odiug hat geschrieben:(17 Nov 2016, 01:19)
In vielen Faellen sind die Wissenschaften auch nur eine andere Form von Religion.
Wirtschaftswissenschaften zB
Das ist ein guter Einwand!
Dem stimme ich sogar ausdrücklich zu.
Um so wichtiger ist es dann natürlich, sich zu fragen, was Wissenschaft denn bedeutet und was sie leisten soll. Und natürlich bedarf es einer aufgeklärten und gebildeten Öffentlichkeit, die die einzelnen Wissenschaften kontrolliert. Denn ansonsten kriegen wir solch einen Schlamassel wie in den heutigen Wirtschafts"wissenschaften". Und dazu zu mir: Ich habe nie VWL studiert. Mein Wissen und mein kritischer Geist sind jedoch gut genug, um zu erkennen, was da selbstkritische Wissenschaft zum Wohle des Menschen ist und was einfach nur neoliberale Dogmenlehre. Vor echten Wirtschaftswissenschaftlern wie Heiner Flassbeck oder Yanis Varoufakis habe ich natürlich großen Respekt. Jedenfalls einen viel größeren, als vor den Möchtegernökonomen Wolfgang Schäuble und Co.
Wenn man das jedenfalls zu Ende denkt, haben wir da den gleichen Schlamassel wie früher schon zum Beispiel bei der Militärwissenschaft, die auch "wissenschaftlich" beweisen wollte, warum der Schlieffenplan funktioniert. Oder aber bei dem Machbarkeitswahn der Atomphysiker, die ebenfalls dachten, dass es unfallfreie Atomkraftwerke geben kann.
Gerade deswegen braucht es meiner Meinung nach beides bei der Bevölkerung: Ein breites HIntergrundwissen und eine gute Portion Skepsis. Wenn man zu sehr an eine Wissenschaft glaubt, ohne sie ständig zu hinterfragen, wird meiner Auffassung nach sehr stark eine Religion daraus. Skepsis ohne aufgeklärtem Denken und breiter Allgemeinbildung führt dagegen leicht zu Verschwörungstheorien.
Und wenn ich vorhin geschrieben habe, dass die Wissenschaft die Religion töten kann, dann denke ich da beispielsweise an solche Disziplinen wie die Astrophysik, die Evolutionsbiologie, Religionssoziologie oder auch die Erforschung der Menschheitsgeschichte als Ganzes. Wer von diesen etwas Ahnung hat, wird garantiert nicht mehr auf die Idee kommen, dass auch die derzeitigen Religionen, die der Mensch hervor gebracht hat, mehr sein könnten als nur unbeweisbare Mythen.
Wenn man dagegen plumpes Bashing gegenüber dem" bösen" Islam betreibt und versucht, sich ein "gutes" christliches Abendland herbeizufantasieren, das in dieser Form schon lange nicht mehr existiert, dann finde ich das nicht zielführend. Wir brauchen eben nicht weniger Islam und somit wieder automatisch mehr Christentum, sondern eine noch viel stärkere säkulare Gesellschaft. Und die Erkenntnisse der Astrophysik etc. sollten sich endlich in den Köpfen der Mehrheit der Bevölkerung festsetzen können.