Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

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sünnerklaas
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von sünnerklaas »

hrkrspnd hat geschrieben:(01 Oct 2018, 20:09)
Menschen, die AfD wählen oder es in Erwägung ziehen, befinden sich überwiegend nicht in einer finanziell prekären Situation, aber sie fühlen sich vor möglichen Krisen in der Zukunft nicht ausreichend geschützt, zeigt die Analyse: 67 Prozent der AfD-Wähler geben an, dass sie sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft machen; in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 46 Prozent."
Das sind aber Menschen, die vor einer prekären Lebenssituation panische Angst haben. Sie tun sich bereits im Hier und Jetzt sehr schwer. Die Vergangenheit wird nostalgisch verklärt.
Hinzu kommt: viele Probleme lassen sich nicht so einfach lösen, weil viele Interessenslagen berührt werden und bei Nichtbeachtung dieser Interessenslagen sehr seitens der Betroffenen heftige Reaktionen drohen. Vor dem Hintergrund sind Konfliktlösungen extrem langwierig, weil viele auch gar keine Lust auf Ärger haben.
Gerne wird auch geäußert, man wünsche sich Leute die "einen Arsch in der Hose" hätten und einfach mal entschieden. Mein erster Chef hat dazu immer eins gesagt: wer einen Arsch in der Hose habe, bekäme den auch versohlt. Umgekehrt: wo kein Arsch wäre, könne ein solcher auch nicht versohlt werden. ;)
Jo33
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Jo33 »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(30 Sep 2018, 19:09)

Die CO2-Panik geht konsequent an den Tatsachen vorbei. CO2 ist eben kein gefährliches Nebenprodukt eines Automobils, sondern ist das natürliche Endprodukt, wenn immer man Holz (also Kohlenstoff) verbrennt - oder Kohle oder Öl oder Benzin, was im Grunde auch mal Holz war: C + O2 -> CO2.
Es ist also gar keine Frage, ob irgendwelche 100 oder 120 oder sonstwieviel CO2 erzeugt werden, sondern viel einfacher: mit jedem Liter Sprit, den man tankt, wird eine ganz bestimmte Menge CO2 erzeugt.
Man kann also das ganze Thema runterbrechen auf: weniger Öl/Benzin/whatever verbrennen.
Das freilich wäre nichts neues - über sparsamere Autos hat man schon bei der Ölkrise 197x diskutiert und sie für grundsätzlich machbar gehalten. Passiert ist nichts. Warum? Ich weiss es nicht.
Das 3l Auto ist daran gescheitert, dass die Bedingungen dafür nicht gestimmt haben, es wurde nicht steuerlich gefördert, der Staat hat keinen Anreiz dafü geschaffen, der Preis an der Zapfsäule war nicht ausreichend hoch, sprich die PreisLeistung war nicht gegeben.

Das mit dem CO2 hat nichts mit Panik zu tun, allerdings braucht es eine einheitliche Meßgröße, wie will ich den Verbrauch messen in Litern, Metern, Euros etc.. Durch das aufkommen mehrere Antriebsarten, und ein gesteigegertes Umweltbewusstsein, wollte man eine Einheit die für alle Fahrzeuge anwendbar ist, es vergleichbar machen. Wie vergleicht man ein Erdgasauto mit einem Benziner oder einem Wasserstoffauto: Da hat man sich dann damals eben auf das CO2 geeinigt als neue Einheit und eben nicht mehr Liter. Da es eben ein Unterschied in der Umweltbelastung darstellt ob ich 10 l Benzin, 10 l Erdgas, oder 10 l Wasserstoff als Treibstoff dienen.
Nun kommen wir zum Verkehrssektor was eben auch Fakt ist, in keinen anderen Energieverbrauchssektor hat es so negative Entwicklungen gegeben wie beim Auto. Der CO2 Verbrauch, ebenso der Benzin/Dieselverbrauch ist in den letzten Jahrzehnten nicht geschrumpft, sondern sogar leicht angestiegen. Ganz im Gegensatz zu Industriebetrieben, Heizungen, Elektrogroß und Kleingeräte, Unterhaltungsgeräten, Beleuchtung überall konnte man den Energieverbrauch senken, nur nicht beim Auto, zumindest nicht in Deutschland. Warum? Weil es so politisch, eben auch durch die Autokonzerne so gewollt war und ist. In anderen Länderen, insbesondere den skandinavischen, haben völlig andere Auto- Steuer und -Abgabesysteme, die eben wesentlich mehr zur Umweltfreundlichkeit hin steueren. Denn Deutschland war eigentlich auf einen guten Weg auch im Verkehrsektor kräftig einzusparen, nur dank Steuersystem und deren versagte Lenkung: Haben die Deutschen nicht weiter Kleinwagen gekauft, sondern immer mehr SUVs, ebenso werden Firmenwagen immer noch seitens des Bundes massiv gefördert, egal wie umweltfreundlich sie sind, was eben andere Länder abgeändert haben.
Die Schweden kaufen kein E-Auto weil sie es wollen, sondern weil das alternative Benzin oder Dieselmodel innerhalb 3 jähriger Nutzungsdauer, durch Abgaben und Steuern 5 - 10.000 € teurer ist.
Und wer profitiert am Ende von deutschen Steuersystem, hauptsächlich die deutsche Autoindustrie, da an einem SUV eben mehr verdient ist, als an einem Kleinwagen, welche deutsche Hersteller kaum produzieren, zumal dies ja auch dann mehr Umsatz generiert, was sich wiedeurm besser anhört, mit Betonung auf "besser anhört".
Manchmal müssen Regierungen den Firmen und Herstellern die richtigen Schranken und Weichen stellen, nur tut dies die Bundesregiurung in Deutschland leider schon lange nicht mehr, sondern ist nur noch Handlanger der Industrie, egal auf welche Irrwege sie sich begibt. Jetzt ist es völlig kurios, ausgerechnet das "sehr umweltbewusste" China (Ironie) ist der Staat welche die Hersteller in die Schranken weißt und die Richtung vorgibt, hätte man dies vor 10 Jahren für möglich gehalten, ich jedenfalls nicht. Und da sieht man leider dass im Prinzip alles falsch läuft in Deutschland was nur falsch laufen kann, wenn beim Dieselgipfel nun herauskommt dass für die Unfähigkeit der Regierung, erneut der Steuerzahler herhalten muss, ist der Regierung nicht mehr zu helfen, sie wird weiter min. 5 Prozentpunkte verlieren. So etwas versteht kein Mensch.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Letzter_Hippie »

Jo33 hat geschrieben:(02 Oct 2018, 10:52)
Wie vergleicht man ein Erdgasauto mit einem Benziner oder einem Wasserstoffauto: Da hat man sich dann damals eben auf das CO2 geeinigt als neue Einheit und eben nicht mehr Liter. Da es eben ein Unterschied in der Umweltbelastung darstellt ob ich 10 l Benzin, 10 l Erdgas, oder 10 l Wasserstoff als Treibstoff dienen.
Völlig klar. Man müsste den Brennwert heranziehen, aber dann müsste man über Verbrauchswert-Messung streiten statt über CO2-Messung. Der mir wichtige Punkt ist aber vielmehr, dass es zwei Strategien gibt: entweder Autos mit weniger CO2-Ausstoß bauen, oder weniger fahren. Und das zweite dürfte ungleich wirksamer sein.
Blessed be!
From the branches of Death's tree
The fruit is finally falling down
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-- Selim Lemouchi
hrkrspnd
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Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von hrkrspnd »

...
Zuletzt geändert von hrkrspnd am Do 4. Okt 2018, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
Schnitter
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Schnitter »

hrkrspnd hat geschrieben:(03 Oct 2018, 16:05)

Hallo zusammen,

vor einen paar Tagen habe ich hier ( http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=5&t=66795 ) die Frage gestellt, warum so viele Leute in Deutschland unzufrieden sind. Zwar haben einige Nutzer_innen angezweifelt, dass die Leute überhaupt unzufrieden sind, die meisten konnten aber bei der These mitgehen.

Das sind die Antworten, die in dem Strang genannt wurden:

1. Abstiegsangst: Die Leute haben Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg
2. Berufsmoralisten: Es wirkt sich kontraproduktiv aus, wenn die Leute für ihre pessimistischen Ansichten beschimpft werden
3. Politische Teilhabe: Menschen können nicht so teilhaben, wie sie möchten
4. Oberflächliches Jammern: Bei Nachfrage relativieren einige Leute ihren Standpunkt.
5. Denkfaulheit /Gewohnheitsbildung: Leute vergleichen ihre Situation nicht global/historisch.
6. Neophobie: die Leute haben Angst vor Veränderungen / schnellen Entwicklungen / Wegbruch von Gewissheiten
7. Medien: aufgrund der Marktlogik zu Fokus auf Negativem verdammt.
8. Filterblasen: Menschen leben zunehmend in Informations-Parallelgesellschaften.
9. Lebenswelt und politische Welt klaffen zunehmend auseinander: Die Welt wird immer schneller, die Politik - gefühlt - immer langsamer. Das sorgt für Frust
10. Menschen spüren einen Machtverlust, weil ihre Entscheidungsspielräume durch EU-Politik, Industriekonzerne etc (vermeintlich?) beschränkt werden. Hierauf haben sie aber keinen Einfluss.

In diesem Strang soll es gar nicht mal darum gehen, ob jede/r jeden dieser Punkte nachvollziehen kann. Ich würde aber gerne die Frage stellen, was eurer Meinung nach gegen die Punkte, die ihr teilt, unternommen werden kann.
Du hast den Hauptgrund vergessen warum die Leute unzufrieden sind:

Weil sie in ihrem Leben nichts auf die Kette bekommen haben. Daran kannst du aber nichts ändern. Und auch die Politik kann das nicht ändern.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Realist2014 »

Schnitter hat geschrieben:(03 Oct 2018, 16:08)

Du hast den Hauptgrund vergessen warum die Leute unzufrieden sind:

Weil sie in ihrem Leben nichts auf die Kette bekommen haben. Daran kannst du aber nichts ändern. Und auch die Politik kann das nicht ändern.
aber sie haben sich zusammengeschlossen...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von hrkrspnd »

Hallo zusammen,

der Strang "was sind die gründe für die Unzufriedenheit" wurde mit dem Strang "Vorschläge gegen die Unzufriedenheit" ohne Begründung zusammengelegt.
Bei dem einen geht es um Ursachenfindung, bei dem anderen um das Entwickeln von Lösungen. Für mich sind das zwei verschieden Sachen, die der Übersicht halber getrennt werden sollten.
So machen die beiden Themen für mich keinen Sinn. MEINETWEGEN könnte der Strang dann auch gerne komplett gelöscht werden. Allen anderen viel Spaß noch dabei.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Großer Adler »

hrkrspnd hat geschrieben:(01 Oct 2018, 20:09)

Hallo Laertes
es geht gar nicht unbedingt um Repräsentativität. Wenn mir in meinem alltäglichen Leben (sei es auf der Arbeit, oder im Internet) viele Menschen begegnen, die mit Deutschland warum auch immer unzufrieden sind, dann ist es doch eine interessante Frage warum das jetzt so ist. Egal ob das 1%, 5%, 10% oder 15% der Bevölkerung betrifft.
Zu 3. Das ist eine weit verbreitete Hypothese, die sich empirisch natürlich nur tlw belegen lässt. Hier eine Studie: https://www.boeckler.de/106575_110284.htm Daraus: "Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenslage ist der wesentliche Treiber, die derzeit stärkste rechtspopulistische Partei – die AfD – zu wählen. Dabei kommt es weniger auf die objektive soziale Lage an, sondern vor allem auf die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lebenslage. Menschen, die AfD wählen oder es in Erwägung ziehen, befinden sich überwiegend nicht in einer finanziell prekären Situation, aber sie fühlen sich vor möglichen Krisen in der Zukunft nicht ausreichend geschützt, zeigt die Analyse: 67 Prozent der AfD-Wähler geben an, dass sie sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft machen; in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 46 Prozent."
Die Unzufriedenheit war schon Existent, bevor es die AfD überhaupt gab. Die AfD für diese Misere verantwortlich zu machen, halte ich für falsch. Sie hat den Konflikt vieler Bürger erst tranransparent gemacht und mit ihr gibt es erstmals eine Partei, die die Probleme direkt anspricht, welche oftmals unter den Tisch gekehrt wurden.

Was das finanziell Prekäre angeht, hätte ich gerne eine Data dazu. Sonst währen es nur reine Behauptungen. Was definierst du als finanziell Prekär?
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von zollagent »

Großer Adler hat geschrieben:(05 Oct 2018, 00:50)

Die Unzufriedenheit war schon Existent, bevor es die AfD überhaupt gab. Die AfD für diese Misere verantwortlich zu machen, halte ich für falsch. Sie hat den Konflikt vieler Bürger erst tranransparent gemacht und mit ihr gibt es erstmals eine Partei, die die Probleme direkt anspricht, welche oftmals unter den Tisch gekehrt wurden.

Was das finanziell Prekäre angeht, hätte ich gerne eine Data dazu. Sonst währen es nur reine Behauptungen. Was definierst du als finanziell Prekär?
Die Bauchschmerzen einer rassistischen Vereinigung sind keine "Probleme, die man unter den Tisch kehren muß". Diese immer wiederkehrende Behauptung dient nur der These, daß gerade die AfD-Vertreter "unterdrückt" würden, also eigentlich Opfer seien. Das sind sie nicht. So lange man in dieser Ecke, nicht nur beschränkt auf diese Partei, so gleichgültig gegenüber Leben und Würde anderer Menschen ist, sind sie schlichtweg indiskutabel und ihre Bauchschmerzen sollen sie gefälligst aushalten. Vor allem, da man ja mit den Verursachern dieser "Krise" selbst herzliches Einvernehmen pflegt. Also die "Probleme", über die man sich so beschwert, selbst mithilft zu schaffen.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Realist2014 »

hrkrspnd hat geschrieben:(04 Oct 2018, 21:05)


Bei dem einen geht es um Ursachenfindung, bei dem anderen um das Entwickeln von Lösungen. Für mich sind das zwei verschieden Sachen, die der Übersicht halber getrennt werden sollten.
So machen die beiden Themen für mich keinen Sinn. MEINETWEGEN könnte der Strang dann auch gerne komplett gelöscht werden. Allen anderen viel Spaß noch dabei.
das ist unlogisch und auch falsch.

Bei jeder Problemlösung geht es um Ursachenbeseitigung

sonst ist ja nur "rumdoktern" an Symptomen...
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Uffhausen »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 12:01)
Also: woran liegts? Und was kann man dagegen machen?
Es gibt in puncto Unzufriedenheit vielleicht Unterscheidungskriterien:

1.) Menschen, die unzufrieden sind, weil sie guten Grund haben, unzufrieden zusein (z. B. Arbeitslosigkeit)

2.) Menschen, die unzufrieden sind, weil sie meinen, unzufrieden sein zumüssen (z. B. materielle/finanzielle Lebensorientierung)

3.) Menschen, die unzufrieden sind, weil andere unzufrieden sind oder meinen, es sein zumüssen (z. B. gesellschaftliche Mitläufer oder sich unterordnende Angstbürger)

4.) Menschen die unzufrieden sind, weil sie nicht anders können und wollen (natürlicher Pessimismus oder bspw. durch Eltern anerzogen oder schlichte Dummheit)

-----------------------------

Was man dagegen machen kann/könnte:

Zu 1.) Im Idealfall erkennen diese Menschen ihre Unzufriedenheit selbst und sind auch in der Lage, sich dieser selbst zu entledigen. Ansonsten kann man ihnen eigentlich nur viel Glück und Kraft wünschen und ihnen, falls nötig/möglich, tätliche Unterstützung zukommen lassen.

Zu 2.) Da kann man eigentlich nicht viel machen - wenn bspw. jemand meint, unzufrieden sein zu müssen, weil sein Nachbar sich ein neues Auto leisten konnte, oder der Kollege mehr Geld verdient, dann soll jemand halt unzufrieden sein. Zufrieden(er) macht's ihn sicher nicht.

Zu 3.) Auch hier ist Abhilfe schwierig. Jemand, der sich anderen anpasst und u. a. somit auch deren Unzufriedenheit zu seinem Eigen macht, dem mangelt es höchstwahrscheinlich an Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit. In vielen dieser Fälle wäre es nur zu schön, wenn Watschen helfen würden...

Zu 4.) Nun, da hilft wahrscheinlich gar nichts - eher sollte man aus Eigenschutz Abstand zu diesen Menschen halten, oder eine persönliche Umgangsform finden. "Schlichte Dummheit" bezieht sich nicht auf Bildung, sondern der Weigerung, sein Hirn zu benutzen und mal gründlich nachzudenken.

========================

Ich persönlich bin eigentlich nicht unzufrieden, eher verwundert bis verärgert über diese und jene Unzufriedenheit, die unsere Welt plagt. Vieles davon ist entsetzlich unnötig und vieles ist entsetzlich leicht lösbar. Die Frage, die sich mir diesbezüglich immer wieder stellt ist: Wollen wir überhaupt zufrieden sein?

Interessant dabei ist, dass sich gerade in den heutigen, durch die Flüchtlingskrise stark aufgeheizten, politischen Stimmung in Deutschland vermehrt "gute Gründe" für Unzufriedenheit auftun (siehe 1.), allerdings begegnet man ihnen lösungstechnisch mit "schlichter Dummheit" (siehe 4.).

Warum schließen sich viele Menschen bspw. fremdenfeindlichen Demos an, bekunden aber überschwenglich, keinesfalls fremdenfeindlich eingestellt zusein, sondern aus vollkommen anderen Gründen auf die Straße gegangen zusein - wundert es da irgendjemand, dass sich unsere Regierung vornehmlich um die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und den anwachsenden Rassismus in unserem Land Sorgen macht und die "vollkommen anderen Gründe" aus den Augen verliert?
Persönliche Erfahrung: Eine Bekannte von mir nahm an einer AfD-Demo in unserer Stadt teil, die sich gegen weitere Flüchtlingsaufnahme richtete. Sie hielt dabei auch eine entsprechendes Schild mit einem flüchtlingsfeindlichen Spruch in die Höhe (und wurde so in unserer Zeitung abgebildet). Auf meine Nachfrage,wieso, weshalb & warum, erklärte sie mir, definitiv nichts gegen Flüchtlinge oder Ausländer zuhaben, sondern sich Sorgen um den Kindergarten ihrer Tochter zumachen, weil dieser aufgrund Baumängeln von der Schließung bedroht sei. Ich konnte nicht anders und musste fragen: Und was steht auf deinem Schild? Da steht nichts von deiner Angst um den Kindergarten, sondern was von Hass gegen Flüchtlinge. JEDER, der dich auf diesem Foto sieht, wird sagen: Die ist fremdenfeindlich eingestellt. NIEMAND, der dich auf diesem Foto sieht, wird wissen: Der geht's nur um den Kindergarten ihrer Tochter.

Ein weiteres Beispiel, aus eigener Erfahrung, bei welchem auch wieder "schlichte Dummheit" gegen "guten Grund" obsiegt: Ich bin in der Altenpflege tätig und war bis Anfang des Jahres mehrere Jahre Vorsitzender der Mitarbeitervertretung meiner Einrichtung. Und es ist ja bekannt, dass uns Angestellte in Pflegeberufen allerhand triftiges belastet. Zu geringe Bezahlung, zunehmende Personalnot, zunehmende Belastung durch Überstunden, erlahmende Bürokratie, oberflächliche Kontrolle usw. Jetzt sollte man meinen, die Angestellten in Pflegeberufen würden ihren MAV die Türen einrennen - denkste. In den rund fünf Jahren meiner MAV-Tätigkeit war ich quasi zum Nichtstun verdonnert - nein, nicht weil Einrichtungsleitung entsprechend Druck ausgeübt hat, sondern weil die Angestellten meinten, Angst haben zu müssen. Wenn mal jemand ankam, dann hieß es sofort: Aber nicht meinen Namen nennen! Ich will keinen Ärger bekommen! Ich will nicht zum Buhmann werden! usw. Gut, dann braucht man sich aber auch nicht wundern, dass nicht ändert; dass sich die Unzufriedenheit nicht in Zufriedenheit auflöst. Ich hab dann gefrustet mein Amt bis zu den Neuwahlen ausgeübt und mich samt meiner MAV-Kollgen nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung gestellt. Wozu auch - es will ja niemand, dass sich was ändert! Dabei wäre es so furchtbar einfach. Wenn sich bspw. alle Beschäftigten in der Pflege schlicht weigern würden, wie gewohnt in selbstverständlicherweise Überstunden abzuleisten, sondern stattdessen auf die Vorgaben ihres Arbeitsvertrages pochten, würde wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit das gesamte Pflegesystem Deutschland in sich zusammenbrechen, welches sich wiederrum aufgrund des Fachkräftemangels zunehmend auf Überstunden stützt. Dazu braucht es keine Gewerkschaften, keine Demos - sondern lediglich den Willen zur Verantwortung.
Die aktuellen politischen Vorhaben zur Lösung des Pflegenotstands sind leider reichlich sinn- und nutzlos. Es bringt nichts, für mehrere tausend Fachkraftstellen finanzielle Mittel bereitzustellen, wenn keiner da ist, der diese Tätigkeit überhaupt ausüben will. Warum erkennt das niemand - oder warum will das niemand erkennen?

Da gäbe es noch so einiges, was man ausklamüsern könnte - z. B. dieser "Lügenpresse"-Wahn. Es gibt so viele Menschen, die diesem Wahn verfallen und scheinbar nichts besseres mehr zu tun haben, als krampfhaft irgendwelche Ungereimtheiten in Presseartikeln und Fernsehsendungen zu suchen und nicht minder krampfhaft den Grund dafür in der Politik bis zu Frau Merkel höchstpersönlich zu suchen. Und dann sind das oftmals noch sehr intelligente Menschen, die über ungemeines Allgemeinwissen verfügen (aber vielleicht scheint es auch nur so und sie plappern nur was anch) - aber warum sie ihre Intelligenz nicht nutzen und sich von so einer völlig nutzlosen Unzufriedenheit zu befreien, indem sie sich bspw. sagen: Die können schreiben/behaupten, was sie wollen - ich denke/weiß, was ich will. Genau diese Leute würden sich ja schließlich ja auch von einem Hemdverkäufer niemals ein froschgrünes Hemd aufschwatzen lassen - und sei es, dass froschgrün gerade voll im Trend ist, oder froschgründe Hemden grade am billigsten. Sie würden sagen: Nein danke, froschgrün gefällt mir nicht; ich hätte gerne ein weißes Hemd. Wenn man es genau nimmt ist so ein Kleiderladen nicht minder voll mit Manipulation, oder der eine oder die andere Verkäuferin nicht minder erpicht darauf, deine freie Meinung zu unterbinden. Aber beim Klamottenkauf lässt man sich nicht lumpen, gell - bei Medienkonsum aber schon? Aha, macht Sinn.
Meine persönliche Meinung zu "Lügenpresse" ist, dass von dem Glauben daran die Existenz einer bestimmten Partei abhängt. Und wohl die meisten "Lügenpresse"-Gläubigen haben nicht politische Verantwortung oder Demokratiebewusstsein im Sinn, wenn sie die betreffende Partei unterstützen, sondern sehen darin lediglich die Möglichkeit, Merkel & Co eins reinwürgen zukönnen und gleichzeitig noch sowas wie "Gemeinschaftgefühl" empfinden zukönnen.

Armes Deutschland, dass dir da immer mehr Menschen guten Gründen mit schlichter Dummheit begegnen - und ich dachte wirklich, dem aktuellen Inbegriff von schlichter Dummheit aus gutem Grund - nämlich Merkels "Wir schaffen das!", würde ein gesamtgesellschaftlicher Lern- und Entwicklungsprozess folgen; das Gegenteil ist leider der Fall. Bloß nix ändern - sondern WEITER SO! Man könnte ja zufrieden werden, igitt! :rolleyes:
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von schokoschendrezki »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 12:01)
1. Abstiegsangst: Die Leute haben Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg
2. Berufsmoralisten: Es wirkt sich kontraproduktiv aus, wenn die Leute für ihre pessimistischen Ansichten beschimpft werden
3. Politische Teilhabe: Menschen können nicht so teilhaben, wie sie möchten
4. Oberflächliches Jammern: Bei Nachfrage relativieren einige Leute ihren Standpunkt.
5. Denkfaulheit /Gewohnheitsbildung: Leute vergleichen ihre Situation nicht global/historisch.
6. Neophobie: Angst vor Veränderungen / schnellen Entwicklungen / Wegbruch von Gewissheiten
7. Medien: aufgrund der Marktlogik zu Fokus auf negativem verdammt.
8. Filterblasen: Menschen leben zunehmend in Informations-Parallelgesellschaften. Hänge zum Pessimismus werden so verschärft.
9. Lebenswelt und politische Welt klaffen zunehmend auseinander: Die Welt wird immer schneller, die Politik - gefühlt - immer langsamer.
10. Menschen spüren einen Machtverlust, weil ihre Entscheidungsspielräume durch EU-Politik, Industriekonzerne etc (vermeintlich) beschränkt werden. Hierauf haben sie aber keinen Einfluss.
Ich glaube, das ist schon ziemlich gut zusammengefasst. Man könnte jetzt überlegen, welcher dieser Punkte für die Gegenwart und jüngere Vergangenheit spezifisch ist und in den 50-er bis 90-er Jahren nicht so dominant war. Ganz sicher Punkt 8 und 9 und im Zusammenhang mit 9 auch Punkt 6.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von zollagent »

@Uffhausen: Super zusammengefaßt. :thumbup:
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Großer Adler
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Großer Adler »

Unabängigkeit Ostdeutschlands von Westdeutschland, kriminelle Ausländer nach Westdeutschland abschieben. In Ostdeutschland Souveränität und endlich Demokratie einführen.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Europa2050 »

Großer Adler hat geschrieben:(19 Oct 2018, 19:45)

Unabängigkeit Ostdeutschlands von Westdeutschland, kriminelle Ausländer nach Westdeutschland abschieben. In Ostdeutschland Souveränität und endlich Demokratie einführen.
So wie vor 1989?

Ihr wisst auch nicht, was ihr wollt. (Also natürlich nur die, die sich solchen Forderungen anschließen).

Aber ich kann Dich beruhigen, an so manchen bayerischen Stammtischen wirst Du Unterstützung dafür finden, die „Zone“ abzutrennen.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Bielefeld09 »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Oct 2018, 20:46)

So wie vor 1989?

Ihr wisst auch nicht, was ihr wollt. (Also natürlich nur die, die sich solchen Forderungen anschließen).

Aber ich kann Dich beruhigen, an so manchen bayerischen Stammtischen wirst Du Unterstützung dafür finden, die „Zone“ abzutrennen.
Zu verstehen ist diese Unzufriedenheit eher nicht.
Es gab für deutsche Bürger kein besseres Leben in der Vergangenheit!
Und in der Gegenwart geht es ihnen auch besser.
Worum geht es hier also? :?:
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von zollagent »

Großer Adler hat geschrieben:(19 Oct 2018, 19:45)

Unabängigkeit Ostdeutschlands von Westdeutschland, kriminelle Ausländer nach Westdeutschland abschieben. In Ostdeutschland Souveränität und endlich Demokratie einführen.
Was Rechtsdraußen unter "Souveränität und Demokratie" verstehen, hat Deutschland ja schon kennenlernen dürfen. :dead:
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Großer Adler »

Europa2050 hat geschrieben:(19 Oct 2018, 20:46)

So wie vor 1989?

Ihr wisst auch nicht, was ihr wollt. (Also natürlich nur die, die sich solchen Forderungen anschließen).

Aber ich kann Dich beruhigen, an so manchen bayerischen Stammtischen wirst Du Unterstützung dafür finden, die „Zone“ abzutrennen.
Bis 89 hatten wir noch sichere Straßen, wenig Autoverkehr, günstige Mieten, zahlreiche Kitas und Schulen, keine Hochverschuldeten, ausreichend Wohnraum, eine sehr stark ausgeprägte Wertegemeinschaft, flächdeckend sichere Arbeitsplätze, kurze Arbeitswege, starkes Bewusstsein zur Nachhaltigkeit, keine Armut, keine Tafeln, keine vernachlässigten Ausländer etc. Ich bin keineswegs ein befürworter des Kommunismus, aber damals war vieles besser, vieles auch schlecht. Heute erlebe ich als Ossi, das was viele damals lebten, völlig untergegangen und aus dem Ruder gelaufen ist, obwohl sich viele nach diesen Sicherheiten sehnen. Man benötigt, keinen Kommunismus oder Nationalismus, um in Frieden und sicher miteinander zu leben. Es braucht aber auch keinen Kapitalismus, sondern endlich direkte Demokratie, die vom Volke ausgeht. Zu viele existentielle, vor allem wirtschaftliche Entscheidungen werden unseren sogenanten Repräsentanten überlassen. Dies sorgt in verschiedenen, ich würde sogar fast behaupten in allen Reihen für Unmut. Ein "weiter so" wird die gesellschaftliche und politische Situation weiter ins Chaos führen. Wir benötigen eine totale Reformation und vor allem eine Verfassung, die einzig vom Volk ausgeht und nicht von den ehem. Siegermächten uns diktiert wurde.
Zuletzt geändert von Großer Adler am Sa 20. Okt 2018, 16:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Quatschki »

Bielefeld09 hat geschrieben:(19 Oct 2018, 21:06)

Zu verstehen ist diese Unzufriedenheit eher nicht.
Es gab für deutsche Bürger kein besseres Leben in der Vergangenheit!
Und in der Gegenwart geht es ihnen auch besser.
Worum geht es hier also? :?:
Vergangenheit und Gegenwart hast du abgehakt.
Wie wäre es dann mit der Zukunft?
Der meiste Streit der Menschen dreht sich um Dinge, die erst noch passieren sollen,
und zwar nicht um die Angst davor, sondern um unterschiedliche Vorstellungen darüber, was werden soll.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von zollagent »

Quatschki hat geschrieben:(20 Oct 2018, 16:13)

Vergangenheit und Gegenwart hast du abgehakt.
Wie wäre es dann mit der Zukunft?
Der meiste Streit der Menschen dreht sich um Dinge, die erst noch passieren sollen,
und zwar nicht um die Angst davor, sondern um unterschiedliche Vorstellungen darüber, was werden soll.
Mir scheint eher, wir diskutieren hier Ängste und mangelndes Selbstvertrauen.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Quatschki »

zollagent hat geschrieben:(20 Oct 2018, 16:39)

Mir scheint eher, wir diskutieren hier Ängste und mangelndes Selbstvertrauen.
Mir scheint, die Leute, die unzufrieden waren mit der geplanten Abholzung des Hambacher Forstes, hatten eher ein Übermaß an Selbstvertrauen.
Das Selbstvertrauen fehlt nun denen, die bislang glaubten, ein jahrzehntelanges rechtsstaatliches Planfeststellungs-, Belangeabwägungs- und Interessenberücksichtigungsverfahren inklusive aller Rechtsmittel und Einspruchsmöglichkeiten könnte ausreichen, um für einen demokratischen Ausgleich zu Aller Zufriedenheit zu sorgen?
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Großer Adler »

sünnerklaas hat geschrieben:(01 Oct 2018, 20:27)

Das sind aber Menschen, die vor einer prekären Lebenssituation panische Angst haben. Sie tun sich bereits im Hier und Jetzt sehr schwer. Die Vergangenheit wird nostalgisch verklärt.
Hinzu kommt: viele Probleme lassen sich nicht so einfach lösen, weil viele Interessenslagen berührt werden und bei Nichtbeachtung dieser Interessenslagen sehr seitens der Betroffenen heftige Reaktionen drohen. Vor dem Hintergrund sind Konfliktlösungen extrem langwierig, weil viele auch gar keine Lust auf Ärger haben.
Gerne wird auch geäußert, man wünsche sich Leute die "einen Arsch in der Hose" hätten und einfach mal entschieden. Mein erster Chef hat dazu immer eins gesagt: wer einen Arsch in der Hose habe, bekäme den auch versohlt. Umgekehrt: wo kein Arsch wäre, könne ein solcher auch nicht versohlt werden. ;)
Die vielen Probleme gibt es nicht erst seit es die AfD gibt. Diese Probleme sind schon länger bekannt und werden erst heute angepackt. Wie erwartet ohne große Wirkung. Das ist das Problem und einfach für die AfD, von der Politik versäumte Themen zu diskutieren. Dss Problem ist nicht die AfD, das Problem jahrelange Blauäugigkeit. Zum Glück gibt es die Blauen, die das fehlende Pigment vollkommen macht.
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zollagent
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von zollagent »

Quatschki hat geschrieben:(20 Oct 2018, 17:35)

Mir scheint, die Leute, die unzufrieden waren mit der geplanten Abholzung des Hambacher Forstes, hatten eher ein Übermaß an Selbstvertrauen.
Das Selbstvertrauen fehlt nun denen, die bislang glaubten, ein jahrzehntelanges rechtsstaatliches Planfeststellungs-, Belangeabwägungs- und Interessenberücksichtigungsverfahren inklusive aller Rechtsmittel und Einspruchsmöglichkeiten könnte ausreichen, um für einen demokratischen Ausgleich zu Aller Zufriedenheit zu sorgen?
Wenn er das nicht kann, bedarf er der Reform. So what?
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von immernoch_ratlos »

Großer Adler hat geschrieben:Die vielen Probleme gibt es nicht erst seit es die AfD gibt. Diese Probleme sind schon länger bekannt und werden erst heute angepackt. Wie erwartet ohne große Wirkung. Das ist das Problem und einfach für die AfD, von der Politik versäumte Themen zu diskutieren.
Ja allerlei Probleme datieren ganz gewiss weit zurück im "Lebenslauf" der Bundesrepublik Deutschland.

Die Gründe warum sie heute wie damals unlösbar waren und sind, unterscheiden sich teilweise erheblich. Einige die nun "endlich" im "nationalsozialistischen Flügel" wieder sichtbar werden, gab es als starkes Überbleibsel des duzendjährigen Reichs, noch sehr lange überall in Verwaltung, Polizei, Streitkräfte, Justiz und Politik. Dort haben sie mitgewirkt an dem was einige "Altfordern" die nun dieser Partei angehören nun so wortreich beklagen. Hier geht es nicht um "Lösungen" - hier werden nur der allgemeinen Unzufriedenheit Ziele gegeben, die selbstverständlich nur im Interesse derer liegen, die - "Gott" bewahre - selbstverständlich keinen "Finger" rühren um irgendetwas davon zu beseitigen :thumbup:

OK, sie haben es deutlich schwerer als "damals" in den Wirren der gescheiterten Weimarer Republik. Längst wurden die damaligen Probleme gelöst und so muss "man" alles was irgendwie "nützlich" scheint, aufblasen bis es als "Problem" sichtbar wird. Dabei sind wirklich (von D) unlösbare Probleme der Renner. Nur ein Beispiel - die DDR (immer findet man im Namen solcher Gebilde eine dreiste Lüge - D wie "Demokratie und nun "A" wie Alternative) war bislang (von Nordkorea einmal abgesehen) "im Grenze schützen", wohl die Genialsten unter denen die glauben, mit zumauern könnte man die inneren Probleme lösen. Schlimmer noch, gar Probleme die es "da draußen" in Fülle gibt aufhalten.

Nun ja Dümmer geht immer.

Um schlicht recht zu behalten, müssen einige Vorgänge die es "global" gibt geleugnet werden. Sozusagen als argumentative Grundlage für andere Behauptungen, deren Gründe den eigenen Anhängern umgedeutet werden müssen. Man könnte es für einen schlechten Witz halten, wenn man die Aussagen von ca. 15.000 Fachwissenschaftler zur Verschwörung erklärt. Nun so sind sie nun mal diese "Alternativen Wahrheiten". Klar, das jede vernünftige Argumentation in der Presse dann schlicht Lüge "sein muss". Ein Verhalten das im Mittelalter (da wusste man es nicht besser) angebracht schien, nun als "Lösung" für die Probleme des 21. Jahrhunderts anzubieten, sind die "Fake News" mit denen man Unzufriedenheit und reale Zukunftsängste "beseitigen möchte". Bravo !

Was die Farbe "Blau" angeht, wer nicht genügend Luft zum Atmen hat, läuft blau an - eine höchst ungesunde Färbung.

Nun geht uns die Luft nicht wirklich aus, aber deren Zusammensetzung wird für alle zunehmend unbekömmlicher. Dabei denke ich nicht nur an Homo sapiens, sonder auch an alles andere, was da mit uns keucht und fleucht. Dafür werden "wir" immer noch von Jahr zu Jahr immer mehr. Auch etwas, was manche glauben "endlich mittels Grenzkontrollen" draußen halten zu können. In Anlehnung an die Geschichte der Republik, hier die Zahlen die alles verändern seit 1950 : "Weltbevölkerung von 1950 bis 2017 (in Milliarden)" nur Spinner glauben diese Entwicklung könne man durch "Abschottung" draußen halten. Allenfalls klug regulieren kann man das - muss man das - wenn man einfach jahrzehntelang weggesehen hat was sich da entwickelt.

Während Europa (nun ja im großenganzen) seine eigene Bevölkerungsentwicklung "normalisiert" hat (meint die Zahlen an das was notwendig ist um ganz normal zu existieren niedrig zu halten), haben (beinahe) alle geflissentlich übersehen was da in unser nächsten Nachbarschaft passiert. Dumm genug war offensichtlich praktisch jede der europäischen Nachkriegsregierungen, da nichts zu unternehmen. Es ist eben schwierig einerseits das immerwährende Wachstum als Staatsziel zu erklären (scheiß auf die dazu notwendigen Ressourcen) und gleichzeitig eine anderes verheerendes Wachstum aktiv zu "bekämpfen" (nicht mit Waffen, sonder mit Hilfe und Verstand selbstverständlich).

Die Idee, nun D, welches schon mal (landtechnisch) um einiges größer war, aber damals weniger als 50 Millionen Einwohner hatte (da war händische Arbeit noch das was weit über 90% der arbeitenden Bevölkerung taten ! ), hat nun ca. 82 Millionen Einwohner, wo "händische Arbeit" längst die Ausnahme darstellt, sich da zusätzliche "Arbeitskräfte" dieser Art in wirklich nicht gerade geringer Zahl und das noch dauerhaft ins Land zu holen, ist ein "Geniestreich", der seinesgleichen sucht.

Das man damit freundlich ausgedrückt die "Unzufriedenheit" nicht abbaut, und so der "Alternative" freizügig einen wunderbaren Argumentschatz überlässt, macht zumindest meine Mitgliedschaft bei den Grünen eher unwahrscheinlich. Echte Hilfe - falls dieser erfreuliche Zug damit angedacht ist - kann man durch offensichtliche Selbstschwächung - niemandem sein.

Gerade das "Brennpunktland Syrien", aus dem die Masse der Flüchtlinge der letzten Jahre stammen, hatte seit 1950 ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Bevölkerungswachstum, wenn man dies in D gehabt hätte, gäbe es inzwischen in D zwischen 3 bis 400 Millionen Einwohner in unserem schönen Land. Wenn man das "geflissentlich übersieht" und nun durch Ansiedelung Teile der "Überschussproduktion" glaubt retten zu können, ist man mindestens so bescheuert wie die "andere Alternative". Die haben allerdings den Vorteil, das sie (wenigsten in diesem Zusammenhang) ganz offensichtlich gute Argumente haben. Argumente allerdings, auf die sie ihren restliche Mist gekonnt aufbauen.

Ein gut sortiertes "Arsenal" an Lügen und Verdrehung von Ursachen - das weiter von ihren erklärten Gegnern gefüllt wird. Es fällt schwer diese unterschiedlichen Begründungen, als das was sie teilweise sind - "alternative Wahrheiten" - von der Realität zu unterscheiden. Ein äußerst günstige Möglichkeit Unzufriedenheit weiter im politischen Sinn zu stärken und gleichzeitig davon politisch zu profitieren. Was also ist echte und begründete Unzufriedenheit und was ist lediglich eine künstlich induzierte Unzufriedenheit ?

Das nun eine ehemalige Umweltministerin, einfach die eigenen Gesetze schleifen möchte, um "dem Volk" ein besseres Gefühl an den hessischen Wahlurnen zu vermitteln, dürfte der Gipfel politische Unverfrorenheit sein - wie schon kürzlich im Freistaat, eine wunderbare Steilvorlage als "Alternative". Das Tüpfelchen auf dem I, dürfte die Taktik des scheidenden Ministerpräsidenten Hessens sein, der sich um genau das Gegenteil für das "von Dieselfahrverboten bedrohte" Frankfurt a. M. bemühte. Ich wiederhole mich - Dümmer geht immer !

Nun bin auch ich unzufrieden.... :thumbup:
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von zollagent »

Ein Beitrag, der gut begann, und dann in die Sümpfe des Menschenhasses abglitt, völlig die Entwicklungen in der Geschichte ignorierend und auch, wie übrigens "die Unzufriedenen" durch die Bank unsere Werte nur für "Clubangehörige" reklamierend. Mit anderen Worten, ein Schuß in den Ofen.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Bielefeld09 »

Stellen wir doch erst mal fest,
was Bürger zufrieden macht.
Wir leben in einem Rechsstaat.
Wir leben in einer lebendigen Demokratie.
Wir haben ein funktionierendes Gesundheitssystem.
Wir haben eine funktionierende Pflegeversicherung mit mangelhaften Ausführungen.
Wir zahlen gerne Steuern, allerdings wundern wir uns,
warum Konzerne das nicht tun.
Und vieleicht legen wir endlich irgendwann mal fest,
was ein gesunder Mensch zum Überleben braucht!
Und vielleicht sollte sich ein Jeder überlegen,
wie er denn mit 416,00 Euro im Monat klar käme.
Wie könnte ich da unzufrieden sein?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Letzter_Hippie »

Bielefeld09 hat geschrieben:(24 Oct 2018, 21:09)

Stellen wir doch erst mal fest,
was Bürger zufrieden macht.
Finde ich gut.
Und vielleicht sollte sich ein Jeder überlegen,
wie er denn mit 416,00 Euro im Monat klar käme.
Oh ja, insbesondere das ist eine gute Übung in Bescheidenheit. (Hab ich schon praktisch ausprobiert und fand es nicht wirklich schwer.) Weiter so!
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Bielefeld09 »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(24 Oct 2018, 21:14)

Finde ich gut.



Oh ja, insbesondere das ist eine gute Übung in Bescheidenheit. (Hab ich schon praktisch ausprobiert und fand es nicht wirklich schwer.) Weiter so!
Ich finde ja wieder einmal bezeichnend,
das Irgendwer hier behauptet,
er könne von 416,00 netto leben!
Ich kann das auch.
Und du meinst, das können alte Menschen auch?
Deren Zufriendenheit dürfte durch deine Übung in Bescheidenheit eher weniger steigen.
Wählen die dann auch zu Recht die Afd?
Oder wunderst du dich noch?
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Letzter_Hippie »

Bielefeld09 hat geschrieben:(24 Oct 2018, 21:50)

Ich finde ja wieder einmal bezeichnend,
das Irgendwer hier behauptet,
er könne von 416,00 netto leben!
Ich finde es recht mühsam, mehr auszugeben. Wenn ich in ein sog. "Einkaufszentrum" gelange, dann finde ich da von oben bis unten nur wertlosen Neuschrott und gehe verärgert wieder hinaus.

Um überhaupt einen standesgemäßen Konsum zu ereichen, strenge ich mich extra an, im Supermarkt teurere Produkte zu kaufen, und ich habe ein Busticket das ich nicht nutze, ein Sportstudio-Abo das ich nicht nutze, und ähnliches mehr.

Freilich verzichte ich auf ein Auto, auf einen Fernseher, auf ein Smartphone, und ich weiss nicht was man heutzutage noch alles zu brauchen meint.
Ich kann das auch.
Und du meinst, das können alte Menschen auch?
Ich hoffe es sehr, denn ich werde bald "alt" sein (oder bin es schon), und ich möchte nicht dass sich dadurch allzu viel an meinen Lebensgewohnheiten ändert.
Deren Zufriendenheit dürfte durch deine Übung in Bescheidenheit eher weniger steigen.
Wählen die dann auch zu Recht die Afd?
Oder wunderst du dich noch?
Natürlich wundere ich mich. Und natürlich empfehle ich die AfD, solange die anderen keine schlüssige Politik machen.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Bielefeld09 »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(24 Oct 2018, 22:24)

Ich finde es recht mühsam, mehr auszugeben. Wenn ich in ein sog. "Einkaufszentrum" gelange, dann finde ich da von oben bis unten nur wertlosen Neuschrott und gehe verärgert wieder hinaus.

Um überhaupt einen standesgemäßen Konsum zu ereichen, strenge ich mich extra an, im Supermarkt teurere Produkte zu kaufen, und ich habe ein Busticket das ich nicht nutze, ein Sportstudio-Abo das ich nicht nutze, und ähnliches mehr.

Freilich verzichte ich auf ein Auto, auf einen Fernseher, auf ein Smartphone, und ich weiss nicht was man heutzutage noch alles zu brauchen meint.



Ich hoffe es sehr, denn ich werde bald "alt" sein (oder bin es schon), und ich möchte nicht dass sich dadurch allzu viel an meinen Lebensgewohnheiten ändert.



Natürlich wundere ich mich. Und natürlich empfehle ich die AfD, solange die anderen keine schlüssige Politik machen.
Schon komisch,
eine Afd wird die bestehende Zufriedenheit beenden
ohne Alternativen zu liefern.
Warum also die Afd als Zufriedenheitsalternative?
Sind Ausgrenzung, Dummheit und Nationialismus Garanten für Zufriedenheit?
Wo sind deine Alternativen?
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Letzter_Hippie »

Bielefeld09 hat geschrieben:(24 Oct 2018, 22:34)

Schon komisch,
eine Afd wird die bestehende Zufriedenheit beenden
ohne Alternativen zu liefern.
Warum also die Afd als Zufriedenheitsalternative?
Sind Ausgrenzung, Dummheit und Nationialismus Garanten für Zufriedenheit?
Wo sind deine Alternativen?
Keine Ahnung was das mit meinen Worten zu tun hat. Aber Deine Behauptungen solltest Du vielleicht begründen.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Bielefeld09 »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(24 Oct 2018, 22:37)

Keine Ahnung was das mit meinen Worten zu tun hat. Aber Deine Behauptungen solltest Du vielleicht begründen.
Du zitierst Reste aus dem Gesamttext.
Deshalb muss ich nur begründen,
das mir eine laufende Krankenversicherung.....,
eine laufende Rentenversicherung und ein sicherer Rechtsstaat
auch schon mal Zufriedenheit verschafft.
Wäre schön, wenn wir das Teilen würden.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Letzter_Hippie »

Bielefeld09 hat geschrieben:(24 Oct 2018, 22:56)

Du zitierst Reste aus dem Gesamttext.
Deshalb muss ich nur begründen,
das mir eine laufende Krankenversicherung.....,
eine laufende Rentenversicherung und ein sicherer Rechtsstaat
auch schon mal Zufriedenheit verschafft.
Wäre schön, wenn wir das Teilen würden.
Ich versuche, auf Versicherungen weitestmöglich zu verzichten. Denn nichts kann "versichert" werden, es gibt keine Sicherheit ausser der einen: dass wir irgendwann sterben werden.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Bielefeld09 »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(24 Oct 2018, 23:21)

Ich versuche, auf Versicherungen weitestmöglich zu verzichten. Denn nichts kann "versichert" werden, es gibt keine Sicherheit ausser der einen: dass wir irgendwann sterben werden.
Ja, wir sterben.
Aber es ist ein Unterschied, ob ich meinen Erben Schulden oder Guthaben hinterlasse.
Ich kann mir und meinen Erben jedenfalls mit Guthaben Zufriedenheit herstellen.
Wenn alle das so täten.
Das wäre auch mehr an Zufriedenheit.
Nur was hat das mit der Unzufriedenheit in Deutschland zu tun?
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Odin1506 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(24 Oct 2018, 21:09)

Stellen wir doch erst mal fest,
was Bürger zufrieden macht.
Wir leben in einem Rechsstaat.
Wir leben in einer lebendigen Demokratie.
Wir haben ein funktionierendes Gesundheitssystem.
Wir haben eine funktionierende Pflegeversicherung mit mangelhaften Ausführungen.
Wir zahlen gerne Steuern, allerdings wundern wir uns,
warum Konzerne das nicht tun.
Und vieleicht legen wir endlich irgendwann mal fest,
was ein gesunder Mensch zum Überleben braucht!
Und vielleicht sollte sich ein Jeder überlegen,
wie er denn mit 416,00 Euro im Monat klar käme.
Wie könnte ich da unzufrieden sein?
Man kommt damit klar, aber dann darf auch nicht was ungewöhnliches passieren, wie Reparaturen, Krankheiten usw. dann wird es sehr eng. Und wenn man dann noch einen Termin verpasst, wird man sanktioniert. Das nennt man dann Existenzangst.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Betrachter »

Den Optimisten, die hier anmerken, dass es woanders und früher doch viel schlechter ist und war und dass hiesige Verhältnisse immer noch ganz gut wären, möchte ich einige Fragen stellen.

Warum gilt eigentlich bei der Aneignung von Lebensmitteln aller Art, die Schaufenster und Lager zum Bersten füllen, das Bedürfnis der Menschheit einen Dreck?
Warum ist alle Welt hinter Geld her, obwohl es doch nicht satt macht?
Warum muss man eigentlich überhaupt für Geld arbeiten, obwohl es genug davon gibt?
Warum bringt eigentlich nicht die Arbeit Geld, sondern nur die Arbeit für fremdes Eigentum?
Warum stellen Arbeiter in immer kürzerer Zeit immer mehr Produkte her, von deren Verfügung sie dann ausgeschlossen sind?
Warum entscheidet sich der Erfolg beim Geldverdienen immer daran, wie viel Geld man bereits hat?
Warum müssen Gewerkschaften eigentlich jedes Jahr aufs Neue darum kämpfen, dass der Lohn reicht?
Warum werden Arbeiter regelmäßig arm gemacht, wenn ein Betrieb reicher werden will?
Warum ist ein Überfluss an Produkten für Unternehmer eigentlich immer gleichbedeutend mit einer Krise?
Warum schmeißen Unternehmer eigentlich ihren Kram nicht hin, wenn sie doch – wie sie sagen - ständig unter der Konkurrenz nur leiden?
Warum kann das Wachstum im Kapitalismus eigentlich gar nicht groß genug sein, obwohl doch niemand mehr Schnitzel – oder so - vertilgen kann, als es seinem Bedürfnis entspricht?
Warum greift diese Produktionsweise permanent ihre eigenen Quellen, die Natur und die Arbeitskraft so sehr an, dass der Staat immer wieder große Teile des Reichtums für entsprechende Reparaturarbeiten aufwenden muss?
Und warum kann ein gerechte Verteilung des kapitalistischen Reichtums nichts daran ändern, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reichen werden?
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von sünnerklaas »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 12:01)

Hallo zusammen!
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum so viele Leute in Deutschland so unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind? Historisch und global betrachtet leben wir doch in einem Paradies: Medizinische Versorgung ist extrem gut, es gibt eine gute Grundsicherung, es gibt freie Wochenenden/Feiertage/Urlaub, ein riesiges Freizeitangebot. Der Staat nimmt ordentlich Steuern ein, Arbeitslosigkeit ist gering, Kriminalität geht (insgesamt!) nach unten.

Also: woran liegts? Und was kann man dagegen machen?

---Nachtrag: ich versuche hier mal die genannten Diskussionspunkte zusammenzufassen:

1. Abstiegsangst: Die Leute haben Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg
Geht ganz schnell: krank werden, Berufsunfähigkeitsversicherung stellt sich quer, es sind langwierige Prozesse mit Gutachten und Gegengutachten notwendig - und schon ist das wirtschaftliche und soziale Aus da
2. Berufsmoralisten: Es wirkt sich kontraproduktiv aus, wenn die Leute für ihre pessimistischen Ansichten beschimpft werden
Wer Pessimist ist, hat seine eigene Zukunft nicht mehr im Griff. Jeder ist in erster Linie selber für sein Leben verantwortlich.
3. Politische Teilhabe: Menschen können nicht so teilhaben, wie sie möchten
Das hat etwas damit zu tun, dass viele Problemfelder hochkomplex sind und sehr viele Interessensgruppen berührt werden. Kompromisse sind langwierig und das Ergebnis von manchmal sehr harten Verhandlungen.
4. Oberflächliches Jammern: Bei Nachfrage relativieren einige Leute ihren Standpunkt.
Vielen geht es wirklich nicht gut. Und zwar weniger finanziell, sondern sozial und psychisch. Sie suchen Menschen, die ihnen zuhören, sie such gemeinsame Themen.
5. Denkfaulheit /Gewohnheitsbildung: Leute vergleichen ihre Situation nicht global/historisch.
Vielen ist nicht bewusst, dass sie die Welt nur ausschnittsweise sehen. Das ist aber völlig normal und geht jedem Menschen so. Man muss sich darüber klar sein, dass jeder Mensch die Welt nur von seinem Standpunkt aus selektiv wahr nimmt.
6. Neophobie: Angst vor Veränderungen / schnellen Entwicklungen / Wegbruch von Gewissheiten
Neophobie ist ein Kennzeichen fortschreitenden Alters. Mit zunehmendem Alter nehmen - zunächst unbemerkt - die Zipperlein zu und die Tagesroutine verlangsamt sich. Aus gutem Grund gibt es die Rente/Pension. Irgendwann ist es Zeit, den Jüngeren Platz zu machen. Neoüphobie führt dazu, dass zum Beispiel in Unternehmen wichtige Neuerungen verschlafen werden und sie den Anschluss verlieren.
7. Medien: aufgrund der Marktlogik zu Fokus auf negativem verdammt.
Bad news are good news. Negative Meldungen polarisieren, machen Stimmung, sie werden kontrovers diskutiert. Das macht Auflage und Quote und generiert Clicks.
8. Filterblasen: Menschen leben zunehmend in Informations-Parallelgesellschaften. Hänge zum Pessimismus werden so verschärft.
Aus Angst vor Auseinandersetzungen erfolgt der Rückzug. Die Filterblase ist das, was man früher die "Eigenen Vier Wände" genannt hat. Man umgibt sich mit Gleichgesinnten, die Kommunikation wird als harmonisch und sinnstiftend und - vor allem: störungsfrei - empfunden. Erlebnisse außerhalb der Filterblase machen Angst und werden als Bedrohung empfunden. Der Corpsgeist in der Filterblase sorgt dafür, dass Kompromisse nicht mehr möglich sind, weil sie als "faul" oder gar als Niederlage interpretiert werden. In vielen Filterblasen wird halt auf richtig Dicke Hose gemacht.
9. Lebenswelt und politische Welt klaffen zunehmend auseinander: Die Welt wird immer schneller, die Politik - gefühlt - immer langsamer.
Demokratische Entscheidungsprozesse brauchen Zeit. Gute Vorhaben müssen von einer breiten Mehrheit getragen werden, sollen sie gelingen. Das braucht sehr viel Zeit und die Einbindung vieler Leute.
10. Menschen spüren einen Machtverlust, weil ihre Entscheidungsspielräume durch EU-Politik, Industriekonzerne etc (vermeintlich) beschränkt werden. Hierauf haben sie aber keinen Einfluss.
Stichwort: die Politik des längeren Hebels. Eindrucksvoll aktuell im Fall Saudi-Arabien zu beobachten.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von immernoch_ratlos »

Tja Betrachter - so viele "Warum" - eines fehlt allerdings "Warum" braucht Mensch all diese nur in unseren Köpfen existierenden Vorstellungen - Soziologen wollen herausgefunden haben, diese gemeinsamen Vorstellungen (Geld, Religion und viele andere) "existieren" nur, weil Menschen allenfalls dann miteinander auskommen, wenn "ihr Rudel" ca. 150 Personen nicht überschreitet.
HARARI hat geschrieben:Es ist ganz erstaunlich, wie viel Information man aufnehmen und im Kopf haben muss, um das sich ständig verändernde Beziehungsgeflecht zwischen einigen Dutzend Personen im Blick zu behalten. (In einer Gruppe von 50 Menschen gibt es allein 1.225 Zweierbeziehungen und eine schier unüberschaubare Vielzahl von Dreiecks-, Vierecks- und anderen Über-Eck-Beziehungen.)
oder auch das hier :
HARARI hat geschrieben:In einer Tauschwirtschaft müssen Sie und der Schuhmacher jeden Tag den relativen Wert von Dutzenden Waren ermitteln. Wenn in Ihrer Stadt 100 Waren gehandelt werden, müssen Käufer und Verkäufer 4.950 verschiedene Wechselkurse kennen. Und wenn 1.000 Waren gehandelt werden, wären dies schon 499.500 Wechselkurse! Wie sollen Sie da den Überblick bewahren?
Schade, auch eine große Anzahl Homo sapiens kreiert noch keine "Schwarmintelligenz" dazu sind "wir" viel zu individuell. Aber anfällig für "Schwarmängste" damit können wir "umgehen" - wenn genügend Menschen Feuer schreien brennt die Hütte :(

Das "Belohnungssystem" (Arbeit / Geld) ist völlig unlogisch, besteht aus künstlichen, aus nichts als unserer Bereitschaft an die selbstgemachten Regeln unverbrüchlich zu glauben. Warum bekommt ein festangestellter Panzerfahrer deutlich mehr Geld, als die "FrisörIn", welche Haare schneidet und uns (auch wieder unlogisch) schön aussehen lässt mit kurzer oder dramatisch ondulierter Frisur :?:

Warum kostet irgendetwas die Summe, die es gerade kostet ? Wenn man versucht "drei Schritte zurückzugehen um sich von sich selbst zu distanzieren" könnte man doch problemlos auf die Idee kommen - 7,5 Milliarden Vollidioten sterben ihrer Selbstvernichtung zu :?:

Warum :?: Die Antwort darauf würde sicher all Deine Fragen beantworten - ich jedenfalls habe sie nicht....
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von schokoschendrezki »

sünnerklaas hat geschrieben:(25 Oct 2018, 08:17)
Demokratische Entscheidungsprozesse brauchen Zeit. Gute Vorhaben müssen von einer breiten Mehrheit getragen werden, sollen sie gelingen. Das braucht sehr viel Zeit und die Einbindung vieler Leute.
Das ist ein wichtiger Punkt. Zwischen dem Herunterladen eines Rezensionspodcasts zu einem neuen politischen Buch, dem Wunsch es lesen zu wollen, der Bestellung bei Amazon und der Lieferung per Haus liegen ... moment ... so geschätzt gerade mal zehn Mausklicks. Fertig. Politik - sowohl die große internationale wie die kleine im Partei-Ortsverband ist immer ein zähes Ringen um Kompromisse.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Letzter_Hippie »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(25 Oct 2018, 09:58)

Tja Betrachter - so viele "Warum" - eines fehlt allerdings "Warum" braucht Mensch all diese nur in unseren Köpfen existierenden Vorstellungen - Soziologen wollen herausgefunden haben, diese gemeinsamen Vorstellungen (Geld, Religion und viele andere) "existieren" nur, weil Menschen allenfalls dann miteinander auskommen, wenn "ihr Rudel" ca. 150 Personen nicht überschreitet.
Sehr guter Punkt. Dafür braucht es auch nichtmal Soziologen, die etwas herausgefunden haben wollen, sondern das kann jeder selber ausprobieren: unser Bewusstsein kann eine ansatzweise persönliche Beziehung nur zu max. ca. 200-500 Leuten aufrechterhalten.
Was größer ist, wird eine anonyme Masse.
Was Du benennst, ist dann die logische Konsequenz daraus: Um als anonyme Masse zusammenzuleben, braucht es abstrakte Vorstellungen.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von sünnerklaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Oct 2018, 10:02)

Das ist ein wichtiger Punkt. Zwischen dem Herunterladen eines Rezensionspodcasts zu einem neuen politischen Buch, dem Wunsch es lesen zu wollen, der Bestellung bei Amazon und der Lieferung per Haus liegen ... moment ... so geschätzt gerade mal zehn Mausklicks. Fertig. Politik - sowohl die große internationale wie die kleine im Partei-Ortsverband ist immer ein zähes Ringen um Kompromisse.
Vielen ist das nicht bewusst. Viele wissen gar nicht, dass die heutige Struktur der Bundesländer der Bundesrepublik - v.a. mit Hinblick auf die Kleinstaaten und der Dominanz Preußens - nicht vom Himmel gefallen und auch nicht die alleinige Idee der Alliierten war. Preußen dominierte das Deutsche Reich als riesengroßer Teilstaat. Hinzu kamen viele Klein- und Kleinststaaten, die wirtschaftlich und finanziell nicht überlebensfähig waren. Schon vor 1918 waren Klein- und Kleinststaaten, wie Waldeck-Pyrmont, Schaumburg-Lippe oder Braunschweig eher ein Hobby der dort regierenden Häuser - und für die ein Zuschussgeschäft. Als die Herzöge und Fürsten abgesetzt waren, wurde das ganze finanzielle und wirtschaftliche Elend in die sen Kleinstaaten ja erst sichtbar. Das führte schon ab 1919 zu intensiven Debatten um eine dringend notwendige Reichsreform - also einer völligen Neugliederung der Staaten innerhalb des Deutschen Reichs. In Schaumburg-Lippe hat der damalige Landtag schon im Dezember 1923 einstimmig beschlossen, die Landesregierung solle Verhandlungen bezüglich eines Anschlusses an Preußen aufnehmen. der Freistaat Waldeck schloss sich 1929 Preußen an und wurde aufgelöst. Der Kleinstaat stand vor der Zahlungsunfähigkeit.
Die Reichsreform lag dann auf Grund der harten Folgen der Wirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre erst einmal auf Eis. Die Nazis versuchten dann das Problem der nicht überlebensfähigen Staaten durch die Einführung eines Zentralstaates zu lösen. Nach 1945 griffen dann die Alliierten die Pläne der Reichsreform aus den 1920er Jahren in wesentlichen Punkten wieder auf: es entstanden u.a. die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Dass das von der Bevölkerung und von der deutschen Politik so akzeptiert wurde, lag daran, dass allen klar war und überall der Konsens bestand, dass es ein Zurück zur Kleinstaaterei des Kaiserreichs und der Weimarer Republik nicht geben könne. Die Grundlagen der staatlichen Struktur der Bundesrepublik Deutschland stammen also nicht von 1948 oder 1946, sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Debatten und der daraus resultierenden Einsicht.
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Elser
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Elser »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Sep 2018, 15:01)

Mir ist in meinem Umfeld kein Arbeitsloser bekannt, der den Ausländern die Schuld für seine Arbeitslosigkeit in die Schuhe schiebt. Mag auch sein, dass diese nicht zwingend durch irgendjemanden ersetzt werden können, der kein Deutsch spricht und außer ein Paar Suren noch nichts gelesen hat - wenn überhaupt.
Aber gut, dass wir nun wissen, dass die Arbeitslosen alle selbst schuld sind.
Zukunftsängste nach mehreren Bewerbungen und Absagen -vor allem Ü50- sind kein Jammern, sondern berechtigte Existenzängste.

Was die Fettleibigkeit angeht, ist mir auch da kein Fetter bekannt, der anderen unterstellt, sie hätten ihm die Hamburger und Pommes in seinen Mund gezwungen. Die meisten wissen, dass sie immer die ersten am Trog sind.
Also ich kenne einen Fall, in denen ein syrischer Auslieferungfahrer auf einen 7,5-Tonnern eingestellt wurde, der nicht in der Lage war das zu lesen, was auf den Lieferscheinen stand. Die Kunden mussten sich die richtigen Lieferscheine selbst aus einen Stapel heraussuchen. Deutsch sprechen war auch nicht drin. Zudem hatte er große Problem mit dem Rangieren seines Fahrzeuges . Diese Probleme beim LKW-Fahren konnte ich dann auch noch bei einem anderen Syrer, in gleicher Stellung, beobachten. Können unsere Behörden einen syrischen Führerschein überhaupt richtig einschätzen? Waren sie einfach nur viel billiger, als ein deutscher Fahrer? Ich denke dass das genau der Grund ist, warum große Teile der Union, quasi über Nacht, von Fremdenfeindlichkeit ("Das Boot ist voll" , "Kinder statt Inder" , u.s.w.) auf zuwanderungsfreudlich umgeschaltete haben. Es geht hier, meiner Meinung nach, um die Beschaffung billiger Arbeitskräfte, um den Druck auf die Arbeitnehmer hoch halten zu können. Leider ist die Sache nun aus dem Ruder gelaufen........(siehe Wahlergebnisse) So'n Pech aber auch.

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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Elser »

Skeptiker hat geschrieben:(30 Sep 2018, 13:21)

Man sollte bei alledem nicht vergessen, dass es sehr viele Menschen in Deutschland gibt, denen es eben nicht so gut geht. Auch ist das Risiko bald zu denen zu gehören für viele Menschen real. Wenn dann eine aufgeheizte Stimmung in der Bevölkerung dazu kommt, und der Eindruck die Teilhabe am politischen Prozess ist nicht so offen und fair, wie das gerne dargestellt wird, dann kommt schonmal schlechte Stimmung auf.

Vor allem sollte man aber die menschliche Natur nicht außer acht lassen. Der Mensch orientiert sich an seiner Umgebung. Für die Mittelschicht die in Gefahr ist abzurutschen, ist es eben nur eine zynischer Trost, dass man ja immer genug zu beißen hat, im Gegensatz zu Menschen in Afrika. Es mag die Stimmung auch nicht bessern, wenn demjenigen das mit erhobenem Zeigefinger von Berufsmoralisten vorgehalten wird, und einem gleich noch der Kosename „Abgehängter“ angeheftet wird.
In dem Sinne steht man auch kopfschüttelnd vor der Unzufriedenheit eines zum Tode verurteilten. Immerhin darf er sich froh schätzen in so menschenfreundlicher Zeit zu leben, in der er eben nicht gepfählt, sondern nur „milde eingeschläfert“ wird.

Klagen hängt eben vom Vergleich ab. Der scheint für viele negativ zu verlaufen.
Meiner Ansicht nach eine gute Einschätzung der Lage. Es gibt hier im Forum allerdings Kräfte, die solche Überlegungen dann, mit möglichst vielen ironischen Kurzbeiträgen zu ersticken versuchen. Fragt Euch mal warum?

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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Elser »

yogi61 hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:21)

Genau,Ora et labora sollte im Vordergrund stehen und Kritik an den Verhältnissen ist völlig unangebracht. Wir benötigen wieder mehr Büttel und Duckmäuser in diesem Land, wir haben da schliesslich eine gewisse Tradition zu verteidigen.
Ja - genau. ;) Und wer zu den 40 % Verlierern gehört ist immer selbst schuld und sollte sich lieber schamvoll verkriechen und leise vor sich hin bluten. Darum bestätigen, hier im Forum, einige ja auch sofort, dass das alles sie ja nicht betrifft ("...in meinem Umfeld..."). In unserem Lande schändet "Armut" eben doch. :(
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Alpha Centauri »

Betrachter hat geschrieben:(25 Oct 2018, 07:47)

Den Optimisten, die hier anmerken, dass es woanders und früher doch viel schlechter ist und war und dass hiesige Verhältnisse immer noch ganz gut wären, möchte ich einige Fragen stellen.

Warum gilt eigentlich bei der Aneignung von Lebensmitteln aller Art, die Schaufenster und Lager zum Bersten füllen, das Bedürfnis der Menschheit einen Dreck?
Warum ist alle Welt hinter Geld her, obwohl es doch nicht satt macht?
Warum muss man eigentlich überhaupt für Geld arbeiten, obwohl es genug davon gibt?
Warum bringt eigentlich nicht die Arbeit Geld, sondern nur die Arbeit für fremdes Eigentum?
Warum stellen Arbeiter in immer kürzerer Zeit immer mehr Produkte her, von deren Verfügung sie dann ausgeschlossen sind?
Warum entscheidet sich der Erfolg beim Geldverdienen immer daran, wie viel Geld man bereits hat?
Warum müssen Gewerkschaften eigentlich jedes Jahr aufs Neue darum kämpfen, dass der Lohn reicht?
Warum werden Arbeiter regelmäßig arm gemacht, wenn ein Betrieb reicher werden will?
Warum ist ein Überfluss an Produkten für Unternehmer eigentlich immer gleichbedeutend mit einer Krise?
Warum schmeißen Unternehmer eigentlich ihren Kram nicht hin, wenn sie doch – wie sie sagen - ständig unter der Konkurrenz nur leiden?
Warum kann das Wachstum im Kapitalismus eigentlich gar nicht groß genug sein, obwohl doch niemand mehr Schnitzel – oder so - vertilgen kann, als es seinem Bedürfnis entspricht?
Warum greift diese Produktionsweise permanent ihre eigenen Quellen, die Natur und die Arbeitskraft so sehr an, dass der Staat immer wieder große Teile des Reichtums für entsprechende Reparaturarbeiten aufwenden muss?
Und warum kann ein gerechte Verteilung des kapitalistischen Reichtums nichts daran ändern, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reichen werden?
Du stellst meiner Ansicht nach sehr entscheidende Fragen unserer Zeit, es wäre genug Geld da dass Geld ist nicht dass Problem sondern dessen Verteilung.


Wie sagte es mal ein Börsianer treffend: " Wer für Geld arbeitet ist dumm, wer es versteht das Geld für sich arbeiten zu lassen ein Genie".
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von zollagent »

Elser hat geschrieben:(26 Oct 2018, 10:56)

Also ich kenne einen Fall, in denen ein syrischer Auslieferungfahrer auf einen 7,5-Tonnern eingestellt wurde, der nicht in der Lage war das zu lesen, was auf den Lieferscheinen stand. Die Kunden mussten sich die richtigen Lieferscheine selbst aus einen Stapel heraussuchen. Deutsch sprechen war auch nicht drin. Zudem hatte er große Problem mit dem Rangieren seines Fahrzeuges . Diese Probleme beim LKW-Fahren konnte ich dann auch noch bei einem anderen Syrer, in gleicher Stellung, beobachten. Können unsere Behörden einen syrischen Führerschein überhaupt richtig einschätzen? Waren sie einfach nur viel billiger, als ein deutscher Fahrer? Ich denke dass das genau der Grund ist, warum große Teile der Union, quasi über Nacht, von Fremdenfeindlichkeit ("Das Boot ist voll" , "Kinder statt Inder" , u.s.w.) auf zuwanderungsfreudlich umgeschaltete haben. Es geht hier, meiner Meinung nach, um die Beschaffung billiger Arbeitskräfte, um den Druck auf die Arbeitnehmer hoch halten zu können. Leider ist die Sache nun aus dem Ruder gelaufen........(siehe Wahlergebnisse) So'n Pech aber auch.

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Billiger als Mindestlohn geht nicht, auch nicht bei Syrern. Da lohnt es sich für Speditionen eher, eine Dependance in Litauen aufzumachen und Fahrer nach den dortigen Konditionen zu beschäftigen. Was ja auch vielfach gemacht wird.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Alpha Centauri »

Odin1506 hat geschrieben:(25 Oct 2018, 07:21)

Man kommt damit klar, aber dann darf auch nicht was ungewöhnliches passieren, wie Reparaturen, Krankheiten usw. dann wird es sehr eng. Und wenn man dann noch einen Termin verpasst, wird man sanktioniert. Das nennt man dann Existenzangst.

Ja und genau diese finanzielle Existenzangst ist politisch ja gewollt in diesen [editiert - Mod] sozialstaat.
Zuletzt geändert von Bleibtreu am Fr 26. Okt 2018, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Ausdruck editiert
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von zollagent »

Alpha Centauri hat geschrieben:(26 Oct 2018, 11:20)

Ja und genau diese finanzielle Existenzangst ist politisch ja gewollt in diesen [editiert - Mod] sozialstaat.
Aus meiner Tätigkeit in einem Hilfeverein für Langzeitarbeitslose kenne ich diese Existenzangst sehr gut. Der Bürokratismus, der für die Gewährung von Sozialleistungen aufgemacht wird, übertrifft den Aufwand für eine Steuererstattung nach dem Modell Cum Ex um ein Vielfaches. Manchmal komme ich, als erfahrener Mann im Umgang mit solchen Antragsaufwendungen, mir vor, als wenn ich einen Ausreiseantrag aus der ehemaligen DDR stellen würde, wenn ich einem unserer Klienten helfe, seinen Antrag auszufüllen. Und vor allem das Verlangen nach Vorlage von Unterlagen, die auf die Höhe oder Gewährung dieser Sozialleistung gar keinen Einfluß haben, das ist reine bürokratische Schikane. Ich glaube kaum, daß beim Entwurf der Sozialgesetzgebung den Parlamentariern solch ein bürokratisches Monster vorgeschwebt ist.
Zuletzt geändert von Bleibtreu am Fr 26. Okt 2018, 11:38, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Ausdruck im Zitat editiert
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Elser »

Wolverine hat geschrieben:(01 Oct 2018, 15:19)

Nun, ich weiß, warum bestimmte Menschen AfD wählen. Es ist nicht so, wie es von Heinzi Besserweiß und seinen Kameraden behauptet wird. Es ist das Gefühl der Ohnmacht gegenüber Entscheidungen einer Regierung, die schon lange vergessen hat, dass sie vom Volk gewählt wurden und in deren Auftrag handeln sollten. Dazu gehört z.B. nicht die Aussetzung von Grenzkontrollen bei der Einreise, um nur ein Beispiel zu nennen.

Ich glaube dass Deine Beobachtungen ganz richtig sind. Allerdings kann diese Whlverhalten dazu führen, dass wir es bald mir Koalitionen aus Union und AFD zu tun bekommen. Und dann - gnade uns Gott (so es ihn denn gibt). Ich gehe davon aus, dass sich die Politiker der AFD noch rücksichsloser vom Großkapital "kaufen" lassen werden, als es die ethabliereten Parteien sowieso schon tun lassen. Das Verhalten der handelnden Gestalten in der AFD lässt das, meiner Ansicht nach, vermuhten. Man darf nicht vergessen dass die AFD als extrem neolieberal gestartet ist. Sie hat leider zusätzlich noch entdeckt, dass man mit Fremdenfeindlichkein mehr Stimmen fangen kann. Ein Witz, dass die größte Zahl der AFD-Wähler ganau aus dem Haufen kommt, der am meisten unter einer neoliberalen Poltik leiden wird. Ich denke, das ist halt ein Bildungsproblem. Es stimmt leider immer noch das die allergrößen Kälber ihre Schlächter selber wählen.

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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von sünnerklaas »

zollagent hat geschrieben:(26 Oct 2018, 11:27)

Aus meiner Tätigkeit in einem Hilfeverein für Langzeitarbeitslose kenne ich diese Existenzangst sehr gut. Der Bürokratismus, der für die Gewährung von Sozialleistungen aufgemacht wird, übertrifft den Aufwand für eine Steuererstattung nach dem Modell Cum Ex um ein Vielfaches.
Gäbe es den Bürokratismus nicht, hätten wir ganz schnell ganz schwere Neid- und Gerechtigkeitsdebatten. Viele hassen ihren Beruf und ihren Job und stellen dann die Frage, warum man selber arbeiten gehen müsse und andere bräuchten es nicht und bekämen alles hinterhergeworfen. Diese - teilweise absurde - Debatte gab es schon während der großen Arbeitslosigkeit Anfang der 30er Jahre. Damals wurde den über 8 Millionen Arbeitslosen der wütende Vorwurf gemacht, faul und arbeitsscheu zu sein. Unter anderem an solchen absurden Vorwürfen ist die Weimarer Republik auch zugrunde gegangen - ganz zu schweigen von der selten dämlichen Politik der Herren Brüning und Hindenburg.
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