Danke... aber...
Diese Sichtweise, die da heißt: Wenn man allen Bürgern z.B. 800 Euro im Monat überweist, dann kostet das Milliarden... Das löst sich doch relativ schnell auf wenn man guckt wie das System dann im Detail funktionieren würde.
Nehmen wir mal ganz vereinfacht jemanden der 3000 Euro Brutto im Monat verdient. Hätte der bei einem BGE von 800 Euro mehr oder weniger im Monat? Ich denke mal 3000 Euro Brutto im Monat ist so der Bereich wo jemand nicht mehr, aber auch nicht weniger hat.
Also folgendes:
Heute sieht es ungefähr so aus:
Brutto: 3000 €
Netto: 2200 €
Steuern/Abgaben: 27%
Bei einem BGE von 800 Euro sähe es vielleicht so aus:
Brutto: 3000€
Netto: 1400€
Steuern/Abgaben: 53%
BGE: 800€
Netto+BGE: 2200 €
Wobei noch gar nicht klar ist, ob das BGE wirklich zu 100% von Einkommenssteuern finanziert wird, aber der Einfachheithalber nehmen wir es mal hier an. Also, die Steuern würden sich in diesem vereinfachten Beispiel verdoppeln (Zumindest für den der 3000 Euro verdient), aber er hat insgesamt genauso viel Geld wie vor der BGE Einführung. Ist das für ihn jetzt also ein Grund zu Jammern? Du und einige andere schrieben also, dass diese Verdoppelung der Steuerlast dazu führen wird, dass viele aufhören zu arbeiten. Auch diese "Mehrbelastung" relativiert sich relativ schnell wenn man sich das konkret anguckt, dazu komme ich gleich. Aber man muss auch beachten: Ein BGE plus Steueranpassung würde wohl (zumindest wenn es nach mir geht) durchaus zu einer leichten Mehrbelastung von Vielverdienern führen, denen dann wohl ein wenig weniger vom Mehrverdienst bleiben wird. Aber dem Gegenüber steht eine enorme Besserstellung für Geringverdiener, die stark entlastet werden. Also eigentlich gleich es sich aus. Bei Geringverdienern ist der Anreiz mehr zu arbeiten höher als vorher.
Aber gut, rechnen wir das vereinfacht mal für jemanden der 5000 Euro monatlich verdient aus:
Heute:
Brutto: 5000 €
Netto: 3300 €
Steuern/Abgaben: 34%
Wie es jetzt nach einem BGE von 800 Euro aussähe, kommt auf das konkrete System an, ich vermute aber vielleicht ungefähr so:
Brutto 5000 €
Netto 2400 €
Steuern/Abgaben: 52%
BGE: 800 €
Netto+BGE: 3200 €
So, und wegen diesen 100 Euro weniger im Monat hört der jetzt auf zu arbeiten? Dann ist es wohl gut so.
Aber interessanter ist eigentlich, sorry wenn ich jetzt auf dieses Detail mich einschieße: Um einen Zustand herbeizurechnen, der halbwegs dem jetzigen Zustand entspricht, muss ich dem der 3000 Euro verdient einen etwas höheren Steuersatz (53%) zuteilen als dem der 5000€ verdient. Was ist da los? Folgendes ist da los: Ich habe versucht ein BGE möglichst "kostenneutral" zu berechnen. Wenn ich es (im Vergleich zum jetzigen Zustand) kostenneutral mache, dann geht das aber nur wenn der 5000 Euro Verdiener einen NIEDRIGEREN (!) Steuersatz (ca. 50%) hat als der 3000 Euro Verdiener (ca. 53%). Und das zeigt schon die ganze Absurdität und auch Ungerechtigkeit des jetzigen Systems. Uns wird zwar vorgegaukelt, dass die hohen Verdiener mehr Steuern zahlen. Wenn man unser jetziges System aber so betrachtet, dass es eine Art "Sockel" von 800 Euro gibt, wo so gut wie niemand drunter gerät, dann wird einem sehr schnell klar, dass die Gutverdiener eigentlich prozentual WENIGER (!) Steuern zahlen als die Niedrigverdiener. In meinem vereinfachten Beispiel führt das zu der absurden Situation, dass ich dem Gutverdiener (5000 Euro) einen niedrigeren Prozentsatz geben muss als dem 3000 Euro Verdiener, damit es halbwegs den jetzigen Zustand widerspiegelt.
Heute haben wir also ein "de Facto Grundeinkommen" von ca. 800 Euro mit Steuererleichterungen für Gutverdiener. Ein eigentlich verfassungswidriges System. Ein BGE mit einem reformierten Steuersystem (Im einfachsten Falle eine negative Einkommenssteuer mit einem BGE von 800 Euro und einer Flat Tax von 50%) würde zwar durchaus zu Mehrbelastungen für viele Gutverdiener führen, würde insgesamt aber zu einer Normalisierung und einer besseren Verteilung der Lasten führen.
Du sagst, dass sich wegen dieser leichten Mehrbelastung für einige Gutverdiener diese in die Hängematte setzen. Das bezweifel ich, dass jemand sich mit 800 Euro monatlich zufrieden gibt nur weil er 3800 statt 3900 Euro Netto hat. Aber im jetzigen System ist es ganz konkret so, dass es Unmengen Menschen gibt denen ganz klar gesagt wird, sei es von ihren Verwandten oder von Menschen vom Amt "Es lohnt sich für Sie nicht diesen Job anzunehmen, weil sie mit Hartz4 genausoviel haben".
Fazit: Du hast Angst davor, dass Leute wegen "Mehrbelastung" nicht arbeiten. DU müsstest deshalb am ehesten für eine Änderung des jetzigen Systems sein! Denn im jetzigen System ist es eben gerade so, dass jemand der 1000 Euro dazuverdienen könnte es nicht tut weil er kaum mehr hat als mit Hartz4. Siehe auch solche Artikel:
https://www.handelsblatt.com/politik/de ... QJCAjd-ap4
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.