Die neue Weltordnung: America rules

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Cat with a whip
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Re: Die neue Weltordnung: America rules

Beitrag von Cat with a whip »

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Progressiver
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Re: Die neue Weltordnung: America rules

Beitrag von Progressiver »

"America rules?" Wirklich? Gegen Ende ihrer Herrschaft werden die Imperien der Weltgeschichte in der Regel noch einmal besonders größenwahnsinnig. So auch im Falle der USA. Die Stärke des amerikanischen Imperiums bestand in der Hochzeit bzw. in ihrer Blütezeit aus Soft Power. Man konnte die anderen glauben lassen, dass die Amerikaner wie keine andere große Nation für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte standen. Zusammen mit ihrer Popkultur -Rockmusik, Hollywoodfilme etc.- hatten sie es erreicht, dass die amerikanischen Ideen weltweit geachtet waren.

Spätestens seit George W. Bush ist das vorbei.

Dieser Präsident führte einen vökerrechtswidrigen Krieg gegen einen zugegebenermaßen brutalen Diktator. Dabei setzte er sich über geltendes Völkerrecht und die Menschenrechte hinweg. Anstatt potentielle Islamisten nach rechtsstaatlichen Methoden zu verurteilen, wurde in Abu Ghureib im Irak gefoltert und in Guantanamo Waterboarding betrieben. Zudem habe sich das militärische Engagement in Afghanistan und im Irak finanziell nicht gelohnt. Während China seine Industrie ins 21. Jahrhundert führte, haben die USA sich mit ihren teuren Kriegseinsätzen ruiniert. Der Anspruch, Weltmacht Nr. 1 zu sein, sorgt dafür, dass nur noch in den militärisch-industriellen Komplex Geld gesteckt wird. Kurz gesagt: Die USA rüsten sich zu Tode. Gleichzeitig wurden seit Ronald Reagan die Steuern massivst gesenkt. Das hat zwar den sehr wenigen Superreichen und ihren Think Tanks genutzt. Viele Amerikaner sind aber verarmt. Die heimische Infrastruktur ist total verrottet.

Was die Amerikaner jetzt bräuchten, ist ein Präsident mit Realitätssinn. Als solcher müsste er zum Beispiel zuerst einmal anerkennen, dass wir derzeit in einer multipolaren Welt leben. Er müsste als starker Diplomat dafür sorgen, dass die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen der Amerikaner mit dem Rest der Welt vertieft werden zum gegenseitigen Nutzen. Er müsste den menschengemachten Klimawandel anerkennen. Dieser Präsident könnte den Menschenrechten und dem Völkerrecht wieder Geltung verschaffen. Damit würde er die Legitimation wiedergewinnen, als Erster unter gleichberechtigten Partnern anerkannt zu werden. Im Inneren müsste er auf die politischen Gegner zugehen können und das Land mit sich versöhnen anstatt es weiter zu spalten.

Doch das alles sehe ich nicht.

Trump ist vor allem ein Egomane. Größenwahnsinnig, wie er ist, meint er, dass die USA immer noch die größte Weltmacht seien -militärisch wie ökonomisch. Anstatt zu versöhnen und die multipolare Welt friedlich zu gestalten, ist er nur damit beschäftigt, Institutionen zu zerstören, die auch die USA maßgeblich aufgebaut haben. Seine alten Bündnispartner versucht er neuerdings herumzuschubsen. Die NATO wird so vermutlich bald Geschichte sein. Wenn es zu Handelskriegen kommt, wird das den USA mit ihrem neuen Credo des Unilateralismus am meisten schaden. Während sich die USA trotzig zurückziehen, wird in das Vakuum vor allem China vorstoßen. Was diese aber von westlicher Demokratie und Menschenrechten halten, ist bekannt.

In der Blütezeit des amerikanischen Imperiums konnten sowohl die Amerikaner als auch ihre Verbündeten gut miteinander leben. Wenn Trump aber weiter so agiert, werden die Amerikaner bald international isoliert sein. "America first" ist dabei kleinliches Krämerdenken, das völlig außer acht lässt, dass es in internationalen Beziehungen zu win-win-Situationen kommen kann, wenn man miteinander kooperiert. Trump versucht also mit Gewalt und Erpressung durchzusetzen, dass seine Interessen durchgesetzt werden. Früher wären die Verbündeten den Amerikanern bereitwillig gefolgt. Der Machtverlust ist so deutlich spürbar.

"America rules" wird also bald Geschichte sein. Die USA sind zudem total überschuldet. Wenn die Chinesen ihre Dollarreserven auf den Weltmarkt werfen, wird das Trump endgültig in die Knie zwingen.

Jedenfalls, wie gesagt: Wenn die USA einen fähigen Präsidenten hätten, dann würden sie es versuchen, das beste aus der SItuation herauszuholen, dass wir in einer multipolaren Welt leben. Mit der Implosion des amerikanischen Imperiums nützt er nur den Chinesen. Trump ist nicht der Erneuerer amerikanischer Stärke, sondern ihr Totengräber.
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Tom Bombadil
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Re: Die neue Weltordnung: America rules

Beitrag von Tom Bombadil »

Progressiver hat geschrieben:(24 Dec 2018, 12:00)

Wenn die Chinesen ihre Dollarreserven auf den Weltmarkt werfen...
...sind die Chinesen in Windeseile pleite.

Die USA wurden schon so oft totgesagt, irgendwann muss es ja mal stimmen und wenn nicht, versucht man es in 10 Jahren noch einmal ;)
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Nomen Nescio
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Re: Die neue Weltordnung: America rules

Beitrag von Nomen Nescio »

Tom Bombadil hat geschrieben:(24 Dec 2018, 12:20)

...sind die Chinesen in Windeseile pleite.

Die USA wurden schon so oft totgesagt, irgendwann muss es ja mal stimmen und wenn nicht, versucht man es in 10 Jahren noch einmal ;)
es geschah unter reagan. der hatte einen finanzminister, regan. als der dollar wieder sank (die viele waffenprogramme von reagan) sagte minister regan »the buck is our money and your problem«.
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