Warum driftet Deutschland nach rechts?

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Warum driftet Deutschland nach rechts?

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Brainiac
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Brainiac »

Marmelada hat geschrieben:(11 Oct 2017, 13:28)

Die Frage lautete

Will man ein repräsentatives Abbild der Gesellschaft sein?

Repräsentativ bedeutet, dass die Größenordnungen der Strömungen über deren bloßes Vorhandensein hinaus ungefähr übereinstimmen. Das ist hier bei weitem nicht der Fall.

Ich muss dir jetzt aber nicht den Unterschied zwischen "will sein" und "ist" erklären, oder?
Die Korrelation ist ja nicht gegeben, die Rechtsausleger sind hier im Vergleich zum gesamtgesellschaftlichen Bild überrepräsentiert. Fragen, die sich daraus ergeben, wären völlig andere.
Das ist nicht korrekt. Dass zwei Faktoren korreliert sind (zB, wie von mir behauptet, das Politbarometer und dessen Veränderungen draussen vs. hier), bedeutet nur, dass es vermutlich einen Zusammenhang gibt. Nicht dass beides identisch sein muss. Auch nicht, dass es nicht noch überlagernde weitere Abhängigkeiten gibt.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Korrelation

Die Korrelation kann man zB daran erkennen, dass, als die AfD vor ein paar Jahren viel schwächer war, hier auch weniger AfD-Thesen gepostet wurden. Dass die FDP bei der letzten Wahlumfrage im Forum sogar stärkste Partei wurde, ist ebenfalls neu und korrelliert mit dem BTW-Ergebnis, das höher ausfiel als fast alle BTW-Wahlumfragen zuvor.

Ich sehe das selbst so: Ich bin nicht glücklich über die 12,6% der AfD. Aber da dies nun mal so gekommen ist, finde ich es grundsätzlich richtig, dass man Anhänger dieser Partei hier mehr liest als früher, solange sie nicht gegen die Regeln verstoßen (auch wenn mich manche Posts im konkreten Fall sehr ärgern). Muss man nicht teilen.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Marmelada
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Marmelada »

Brainiac hat geschrieben:(11 Oct 2017, 16:05)

Ich muss dir jetzt aber nicht den Unterschied zwischen "will sein" und "ist" erklären, oder?


Das ist nicht korrekt. Dass zwei Faktoren korreliert sind (zB, wie von mir behauptet, das Politbarometer und dessen Veränderungen draussen vs. hier), bedeutet nur, dass es vermutlich einen Zusammenhang gibt. Nicht dass beides identisch sein muss. Auch nicht, dass es nicht noch überlagernde weitere Abhängigkeiten gibt.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Korrelation
Das macht die hiesigen Größenverhältnisse immer noch nicht repräsentativ, wie es durch die Fragestellung suggeriert wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Repr%C3%A ... vit%C3%A4t
Die Korrelation kann man zB daran erkennen, dass, als die AfD vor ein paar Jahren viel schwächer war, hier auch weniger AfD-Thesen gepostet wurden. Dass die FDP bei der letzten Wahlumfrage im Forum sogar stärkste Partei wurde, ist ebenfalls neu und korrelliert mit dem BTW-Ergebnis, das höher ausfiel als fast alle BTW-Wahlumfragen zuvor.

Ich sehe das selbst so: Ich bin nicht glücklich über die 12,6% der AfD. Aber da dies nun mal so gekommen ist, finde ich es grundsätzlich richtig, dass man Anhänger dieser Partei hier mehr liest als früher, solange sie nicht gegen die Regeln verstoßen (auch wenn mich manche Posts im konkreten Fall sehr ärgern). Muss man nicht teilen.
Das enthält die Unterstellung, wer sich nicht schweigend "sehr ärgert", will die Meinungsfreiheit abschaffen. In der Weinstube ging es aber darum, ob man Hetze nicht nur entfernen, sondern auch sanktionieren sollte (anstatt überwiegend die Reaktionen auf Hetze). Es hat mich überrascht, dass in der Weinstube Werbung für ein rechtsextremes Kampagnenprojekt entfernt wurde. Dass sie keine Sanktion zur Folge hatte, gehört wiederum zum üblichen Procedere.

http://www.taz.de/Aussteigerin-ueber-re ... /!5450880/
Ich finde beunruhigend, wie offen rassistisch man heute sein kann und was als salonfähig gilt. Wenn man hört, was Höcke oder Gauland sagen, das hätte früher einen Aufschrei gegeben. Ich habe das Gefühl, die Gesellschaft stumpft ab. Die Leute finden das normal oder sogar lustig, weil sie von der Politik eh frustriert sind. Das ist beängstigend.
Das sagt Heidi Benneckenstein, die in einer rechtsextremen Familie aufwuchs und später ausstieg. Beunruhigend finde ich das ebenfalls, sogar beängstigend. Aber ich sehe noch einen weiteren Grund, weshalb das salonfähig wurde. Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Olympus »

Marmelada hat geschrieben:(12 Oct 2017, 01:42)

Das macht die hiesigen Größenverhältnisse immer noch nicht repräsentativ, wie es durch die Fragestellung suggeriert wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Repr%C3%A ... vit%C3%A4t

Das enthält die Unterstellung, wer sich nicht schweigend "sehr ärgert", will die Meinungsfreiheit abschaffen. In der Weinstube ging es aber darum, ob man Hetze nicht nur entfernen, sondern auch sanktionieren sollte (anstatt überwiegend die Reaktionen auf Hetze). Es hat mich überrascht, dass in der Weinstube Werbung für ein rechtsextremes Kampagnenprojekt entfernt wurde. Dass sie keine Sanktion zur Folge hatte, gehört wiederum zum üblichen Procedere.

http://www.taz.de/Aussteigerin-ueber-re ... /!5450880/
Das sagt Heidi Benneckenstein, die in einer rechtsextremen Familie aufwuchs und später ausstieg. Beunruhigend finde ich das ebenfalls, sogar beängstigend. Aber ich sehe noch einen weiteren Grund, weshalb das salonfähig wurde. Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen.
Hier ist diese Taktik und der Fehler der "Altparteien" gut beschrieben.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... poe-fehler

Noch als Anmerkung: Es gab das Versprechen der Politik, das Volk vor der Rechten Gefahr zu schützen. Diese tut es nicht.
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Brainiac
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Brainiac »

Marmelada hat geschrieben:(12 Oct 2017, 01:42)

Das macht die hiesigen Größenverhältnisse immer noch nicht repräsentativ, wie es durch die Fragestellung suggeriert wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Repr%C3%A ... vit%C3%A4t

Wenn du meinst. Das zu suggerieren, war nicht meine Absicht. Dann hätten wir das hoffentlich geklärt.
Das enthält die Unterstellung, wer sich nicht schweigend "sehr ärgert", will die Meinungsfreiheit abschaffen.

Das ist natürlich eine sehr überspitzte Interpretation. Ich korrigiere das mal vorsichtshalber: Wer regelkonforme Beiträge entfernt und sanktioniert wissen möchte, weil sie ihn ärgern, hat an der Stelle tatsächlich ein Problem mit der Meinungsfreiheit.
n der Weinstube ging es aber darum, ob man Hetze nicht nur entfernen, sondern auch sanktionieren sollte (anstatt überwiegend die Reaktionen auf Hetze). Es hat mich überrascht, dass in der Weinstube Werbung für ein rechtsextremes Kampagnenprojekt entfernt wurde. Dass sie keine Sanktion zur Folge hatte, gehört wiederum zum üblichen Procedere.

http://www.taz.de/Aussteigerin-ueber-re ... /!5450880/
Das sagt Heidi Benneckenstein, die in einer rechtsextremen Familie aufwuchs und später ausstieg. Beunruhigend finde ich das ebenfalls, sogar beängstigend. Aber ich sehe noch einen weiteren Grund, weshalb das salonfähig wurde. Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen.
Diesen Fall aus der Weinstube kann und will ich nicht beurteilen. Generell ist Hetze zu entfernen und in schwereren Fällen oder Wiederholungsfall zu sanktionieren, das habe ich immer so gesehen und gehandhabt und daran hat sich auch nichts geändert, ausser dass ich nicht mehr für das Innenforum zuständig bin. :) Wir beide haben m.E. eine unterschiedliche Schmerzgrenze, was Hetze ist und was nicht, und vielleicht auch einen unterschiedlichen Blickwinkel (was ist zB mit Hetze gegen AfD-Wähler bzw. -Sympathisanten, gibt es die für dich auch? zB "grenzdebil" oder so?).

Dass hier Regelverletzungen von rechts mehr als früher toleriert würden, sehe ich nicht so, und auch nicht, dass nur oder vorrangig die Widersprecher sanktioniert würden. Das weiter zu diskutieren, dürfte aber wohl fruchtlos sein, wir werden uns nicht einigen.
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Marmelada
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Marmelada »

Brainiac hat geschrieben:(12 Oct 2017, 07:54)
Das ist natürlich eine sehr überspitzte Interpretation. Ich korrigiere das mal vorsichtshalber: Wer regelkonforme Beiträge entfernt und sanktioniert wissen möchte, weil sie ihn ärgern, hat an der Stelle tatsächlich ein Problem mit der Meinungsfreiheit.
Das ist eine Verdrehung meiner Aussage und keine Korrektur. Ich nehme Ihre Unterstellung, ich sei Gegnerin der Meinungsfreit zur Kenntnis und gehe nicht weiter darauf ein.
Diesen Fall aus der Weinstube kann und will ich nicht beurteilen.
Natürlich nicht. Manche langjährige User haben größere Probleme mit dieser Entwicklung, man kann es zB in der Weinstube nachlesen.
Generell ist Hetze zu entfernen und in schwereren Fällen oder Wiederholungsfall zu sanktionieren, das habe ich immer so gesehen und gehandhabt und daran hat sich auch nichts geändert, ausser dass ich nicht mehr für das Innenforum zuständig bin. :) Wir beide haben m.E. eine unterschiedliche Schmerzgrenze, was Hetze ist und was nicht, und vielleicht auch einen unterschiedlichen Blickwinkel (was ist zB mit Hetze gegen AfD-Wähler bzw. -Sympathisanten, gibt es die für dich auch? zB "grenzdebil" oder so?).
Hetze gegen AfDler wird zuverlässig sanktioniert. AfD-Gegner als Armleuchter, medienmanipuliert, gewalttolerant, antidemokratisch und noch vieles mehr zu titulieren, hingegen nicht. Ein Blick in die Sanktionsstränge belegt das.
Dass hier Regelverletzungen von rechts mehr als früher toleriert würden, sehe ich nicht so, und auch nicht, dass nur oder vorrangig die Widersprecher sanktioniert würden. Das weiter zu diskutieren, dürfte aber wohl fruchtlos sein, wir werden uns nicht einigen.
Ganz recht, und ich habe auch keinen Bock, mich weiter als Gegenerin der Meinungsfreiheit beschimpfen zu lassen. Davon kann man in den einschlägigen Strängen schon genug bekommen.
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Milady de Winter
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Milady de Winter »

MOD - wenn Ihr tiefer als bis hier in Vereinsangelegenheiten zum Thema Sanktionen rechts, links, Mitte und die Frage, in welche Richtung das Forum sich entwickelt, einsteigen möchtet, dann bitte ich Euch, das in einem anderen Strang zu tun. Ihr wisst, wo Ihr das platzieren könnt. Danke.
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Brainiac
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Brainiac »

Ich hatte versucht, den Bezug zum Strangthema durch eine Analogie im Sinne "das Forum als Minigesellschaft" herzustellen. Aber gut, das artet jetzt aus und ich verzichte daher auf eine Antwort an dieser Stelle, auch wenn mir das nicht leicht fällt.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Marmelada hat geschrieben:(12 Oct 2017, 01:42)

Aber ich sehe noch einen weiteren Grund, weshalb das salonfähig wurde. Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen.
Genau. Das ist einer der Gründe, warum die Rechtsdrift so weit fortschreitet. Es wird den Neurechten und Rechtsradikalen nicht ständig und nicht konsequent genug gesagt "bis hierher und nicht weiter". Das ist meines Erachtens eine Frage des gesellschaftlichen Klimas, das sich zum Negativen verändert hat, wo es einige nicht interessiert, was so für braunes Zeuchs geredet wird, die anderen es sogar ganz schick finden und wieder andere sich nicht trauen zu widersprechen. Rechtsradikales Gedankengut gab es schon immer, keine Frage, aber dieses offene, schamlose und häufig auch unwidersprochene Bekenntnis zu Nationalismus, Ausgrenzung, Biologismus und Homophobie (natürlich vieles verschleiernd formuliert) finde ich schon besorgniserregend.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Eisvogel hat geschrieben:(02 Oct 2017, 19:04)

Dass es in der AFD Menschen mit schlechter Kinderstube gibt steht außer Frage, genau wie in der SPD,CDU,bei den Grünen,den Linken....aber das ist wohl nicht erwähnenswert..würde wohl auch das eigene Weltbild zerstören wenn man da näher drauf eingehen würde.
Wenn Rechtsextremismus nur was mit "Kinderstube" zu tun hätte, könnte man der Sache relativ schnell Herr werden. Eltern und Pädagogen müssten nur ihren Pflichten besser nachkommen. So einfach ist es nur leider nicht. Da gibt es schon ein paar handfestere Gründe für diese Rechtsdrift: Wirtschaftliche, soziale, politische, philosophische uswusf.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

think twice hat geschrieben:(02 Oct 2017, 16:05)

" Ich habe Angst" klingt nunmal sympathischer als "Ich bin fremdenfeindlich".
Richtig. Und "besorgte Bürger" klingt besser als Rassisten. Über Sprache wird sowieso vieles "geregelt".
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Marmelada hat geschrieben:(12 Oct 2017, 01:42)
Das sagt Heidi Benneckenstein, die in einer rechtsextremen Familie aufwuchs und später ausstieg. Beunruhigend finde ich das ebenfalls, sogar beängstigend. Aber ich sehe noch einen weiteren Grund, weshalb das salonfähig wurde. Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen.
Das ist aber wirklich genau und konkret auseinanderzunehmen. In welcher Form sollte man "Grenzen setzen". Das Problem ist, dass Rechtsextremisten/Rechtspopulisten eben gerade mit dem Bestehen auf Gesetzes/Regelungs-verschärfungen argumentieren. "Grenzen setzen" ist ganz genau und sogar wörtlich ihr Argument. Wäre nicht "Vielfalt befürworten" das passende Gegenargument? Liberalität heißt ganz gewiss nicht "schweigend dabeizustehen". Mal ganz genaugenommen der Unterschied: Toleranz bedeutet "Duldung", "Gewährenlassen". Liberalismus dagegen bedeutet "Freiheit des Individuums", einschließlich der Freiheit, gegen Rechtsextremismus einzutreten. Man sollte in diesem Zusammenhang also eher übermäßige Toleranz als Liberalismus kritisieren.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Europa2050 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Oct 2017, 10:44)

Liberalismus dagegen bedeutet "Freiheit des Individuums", einschließlich der Freiheit, gegen Rechtsextremismus einzutreten. Man sollte in diesem Zusammenhang also eher übermäßige Toleranz als Liberalismus kritisieren.
Ja, macht der ernsthafte Liberale doch schon die ganze Zeit :thumbup:

Deine geäußerten Vorstellungen kann ich nur unterstützen. Freiheit heißt eben auch Eigenverantwortung. Auch bei der Abwehr rechtsextremen Gedankengutes.

Und nicht drauf warten, dass der Staat das für einen löst.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(12 Oct 2017, 11:53)

Ja, macht der ernsthafte Liberale doch schon die ganze Zeit :thumbup:

Deine geäußerten Vorstellungen kann ich nur unterstützen. Freiheit heißt eben auch Eigenverantwortung. Auch bei der Abwehr rechtsextremen Gedankengutes.

Und nicht drauf warten, dass der Staat das für einen löst.
Marmelada startet mit ihren Satz "Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen" keinen Frontalangriff gegen den Liberalismus. So lese ich das nicht. Hier geht es eher darum, dass sich etliche Leute scheinbar großzügig, tolerant und weltoffen verhalten und dabei einfach unterlassen, deutliche Worte gegen Rechtsextremismus zu sagen. Mal mehr, mal weniger bewusst. Sie meinen: Die Demokratie muss so etwas aushalten. Dabei verschwimmen die Grenzen aber immer mehr, und braunes Gedankengut wird in zunehmendem Maße salonfähig. Wirft man es vorne raus, kommt es zum Hintereingang wieder rein. Und dagegen gibt es halt nur spärlichen Protest, unter anderem deshalb, weil man sich "liberal" geben will. Das hat es in der deutschen Geschichte schon mehrfach gegeben und heute gibt es das auch.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(12 Oct 2017, 12:04)

Marmelada startet mit ihren Satz "Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen" keinen Frontalangriff gegen den Liberalismus. So lese ich das nicht. Hier geht es eher darum, dass sich etliche Leute scheinbar großzügig, tolerant und weltoffen verhalten und dabei einfach unterlassen, deutliche Worte gegen Rechtsextremismus zu sagen. Mal mehr, mal weniger bewusst. Sie meinen: Die Demokratie muss so etwas aushalten. Dabei verschwimmen die Grenzen aber immer mehr, und braunes Gedankengut wird in zunehmendem Maße salonfähig. Wirft man es vorne raus, kommt es zum Hintereingang wieder rein. Und dagegen gibt es halt nur spärlichen Protest, unter anderem deshalb, weil man sich "liberal" geben will. Das hat es in der deutschen Geschichte schon mehrfach gegeben und heute gibt es das auch.
Ich wollte mit meinem Post auch nur @schoko zustimmen, nicht @marmelada widersprechen. Kennst mich doch, immer positiv ;)

Zumal @marmelada auch da Recht hat, wo Liberalismus mit Bequemlichkeit verwechselt wird.

Und doch gewinnt man den Kampf gegen die (hier rechts-) extreme nur über die Köpfe.

Der Rechtsstaat muss die Gesetze durchsetzen - gegen jeden, der meint, sie verletzen zu müssen - nicht „Maßnahmen gegen Rechts“ durchführen. Das ist die Aufgabe jedes aufrichtigen Bürgers und zwar argumentativ und gewaltfrei.

Wo der Staat natürlich eingreifen muss (und vornehmlich gegen Rechtsaußen, weil das Problem fast nur dort entsteht) ist bei Angriffen gegen die Würde und die Grundrechte des Menschen. (Stichwort Hetze)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

Europa2050 hat geschrieben:(12 Oct 2017, 12:36)

Ich wollte mit meinem Post auch nur @schoko zustimmen, nicht @marmelada widersprechen. Kennst mich doch, immer positiv ;)

Zumal @marmelada auch da Recht hat, wo Liberalismus mit Bequemlichkeit verwechselt wird.

Und doch gewinnt man den Kampf gegen die (hier rechts-) extreme nur über die Köpfe.

Der Rechtsstaat muss die Gesetze durchsetzen - gegen jeden, der meint, sie verletzen zu müssen - nicht „Maßnahmen gegen Rechts“ durchführen. Das ist die Aufgabe jedes aufrichtigen Bürgers und zwar argumentativ und gewaltfrei.

Wo der Staat natürlich eingreifen muss (und vornehmlich gegen Rechtsaußen, weil das Problem fast nur dort entsteht) ist bei Angriffen gegen die Würde und die Grundrechte des Menschen. (Stichwort Hetze)
Natuerlich ist es Aufgabe des Staates Massnahmen gegen rechts zu unterstuetzen - das wird ja auch so seit Jahren von der Bundesregierung gemacht und ja im Kampf gegen Rechts ist auch finanziellen Hilfe notwendig, die ja auch der Gesetzgeber zur Verfuegung stellt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Flaschengeist »

pikant hat geschrieben:(12 Oct 2017, 12:40)

Natuerlich ist es Aufgabe des Staates Massnahmen gegen rechts zu unterstuetzen - das wird ja auch so seit Jahren von der Bundesregierung gemacht und ja im Kampf gegen Rechts ist auch finanziellen Hilfe notwendig, die ja auch der Gesetzgeber zur Verfuegung stellt.

Was verstehen Sie unter "rechts" und warum soll der Staat gegen politische Meinungen vorgehen?
„Nur in Deutschland wird mir vorgeworfen, ich wäre deutschfreundlich“ :)

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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

Flaschengeist hat geschrieben:(12 Oct 2017, 12:52)

Was verstehen Sie unter "rechts" und warum soll der Staat gegen politische Meinungen vorgehen?
der Staat geht nicht gegen politische Meinungen vor, sondern unterstuetzt Organisationen im Kampf gegen Rechts.
Rechts ist nicht das demokratische Spektrum, sondern rechts ist in diesem Zusammenhang rechtsextrem, rechtsradikal usw.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Flaschengeist »

pikant hat geschrieben:(12 Oct 2017, 12:57)

der Staat geht nicht gegen politische Meinungen vor, sondern unterstuetzt Organisationen im Kampf gegen Rechts.
Rechts ist nicht das demokratische Spektrum, sondern rechts ist in diesem Zusammenhang rechtsextrem, rechtsradikal usw.

Die CDU und die FDP ist auch eine "rechte" Partei.

Also rechter als z.B. die LINKS Partei.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Marmelada »

Selina hat geschrieben:(12 Oct 2017, 12:04)

Marmelada startet mit ihren Satz "Man setzt Rechtsextremisten keine Grenzen, weil man es für liberal hält, schweigend dabeizustehen, während sie ihre Grenzen immer weiter ausdehnen" keinen Frontalangriff gegen den Liberalismus. So lese ich das nicht. Hier geht es eher darum, dass sich etliche Leute scheinbar großzügig, tolerant und weltoffen verhalten und dabei einfach unterlassen, deutliche Worte gegen Rechtsextremismus zu sagen. Mal mehr, mal weniger bewusst. Sie meinen: Die Demokratie muss so etwas aushalten. Dabei verschwimmen die Grenzen aber immer mehr, und braunes Gedankengut wird in zunehmendem Maße salonfähig. Wirft man es vorne raus, kommt es zum Hintereingang wieder rein. Und dagegen gibt es halt nur spärlichen Protest, unter anderem deshalb, weil man sich "liberal" geben will. Das hat es in der deutschen Geschichte schon mehrfach gegeben und heute gibt es das auch.
Vielen Dank, genau richtig gelesen. Falsch verstandener Liberalismus.
Brainiac hat geschrieben:(12 Oct 2017, 09:43)

Ich hatte versucht, den Bezug zum Strangthema durch eine Analogie im Sinne "das Forum als Minigesellschaft" herzustellen. Aber gut, das artet jetzt aus und ich verzichte daher auf eine Antwort an dieser Stelle, auch wenn mir das nicht leicht fällt.
Klinken Sie sich doch hier ein, da wird gerade wieder Meinungsfreiheit zelebriert.
Zuletzt geändert von Marmelada am Do 12. Okt 2017, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

Flaschengeist hat geschrieben:(12 Oct 2017, 13:01)

Die CDU und die FDP ist auch eine "rechte" Partei.

Also rechter als z.B. die LINKS Partei.

Die FDP ist liberal und die CDU konservativ.
im Kampf gegen Rechtsaussen sind diese beiden Parteien dabei.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(12 Oct 2017, 12:36)

Ich wollte mit meinem Post auch nur @schoko zustimmen, nicht @marmelada widersprechen. Kennst mich doch, immer positiv ;)

Zumal @marmelada auch da Recht hat, wo Liberalismus mit Bequemlichkeit verwechselt wird.

Und doch gewinnt man den Kampf gegen die (hier rechts-) extreme nur über die Köpfe.

Der Rechtsstaat muss die Gesetze durchsetzen - gegen jeden, der meint, sie verletzen zu müssen - nicht „Maßnahmen gegen Rechts“ durchführen. Das ist die Aufgabe jedes aufrichtigen Bürgers und zwar argumentativ und gewaltfrei.

Wo der Staat natürlich eingreifen muss (und vornehmlich gegen Rechtsaußen, weil das Problem fast nur dort entsteht) ist bei Angriffen gegen die Würde und die Grundrechte des Menschen. (Stichwort Hetze)
Ja, ich weiß doch, dass du es positiv meinst ;) Und meine Antwort war auch eher an schoko gerichtet, sie rutschte nur unter dein Posting, vielleicht, um etwas zu bündeln ;) Den Staat hatte ich damit auch gar nicht gemeint und ich glaube, Marmelada auch nicht. Und auch der Liberalismus als politische Idee war nicht gemeint. Zumindest nicht so vordergründig. Das Wort "liberal" wurde hier eher in der alltagssprachlichen Bedeutung von aufgeklärt, freidenkerisch, freigeistig, freiheitlich, tolerant, vorurteilsfrei, vorurteilslos, zwanglos, repressionsfrei (Synonyme für "liberal" laut Duden) verwendet. Im Sinne von "man gibt sich liberal". Und das sehe ich auch so, denn bei dem sichtbaren Rechtsruck sollte man gerade auch als liberal denkender Mensch aus der Deckung kommen und sich nicht bedeckt halten. Letzteres geschieht aber ständig, dieses In-Deckung-Gehen, dieses Schweigen. Und den Satz von dir unterschreibe ich sofort: "Das ist die Aufgabe jedes aufrichtigen Bürgers und zwar argumentativ und gewaltfrei." Darum geht es ja gerade ;)
Zuletzt geändert von Selina am Do 12. Okt 2017, 13:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Flaschengeist
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Flaschengeist »

pikant hat geschrieben:(12 Oct 2017, 13:04)

Die FDP ist liberal und die CDU konservativ.
im Kampf gegen Rechtsaussen sind diese beiden Parteien dabei.

Sie meinen im Kampf gegen politische Gegner.

Die CDU war konservativ. Deshalb gibt es jetzt die AfD.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Progressiver »

Die FDP ist etwas wirtschaftsliberaler als die CDU. Ansonsten ist sie genau so gesellschaftlich konservativ wie die Unionsparteien. In den 1970ern war das mal anders. Da war sie eine progressive Kraft. Das gesellschaftlich liberale Element wurde jedoch 1982 beerdigt, als die sozialliberale Koalition sich auseinanderdividierte.

Die CDU dagegen ist strukturkonservativ. Alles soll für immer so bleiben, wie es ist. Und nur im Notfall wird sich modernisiert. Die AfD wiederum, die im Zusammenhang mit dem Holocaust von einem "Schuldkult" spricht, will die Rolle rückwärts in die ganz finsteren Zeiten.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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imp
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von imp »

Die AfD ist in weiten Teilen ein NPD-Ersatz für kuschelbedürftige Nazis, die nicht im Abseits stehen wollen. Ein falsches Verständnis von Meinungsfreiheit seitens der Demokraten, zu denen diese Leute nicht oder nicht mehr gehören, bedient diese Sehnsucht nach folgenlosem rumnazen. Das ist schon ziemlich schade. Die Krönung ist dann, dass solche Thesen nicht nur ventiliert werden dürfen sondern ihre Zurückweisung noch mit formalem Blabla kritisiert wird - so gesehen letztens in einer Talkschau. Es handelt sich nicht um eine spannende neue Art, die Quote zu retten, obwohl man in HD die Falten besser sieht. Es handelt sich um einen Angriff auf jene Gesellschaft, die in ihrer Verwechslung von Freiheit und Folgenlosigkeit dieses Gezücht nicht rechtzeitig und entschlossen an den Rand schiebt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

Flaschengeist hat geschrieben:(12 Oct 2017, 13:09)
Die CDU war konservativ.
Haben die Reps auch mal gesagt.

Das witzige ist, dass die AfD unter Lucke, Henkel und Petry dasZeug zu einer deutschen FPÖ hatte. Aber auf die gesamtdeutsche Radikalisierungstendenzen von Parteien rechts von der CDU/CSU konnte man sich bis jetzt immer verlassen.

Find ich sehr beruhigend.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von busse »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(12 Oct 2017, 21:57)

Die AfD ist in weiten Teilen ein NPD-Ersatz für kuschelbedürftige Nazis, die nicht im Abseits stehen wollen. Ein falsches Verständnis von Meinungsfreiheit seitens der Demokraten, zu denen diese Leute nicht oder nicht mehr gehören, bedient diese Sehnsucht nach folgenlosem rumnazen. Das ist schon ziemlich schade. Die Krönung ist dann, dass solche Thesen nicht nur ventiliert werden dürfen sondern ihre Zurückweisung noch mit formalem Blabla kritisiert wird - so gesehen letztens in einer Talkschau. Es handelt sich nicht um eine spannende neue Art, die Quote zu retten, obwohl man in HD die Falten besser sieht. Es handelt sich um einen Angriff auf jene Gesellschaft, die in ihrer Verwechslung von Freiheit und Folgenlosigkeit dieses Gezücht nicht rechtzeitig und entschlossen an den Rand schiebt.
Stimmt, alles Nazis. Nachdem es nicht gelungen ist die Diskurshoheit in Vergangenheit wiederzufinden und es an den Wahlurnen ein böses Erwachen gab , wird's das Nazigeschreie immer höher und schriller. Dumm ist nur das weite Teile der (Wahl-) Bevölkerung das schrille Geschreie am Selbigen vorbeigeht.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von imp »

busse hat geschrieben:(13 Oct 2017, 07:54)

Stimmt, alles Nazis.
Nicht alles, aber in weiten Teilen. Der Rest muss sich mal überlegen, ob er damit sympathisiert, ob es ihm egal ist oder ob es nicht Zeit ist, weiterzuziehen. Es nicht gemerkt zu haben ist langsam kaum zu glauben.
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Marmelada
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Marmelada »

Selina hat geschrieben:(12 Oct 2017, 13:05)

Ja, ich weiß doch, dass du es positiv meinst ;) Und meine Antwort war auch eher an schoko gerichtet, sie rutschte nur unter dein Posting, vielleicht, um etwas zu bündeln ;) Den Staat hatte ich damit auch gar nicht gemeint und ich glaube, Marmelada auch nicht. Und auch der Liberalismus als politische Idee war nicht gemeint. Zumindest nicht so vordergründig. Das Wort "liberal" wurde hier eher in der alltagssprachlichen Bedeutung von aufgeklärt, freidenkerisch, freigeistig, freiheitlich, tolerant, vorurteilsfrei, vorurteilslos, zwanglos, repressionsfrei (Synonyme für "liberal" laut Duden) verwendet. Im Sinne von "man gibt sich liberal". Und das sehe ich auch so, denn bei dem sichtbaren Rechtsruck sollte man gerade auch als liberal denkender Mensch aus der Deckung kommen und sich nicht bedeckt halten. Letzteres geschieht aber ständig, dieses In-Deckung-Gehen, dieses Schweigen. Und den Satz von dir unterschreibe ich sofort: "Das ist die Aufgabe jedes aufrichtigen Bürgers und zwar argumentativ und gewaltfrei." Darum geht es ja gerade ;)
Markus Nierth nennt es Das Schweigen der Mitte. So wie er es beschreibt, hat der Rechtsruck im ländlichen Raum Ostdeutschlands mit einer nahezu völligen Inaktivität sowohl der demokratischen Parteien als auch zivilgesellschaftlichen Engagements zu tun. Wer es sich trotzdem traut, hat dann besorgte Bürger im Schlepptau mit Neonazis im Vorgarten stehen, so wie er. Von Morddrohungen usw. ganz zu schweigen.

Von diesem Phänomen abgesehen fällt mir ein sehr bequemer Umgang mit dem Rechtsdrift auf. Noch vor wenigen Jahren hieß es, in den Bundestag würde niemals eine rechtsextreme Partei einziehen. Ich selber war davon überzeugt. Dann zogen sie in die Landtage ein und es hieß "in den Landtagen sind sie drin, aber bei Bundestagswahlen wird traditionell verantwortungsbewusst gewählt". Jetzt sind sie dritte Kraft im Bund bei fallender Tendenz der ersten beiden und wieder hat man eine bequeme Erklärung parat: Deutschland ist jetzt Teil der europäischen Normalität, schließlich sitzen in fast allen europäischen Parlamenten Nationalisten und Ultrarechte. Aber das ist nun einmal nicht normal, sondern ein Zeichen dafür, dass etwas grundlegend nicht stimmt.

Wenn sie zweite oder erste Kraft werden, darf man auf die nächste bequeme Erklärung gespannt sein, soweit es dann noch Gelegenheit dazu gibt.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Marmelada hat geschrieben:(13 Oct 2017, 12:23)

Markus Nierth nennt es Das Schweigen der Mitte. So wie er es beschreibt, hat der Rechtsruck im ländlichen Raum Ostdeutschlands mit einer nahezu völligen Inaktivität sowohl der demokratischen Parteien als auch zivilgesellschaftlichen Engagements zu tun. Wer es sich trotzdem traut, hat dann besorgte Bürger im Schlepptau mit Neonazis im Vorgarten stehen, so wie er. Von Morddrohungen usw. ganz zu schweigen.

Von diesem Phänomen abgesehen fällt mir ein sehr bequemer Umgang mit dem Rechtsdrift auf. Noch vor wenigen Jahren hieß es, in den Bundestag würde niemals eine rechtsextreme Partei einziehen. Ich selber war davon überzeugt. Dann zogen sie in die Landtage ein und es hieß "in den Landtagen sind sie drin, aber bei Bundestagswahlen wird traditionell verantwortungsbewusst gewählt". Jetzt sind sie dritte Kraft im Bund bei fallender Tendenz der ersten beiden und wieder hat man eine bequeme Erklärung parat: Deutschland ist jetzt Teil der europäischen Normalität, schließlich sitzen in fast allen europäischen Parlamenten Nationalisten und Ultrarechte. Aber das ist nun einmal nicht normal, sondern ein Zeichen dafür, dass etwas grundlegend nicht stimmt.

Wenn sie zweite oder erste Kraft werden, darf man auf die nächste bequeme Erklärung gespannt sein, soweit es dann noch Gelegenheit dazu gibt.
Gut geschildert. Die Sorgen sind berechtigt. Und dass einen diese Zustände an das Ende der Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nazis in einigen Punkten erinnert, ist auch nicht aus der Luft gegriffen. Das wird zwar immer bestritten öffentlich, aber Parallelen gibt es schon. Siehe dieses "Schweigen der Mitte". Ich sehe diese Rechtsdrift allerdings als gesamtdeutsches Problem und nicht nur als rein ostdeutsches. In zwei Westbundesländern ist die AfD ebenfalls zweistellig in den Bundestag gekommen und woanders im Westen schwingt sie auch eine größere Klappe als noch vor wenigen Jahren.

Was den Protest anbelangt: Ja, da sehe ich im Osten auch besonders viel Passivität und im Westen mehr Aktion dagegen. Das stimmt schon. Nur, dieses latent Rechtsnational- und Rechtsradikal-Sein von 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung, was es schon länger gibt als diesen braunblauen Haufen, das ist klar ein gesamtdeutsches Phänomen. Früher war das nur mehr "gedeckelt" und man ahnte gar nicht so recht, was da hinter den Kulissen alles so an brauner Gesinnung herumwaberte. Aber gegeben hats das schon lange, hüben und drüben. Wie heute allerdings darauf reagiert wird von dieser "Mitte", das ist schon regional ziemlich unterschiedlich. Aber selbst in Sachsen, wo die AfD zur Bundestagswahl stärkste Kraft (!) wurde, gibt es auch einzelne gute Beispiele des Widerstandes, so etwa in Leipzig, wo OB Jung (SPD) rechtzeitig gegen diesen brüllenden und geifernden Mob die demokratischen Kräfte aller Schichten der Stadt mobilisieren konnte. Beziehungsweise hat Jung die protestierenden Kräfte deutlich unterstützt jederzeit. Was woanders gar nicht so selbstverständlich ist. Auch in Leipzig gibt es zwar ein zweistelliges Ergebnis der AfD, aber in Teilen der Stadt lange nicht so hoch wie anderswo im Bundesland. Ich glaube, solch ein Protest, ob der wirksam oder nicht ist, hängt oft von Persönlichkeiten ab, die sich überzeugend an die Spitze stellen und andere mitreißen können.

Schön, dass es solche überparteilichen Protest-Vereine gibt wie diesen hier:

https://www.aufstehen-gegen-rassismus.d ... allgemein/
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

busse hat geschrieben:(13 Oct 2017, 07:54)

Stimmt, alles Nazis. Nachdem es nicht gelungen ist die Diskurshoheit in Vergangenheit wiederzufinden und es an den Wahlurnen ein böses Erwachen gab , wird's das Nazigeschreie immer höher und schriller. Dumm ist nur das weite Teile der (Wahl-) Bevölkerung das schrille Geschreie am Selbigen vorbeigeht.
Sieht man an den 87%, die die AfD nicht gewählt haben.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Empfehlenswerter Kommentar zur Neuen Rechten und wie hilflos die Linken (im weitestens Sinne links, nicht nur die Partei Die Linke) auf deren Aufstieg reagieren. Der Autor Leo Fischer war Chef des Nachrichtenmagazins »Titanic«. Bei der Bundestagswahl kandidierte er für die Partei »Die PARTEI«. Und bevor gleich wieder jemand sagt, die Quelle sei linksextrem: Nein, das ist sie nicht. Sie ist eine ganz normale überregionale linke Tageszeitung. Hat auch nix mehr mit dem früheren "Zentralorgan" zu tun.

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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2017, 11:46)

Empfehlenswerter Kommentar zur Neuen Rechten und wie hilflos die Linken (im weitestens Sinne links, nicht nur die Partei Die Linke) auf deren Aufstieg reagieren. Der Autor Leo Fischer war Chef des Nachrichtenmagazins »Titanic«. Bei der Bundestagswahl kandidierte er für die Partei »Die PARTEI«. Und bevor gleich wieder jemand sagt, die Quelle sei linksextrem: Nein, das ist sie nicht. Sie ist eine ganz normale überregionale linke Tageszeitung. Hat auch nix mehr mit dem früheren "Zentralorgan" zu tun.

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Wer wird denn sagen, das "ND" sei linksextrem?
Solang man über den Shop auf der Homepage des "ND" noch Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" bestellen kann ...! :D
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von yogi61 »

Chajm hat geschrieben:(14 Oct 2017, 14:50)

Wer wird denn sagen, das "ND" sei linksextrem?
Solang man über den Shop auf der Homepage des "ND" noch Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" bestellen kann ...! :D
https://www.neues-deutschland.de/shop/i ... D=sarrazin
Warum sollte man das Buch nicht über ND bestellen können? Gehört zum normalen Diskurs in Deutschland und man sollte den Mist auch gelesen haben.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Chajm hat geschrieben:(14 Oct 2017, 14:50)

Wer wird denn sagen, das "ND" sei linksextrem?
Solang man über den Shop auf der Homepage des "ND" noch Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" bestellen kann ...! :D
https://www.neues-deutschland.de/shop/i ... D=sarrazin
Man muss kennen, was man bekämpft :D
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Chajm »

yogi61 hat geschrieben:(14 Oct 2017, 14:52)

Warum sollte man das Buch nicht über ND bestellen können? Gehört zum normalen Diskurs in Deutschland und man sollte den Mist auch gelesen haben.
So ähnlich "Man muss doch wissen, was der Klassenfeind sendet" haben die SED-Genossen in der DDR auch immer argumentiert, wenn man sie aufs Westfernsehen und den Westrundfunk ansprach!
Wobei ich dir nicht unterstellen möchte, eine Affinität zu jenem illustren Kreis zu haben. ;)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2017, 14:57)

Man muss kennen, was man bekämpft :D
So ähnlich "Man muss doch wissen, was der Klassenfeind sendet" haben die SED-Genossen in der DDR auch immer argumentiert, wenn man sie aufs Westfernsehen und den Westrundfunk ansprach! :D
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von yogi61 »

Chajm hat geschrieben:(14 Oct 2017, 14:59)

So ähnlich "Man muss doch wissen, was der Klassenfeind sendet" haben die SED-Genossen in der DDR auch immer argumentiert, wenn man sie aufs Westfernsehen und den Westrundfunk ansprach!
Wobei ich dir nicht unterstellen möchte, eine Affinität zu jenem illustren Kreis zu haben. ;)
Naja, ich lese auch die Bildzeitung und höre mir manchmal sogar Kommentare von Peter Hahne oder Sigmund Gottlieb an, man muss schon wissen welcher Schwachsinn verzapft wird um darauf auch reagieren zu können. :)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Was bist du denn fürn Witzbold, @Chajm? Schreib lieber mal deine Meinung zum verlinkten Kommentar. Das ist das Thema ;)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

yogi61 hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:02)

Naja, ich lese auch die Bildzeitung und höre mir manchmal sogar Kommentare von Peter Hahne oder Sigmund Gottlieb an, man muss schon wissen welcher Schwachsinn verzapft wird um darauf auch reagieren zu können. :)
Aber am allerhübschesten gehts in der "Achse des Guten" zu. Nur für Hartgesottene ;)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:03)

Was bist du denn fürn Witzbold, @Chajm? Schreib lieber mal deine Meinung zum verlinkten Kommentar. Das ist das Thema ;)
Dem Kommentar kann ich vollinhaltlich zustimmen!
"Der einzigen Partei, die einen konsequent antifaschistischen, konsequent gegen die AfD gerichteten Wahlkampf gemacht hatte, wurde vom Zentralorgan der Besserlinken (TAZ) bescheinigt, letztlich schlimmer als die neue Rechte zu sein."
"Man sollte nicht versuchen, auf Teufel komm raus ein besserer Linker zu sein. Es wäre oft schon genug, überhaupt nur ein Linker zu sein."
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:05)

Aber am allerhübschesten gehts in der "Achse des Guten" zu. Nur für Hartgesottene ;)
Bei der ganzen dort zu findenden Kritik an der CDU und Merkels Politik müsstes Du doch eigentlich ein Stammleser jener Seite sein!
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Chajm hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:22)

Bei der ganzen dort zu findenden Kritik an der CDU und Merkels Politik müsstes Du doch eigentlich ein Stammleser jener Seite sein!
Im Vergleich zur AfD finde ich Teile der CDU fast noch sympathisch :D
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:44)

Im Vergleich zur AfD finde ich Teile der CDU fast noch sympathisch :D
Und ich dachte, die Politik der CDU/der Grossen Koalition hätte die AfD erst ermöglicht? :?:
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von imp »

Chajm hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:54)

Und ich dachte, die Politik der CDU/der Grossen Koalition hätte die AfD erst ermöglicht? :?:
Die einen sagen so, die anderen so. Ausländerfeindlichkeit, Islamophobie und Antisemitismus haben noch immer ihre Partei gefunden. Da ist die Union nicht mehr dran schuld als der Sportverein oder die Gewerkschaft.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Chajm hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:54)

Und ich dachte, die Politik der CDU/der Grossen Koalition hätte die AfD erst ermöglicht? :?:
Rechtsradikale Anschauungen hat es in der Gesellschaft schon immer gegeben. Das ist nichts Neues. Solche Leute suchen sich immer Anlässe, um ihren Rassismus auszuleben. Egal, was Frau Merkel entscheidet. Wenn es nicht 2015 gewesen wäre, wo relativ viele Flüchtlinge auf einmal gekommen sind, dann hätten die Braunen und die Braunblauen ganz sicher ein anderes Ereignis gefunden, um rassistisch, nationalistisch und biologistisch herumbrüllen zu können. Allerdings gibt es auch einen Teil "Abgehängte" und die, die Angst haben, ihre wirtschaftliche Existenz zu verlieren. Und die gehen aufs Konto von Herrn Schröder und seinen Leuten, von denen diese unsägliche Agenda 2010 erfunden wurde. Und natürlich auch aufs Konto der CDU, die diese neoliberale Politik fortsetzte. Die Mischung, sich "abgehängt" zu fühlen und Rassist zu sein, ist hochexplosiv. Aber alleine die Schuld bei der Großen Koalition zu suchen, wäre zu einfach.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Chajm hat geschrieben:(14 Oct 2017, 15:54)

Und ich dachte, die Politik der CDU/der Grossen Koalition hätte die AfD erst ermöglicht? :?:

Nein. Die Bewertung der Bundestagswahl 2017 und speziell des AdD-Aufstiegs fällt im Nachhinein eigentlich überall ähnlich aus. Daher genügt hier eine Zusammenfassung des bundesdeutschen Default-Wahl-Gesichts Schönenborn:
Über die Motivation AfD zu wählen – abgesehen von der Protestbotschaft an die anderen Parteien – ist viel diskutiert worden. Unsere Daten legen nahe, dass soziale Not oder der Wunsch nach stärkerem sozialen Austausch nur bei wenigen dieser Gruppe den entscheidenden Ausschlag gibt. Vielmehr ist unter den AfD-Wählerinnen und Wählern der Wunsch extrem stark verbreitet,
Veränderungen in unserer Gesellschaft zu vermeiden. 95 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben zum Beispiel Sorge, dass die deutsche Kultur und Sprache in den Hintergrund geraten. Dieses und andere Statements machen deutlich: Die AfD ist vor allem ein kulturelles und kein sozialpolitisches Phänomen.
Die Kultursoziologie hat dafür zwei Fachbegriffe: Enkulturation: "Individuelle Aneignung von kulturellen Mustern einer Gesellschaft, in die man geboren ist." und Akkulturation: "Prozess der Aufnahme bislang kulturfremder Elemente durch Individuen oder Gesellschaften, ausgelöst seit dem Altertum durch Fernhandel oder Kriege, heute auffällig durch Migration, Entwicklungshilfe und vor allem durch den Prozess der Globalisierung." Die Wahl und der AfD-Aufstieg und die Rechtsdrift in Deutschland sind Ausdruck einer kultursoziologischen Bewegung pro Enkulturation und kontra Akkulturation und nicht das Ergebnis irgendeiner Parteiausrichtungsverschiebung oder einer Diskussion, die irgendwo in Hochschulen oder in Essays in der ZEIT oder der Süddeutschen als "Diskurs" stattfindet.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von busse »

Woppadaq hat geschrieben:(13 Oct 2017, 22:17)

Sieht man an den 87%, die die AfD nicht gewählt haben.
Stimmt auffallend und gilt für alle Parteien diese Milchmädchenrechnung der Ausgrenzung, schon mal was gemerkt ? In Österreich ist das bestimmt auch so, da hat es sich ausgerechnet, es sei denn auch da möchte man 1/4 der Wahlbevölkerung samt Milchmädchenrechnung ausgrenzen *lach*.
Ich freue mich immer wenn die s.g. Demokraten die AfD bei der Bonner Runde ausgrenzen wollen, im Verbund mit der [...] partei Die Linken.
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Zuletzt geändert von Milady de Winter am Di 17. Okt 2017, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: MOD - Hetze
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

busse hat geschrieben:(17 Oct 2017, 13:16)

Stimmt auffallend und gilt für alle Parteien diese Milchmädchenrechnung der Ausgrenzung, schon mal was gemerkt ? In Österreich ist das bestimmt auch so, da hat es sich ausgerechnet, es sei denn auch da möchte man 1/4 der Wahlbevölkerung samt Milchmädchenrechnung ausgrenzen *lach*.
Ich freue mich immer wenn die s.g. Demokraten die AfD bei der Bonner Runde ausgrenzen wollen, im Verbund mit der [...] partei Die Linken.
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Du übersiehst einen klitzekleinen Unterschied zwischen der FPÖ und der AfD: erstere will (mit)regieren, und benimmt sich auch so. Selbiges gilt für die Linken, die in etliche Landesparlamenten mitregieren. Die AfD hingegen bettelt mit ihrer Agressivität, Scheinheiligkeit und Regierungsverweigerung regelrecht darum, ausgegrenzt zu werden.

Von mir aus kann die AfD ruhig weiter so agressiv auftreten. Umso sicherer wird sie in 4 Jahren abgewählt.
Zuletzt geändert von Milady de Winter am Di 17. Okt 2017, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: MOD - Hetze aus Zitat entfernt
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Olympus »

Woppadaq hat geschrieben:(17 Oct 2017, 15:43)

Du übersiehst einen klitzekleinen Unterschied zwischen der FPÖ und der AfD: erstere will (mit)regieren, und benimmt sich auch so. Selbiges gilt für die Linken, die in etliche Landesparlamenten mitregieren. Die AfD hingegen bettelt mit ihrer Agressivität, Scheinheiligkeit und Regierungsverweigerung regelrecht darum, ausgegrenzt zu werden.

Von mir aus kann die AfD ruhig weiter so agressiv auftreten. Umso sicherer wird sie in 4 Jahren abgewählt.
Sie wurde abgewählt. 12,6 Prozent anbetrachts der Lage sind eine Ohrfeige. In anderen Ländern bekamen die Rechtsbrecher bald die Hälfte aller Stimmen. Deutschland, das echte Volk hat gesagt:verpisst euch! Jetzt stehen sie auf der Abschussliste.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Keoma »

Olympus hat geschrieben:(17 Oct 2017, 15:50)

Sie wurde abgewählt. 12,6 Prozent anbetrachts der Lage sind eine Ohrfeige. In anderen Ländern bekamen die Rechtsbrecher bald die Hälfte aller Stimmen. Deutschland, das echte Volk hat gesagt:verpisst euch! Jetzt stehen sie auf der Abschussliste.
Stimmenzuwachs ist abgewählt?
Du wohnst wirklich in einer eigenen Welt.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

Marie von Ebner-Eschenbach
Gesperrt