Brainiac hat geschrieben:(31 Oct 2018, 20:44)
Ja, verstehe ich. Ich weise nur darauf hin, dass es auch tatsächlich irreführende Behauptungen zum Thema gibt, wie zB, dass die "übergroße Mehrheit" der Flüchtlinge "kampfwillige junge Männer seien". Nächster Schritt dieses Narrativs ist dann nämlich die pauschale Abwertung und Ablehnung. Ja, sowas gibt es auch. Klar gibt es auch die Irreführung von der anderen Seite.
Okay, aber das hat auch wieder Konsequenzen. Dieses "immunsystem", auf das ich im grunde vertraue, und das dafür sorgt, dass groteske Übertreibungen und ausgemachter Unsinn als solche erkannt werden, funktioniert nicht aus dem Stand einfach so. Es funktioniert, weil es im allgemeinen verlässliche Quellen gibt - und lange Zeit waren das die etablierten Medien. Es gab immer wieder mal hysterische Aktionen (Volkszählung, Chemtrails, whatever), aber man konnte sich weitgehend darauf verlassen, dass wirklich ernstzunehmende Probleme irgendwo in den anerkannten Medien auftauchen würden, und den rest mit einer entspannt kritischen Brille anschauen und gucken wie diese Leute ticken.
Seit dem Kölner Silvester ist das nicht mehr so - wie Du sagst, Irreführung kann jetzt von jeder Seite kommen. Und damit hat man keine Basis mehr, um sich zu orientieren.
Anders gesagt, wenn ich als Kapitän ein Schiff lenke, und meine Instrumente funktionieren, dann muss es mich nicht kümmern wenn jemand seekrank wird und meint, wir sinken. Aber wenn meine Instrumente ausgefallen sind, wenn ich nichts mehr habe worauf ich mich verlassen kann, dann muss ich erstmal jeden ernst nehmen, der da schreit "Eisberg voraus!" - solange bis ich es überprüft habe. Und das stresst und ist sehr unangenehm - vor allem, man kann ja ressourcenbedingt gar nicht alles selber überprüfen.
Und dann noch eine Feinheit: "pauschale Abwertung" ist inakzeptabel. Aber "pauschale Ablehnung" von Zuwanderung (mit Ausnahme von Asyl und Kriegsflüchtlingen) sehe ich als eine zulässige Meinung. Ob die sinnvoll ist oder nicht, sei dahingestellt - aber ich denke, ein Bürger hat erstmal das Recht, Zuwanderung per se abzulehnen, und das muss argumentativ behandelt werden, d.h. die Befürworter sollten die Gründe liefern, warum Zuwanderung für sie wichtig ist.
Dh wenn es diese Passagen mit den "misleading narratives" nicht gäbe, hättest du kein Problem? Nicht wirklich, oder? Was ist dein Kernpunkt. Dass Migration zu positiv dargestellt wird? Oder ist es die Summe verschiedener Einzelpunkte, und wenn ja, welcher konkret?
Ich traue mir nicht zu, das abschließend beurteilen zu können. Was mir fehlt, ist eine vorurteilsfreie kritische Diskussion (bei der sich dann auch Leute aus verschiedenen Lagern äußern, die sich viel besser auskennen als ich).
Ein geäußerter Kritikpunkt ist zB., dass das Papier vor allem die Interessen großer Wirtschaftskonzerne reflektiert, die ihre Workforce geeignet disponieren wollen. Gesetzt den Fall, dann wäre das für mich alles andere als ein Grund, der dafür spricht - denn ich sehe Staatsgebilde nicht als Handlanger der Wirtschaft.
Und nicht zuletzt ist es doch so, dass es gute Gründe braucht, um irgendetwas zu unterschreiben. Um es
nicht zu unterschreiben, braucht es erstmal gar keine Gründe, sondern dafür genügt die Ermangelung guter Gründe dafür. Daraus ergibt sich die Frage: welche negativen Konsequenzen hätte es, wenn man nicht unterschreibt? Nur wenn da etwas stichhaltiges vorliegt, gibt es einen Grund dafür.
Und dass es "eh nicht bindend" ist, ist gewiß auch kein Grund, der dafür spricht. Denn dann wird das so eine wischiwaschi-Angelegenheit, die man da als Sachzwang vorschiebt wo das einem nützt, und an die man sich nicht hält wenns einem nicht in den Kram passt. Und davon haben wir m.E. schon genug.