Tomaner hat geschrieben:(05 Oct 2018, 12:02)
Fakt ist, wer Grüne deshalb angreift weil es falsch war, müßte schon mal jede Partei angreifen die damals im Bundestag gesetzen hat, da es eine fraktionslose Abstimmung war und bei allen es eine Mehrheit für Einsatz gab.
Man muss niemand "angreifen", aber man muss ggfs. feststellen, dass die eigene Ethik verletzt wurde, und entsprechende Konsequenzen ziehen. (Gilt natürlich nur, falls man soetwas wie Ethik hat.)
Vor allem wenn es falsch war, dann ist es auch falsch das heute noch Soldaten zwischen den Fronten stehen und du müßtest für Abzug sein. Nach Abzug würden die verfeindeten Parteien auch sofort wieder aufeinander losgehen und du müßtest die Verantwortung für jeden Toten und jeder Vergewaltigung übernehmen.
Nein, das muss man nicht, denn verantwortlich für eine Tat ist der Täter. Ausser natürlich, man hat eine Kolonialherren-Mentalität, und hält die dort Lebenden für dumme Bimbos o.dgl., die ohne deutsche Aufpasser nicht wissen was sie tun.
Wenn man in Verantwortung ist, hat man oft nur eine Entscheidung zwischen Pest und Colera!
In solchen Fällen läuft immer etwas grundlegend falsch. Und auch wenn man den grundlegenden Fehler nicht immer beheben kann, wäre es doch wichtig, ihn zumindest klar zu benennen.
Als Gewerkschafter hat man auch Ideale, was ist aber wenn die Geschäftleitung sagt, entweder Streichung aller Zulagen oder wir verlagern 2000 Arbeitsplätze ins Ausland? Oder das Unternehmen kommt total in finanzielle Schieflage und Banken haben das Sagen und schicken Sanierer, der von 10000 Mitarbeitern die Hälfte entlassen will, um Unternehmen zu retten? Muss man dann als IGM Betriebsrat auf den Marktplatz gehen und die Revolution ausrufen, um seine Ideale nicht zu verraten?
In dem Fall wäre die grundlegende Basis, dass alle Parteien daran interessiert sein sollten, ein Unternehmen profitabel zu betreiben, und man von da aus zu einem Konsens kommen sollte. Nun gibt es aber eben Fälle, wo dieser Grundkonsens nicht gegeben ist, und dann kann auch nichts brauchbares herauskommen. Und genau da spielt dann wieder Ethik und Integrität eine Rolle (sofern vorhanden), so dass man den eigentlichen Interessenkonflikt herausarbeiten kann, anstatt sich -wie leider häufig der fall- zwecks Besitzstandswahrung auf faule Kompromisse einzulassen.
Also es gab eine Abstimmung im Bundestag über Ausladseinsatz, für den es auch eine Mehrheit ohne Grüne gegeben hätte, allerdings dann mir Bruch der Regierung. Hätte es keine Mehrheit für Einsatz gegeben, muß man die Verantwortung für fortlaufende Kriegsverbrechen, Massenvergewaltigungen usw. übernehmen. Sich aber hinzustellen und mit Finger auf andere zu zeigen, ohne sich selbst zu positionieren oder anders, aber dann dafür keine Verantwortung zu übernehmen, ist blanke Heuchelei.
Das ist genaugenommen eine Variante des Gefangenendilemmas: entweder du (Mithäftling) erschiesst einen Kameraden deiner Wahl, oder wir erschießen euch alle.
Das ist natürlich nicht lösbar, aber in so einem Kontext von Verantwortung zu reden, ist erst recht unlauter.