Es gibt in puncto Unzufriedenheit vielleicht Unterscheidungskriterien:
1.) Menschen, die unzufrieden sind, weil sie guten Grund haben, unzufrieden zusein (z. B. Arbeitslosigkeit)
2.) Menschen, die unzufrieden sind, weil sie meinen, unzufrieden sein zumüssen (z. B. materielle/finanzielle Lebensorientierung)
3.) Menschen, die unzufrieden sind, weil andere unzufrieden sind oder meinen, es sein zumüssen (z. B. gesellschaftliche Mitläufer oder sich unterordnende Angstbürger)
4.) Menschen die unzufrieden sind, weil sie nicht anders können und wollen (natürlicher Pessimismus oder bspw. durch Eltern anerzogen oder schlichte Dummheit)
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Was man dagegen machen kann/könnte:
Zu 1.) Im Idealfall erkennen diese Menschen ihre Unzufriedenheit selbst und sind auch in der Lage, sich dieser selbst zu entledigen. Ansonsten kann man ihnen eigentlich nur viel Glück und Kraft wünschen und ihnen, falls nötig/möglich, tätliche Unterstützung zukommen lassen.
Zu 2.) Da kann man eigentlich nicht viel machen - wenn bspw. jemand meint, unzufrieden sein zu müssen, weil sein Nachbar sich ein neues Auto leisten konnte, oder der Kollege mehr Geld verdient, dann soll jemand halt unzufrieden sein. Zufrieden(er) macht's ihn sicher nicht.
Zu 3.) Auch hier ist Abhilfe schwierig. Jemand, der sich anderen anpasst und u. a. somit auch deren Unzufriedenheit zu seinem Eigen macht, dem mangelt es höchstwahrscheinlich an Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit. In vielen dieser Fälle wäre es nur zu schön, wenn Watschen helfen würden...
Zu 4.) Nun, da hilft wahrscheinlich gar nichts - eher sollte man aus Eigenschutz Abstand zu diesen Menschen halten, oder eine persönliche Umgangsform finden. "Schlichte Dummheit" bezieht sich nicht auf Bildung, sondern der Weigerung, sein Hirn zu benutzen und mal gründlich nachzudenken.
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Ich persönlich bin eigentlich nicht unzufrieden, eher verwundert bis verärgert über diese und jene Unzufriedenheit, die unsere Welt plagt. Vieles davon ist entsetzlich unnötig und vieles ist entsetzlich leicht lösbar. Die Frage, die sich mir diesbezüglich immer wieder stellt ist: Wollen wir überhaupt zufrieden sein?
Interessant dabei ist, dass sich gerade in den heutigen, durch die Flüchtlingskrise stark aufgeheizten, politischen Stimmung in Deutschland vermehrt "gute Gründe" für Unzufriedenheit auftun (siehe 1.), allerdings begegnet man ihnen lösungstechnisch mit "schlichter Dummheit" (siehe 4.).
Warum schließen sich viele Menschen bspw. fremdenfeindlichen Demos an, bekunden aber überschwenglich, keinesfalls fremdenfeindlich eingestellt zusein, sondern aus vollkommen anderen Gründen auf die Straße gegangen zusein - wundert es da irgendjemand, dass sich unsere Regierung vornehmlich um die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und den anwachsenden Rassismus in unserem Land Sorgen macht und die "vollkommen anderen Gründe" aus den Augen verliert?
Persönliche Erfahrung: Eine Bekannte von mir nahm an einer AfD-Demo in unserer Stadt teil, die sich gegen weitere Flüchtlingsaufnahme richtete. Sie hielt dabei auch eine entsprechendes Schild mit einem flüchtlingsfeindlichen Spruch in die Höhe (und wurde so in unserer Zeitung abgebildet). Auf meine Nachfrage,wieso, weshalb & warum, erklärte sie mir, definitiv nichts gegen Flüchtlinge oder Ausländer zuhaben, sondern sich Sorgen um den Kindergarten ihrer Tochter zumachen, weil dieser aufgrund Baumängeln von der Schließung bedroht sei. Ich konnte nicht anders und musste fragen: Und was steht auf deinem Schild? Da steht nichts von deiner Angst um den Kindergarten, sondern was von Hass gegen Flüchtlinge. JEDER, der dich auf diesem Foto sieht, wird sagen: Die ist fremdenfeindlich eingestellt. NIEMAND, der dich auf diesem Foto sieht, wird wissen: Der geht's nur um den Kindergarten ihrer Tochter.
Ein weiteres Beispiel, aus eigener Erfahrung, bei welchem auch wieder "schlichte Dummheit" gegen "guten Grund" obsiegt: Ich bin in der Altenpflege tätig und war bis Anfang des Jahres mehrere Jahre Vorsitzender der Mitarbeitervertretung meiner Einrichtung. Und es ist ja bekannt, dass uns Angestellte in Pflegeberufen allerhand triftiges belastet. Zu geringe Bezahlung, zunehmende Personalnot, zunehmende Belastung durch Überstunden, erlahmende Bürokratie, oberflächliche Kontrolle usw. Jetzt sollte man meinen, die Angestellten in Pflegeberufen würden ihren MAV die Türen einrennen - denkste. In den rund fünf Jahren meiner MAV-Tätigkeit war ich quasi zum Nichtstun verdonnert - nein, nicht weil Einrichtungsleitung entsprechend Druck ausgeübt hat, sondern weil die Angestellten meinten, Angst haben zu müssen. Wenn mal jemand ankam, dann hieß es sofort: Aber nicht meinen Namen nennen! Ich will keinen Ärger bekommen! Ich will nicht zum Buhmann werden! usw. Gut, dann braucht man sich aber auch nicht wundern, dass nicht ändert; dass sich die Unzufriedenheit nicht in Zufriedenheit auflöst. Ich hab dann gefrustet mein Amt bis zu den Neuwahlen ausgeübt und mich samt meiner MAV-Kollgen nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung gestellt. Wozu auch - es will ja niemand, dass sich was ändert! Dabei wäre es so furchtbar einfach. Wenn sich bspw. alle Beschäftigten in der Pflege schlicht weigern würden, wie gewohnt in selbstverständlicherweise Überstunden abzuleisten, sondern stattdessen auf die Vorgaben ihres Arbeitsvertrages pochten, würde wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit das gesamte Pflegesystem Deutschland in sich zusammenbrechen, welches sich wiederrum aufgrund des Fachkräftemangels zunehmend auf Überstunden stützt. Dazu braucht es keine Gewerkschaften, keine Demos - sondern lediglich den Willen zur Verantwortung.
Die aktuellen politischen Vorhaben zur Lösung des Pflegenotstands sind leider reichlich sinn- und nutzlos. Es bringt nichts, für mehrere tausend Fachkraftstellen finanzielle Mittel bereitzustellen, wenn keiner da ist, der diese Tätigkeit überhaupt ausüben will. Warum erkennt das niemand - oder warum will das niemand erkennen?
Da gäbe es noch so einiges, was man ausklamüsern könnte - z. B. dieser "Lügenpresse"-Wahn. Es gibt so viele Menschen, die diesem Wahn verfallen und scheinbar nichts besseres mehr zu tun haben, als krampfhaft irgendwelche Ungereimtheiten in Presseartikeln und Fernsehsendungen zu suchen und nicht minder krampfhaft den Grund dafür in der Politik bis zu Frau Merkel höchstpersönlich zu suchen. Und dann sind das oftmals noch sehr intelligente Menschen, die über ungemeines Allgemeinwissen verfügen (aber vielleicht scheint es auch nur so und sie plappern nur was anch) - aber warum sie ihre Intelligenz nicht nutzen und sich von so einer völlig nutzlosen Unzufriedenheit zu befreien, indem sie sich bspw. sagen: Die können schreiben/behaupten, was sie wollen - ich denke/weiß, was ich will. Genau diese Leute würden sich ja schließlich ja auch von einem Hemdverkäufer niemals ein froschgrünes Hemd aufschwatzen lassen - und sei es, dass froschgrün gerade voll im Trend ist, oder froschgründe Hemden grade am billigsten. Sie würden sagen: Nein danke, froschgrün gefällt mir nicht; ich hätte gerne ein weißes Hemd. Wenn man es genau nimmt ist so ein Kleiderladen nicht minder voll mit Manipulation, oder der eine oder die andere Verkäuferin nicht minder erpicht darauf, deine freie Meinung zu unterbinden. Aber beim Klamottenkauf lässt man sich nicht lumpen, gell - bei Medienkonsum aber schon? Aha, macht Sinn.
Meine persönliche Meinung zu "Lügenpresse" ist, dass von dem Glauben daran die Existenz einer bestimmten Partei abhängt. Und wohl die meisten "Lügenpresse"-Gläubigen haben nicht politische Verantwortung oder Demokratiebewusstsein im Sinn, wenn sie die betreffende Partei unterstützen, sondern sehen darin lediglich die Möglichkeit, Merkel & Co eins reinwürgen zukönnen und gleichzeitig noch sowas wie "Gemeinschaftgefühl" empfinden zukönnen.
Armes Deutschland, dass dir da immer mehr Menschen guten Gründen mit schlichter Dummheit begegnen - und ich dachte wirklich, dem aktuellen Inbegriff von schlichter Dummheit aus gutem Grund - nämlich Merkels "Wir schaffen das!", würde ein gesamtgesellschaftlicher Lern- und Entwicklungsprozess folgen; das Gegenteil ist leider der Fall. Bloß nix ändern - sondern WEITER SO! Man könnte ja zufrieden werden, igitt!
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner