch dann ein Kriegsverbrechen, wenn der Krieg für die Angegriffenen nicht "bereits verloren" ist.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 20:57
von Ebiker
Quatschki hat geschrieben:(10 Sep 2017, 20:45)

Die letzte V-1 schlug am 29.Marz 1945 in einem Londoner Vorort ein, ohne Schaden anzurichten.
Sie hätte aber auch einen nuklearen Sprengkopf tragen können.
Tragfähigkeit V1 850kg, Gewicht erste Atombombe 4400kg.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 21:33
von Quatschki
Ebiker hat geschrieben:(10 Sep 2017, 20:57)

Tragfähigkeit V1 850kg, Gewicht erste Atombombe 4400kg.
Niemand wußte, wie groß so eine Bombe sein würde.
Man wußte aber, dass die deutschen Ingenieure den eigenen auf anderen Gebieten weit voraus waren.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 23:08
von Tom Bombadil
Flaschengeist hat geschrieben:(10 Sep 2017, 11:05)

Warum muß man soweit gehen?
Hatte ich schon geschrieben: "Mit Sanktionen drohen und Wattebäuschen werfen kommt man da nicht weit..."
Das Argument könnte auch von den 9/11 Attentätern kommen.
Unglaublicher bullshit, die USA mit dem Hitlerreich gleichzusetzen.
Die meisten Ziele wir Industrie wurde erst kurz vor Ende des Krieges zerstört. Das Fordwerk in Köln oder Ausschwitz wurde erst gar nicht angegriffen.
Belege bitte! Dass Auschwitz nicht angegriffen wurde ist ja wohl mehr als sonnenklar, man wollte den Nazis nicht ihre dreckige Arbeit abnehmen und auch keine Propagandavorlage liefern.
Es entsteht der Eindruck...
Das kann ich mir bei dir lebhaft vorstellen :dead:

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 23:09
von Tom Bombadil
Nero hat geschrieben:(10 Sep 2017, 14:11)

Welchen zwingenden Grund gab es für die Geschehnisse in Dresden?
Der von Göring ausgerufene totale Krieg.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 23:11
von Tom Bombadil
jack000 hat geschrieben:(10 Sep 2017, 19:43)

Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Ohne Nazis wäre Dresden (Wie viele andere Städte auch) doch niemals zerstört worden!
Richtig. Das wollen Nazis aber nicht wahrhaben, deshalb MUSS der Bombenangriff auf Dresden ein Kriegsverbrechen sein.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 23:22
von odiug
Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2017, 23:09)

Der von Göring ausgerufene totale Krieg.
Goebbels ... der hetze die Menge im Sportpalast auf.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: So 10. Sep 2017, 23:27
von ThorsHamar
Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2017, 23:11)

Richtig. Das wollen Nazis aber nicht wahrhaben, deshalb MUSS der Bombenangriff auf Dresden ein Kriegsverbrechen sein.
Sorry, aber ein Kriegsverbrechen wird doch nicht von einer Beurteilung durch Nazis definiert ....

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 05:30
von Flaschengeist
Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Sep 2017, 23:08)

Hatte ich schon geschrieben: "Mit Sanktionen drohen und Wattebäuschen werfen kommt man da nicht weit..."

Unglaublicher bullshit, die USA mit dem Hitlerreich gleichzusetzen.

Belege bitte! Dass Auschwitz nicht angegriffen wurde ist ja wohl mehr als sonnenklar, man wollte den Nazis nicht ihre dreckige Arbeit abnehmen und auch keine Propagandavorlage liefern.

Das kann ich mir bei dir lebhaft vorstellen :dead:
Warum die Amerikaner Auschwitz nicht bombardiert haben
http://www.deutschlandfunk.de/warum-die ... e_id=65375

War die Bombardierung z.B. von Warschau oder London ihrer Meinung nach ein Kriegsverbrechen?

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 08:47
von imp
Jekyll hat geschrieben:(10 Sep 2017, 19:58)

Es waren einfach zu viele, viel zu viele zivile Opefer dabei und die militärischen Schläge waren zu direkt, als dass man das ganze noch als Kollateralschaden durchgehen lassen könnte.
Man muss das einfach auch mal zur Kenntnis nehmen. Terrorbombardierung wie in Coventry oder Dresden, wo es heute eine Coventrystraße hat, waren seit den 20er Jahren in theoretischen Ausarbeitungen erörtert worden. Es entsprach dem Zeitgeist; in der Praxis haben Bombardierungen aber oft den Kriegswillen der Bevölkerung, ob betroffen oder nur bedroht, eher gestärkt als geschwächt. Es entsprach den technischen Möglichkeiten; Zielgeräte waren ungenau, wetterabhängig und lohnende Kriegsziele stark verteidigt, weshalb das "strategic bombing" auf Bahnhöfe und Industrieanlagen nur mit einem extrem überhöhten Ansatz an Bombern und Begleitjägern lohnend war. Ich sehe auch wenig prinzipiellen Unterschied zwischen der Bombardierung von Städten und dem Ubootkrieg gegen Passagier- und Frachtschiffe, wie ihn die Deutschen im Atlantik und Nordmeer, die Amerikaner im Pazifik führten.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 08:51
von Tom Bombadil
odiug hat geschrieben:(10 Sep 2017, 23:22)

Goebbels ... der hetze die Menge im Sportpalast auf.
Ja, Goebbels war's. Wie komm ich auf den fetten "Meier"? :cool:

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:03
von Tom Bombadil
Okay:
Heinemann: Es gab immer auch den Vorwurf gegenüber den Alliierten, sie hätten sich für das Schicksal der europäischen Juden ganz einfach nicht interessiert.
Mauch: Ich glaube dieser Vorwurf ist nicht wirklich zutreffend.

War die Bombardierung z.B. von Warschau oder London ihrer Meinung nach ein Kriegsverbrechen?
Reichen die unglaublich vielen Kriegsverbrechen der Deutschen im 2. Weltkrieg denn immer noch nicht? Müssen es noch mehr sein? Deutschland hat einen räuberischen, verbrecherischen Krieg angefangen, ohne diesen Krieg hätte es keine einzige Bombardierung einer Stadt gegeben, die Deutschen haben ergo Schuld an jeder einzelnen Bombardierung einer Stadt im europäischen 2. Weltkrieg, die Deutschen tragen Schuld an jedem einzelnen Toten in diesem Krieg. Krieg ist brutal, Krieg bringt die finstersten Eigenschaften der Menschen ans Tageslicht, wer des Krieges Hund entfesselt, muss auch damit leben können, selber gebissen zu werden. Das heutige Deutschland trägt die Verantwortung, dass so etwas nie mehr von Deutschland aus ausgeht.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:07
von Tom Bombadil
Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(11 Sep 2017, 08:47)

Es entsprach dem Zeitgeist;
Entspricht es immer noch. Der Nacktreiter aus der russischen Steppe kann sich ja auch nur deshalb ungeniert die Krim unter den Nagel reißen, weil er mit seinen Kernwaffen Millionen Zivilisten töten könnte.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:18
von Dieter Winter
ThorsHamar hat geschrieben:(10 Sep 2017, 23:27)

Sorry, aber ein Kriegsverbrechen wird doch nicht von einer Beurteilung durch Nazis definiert ....
Trotzdem gibt es Ethiker, die den Angriff als Kriegsverbrechen werten.

Wirklich zu 100% mit den Menschenrechten sind solche Bombardements sicher nicht.

In der Gesamtbetrachtung der Verbrechen jedoch, die während des 2. WK v. a. auch von Deutschen verübt wurden, ist die Angelegenheit vernachlässigbar.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:22
von Tom Bombadil
ThorsHamar hat geschrieben:(10 Sep 2017, 23:27)

Sorry, aber ein Kriegsverbrechen wird doch nicht von einer Beurteilung durch Nazis definiert ....
Selbstverständlich nicht, das war auch nicht der Sinn des Satzes.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:23
von imp
Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2017, 09:07)

Entspricht es immer noch. Der Nacktreiter aus der russischen Steppe kann sich ja auch nur deshalb ungeniert die Krim unter den Nagel reißen, weil er mit seinen Kernwaffen Millionen Zivilisten töten könnte.
edit Mod. Spam!
Hat nichts mit dem Thema Dresden und WK2 zu tun. 1. wurden während des WK2 keine Moscheen bombardiert, 2. befanden sich in Dresden keine Moscheen


Die Briten haben während der "Blitz" genannten konzentrierten Luftoffensiven gegen London und Südengland über 50.000 Menschen verloren und danach wenig Interesse, moralische Grundsatzfragen zu debattieren. Sie waren vom Kontinent verdrängt, bald auch am Balkan besiegt und in Afrika war der Kriegserfolg direkt proportional zum Eintreffen oder Versenken deutscher, italienischer oder britisch/amerikanischer Versorgungs- und Nachschublieferungen per Schiff. Das nebenbei mal all den wechselseitigen Verehrern von Rommel oder Montgomery zur Dämpfung. Ihre einzige Möglichkeit, zurückzuschlagen waren die Bomberangriffe, bevorzugt bei Nacht, wenn es dunkel ist und man nicht so gut trifft. Churchill soll bei einer Filmvorführung von Bombenangriffen auf Deutschland 1943 innegehalten haben: "Are we beasts? Are we taking this too far?". Direkte Konsequenzen hatte das zunächst nicht. Am 28. März 1945 schrieb Churchill dann:
"The question of bombing of German cities simply for the sake of increasing the terror, though under other pretexts, should be reviewed."

Die Amerikaner hatten in der Frage etwas andere Prioritäten und Ansätze, im Großen und Ganzen wollten beide führenden Bombenmächte aber den Krieg zügig und effizient gewinnen.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:41
von imp
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 09:18)

Trotzdem gibt es Ethiker, die den Angriff als Kriegsverbrechen werten.

Wirklich zu 100% mit den Menschenrechten sind solche Bombardements sicher nicht.
Das sind ganz verschiedene Fragen. Wenn wir heute auf diese Dinge schauen, haben wir viel Zeit und einen umfangreichen Blick auf Fakten, die Planer und Entscheider, aber erst recht Ausführende damals nicht haben konnten. Wir wissen heute viel über die öffentliche Meinung nach Bombenangriffen, über reale Auswirkungen auf den Krieg und über das Leid der Einzelnen. Auch die Akteure konnten später dazulernen, wenn sie wollten oder verdrängen und vergessen, was ja auch nachvollziehbar und legitim ist.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:49
von Nero
ist es möglich, Dresden als Kriegsverbrecher sehen, ohne Nazi zu sein oder sonst ideologisch zumindest "heikle" Hintergedanken zu haben?

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 09:52
von Dieter Winter
Nero hat geschrieben:(11 Sep 2017, 09:49)

ist es möglich, Dresden als Kriegsverbrecher sehen, ohne Nazi zu sein oder sonst ideologisch zumindest "heikle" Hintergedanken zu haben?
Ja, durchaus.

https://www.welt.de/geschichte/zweiter- ... gitim.html

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:24
von Nomen Nescio
Nero hat geschrieben:(10 Sep 2017, 20:28)

Ich versteh ja die Struktur, die du aufzeigen willst jack, aber das würde bedeuten, dass man sämtliche Menschenrechtskonventionen und völkerrechtlich niedergelegte Regeln zur Kriegsführung sofort vergessen kann/darf, wenn man sich nur sicher sein kann, dass der andere angefangen hat bzw. im Unrecht ist. So gesehen gäbe es dann von der Seite, die man im Recht sieht, auch grundsätzlich keine Kriegsverbrechen mehr - egal, was konkret getan wird.

Und das steht da irgendwie nirgendwo.
du darfst nicht gegen einander wegstreichen. A greift an; B verteidigt.

es gibt hier zwei verschiedene sachen, die völlig getrennt werden müssen. 1. »wie benimmt A sich« und 2. »wie benimmt B sich«.

gute chance daß der gewinner nicht vorm gericht kommt. die geschichte wird aber irgendwann urteilen.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:37
von Nomen Nescio
Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2017, 09:03)

Okay:
Heinemann: Es gab immer auch den Vorwurf gegenüber den Alliierten, sie hätten sich für das Schicksal der europäischen Juden ganz einfach nicht interessiert.
Mauch: Ich glaube dieser Vorwurf ist nicht wirklich zutreffend.



Reichen die unglaublich vielen Kriegsverbrechen der Deutschen im 2. Weltkrieg denn immer noch nicht? Müssen es noch mehr sein? Deutschland hat einen räuberischen, verbrecherischen Krieg angefangen, ohne diesen Krieg hätte es keine einzige Bombardierung einer Stadt gegeben, die Deutschen haben ergo Schuld an jeder einzelnen Bombardierung einer Stadt im europäischen 2. Weltkrieg, die Deutschen tragen Schuld an jedem einzelnen Toten in diesem Krieg.
ich bitte dich fortan statt »die deutschen« zu reden über »die nazis«. mit ihrem ganzen terrorapparat machten die nazis eine auflehnung gegen sie eigentlich unmöglich.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:40
von Dieter Winter
Nomen Nescio hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:37)

ich bitte dich fortan statt »die deutschen« zu reden über »die nazis«. mit ihrem ganzen terrorapparat machten die nazis eine auflehnung gegen sie eigentlich unmöglich.
Die Deutschen haben die Nazis nun mal gewählt.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:42
von Nomen Nescio
Nero hat geschrieben:(11 Sep 2017, 09:49)

ist es möglich, Dresden als Kriegsverbrecher sehen, ohne Nazi zu sein oder sonst ideologisch zumindest "heikle" Hintergedanken zu haben?
wenn ich etwas bin, ist es wohl anti-nazi. nichtsdestotrotz erkenne ich das AUCH die alliierten kriegsverbrechen begangen.
fast würde ich sagen »logisch«.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:43
von Nomen Nescio
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:40)

Die Deutschen haben die Nazis nun mal gewählt.
quatsch. ich dachte zwischen 30 und 33 %. oder war es weniger? denn sie fielen schon zurück.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:44
von Europa2050
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:40)

Die Deutschen haben die Nazis nun mal gewählt.
Aber das habe die doch nicht gewusst und außerdem mussten sie doch den Systempolitikern von den Blockparteien eins auswischen ... :mad2:

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:45
von Dieter Winter
Nomen Nescio hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:43)

quatsch. ich dachte zwischen 30 und 33 %. oder war es weniger?
Mehr. 43,9%.

https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstag ... %A4rz_1933

Zählt man den KSWR dazu, der de facto eine Nazipartei war, kommt man auf ca. 52%.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:49
von Tom Bombadil
Nomen Nescio hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:37)

ich bitte dich fortan statt »die deutschen« zu reden über »die nazis«. mit ihrem ganzen terrorapparat machten die nazis eine auflehnung gegen sie eigentlich unmöglich.
Unsinn. Ohne die mehrheitliche Unterstützung des Volkes kann man so einen gewaltigen Krieg gegen mehrere andere Nationen nicht führen. Hätte sich zB. die Wehrmacht mehrheitlich gegen die Nazis gewandt, wäre der Spuk von heute auf morgen vorbei gewesen.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:50
von Dieter Winter
Europa2050 hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:44)

Aber das habe die doch nicht gewusst und außerdem mussten sie doch den Systempolitikern von den Blockparteien eins auswischen ... :mad2:
Das Ding mit der Demokratie war seinerzeit nicht besonders beliebt in D. Sie war in vielen Köpfen noch immer mit der Niederlage im WK verbunden.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:52
von Europa2050
Und zusammen mit der KSWR über 50%. Zusätzlich die Prozente für die entgegengesetzten, aber ebenfalls republikfeindlichen Kommunisten:

Den Deutschen war die parlamentarische Demokratie zu schwierig.

Fairerweise: 2/3 Europas hatten schon vor 1933 von der Demokratie Abschied genommen, die Weimarer Republik hatte sich sogar noch recht gut gehalten.

Nur danach hat man halt "überholt ohne einzuholen", auch wenn der Spruch erst später entstand.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:54
von Europa2050
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:50)

Das Ding mit der Demokratie war seinerzeit nicht besonders beliebt in D. Sie war in vielen Köpfen noch immer mit der Niederlage im WK verbunden.
Wobei ja auch Siegermächte (Italien, Rumänien) oder erst entstandene Nationen (Baltikum, Polen...) die Demokratie nicht halten konnten.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 10:58
von Dieter Winter
Europa2050 hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:52)

Und zusammen mit der KSWR über 50%. Zusätzlich die Prozente für die entgegengesetzten, aber ebenfalls republikfeindlichen Kommunisten:

Ich habe das mit dem KSWR bereits nachgetragen. ;)

Ob die Kommunisten wirklich "entgegengesetzt" sind und waren, wäre ein anderes Thema. IMHO sind sich Nazis und Kommunisten in Vielem sehr nah. Angefangen beim Antisemitismus....

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 11:12
von Nero
Soweit ich das aus Büchern lese, war es so: die Bevölkerung war gegen den Krieg (Stimmung wurde von den Nazis mehrmals getestet), aber mit den ersten Siegen stand sie lange Zeit dann doch geschlossen hinter Hitler, speziell nach dem Frankreichfeldzug.

Mit den Gewinnern zu sein, ist ja auch grundsätzlich verführerisch und leicht. Klar.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 11:39
von Nomen Nescio
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 10:45)

Mehr. 43,9%.

https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstag ... %A4rz_1933

Zählt man den KSWR dazu, der de facto eine Nazipartei war, kommt man auf ca. 52%.
falsch. das waren schon keine freie wahlen mehr. der reichstagsbrand hatte schon statt gefunden. außerdem: 43,9 oder 44,5 % ?

ich lese bei deinem link u.a.
Die Reichstagswahl am 5. März 1933 war die Wahl zum achten Deutschen Reichstag in der Weimarer Republik. Sie war die letzte Reichstagswahl, an der mehr als eine Partei teilnahm. Unter dem Eindruck der beginnenden Diktatur des Nationalsozialismus kam es zur Anwendung diktatorischer Instrumente. Der Wahlkampf war von Übergriffen durch Mitglieder der NSDAP auf politische Gegner, insbesondere der KPD und SPD, geprägt. Daneben setzte bereits die staatliche Verfolgung ein. Dabei kam der Regierung (Kabinett Hitler) auch der Reichstagsbrand vom 27. auf den 28. Februar 1933 zugute. Mit Hilfe der tags darauf erlassenen Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat („Reichstagsbrandverordnung“) wurden die Grundrechte außer Kraft gesetzt und die Strukturen der KPD praktisch zerschlagen.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 11:44
von Dieter Winter
Nomen Nescio hat geschrieben:(11 Sep 2017, 11:39)

falsch. das waren schon keine freie wahlen mehr.
Die Wahl als solches war noch frei. Dass die NSDAP trotz ihrer Aktionen im Wahlkampf gewählt wurde, spricht eher gegen den Wähler.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 12:24
von ThorsHamar
Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2017, 09:22)

Selbstverständlich nicht, das war auch nicht der Sinn des Satzes.
Sondern? "Das wollen Nazis aber nicht wahrhaben, deshalb MUSS ...."

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 12:26
von Tom Bombadil
ThorsHamar hat geschrieben:(11 Sep 2017, 12:24)

Sondern? "Das wollen Nazis aber nicht wahrhaben, deshalb MUSS ...."
Aus Sicht der Nazis, meine Güte.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 12:28
von ThorsHamar
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 11:44)

Die Wahl als solches war noch frei. Dass die NSDAP trotz ihrer Aktionen im Wahlkampf gewählt wurde, spricht eher gegen den Wähler.
Für ALLE Sponsoren Hitlers war die Wahl immer frei ....

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 12:31
von Dieter Winter
ThorsHamar hat geschrieben:(11 Sep 2017, 12:28)

Für ALLE Sponsoren Hitlers war die Wahl immer frei ....
Eben.

Nach 45 wollte jeder ein verkappter Widerständler sein.

Wir haben da natürlich leicht reden. Die Gnade der späten Geburt enthebt uns der Verantwortung für Vergangenes.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 12:40
von ThorsHamar
Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2017, 12:26)

Aus Sicht der Nazis, meine Güte.
Ja, eben, meine Güte. Genau deshalb mein Einwand "Sorry, aber ein Kriegsverbrechen wird doch nicht von einer Beurteilung durch Nazis definiert ...."

" Beurteilung durch Nazis" heisst "aus Sicht der Nazis".
Also: Warum führst Du hier ein "aus Sicht der Nazis" - Argument an?
Der einzig logische Grund ist, dass Du somit "Kriegsverbrechen" kategorisch ausschliessen willst, weil das ja ein "Nazi -Muss" ist.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 12:46
von ThorsHamar
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 12:31)

Eben.

Nach 45 wollte jeder ein verkappter Widerständler sein.

Wir haben da natürlich leicht reden. Die Gnade der späten Geburt enthebt uns der Verantwortung für Vergangenes.
Richtig, so sehe ich das auch.
Trotzdem finde ich es eben auffallend, dass die Retrospektive ziemlich unkonkret, dafür doch gleichzeitig sehr bezeichnend "die Deutschen" verantwortlich macht, während die Sponsoren Hitlers, also Firmen, Organisationen, Banken und alle Judenhasser in Europa und weltweit kaum Namen haben und nur mal, kurz nach dem Krieg, im Fokus der Verantwortlichkeit standen, je nach Nutzen ....

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 12:47
von imp
Nero hat geschrieben:(11 Sep 2017, 09:49)

ist es möglich, Dresden als Kriegsverbrecher sehen, ohne Nazi zu sein oder sonst ideologisch zumindest "heikle" Hintergedanken zu haben?
Möglich ist das. Das taten manche, die selbst die Bomben abwarfen, auch. Man muss überlegen, ob man die heutigen Maßstäbe auf die damalige Zeit so anwenden will, ob man das Verhältnis zu den Taten der Wehrmacht, der SS usw berücksichtigen will oder zu anderem Grauen, das der Krieg so mit sich bringt. Von einer Granate zerfetzt werden oder in einem untergehenden Schiff eingeschlossen sein sind ja auch keine besonders hübschen Möglichkeiten, abzutreten.

Man muss auch nicht vergessen, dass die kriegführenden Staaten, manche mehr, manche weniger, ihr Tun auch unter dem Aspekt des Selbstschutzes betrachteten. Man muss nicht immer gleich "Nazi" rufen, nicht mal wenn es um Deutschland geht.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 13:11
von Tom Bombadil
ThorsHamar hat geschrieben:(11 Sep 2017, 12:40)

Ja, eben, meine Güte.
Meine Güte, hast du verquere Gedanken. Für den Nazi MUSS Dresden ein Kriegsverbrechen sein, damit er, wenn die Sprache auf deutsche Kriegsverbrechen kommt, sagen kann: "Die Amis, Briten waren auch nicht besser!"

Für zB. den Historiker, der die Dinge eher faktisch zu beurteilen versucht, KANN der Angriff auf Dresden ein Kriegsverbrechen sein.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 13:18
von ThorsHamar
Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2017, 13:11)

Meine Güte, hast du verquere Gedanken. Für den Nazi MUSS Dresden ein Kriegsverbrechen sein, damit er, wenn die Sprache auf deutsche Kriegsverbrechen kommt, sagen kann: "Die Amis, Briten waren auch nicht besser!"

Für zB. den Historiker, der die Dinge eher faktisch zu beurteilen versucht, KANN der Angriff auf Dresden ein Kriegsverbrechen sein.
sag das doch gleich .... danke.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 13:25
von Tom Bombadil
Dieter Winter hat geschrieben:(11 Sep 2017, 12:31)

Die Gnade der späten Geburt enthebt uns der Verantwortung für Vergangenes.
Tut es nicht. In der Verantwortung steht Deutschland und damit auch die Deutschen, dass so etwas nie wieder von deutschem (besser noch: europäischem) Boden ausgeht.

Schuld haben die vielen, vielen Deutschen, die in der Tschechoslowakei, Polen, Dänemark, Norwegen, Belgien, Holland, Luxemburg, Frankreich, Nordafrika, Jugoslawien, Italien und der Sowjetunion erbittert gekämpft, gemordet und vergewaltigt haben. Schuld haben die Nazis, die die Vernichtung der Juden, Sinti und Roma, "Asoziale" und anderen "unwerten Lebens" geplant und mit Hilfe vieler Deutscher (ja, auch Angehörige anderer Völker waren beteiligt) durchgeführt haben. Eine Teilschuld haben auch die vielen Deutschen, die Hitler gewählt und dann weggeschaut haben, die in den Fabriken ihre "Pflicht" getan haben. Widerstand und Sabotage gab es nur ganz vereinzelt, man kann es menschlich nachvollziehen, dass jemand in so einem Regime Angst hat, aber das exkulpiert nicht von der (Teil-)Schuld, die sich jeder Deutsche damals aufgeladen hat.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 13:26
von Dieter Winter
Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2017, 13:25)

Tut es nicht. In der Verantwortung steht Deutschland und damit auch die Deutschen, dass so etwas nie wieder von deutschem (besser noch: europäischem) Boden ausgeht.
Das schon, aber ich schrub ja explizit von der Verantwortung für VERGANGENES.

Re: Dresden ein Kriegsverbrechen ?

Verfasst: Mo 11. Sep 2017, 13:37
von ThorsHamar
Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Sep 2017, 13:25)

Tut es nicht. In der Verantwortung steht Deutschland und damit auch die Deutschen, dass so etwas nie wieder von deutschem (besser noch: europäischem) Boden ausgeht....
Das ist völlig richtig, doch aber etwas Anderes, als für Vergangenes einer Zeit verantwortlich zu sein, in welcher man noch nicht mal gelebt hat.