becksham hat geschrieben:(25 Apr 2018, 12:52)
Ich verstehe es nicht. Niemand hat in der Frage so eine dermaßen große Verantwortung wie wir. Und wir kriegen es nicht mal bei "unseren eigenen Leuten" in den Griff, sind aber ganz groß mit dem Fingerzeig auf andere. Antisemitismus ist ein Problem, egal woher er kommt. Ich denke aber, wir sollten die letzten sein, die mit dem Finger auf andere zeigen, sondern uns zuerst fragen, warum wir ihn auch schon bislang nicht bekämpft bekommen haben.
Richtig. Zumal es - wie hier mehrfach belegt wurde - eben
doch einigermaßen verlässliche Zahlen gibt. Wie schwierig es ist, solches Zahlenmaterial seriös zu erstellen und wie fragwürdig dabei zum Teil vorgegangen wird, kann man in diesem (
http://www.juedische-allgemeine.de/arti ... w/id/30850 Artikel vom Februar der "Jüdischen Allgemeinen" nachlesen.
Damit eine antisemitische Straftat vom jeweiligen polizeilichen Staatsschutz als solche verfolgt wird, müssen die Polizeibeamten bei der Aufgabe der Anzeige das antisemitische Motiv erkennen. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll, sagt Steinitz, »leider wird Antisemitismus als Motiv häufig nicht erkannt.
Vor allem auch dann, wenn sozusagen Mehrfachzuordnungen möglich sind.
Aber
Doch Steinitz warnt davor, rechten Gruppen und Parteien wie der AfD zu glauben, die behaupten, ein Großteil der antisemitischen Straftaten hätte einen muslimischen Hintergrund. »Wer das behauptet, macht es sich viel zu einfach. Wenn zum Beispiel türkische Nationalisten wie die Grauen Wölfe antisemitische Straftaten begehen, hat das allemal einen rechtsradikalen Hintergrund.« Und mit Blick auf die alljährlichen Aufmärsche in Berlin und anderen Städten sagt er: »Im Zusammenhang mit der Hisbollah und dem Al-Quds-Tag muss man schauen, ob man Taten als ›religiöse Ideologie‹ oder als ›ausländische Ideologie‹ bewertet.«
Völlig indiskutabel und vor allem unseriös sind Argumentationen wie jüngst in "Tichys Einblick" (
https://www.tichyseinblick.de/gastbeitr ... traftaten/), in denen man meint, aus der Tatsache, dass die grobe Unterteilung Politisch Motivierter Kriminalität in die Problembereiche PMK/Rechts, PMK/Links und PMK/Sonstiges erfolgt, schlussfolgern zu können, dass Antisemitische Straftaten "somit nicht gesondert erfasst, sondern unter Fremdenfeindlichkeit subsumiert" (werden) und von "Amtlicher Irreführung" gesprochen wird. Das Dokument geht sehr genau auf die Erfassungsmethoden ein und keineswegs werden Antisemitische Straftaten einfach irgendwohin subsummiert. Die staatlichen PMK-Zahlen sind - so vorsichtig auch immer zu werten - die momentan einzig verfügbaren, die internationalen Standards folgen und wenigstens halbwegs belastbar sind.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)